Kitabı oku: «Star Trek - Legacies 1: Von einem Captain zum anderen», sayfa 5

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Sulu warf einen Blick nach hinten zu Kirk. »Sollen wir ihr folgen, Sir?«

Kirk war dazu versucht. Er hasste es, von Una überlistet worden zu sein. Aber das war nichts gegen den Gedanken, dass sie mit dem Schlüssel in Richtung Klingonisches Reich unterwegs war. Er hatte allerdings nicht vergessen, wie knapp die Enterprise der Zerstörung entgangen war, als sie das letzte Mal das Fliehkraftmanöver versucht hatten. Una mochte dieses Risiko für ihr Leben auf sich nehmen, aber Kirk hatte nicht vor, sein Schiff und vierhundert Leben aufs Spiel zu setzen, nur um die Shimizu an der Flucht zu hindern.

»Negativ«, sagte Kirk. »Berechnen Sie einen Kurs zum Korinar-Sektor.«

Una hatte zwar einen Vorsprung, aber diese Jagd war noch nicht vorbei, da er eine ziemlich genaue Vorstellung davon hatte, wo sie letztendlich mit dem Schlüssel hinwollte.

Dorthin, wo alles begonnen hatte, vor achtzehn Jahren …

2249

FÜNF


Logbuch des Captains, 2. Oktober 2249 Sogar nach vier Jahren Erforschung dieser unendlichen Weiten findet das Universum immer noch Wege, uns zu überraschen. Während einer routinemäßigen Untersuchung des entlegenen Libros-Systems sehen wir uns einem höchst verblüffenden Geheimnis und möglicherweise einem beunruhigenden moralischen Dilemma gegenüber …

»Da hol mich doch …«, sagte Captain Robert April. »Das kommt unerwartet.«

Der erste Captain des Raumschiffs Enterprise brütete über den neuesten Sensormessungen des Planeten unter ihnen, die auf der Datentafel in seiner Hand angezeigt wurden. Eine graue Strickjacke, die er über seinem goldenen Rollkragenpullover trug, verlieh dem etwa Vierzigjährigen eine wohlwollende, onkelhafte Ausstrahlung, zu der auch seine sanften Gesichtszüge, das wellige braune Haar und die funkelnden braunen Augen beitrugen. Ein deutlich hörbarer Akzent aus Coventry verriet seine Wurzeln auf der Erde.

»Das können Sie laut sagen«, antwortete der Erste Offizier Lorna Simon von der Wissenschaftsstation an Steuerbord. Sie stand kurz vor der Pensionierung und war eine kleine, rundliche Frau, deren silbergraues Haar und kluge Augen von großer Lebenserfahrung zeugten. Ihre resolute, nüchterne Art hatte der Enterprise durch eine Menge Herausforderungen geholfen. Ihr blaues Oberteil und die schwarze Hose saßen bequem. »Vorläufige Sensorscans deuten auf einen großen künstlichen Komplex auf der Oberfläche des Planeten hin, der sich vor zehn Jahren noch nicht dort befunden hat … und jetzt auch nicht dort sein sollte.«

Wahrscheinlich nicht, dachte April. Frühere unbemannte Sonden, die das System vor zehn Jahren untersucht hatten, hatten auf dem Planeten eine primitive, vorindustrielle Kultur aufgezeichnet, aber jetzt schien dort eine technologisch fortschrittliche Festung aus dem Nichts entstanden zu sein.

»Eroberung, Kolonisation«, zählte Simon die Möglichkeiten auf. »Das ist die einzig sinnvolle Erklärung. Die Energiewerte, die ich von der Zitadelle erhalte, weisen auf Technologie hin, die das letzte gemeldete Entwicklungsstadium der Einheimischen in geradezu absurdem Maß übersteigt.«

»Sie haben höchstwahrscheinlich recht«, stimmte April zu. »Aber können wir sicher sein, dass eine Einmischung von außen die einzige Erklärung ist? Punktuelle Entwicklungen, bei denen eine intelligente Spezies plötzlich nach Jahrhunderten oder sogar nach Jahrtausenden des kulturellen und wissenschaftlichen Stillstands gewaltige Sprünge nach vorne macht, sind in dieser Galaxis durchaus schon vorgekommen. Sehen Sie sich an, wie die H’Ramo in kaum mehr als einer Generation von einer feudalen Zivilisation, die aus kriegsführenden Lehen bestand, zu einer demokratischen Weltregierung wurde … oder auch die rasanten wissenschaftlichen Fortschritte auf der Erde seit dem, sagen wir, 20. Jahrhundert. Oder die Zeit des Erwachens der Vulkanier, wo wir schon dabei sind.«

Simon schüttelte ihren Kopf.

