Kitabı oku: «Star Trek - Legacies 1: Von einem Captain zum anderen», sayfa 2
ZWEI
»Wäre jetzt ein guter Zeitpunkt?«, fragte Una Spock.
Der Empfang, der im Hauptaufenthaltsraum stattfand, dauerte schon einige Zeit an. Offiziere und Unteroffiziere liefen zwanglos durcheinander, tranken bunte Drinks und kosteten von einem Buffet exotischer Horsd’oeuvres aus der Schiffskombüse mit antosianischen Blätterteigpasteten, rigelianischem Kaviar, illyrianischen Mangoscheiben und mundgerechten Gurkensandwiches. Da der Landurlaub für die Besatzung bereits überfällig war, war Spock der Meinung, die Festivitäten seien gut für die Moral. Allmählich war er zu der Erkenntnis gekommen, dass diese bei Menschen und anderen emotionalen Spezies eine wichtige Rolle spielte. Die Party wurde selbstverständlich zu Ehren von Captain Una veranstaltet, die diese Gastlichkeit sicherlich verdient hatte.
»Um die Unterhaltung unter vier Augen zu führen, die Sie vorhin erwähnten?«
»Ganz genau«, antwortete sie.
Spock sah sich um. Captain Kirk, der seine Sache tadellos gemacht hatte, seine Kollegin gebührend zu feiern, war zur Brücke abberufen worden, sodass nun Spock den Gastgeber spielte. Doktor McCoy und die anderen Führungsoffiziere waren ebenfalls beschäftigt. McCoy hatte sich entschuldigt, um nach einem Patienten in der Krankenstation zu sehen, der an cygnianischen Masern litt. Scott, Sulu und Uhura hatten sich an der Bowlenschale eingefunden. Spocks scharfes Gehör verriet ihm, dass die Männer versuchten, Uhura zu überreden, sie mit einem Lied zu beglücken. Der Kommunikationsoffizier mit beträchtlicher musikalischer Begabung wehrte höflich ab, schien aber nicht abgeneigt zu sein, sich doch noch überreden zu lassen. Weitere Besatzungsmitglieder gesellten sich hinzu, was darauf schließen ließ, dass jetzt tatsächlich ein geeigneter Zeitpunkt sein könnte, sich allein mit Una zu unterhalten.
»Wie Sie wünschen, Captain.«
Es bedurfte einer gewissen Anstrengung, sie nicht als »Nummer Eins« anzusprechen. Die Gewohnheit besaß offenbar in der Tat sehr viel Macht.
»Gut«, sagte sie. »Es war mir ein Vergnügen, mich mit Ihrem Captain und Ihren Mannschaftskameraden zu unterhalten, aber ich habe auf die Gelegenheit zu einem vertraulichen Gespräch mit Ihnen gewartet.«
»Verfügen Sie über mich.«
Sie zogen sich in eine ruhige Ecke des Raums zurück, abseits der bevorstehenden musikalischen Darbietung, und setzten sich an einen freien Tisch, auf dem zurückgelassene Teller und Gläser standen. Spock bemerkte, dass auch sie sich von den zweifelhaften alkoholischen Genüssen ferngehalten hatte und stattdessen lieber ein Glas reines Altair-Wasser trank. Sie machte Platz für ihr Getränk und sie setzten sich einander gegenüber.
»Ist dies für Ihre Zwecke vertraulich genug?«, erkundigte er sich.
Sie ließ ihren Blick schweifen. »Es wird genügen, es sei denn, diese Unterhaltung zieht sich etwas länger hin.«
»Ohne das Thema zu kennen, kann ich die Dauer nicht präzise vorhersagen.«
»Das versteht sich von selbst«, stimmte sie zu. Sie senkte die Stimme und kam mit der für sie typischen Effizienz gleich zur Sache. »Ich habe Fragen bezüglich Captain Pike.«
»Das hatte ich erwartet.«
Nummer Eins hatte Pike im Verlauf der elf Komma fünf drei Jahre, die sie alle gemeinsam an Bord der Enterprise gedient hatten, zweifellos näher gestanden als Spock. Gelegentlich hatte es sogar Gerüchte über eine romantische Anziehung zwischen dem Captain und seinem Ersten Offizier gegeben, obwohl Spock diese immer als frivolen Tratsch der Menschen abgetan und sie ohnehin für unerheblich gehalten hatte. Ihm selbst waren jedenfalls in ihrer Zusammenarbeit niemals Abweichungen von der Professionalität aufgefallen. Dennoch verstand er die tief gehende Loyalität nur allzu gut, die Pike sich von seiner Mannschaft erarbeitet hatte. Dieselbe Loyalität hatte Spock dazu veranlasst, sein eigenes Leben und seine Karriere für ihn aufs Spiel zu setzen.
