Kitabı oku: «Erinnerungen eines "Kofferträgers"», sayfa 3

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Schiller und Osteuropa

In der Großen Koalition wurden unter Außenminister Willy Brandt erste vorsichtige Schritte im Hinblick auf dessen (spätere) Ostpolitik gemacht. Dabei spielte die Handelspolitik eine besondere Rolle, und so war Karl Schiller meines Wissens der erste (west-)deutsche Minister, der zahlreiche Ostblockländer besuchte. Dies war eine besondere Chance und Herausforderung, und ich überlegte vor allem, wie wir diese Reisen flugtechnisch bewältigen sollten. Dabei schied die Verwendung von Bundeswehrrmaschinen von Anfang an aus, weil es hierzu noch zu früh war, das berüchtigte Balkenkreuz über sowjetischem Gebiet zu zeigen und dafür mit einiger Sicherheit auch die Fluggenehmigung nicht erteilt werden würde. Dies wurde dann später erst unter dem insofern unbelasteten Bundeskanzler Brandt möglich, und mit ihm konnte eine Bundeswehrmaschine auf die Krim fliegen. Hierzu sagte mir Willy Brandt später, dass Generalsekretär Breschnew nach der Landung um ein Foto mit der Bundeswehr-Besatzung gebeten habe. Diese hatte sich aber inzwischen umgezogen und bereits private Kleidung angelegt. Doch wollte Breschnew ein Foto mit ihnen in Uniform, so dass sich die Besatzung wieder umkleiden musste.

Für die Ostreisen Schillers kam aber zu der Zeit, wenn man schon nicht Linienmaschinen benutzen wollte, nur die Anmietung von Privatflugzeugen in Betracht. Daher habe ich mich entsprechend umgehört und wusste, dass in Hamburg mit dem sog. »Hansa Jet« (HFB 320) gerade ein achtsitziges Geschäftsflugzeug entwickelt worden war. Dieses war aber erst vor kurzem zugelassen worden und noch nicht sehr stark im Markt verbreitet. Da dieses Projekt vom Wirtschaftsministerium gefördert wurde, entwickelte ich entsprechende Kontakte mit dem Hersteller, weil ich der Meinung war, wir sollten aus Anlass dieser Ostreisen durchaus mit einer deutschen Eigenproduktion Eindruck machen und auf diese Weise für »Made in Germany« werben.

Hierzu wurde sodann eine ungewöhnliche Dreieckskonstruktion gewählt. So gehörte der erste zugelassene Hansa Jet der Waschmittelfirma Henkel. Diese zeigte sich mit Fürsprache von Gabriele Henkel bereit, die Maschine an uns zu verchartern. Der Flugzeughersteller Blohm und Voss bot angesichts der staatlichen Subvention an, uns jeweils die Hälfte des Charterpreises zu erstatten. Gesagt, getan, und so präsentierten wir auf den Ostreisen unser durchaus sehenswertes, deutsches Erstprodukt. Dazu mussten wir im Falle der Sowjetunion in Schweden einen entsprechenden Lotsen an Bord nehmen, der besonders für den Funkverkehr zuständig war, weil zu dem Zeitpunkt Englisch bei der sowjetischen Flugüberwachung noch nicht allgemein verwendet wurde, was dann m. W. in Kopenhagen zu einem bedauerlichen Unfall einer sowjetischen Linienmaschine mit zahlreichen Toten führte.

Zusammenfassend ist in Würdigung dieser Ostreisen festzuhalten, dass unsere kleine Delegation überall mit großem wohlwolllenden Interesse und besonderer Gastfreundschaft empfangen wurde. So wurde auch deutlich, dass die DDR kaum als vergleichsweise wichtiger Handelspartner empfunden wurde und daher die erste Begegnung mit dem westdeutschen Wirtschaftsminister besonders interessant war.