»Das überzeugt mich nicht. Diesen alten Analysen zufolge lebten die Einwohner von Libros III fast noch in der Steinzeit. Selbst wenn sie die größte Renaissance aller Zeiten durchlaufen hätten, gäbe es keine Möglichkeit, dass sie diese Zitadelle in weniger als zehn Jahren aus dem Boden gestampft hätten – es sei denn, sie hatten Hilfe.«

»Wenn dieser Komplex überhaupt die Einheimischen beherbergt«, sagte April. »Nach allem, was wir wissen, könnte es sich um einen außerplanetarischen Außenposten handeln … oder eine Militärbasis.«

Lorna warf ihm einen Blick zu. »Klingonen?«

»Ich hoffe nicht«, entgegnete April. »Unseren neuesten Informationen zufolge hat sich das Reich noch nicht bis in diesen Sektor ausgebreitet, aber man kennt ja die Klingonen. Sie drängen immer weiter nach außen, auch wenn sie nicht willkommen sind.«

Fast ein Jahrhundert war seit dem Vorfall in Broken Bow vergangen und die Beziehungen zwischen der Föderation und dem klingonischen Reich hatten sich seit diesem turbulenten ersten Kontakt kaum verbessert. Die Föderation setzte auf Erweiterung durch Diplomatie und Erforschung, das Reich erweiterte seine Grenzen aggressiv durch unverhohlene Eroberungen und Täuschungen. Deshalb schienen die beiden galaktischen Supermächte sich permanent auf einem Kollisionskurs zu befinden und gelegentliche Grenzscharmützel fanden immer häufiger statt. April selbst hatte schon mehrere Zusammenstöße mit den Klingonen gehabt, manchmal mit schrecklichen Folgen. Sogar in der Sternenflotte gab es diejenigen, die einen Krieg für unausweichlich hielten, aber April wollte das nicht glauben. In seinem Herzen war er Optimist und wollte glauben, dass das Universum genug Platz für alle bot.

Aber vielleicht war er auch nur naiv.

»Gibt es irgendwelche Anzeichen dafür, dass die Zitadelle klingonischen Ursprungs ist?«, fragte er.

»Nein«, gab Simon zu. »Ganz ehrlich, die Energiesignaturen passen zu keiner Technologie einer mir bekannten interstellaren Zivilisation.«

Und das heißt schon etwas, dachte April angesichts der Lebenserfahrung seines Ersten Offiziers. »Also sehen wir uns vielleicht Neuankömmlingen gegenüber, die uns und Libros III fremd sind und offenbar bereits eine Stellung auf dem Planeten aufgebaut haben.«

Er betrachtete nachdenklich die üppig grüne Welt auf dem Hauptschirm. Wattige weiße Wolken zogen über weite Meere und Kontinente hinweg und erzeugten eine angenehme Ähnlichkeit mit der Erde. Libros war ein Klasse-M-Planet, der überaus einladend wirkte. Allein die Tatsache, dass er bereits von intelligenten Lebensformen bewohnt wurde, hatte ihn nicht zum Ziel der Kolonisation werden lassen. Die Oberste Direktive war sehr eindeutig, wenn es darum ging, seine Zelte auf einem Planeten mit einheimischer Bevölkerung aufzuschlagen. Aber vielleicht kümmerten sich die Neuankömmlinge nicht um solche Feinheiten?

»Ich frage mich, woher aus der Galaxis unsere neuen Freunde kommen«, sagte er.

»Und wie sie hergekommen sind«, fügte Lieutenant Una von der Navigationsstation hinzu. Die dunkelhaarige, junge Illyrianerin sah von den Messungen ihrer Konsole auf. »Die taktischen Sensoren entdecken keine weiteren Schiffe in diesem System, geschweige denn im Orbit oder auf der Oberfläche des Planeten. Die Enterprise ist das einzige Raumschiff im Umkreis von Lichtjahren.«

April vertraute ihrer Einschätzung. In den letzten Jahren hatte Una ihrem Ruf als Wunderkind alle Ehre gemacht und eine natürliche Eignung für jeden Posten gezeigt, den man ihr zugewiesen hatte. Una hatte als Klassenbeste die Akademie abgeschlossen und das obendrein ein Jahr zu früh. Trotz ihrer Jugend schätzte April sich glücklich, sie für seine Mannschaft ergattert zu haben, und hatte sie vor Kurzem zum Lieutenant befördert. Sie würde es noch weit bringen, so viel war sicher.