»Ich habe natürlich von seinem Unfall gehört«, sagte sie. »Aber ich war im Beta-Quadranten auf einer langwierigen Friedensmission, als die Tragödie sich ereignete, also war ich nicht in der Lage, ihn sofort im Krankenhaus zu besuchen.« Eine gewisse Trauer zeichnete sich auf ihrem stoischen Gesicht ab und ihre Emotionen erstickten ihre Stimme. »Und um ganz ehrlich zu sein, ich war unsicher, ob er mich in … seinem Zustand überhaupt hätte sehen wollen. Nicht dass das meine Wertschätzung ihm gegenüber in irgendeiner Weise beeinträchtigt hätte, aber ich war mir seines Stolzes und seiner Würde immer bewusst. Vielleicht sogar zu sehr.« Die eisblauen Augen wurden feucht und sie brauchte einen Moment, um sich wieder zu sammeln. Sie nippte an ihrem Wasserglas.
»Sein Zustand war … verstörend«, gab Spock zu und erinnerte sich an den geschwächten Zustand, in dem er Pike nach dem beinahe tödlichen Unfall des Captains an Bord eines Sternenflottenübungsschiffs vorgefunden hatte. Sein Körper war durch eine gewaltige Überdosis Deltastrahlung verheert worden. Pikes immer noch lebhafter Geist war in einer schwer gezeichneten, gelähmten Hülle gefangen und selbst mithilfe elektronischer Geräte kaum noch in der Lage gewesen, mit der Außenwelt zu kommunizieren. Pikes Nervensystem war so schwer von der Strahlung geschädigt worden, dass selbst die fortschrittlichsten prothetischen Schnittstellen kaum von Nutzen waren. Spock schämte sich nicht zuzugeben, dass Pikes ernster Zustand sogar seine streng beherrschten Emotionen berührt hatte. »Das hat auch mir Kummer bereitet.«
»Das habe ich mir gedacht.« Sie musterte ihn scharf. »Ich weiß, dass Sie und Kirk ihn in einer medizinischen Einrichtung auf Sternenbasis 11 besucht haben, aber was danach geschah, untersteht der Geheimhaltung. In den verfügbaren Akten steht lediglich, dass Chris – Captain Pike – irgendwie verschwunden ist, nachdem er aus unbekannten Gründen an Bord der Enterprise gebracht wurde. Und trotz meiner eigenen Nachforschungen, sowohl über offizielle als auch andere Kanäle, konnte ich nichts weiter herausfinden.«
Spock zögerte. Er war hin- und hergerissen zwischen der Versuchung, ihr die ganze Wahrheit zu erzählen, und seiner Pflicht, die Geheimnisse der Sternenflotte zu wahren. Wenn jemand verdiente zu wissen, was wirklich aus Christopher Pike geworden war, war es diese Frau, die für mehr als ein Jahrzehnt voller Gefahren und Entdeckungen an seiner Seite gestanden hatte, und doch …
»Wie Sie bereits sagten, die Angelegenheit untersteht der Geheimhaltung.«
»Das verstehe ich und ich habe nicht den Wunsch, Sie in eine unangenehme Lage zu bringen, also beantworten Sie mir nur eine Frage mit ja oder nein.« Sie wappnete sich gegen die Antwort, bevor er ihrer Bitte überhaupt zugestimmt hatte. »Er ist jetzt bei Vina, nicht wahr?«
In ihrer Stimme lag keine Spur von Eifersucht, nur das dringende Bedürfnis, die Wahrheit zu erfahren, und das konnte Spock ihr nicht guten Gewissens verwehren.
Er nickte.