Von den vielen anekdotischen Eindrücken können nur einige herausgegriffen werden. So hatte ich mit meinen Bonner Ministeriumskollegen vereinbart, dass wir in Moskau am Telefon mit Bonn nur plattdeutsch sprechen würden. Das hat dort bei den Abhörern sicher Irritationen ausgelöst. Mir fiel im Übrigen auf, dass wir in unserem Ehrenbegleiter Semjonow einen überaus gebildeten und deutschsprechenden »Attaché d’honeur« hatten. Auch beeindruckte in den privaten Gesprächen, mit welcher Offenheit eine gewisse sowjetische Beamten-Oberschicht über die Qualität und Vielfalt westlicher Edelprodukte sprach und untereinander Erfahrungen austauschte, wo man im westlichen Ausland am besten französischen Cognac oder Modeschmuck für die Ehefrau kaufte. Offenbar wurden wir als privilegierte Partner angesehen, mit denen man offen reden konnte. Ich selbst konnte einen kleinen Beitrag dazu leisten, die Sparsamkeit beim Kaviarverzehr am Vorabend dadurch etwas aufzulockern, dass ich auf Anfrage die Zahl unserer Delegationsmitglieder bei einem geplanten Mittagessen am nächsten Tag bewusst vergrößerte, so dass wir alle ausreichend Kaviar zur Verfügung hatten.

Auf der anderen Seite war ich mit einem anderen Vorschlag jedoch nicht erfolgreich: Zu dem Zeitpunkt drängte die Sowjetunion mit einem eigenen Passagierflugzeug, der sog. YAK 40, auf den deutschen Markt. Da beide Delegationen im Anschluss an den Moskaubesuch noch nach Kiew flogen, hatte ich gleich zu Beginn in Moskau vorgeschlagen, dass wir die Maschinen kurzerhand austauschten und die Sowjets mit unserem und wir mit deren Flugzeug in die Ukraine flogen. Das wäre doch ein toller Marketing-Gag in beiderseitigem Interesse gewesen. Doch so flexibel war die sowjetische Bürokratie leider nicht.

Von den offiziellen Gesprächen in Moskau ist mir in Erinnerung, dass der sowjetische Ministerpräident Kossygin unter anderem dezidiert nach der Höhe der westdeutschen Stahl-Produktion fragte. Als er unsere Antwort hörte, nickte er zustimmend mit dem Bemerken, das hätten ihm seine Leute auch so aufgeschrieben. Offenbar glaubte er allgemein deren Angaben nicht und würdigte insoweit die gleichlautende Antwort der Gegenseite.

Im Gespräch zeigte Kossygin sein Unbehagen darüber, dass in Westdeutschland eine Wodkamarke nach dem berühmten Dichter Puschkin benannt wurde, und er suggerierte, dass unsere Regierung das unterbinden sollte, was die Sowjets im umgekehrten Fall sicher getan hätten. Als unsere Antwort wurde auf die Pressefreiheit in unserem Land hingewiesen. Hinsichtlich der EWG wurde vom Gastgeber erwähnt, dass Westdeutschland immerhin das größte Mitgliedsland sei und daher wichtige Entscheidungen entsprechend beeinflussen könne. Die Komplexität der gemeinschaftlichen Wiillensbildung in der EWG war im Übrigen weder den sowjetischen Gastgebern noch den meisten übrigen Ostblockländern geläufig, und auch heute – mehrere Jahrzehnte später – haben immer auch andere wichtige Länder, unter anderem die USA, manchmal Probleme damit, die Kompliziertheit der Europäischen Union zu verstehen.

Gespräche in Kiew

Aus Kiew selbst wäre noch als Anekdote zu erwähnen ein etwas aufgelockertes Gespräch zwischen Schiller und seinem Außenhandelskollegen Patolitschew. Schiller fragte seinen Kollegen scherzhaft, ob es politische Gründe gäbe, Coca Cola nicht zu importieren. Diese Frage irrtierte ganz offenbar seinen Gesprächspartner. Er erwiderte, man habe dieses Getränk genau geprüft und als höchst gesundheitsschädlich eingestuft. So brenne es Löcher in Marmor und verfärbe Fleisch. Daraufhin Schiller: »Herr Kollege, ich habe das Gefühl, Sie möchten Coca Cola vielleicht selbst einmal probieren. Daher schlage ich folgenden Deal vor: Ich schicke Ihnen einen Karton mit Original amerikanischer Coca Cola, und Sie senden mir im Gegenzug eine Kiste kubanischer Zigarren.« So geschah es dann auch.


