Kitabı oku: «Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe», sayfa 4
27. An Schiller.
Mir ist sehr erfreulich, daß Sie mit meinem Prologus im Ganzen und im Hauptpunkte nicht unzufrieden sind; mehr als diesen kann ich aber fürs erste Stück nicht liefern. Ich will ihn noch einmal durchgehen, dem Geheime Rath und Louisen Sordinen auflegen und Carlen vielleicht noch ein Forte geben, so wird’s ja wohl ins gleiche kommen. Ihr historischer Aufsatz wird dem Stücke gewiß wohlthun: es gewinnt an erwünschter Mannigfaltigkeit. Ins zweite Stück hoffe ich die Erzählung zu bringen; überhaupt gedenke ich aber wie die Erzählerin in der Tausend und Einen Nacht zu verfahren. Ich freue mich Ihre Anmerkungen sogleich zu nutzen und dadurch neues Leben in diese Composition zu bringen. Die gleiche Wohlthat hoffe ich für den Roman. Lassen Sie mich nur nicht lange auf die Fortsetzung Ihrer Briefe warten.
Von Faust kann ich jetzt nichts mittheilen; ich wage nicht das Paket aufzuschnüren, das ihn gefangen hält. Ich könnte nicht abschreiben ohne auszuarbeiten, und dazu fühle ich mir keinen Muth. Kann mich künftig etwas dazu vermögen, so ist es gewiß Ihre Theilnahme.
Daß Herr von Humboldt mit unsern homerischen Unterhaltungen zufrieden ist, beruhigt mich sehr, denn ich habe mich nicht ohne Sorge dazu entschlossen. Ein gemeinsamer Genuß hat so große Reize, und doch wird er so oft durch die Verschiedenheit der Theilnehmer gestört. Bis jetzt hat noch immer ein guter Genius über unsere Stunden gewacht. Es wäre recht schön, wenn wir auch einmal einige Bücher zusammen genössen.
Leben Sie recht wohl und lassen mich nicht ferne von Sich und den Ihrigen sein.
Weimar den 2. December 1794.
Goethe.
28. An Goethe.
Jena, den 3. December 1794.
Da ich eben einen Brief von Cotta erhalte, worin er wünscht und verspricht, noch vor Ende dieses Monats das erste Horenstück zu versenden, wenn es nicht an Manuscripte fehle, so bitte ich Sie, mir die Erzählungen womöglich Freitags zu übersenden, wo ich sie abschicken kann. Sieben Tage lang bleiben die Briefe unterwegs, und noch zweimal so viele Zeit wird ohngefähr nöthig sein, den Rest des Stücks abzudrucken und es zu broschiren. Leider sehe ich voraus, daß mein historischer Beitrag zu diesem Stück nicht wird fertig werden können, besonders da meine Unpäßlichkeit mir zwei Tage weggenommen hat, und die Ankündigung des Journals für das Publicum wohl auch mehrere Tage kosten dürfte. Indessen hoffe ich, daß diese Ankündigung selbst, welche dem ersten Stücke soll beigedruckt werden, einigermaßen zur Ergänzung dienen soll.
Da die Post sogleich abgeht, so habe ich nur so viel Zeit, um Ihnen für die Güte, mit der Sie meine Bemerkungen aufnahmen, und für den übrigen Inhalt Ihres Briefs von ganzem Herzen zu danken.
Schiller.
29. An Schiller.
Hierbei das Manuscript; ich habe daran gethan was die Zeit erlaubte, Sie oder Herr v. Humboldt sehn es ja vielleicht noch einmal durch.
