Kitabı oku: «Ein Kampf um Rom», sayfa 70
FÜNFUNDZWANZIGSTES KAPITEL
Und gewaltig wahrlich war dieses Heer des Narses.
Der zähe, geizige Sparer Justinian hatte diesmal nicht gespart: mit vollen Händen hatte er gespendet. Seine aus Kleinlichem und Großartigem seltsam gemischte Natur schien für dies Unternehmen das Kleinliche völlig abgestreift zu haben. Die großen Erschütterungen in der Hauptstadt, an seinem Hofe, hatten ihn wachgerüttelt. Klar hatte sein heller, diplomatischer Kopf, viel mehr für die äußere Politik als für die Verwaltung angelegt, die ganze Bedeutung der gotischen Gefahr erkannt. Der Vorwurf, daß er durch unnötige Angriffe diese brennende Gefahr erst heraufbeschworen, machte ihm die Unterdrückung zur Pflicht.
»Er haßte den Namen der Goten und gelobte, sie auszutilgen aus dem Reich«, schrieb damals Prokop.
In schonungslosen herben Worten hatte ihm Narses diese Pflicht eingeschärft, und zugleich die klügsten Ratschläge zu ihrer Erfüllung beigefügt. »Nur Germanen schlagen diese Germanen«, hatte er gerufen. »Ich brauche zu den Söldnern aus Asien die germanische Waldeskraft, die Goten zu brechen. Lange hab’ ich gewarnt, diese friedlichen Männer aufzustören, die uns nicht bedrohten: die Perser, die wahrhaft gefährlichen abzuwehren. Du hast nicht gehört. Jetzt, da sie zum Angriff übergegangen, jetzt sind sie die gefährlichsten: — gefährlicher als die Perser, mit welchen sie übrigens schon im Bunde stehen. Jetzt müssen sie vernichtet werden um jeden Preis, denn sie haben die Schwäche deines Reiches entdeckt. Jetzt also: Germanenkraft herbei, Germanenkraft zu brechen. Ich habe ein tapfres Volk an der Hand mit einem Königssohn, heißhungrig der Eroberung.«
»Wer ist’s?«
»Das ist mein Geheimnis. Wildkühne Scharen aus ihnen werb’ ich selbst als meine Leibwächter. Aber das reicht nicht. Franken, Heruler, Gepiden müssen helfen. Den Franken bestätigst du, was du ihnen doch nicht entreißen kannst: ihre neuen Erwerbungen in Südgallien, Massilia und Arelate.«
»Ich gebe ihnen dazu das Recht, Geldmünzen mit dem Bilde ihrer Könige zu schlagen, das schmeichelt ihrer kindischen Eitelkeit: der Fürsten und des Volks. König Theudebert zu Mettis, den, wie Childebert von Paris, dieser Totila gewonnen, ist gestorben: sein junger Erbe Theudebald bedarf unserer Gnade.«
»Den Herulern, diesen immer hungrigen Soldläufern, gib ein Stück Dacien bei Singidunum: — haufenweise schicken sie dir dafür ihre bösen Buben zu. Mit den Gepiden, so viele ihrer die Langobarden noch übriggelassen, schließe Frieden. Gib ihnen Sirmium zurück, dann helfen sie dir schon aus altem Haß gegen die Landsleute von Theoderich und Witichis.«
»So viele Zugeständnisse... —«
»Wir nehmen ihnen ja bald alles wieder ab, unsern Hunden, mit denen wir den gotischen Löwen jagen: aber erst muß er nieder mit ihrer Hilfe.«
Und er hatte den Beherrscher der Romäer vollständig gewonnen und überzeugt.
Alle Mittel des kaiserlichen Thesaurus, den der kaiserliche Geizhals immer, jammernd, als völlig leer hingestellt hatte, wurden verschwenderisch an Narses gespendet. Und dieser nicht bescheidne Heischer staunte nun selbst über die Fülle der bisher sorgfältig geheimgehaltnen Schätze.