Schiller mit sowjetischem Außenhandelsminister Patolitschew in Kiew

Zum Abschluss noch ein Hinweis auf die besondere Gastfreundschaft auf dieser Reise: Angesichts frühen Abflugs von Moskau nach Kiew war die Frühstückskantine im Hotel noch nicht geöffnet. Stattdessen erwartete uns auf dem Flugplatz in Moskau ein so opulentes Mahl, dass sich die Tische bogen. Nach der Ankunft in Kiew am späten Vormittag und vor Beginn einer Stadtrundfahrt wurden wir sodann mit einem kleinen »Willkommensimbiss« begrüßt, der gleichfalls sehr reichlich war. Danach folgte kurze Zeit später ein ausgedehntes Mittagessen und am späten Nachmittag vor der Rückreise am Flugplatz ein wiederum sehr ausgiebiges Abschiedsessen, wie immer mit ausreichend »harten« Getränken. Damit nicht genug: Bei der Zwischenlandung in Warschau gegen Mitternacht ließen es sich einige polnische Minister, die erschienen waren, nicht nehmen, am Flugplatz gleichfalls zu einem Abendmahl einzuladen. Insgesamt also fünf »gestandene« Essen an einem Tag!

Hierzu noch eine kleine Anekdote. Nach der Rückkehr hatte ich auf meinem Bürotisch eine Flasche mit ukrainischem Pfefferwodka. Als ein Staatssekretär sie sah, nahm er sofort einen großen Schluck daraus, weil dieses Getränk ihn an seine russische Gefangenschaft erinnerte.

Besuch in Ungarn

Dieser Besuch verdient deshalb besondere Erwähnung, weil er im Nachgang eine tragische Note enthält. Doch ist zunächst mitzuteilen, dass Schiller vom Finanzminister abgeholt wurde, der kurzfristig den erkrankten Außenhandelsminister vertrat. Dieser begann bereits bei der Abholung in vorzüglichem Deutsch Witze über die Besetzung seines Landes durch die Sowjets zu erzählen und benutzte dabei mit »HKL« auch deutsche Ausdrücke, um den »Frontverlauf« zu demonstrieren. Als Ausdruck ihrer Gastfreundschaft hatten die Ungarn das traditionelle Gellert angeboten. Doch zog Schiller es vor, in einem Hotel einer amerikanischen Kette zu übernachten. Ich konnte ihn leider nicht umstimmen.


Schiller in der ungarischen Puszta

Andererseits erstaunte mich die Nonchalance von Schiller, als ihm eines Morgens aus Bonn mitgeteilt wurde, dass der amerikanische Präsident Nixon die jahrzehntelange Golddeckung des US-Dollars aufgehoben hatte, was später zu einer Sonderkonferenz aller zehn wichtigsten Industrieländer in Washington führte. So war die erste Reaktion meines Chefs: »Wir werden erstmal frühstücken und sehen dann weiter.«

In den Fachgesprächen selbst wurde deutlich, dass Ungarn der EWG das Recht absprach, allein im Namen Europas aufzutreten, solange sie nicht auch die osteuropäischen Länder mit einschloss. Bei der Beschwerde über Exportrestriktionen für Tokaier Weine wurde von uns erwidert, dass sich zwischenzeitlich der Geschmack bei uns geändert habe und Dessertweine kaum noch angeboten würden. Insofern sei dies nicht eine Frage eventueller Handelsbeschränkungen, sondern des gewandelten Geschmacks.