Ich habe den Schlußstrich weggestrichen, weil mir eingefallen ist, daß ich wohl noch auf eine schickliche Weise etwas anhängen könnte. Wird es eher fertig als Ihre Anzeige, so könnte es zugleich mit abgehen. Schreiben Sie mir nur durch den rückkehrenden Boten: ob Ihnen etwas von einer Gespenstermäßigen Mystificationsgeschichte bekannt sei, welche vor vielen Jahren Mdlle. Clairon begegnet sein soll? und ob vielleicht in irgend einem Journal das Mährchen schon gedruckt ist? Wäre das nicht, so lieferte ich sie noch und wir fingen so recht vom Unglaublichen an, welches uns sogleich ein unendliches Zutrauen erwerben würde. Ich wünschte doch daß das erste Stück mit voller Ladung erschiene . Sie fragen ja wohl bei einigen fleißigen Journallesern wegen der Claironischen Geschichte nach, oder stellen die Anfrage an den Bücherverleiher Voigt, der doch so etwas wissen sollte.
Leben Sie recht wohl und halten Sie sich frisch. Möchten Sie doch durch körperliche Zufälle nicht so oft in Ihrer schönen Geistesthätigkeit gestört werden!
Weimar den 5. December 1794.
Goethe.
30. An Goethe.
Jena den 6. December 1794.
Indem ich eben aus dem Bette steige, erhalte ich Ihr Paket zu meiner großen Freude und Beruhigung. Nach der Gespenstermäßigen Geschichte will ich mich mit dem heutigen Tage sogleich sorgfältig umthun. Ich habe nichts davon weder gelesen noch gehört.
Fichte hat noch einen vierten Aufsatz zu diesem ersten Stücke, binnen heut und acht Tagen, zu liefern versprochen, da er unter seinen Papieren Materialien dazu vorräthig hat. Die Ladung wird also voll sein, und da das Avertissement noch extra vorgedruckt wird, werden wir sogar übercomplet haben. Wenn Sie indessen, während daß das erste Stück gedruckt wird, mit der Continuation der Unterhaltungen fertig werden sollten, so ist der Setzer sogleich für das zweite Stück beschäftigt. Für dieses, denke ich, wird Ihre zweite Epistel, die Fortsetzung der Unterhaltungen, die Fortsetzung meiner Briefe, und die Belagerungsgeschichte von Antwerpen hinreichend sein.
Cotta wünscht gar zu sehr, daß zu den einzelnen Aufsätzen die Namen gedruckt werden möchten. Man könnte ihm, däucht mir, unter der Restriction willfahren, daß er bei denjenigen Aufsätzen wegbliebe, wo der Verfasser nicht gleich genannt sein will. Bei Ihren Elegien, die ohnehin kein Leser, dem es nicht ganz an Judicium gebricht, verkennen kann, wird gar kein Namen nöthig sein. Sollten Sie bei den Unterhaltungen entweder gar nicht genannt, oder nur mit einem simpeln G. bezeichnet zu werden wünschen, so werden Sie die Güte haben, mich in Ihrem nächsten Briefe davon zu benachrichtigen. Ohnehin kämen die Namen nicht unter die Aufsätze zu stehen, sondern würden bloß auf dem Inhaltsverzeichniß erwähnt.
In Ansehung der Recensionen des Journals in der Lit. Zeitung ist nunmehr arrangirt, daß alle drei Monate eine ausführliche Recension davon gemacht wird. Das erste Stück wird jedoch gleich in der ersten Woche des Januar weitläuftig angezeigt. Cotta wird die Kosten der Recensionen tragen, und die Recensenten werden Mitglieder unsrer Societät sein. Wir können also so weitläuftig sein, als wir wollen, und loben wollen wir uns nicht für die Langeweile, da man dem Publicum doch alles vormachen muß.
Mit meiner Gesundheit geht es heute wieder recht brav, und ich werde mich sogleich an das Avertissement machen.
Ganz der Ihrige
Schiller.
31. An Schiller.
Endlich kommt das erste Buch von Wilhelm Schüler, der, ich weiß nicht wie, den Namen Meister erwischt hat. Leider werden Sie die beiden ersten Bücher nur sehen, wenn das Erz ihnen schon die bleibende Form gegeben; demohngeachtet sagen Sie mir Ihre offne Meinung, sagen Sie mir was man wünscht und erwartet. Die folgenden werden Sie noch im biegsamen Manuscript sehen und mir Ihren freundschaftlichen Rath nicht versagen .