»Das ist leicht zu erklären, Una«, sagte er und sprach sie mit der für ihn typischen Zwanglosigkeit an. »Das Schiff – oder die Schiffe –, die sie hierhergebracht haben, waren vielleicht hier und sind schon wieder weg. Die Föderation hat weiß Gott reichlich abgeschiedene Kolonien und Wissenschaftsstationen, die höchstens alle paar Jahre ein Raumschiff zu Besuch haben. Möglicherweise wurden unsere Neuankömmlinge vor einiger Zeit abgesetzt und sich selbst überlassen.« Er stützte das Kinn auf die Faust. »Was immer noch die Frage aufwirft, wer sie sind und was genau sie auf Libros III machen.«

»Und was sie mit den ursprünglichen Einwohnern des Planeten anstellen«, fügte Lorna Simon grimmig hinzu. »Orbitalscans haben Beweise für umfangreiche Landwirtschaftsprojekte, Waldrodungen und vielleicht sogar einen gewissen Grad biologischen Terraformings ergeben. Ganze Wälder und Dschungel wurden abgeholzt. Flüsse wurden eingedämmt und umgeleitet. Berge wurden im Tagebau ausgebeutet.« Ein Stirnrunzeln vertiefte die wohlverdienten Falten ihres Gesichts. »Man muss sich fragen, wo unsere Neuankömmlinge die Arbeitskräfte für diese ehrgeizigen Unterfangen finden – und ob die einheimischen Librosianer das freiwillig mitmachen.«

April verstand, was sie sagen wollte. »Sie befürchten, dass die Kolonisten die Einheimischen ausbeuten?«

»Das wäre nicht das erste Mal in der Geschichte«, antwortete sie. »So traurig das ist.«

»Und wohl auch nicht das letzte Mal«, gab er zu. April war Optimist, aber gleichzeitig auch Realist. Wenn eine technologisch fortschrittliche Kultur in ein Gebiet Einzug hielt, das von weniger entwickelten Völkern bewohnt war, war der Ausgang für Letztere oft tragisch. »Insbesondere wenn es in dem Gebiet Ressourcen gibt, von denen man profitieren kann.«

»Genau so sehe ich das«, sagte Simon. »Wenn ich mir ansehe, wie rücksichtslos die Neuankömmlinge mit der Umwelt des Planeten umspringen, könnte es sein, dass wir über eine groß angelegte Besetzung des Planeten gestolpert sind, die schon seit zehn Jahren andauert.« Finster betrachtete sie ihre Messergebnisse. »Ich schätze, die Leute in der Zitadelle haben keine eigene Version der Obersten Direktive.«

»Aber wir haben eine«, mahnte April. »Was uns in eine heikle Lage bringt.«

»Sir?« Una warf ihm einen besorgten Blick zu. »Wir können doch sicher nicht einfach dabei zuschauen, wie eine primitive Spezies von außerweltlichen Eindringlingen unterdrückt und vielleicht sogar versklavt wird. Die Librosianer verdienen das Recht zur Selbstbestimmung über ihre eigene Zukunft ohne äußere Einmischung. Genau darum geht es doch in der Obersten Direktive.«

April erinnerte sich, dass die Illyrianer vielleicht noch mehr als andere Kulturen größten Wert auf Freiheit und Selbstbestimmung legten. Als Volk waren sie dafür bekannt, den Tod der Knechtschaft vorzuziehen. Tatsächlich hatte Una einst Suliban-Terroristen damit gedroht, eine komplette Raumstation voller Geiseln in die Luft zu jagen, einschließlich sich selbst.

Oder war das ein Bluff gewesen?