Im Übrigen ist noch anzumerken, dass uns auf der Reise der sehr agile ungarische Botschafter namens Hamburger begleitete, der mir sagte, er habe bereits zwei Flugzeugunfälle überlebt. Da zu dem Zeitpunkt meine Frau ihr erstes Kind erwartete, verriet er mir ein »todsicheres« Mittel, um das Geschlecht des Kindes vorherzusagen: Er schlug vor, für die Mutter an einer Tischecke ein Taschentuch auszulegen und sie zu bitten, es abzuziehen: Würde sie es einfach runterziehen, wäre das Baby ein Mädchen. Würde sie aber das Taschentuch mit spitzen Fingern aufnehmen, würde ein Junge geboren werden. Der Botschafter schlug hierfür eine Wette vor: Eine Flasche Henkell Sekt an ihn, wenn ich verlöre. Dagegen fünf Flaschen Champagner an mich im gegenteiligen Fall. Er fügte hinzu, dass ihm das als Botschafter leichter fallen würde als mir. Jedenfalls schickte er mir als Reaktion auf meine Sektflasche ein Set aus ungarischem Herend-Porzellan.

Das Tragische an diesem Ungarn-Besuch passierte einige Zeit später. Da hatte der Finanzminister dem mehrfachen Drängen seines Schulkollegen nachgegeben und besuchte das von ihm geleitete Stahlwerk an einem Wochenende. Als bei der Werksbesichtigung ein Warnruf ertönte, trat der Minister etwas zurück und fiel dabei unglücklicherweise in einen Bottich mit glühendem Eisen. Sein Schulfreund konnte nur mit großer Mühe davon abgehalten werden, ihm nachzuspringen. Dieser tödliche Unfall war vielleicht ein trauriges Sinnbild für die mangelnde Sicherheit in sozialistischen Betrieben und hat mich tief getroffen, weil wir menschlich von dem Minister sehr angetan waren.

Besuch Schillers in Jugoslawien

Dieser Besuch fand in unmittelbarem Anschluss an die Besetzung der Tchechoslowakei durch Truppen des Warschauer Paktes statt. Als unser Flugzeug in Zagreb einschwebte, hatte man die Ölfässer von der Startbahn entfernt, welche eine Landung »feindlicher« Besucher verhindern sollten. Doch war der Flugplatz weiterhin von Artilleriegeschützen umsäumt. Die Gesprächspartner zeigten sich sehr besorgt über die von ihnen befürchtete Invasion auch ihres Landes durch die Sowjets. Dazu erklärten sie, man werde nicht die gleichen Fehler wie in Prag machen und die gesamte Parteispitze an einem Ort versammeln, was deren kollektive Festnahme begünstigt hätte. Stattdessen würde man jeden Tag woanders tagen. Aus dem beschaulichen Bonn in das besorgte Jugoslawien zu kommen, war für uns alle ein nachdenklich stimmendes Erlebnis.

Ich erinnere mich, dass der Minister dem mitfliegenden Spiegel-Redakteur einige vertrauliche Hintergrundinformationen mitteilte und später stinksauer war, dass einige davon trotz entsprechender Zusagen seitens des Journalisten im Spiegel erschienen. Der Journalist entschuldigte sich später beim Minister und erwähnte, dass sich die Heimatredaktion in Hamburg über diese Zusage hinweggesetzt habe. Für mich war das ein besorgniserregendes Gegenbeispiel von »Pressefreiheit«.

Besuch in Rumänien

In Rumänien erhielt ich gleich nach der Ankunft an der Küste im Seebad Mamaia einen unmittelbaren Eindruck von der deutsch-deutschen Wirklichkeit zu jener Zeit. Mich sprach nämlich ein ostdeutsches Ehepaar an und erklärte, man habe sie angesichts unseres Besuchs spätabends aus dem Hotel emittiert, um die Zimmer für uns frei zu machen. Sie hätten vorher in dem Zimmer gewohnt, in dem ich nun untergebracht wurde. Da fühlte man sich ob dieser Diskriminierung doch unwohl und konnte wenig dagegen tun. Für mich war es das erste, aber nicht das letzte Mal, dass ich die betrübliche Zweiklassen-Behandlung zwischen Ost- und Westdeutschland in sozialistischen Bruderländern so hautnah erlebte. So ist mir in Erinnerung, dass in den Prager Restaurants alles »besetzt« war, wenn der (ungebetene) Gast aus der DDR stammte. Hingegen hieß es für uns Westler »Küss die Hand«, was peinlich war.