Der große Krieg mit Persien, der kleine mit allen Nachbarvölkern wurde sofort, mit Opfern, beendet. Die erprobten Veteranen, die seit Jahrzehnten unter Belisar und Narses in Asien und Europa gedient, wurden so verfügbar gegen die Goten.
Und die nämlichen Feinde, die sie bis dahin bekämpft: Perser, Sarazenen, Mauren, Hunnen, Sclavenen, Gepiden, Heruler, Franken, Bulgaren, Awaren, stellten plötzlich Söldner gegen hohe Jahrgelder.
Aus Thrakien und Illyrien wurden alle Waffenfähigen ausgehoben: dreitausend herulische Reiter unter Vulkaris und Wilmuth, siebentausend Perser, eine Gefolgschaft erlesenster Gepiden — hundertundfünfzig wilde Abenteurer unter Asbad, — wurden geworben, zehntausend Mann Fußvolk aus allen Provinzen des fränkischen Reichs, Franken, Burgunden, Alamannen, stellten die Merowinger von Parissi, Mettis und Aurelianum.
Ferner konnte Narses, außer seinen eignen vorzüglich von ihm geschulten Unterfeldherren, diesmal auch die besten Heerführer Belisars verwenden, die früher nie unter Narses gedient: die rätselhafte Aussöhnung der beiden großen Nebenbuhler und der an allen Grenzen gesicherte Friede machte die Vereinigung wie der besten Truppen so der erfahrensten Führer in Italien möglich.
So befehligten unter Narses die beiden ausgezeichneten und innig befreundeten Archonten Orestes und Liberius, die man in Byzanz wegen dieser zärtlichen Freundschaft Orestes und Pylades zu nennen pflegte, ihr eifriges Zusammenwirken in allen Aufgaben machte die Freundschaft auch militärisch wichtig: — aber freilich, in der Schlacht von Taginä sollte sich diese Liebe einmal als übelwirkend erweisen.
Ferner Cabades, des vorletzten gleichnamigen Perserkönigs Neffe, der längst mit vielen Persern sich dem Kaiser unterworfen, Johannes, Basiliskos, Valerianus, Vitalianus, Justinus, Paulus, Dagisthäos, Anzalas der Armenier: — lauter hervorragende Führer. Das vor Portus kreuzende, Rom beobachtende Geschwader und Heer führte Armatus, das zwischen Sizilien und Neapolis wachende Dorotheos.
So waren es hunderttausend Mann, die unter Narses und Cethegus bei Caprä den Goten gegenüberstanden, während Rom und Neapolis durch weitere zwanzigtausend bedroht wurden.
Zahlen aber hatte König Totila entfernt nicht mehr die Streitkräfte entgegenzustellen, die dereinst Witichis, im ganzen hundertundsechzig Tausendschaften, aufgebracht.
Die Lücken, die der Krieg, die großen allein siebzig Tausendschaften betragenden Verluste vor Rom, dann die Seuchen, der Hunger, die Gefangennehmungen zu Ravenna und zu Senogallia in das gotische Volksheer gerissen hatten, waren nicht wieder ersetzt worden durch die italischen Colonen, die Totila nur dann einreihte, wenn sie es forderten.
So betrug die ganze Macht des Königs etwa siebzig Tausendschaften, von welchen zehn unterhalb Roms zur Abwehr der beiden drohenden Landungen belassen werden mußten unter Herzog Guntharis und Graf Grippa: ungefähr zehn andre Tausendschaften aber wurden durch die — verlornen — Besatzungen in Griechenland und auf den Inseln sowie in den Städten und Burgen Italiens und Dalmatiens abgezogen, die zum Teil schon in des Narses Hand gefallen, getötet oder außer Land geschafft waren.
Es waren also nicht mehr als etwa fünfzig Tausendschaften, die König Totila der doppelt starken Macht der Feinde bei Taginä entgegenführte.
