Kitabı oku: «Zeuge und Aussagepsychologie», sayfa 5
3. BGH-Rechtsprechung zur Hypothesenbildung
54
Erstmals in der Grundsatzentscheidung zu aussagepsychologischen Gutachten hat der BGH den aus der Experimentalpsychologie herrührenden Begriff der „Nullhypothese“ übernommen. Es geht um die wissenschaftlichen Anforderungen, die an die Glaubhaftigkeitsbegutachtung zu stellen sind.
Den Begriff „Nullhypothese“[168] hat der BGH auch in den Nachfolgeentscheidungen zu der Grundsatzentscheidung verwendet. Erläutert wird der Begriff in der Grundsatzentscheidung.[169] Danach hat der Sachverständige zunächst davon auszugehen, dass die Aussage keinen Erlebnisbezug hat. Hierzu hat er Spezifizierungen[170] zu bilden. Nur wenn er diese zurückweisen kann, gilt das Gegenteil: die Aussage hat einen Erlebnisbezug.
Zum hypothesengeleiteten Vorgehen des Sachverständigen finden sich z.B. folgende BGH-Entscheidungen:
• BGH [4 StR 662/19] | Autosuggestion |
• BGH [2 StR 168/18] | Autosuggestion |
• BGH [2 StR 338/18] | Umdeutung |
• BGH [2 StR 485/17] | Rache |
• BGH [4 StR 587/17] | Suggestion |
• BGH [2 StR 135/16] | Sorgerecht |
• BGH [2 StR 463/16] | Falschbeschuldigung |
• BGH [2 StR 308/15] | Bewusste Falschaussage |
• BGH [2 StR 455/14] | Suggestionshypothese |
• BGH [4 StR 381/14] | Unwahrheit |
• BGH [4 StR 427/14] | Nullhypothese |
• BGH [2 StR 206/12] | Hypothese |
• BGH [3 StR 47/12] | Übertragung |
• BGH [2 StR 316/11] | Bewusste Falschaussage |
• BGH [4 StR 163/11] | Bewusste Falschaussage |
• BGH [1 StR 181/10] | Fremdsuggestion |
• BGH [5 StR 157/10] | Falschaussage |
• BGH [2 StR 215/09] | Darlegung |
• BGH [1 StR 541/08] | Pseudoerinnerung |
• BGH [5 StR 227/08] | Falschbeschuldigung |
• BGH [5 StR 412/08] | Falschbeschuldigung |
• BGH [5 StR 94/07] | Falschbeschuldigung |
• BGH [4 StR 33/05] | Unwahrheitshypothese – Rache |
• BGH [3 StR 301/07] | Nur die realistischen Hypothesen berücksichtigen |
• BGH [2 StR 203/05] | Bewusste Falschaussage – Umgangsrechtsstreit |
• BGH [4 StR 33/05][171] | |
• BGH [5 StR 200/05] | Falschbelastungshypothese – BtM-Verfahren. |
• BGH [5 StR 416/05] | Unglaubhaftigkeitshypothese -Nullhypothese |
• BGH [3 StR 431/04] | Verärgerung |
• BGH [3 StR 464/04][172] | Nur die realistischen Hypothesen berücksichtigen |
• BGH [1 StR 483/04] | Rachehypothese |
• BGH [5 StR 544/04] | Nullhypothese zur Aussagetüchtigkeit |
• BGH [2 StR 378/03] | Alternativhypothese |
• BGH [1 StR 274/02][173] | Geprüfte Hypothesen sind im Urteil zu benennen |
• BGH [2 StR 307/02] | |
• BGH [1 StR 529/02] | |
• BGH [1 StR 524/02][174] | Erklärungsmöglichkeiten diskutieren |
• BGH [1 StR 169/00] | Bewusste Falschbeschuldigung |
• BGH [5 StR 552/99] | Übertragungshypothese |
• BGH [1 StR 582/99][175] | Allgemein |
• BGH [1 StR 618/98][176] | Grundsatzentscheidung – Nullhypothese |
4. BGH-Rechtsprechung zur Beurteilung der Aussagekompetenz
55
Aussagekompetenz – Beurteilung
ist
Teil der Glaubhaftigkeitsbeurteilung
56
Die Aussagekompetenz ist im unmittelbaren Zusammenhang mit der Aussageanalyse zu prüfen. Üblicherweise – und so in § 241 Abs. 2 StPO geregelt – ist der Zeuge (nur) zur Sache zu vernehmen. Vorgelagerte allgemeine routinemäßige Fragestellungen zur Zeugentüchtigkeit sieht die StPO nicht vor, so z.B. nicht die Prüfung der sprachlichen Fähigkeiten des Zeugen. Die Einschätzung, wie sich der Zeuge im Allgemeinen äußert, wie groß sein Wortschatz ist, ob er allgemein – und deshalb auch in der Befragung – eher wenig spricht, ob er sich nur knapp oder ausschweifend äußert, kann für die Beurteilung seiner Aussage aber von Bedeutung sein.