An den Unterhaltungen will ich sachte fortarbeiten, vor allem andern aber die zweite Epistel endigen. Ich hoffe es soll alles gut und leicht gehen, wenn wir nur erst im Gange sind.
Cotta mag recht haben, daß er Namen verlangt; er kennt das Publicum, das mehr auf den Stempel als den Gehalt sieht. Ich will daher den übrigen Mitarbeitern die Entscheidung wegen ihrer Beiträge völlig überlassen haben, nur was die meinigen betrifft muß ich bitten, daß sie sämmtlich anonym erscheinen; dadurch wird mir ganz allein möglich, mit Freiheit und Laune, bei meinen übrigen Verhältnissen, an Ihrem Journale Theil nehmen zu können.
Wollten Sie, wenn Sie Druckfehler oder sonst etwas im Romane bemerken, die Güte haben die Stelle mit Bleistift anzustreichen?
Ich freue mich bald wieder etwas von Ihnen zu lesen und besonders Sie vielleicht nach dem neuen Jahre auf einige Zeit zu sehen.
Meyer grüßt vielmals und ich empfehle mich Ihrem Andenken.
Weimar den 6. December 1794.
G.
32. An Goethe.
Jena den 9. December 1794.
Mit wahrer Herzenslust habe ich das erste Buch Wilhelm Meisters durchlesen und verschlungen, und ich danke demselben einen Genuß, wie ich lange nicht, und nie als durch Sie gehabt habe. Es könnte mich ordentlich verdrießen, wenn ich das Mißtrauen, mit dem Sie von diesem trefflichen Product Ihres Genies sprechen, einer andern Ursache zuschreiben müßte, als der Größe der Forderungen, die Ihr Geist jederzeit an sich selbst machen muß. Denn ich finde auch nicht Etwas darin, was nicht in der schönsten Harmonie mit dem lieblichen Ganzen stünde. Erwarten Sie heute kein näheres Detail meines Urtheils. Die Horen und deren Ankündigung, nebst dem Posttag, zerstreuen mich zu sehr, als daß ich mein Gemüth zu einem solchen Zwecke gehörig sammeln könnte. Wenn ich die Bogen noch einige Zeit hier behalten darf, so will ich mir mehr Zeit dazu nehmen und versuchen, ob ich etwas von dem fernern Gang der Geschichte und der Entwicklung der Charaktere diviniren kann. Herr v. Humboldt hat sich auch recht daran gelabt, und findet, wie ich, Ihren Geist in seiner ganzen männlichen Jugend, stillen Kraft und schöpferischen Fülle. Gewiß wird diese Wirkung allgemein sein. Alles hält sich darin so einfach und schön in sich selbst zusammen, und mit wenigem ist so viel ausgerichtet. Ich gestehe, ich fürchtete mich anfangs, daß wegen der langen Zwischenzeit, die zwischen dem ersten Wurfe und der letzten Hand verstrichen sein muß, eine kleine Ungleichheit, wenn auch nur des Alters, sichtbar sein möchte. Aber davon ist auch nicht eine Spur zu sehen. Die kühnen poetischen Stellen, die aus der stillen Fluth des Ganzen wie einzelne Blitze vorschlagen, machen eine treffliche Wirkung, erheben und füllen das Gemüth. Ueber die schöne Charakteristik will ich heute noch nichts sagen. Eben so wenig von der lebendigen und bis zum Greifen treffenden Natur, die in allen Schilderungen herrscht, und die Ihnen überhaupt in keinem Producte versagen kann. Von der Treue des Gemäldes einer theatralischen Wirtschaft und Liebschaft kann ich mit vieler Kompetenz urtheilen, indem ich mit beiden besser bekannt bin, als ich zu wünschen Ursache habe. Die Apologie des Handels ist herrlich und in einem großen Sinn. Aber daß Sie neben dieser die Neigung des Haupthelden noch mit einem gewissen Ruhm behaupten konnten, ist gewiß keiner der geringsten Siege, welche die Form über die Materie errang. Doch ich sollte mich gar nicht in das Innere einlassen, weil ich es in diesem Augenblicke nicht weiter durchführen kann.