»Ich fürchte, es ist komplizierter als das«, sagte er. »Die Oberste Direktive ist unsere Vorschrift. Sie anderen aufzuzwingen, wie zum Beispiel den mysteriösen Neuankömmlingen dort unten, könnte für sich genommen schon als Verletzung der Obersten Direktive angesehen werden.«

Una musterte ihn skeptisch. »Ist das nicht Haarspalterei, Sir?«

»Ganz und gar nicht«, betonte er. »Nehmen wir an, dass Eroberung oder Kolonisation wesentlicher Bestandteil der Kultur oder Biologie der Neuankömmlinge ist. Zwingen wir ihnen also unsere Überzeugungen auf, wenn wir uns in ihre Bestrebungen auf Libros III einmischen?«

Simon schnaubte. »Eroberung liegt in der Natur der Klingonen. Das heißt nicht, dass wir für sie den roten Teppich ausrollen müssen.«

»Wenn sie sich in unser Gebiet vorwagen und unsere Völker bedrohen, mit Sicherheit nicht«, stimmte April zu. »Aber wir befinden uns momentan weit jenseits der Grenzen der Föderation. Wir haben keine Hoheitsrechte auf Libros III, und nach allem, was wir wissen, könnten die Neuankömmlinge durchaus davon ausgehen, dass sie gemäß ihrer eigenen Regeln und Gebräuche berechtigten Anspruch auf den Planeten haben.«

Die Neuankömmlinge hatten quasi ihre Flagge gehisst. Vielleicht genügte das, soweit es sie betraf?

»Aber was ist mit den Librosianern, Sir?«, beharrte Una. »War das nicht bereits ihr Planet? Und hat man sich nicht bereits in ihre natürliche Entwicklung eingemischt?«

»Tja, genau da drückt der Schuh.« Aprils leutselige Art wurde ernster. »Denken Sie nicht, dass mir Ihre Bedenken gleichgültig sind, Una. Die Geschichte enthält viel zu viele Horrorgeschichten über Eingeborene und Kulturen, die von fremden Eindringlingen unterdrückt und sogar ausgelöscht wurden. Das Letzte, was diese arme Galaxis braucht, ist noch so eine Tragödie. Aber die Oberste Direktive existiert, um uns davon abzuhalten, uns dort, wo wir nicht hingehören, voreilig einzumischen und Gott zu spielen. Wir müssen hier vorsichtig vorgehen, zumindest bis alle Tatsachen bekannt sind.«

Das Problem mit der Obersten Direktive war, hielt er sich vor Augen, dass sie immer noch Auslegungssache war. Vielleicht gäbe es eines Tages, in einigen Generationen, ausreichend Präzedenzfälle, auf die zukünftige Captains der Sternenflotte sich stützen konnten, wenn sie ihre Entscheidungen trafen. Doch in der Gegenwart war die Tinte auf der Direktive kaum getrocknet, was bei der Begegnung mit neuen Welten und Zivilisationen beträchtlichen Spielraum in der Handlungsweise bot. Und vielleicht war das auch gut so. Seiner Erfahrung nach gab es selten ein allgemeingültiges Vorgehen, das auf jede Situation anwendbar war, und eine bestimmte Flexibilität war nicht immer etwas Schlechtes, auch wenn das manchmal harte Entscheidungen bedeutete.

»In dem Fall, Captain«, sagte Una, »werden vielleicht mehr Daten benötigt.«

April nickte. »Sie haben recht, Lieutenant. Eine diskrete Erkundungsmission ist unbedingt erforderlich.«

»Erbitte Erlaubnis, den Landetrupp anführen zu dürfen, Sir«, bat Una.

»Das ist die Entscheidung des Captains, Lieutenant«, tadelte Simon. »Drängeln Sie sich nicht vor.«

»Aber, aber, Lorna«, sagte April, dem Unas Bitte nichts ausmachte. Im Gegensatz zu einigen jüngeren, forscheren Captains fühlte er sich nicht dazu genötigt, jede Außenmission selbst anzuführen. »Wir wollen doch persönliche Initiative nicht abschrecken.« Er musterte den jungen Lieutenant nachdenklich. Una hatte bisher noch keinen Landetrupp angeführt, aber sie war wahrscheinlich für diese Verantwortung bereit. »Sie haben offensichtlich eine klare Meinung zu diesem Thema, Una. Aber seien Sie jetzt ehrlich: Werden Sie in der Lage sein, diese Gefühle unter Kontrolle zu halten?«

Sie hob ihr Kinn. »Ich bin Illyrianerin, Sir. Vulkanier beneiden uns um unsere Selbstkontrolle.«

Es mangelt ihr jedenfalls nicht an Selbstbewusstsein, dachte April und unterdrückte ein Schmunzeln. Andererseits, wenn man sich ihre ausgezeichnete Erfolgsbilanz vor Augen hält, warum sollte es auch?

