Kitabı oku: «Friedrich Gerstecker: Reise in die Südsee», sayfa 3

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Ihre Gestalten sind im Allgemeinen – einige Ursandwicherinnen ausgenommen, die das gehörige aristokratische Gewicht haben – schlank, und ihr Gang ist leicht; auch haben die Gesichter etwas freundlich-gutmütiges, und der bunte Schmuck in den schwarzen Haaren und die dunkeln Augen unter der gelbbraunen Stirn stehen ihnen gar nicht übel.

Viel verschiedener und gemischter ist dagegen der Anzug der Männer, die man teils vollständig in europäischer Tracht, teils noch halb, in ihrem alten Kostüm, nur mit dem schmalen „Malo“ oder Lendenschurz und einem unbeschreiblich kurzen Hemd bekleidet, oder eigentlich nicht bekleidet, findet. Selbst diese letzteren aber sind Christen, und glauben nicht mehr an die Feuergöttin Pele, die in dem kochenden Krater Owaihis früher ihre Existenz hatte, sondern jetzt an den wirklich „im bodenlosen Abgrund“ und in dem „See der mit Feuer und Schwefel brennt“ lebenden Teufel, und das muss für ihre sonst rettungslos verloren gewesenen Seelen jedenfalls von sehr großer Beruhigung sein.

Wunderlich kam mir allerdings im Anfang vor, dass ich nur arbeitende Männer und müßiggehende Frauen in den Straßen der Stadt, wie in der Umgegend sah. Die Frauen scheinen sämtlich ein vollkommen ihrem Vergnügen gewidmetes Leben zu führen, während ich nur unter den Männern einzelne Häuptlinge oder „Angestellte“ sah die ebenfalls für hochgeboren genug gehalten wurden, ihre Daumen um einander herum spazieren zu jagen. Ich habe kürzlich auch einen Artikel, von Amerika ausgehend, über die Missionare dort gelesen, der diesen den eben beschriebenen Zustand zur Last legt, und sie beschuldigt die Männer zu Last- und Zugtieren zu benutzen, während sie sich von der weiblichen Bevölkerung förmliche Harems hielten; dem möchte ich aber hier widersprechen.

Ich komme mir allerdings komisch vor die Missionare in Schutz zu nehmen, mit deren Wirken und Treiben ich nun einmal durchaus nicht einverstanden bin, so viel ich aber bis jetzt draußen in der Welt über diese Menschenklasse gesehen und gehört habe, kann man ihnen, was sonst auch, doch keine auffallende und besonders öffentliche Vergehen gegen die Moralität zur Last legen. Vorzüglich auf den Sandwichsinseln, wo sie weit mehr in ehrgeizigem Streben die Macht und den Oberbefehl an sich gerissen, und eben nur durch den König, der ganz in ihren Händen war, regierten, sich dadurch aber, wie durch manche andere, wirklich gute Maßregeln, die Eifersucht und den Hass besonders roher Schiffsmannschaften zugezogen hatten, würden sie es gewiss – wenn selbst aus keinem anderen Grunde – vorsichtig vermieden haben, der Welt ein solches öffentliches Ärgernis und gerechten Stoff zu Anklagen zu geben. Vorzugsweise aber auf den Sandwichsinseln scheinen sie sich sehr streng und zurückgezogen in ihren eigenen Familien gehalten, und nirgends in solcher Art Anstoß gegeben zu haben, und selbst ihre eifrigsten Ankläger dort waren nie im Stand etwas derartiges gegen sie vorzubringen.

Ob sie sich in Wirklichkeit so frei von jeder Ausschweifung gehalten haben, ist eine andere Frage, und möchte wohl schwer zu entscheiden sein, gehört aber auch in dem Fall nicht vor den Richterstuhl der Öffentlichkeit.

Allerdings benutzen sie übrigens die halbnackten Eingeborenen zum Ziehen – selbst zum Ziehen ihrer eigenen Familie, wie ich das mit meinen eigenen Augen gesehen habe, und früher sollen die vollkommen nackten Wilden, nur mit ihrem Malo, einem drei Finger breiten Streifen Zeug bekleidet – die kleinen Handkarren mit den frommen Lehrerinnen ziemlich paradiesähnlich durch die Straßen der Stadt gezogen haben. Dagegen hat sich jedoch das Publikum, und ziemlich derb, ausgesprochen, und die Zieher tragen jetzt wenigstens ein Hemd, befinden sich aber doch noch immer, nach unsern Begriffen jedenfalls, selbst damit versehen, im tiefsten oder sehr tiefen Negligée.