Auf Ihren und unser aller Namen habe ich bei Cotta Arrest gelegt, und er mag sich, wenn auch murrend, darein ergeben . Das Avertissement habe ich heute zu meiner großen Erleichterung geendigt, und es wird dem Intelligenzblatt der Lit. Zeitung beigeschlossen werden. Ihr Versprechen, nach Weihnachten auf eine Zeitlang hieher zu kommen, ist mir sehr tröstlich, und läßt mich mit etwas heitererm Gemüth in diesen traurigen Winter blicken, der nie mein Freund gewesen ist.
Von der Geschichte, Mlle. Clairon betreffend, habe ich nichts in Erfahrung bringen können. Doch erwarte ich noch einige Nachrichten darüber. Meiner Frau ist es noch erinnerlich davon gehört zu haben, daß in Bayreuth bei Oeffnung eines alten Gebäudes die alten Markgrafen sich hätten sehen lassen und geweissagt hätten. Hufeland, der Jurist , der sonst wie jener gute Freund de rebus omnibus et de quibusdam aliis zu sprechen weiß, wußte mir nichts davon zu sagen.
Alles empfiehlt sich Ihnen aufs beste und freut sich über Ihre versprochene Hieherkunft sehr.
Schiller.
33. An Schiller.
Sie haben mir durch das gute Zeugniß, das Sie dem ersten Buche meines Romans geben, sehr wohlgethan. Nach den sonderbaren Schicksalen, welche diese Production von innen und außen gehabt hat, wäre es kein Wunder wenn ich ganz und gar confus darüber würde. Ich habe mich zuletzt blos an meine Idee gehalten und will mich freuen wenn sie mich aus diesem Labyrinthe herausleitet.
Behalten Sie das erste Buch so lange Sie wollen, indeß kommt das zweite, und das dritte lesen Sie im Manuscripte: so finden Sie mehr Standpunkte zum Urtheil. Ich wünsche, daß Ihr Genuß sich mit den folgenden Büchern nicht mindere, sondern mehre. Da ich nebst der Ihrigen auch Hrn. v. Humboldts Stimme habe, werde ich desto fleißiger und unverdroßner fortarbeiten.
Das Verschweigen der Namen, die ja doch in der Annonce genannt werden sollten, im einzelnen vermehrt gewiß das Interesse; nur müssen die Aufsätze interessant sein.
Wegen der Claironischen Geschichte bin ich nun beruhigt, und nun bitte ich nichts weiter davon zu sagen, bis wir sie produciren.
Leben Sie recht wohl. Ich hoffe, daß es mir so wohl werden soll das neue Jahr mit Ihnen anzufangen.
Weimar den 10. December 1794.
G.
34. An Goethe.
Jena den 22. December 1794.
Hier erhalten Sie endlich eine Anschauung der Horen, von der ich wünsche, daß sie Ihnen gefallen möchte. Etwas eng ist der Druck ausgefallen, wobei das Publicum mehr profitirt als wir. Doch kann man in der Folge, besonders in den poetischen Stücken, eine Aenderung treffen und sich etwas breiter machen. Für den ganz ersten Anfang ist es mir nicht unlieb, daß die großen Aufsätze scheinbar zusammen gehen. Auch werde ich dafür sorgen, daß Cotta diejenigen von uns, welche viel contribuiren, und bei denen also die Verengerung des Druckes im Ganzen ein Object macht, auf irgend eine Art entschädigt. Ohnehin ist es in unserem Contract, daß nach Absatz von 2000 Exemplarien an uns mehr bezahlt werden muß, aber außer diesem muß er noch mehr thun .