»Ich danke Ihnen, Spock.« Ihre angespannte Haltung lockerte sich etwas, als wäre ihr eine Last von den Schultern genommen worden. Sie lächelte traurig und wischte sich eine Träne weg. »Das war alles, was ich wissen musste.«
Offenbar hatte sie die Wahrheit bereits geahnt und von ihm nur noch die Bestätigung ihrer Mutmaßungen gebraucht. Ihm kam ein Gedanke und er musste sich fragen: Wäre sie nicht im Beta-Quadranten aufgehalten worden und in der Lage gewesen, Pike als Erste zu erreichen, hätte sie dann dieselben drastischen Maßnahmen ergriffen wie er, um ihrem früheren Captain ein glücklicheres Ende zu ermöglichen? Ihre Entschlossenheit und ihre Loyalität Pike gegenüber waren ebenso unerschütterlich wie seine eigene, wenn nicht noch ausgeprägter.
Das war natürlich reine Spekulation. Logisch betrachtet gab es keine Möglichkeit, zu wissen, was unter anderen Umständen hätte passieren können, aber Spock war auf seltsame Weise sicher, hätte er nicht die Enterprise entführt, um Pike zu helfen, hätte die Yorktown womöglich selbst die unerlaubte Reise nach Talos IV angetreten.
»Lassen Sie mich Ihnen auch eine Frage stellen«, sagte er. »War diese Frage der wahre Beweggrund für Ihren Besuch auf der Enterprise ?«
»Schuldig im Sinne der Anklage, Mr. Spock. Warum auch sonst?«
Sie bedauerte, Spock anzulügen, auch wenn sie keine andere Wahl hatte. Der Betrug beschäftigte sie auch am nächsten Morgen noch, während sie sich allein mit ihren Gedanken in ihrer VIP-Suite, die Captain Kirk ihr so großzügig zur Verfügung gestellt hatte, darauf vorbereitete, ihr wahres Ziel zu erreichen. Spocks Ehrlichkeit mit einer Unwahrheit zu vergelten versetzte ihr Gewissensbisse.
Hoffen wir, dass er mir eines Tages verzeihen kann, dachte sie, nach allem, was noch kommen wird.
Nicht dass sie Spock während des Empfangs vollständig in die Irre geführt hätte – sie hatte ihm allerdings nur die halbe Wahrheit erzählt. Sie hatte wirklich eine Bestätigung ihrer Vermutungen bezüglich des Aufenthaltsorts von Christopher Pike gesucht, aber das war nicht das Einzige, was sie für sich selbst zu einem Abschluss bringen musste. Es gab noch eine weit ältere Sache, um die sie sich kümmern musste, solange sie noch die Chance dazu hatte. Und dabei handelte es sich nicht um eine Angelegenheit, die sie Spock gefahrlos mitteilen konnte … oder sonst jemandem.
Ihr Gästequartier an Bord der Enterprise war so komfortabel wie versprochen und – was noch wichtiger war – perfekt für ihre Zwecke geeignet. Zur Ausstattung gehörte ein Schreibtisch mit einem Computerterminal, den sie sogleich nutzte.
»Computer. Lokalisiere Captain James T. Kirk.«
»Captain Kirk befindet sich zurzeit auf der Brücke«, antwortete der Computer. Trotz des Ernstes ihrer Mission stellte Una amüsiert fest, dass eine ziemlich roboterhafte Version ihrer eigenen Stimme ihr antwortete. Offensichtlich hatte niemand die Stimmparameter geändert, seit sie und Spock diese vor einigen Jahren installiert und ihre eigene Stimme als Grundlage benutzt hatten.
»Und der Erste Offizier Spock?«
»Commander Spock befindet sich ebenfalls auf der Brücke.«
Bei dem kalten, mechanischen Tonfall des Computers zuckte sie leicht zusammen. So klinge ich doch nicht wirklich, oder?
Wie auch immer, sie hatte die Bestätigung, dass Kirk und Spock sich genau dort befanden, wo sie im Moment sein sollten. Da es ungefähr zehn Uhr und damit mitten in der Alpha-Schicht war, war dies zu erwarten gewesen, aber sie hatte sich dennoch rückversichern wollen. Sie konnte es sich nicht leisten, irgendwelche Risiken einzugehen, nicht, nachdem sie diesen Moment so lange geplant und darauf gewartet hatte.
Es ist Zeit, dachte sie. Endlich.