Als Cethegus dies Zahlenverhältnis dem Oberfeldherrn verrechnete, sagte dieser: »Mein großer Freund Belisar hat oft mit der Minderzahl gesiegt, ist aber noch öfter von der Mehrzahl — wie billig — geschlagen worden. Ich, Narses, habe meinen Ruhm nur darin gesucht, jedesmal zu siegen, obzwar nicht mit der Minderzahl. Und diesen bescheidneren, aber zweckmäßigeren Ruhm hab’ ich erreicht. Er wird mir auch diesmal nicht entgehn.«
Auch in dem Lager der Goten erkannte man die Überlegenheit der Byzantiner: es fehlte nicht an Stimmen in des Königs Kriegsrat, welche die offne Feldschlacht zu vermeiden und den Rückzug in die noch von den Goten besetzten Städte, ein Hinschleppen des Kampfes durch zähe Verteidigung rieten. Aber der König verwarf diesen Rat aus guten Gründen und beschloß, bei Taginä zu schlagen.
Mit banger Ahnung hatte Valeria allmählich erraten, daß die Entscheidung gerade hier fallen werde, in dem Tal ihrer Sorgen und Schmerzen.
Der König hatte auch den übrigen, das Volksheer begleitenden Frauen, darunter den Neuvermählten Gotho und Liuta, das Kloster und die Kapelle auf den beiden Hügeln im Rücken des Heeres bei »spes bonorum« als den angemessensten und sichersten Aufenthalt angewiesen: — selbst im Fall des Sieges der Feinde gewährten diese katholischen Kultstätten gegenüber den katholischen Überwindern noch am ehesten Schutz.
Das Lager des Königs und die durch dasselbe gedeckten Gebiete wurden aber täglich mehr angefüllt von Angehörigen des Gotenvolks jedes Alters und Geschlechts, die aus den von Narses bedrohten oder durchzogenen Gegenden nach Süden flüchteten: denn das furchtbare System der Ausrottung alles gotischen Lebens, das der Gewaltige verfolgte, war alsbald schrecklich bekannt geworden und jagte die entsetzten Goten in banger Verzweiflung auf, bevor auch über sie hin der eherne Wagen der Austilgung rollte.
Sie erkannten, daß ein Vernichtungskrieg gegen ihr gesamtes Volkstum, nicht nur ein politischer Streit hier geführt werde. Nicht nur die gotischen Krieger, alle Tropfen gotischen Blutes waren die von Narses bedrohten Feinde.
Dazu kam, daß nun auch die Italier diese Natur und Absicht des jetzt erneuten Kampfes erkannten: und nun brach auch in ihnen der alte Barbarenhaß, der Gegensatz des Blutes und des Glaubens, wieder aus: die Versöhnung nach der Kriegsnot und durch die Milde des Friedenskönigs war erzwungen und künstlich — die Ausnahme — gewesen: nun kehrte das Natürliche, die Regel, der Haß wieder. Überall, wo sie sich durch die »Romäer« gesichert glaubten, zeigten diesen die Italier die Wohnstätten oder Verstecke der gotischen Familien an oder lieferten sie gleich selbst in die Gefangenschaft.
So also war es nicht mehr möglich, wie in dem belisarischen Feldzug, daß die Goten-Siedlungen sich vor der vorüberbrausenden Woge des Krieges duckend verbargen, und, nachdem sie weitergestürmt, wieder emporrichteten, wie Halme nach dem Gewitterwind: — nein, so weit Narses kam, kam der Gotenuntergang, und war er weitergezogen, war hinter ihm ausgetilgt das Gotentum.
Daher wurde denn, was noch flüchten konnte, was entronnen war vor der wandelnden Mauer der Vernichtung, von Norden nach Süden in des Königs Lager gedrängt: es nahm der Krieg den Charakter der alten Kämpfe eines Wandervolkes an, dessen Geschick an Schlacht und Lager gebunden war: die Wagenburg der ineinandergeschobenen Karren, welche die Zelte trugen, die einzige Heimat: es war nicht mehr die Verteidigung eines vom Feinde bedrohten Landes und der friedlichen Einwohner durch ein Heer: denn außer dem Lager des Königs und dem von diesem gedeckten Lande gab es fast keine Goten mehr in Italien. Totila ließ, schon um der Hungergefahr zu steuern, welche die Anhäufung solcher Massen Volkes in und hinter dem Lager herbeiführen mußte, die unwehrhafte Menge weiter nach dem Süden führen und verteilen.