Ich hoffe daß Sie keine Druckfehler finden sollen. Mir wenigstens ist keiner aufgefallen. Lettern und Format geben dem Buch ein solides und dauerhaftes Ansehen, und unterscheiden es sehr vortheilhaft von dem Haufen der Journale. Auch das Papier ist derb, und scheint es ordentlich auf die Dauer anzulegen.
Cotta liegt mir sehr um Manuscript für das zweite Stück an; ich sollicitire daher um die zweite Epistel.
Diese Bogen bitte ich mir zurückzuschicken, weil Hofr. Schütz, der das erste Stück recensiren wird , sich bogenweise gern damit bekannt machen möchte. Eine Probe des Umschlags habe ich auch bestellt, und werde solche über acht Tage erhalten.
Herzlich freue ich mich auf Ihre baldige Zurückkunft nach Jena. Frau von Kalb ist seit einigen Tagen hier.
Schiller.
35. An Schiller.
Die Bogen kehren sogleich zurück. Druck und Papier nehmen sich gut aus, besonders die Prosa. Die Hexameter verlieren durch die bald einzelnen bald doppelten Zeilen den Rhythmus fürs Auge.
Unsere Erklärung über das Honorar dächte ich versparten wir bis das erste Stück da ist, und dann machte man seinen Calcul und seine Bedingungen, denn freilich unsere Feldfrüchte über Herrn Cottas beliebigen Scheffel messen zu lassen, möchte in der Continuation nicht dienlich sein .
Hier die zweite Epistel. Ihre zweite Hälfte mag die dritte Epistel werden und das dritte Stück anfangen.
Ich will nun auch an die Gespenstergeschichten gehen. Vor Ende des Jahrs bring’ ich noch manches bei Seite, um Sie mit desto freierem Muthe im neuen begrüßen zu können.
Lassen Sie doch die Manuscripte von Cotta zurückkommen; es ist in manchem Betracht gut.
Leben Sie recht wohl und grüßen Frau v. Kalb , die dießmal leider nur in der Ferne an mir vorbeigegangen ist.
Weimar den 23. December 1794.
Goethe.
36. An Schiller.
Wegen des alten Obereits schreibe ich Ihnen heute noch ein Wort. Er scheint in großen Nöthen zu sein: ich habe zwanzig Rthlr. für ihn, die ich Ihnen Sonnabend schicke. Wollten Sie ihm wohl indeß etwas reichen? und überhaupt das Geld bei Sich behalten und ihm nach und nach etwas geben, denn er wird nie mit diesem Werkzeuge umzugehen lernen. Leben Sie recht wohl. Mein drittes Buch ist fertig, und alles scheint sich so zu legen, daß ich mit Heiterkeit Sie nach dem neuen Jahre sehen kann.
Weimar, den 25. December 1794.
G.
2. Januar 1795.
1795
37. An Goethe.
Jena den 2. Januar 1795.
Meine besten Wünsche zu dem neuen Jahre, und noch einen herzlichen Dank für das verflossene, das mir durch Ihre Freundschaft vor allen übrigen ausgezeichnet und unvergeßlich ist.
Ich habe es mit vielem Fleiße beschlossen, und um etwas vollendet zu haben, wenn Sie kommen, habe ich mir in diesen letzten Tagen etwas zugemuthet. Nun bin ich mit dieser Arbeit zu Ende, und sie kann Ihnen, wenn Sie kommen, vorgelegt werden.
Die Epistel, für die ich Ihnen bestens danke, liegt noch bei mir; denn da das andre, was zunächst darauf folgen sollte, noch nicht fertig war, so konnte ich sie allein nicht abschicken. Auch pressirte es weniger, weil mir noch mehr Manuscript zum ersten Stück der Horen abgefordert wurde, da selbst die Fichte’sche Abhandlung nicht reichte, und also die Erscheinung dieses Stücks um vierzehn Tage verzögert wird.