Sie war in Versuchung gewesen, schon gestern Abend die ersten Schritte zu unternehmen, direkt nachdem sie sich von dem Empfang entschuldigt hatte, aber die Vernunft hatte über die Ungeduld gesiegt. Dieses Vorhaben bahnte sich seit achtzehn Jahren an – ein paar Stunden mehr würden keinen Unterschied machen, egal wie gern sie endlich anfangen wollte.
Es war kein Zufall, dass sie den Weg der Enterprise genau zu diesem Zeitpunkt gekreuzt hatte. Jeder Schritt dieser Operation war sorgfältig geplant und nichts war dem Zufall überlassen worden. Jetzt gab es kein Zurück mehr für sie.
Zeit, den Rubikon zu überschreiten, dachte sie.
Sie trat vom Computer zurück und ließ ihren Blick ein letztes Mal durch das Gästequartier schweifen, um sicherzustellen, dass sie nichts vergessen hatte, was ihr höheres Ziel verraten könnte. Gekleidet in ihre Alltagsuniform verließ sie die Suite. Da sie nicht die Absicht hatte, jemals zurückzukehren, nahm sie ihre Reisetasche mit. Sie hatte alles dabei, was sie für die bevorstehende Expedition benötigte – bis auf einen letzten Gegenstand.
Zum Glück wusste sie genau, wo dieser zu finden war.
Während sie sich einen Weg durch die belebten Flure der Enterprise bahnte, kam sie nicht umhin, ihre aktuelle Umgebung mit ihren eigenen lebhaften Erinnerungen an genau dieses Schiff zu vergleichen. Die Farben waren fröhlicher, mit hellroten Türen und Einfassungen, im Gegensatz zu dem einheitlichen Blaugrau der Vergangenheit, und die Flure waren dichter bevölkert, als sie es in Erinnerung hatte. Unter Pike und April hatte die Enterprise eine ungefähr zweihundert Mann starke Besatzung an Bord gehabt. Jetzt beherbergte sie mehr als doppelt so viele, genau wie die Yorktown – und niemand hatte eine Ahnung, was sie wirklich im Schilde führte.
Das war zu ihrer eigenen Sicherheit auch besser so.
Zu ihrer Erleichterung erregte ihre Anwesenheit in den Fluren nur sehr wenig Aufmerksamkeit. Vereinzelt grüßten Mannschaftsmitglieder sie respektvoll, aber niemand stellte ihr Fragen oder bot ihr unerwünschte Hilfe an. Sie war schließlich ein Captain der Sternenflotte auf Besuch, wieso sollte sie sich nicht frei auf dem Schiff bewegen können? Wie erwartet nahmen die Leute an, dass sie einfach ihrer Arbeit nachging.
Ein Turbolift brachte sie ein Deck tiefer, wo die Führungsoffiziere ihre Quartiere hatten. Sie ging zügig, aber mit vorgetäuschter Lässigkeit zur Tür von Kirks Privatquartier. Um diese Tageszeit waren hier nicht viele Leute unterwegs. Dennoch wartete sie geduldig, bis die Luft rein war, bevor sie zur Sicherheit einmal an die Tür klopfte. Kirk war auf der Brücke, aber Una wollte sichergehen, dass dieser hilfreiche junge Yeoman nicht damit beschäftigt war, das Kopfkissen des Captains aufzuschütteln oder Ähnliches. Unas eigener Yeoman auf der Yorktown hütete sich davor, in ihrem Quartier ohne ausdrücklichen Befehl herumzuhantieren, aber Kirk war vielleicht nicht so streng, was seine Privatsphäre anging. Unas Erfahrung nach etablierten jeder Captain und sein Yeoman ihre eigene Arbeitsbeziehung, je nach Kommandostil und Vorlieben des Captains.
Ihr Klopfen blieb unbeantwortet, also ging Una davon aus, dass sie gefahrlos weitermachen konnte. Sie zog einen umgebauten Kommunikator von ihrem Gürtel, zu dessen speziellen Modifikationen ein kybernetischer Generalschlüssel gehörte, den sie selbst entwickelt hatte. Sie wollte gerade Kirks Quartier betreten, als sie unerwartet von einer Stimme unterbrochen wurde.
»Entschuldigen Sie, Captain.«
Sie wandte sich von der Tür ab und entdeckte, dass die Stimme einem jugendhaften Lieutenant gehörte, der gerade um die Ecke getrottet war, um etwas zu erledigen. Sie war so sehr auf die vor ihr liegende Aufgabe konzentriert gewesen, dass sie ihn fahrlässigerweise nicht hatte kommen hören. Im Geiste ohrfeigte sie sich selbst für den Fehler, der möglicherweise alles verdorben hatte.
