Kitabı oku: «Erinnerungen eines "Kofferträgers"», sayfa 5

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Der Beginn des Airbus 1969

Zur Unterzeichnung dieses deutsch-französischen Vertrages war auf dem Pariser Flughafen Le Bourget das Modell einer Pilotenkanzel des ersten geplanten A 300 Airbus aufgestellt. Als Schiller den Vertrag über 1,65 Mrd. DM unterschrieb, sagte er zu mir, dass dies die teuerste Unterschrift seines Lebens sei und wohl auch bleiben würde. Er fügte hinzu, dies sei ein Preis für die deutsch-französische Freundschaft. Dabei war er nicht ohne Zweifel darüber, ob dieser Betrag zu gegebener Zeit auch zurückgezahlt werden würde, was aber dann angesichts der guten Geschäftsentwicklung von Airbus geschah. Jedenfalls wurde hier aus dem Nichts heraus der Grundstein gelegt für ein gigantisches und mehrere Länder einschließendes Projekt, das sich letztlich zu einer echten Konkurrenz zu Boeing entwickelte.

Zusammen mit ESA und anderen europäischen Organisationen hat Europa im High-Tech-Bereich beeindruckende Erfolge zu verzeichnen, dabei – vor allem im überseeischen Telefonverkehr über Satelliten – das ursprüngliche amerikanische Monopol durchbrochen und wurde damit auch zugunsten des Verbrauchers zu einem starken Konkurrenten. Dass wir heute – im Gegensatz zu den horrenden amerikanischen Preisen zu Beginn – fast zum Ortstarif mit den USA telefonieren können, verdanken wir zu einem erheblichen Teil auch unseren europäischen Satelliten. Auch der Telefonverkehr mit Afrika und zwischen dessen Ländern wurde revolutioniert und erheblich billiger. Er lief nicht mehr über Paris oder London, sondern über Satelliten. Angesichts des Entwicklungsstandes in Afrika kann die enorm verbesserte und nicht mehr so teure Kommunikation mit dem Rest der Welt sowie untereinander nicht genug gewürdigt werden.

Schiller und die USA

Für den Wirtschaftsminister gab es neben den wichtigen bilateralen Beziehungen zu den USA mit den dort beheimateten Bretton Woods-Institutionen (Internationaler Währungsfonds und Weltbank) und ihren Jahresversammlungen ein zweites wichtiges Tätigkeitsfeld, das zu häufigen Besuchen in den USA führte. Zudem gaben Tochter und Enkelkind des Ministers den USA-Besuchen zuweilen ein persönliches Gepräge, was im Übrigen auch bei Bundeskanzler Kiesinger und seiner Enkeltochter »Fröschle« der Fall war.

Vorweg eine »bilaterale« Anmerkung zu den Gesprächen in den USA. Mir fiel immer wieder auf, wie wenig den dortigen Politikern über die Traditionen oder Tabus anderer wichtiger Industrieländer wie der Bundesrepublik bekannt ist, ganz im Unterschied zu dem Congressional staff in Washington oder dem britischen Außenministerium. So wird zumeist nicht ausreichend ins Kalkül gezogen, was in anderen Ländern anders»tickt« und was nicht. Als Beispiel ein Dinnerabend beim amerikanischen Finanzminister unmittelbar nach der Ankunft aus Deutschland. An dem Tag war der der sog. Yom Kippur-Krieg ausgebrochen. Daher brachte der Gastgeber dieses Thema auf und bemerkte, man habe sich bereits erste Gedanken gemacht, wie man auf eine eventuelle Energieknappheit reagieren solle. Vielleicht sei es am besten, im Rahmen der OECD Gas und Öl zwischen den Industrieländern zu rationalisieren. Darauf erwiderte Schiller empathisch, das käme für Deutschland in keinem Fall in Betracht und würde die Kriegserinnerung mit staatlicher Zuteilung von Lebensmitteln und Rohstoffen zurückbringen, was panikartige Folgen haben würde. Dann lieber das Mehrfache an Benzinpreisen bezahlen, als zur Nachfragebegrenzung durch Verteilungsschlüssel überzugehen.