Herr Professor Meyer wird mich entschuldigen, daß ich einen Theil seines Aufsatzes ohne seine specielle Erlaubniß noch für dieses erste Stück abgeschickt habe. Es war nicht möglich, ihm solchen nach meiner Bearbeitung wieder vorzulegen, weil ich ihn noch an demselben Posttag mußte abgehn lassen. Indessen glaube ich ihn im Voraus versichern zu können, daß er damit zufrieden sein werde, weil meine Aenderungen sich schlechterdings nur auf das Aeußere beschränkten. Dieser Aufsatz hat mir sehr viel Freude gemacht, und er wird ein sehr schätzbares Stück für die Horen sein. Es ist etwas so äußerst seltenes, daß ein Mann wie Meyer Gelegenheit hat, die Kunst in Italien zu studiren, oder daß einer, der diese Gelegenheit hat, gerade ein Meyer ist.
Die Klopstockische Ode, von der Sie schreiben, habe ich nicht gelesen, und wenn Sie solche noch haben, bitte ich sie mitzubringen. Der Titel läßt schon eine solche Geburt erwarten.
Auf die Fortsetzung Meisters, die Sie doch auch mitbringen werden, freue ich mich gar sehr, und ich kann sie jetzt recht genießen, da ich nach einer individuellen Darstellung ordentlich lechze.
Möchten Sie uns doch einige Scenen aus dem Faust noch zu hören geben. Frau von Kalb, die etwas davon wußte, hat mich neuerdings äußerst begierig darnach gemacht, und ich wüßte nicht, was mir in der ganzen dichterischen Welt jetzt mehr Freude machen könnte.
Ihre Aufträge wegen Obereit werden besorgt. Gegenwärtig hat er noch zu leben, weil ihm von Meiningen Geld geschickt worden ist. Etwas von den vier Louisdor wird man nothwendig auf seine Bekleidung wenden müssen, besonders, da man ihm dadurch die Möglichkeit verschafft, fremde Tische zu besuchen, von denen ihn bis jetzt sein philosophischer Cynismus ausgeschlossen hat.
Ich hoffe in wenigen Tagen entweder Sie selbst zu sehen, oder doch von der Zeit Ihrer Ankunft Nachricht zu erhalten.
Alles empfiehlt sich Ihnen aufs beste.
Schiller.
38. An Schiller.
Viel Glück zum neuen Jahre! Lassen Sie uns dieses zubringen, wie wir das vorige geendigt haben, mit wechselseitiger Theilnahme an dem was wir lieben und treiben. Wenn sich die Gleichgesinnten nicht anfassen, was soll aus der Gesellschaft und der Geselligkeit werden! Ich freue mich, in der Hoffnung, daß Einwirkung und Vertrauen sich zwischen uns immer vermehren werden.
Hier der erste Band des Romans. Das zweite Exemplar für Humboldts. Möge das zweite Buch Ihnen wie das erste Freude machen. Das dritte bringe ich im Manuscript mit.
Die Gespenstergeschichten denke ich zur rechten Zeit zu liefern.
Auf Ihre Arbeit bin ich voller Verlangen. Meyer grüßt. Wir kommen wahrscheinlich Sonntags den 11. In der Zwischenzeit hören Sie noch von mir. Leben Sie recht wohl.
Weimar den 3, Januar 1795.
G.
39. An Schiller.
Hier erscheint auch das dritte Buch, dem ich eine gute Aufnahme wünsche.
Sonnabends erhalten Sie mein Mährchen für die Horen; ich wünsche daß ich meines großen Vorfahren in Beschreibung der Ahnungen und Visionen nicht ganz unwürdig möge geblieben sein.
Sonntag Nachmittags sehe ich Sie. Abends habe ich mich mit Hofr. Loder in den Clubb engagirt.