»Seien Sie vorsichtig, Una,« sagte er sanft. »Es gibt ein menschliches Sprichwort: ›Hochmut kommt vor dem Fall.‹«

»Buch der Sprüche, 16:18«, zitierte sie. »Und ich glaube, das ursprüngliche Zitat lautet: ›Hoffart kommt vor dem Sturz und Hochmut kommt vor dem Fall.‹«

Eins zu null für sie, dachte April. »Also schön, Lieutenant. Stellen Sie einen Landetrupp zusammen und melden Sie sich im Transporterraum. Mein Rat wäre, Lieutenant Commander Martinez mitzunehmen. Er ist für solche Situationen ein guter Mann.«

Raul Martinez war ein intelligenter, fähiger Offizier, der bereits mehrfach erfolgreiche Missionen auf Planeten angeführt hatte. Er hatte bei vielen Gelegenheiten, von denen einige mehr als nur ein bisschen brenzlig gewesen waren, bewiesen, dass er einen klaren Kopf bewahren und sich, wenn nötig, auch bedeckt halten konnte. So wie zum Beispiel bei dieser schrecklichen Angelegenheit auf Sofya V. April hatte Vertrauen in Una, aber es konnte nicht schaden, bei ihrem ersten Kommando über einen Landetrupp einen erfahreneren Offizier zu ihrer Unterstützung mitzuschicken.

Falls Una sich in ihrem Ego durch Martinez bedroht fühlte, ließ sie sich nichts anmerken. Vielleicht war sie wirklich so selbstbewusst.

»Danke, Captain.« Sie sprang auf und übergab die Navigationsstation an Ensign Stevens, der Bereitschaft hatte. »Ich werde Sie nicht enttäuschen.«

Zügig ging sie zum Turbolift, der sie von der Brücke wegbrachte.

Simon seufzte und sah dem eifrigen jungen Lieutenant hinterher. »Warum denke ich immer, dass sie es auf meinen Job abgesehen hat?«

»Geben Sie ihr Zeit«, sagte April. »Geben Sie ihr Zeit.«

SECHS


»Hi, Nummer Eins«, begrüßte Ensign Tim Shimizu Una, als sie den Transporterraum betrat. »Haben sie dich auch zu dieser Expedition verdonnert?«

Sie hatte höchstpersönlich ihren Freund für diesen Landetrupp ausgewählt. Der schlaksige, unbekümmerte Biologe war seit der Akademie ihr bester Freund und eins der wenigen Besatzungsmitglieder an Bord der Enterprise, der sie immer noch mit diesem Spitznamen ansprach. Ein sorgfältig gestutzter Kinnbart verlieh seinem Gesicht Charakter, zumindest behauptete er das. Als sie sich in San Francisco kennengelernt hatten, war er ihr ein Jahr voraus gewesen, aber sie hatte ihn bald eingeholt. Im Gegensatz zu anderen hatte er sich von ihren Spitzenleistungen nie bedroht oder eingeschüchtert gefühlt und auch nicht von der Tatsache, dass sie neuerdings einen höheren Rang bekleidete als er. Das wusste sie mehr zu schätzen, als sie erkennen ließ.

»Man hat mich nicht dafür abkommandiert«, antwortete sie. »Ich leite diese Mission. Und wir sind im Dienst, also heißt das ›Lieutenant Una‹, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«

Er zuckte mit den Schultern und setzte ein ansteckendes Grinsen auf. »Was soll ich sagen? Für mich werden Sie immer ›Nummer Eins‹ bleiben, obwohl wir beide wissen, dass Sie es nie an die Spitze geschafft hätten, wenn ich Ihnen nicht die ganze Zeit den Rücken gestärkt hätte.«