Die Kanakas sind faule Arbeiter, und ihr ganzes Klima, der heiße Himmelsstrich unter dem sie wohnen, mag sie darin vollkommen entschuldigen. Die Natur, die ihnen alles, was sie zu ihrem Lebensunterhalt bedurften, im reichsten Maße bot, ohne dass sie mehr dabei zu tun hatten als eben die Hand danach auszustrecken, wollte sie nicht zu Sklaven ihres Magens oder Rückens machen. Die Weißen dachten aber anders darüber, und haben dem Insulaner mit ziemlichem Erfolg bewiesen, dass sich ihre Frauen die Tapa, die sie sonst zu Kleidern oder Schürzen benutzten und selber arbeiteten, nicht mehr anzufertigen brauchten, da ihnen die Missionare im Anfang selber Kattun zu demselben Zweck verkauften, und dass es Sünde wäre ihre Haut durch Tätowieren zu entstellen, welche Zeit sie weit nützlicher und gottgefälliger verwenden konnten Kirchen zu bauen, Häuser für die Missionare zu errichten und für ihre Häuptlinge zu arbeiten, diesen die plötzlich neu gelernten und rasch begriffenen Bedürfnisse bequemerer oder eleganterer Wohnungen und Kleider etc. leichter befriedigen zu helfen.

Der Kanaka arbeitet, aber in der Tat nur wenn er muss, und dann auch immer nur das, für den Augenblick gerade unaufschiebbarste. Es ist deshalb fast unmöglich Land mit ihnen zu bestellen um Produkte zu erbauen die einen Handelsartikel liefern sollten. Er murrt zwar nicht im mindesten bei seinem kleinen Taro Teich, in welchem die zu seinem Lebensunterhalt unumgänglich notwendige Taro- oder Palowurzel gezogen wird – damit weiß er aber auch dass er genug hat – und mehr – für andere Leute, am Ende noch gar Kartoffeln und Zuckerrohr ziehen? – weiter fehlte ihm gar nichts. Ja wenn er muss, dann ist es eine andere Sache, wenn der neue Gott ihm irgendeine Strafe durch die fremden weißen Männer auferlegt hat, oder wenn er notwendigerweise ein Haus braucht – oder seine Priester eins brauchen – oder sein Häuptling Land bestellt haben will, wo er eben nicht anders kann als gehorchen, dann freilich ist es eine andere Sache, aber ihn selber überzeugen dass er auch für sich noch andere Bedürfnisse habe als eben einen Acker mit Taro bepflanzt und ein Hemd auf dem Leib, wenn er denn nicht anders als ohne das Hemd in die Stadt kommen darf, wäre, wenn nicht eine reine Unmöglichkeit, doch mit unsagbarer Schwierigkeit verknüpft.

Die Europäer deshalb, die dort angefangen haben Ackerbau zu treiben, sehen sich auch meist genötigt ihre Arbeit selber zu verrichten, wenigstens können sie nicht auf feste Hilfe von den Eingeborenen rechnen, und so fühlbar war dieser Mangel an Kräften, trotz der noch ziemlich zahlreichen Bevölkerung, gerade damals geworden, wo die Inseln gar nicht so viel Kartoffeln, Gemüse und Früchte produzieren konnten, als Kalifornien exportirren wollte, dass die „ackerbauende Gesellschaft“ dort, ein Verein der wohlhabendsten Pflanzer Oahus – sich genötigt gesehen hatte ein Schiff nach China zu senden, Arbeiter von dort her zu bekommen.

Der Verkehr der Sandwichsinseln ist übrigens jetzt wohl der bedeutendste unter den sämtlichen Südseegruppen, und diese Inseln haben das nicht bloß ihrer Fruchtbarkeit, sondern mehr noch ihrer günstigen Lage zu danken. Nicht allein hat die Nähe Kaliforniens einen fast zauberhaften Einfluss auf den wachsenden Wohlstand und den Wert des Grundbesitzes ausgeübt, sondern die Inseln liegen auch all den Walfischfängern gerade im Kurs, welche Teils aus der Japansee – einem sehr guten Jagdgrunde – kommen, teils nach dem arktischen Ozean – dem erst seit zwei Jahren entdeckten vorzüglichsten Platz zum Fang der Polarwalfische – hinauf wollen, und hier anlaufen um Erfrischungen und sonstige Provisionen einzunehmen.