Als den König auf einem Erkundungsritt über die Höhen dicht an der »Spes bonorum« vorüber der junge Herzog Adalgoth jenes Abends erinnerte, da sie zuerst die Kapelle besuchten, lächelte jener: »Jawohl — da ich mir die Grabesstätte wählte bei Numa Pompilius. Nun gut: falle ich hier, habt ihr mich nicht weit zu tragen.«
Aber im Grunde seines Herzens war der König nicht ohne Sorge über den Ausgang der hier sich langsam vorbereitenden Schlacht.
Ihn beunruhigte der Mangel an Reiterei: der größere Teil seiner Berittenen stand bei den Truppen von Guntharis und Grippa. Den tapfern Langobarden auf ihren starken Gäulen im Lager des Narses hatte der König keine an Zahl entsprechende Waffe entgegenzustellen.
Aber gerade diesem Mangel schien das alte Glück des Königs abhelfen zu wollen.
SIEBENUNDZWANZIGSTES KAPITEL
In den Gotenzelten gingen schon seit mehreren Tagen dunkle Gerüchte von der Annäherung neuer Hilfsscharen von Osten her, die zugewanderte Goten meldeten.
Der König wußte von keinem Zuzug aus jener Richtung und sandte deshalb vorsichtig, einem etwaigen Flankenangriff der Byzantiner zu begegnen, Graf Thorismut, Wisand, den Bandalarius, und den jungen Adalgoth mit einigen berittenen Sajonen auf Kundschaft aus.
Aber am Tage darauf schon kamen diese zurück, und Graf Thorismut sprach frohen Angesichts, da er mit Adalgoth in das Zelt des Königs trat: »Ich bringe dir, o König, einen alten Freund zur rechten Stunde.« — »Er gleicht ganz dem Königstiger«, fiel Adalgoth ein, »den du in den letzten Zirkusspielen dem Volke zu Rom gezeigt. Nie sah ich solche Ähnlichkeit zwischen Mensch und Tier.« — »Er wird dir hochwillkommen sein — da ist er schon.«
Und vor dem König stand — Furius Ahalla, der Korse.
Er neigte das stolze, noch tiefer gebräunte Antlitz und legte die linke Hand auf die Brust »Ich grüße dich, König der Goten.«
»Willkommen, Weltumsegler, in Italien. Woher kommst du?« — »Von Tyrus.« — »Und was führt dich zurück?« — »Das, o König, kann ich nur dir vertraun.«
Auf einen Wink Totilas verließen die andern das Zelt: da faßte der Korse in fiebernder Erregung seine beiden Hände. »O sage ja, sage ja: mein Leben, — mehr als mein Leben hängt daran!«
»Was meinst du?« fragte der König, mit unwilligen Staunen zurücktretend. Die heiße, wilde, hastige Art des Mannes war seiner Natur sehr entgegen.
»Sage ja: du bist mit des Westgotenkönigs Agila Tochter verlobt? — Valeria ist frei?«
Der König furchte die Stirn und schüttelte zürnend das Haupt. Aber ehe er sprechen konnte, fuhr der Korse in heftiger Erregung fort: »Staune nicht — frage nicht! Ja: ich liebe Valeria mit aller Glut, fast hass’ ich sie: — so lieb’ ich sie. Ich warb um sie vor Jahren. Ich erfuhr, sie sei dein: — vor dir trat ich zurück: — erwürgt hätt’ ich jeden andern mit diesen Händen. Ich eilte fort, ich stürzte mich in Indien, in Ägypten in neue Gefahren, Abenteuer, Schrecknisse, Genüsse. Umsonst. Ihr Bild blieb unvermischt in meiner Seele. Höllenqualen der Entbehrung erlitt ich um sie. Ich dürstete nach ihr wie der Panther nach Blut. Und ich verfluchte sie, dich und mich. Und ich wähnte, längst sei sie dein geworden.