Auf ähnliche Weise wird bei allen möglichen Forderungen nach deutschen Wirtschaftsankurbelungen – auch seitens des IWF – zu wenig ins Kalkül gezogen, wie tief in Deutschland im Unterschied zu allen anderen Industrieländern über Generationen hinweg die Angst von einer Inflation verankert ist. Auch der IWF war an unserer statistischen Spitzenposition nicht unbeteiligt. So wurde der »Wohlstand« eines Landes vorwiegend an seinem Bruttosozialprodukt gemessen, das bei uns infolge des »Wirtschaftswunders« beständig anstieg. Was dabei nicht oder kaum berücksichtigt wurde: Unser Land war als Folge des Bombenkrieges hinsichtlich Wirtschaft und Wohnhäusern stark zerstört, der Rest der Industrie wurde aufgrund von Reparationsforderungen einiger Siegermächte demontiert, und im Unterschied zu anderen Industrieländern (z. B. Schweiz und Belgien) war auch der Aktienbesitz verloren gegangen, und schließlich mussten über 12 Millionen Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten integriert werden. Kurzum: Wir galten statistisch (wieder) als »reich«, ohne es damals auch in unserem Bewusstsein zu sein. Inzwischen sind Statistik und Eigeneinschätzung mehr im Gleichgewicht, was auch die mehrfachen Aufrufe erklärt, wir sollten nun weltweit mehr Verantwortung übernehmen.

Auch die amerikanischen Vorwürfe, wir würden in Europa aus handelspolitischen Gründen die Genmanipulation von Lebensmitteln behindern, berücksichtigen nicht hinreichend unsere Erfahrungen mit Rinderwahn, Schweine- und Vogelpest und anderen Epidemien, welche die Amerikaner selbst nicht hautnah erlebt haben, über die aber in Europa immer wieder eindrucksvolle Berichte über unsere Bildschirme flimmerten. Auf der anderen Seite ist auch anzumerken, welche Steine unsere USA-Verbündeten damals der Anerkennung zweimotoriger Airbusse in den Weg gelegt haben, solange Boeing nicht auch solche Maschinen produzierte.


Schiller mit seinem amerikanischen Kollegen in Camp David

Bei der Bewertung der amerikanischen Kontakte seien einige anekdotische Ereignisse angemerkt. So hatte Präsident Nixon seinen Kabinettskollegen erstmalig erlaubt, auch die Tagungs- und Erholungsanlagen von Camp David zu benutzen. Wir waren dabei die ersten ausländischen Besucher und konnten uns im Gästebuch gleich unter dem Präsidenten eintragen. Die Bewirtung lag zumeist in den Händen von in Smokings gekleideten Sicherheitsbeamten. Diese zogen sich angesichts amerikanischer Usancen gegen 22:00 Uhr zurück. Danach machten wir als Gäste allein einen Spaziergang durch das Gelände und entdeckten dabei auch einen Swimming-Pool. Ich wurde beauftragt, Badehosen zu beschaffen, was mir auch gelang. So zogen wir die Army-Shorts an und genossen das angenehm temperierte Wasser. Zurück in den Bungalows fühlte sich unser Bedienungspersonal bemüßigt, sich wieder anzukleiden, um uns zu bedienen. Vielleicht haben sie sich auch über unser Steh- oder besser: Sitzvermögen gewundert, zumal wir überdies ja gerade einen langen Überseeflug hinter uns hatten und trotzdem nachts noch unternehmungslustig waren.

Bei anderer Gelegenheit waren die Gouverneure der Weltbank/IWF-Jahresversammlung bei Präsident Nixon zu einem Empfang im Weißen Haus eingeladen. Dazu parkten die zumeist schwarzen Cadillacs in der Auffahrt. Nur ein Wagen, ein Mercedes 600, stach aus dieser Gruppe hervor. Er gehörte zu Karl Klasen, dem deutschen Bundesbank-Präsidenten. Diesem war als früherem Aufsichtsratsmitglied von Daimler-Benz das Privileg eingeräumt worden, in den USA immer einen entsprechenden Wagen zur Verfügung zu haben. In diesem Fall kam die Luxuslimousine aus New York mit einem vollmundigen amerikanischen Fahrer. Dieser ließ es sich nicht nehmen, seinen Cadillac-Kollegen in allen Details die deutsche Wertarbeit vorzuführen. Dazu gehörten auch der Klang der Türen und die Qualität der Karrosserie. Zur Illustration drückte er mit dem Daumen die dünneren Türen einiger Cadillacs ein. Deren Fahrer zeigten sich naturgemäß beeindruckt.