Oahu, die Insel, auf welcher die Hauptstadt Honolulu liegt, bringt übrigens die wenigsten Produkte hervor, die meisten kommen von Hawaii und Maui, und die nach Kalifornien bestimmten Schiffe laufen deshalb auch gewöhnlich an diesen Inseln an, laden dort und gehen von da ab gleich nach Francisco hinüber. Die Hauptausfuhr besteht aus Kartoffeln und etwas Kokosnüssen, Bananen und Orangen.

Eines nur ist, was manche Schiffe abhält an die Sandwichsinseln anzulaufen, wenn sie nicht notgedrungen müssen, nämlich das Desertieren der Matrosen, die nicht allein von hier aus suchen nach Kalifornien zu entkommen, sondern auch selbst auf den Inseln zu bleiben wünschen, wo guter Taglohn, besonders für Handwerker, ihrer wartet. Die Gesetze beschützen allerdings die Kapitäne darin ungemein, um das Weglaufen der Matrosen zu verhüten, können es aber doch nicht ganz verhindern. So müssen z. B. Leute, die weggelaufene Matrosen verstecken oder unterstützen, 500 Dollars Strafe bezahlen. Die Inseln liegen aber in der Tat viel zu verführerisch, Kalifornien ist zu nahe, und die Kapitäne können sehr häufig das Anlaufen derselben gar nicht vermeiden, wenn sie selbst wirklich wollten.

Ich sollte übrigens, noch ehe ich die Sandwichsinseln wieder verließ, selber erfahren, wie sehr sich sogar die Regierung für das Wiedereinfangen der Matrosen interessierte, insofern erstlich eigenes Interesse und dann auch die Missionare selber dabei beteiligt waren, denn es gibt wohl kaum noch zwei verschiedene Menschenklassen auf der weiten Gotteswelt, die sich im Allgemeinen so feindlich einander gegenüberstehen, als gerade Missionare und Matrosen oder Seeleute überhaupt. – Ausnahmen, wie sich von selbst versteht, immer angenommen.

Der Matrose ist, ich möchte fast sagen, ein geborener Feind des Missionars, und dieser weiß es – und Gnade Gott, wo zwei solche heterogene Elemente zu gleicher Zeit den armen Insulanern beschert wurden, wie dies gar häufig schon auf den verschiedenen Gruppen der Südsee stattgefunden. Augenblicklich bildeten sich dann zwei Parteien, und Mord und Blutvergießen war nur zu häufig die Folge davon. Die Missionare schilderten die Matrosen den Eingeborenen als lasterhafte, gottlose Menschen, als eine Pest der Gesellschaft und als solche von ihr ausgestoßen, und die Seeleute rechten sich dann gewöhnlich dadurch, die Priester bei den unwissenden Eingeborenen zu verdächtigen, dass sie heimliche und gefährliche Beschwörungen hätten sie krank zu machen, oder ihnen Land und Götter zu nehmen. Die Tongainseln liefern zu diesem ein treffendes Beispiel.

Mit dem „DUFF“, einem englischen Fahrzeug, das eine Menge von Missionaren über die Inseln zerstreut hat, und zu diesem Zweck sogar ausgesandt scheint, landeten auch zehn derselben auf Tongatabu (1797), wo sie schon zwei Weiße, einen Engländer und einen Irländer fanden. Bei der Ankunft des Schiffes müssen sie sich mit diesen Männern freundlich gestellt haben, denn sie dienten ihnen nicht allein zum Dolmetscher, sondern der eine warnte auch das Schiff sogar, vor einem Überfall der Wilden auf der Hut zu sein, und gab ihnen, wie sich später herausstellte, vortreffliche Ratschläge zu ihrer Niederlassung. Später aber entstanden Streitigkeiten, zuerst – wie der ehrwürdige Reisebeschreiber sagt – wegen einem eisernen Topf, den einer der Europäer von ihnen zu borgen verlangte, nachher wegen einem Ferkel, das jener gestohlen haben sollte, und hierauf setzten die Missionare, die sich in der Sprache jetzt etwas vervollkommnet hatten, die Eingeborenen in Kenntnis, dass jene Weißen, denen sie Schutz verliehen, früher in ihrem eigenen Vaterland sehr schlechte Menschen gewesen seien (sie haben später behauptet, sie wären von Sidney dorthin entkommen) und sich nun vor der übrigen Weißen versteckt halten müssten. Die Europäer, die auch möglicherweise Deportierte sein mochten, obgleich das noch nicht so vollkommen die „schlechten Menschen“ in sich schloss – erzählten dagegen den Häuptlingen, die Missionare seien Männer vom König von England ausgesandt, die Pest auf die Insel zu bringen (es ist wahrscheinlicher, dass sie ihn gewarnt haben, sie wollten die Insel später in Besitz nehmen) und es sei deshalb, dass sie sich so oft miteinander einschlössen und ihre Beschwörungen sängen. – Ein Reisender erzählt nun, die Missionare wären alle von den Wilden erschlagen worden, es ist das aber nicht korrekt; drei wurden allerdings, nach zehn Jahren etwa, ermordet, die übrigen zogen aber auf eine andere Insel, und es scheint, dass sie die Insulaner überredeten, die beiden Weißen an das rückkehrende Schiff „DUFF“ abzuliefern. Den einen, Conelly, der vorher ihr Dolmetscher und Ratgeber gewesen, fingen sie auch, der andere flüchtete in das Innere und wurde später erschlagen.