Im Rahmen der Reise war auch ein Besuch des Donaudeltas geplant. Die letzte und einzige Fähre über die Donau bei Braila, das viele Kilometer von Bukarest entfernt ist, fuhr um 17 Uhr. Um die Fähre rechtzeitig zu erreichen, schlugen die Gastgeber deshalb vor, frühmorgens von Bukarest abzufahren. Das aber lehnte Schiller ab und schlug eine Abreise gegen 10 Uhr vor. Sodann gab der (schlitzohrige) Protokollchef zu verstehen, dass dies in Ordnung sei, obwohl es angesichts der Entfernung und der Straßenverhältnisse in Rumänien ein Unding war. Angesichts der späteren Abfahrt und der damit unmöglich zu erreichenden Fähre ließen sich die »kreativen« Gastgeber jedoch etwas einfallen. Sie setzten einen alten LKW in Marsch, und dessen Motor blieb »zufällig« stehen, als die Vorderräder bereits auf der Fähre waren. Als wir dann später bei der Fähre ankamen, sprang der LKW-Motor plötzlich wieder an, so dass wir mit unserer Mercedes-Kolonne auf die Fähre fahren und somit unser Ziel Tulcea an der Donaumündung erreichen konnten.

Ein weiterer Besuchspunkt waren die sog. Moldauklöster im Norden Rumäniens. Sie sind bewusst so klein gehalten, dass nur die Geistlichen Zutritt zum Inneren der Kirche haben. Das normale Volk muss draußen bleiben und wird durch religiöse Bilder in beeindruckender blauer Lapislazuli-Farbe an den Außenwänden »unterhalten«. Als wir ein solches Kloster verlassen hatten, war der Wagen des Ministers nicht mehr da. Nach einigem Suchen fanden wir ihn im benachbarten Dorf vor einem alten Gebäude, das mit der Aufschrift »Poliklinikum« versehen war und nicht sehr vertrauenerweckend aussah. Was war passiert?

Der Bonner Zahnarzt hatte dem Minister vor seiner Reise gesagt, er würde gern nach der Rückkehr einen Backenzahn behandeln, der ihm Sorge bereitete. Insofern war Schiller entsprechend vorprogrammiert, als er beim Klosterbesuch plötzlich Zahnschmerzen verspürte. Natürlich hatte der rumänische Protokollchef eine »Zahnklinik« in dem Dorf anzubieten. Als ich dazu kam, war der Zahn bereits gezogen und hierbei in mehrere Teile zerbrochen, und die beiden älteren Damen, die den Minister behandelten, kratzten noch die verbliebenen Reste aus, bevor sie dem Patienten ausreichend Schmerzmittel verabreichten. Für die Behandlung saß der Minister in einem uralten Zahnarztstuhl, dessen Bohrer noch mit Fahrradketten und entsprechenden Fußpedalen angetrieben wurde. Alles in allem kein sehr vertrauenerweckendes Ambiente.

Für die Nacht schlief der Minister sodann in dem einzigen Gästezimmer des Frauenklosters in Sucevita. Ich war im Zimmer der Äbtissin untergebracht. Draußen an der Flurwand hing ein altes Feldtelefon, das noch mit einer Handkurbel angetrieben wurde. Mitten in der Nacht klingelte dieses Telefon, und es war eine deutsche Frauenstimme zu vernehmen, und das »mitten in der Fremde«. Bei der Anruferin handelte es sich um eine Banaterdeutsche. Sie flehte ihren Mann an mit den Worten: »Joschka, du musst herkommen und mir helfen.« Was war passiert?