»Wenn Sie nach Captain Kirk suchen, ich glaube, er ist auf der Brücke.«
Sie schaffte es, eine unbewegte Miene aufzusetzen und gleichzeitig den Kommunikator hinter ihrem Rücken zu verstecken. Trotz ihres stoischen Äußeren schwitzte sie innerlich.
»Natürlich. Das hätte mir klar sein müssen.« Sie brachte ein lässiges Schulterzucken zustande. »Ich schätze, ich bin immer noch nicht ganz im Tagesrhythmus dieses Schiffs angekommen … und leide noch etwas unter Warplag.«
»Ich kann Sie gern auf die Brücke bringen, wenn Sie möchten«, erbot er sich.
Hat er Verdacht geschöpft, dachte sie beunruhigt, oder bin ich nur paranoid?
Der junge Mann schien aufrichtig und arglos zu sein, also entschied sie, dass die ganze Heimlichtuerei und Heuchelei ihr wohl zu Kopf gestiegen war. Von Natur aus war sie geradlinig und hatte nie viel für Spionage oder Intrigen übriggehabt. Wenn es nach ihr ging, bevorzugte sie in jeder Situation den direkten Weg.
Leider war das in diesem Fall nicht möglich.
»Das wird nicht nötig sein, Lieutenant. Ich kenne den Weg.«
»Das ist kein Problem, Captain. Ich wollte ohnehin dorthin.«
Una unterdrückte ein paar unflätige illyrianische Flüche. War Kirks gesamte Mannschaft so nervtötend hilfsbereit? Sie warf schnelle Blicke rechts und links den Flur entlang und wägte ihre Möglichkeiten ab. Sie wollte auf keinen Fall, dass Kirk zu Ohren kam, sie hätte ohne guten Grund vor seinem Quartier herumgelungert. Was wäre, wenn er oder Spock zwei und zwei zusammenzählten und errieten, was sie tatsächlich vorhatte?
Das durfte nicht passieren.
»Also schön. Nach Ihnen, Lieutenant …?«
»Riley, Sir. Lieutenant Kevin Riley, zu Ihren Diensten.«
Sie ließ ihn vorangehen und schickte ihn dann mit einem Karateschlag seitlich an den Hals zu Boden. Der Schlag war nicht ganz so wirksam wie der vulkanische Nackengriff, aber er erfüllte seinen Zweck. Der Lieutenant lag bewusstlos zu ihren Füßen.
»Verzeihen Sie, Mr. Riley, aber Sie waren zur falschen Zeit am falschen Ort.«
Sie beeilte sich, bevor noch weitere Mannschaftsmitglieder zufällig über diese Szene stolperten, und benutzte die Generalschlüsselfunktion ihres Kommunikators, um das Schloss zu Kirks Räumen zu knacken. Die graue Tür glitt automatisch zur Seite. Hastig zerrte sie Rileys schlaffen Körper hinein und legte ihn sanft auf den Boden. Erleichtert seufzte sie, als die Tür sich hinter ihnen schloss und das belastende Bild vor neugierigen Augen verbarg.
So viel zum Thema, es sich anders zu überlegen, dachte sie. Jetzt gibt es wirklich kein Zurück mehr.
Nicht dass es jemals eine Möglichkeit gegeben hätte, zu diesem späten Zeitpunkt noch einen anderen Kurs einzuschlagen. Diese Ereignisse waren gewissermaßen bereits vor zwei Jahrzehnten und zwei Captains der Enterprise auf einem so gut wie in Vergessenheit geratenen Planeten, der viele Lichtjahre entfernt war, in Gang gesetzt worden …
Sie trat von dem unglückseligen Besatzungsmitglied weg und sah sich in Kirks Quartier um, das bis auf einige wenige persönliche Dinge ihr eigenes auf der Yorktown widerspiegelte. Farne kämpften gegen die sterile Atmosphäre der massiven Metallwände an. Skulpturen und Kleinigkeiten aus verschiedenen Welten verliehen den Räumlichkeiten Charakter. Dies hatte nichts mehr mit dem Quartier des Captains zu Pikes Tagen gemeinsam, an das sie sich aus ihrer letzten Dienstzeit auf diesem Schiff erinnerte. Pikes runde Kabine war größer und geräumiger gewesen als Kirks Quartier, ein Luxus, der verloren gegangen war, als man die Enterprise umgebaut hatte, um eine viel größere Besatzung unterzubringen. Kirks Kabine bestand aus drei keilförmigen Kammern, die durch Trennwände unterteilt waren. Der Grundriss war ihr vertraut, aber sie wusste, dass Kirks Quartier ein Geheimnis barg, das es nur auf der Enterprise und auf keinem anderen Schiff der Sternenflotte gab.