Doch das ist nur ein Beispiel von Tausenden und lässt sich auch ungemein leicht erklären. Die Missionare, sobald sie einmal anfangen die Eingeborenen zu bekehren, verlangen von ihnen, wie sich das von selbst versteht, unbedingte Unterwerfung unter ihre Gesetze, die ihrer Aussage nach alle, ohne Ausnahme, von dem höchsten Wesen selber direkt ausgehen; Moses tat ja dasselbe, schon einige tausend Jahre vor ihnen, und die einzelnen Seeleute, die sich dann auf der Insel finden, müssen ihnen etwas derartiges ungemein erschweren, da sie sich, was die Insulaner gewöhnlich zu allererst in Erstaunen setzte, gar nicht um den von ihnen sogenannten „Gott der Weißen“ bekümmern, keiner Betversammlung mit beiwohnen, oder auch wohl noch gar den Missionaren direkt entgegenwirken. Solche Menschen müssen dann unter jeder Bedingung entfernt oder unschädlich gemacht werden, und es sind da schon oft wunderliche Dinge vorgekommen.

Es lässt sich deshalb denken, dass diese Leute alles aufbieten, was ihnen zu Gebote steht, Matrosen oder anders Gläubige von ihrem Aufenthaltsort entfernt zu halten, und ich kann ihnen das von ihrem Standpunkt aus auch eigentlich gar nicht verdenken; es ist nur ein Akt der Selbsterhaltung – und dient ja allein zum Seelenheil der Insulaner.

Mögen aber nun die protestantischen Missionare, was sie allerdings stets leugnen wollen, die eigentlichen regierenden Herren dieser Inseln sein, oder vielmehr gewesen sein oder nicht, denn die Nähe Kaliforniens und Frankreichs Kriegsschiffe haben darin eine wesentliche Veränderung hervorgebracht, soviel ist gewiss, in der Stadt selber herrscht eine musterhafte Ordnung, und nicht wenig trägt dazu die hohe Einfuhr auf spirituöse Getränke (5 Dollars auf die Gallone) mit bei, wie die Schwierigkeit, die es hat, Erlaubnis zum einzelnen Ausschenken zu bekommen. Natürlich ist dabei auch das Genus „Polizeidiener“ sehr bedeutend vertreten, und ich habe an dem oberen Markt der Stadt einmal 23 – sage dreiundzwanzig – in einer Reihe und an einer Plankenwand lehnen sehen, während noch außerdem eine unbestimmte Anzahl ihrer Kollegen ab- und zu schwärmte. Ihre Tracht ist einfach und gleichförmig: kurze dunkle Jacke, lichte Beinkleider, Schuhe und Mütze, an welcher letzteren das Wort „Police“ mit schwarzen Buchstaben auf gelbem Grunde glänzt.

Weniger organisiert scheint das „stehende Heer“ des jungen Staates, und die Regierung ist auch gerade nicht durch das Betragen der fremden Kriegsschiffe ermutigt worden, viel auf seinen Verteidigungszustand zu wenden. Einer gegen sie anrückenden Flotte zu widerstehen, dazu würden die Mittel des erst „neugeborenen Königreichs“ nicht ausreichen, und die Soldaten nur zum Staat zu haben, dazu sind die jetzt am Staatsruder stehenden Männer zu vernünftig.