Aussagetüchtigkeitsaspekte finden in der BGH-Rechtsprechung bei kindlichen Zeugen Berücksichtigung. Die Aussagekompetenz erwachsener Zeugen wird in der BGH-Rechtsprechung vor allem bei psychischen Auffälligkeiten, bei Erinnerungsbeeinträchtigung und bei Beschuldigtenaussagen im Zusammenhang mit Alkoholisierung diskutiert.
Die Beurteilung der Qualität einer Aussage gewinnt erst an Aussagekraft durch ihren Bezug zu den spezifischen Kompetenzen und Erfahrungen des Aussagenden.
57
Beurteilung der Aussagequalität
erfolgt
nur im Zusammenhang mit den Kompetenzen und den Erfahrungen des Zeugen
Dies erfordert die Feststellung und Beurteilung etwaiger aussagerelevanter Besonderheiten in der Persönlichkeitsentwicklung des Zeugen, bevor die Qualitätsanalyse der Aussage vorgenommen wird. Liegen beim Zeugen Einflüsse vor, die die Zeugentüchtigkeit beeinträchtigen, oder sind besondere Erfahrungen oder Erlebnisse vorhanden, so muss im Einzelfall vorab geprüft werden, ob möglicherweise die Zeugentüchtigkeit eingeschränkt ist oder ob z.B. die vorgefundene Aussagequalität durch sogenannte Parallelerlebnisse[177] beeinträchtigt oder durch reine Erfindung[178] erklärbar sein könnte.[179] Dies ist insbesondere dann geboten, wenn die Auffälligkeiten einen solchen Schweregrad erreichen, dass sie geeignet sind, die individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten eines Zeugen zu beeinträchtigen. Erst vor diesem Hintergrund kann die Frage beantwortet werden, ob der Zeuge die Aussage mit den darin festgestellten Qualitätsmerkmalen möglicherweise ganz oder teilweise ausgedacht oder von einem Erlebnis mit einer anderen Person auf den Beschuldigten übertragen haben könnte.
a) Aussagekompetenz bei kindlichen Zeugen
58
Bei kindlichen Zeugen stellt sich die Frage nach der Aussagekompetenz anders als bei Erwachsenen.
Bei kleinen Kindern richtet sich die Frage, ob sie eine verwertbare Aussage machen können, nach ihrem Entwicklungsstand. Suggestionseffekte können – gerade bei jüngeren Kindern – den Inhalt der Aussage wesentlich verändern. Bei der Beurteilung kindlicher Angaben spielt es auch eine Rolle, ob das Kind schon über ein eigenes bereichsspezifisches Wissen verfügt.
Mit der Aussagekompetenz von kindlichen Zeugen befassen sich z.B. folgende Entscheidungen des BGH:
• BGH [2 StR 300/19] | 8,5 Jahre altes Kind |
• BGH [2 StR 405/15] | Kind ist nicht aussagetüchtig |
• BGH [2 StR 278/14][180] | Aussagetüchtigkeit eines 7-jährigen zu drei Jahre zurückliegenden Geschehen |
• BGH [3 StR 281/07] | Suggestion, Befragung |
• BGH [4 StR 23/07] | Fantasiebegabung |
• BGH [1 StR 579/05][181] | Suggestion, Pseudoerinnerung |
• BGH [1 StR 379/03] | Kinderaussage |
• BGH [2 StR 534/02][182] | Suggestion |
• BGH [1 StR 40/02][183] | Intensive gedankliche Befassung mit fiktiven Geschehnissen und bestätigende Gespräche, narzisstische Selbstdarstellung, therapieinduzierte Suggestion |
• BGH [5 StR 209/00][184] | Suggestion |
• BGH [1 StR 183/00][185] | Suggestion |
• BGH [5 StR 461/99] | |
• BGH [1 StR 618/98][186] | Kompetenzanalyse, Suggestion, Sexualwissen |
• BGH [5 StR 422/97][187] | Suggestion |
• OLG Saarbrücken [1 Ws 590/94][188] | Alter |
• BGH [2 StR 434/93][189] | Suggestion |
b) Aussagekompetenz bei psychischen Auffälligkeiten
59
Eigene Sachkunde. In der Regel ist der erwachsene Zeuge aussagetüchtig. Das beurteilt der Richter mit eigener Sachkunde z.B. bei
• BGH [4 StR 540/06][190] | Anpassungsstörung in Form einer längeren depressiven Reaktion, erinnerungsverändernde Hypnosetherapie nach der Tat, polizeiliche Vernehmungen davor |
• BGH [1 StR 46/02] | Narzisstische Störung bei histrionischer Persönlichkeit – Anhörung behandelnder Ärzte |