Als nun der Empfang zu Ende war, wurde der Mercedes von Karl Klasen als einer der ersten aufgerufen. Doch wollte er partout nicht anspringen, weil die Batterie angesichts der zahlreichen Demonstrationen leer war. Zudem bildeten sich Wasser- und Öllachen unter dem Fahrzeug. Kurzum, eine komplette Blamage für Mercedes und Grund zur Schadenfreude bei den Cadillac-Kollegen. Der amerikanische Notenbankgouverneur Arthur Burns bot daraufhin seinem deutschen Freund an, seinen Dienstwagen zu benutzen, weil er selbst zu Fuß in sein nahe gelegenes Büro gehen konnte.


Schiller als Vorsitzender der Jahresversammlung von IWF/Weltbank in Washington Oktober 1971

Hinsichtlich der Jahresversammlung von Weltbank/ IWF ist noch anzumerken, dass Schiller im Jahre 1971 in Washington deren Tagungspräsident war und bei einem Empfang mehrere Tausend Hände schütteln musste, was danach dann unter seinem Einfluss aus quasi-medizischen Gründen abgeschafft wurde.

Geändert wurde auch – auf Betreiben meiner Frau – die amerikanische Unsitte, bei den Ausweisen der Ehefrauen den Vornamen des Mannes zu benutzen. Sie legte zu diesem Zweck ihren Reisepass vor und bestand erfolgreich darauf, dass ihr dort eingetragener eigener Vorname hinfort verwendet wurde, was dann offenbar allgemein eingeführt wurde.

Zu Schillers Zeiten wurde zu Beginn der siebziger Jahre auch ein erster Versuch gestartet, Berlin als Tagungsort für eine Jahresversammlung von IWF und Weltbank vorzusehen. Das wäre zu der Zeit und während des kalten Krieges natürlich eine große Sache gewesen, zumal damals der Ostblock noch nicht Mitglied war. Doch konnte dies aus rein technischen Gründen abgewiesen werden, weil eine spezielle Tagungskommission aus Washington nach vorherigen Vor-Ort-Recherchen befand, dass Berlin damals nicht genug Hotel-Suiten für die vielen Gouverneure hatte und es auch ansonsten an großen Tagungsräumen fehlte. Diese Situation hat sich dann später so geändert, dass 1988 die Jahresversammlung (und damit ein Jahr vor dem Fall der Mauer) in Berlin stattfand, dabei allerdings durch brutales Auftreten von Chaoten empfindlich gestört wurde, die unter anderem nachts ganze Wagenkolonnen in Brand setzten und den Sicherheitkräften durch Verschwinden in der U-Bahn und erneutem Auftreten an anderer Stelle immer wieder ein Schnippchen schlugen.

Auch zu dieser Tagung einige Anekdoten: Routinemäßig wurde diese – wie bereis erwähnt – von einem umfangreichen Konferenzteam von IWF und Weltbank vorbereitet. Angesichts ihrer doktrinären Haltung bestanden sie anfangs darauf, dass vom Papier bis zu den Heftzwecken alles den amerikanischen Standards entsprechen müsse. Erst unser Hinweis, dass wir eines der wichtigsten Industrieländer seien und unsere DIN-Standards in vielen anderen Teilen der Welt übernommen worden seien, erleichterte ein gewisses Einlenken.

Andererseits hatten die deutschen Gastgeber vor Konferenzbeginn nach Abschluss der Vorbereitungen das Tagungsteam aus Washington zu einem Abendessen eingeladen und hierfür in Spandau ein Restaurant ausgesucht, in dem Studenten in Lendenschürzen an die Wikingerzeit erinnern sollten. Folglich gab es auch keine Bestecke, und alle wurden ermutigt, Knochen usw. auf den mit Stroh ausgelegten Boden zu werfen. Zudem wurden Getränke und vor allem Schnäpse in Büffelhörnern serviert. Kein Wunder, dass die Gäste aus Amerika nicht nur überrascht, sondern pikiert waren und sich bei allem sichtbar zurückhielten. Erst als der dänische Vizevorsitzende des Teams beherzt zugriff, lockerte sich die Stimmung.