Aber wo war es versteckt?
Wäre dies immer noch Pikes Enterprise, hätte sie genau gewusst, wo sie suchen musste, aber der nachträgliche Umbau machte die Sache komplizierter. Sie war gezwungen, kreativ zu werden. Sie zog einen Trikorder aus ihrer Tasche, ging langsam durch Kirks Quartier und scannte methodisch nach einem bestimmten Gegenstand, dessen einzigartige Natur und Zusammensetzung wortwörtlich einmalig im Universum waren. Trotz ihrer geradezu legendären Gelassenheit spürte sie, wie ihre Nerven während der Durchsuchung der Kabine blank lagen. Ihr Puls raste und sie musste sich ermahnen zu atmen. Jeder Moment, der verging, ohne dass sie ihre Beute fand, steigerte ihre Unruhe. Die schlimmsten Bilder stiegen vor ihrem geistigen Auge auf.
Was, wenn er nach all den Jahren nicht mehr hier war? Was, wenn er während eines hitzigen Weltraumkampfs oder einer Beinahekatastrophe zerstört worden war? Die Enterprise hatte unter Kirks Kommando einiges durchgemacht, einschließlich Konfrontationen mit den Klingonen und den Romulanern. Was, wenn der gesamte Plan zum Scheitern verurteilt war, bevor er überhaupt begonnen hatte?
Nein, dachte sie entschieden. Das wäre zu grausam. Einstweilen überging sie den Duschbereich, arbeitete sich durch die Nische, in der das Bett stand, und war zu dem angrenzenden Arbeitsbereich vorgedrungen, als ein elektronisches Piepsen ihre Bemühungen belohnte. Sie folgte dem Signal zu einem trapezförmigen Zierpaneel, das an der Wand gegenüber von Kirks Schreibtisch und Computerterminal angebracht war. Ein triumphierendes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel.
Hab dich.
Ein gründlicherer Scan bestätigte, dass sich hinter der Platte ein Geheimfach befand. Es war so gut versteckt, dass es nicht gefunden werden konnte, es sei denn, jemand suchte gezielt danach. Sie musste Kirk – und wahrscheinlich auch Spock – zu ihrem Einfallsreichtum gratulieren. Dies war ein ausgezeichnetes Versteck und mindestens ebenso gut wie das, das sie vor so vielen Jahren für April angelegt hatte. Sie und Pike hatten es anschließend bewacht, bis sie endlich das Geheimnis – und die Verantwortung – an Kirk weitergegeben hatten, als er das Kommando über die Enterprise übernommen hatte. Sie vermutete, dass die Generalüberholung von 2264 Kirk dazu gezwungen hatte, ein neues Geheimversteck für den fraglichen Gegenstand zu finden.
Seit knapp zwanzig Jahren barg die Enterprise ein Geheimnis, das sogar die Sternenflotte nicht kannte und das von Captain zu Captain weitergegeben wurde, von Erstem Offizier zu Erstem Offizier, bis zum heutigen Tag. Und während all dieser Zeit war dieses Geheimnis in den Wänden dieses Schiffs sicher verborgen gewesen.
Bis heute.
Mit leichten Gewissensbissen tauschte sie den Trikorder gegen einen Phaser und schaltete die Waffe auf die höchste Einstellung. Ein rotglühender Strahl schnitt die Wand um das Bronzepaneel herum auf. Metall verdampfte an den Schneidrändern. Das Schloss zu knacken wäre eine elegantere Lösung gewesen, aber sie vermutete, dass die verwendete Verschlüsselung wesentlich anspruchsvoller war als die des Türschlosses, besonders wenn Mr. Spock an der Programmierung des Codes beteiligt gewesen war. Sie hatte das ursprüngliche Sicherheitssystem konzipiert, aber das war vor langer Zeit gewesen, also konnte sie kaum erwarten, dass die Kombination immer noch dieselbe war – und sie hatte nicht die Zeit, ihren Verstand mit dem von Spock zu messen.