»Reden Sie sich das nur weiter ein, Shimizu.«

Im Transporterraum war die Aufregung vor der Außenmission spürbar. Die Nachricht von der mysteriösen fremden Zitadelle hatte sich im Schiff schneller verbreitet als rigelianisches Fieber und erneut unter Beweis gestellt, dass der Subraumfunk bei der Verbreitung von Neuigkeiten nicht mit dem Flurfunk mithalten konnte. Außer ihr selbst und Shimizu bestand der Landetrupp aus Martinez und drei Sicherheitsoffizieren: Griffin, Le May und Cambias. Alle waren vollständig für die Mission ausgerüstet erschienen. Una inspizierte ihre eigene Ausrüstung und stellte sicher, dass ihr Kommunikator, ihr Trikorder, die Laserpistole und der Universalübersetzer alle funktionstüchtig waren. Ein leichter Rucksack enthielt zusätzliche Ausrüstung, wie zum Beispiel einen Verbandskasten und Behälter für Boden- und biologische Proben. Sie befestigte ihre Waffe und den Kommunikator an den Schultergurten des Rucksacks. Den Riemen des Trikorders schlang sie sich über die Schulter. Eine leichte graue Jacke sollte Schutz vor den Elementen bieten.

Martinez kam näher. »Melde mich zum Dienst, Lieutenant. Ich hörte, dass Sie diese Expedition leiten?«

Im Gegensatz zum Captain, dessen Kommandostil eher väterlich war, hatte Martinez den Ruf, hart, aber fair zu sein. Er war ein ernster Offizier, der sich streng an die Regeln hielt, Zuversicht und Kompetenz ausstrahlte und von denen, die an seiner Seite dienten, dasselbe erwartete. Una respektierte das und bewunderte seine eindrucksvolle Erscheinung und seinen kräftigen, athletischen Körperbau. Er war der geborene Anführer und Una hoffte, an seine Respekt einflößende Art heranzukommen, während sie sich durch die Ränge zu einer Kommandoposition hocharbeitete. Seine markige Attraktivität war dabei nur geringfügig ablenkend.

Entgegen aller Gerüchte bestand sie nicht aus Duranium.

»Das ist korrekt, Lieutenant Commander. Schön, Sie dabei zu haben.«

Obwohl Martinez einen höheren Rang bekleidete, hatte April Una die Verantwortung übertragen. Sie ging nicht davon aus, dass dies ein Problem war. Der Commander war ein absoluter Teamplayer.

Sie betrat die Plattform und räusperte sich. »Ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit.«

Alle Blicke richteten sich auf sie und sie wartete, bis sämtliche Unterhaltungen verstummt waren, bevor sie zu den Versammelten sprach. »Zweifellos haben Sie alle die Gerüchte über die Entdeckungen gehört, die kürzlich auf Libros III gemacht wurden, aber gestatten Sie mir, Ihnen die Tatsachen, die wir bisher kennen, zu erläutern.« Sie setzte die anderen kurz und knapp ins Bild. »Tarnung ist hier oberstes Gebot. Bisher gibt es keine Anzeichen dafür, dass diese Neuankömmlinge die Gegenwart der Enterprise im Orbit entdeckt haben, und dabei würden wir es gern belassen. Der Captain möchte eine bessere Einschätzung der Lage am Boden und der Parteien haben, bevor wir versuchen, einen Erstkontakt mit entweder den einheimischen Librosianern oder den Neuankömmlingen herzustellen. Falls er überhaupt entscheidet, Kontakt aufzunehmen.«

Tim Shimizu hob die Hand. »Nennen wir so die mysteriösen Fremden? Die Neuankömmlinge?«

»Solange es keinen besseren Ausdruck für sie gibt«, sagte Una. »Denken Sie daran, dies ist eine reine Erkundungsmission. Wenn möglich, wollen wir vermeiden, entweder den Librosianern oder denjenigen, die diese Zitadelle erbaut haben, zu begegnen. Idealerweise sollte niemand überhaupt wissen, dass wir auf dem Planeten sind. Verstanden?«

»Absolut, Lieutenant«, bestätigte Martinez.

Einer der Sicherheitsoffiziere, Lieutenant Griffin, meldete sich zu Wort: »Was passiert, wenn wir auf Gegenwehr stoßen?«

»Verteidigen Sie sich, falls nötig«, sagte Una, »aber fangen Sie keinen Krieg an, wenn es sich vermeiden lässt. Alle stellen ihre Laser auf Betäubung.«

Sie hatte das bereits getan, überprüfte ihre Waffe aber noch einmal, um mit gutem Beispiel voranzugehen. Sicher war sicher.