Meyer kommt mit und grüßt Sie bestens. Ich freue mich sehr auf Ihre neue Arbeit und habe mir schon manchmal gedacht, welchen Weg Sie wohl möchten genommen haben? werde mir’s aber wohl nicht erdenken.
Leben Sie recht wohl und empfehlen mich den Ihrigen.
Weimar den 7. Januar 1795.
G.
40. An Goethe.
Jena den 7. Januar 1795.
Für das überschickte Exemplar des Romans empfangen Sie meinen besten Dank. Ich kann das Gefühl, das mich beim Lesen dieser Schrift, und zwar in zunehmendem Grade, je weiter ich darin komme, durchdringt und besitzt, nicht besser als durch eine süße und innige Behaglichkeit, durch ein Gefühl geistiger und leiblicher Gesundheit ausdrücken, und ich wollte dafür bürgen, daß es dasselbe bei allen Lesern im Ganzen sein muß.
Ich erkläre mir dieses Wohlsein von der durchgängig darin herrschenden ruhigen Klarheit, Glätte und Durchsichtigkeit, die auch nicht das geringste zurückläßt, was das Gemüth unbefriedigt und unruhig läßt, und die Bewegung desselben nicht weiter treibt als nöthig ist, um ein fröhliches Leben in dem Menschen anzufachen und zu erhalten. Ueber das einzelne sage ich Ihnen nichts, bis ich das dritte Buch gelesen habe, dem ich mit Sehnsucht entgegen sehe.
Ich kann Ihnen nicht ausdrücken, wie peinlich mir das Gefühl oft ist, von einem Product dieser Art in das philosophische Wesen hineinzusehen. Dort ist alles so heiter, so lebendig, so harmonisch aufgelöst und so menschlich wahr, hier alles so strenge, so rigid und abstract, und so höchst unnatürlich, weil alle Natur nur Synthesis und alle Philosophie Antithesis ist. Zwar darf ich mir das Zeugniß geben, in meinen Speculationen der Natur so treu geblieben zu sein, als sich mit dem Begriff der Analysis verträgt; ja vielleicht bin ich ihr treuer geblieben, als unsre Kantianer für erlaubt und für möglich hielten. Aber dennoch fühle ich nicht weniger lebhaft den unendlichen Abstand zwischen dem Leben und dem Raisonnement – und kann mich nicht enthalten in einem solchen melancholischen Augenblick für einen Mangel in meiner Natur auszulegen, was ich in einer heitern Stunde bloß für eine natürliche Eigenschaft der Sache ansehen muß. So viel ist indeß gewiß, der Dichter ist der einzige wahre Mensch, und der beste Philosoph ist nur eine Caricatur gegen ihn.
Daß ich voll Erwartung bin, zu wissen, was Sie zu meiner Metaphysik des Schönen sagen, darf ich Ihnen nicht erst versichern. Wie das Schöne selbst aus dem ganzen Menschen genommen ist, so ist diese meine Analysis desselben aus meiner ganzen Menschheit heraus genommen, und es muh mir allzuviel daran liegen, zu wissen, wie diese mit der Ihrigen zusammen stimmt.
Ihr Hiersein wird eine Quelle von Geistes-und Herzensnahrung für mich sein. Besonders sehne ich mich auch darnach, gewisse Dichterwerke in Gemeinschaft mit Ihnen zu genießen.
Sie versprachen mir, mich bei Gelegenheit Ihre Epigramme hören zu lassen. Es wäre eine große Freude mehr für mich, wenn dieses bei Ihrem jetzigen Aufenthalt in Jena anginge, da es doch problematisch ist, wie bald ich nach W. kommen kann.
Meyern bitte ich mich recht freundschaftlich zu empfehlen. Alles bei uns freut sich auf Ihre beiderseitige Ankunft herzlich und niemand mehr als Ihr aufrichtigster Verehrer und Freund
Schiller.
Eben da ich schließen will, erhalte ich die willkommene Fortsetzung Meisters. Tausend Dank dafür!