Man hat auch eigentlich gar keine Verwendung dort für die Soldaten, denn die Polizeidiener sind vollkommen ausreichend, und wo diese nichts mehr ausrichten können, würde auch wahrscheinlich die ganze „Linie“ ohne Erfolg verwendet werden. Vor dem Fort steht übrigens gewöhnlich ein Exemplar davon als Probe, in der Gestalt der Schildwache, und die warme Witterung mag den „grauen Krieger“ entschuldigen, wenn er beim Auf- und Abmarschiren vor dem Tor die schwere Flinte nicht immer im Arm hat, sondern das „Todesrohr“ friedlich in der Ecke des breiten Torweges ruhen lässt, ja es, der Ehrlichkeit seiner Mitbürger vertrauend, nicht einmal an sich nimmt, wenn er Fremde in den innere Teil des Hofraumes begleitet.

Die Uniform ist durchschnittlich blau mit roten oder anderen Aufschlägen, Hosen unbestimmt, Mütze etwas hoch oben auf dem buschigen Haar. Exerziert wird mit einer, manchmal auch mit zwei Musketen, eine auf der rechten Schulter, die andere in der linken Hand; Seitengewehr fehlt. Besondere Kennzeichen gar keine.

Eines aber hat mich gefreut, und liebe alte Erinnerungen – Erinnerungen, aus meiner Schul- und Jugendzeit in mir erweckt – einen wilden Leipziger Stadtsoldaten; blau mit gelben Aufschlägen, und noch jung, in seinem besten Alter, nur etwas gelbbraun, habe ich hier gefunden. Wie er hier hergekommen ist, weiß ich freilich nicht. Man sagt, dass Insulaner von den Inseln manchmal in einem Kanu Hunderte von Meilen weit verschlagen und an fremde Küsten getrieben wurden – die Leipziger Stadtsoldaten wohnten dicht an der Pleiße – sollte er vielleicht in einem Schilderhaus? . . . doch das sind nur Vermutungen, und die gehören eigentlich nicht hierher.

Als ich mir übrigens in Honolulu einige scherzhafte Bemerkungen über das stehende Heer der Sandwichsinseln erlaubte, wäre ich beinah schön angekommen. Ein Amerikaner hörte es, und da er nach meiner Aussprache wohl erkannte, was für ein Landsmann ich sei, fragte mich der Mann, wie ich, als Deutscher, mich noch über etwas lustig machen könne, das dem Lande eher zur Ehre, als zur Schande gereiche. – „Was hat Ihnen jetzt in Deutschland Ihr stehendes Heer genützt?“ rief er endlich, in immer größeren Eifer geratend – „was hat es ausgerichtet gerade da, wo es galt, einen wirklichen Feind des Landes zu bekämpfen? – wozu ist es so lange gerade von dem Marke des Landes –“

Ich fiel dem Mann in die Rede und um den Hals, und bat ihn, doch wenigstens Rücksicht auf meinen königlich sächsischen Pass zu nehmen, er machte sich aber los von mir und brummte:

„Ach was schert mich Ihr Pass“, – die Amerikaner sind dafür berühmt, dass sie auf gar nichts Rücksichten nehmen – „mich ärgert es nur, wenn mir das unschuldige Kriegswesen hier verhöhnt wird. – Da“, fuhr er plötzlich fort und zeigte auf einen gerade vorbeigehenden Krieger – „sehen Sie den Mann an, glauben Sie, der – trotzdem dass er das Loch in der Hose hat, was er sich allerdings hätte flicken können – würde sich je für was anderes halten, weil ihm der Gouverneur eine Uniform mit einem gelben Kragen gegeben hat? – nie – und das ist nur ein Kanaka – und da wollen sie ein stehendes Heer verteidigen?“

Er nahm plötzlich seinen Hut, drückte ihn sich fast bis über die Augen in die Stirn und lief, noch immer in vollem Zorn die Straße hinunter. Was der Mensch für verworrene Begriffe über Deutschland und Politik hatte. Doch ich ließ ihn laufen und betrat lieber das Fort, um auch das Innere, denn das Äußere schaute eben nicht viel versprechend aus, zu besehen. Im Inneren sah es aber noch viel schlimmer aus wie draußen, und traurig war da der Anblick dieses kleinen Forts, das vor einem Jahr etwa von der Mannschaft eines französischen Kriegsschiffes – ich glaube des „VINCENNES“ – gestürmt und dessen Kanonen vernagelt wurden. Die Ursache war die erhöhte Steuer auf Brandy und sonstige Spirituosen (welche seit der Zeit sämtlich 5 Dollars pro Gallone, die Gallone etwa zu 5 Flaschen, Steuer zahlen).