»Alle bereit?«, fragte Una und erwartete nichts anderes. »Dann mal los.«

Die Teammitglieder nahmen ihre Plätze auf der Transporterplattform ein. Una und Shimizu standen nebeneinander. »Na, was glaubst du, wie diese Neuankömmlinge aussehen? Ich nehme an, es wäre zu schön, um wahr zu sein, wenn es sich um Flüchtlinge eines entfernten Vergnügungsplaneten handelt, vorzugsweise Humanoiden.«

»Konzentrieren Sie sich auf die Mission, Ensign«, tadelte Una, die nicht den Eindruck der Bevorzugung erwecken wollte, und unterdrückte ihr Verlangen, die Augen zu verdrehen. Sein unbändiger Hang, Scherze zu machen, hatte ihm im Laufe der Jahre schon einige Rügen von Martinez eingetragen. »Das hier ist kein Landurlaub.«

Shimizu wirkte nur leicht betreten. »Tut mir leid, Num… Ich meine, Lieutenant.«

»Setzen Sie uns ungefähr einen halben Kilometer von der Zitadelle entfernt ab«, wies sie die Transporterchefin und ihren Assistenten an, die bereits hinter der Steuerkonsole des Transporters standen. Lebendige Wesen durchs All zu beamen war ein komplizierter Vorgang, der idealerweise von zwei Personen durchgeführt wurde, um einen sicheren und reibungslosen Transport zu garantieren. »Das ist nah genug, um sie zu Fuß zu erreichen, aber weit genug weg, um das Risiko zu minimieren, dass unsere Ankunft beobachtet wird.«

»Verstanden.« Chief Celeste Darcel spähte in den Sucher ihrer Konsole, in dem Zieldaten der Schiffsscanner angezeigt wurden. Sie gab die ausgewählten Koordinaten ein. »Alles klar, Lieutenant.«

Una nickte. »Energie.«

»Gute Reise«, antwortete Darcel.

Das vertraute Summen des Transporters, das von einem unverkennbaren Kribbeln begleitet wurde, ließ Vorfreude in Una aufsteigen, die wie immer die Aussicht genoss, eine neue und fremde Welt zu erforschen. Soweit sie wusste, waren die Mitglieder des Landetrupps die ersten Besucher der Föderation, die jemals Libros III betraten. Dass die rätselhaften Neuankömmlinge der Sternenflotte auf diesem Planeten offensichtlich zuvorgekommen waren, konnte ihre Begeisterung nur wenig schmälern. Sie hoffte, dass sie niemals so alt und abgestumpft werden würde, dass das Hinunterbeamen zu einem neuen Planeten zur Routine wurde. Momente wie dieser waren der Grund, weshalb sie zur Sternenflotte gegangen war.

Sie löste sich in ihre Atome auf und materialisierte nach einem Herzschlag körperlosen Transits … an anderer Stelle.

Die kühle, sterile Enge des Transporterraums wurde plötzlich durch eine Lichtung tief im Herzen eines tropischen Regenwalds ersetzt. Ihre neue Umgebung erschreckte Una nicht, sie war darauf vorbereitet, solch eine Umwelt zu erwarten, aber die dramatische Veränderung war für einen kurzen Moment trotzdem desorientierend. Dichtes grünes Laub und hoch aufragende Baumstämme traten an die Stelle von blaugrauen Metallwänden. Ihre Stiefel sanken in den Schlamm des Waldbodens. Schrilles, ständig wechselndes Vogelgezwitscher ersetzte das gleichmäßige Summen der Maschinen der Enterprise. Helles, goldenes Sonnenlicht strahlte von einem wolkenlosen türkisfarbenen Himmel herab, sodass Una geblendet blinzelte und eine Hand hob, um ihre Augen abzuschirmen. Verglichen mit dem kontrollierten Klima der Enterprise war die Luft hier heiß und schwül. Una war versucht, ihre Jacke abzulegen, erinnerte sich aber daran, dass Regenwälder ihren Namen aus einem bestimmten Grund trugen. Im Moment regnete es zwar nicht, aber ein plötzlicher Schauer lag immer im Bereich des Möglichen. Das Summen und Zirpen von Insekten lag im Wettstreit mit den kreischenden Vögeln. Sie schlug nach einem winzigen geflügelten Plagegeist vor ihrem Gesicht.

Immerhin fühlte sich die Schwerkraft mehr oder weniger gleich an und war typisch für eine Welt der Klasse M. Una nahm sich einen Moment, um sich zu orientieren, genau wie der Rest des Landetrupps. Sie atmete einmal tief ein. In der schwülen Luft lag eine Fülle von schweren Blumendüften. Sie fühlte sich an eine Wildwasserfahrt erinnert, die sie einmal auf einem Dschungelfluss von Nova Amazonia gemacht hatte. Die Luft dort war genauso feucht und voller Düfte gewesen. Dichte Farne, Gebüsch und Setzlinge wuchsen an den Rändern der Lichtung und verdeckten ihr die Sicht. Der schattige Wald war verlockend und bot Schutz vor der sengenden Sonne.