Keine eigene Sachkunde. Die nötige Sachkunde darf sich der Tatrichter nach der BGH-Rechtsprechung[191] bei erwachsenen Zeugen nicht zutrauen, wenn „die Beweislage wegen vorliegender Besonderheiten besonders schwierig ist“. Von solchen Besonderheiten geht die höchstrichterliche Rechtsprechung z.B. bei folgenden psychischen Auffälligkeiten aus:
• BGH [3 StR 18/18] | Psychische Beeinträchtigung |
• BGH [5 StR 135/18] | Psychische Erkrankung |
• BGH [2 StR 447/17[[192] | Auswirkung auf die Aussage |
• BGH [3 StR 618/17] | Dissoziative Störung |
• BGH [2 StR 308/15] | Borderline-Persönlichkeitsstörung |
• BGH [2 StR 92/15] | Persönlichkeitsakzentuierungen |
• BGH [2 StR 485/14] | Posttraumatische Belastungsstörung |
• BGH [3 StR 557/14] | Depression, Psychose |
• BGH [4 StR 234/13] | Psychische Vorerkrankung |
• BGH [5 StR 39/13] | Psychische Störung |
• BGH [1 StR 415/12] | Sprachliche Beeinträchtigung |
• BGH [1StR 602/12] | Déjà-vu-Erlebnisse |
• BGH [5 StR 174/12] | Paranoide Persönlichkeitsstörung |
• BGH [5 StR 428/12] | Erinnerungslosigkeit |
• BGH [4 StR 19/11] | Beeinträchtigung Medikament Lorzepam |
• BGH [2 StR 185/10] | Psychische Störung – Borderline, Selbstverletzung |
• BGH [2 StR 242/10] | Albtraum, Wirklichkeitskontrolle |
• BGH [3 StR 386/10] | Erinnerungsbeeinträchtigung |
• BGH [3 StR 410/10] | Geistige Behinderung – Auswirkung auf Widerstandsunfähigkeit |
• BGH [ 4 StR 390/09] | Weiteres Gutachten |
• BGH [4 StR 301/08] | IQ unter 50 – eingeschränkte Aussagetüchtigkeit |
• BGH [5 StR 206/08] | Langer Drogenabusus[193] |
• BGH [2 StR 505/06] | Dissoziationsstörung |
• BGH [1 StR 579/05][194] | Organische Hirnstörung |
• BGH [5 StR 25/04] | Alterabbau |
• BGH [5 StR 174/04] | Definition Aussagetüchtigkeit, geistige Erkrankung, Alkoholismus |
• BGH [2 StR 492/03] | Posttraumatische Belastungsstörung |
• BGH [5 StR 534/02] | Hirnschädigung |
• BGH [1 StR 46/02] | Persönlichkeitsstörung |
• BGH [1 StR 5/02] | Hirnorganische Störung |
• BGH [1 StR 506/01][195] | Borderline, Selbstverletzendes Verhalten |
• BGH [5 StR 199/00] | Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis |
• BGH [1 StR 613/99] | Amnesie, Erinnerungsinsel |
• BGH [3 StR 438/99][196] | Hörbeeinträchtigung |
• BGH [4 StR 100/97][197] | Borderline, HIV-Enzephalitis |
• BGH [3 StR 543/96][198] | Unterdurchschnittliche Intelligenz |
• BGH [4 StR 508/96][199] | Psychische Auffälligkeiten |
• BGH [1 StR 476/96] | Histrionische Persönlichkeitsstörung |
• BGH [1 StR 416/96][200] | Alkohol- und Tablettenmissbrauch |
• BGH [4 StR 264/95][201] | Hysterische Neurose |
• BayObLG [5 StR R 132/95][202] | Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis |
• BGH [5 StR 204/94][203] | Hirnorganische Störung |
• BGH [4 StR 764/94][204] | Psychosomatische Erkrankung |
• BGH [4 StR 329/93][205] | Magersucht |
• BGH [2 StR 439/92] | Psychische Störung |
• BGH [4 StR 16/91][206] | Epilepsie |
• BGH [5 StR 401/90][207] | Alkohol- und Drogenmissbrauch |
• BGH [2 StR 285/89][208] | Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis |
• BGH [4 StR 500/88] | Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis |
• BGH [2 StR 211/86][209] | Depression |
• BGH [4 StR 570/80][210] | Schwachsinn |
• BGH [4 StR 297/83][211] | Psychopharmaka – Alkoholgenuss im Übermaß, Depressionen |
• BGH [4 StR 616/89][212] | Alkoholgenuss – mehr als 3 ‰ zur Tatzeit |
• BGH [5 StR 278/89][213] | Heroinabhängigkeit |
• OLG Hamm [2 Ss 594/69][214] | Epilepsie |
Alkoholkonsum bei Erwachsenen
• BGH [2 StR 503/13] | Alkohol |
• BGH [1 StR 155/09] | Alkohol |
• BGH [4 StR 100/07][215] | Alkoholmissbrauch |
• BGH [5 StR 174/04] | Alkoholismus |
• BGH [1 StR 46/02] | Alkoholkonsum |
• BGH [2 StR 207/92][216] | Anreicherung der Erinnerung bei Müdigkeit und Alkohol |
• BGH [1 StR 416/96][217] | Alkohol- und Tablettenmissbrauch |