Ein französisches Schiff hatte diese Steuer umgehen wollen und geschmuggelt, war aber ertappt und französisches Eigentum dafür konfissiert worden. Das französische Kriegsschiff handelte, indem es die Partei eines Landsmanns nahm, der gegen die Gesetze des Landes gefehlt hatte, in dem er sich befand, und dafür rechtlicherweise bestraft war, vollkommen ungerecht, außerdem betrug es sich gegen eine Macht, die sich ihm gar nicht widersetzen konnte, so ungroßmütig und roh als möglich. Es beabsichtigte sogar die Stadt zu beschießen, wobei Hunderte von Unschuldigen ihr Leben oder doch ihr Eigentum verloren hätten, die Kranken eines amerikanischen Kriegsschiffes befanden sich aber gerade in der Stadt, und der Kapitän desselben wollte auf die Mahnung des Franzosen diese nicht an Bord nehmen, sondern pflanzte seine Flagge vor dem Haus auf, und dieser bombardierte jetzt die Stadt nicht, sondern sandte seine Leute an Land, ließ das Fort stürmen – das, glaube ich, nicht einmal einen Schuss feuerte – und ruinierte nicht allein die Kanonen desselben gänzlich, die noch jetzt alle mit ihren zerbrochenen Lafetten und abgeschlagenen Richtstücken im traurigsten Zustande liegen, sondern „konfissierte“ auch, wie er es nannte (auf festem Lande würde man es stehlen nennen) den Kriegsschoner des Königs Kamehameha, der ihm etwa 15.000 Dollars gekostet haben soll, und machte dem armen Monarchen auf solche Art begreiflich, dass Frankreich ihm keineswegs das Recht zugestände, die von ihm gegebenen Gesetze auch in Kraft zu erhalten.

Das muss ich übrigens hier noch bemerken, dass diese letzte französische Gewalttat ihren Anlass nicht allein in der Brandysteuer hatte, sondern dass ihr noch ältere „Missverständnisse“ zum Grunde lagen, in denen die Franzosen allerdings das Recht auf ihrer Seite hatten.

Die Sache genau auseinanderzusetzen, dazu ist hier nicht der Raum; nur folgendes möge der Leser zu allgemeiner Verständigung wissen.

Die amerikanischen protestantischen Missionare hatten zuerst auf all diesen Inseln die Eingeborenen zum Christentum bekehrt, und sich mit der Verwandlung ihrer Sprache in eine Schriftsprache und der Übersetzung der Bibel wie mancher anderen Bücher in dieselbe viele Mühe gegeben. Als nun später, zu verschiedenen Zeiten, französische Missionare ebenfalls ihren Wohnsitz dort aufschlagen wollten, um den zum Teil noch heidnischen Eingeborenen auch den Segen der katholischen Religion zukommen zu lassen, so stellten sich die protestantischen Geistlichen nicht etwa auf die Hinterfüße gegen die neue, und ihnen so gefährliche Sekte, nein, allen ihren späteren Verteidigungen nach versicherten sie auf das Heiligste, dass sie sich vollkommen neutral verhalten hätten, und der Missionar Bingham schreibt sogar sehr naiv: „Die frommen Brüder damals hätten nur nicht gewusst, ob sie für diese neue geistliche Lehre mit gutem Gewissen von Gott Gedeihen erbitten sollten“ (und nun sage mir noch jemand etwas gegen die Jesuiten) aber sie steckten sich in ihren Privatbesuchen hinter den König, und besonders hinter die Königin, und ließen die Katholiken, die sie mit bedauerndem Achselzucken dem Volke als „christliche Götzenanbeter“ schilderten, wieder aus dem Lande jagen, während die Insulaner, die sich öffentlich zu dieser neuen Lehre bekannt hatten, teils mit Gefängnis, teils mit öffentlichen Arbeiten bestraft wurden.