Im Übrigen wurde während der eigentlichen Tagung sehr goutiert, dass bei dem traditionellen Empfang des deutschen Gastgebers die einzelnen Bundesländer ihre Nahrungsmittel-Erzeugnisse und Getränke vorstellten. Dabei war naturgemäß nicht nur der bayrische Stand umlagert, sondern auch Fischspezialitäten und Schnäpse aus den Küstenländern fanden großen Anklang, von deutschen Spitzenweinen ganz zu schweigen.

Dabei ergab sich im unmittelbaren Vorfeld dieses Empfangs ein großes Problem, welches die deutschen Veranstalter, vor allem in der Berliner Verwaltung, nicht vorhergesehen hatten. Ursprünglich nämlich sollte dieser Empfang in einem Berliner Technologie-Museum zwischen Eisenbahnwaggons und Lokomotiven stattfinden, was einen gewissen Schick bedeutet hätte. Doch fuhr bei einem Arbeitsessen in diesem Museum eine Rangierlock an den Fenstern vorbei, und die Berliner Kollegen erkannten sofort, dass diese aus der DDR stammte. Folglich wurde zu Recht angenommen, dass diese auch die Hoheit über die Geleise usw. um das Museum herum hätte und es höchst unsicher war, ob die DDR damit einverstanden wäre, dass aus Sicherheitsgründen für die Zeit des Empfanges West-Berlin und die Bundesrepublik verantwortlich sein würden. Um solchen Unsicherheiten zu begegnen, wurde daher kurzfristig beschlossen, den Empfang zu verlegen und hierfür auf die »schwangere Auster« im Tiergarten auszuweichen.

Letztlich ist aber hinsichtlich der gesamten Tagung im Jahr 1988 festzuhalten, dass die DDR, soweit erkennbar, keinerlei ernsthafte Störversuche machte oder ihre Propagandamaschinerie gegen dieses »kapitalistische« Treffen aktivierte. Im Gegenteil, manche Gäste wurden ohne Probleme in Nobelhotels in Ostberlin untergebracht und hatten dort alle Annehmlichkeiten wie in West-Berlin. Auch westdeutsche Polizeifahrzeuge konnten unbürokratisch durch die DDR fahren, solange sie ihre Funkgeräte ausbauten. Dasselbe galt für die zahlreichen Edelkarossen, welche Mercedes und BMW für die Tagung bereitgestellt hatten.

Dies wiederum erleichterte es den Chaoten, sie anhand der Autokennzeichen zu identifizieren und in vielen Fällen nachts »abzufackeln«. Auf ähnliche Weise waren die Besucher des renommierten Konzerts der Deutschen Bank nach dem Verlassen an ihren entsprechend ausgeschilderten Plastiktaschen zu erkennen und damit Pöbeleien und sonstigen Anfeindungen ausgesetzt. Wer das vermeiden wollte, hatte vorsorglich eine Tasche von Edeka dabei, welche er über die der Deutschen Bank stülpte. Ich selbst erinnere mich an eine mittägliche Kaffee-Pause draußen vor der Kongresshalle, als eine harmlos erscheinende Gruppe von Radfahrern vorbeifuhr und uns plötzlich mit faulen Eiern bewarf. Im Rückblick erscheint es erstaunlich, dass die Polizei und die Sicherheitsorgane aus der »Kreativität« und der Brutalität der Chaoten auf dieser Jahresversammlung in Berlin offenbar keine Lehren gezogen haben und daher bei den ähnlich gelagerten Überfällen der Chaoten in Hamburg beim G20-Treffen im Jahre 2016 »ahnungslos« überrascht erschienen.

Im Hinblick auf die bereits erwähnten Jahresversammlungen von Weltbank/IWF sollte noch erwähnt werden, dass die Ministerdelegation zu Schillers Zeiten nach den anstrengenden Tagen in Washington manchmal anschließend ein paar Tage ausspannte, bevor sie in die Bonner Mühle zurückkehrte. Als Schiller das einmal ansprach, erwiderte ich, bereits entsprechende Kontakte mit der Weltraumbehörde NASA aufgenommen zu haben. Man würde uns also gern einladen, am Wochenende mit einer Sondermaschine nach Cape Canaveral zu fliegen, um dort die Raketenanlagen zu besichtigen. Als Ehrenbegleiter des Außenministeriums wurde uns John Kornblum mitgegeben, der später Botschafter in Deutschland wurde und damals mit einer Hamburgerin verheiratet war. Vor Ort wurde deutlich, wie stark zu dem Zeitpunkt noch der deutsche und von Wernher von Braun begründete Einfluss war. So erklärt sich vielleicht auch, warum man sich hinsichtlich der Ketten-Technik für die riesigen Transportraupenschlepper der Weltraumraketen zur Startrampe bei den riesigen Schaufellbaggern im deutschen Braunkohlebergbau wissend gemacht hatte.