Da traf ich im Hafen von Alexandria auf westgotische Schiffe aus Spanien, und die Männer, alte Handelsfreunde von Valerius und mir, erzählten von deiner Erhebung zum König: und als ich nach Valeria, deiner Königin, forschte, beteuerten sie, du seist unvermählt, und sie fügten bei, ihr König Agila habe dir seine Tochter und ein Waffenbündnis angetragen gegen Byzanz: du habest das angenommen. Aber vor allem, wiederholten sie — ja, sie beschworen es, da ich zweifelnd in sie drang — du seiest unvermählt, und deine frühere Braut Valeria, die ihnen sehr wohl bekannt, lebe einsam zu Taginä.
‘Valeria frei!’ jauchzte alles in mir auf. Noch dieselbe Nacht lichtete ich die Anker meiner Schiffe, nach Italien zu eilen. Auf der Höhe vor Kreta stieß ich auf ein stattliches Geschwader. Es waren persische Reiter, die Justinian geworben und auf Kauffahrteischiffen nach Italien gegen dich senden wollte unter ihrem Häuptling Isdigerdes, meinen alten Bekannten. Von ihnen erfuhr ich, mit welch’ gewaltiger Macht Narses dich bedrohe.
Und nun, König Totila, beschloß ich, die alte Dankesschuld zu zahlen.
Es gelang mir, indem ich das Doppelte bot, Isdigerd und seine Reiter — es sind ganz auserlesene Scharen, — in meinen Sold zu gewinnen, und ich führe sie dir zu: wie ich von deinen Grafen höre, zu höchst erwünschter Verstärkung. Es sind mehr als zweitausend Pferde.«
»Sie sind sehr willkommen«, sprach Totila erfreut, »ich danke dir.«
»Daß du noch unvermählt, ward mir bestätigt«, fuhrt der Korse fort — »aber — sie sagen — Valeria sei nicht frei — sie sei noch immer —: ich wollt’ es, konnt’ es, kann es nicht glauben — kann nicht die Hoffnung — nein, nein, schüttle nicht das Haupt. — Ich beschwöre dich: sage ja, sie ist frei.« — Und wieder griff er nach des Königs Händen.
Aber dieser machte sich los, nicht ohne Zeichen des Zornes. »Noch immer die alte, verderbliche, unbändige Glut! Wann erkaltet die Lava? Noch immer — ja, der Sänger hat recht: — die unheimliche Art des Tigers — man kann jeden Augenblick den Sprung im Nacken spüren.«
»Predige nicht, Gote«, zürnte der Korse, »sage ja oder nein — ist Valeria... —?«
»Mein ist Valeria«, rief heftig der König, »mein jetzt und ewig.«
Da stieß der Korse einen Schrei des Schmerzes, des Ingrimms aus und schlug sich beide Fäuste mörderisch an die Stirn. Dann warf er sich auf das Feldbett des Zeltes, schüttelte den Kopf auf den Kissen hin und her und stieß ein dumpfes Stöhnen aus.
Eine Weile sah ihm Totila mit schweigendem Staunen zu: endlich trat er zu ihm und hielt seine Rechte fest, die seine Brust zerhämmerte. »Fasse dich doch! Bist du ein Mann oder ein pfeilwunder Eber? Ist das manneswürdig, menschenwürdig? Ich dächte: du hast es mit Schmerzen gelernt, wohin sie führt, deine sinnlose Wut.«
Laut schreiend fuhr Ahalla auf, die Hand am Dolch.
»Ah, du bist es, der so sprach — der mich mahnt. Du allein darfst es: du allein kannst es! Aber ich sage dir: — tu’s doch nicht wieder. Ich kann es auch von dir nicht tragen. Oh, du solltest nicht schelten, beklagen solltest du mich.
Was wißt ihr Nordlandherzen von der Glut in diesen Adern! Was ihr lieben nennt, ist mattes Sterngeflimmer. Mein Lieben ist brennendes Feuer — ja Lava, du hast recht: — wie mein Haß. Wüßtest du, wie ich um sie gelitten, wie ich aufgeglüht in Hoffnung, wie ich dich segnete und liebte und nun — alles dahin.« Und abermals begann er zu toben.