Es wird mir wahrhaft nicht einfallen zu erörtern,, welche von beiden Konfessionen, die protestantische oder die katholische, den Vorzug verdiente, und ob die protestantischen Geistlichen wirklich nur zum Besten ihrer „interessanten“ Eingeborenen den katholischen Glauben von den Sandwichsinseln entfernt zu halten wünschten (die sonst so bibelfesten und alles nur mit der Bibel beweisenden und fortwährend Bibelstellen zitierenden Herren schienen ganz die Worte: „Prüfet alles und das Beste behaltet!“ vergessen zu haben) während die Katholiken, hätte ihnen nur das Seelenheil der Insulaner am Herzen gelegen, ebenfalls recht gut wissen mussten, wie konfus diese armen Teufel wurden, wenn man ihnen zu gleicher Zeit zwei ganz verschiedene christliche Religionen anbot. So viel aber ist sicher, es geschah, die Katholiken wurden vertrieben und die Folge davon war, dass Monsieur La Place, Kapitän der französischen Fregatte „ARTEMISE“, mit Gewalt französische Missionare (im Jahr 1839) ans Land setzte, und nach der folgenden Klausel in dem Vertrag, den er dem König unter Androhung von Beschießung der Stadt vorlegte, auch noch 20.000 Dollars als Kaution für das künftige gute Betragen der Inseln mitnahm: „dass der König der Sandwichsinseln den Händen des Kapitäns der „ARTEMISE“ 20.000 Dollars als Bürgschaft gebe, wie sein künftiges Betragen gegen Frankreich sein soll; welche Summe ihm die Regierung zurückzahlen wird, sobald sie zu der Überzeugung gekommen ist, dass der vorliegende Vertrag getreu erfüllt wurde.“

Die französische Regierung ist übrigens bis jetzt wahrscheinlich noch nicht zu der Überzeugung gelangt; die 20.000 Dollars sind wenigstens noch nicht an die Sandwichsinseln zurückgezahlt worden. Armer Kamehameha, ich fürchte, sie wird sich jetzt sehr schwer überzeugen lassen!

Auf diese letzte Gewalttat der Franzosen sandte die Regierung der Sandwichsinseln den jungen Prinzen mit einem Begleiter, dem Finanzminister, nach England und Amerika, dort wo möglich Schutz und Genugtuung zu bekommen. England und Amerika haben sich aber nicht, wie es scheint, mit der etwas delikaten und gefährlichen Sache befassen wollen; die Abgesandten kehrten unverrichteter Dinge wieder zurück, und es blieb wie es war.

Die hohe Steuer auf Spirituosen indessen ist trotz aller französischen Drohungen geblieben, und ward auch dies von den Missionaren bewirkt, was ich glaube, so kann man es ihnen, meiner Meinung nach, nur Dank wissen. Spirituöse Getränke sind gewiss für alle wilden Völker Gift, und die nordamerikanischen Insulaner haben das leider genugsam erfahren. Hier habe ich nicht einen einzigen betrunkenen Eingeborenen gesehen, ja selbst nicht einmal einen betrunkenen Matrosen, obgleich das schon manchmal vorkommen soll. Ganz verboten sind Wein und Spirituosen allerdings nicht, aber die wenigen Trinkhäuser dürfen nicht dicht am Wasser sein, sondern sind weiter oben in der Stadt, und dadurch wird es den landenden Bootsleuten etwas erschwert, sich rasch einen Rausch anzutrinken, und die Gasthäuser, wenn sie nicht ganz besondere – und ich glaube sehr teure – „Lizenz“ dafür haben, dürfen nicht glasweise ausschenken.

Nach jenem letzten für die Stadt so unglücklichen Besuch der französischen Fregatte, war kein französisches Kriegsschiff mehr eingelaufen; gerade während meiner Anwesenheit auf Oahu kam aber auf einmal die Kanaka-Bevölkerung in die größte Bewegung, und das rasche Hin- und Herlaufen Einzelner wie ihre lebhaften Reden und Gestikulationen kündeten etwas außergewöhnliches an. Es war dies denn auch in der Tat nichts geringeres als ein französisches Kriegsschiff, das sich vor Honolulu zeigte, und da ganz kurz vorher wieder ein französisches Schiff wegen Schmuggelns verbotener Spirituosen bestraft worden war, vermuteten die Kanakas nichts geringeres, als neuen Streit mit den hier allerdings gerade nicht beliebten Franzosen. Hierin hatten sie sich aber getäuscht, es war das Kriegsschiff „LA SERIEUSE“, das sich keineswegs feindselig betrug, so dass die Eigentümer der strohgedeckten Hütten sich wieder beruhigten. Die „SERIEUSE“ lag noch im inneren Hafen, als ich die Inseln wieder verließ.