Als Fußnote ist noch anzumerken, dass Schiller im Anschluss an diesen Besuch in Cape Canaveral einen Vortrag in Harvard hielt und sich über die nicht so beeindruckende Zahl der Zuhörer etwas enttäuscht zeigte, wie er es in Deutschland gewohnt war. Ich wies darauf hin, dass gerade Harvard von prominenten Rednern überlaufen sei, doch bei seinem Vortrag immerhin einige Nobelpreisträger erschienen waren.


Schiller im Kennedy Space Center in Cape Canaveral

Mit Schiller in Mexiko

Nach Abschluss einer weiteren Jahresversammlung von Weltbank und IWF beschloss Schiller, einen Besuch in Mexiko einzulegen und hierbei eine Einladung des früheren Präsidenten Miguel Alemán in die Nähe von Acapulco zu verwirklichen. Dabei wurde ein Zwischenstopp in Merida eingelegt, um die berühmten Tempel von Uxmal zu besichtigen. Als wir dabei eine steile Treppe hinaufstiegen, bemerkte ich oben eine große Spinne und fragte den Reiseführer, ob dies vielleicht eine »schwarze Witwe« sei, die bekanntlich sehr giftig ist. Mit großem Schrecken wurde dies bejaht und wir um größeren Abstand gebeten. Dies als Beispiel dafür, dass man aus einem modernen Flugzeug steigen und kurz darauf mit einer solchen kitzligen Situation konfrontiert werden kann.

Auf ähnliche Weise hatte ich eine kleine Anekdoten-Episode in Cuzco/Peru auf der stark bevölkerten Plaza de los Armas. Dort wurde mir ein Brillen-Etui gestohlen. Kurz danach fand ich es am anderen Ende des Platzes wieder und kaufte es zurück. Somit war es ein Beispiel von »Recyling« für einen guten Zweck.

In Mexico City war Schiller von dem neu ernannten Finanzminister zum Abendessen eingeladen, und die Botschaft hatte hierfür ein kurzes Papier mit dessen Lebenslauf gefertigt. Darin stand unter »Beziehungen zur Bundesrepublik«: unbekannt. Als Schiller das seinem Kollegen zeigte, brach dieser in lautes Lachen aus und sagte in fließendem Deutsch, die Botschaft hätte eigentlich wissen müssen, dass er zwölf Jahre lang die deutsche Schule besucht und mit dem Abitur abgeschlossen habe. Da er erst seit kurzem im Amt war und noch keine Visitenkarten hatte, schrieb er mir seine Telefonnummer kurzerhand auf eine Serviette.

Am nächsten Tag besuchten wir auf Wunsch meines Ministers das Universitätsgelände. Der begleitende Botschaftsvertreter hatte nicht die geringste Ahnung, warum der Minister diesen Wunsch geäußert hatte. Darum kurvten wir ziellos längere Zeit auf dem Gelände herum, bis ich schließlich ohne vorherige Absprache mit meinem Chef als Ziel angab, dass der Minister natürlich die berühmten Wandfresken sehen wollte, die in jedem Lexikon aufgeführt seien. So geschah es denn auch.

Der Aufenthalt in Puerto Marquez in der Nähe von Acapulco war natürlich mit all dem Komfort ein besonderes Erlebnis und führte zu Gesprächen mit dem früheren mexikanischen Präsidenten Alemán sowie nach meiner Erinnerung auch mit Teddy Stauffer, der vor einigen Jahrzehnten mit seiner Band den Ruhm von Acapulco mitbegründete.

Zum Schluss noch eine Anekdote, welche eine Besonderheit von Schiller zeigt. Er profitierte von der Bereitschaft des Presse- und Informationsamtes in Bonn, für die einzelnen Minister bei Auslandsreisen tägliche fachspezifische Presseschauen zusammenzustellen und per Fax zu übermitteln. Im Falle Acapulco gab es dafür nur eine Empfangsstelle im entfernten Flughafen bei einer mexikanischen Fluggesellschaft. Dort konnte ein Mitarbeiter dafür gewonnen werden, zweimal täglich mit dem Motorrad diese Pressemeldungen zu überbringen, was der Minister goutierte. Doch wollte er eines Tages in Ergänzung einer kritischen Überschrift in einer deutschen Tageszeitung mehr über den Artikel wissen, der aber in der verkürzten Presseschau nicht im Einzelnen wiedergegeben war. Also bat er mich, umgehend mit Bonn zu sprechen.