Die Schmerztabletten wirkten nicht mehr, und so hatte der Minister echte Schmerzen. Mit Hilfe des Protokollchefs wurde sodann mitten in der Nacht eine Zahnärztin geholt. Doch wollte sich der Minister partout nicht mehr von einer Frau behandeln lassen. Insofern musste der eilends herbeigerufene Ehemann unbemerkt in die Rolle der Zahnärztin schlüpfen, auch wenn er an sich ein Kinderarzt war.

Noch eine Anekdote: Am nächsten Morgen entdeckte ein Kollege im Frauenkloster eine Badewanne. Auch wenn das Wasser kalt war, entkleideten wir uns, um eine Dusche zu nehmen. Doch mussten wir dann angesichts erschrockener Reaktionen einiger junger Nonnen feststellen, dass dies die einzige Wasserquelle im gesamten Kloster war und einige von ihnen gerade zu diesem Zeitpunkt routinemäßig Wasser für ihre Zimmer holen wollten.

Nach alledem ist anzunehmen, dass die rumänischen Gastgeber sicher froh waren, als der Minister wieder abreiste, nachdem in Bukarest noch ein Professor die Zahnprobleme sachgemäß behandelt hatte.

Ordensverleihung bei Schiller

Nach den zahlreichen Ostreisen, die auch einen interessanten Besuch in Warschau einschlossen, sei im Folgenden eine Anekdote aus dem Ministeriumsbereich in Bonn angemerkt. Es ging dabei um die Verleihung des Bundesverdienstordens am Bande an fünf Leiter von nachgeordneten Behörden. Die technische Durchführung oblag mir. Also habe ich mir die Ordensbänder genauer angeschaut und dabei festgestellt: Die Spitzen des Halsbandes waren so umsäumt, dass sie nicht in die Schnalle passten. Mittels eines Hammers konnte das Halsband jedoch entsprechend schlanker geklopft werden. So konnte ich dann den Herren beruhigt die Halsbänder umlegen. Doch bemerkte ich dann zu meinem Entsetzen, dass alle Preisträger nach einiger Zeit ungewohnte Halsverrenkungen machten und dabei die Schultern oder das Kinn hochzogen.

Was war passiert? Ich hatte die Ordensbänder zwar anstandslos durch die Schnallen gezogen, in der Aufregung aber vergessen, sie auch zu schließen. Somit erklärte sich das langsame, aber unaufhaltsame Rutschen der Orden. Ich habe mich deshalb an die Herren diskret von hinten herangeschlichen und – ohne dass der Minister dies bemerkte – die Schnallen zugedrückt, was von den Beteiligten mit Erleichterung registriert wurde.

Ein vergleichbares Missgeschick ergab sich einige Zeit später in einem ganz anderen Zusammenhang und soll ebenfalls nicht unerwähnt bleiben: Schiller war zu Robert Lembkes »Heiterem Beruferaten« nach München eingeladen, und das Panel sollte mit verbundenen Augen seine Tätigkeit erraten. Als es dann soweit war und Schiller auf die Bühne treten sollte, bemerkte ich von der Kulisse aus, dass seine Hose hinten durchgängig geplatzt war. Ich hielt ihn daraufhin kurz an und machte ihn darauf aufmerksam. Da es für eine Notlösung oder gar einen Hosenwechsel zu spät war, schlug ich vor, er solle ruhig auf die Bühne treten und sich vorwärts auf Lemke zu bewegen. Doch sollte er sich auf keinen Fall umdrehen und am Ende dann auch die Bühne rückwärts wieder verlassen. So geschah es auch, ohne dass jemand das Missgeschick bemerkte. Ich rief aber dem Minister beim Verlassen der Bühne noch einmal zu, er solle auf jeden Fall rückwärts gehen, was er dann auch tat. So hat keiner die »Offenheit« des Ministers bemerkt.

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