»Ich fasse dich nicht«, sprach Totila streng, im Zelte auf und nieder schreitend und den Tobenden sich selbst überlassend. »Du hast eine niedere Art, vom Weib zu denken.«
»Totila!«.drohte der Korse.
»Ja, eine niedere, gemeine Art. Wie von einer Ware, einem Roß etwa, das der zweite haben kann, wenn es der erste nicht festhält. Hat ein Weib keine Seele, nicht Willen und Wahl?
Und wähnst du denn, wenn ich wirklich mit einer andern vermählt oder gestorben wäre, glaubst du denn, Valeria würde dann ohne weiteres dein? Wir sind doch sehr verschieden von Art, Korse. Und ein Weib, das Totila geliebt, wird schwerlich sich trösten mit Furius Ahalla.«
Wie vom Blitz getroffen fuhr der Korse empor.
»Gote, du bist ja sehr stolz. Solcher Hochmut war dir früher fremd. Hat dich der goldne Reif so hochfahrend gemacht? Du wagst es, auf mich herabzusehn? Das trage ich von keinem Mann: — auch nicht von dir. Nimm zurück, was du da gesagt.«
Aber Totila zuckte die Achseln. »Die Eifersucht, die blinde Wut verwirrt dich. Ich habe gesagt: wer mich liebt, wird nicht nach mir dich lieben. Und das ist so wahr, daß selbst deine Wildheit es einsehen muß. Denke dir Valeria, die streng verhaltene, marmorne, vestalische: — und deine maßlos ungezähmte Art. Valeria ist kein weiches Syrerkind wie jene Zoe.«
»Nenne den Namen nicht«, stöhnte der Korse.
»Valeria scheut deine Wildheit: — sie hat mir selbst einmal gesagt Grauen flößest du ihr ein.«
Da sprang Furius hinzu und faßte des Königs beide Schultern mit den Händen. »Mensch — du hast ihr gesagt? Hast ihr jenes Unheil aufgedeckt? Du hast? — Dann sollst du nicht... —«
Aber Totila stieß ihn jetzt unsanft zurück. »Genug dieses unwürdigen Tobens. Nein, ich habe es ihr nicht gesagt — bis jetzt. Aber wohl hättest du’s verdient. Noch immer, nach solcher Erfahrung« — —
»Schweige davon«, drohte der Korse.
»Ohne Gewalt über dich in Liebe, Haß und Zorn.
Du packst deinen Freund an wie ein Rasender, wie ein Raubtier. Wahrlich, kennte ich nicht den edlen Kern in dir, diese Wildheit hätte mich längst von dir abgewendet. Mäßige dich oder verlasse mich.« Und der König heftete seinen leuchtenden Blick streng, nicht ohne den Ausdruck überlegener Hoheit, auf den Korsen.
Diesen Blick ertrug der Leidenschaftliche nicht. Er bedeckte die Augen mit der Hand und sprach nach einer Pause mit gebrochener Stimme: »Verzeih mir, Totila. Es ist vorbei. Aber wiederhole nicht jenen Ton, diesen Blick. Er hatte mich in jener Schreckensnacht mehr gebändigt als dein Arm. Ich scheue und hasse ihn durcheinander. Zur Sühne, wenn ich dich verletzt, will ich morgen selbst deine Schlacht mit kämpfen, an deiner Seite, wie meine Reiter.«
»Sieh, das ist dein edler Kern, Furius«, sprach der König, »daß du — trotz deiner Enttäuschung — dein Geschenk erfüllen willst. Ich danke dir nochmal. Deine Hilfe, deine Reiterschar macht mir die Durchführung eines trefflichen Schlachtplans möglich, auf den ich seufzend hatte verzichten müssen, aus Mangel an Rossen.«
»Deine Feldherren, die du zum Kriegsrat entboten«, meldete ein Sajo, »harren vor dem Zelt.« — — »Führe sie ein! Nein, Furius: du bleibst und hörst alles mit an — deine Aufgabe ist die wichtigste nach der meinen.«
»Ich bin stolz darauf und werde sie lösen, daß du zufrieden sein sollst mit dem ‘Raubtier’.«