Ich antwortete, dass die Vermittlung eines solchen Ferngesprächs auch als sog. Staatsgespräch mit besonderer Priorität bis zu acht Stunden dauern und deshalb nachts in Bonn ankommen könnte, wo dann kaum einer erreichbar sein würde. Widerwillig gab sich Schiller damit zufrieden.

Als Fußnote noch der Hinweis, dass auf dem Rückflug von Mexiko nach Paris auch Grace Kelly, die Fürstin von Monaco, mit an Bord war und sich dabei in die Economy Class zurückgezogen hatte, wo mehr Platz zum Liegen war.

Eine besondere Afrikareise

Für das Jahresende1971 hatte die Schiller-Familie eine Reise ins innere Afrika geplant, um dort auch Verwandte zu besuchen, die mit Entwicklungshilfe betraut waren. Bei der Gelegenheit war auch die Unterzeichnung eines Kapitalhilfeabkommens vorgesehen.

Nach seiner Ankunft in Afrika erhielt ich an einem Sonntagnachmittag einen bitterbösen Anruf von Schiller über die »Sauerei« des neuesten SPIEGEL, mit der diese Reise zu Verwandten in Afrika kritisch beleuchtet wurde. Wir hatten in Bonn keinerlei Kenntnis von dem Spiegel-Artikel, zumal dieses Wochenmagazin damals erst immer am Montag verfügbar war. Um meine Ahnungslosigkeit zu übertünchen, erinnerte ich mich an die damalige Fernsprechrealität, wonach solche Gespräche noch nicht über Satelliten, sondern über Paris oder London geleitet wurden und oft von Störungen begleitet waren. So sprach ich am Telefon plötzlich bewusst so laut, dass der Minister mich bat, nicht so zu schreien. Mit den Worten »Jetzt ist die Verbindung unterbrochen« legte ich dann den Hörer auf. Dies gestattete mir sodann, zwischenzeitlich den Spiegelartikel zu besorgen und weitere Einzelheiten zu erfahren. Danach hatte dieses Magazin durch eine Art von Stafette über mehrere Piloten sichergestellt, dass diese Ausgabe dem Minister noch vor dem üblichen Erscheinen am Montag schon am Sonntag zugestellt wurde, und das mitten in Afrika und überdies zur Weihnachtszeit. Mir erschien das schon damals als eine etwas hinterhältige Besonderheit dieses Nachrichtenmagazins, Prominente an entlegenen Orten aufzuspüren und sie mit einem kritischen Artikel in schlechte Stimmung zu versetzen.

Später am Abend rief der Minister noch einmal aus Afrika an und bemerkte – ersichtlich etwas beruhigter –, dass ich ihm das wohl nicht zugetraut hätte, über diese Entfernung an einem Sonntagabend noch ein Telefongespräch aus Afrika zu ermöglichen. Dazu sei er schließlich im Krieg bei der Fernmeldetruppe gewesen. Zum Nachweis seines dienstbezogenen Aufenthalts erschien im nächsten Spiegel von Schiller ein ausführlicher Leserbrief, mit einem detaillierten offiziellen Mammutprogramm und hochrangigen Kontakten, einschließlich Audienz beim Staatspräsidenten.

In diesem Zusammenhang erinnerte ich mich daran, dass dieser unserem Minister bei seinem Bonn-Besuch im Vorjahr eine Ehrenmedaille überreicht hatte, die sich aber in dessen Wohnung in Bonn befand. So bat ich den sodann auf die Reise geschickten Referatsleiter des Ministeriums, doch bitte einen Tag früher nach Paris zu fliegen und zu versuchen, eine solche Medaille auf dem Flohmarkt zu erstehen. Dazu gab ich ihm eine Kopie der Verleihungsurkunde mit.

Tatsächlich war ein Medaillenerwerb auf dem Flohmarkt möglich, und so konnte der Kollege unserem Minister in Afrika eine solche Medaille überreichen, was von ihm mit freudiger Überraschung registriert wurde.

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