Kalifornien hat übrigens gegenwärtig diese Inseln total verwandelt, und die Eingeborenen werden aus einem Erstaunen in das andere förmlich hinein geworfen.

Die Missionare hatten sie schon im Anfang mit für sie, gar wunderbaren Sachen bekannt gemacht. Die Schmiedekunst besonders war ihnen etwas Neues und Fremdes, Lesen und Schreiben dann, ja die Europäer selber mit ihren Schiffen und Kleidern, Waffen und Gerätschaften. Das sollte aber alles nur der Anfang zu einer noch größeren Entwicklung gewesen sein; Billarde und Kegelbahnen erregten hierauf ihre Bewunderung, die sogar noch, wie sie damals glaubten, zu ihrer höchsten Höhe durch die Errichtung eines Liebhabertheaters gesteigert wurde. Sie ahnten aber nicht, was noch mehr für sie aufbehalten sei, und das Insulanerviertel kam vor kurzer Zeit in förmliche Aufregung, als ein Schwarm wirklicher Kunstreiter, mit weißen, sehr eng anschließenden und sehr schmutzigen Trikots, gemalten Gesichtern und unechten Goldtressen auf erst kurz vorher dort an Ort und Stelle gekauften und in aller Geschwindigkeit abgerichteten Pferden „eintriumpfierte“, und mit Hilfe verschiedener Blas- und Reiß-Instrumente die sämtliche gelbbraune Bevölkerung von Honolulu, kurz alles was nicht wirklich niet- und nagelfest war, wie weiland der Geiger von Hameln die Kinder und Frauen, hinter sich her, durch die Stadt zog.

Und selbst das war noch nicht der Gipfel des Unglaublichen: Herrn Rossiter (Herr Rossiter stand breit auf den englischen Zetteln, er konnte aber, als ihn ein Deutscher auf das Herr hin deutsch anredete, nicht antworten) war es vorbehalten dieses zu erreichen, und die Sandwichsinsulaner schleppen nun ihren letzten Real – zum nicht geringen Ärger der Kaufleute, denen dadurch manches bunte Tuch und Stück Kattun im Laden liegen blieb – in die wieder erleuchteten Räume des eingegangenen Liebhabertheaters, um Herrn Rossiter auf dem Drahtseil tanzen, Schwerter und Apfelsinen verschlingen, Tauben köpfen und wieder beleben, und noch viele andere ganz unbeschreibliche Sachen auf die unbeschreiblichste Weise ausführen zu sehen.

Jetzt fehlte weiter gar nichts, als dass noch ein lebendiger Drehorgelmann mit einer sauber in grün und rot gemalten Mordgeschichte hierher käme; ich glaube die gesamte gelbbraune Bürgerschaft fiele ihm und seiner stets heiser geschrienen Begleiterin mit dem Paketchen „neuer Lieder“ um den Hals.

Doch sie in alle Geheimnisse der zivilisierten Welt so ganz urplötzlich einzuweihen, wäre wirklich nicht einmal gut für sie, und der Drehorgelmann bleibt ihnen deshalb lieber noch eine Zeitlang vorenthalten.

Bei dieser so rasend schnell hereinbrechenden Zivilisation passierte aber auch vor noch nicht gar so langer Zeit ein ziemlich komischer Fall. Ein Franzose hatte sich nämlich hier auf Honolulu mit dem kühnen Gedanken niedergelassen, die Kultur der Insulaner „von oben“ zu beginnen, d. h. nicht etwa bei den Häuptlingen, sondern bei ihren Häuptern anzufangen, und sich deshalb in eine der Hauptstraßen als Friseur etabliert. Soweit war alles gut, eines Morgens aber, bald nach Tagesanbruch schien Honolulu in Aufruhr – die Insulaner stürzten durch die Straßen, alle einem gewissen Punkte zu – einzelne, Anderen zugeschrienen Worte veranlassen auch diese, ihnen zu folgen, und das Haus, wo der französische Friseur wohnte, war nicht allein in weniger als einer Viertelstunde vollständig umlagert, sondern die schwarze Polizei soll auch sogar schon Miene gemacht haben, ihn abzuholen, wobei er vielleicht von den erregten Volkshaufen draußen zerrissen worden wäre.

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