Also musste es der Phaser sein, auch wenn sie sich dadurch wie ein orionischer Plünderer fühlte.
Dennoch dauerte die Operation länger, als sie erwartet hatte, da die Wand sich dem konzentrierten Phaserstrahl widersetzte. Schweiß ließ ihr Oberteil an ihrem Rücken kleben, während der Strahl sich mit quälender Langsamkeit durch das Metall fraß. Hatten Kirk und Spock die Abschirmung um das Geheimfach verstärkt? Es wirkte angesichts der Schwierigkeiten, die sie damit hatte, jedenfalls so.
Verdammt, dachte sie. Das hätte ich vorhersehen müssen.
Sie machte sich Sorgen wegen des Lieutenants, der immer noch bewusstlos in der Nähe auf dem Boden lag. Theoretisch müsste er für die nächsten fünfundvierzig Minuten bewusstlos sein. Dann würde er mit kaum mehr als einem schmerzenden Nacken und leichten Kopfschmerzen aufwachen. Aber sie lauschte ständig auf Geräusche, die darauf schließen ließen, dass er zu sich kam. Notfalls konnte sie ihn immer noch mit ihrem Phaser betäuben, aber das wollte sie vermeiden. Sie überstrapazierte Kirks Gastlichkeit schon genug, ohne auch auf eins seiner Besatzungsmitglieder zu schießen.
Außerdem verdiente der junge Riley etwas Besseres.
Aber was, wenn er irgendwo zum Dienst erwartet wurde? Er hatte gesagt, er sei unterwegs zur Brücke, bevor sie ihn außer Gefecht gesetzt hatte. Wie lange hatte sie noch, bevor seine Abwesenheit entdeckt werden würde?
Die Zeit war nicht auf ihrer Seite.
Wertvolle Momente verstrichen, während sie um das Paneel herumschnitt. Eine kleinere Öffnung wäre schneller gegangen, aber sie konnte nicht riskieren, den Inhalt des Fachs versehentlich zu beschädigen. Verdampfendes Metall zischte und knackte und die ätzenden Dämpfe stiegen ihr in Nase und Mund, bevor sie endlich fertig war. Die verkohlten Ränder des Paneels waren immer noch heiß, doch nachdem sie den Phaser beiseitegelegt hatte, packte sie es mit beiden Händen und zerrte es heraus, um das Geheimfach freizulegen – und seinen Inhalt. Sie hielt den Atem an, als sie ihn zum ersten Mal in viel zu vielen Jahren sah.
Der Transferschlüssel war ein flaches, rechteckiges Gerät von der Größe eines Tablets und nur etwas größer als Unas Handfläche. Ein leerer, blau umrahmter Bildschirm befand sich auf der einen Seite des Geräts. An seiner Seite waren verschiedene Knöpfe und Schalter eingelassen. Schmerzliche Erinnerungen stiegen vor ihrem geistigen Auge auf, während sie den Schlüssel nachdenklich betrachtete. Es erstaunte sie immer noch, dass ein derartig kleines Gerät vor all diesen Jahren so viel Kummer hatte verursachen können. Alte Wunden, die sie tief in ihrer Seele trug, rissen wieder auf.
Es tut mir so leid, Tim … für dich und die anderen.
Die schuldbewussten Erinnerungen taten weh, erneuerten aber auch ihre Entschlossenheit, den Kurs, den sie eingeschlagen hatte, in der Hoffnung beizubehalten, die Dinge endlich wieder in Ordnung zu bringen.
Falls das nach all dieser Zeit überhaupt noch möglich war.
Es muss möglich sein, dachte sie, und erwachte aus ihren Tagträumen. Oder all das ist umsonst.
Sie legte das schwere Paneel auf den Boden, viel vorsichtiger, als sie den armen Riley abgelegt hatte. Es kam mit einem dumpfen Knall auf, aber Una hörte ihn kaum. Sie hatte nur noch Augen für den Schlüssel.
Sie streckte die Hand aus und nahm ihre Beute an sich.