»Halten Sie die Augen offen«, sagte Una und suchte mit Blicken den Landeplatz ab. »Außer den lärmenden Wildtieren scheinen wir keine Gesellschaft zu haben, aber bleiben Sie wachsam.« Sie sah sich um und orientierte sich, bevor sie schnell zur Sache kam. »In welcher Richtung liegt die Zitadelle?«

Martinez zog seinen Trikorder zurate. »Energiemessungen deuten darauf hin, dass der Außenposten sechsundfünfzig Grad östlich liegt.« Er zeigte in die angegebene Richtung. »Dort entlang.«

»Danke, Commander.« Sie ging voran. »Abmarsch, Leute … leise.«

Das erwies sich als leichter gesagt als getan, da sich die Gruppe durch das dichte Gebüsch, das die Lichtung umgab, einen Weg bahnen musste. Verschlungene Ranken und Äste verlangsamten ihr Vorwärtskommen und ließen Una wünschen, dass sie nicht nur ihre Laserpistole, sondern auch eine Machete eingepackt hätte. Stachlige Blätter und Dornen bewiesen, dass es goldrichtig gewesen war, die schützende Jacke und Hose zu tragen. Laub und Zweige knirschten lauter unter ihren Stiefeln, als es ihr lieb gewesen wäre. Sie konnte nur hoffen, dass der Lärm von der täglichen Kakofonie des Dschungels verschluckt wurde und dass keine intelligenten Wesen nah genug waren, um zu hören, wie der Landetrupp durchs Gebüsch trampelte. Außerdem hielt sie wachsam Ausschau nach schlecht gelaunten Schlangen, Spinnen oder Schleimteufeln. Das Archiv des Schiffscomputers enthielt nur spärliche Informationen über die natürliche Flora und Fauna des Planeten, also würde sie nicht davon ausgehen, dass die Sonden von damals alle Lebensformen katalogisiert hatten, die auf Libros III zu finden waren. Dies war immer noch eine größtenteils unbekannte Welt.

»Wirklich schade, dass wir nicht genug Zeit haben, um Pflanzen- oder Bodenproben zu nehmen«, sagte Shimizu und starrte staunend auf die üppige Pflanzenwelt. »Ein Biologe könnte Jahre damit zubringen, diesen Wald zu katalogisieren.«

»Vielleicht später«, kommentierte Una, »nachdem wir mehr über diese Neuankömmlinge herausgefunden haben.«

»Immer diese leeren Versprechungen.«

Ein gebogener Ast peitschte an ihr vorbei und sie streckte die Hand aus, um ihn abzufangen, bevor er Shimizu im Gesicht traf. Stattdessen schlug er harmlos gegen ihre Handfläche.

»Danke!«, sagte Shimizu direkt hinter ihr. »Habe ich schon mal erwähnt, dass Ihre Reflexe beängstigend schnell sind?«

»Ich bevorzuge das Adjektiv hervorragend, aber gern geschehen.« Sie duckte sich unter einem weiteren Ast hindurch und drückte zwei dichte, grüne Farnwedel vor sich auseinander, um zwischen ihnen hindurchzutreten. Etwas huschte über ihre Stiefelspitze und verschwand dann im Gebüsch. Eine Libelle von der Größe eines Falken flatterte über ihren Kopf hinweg. »Ich mag mich ja irren, aber ich glaube, wir können bestätigen, dass dieser Planet Leben ermöglicht.«

»Meinen Sie?« Er riss ein paar Lianen aus dem Weg. »Wir hätten nicht zufällig auf einem schönen Strand im Mondlicht hinunterbeamen können? Wie ich höre, soll die Südküste um diese Jahreszeit wunderschön sein.«

»Seien Sie froh, dass jetzt nicht Regenzeit ist«, antwortete sie. »Im Verhältnis gesehen.«

In Wahrheit gab es so nah am Äquator des Planeten wahrscheinlich nur wenige Unterschiede zwischen den Jahreszeiten. Una warf einen Blick zum Himmel und bemerkte die Position der Sonne. Ihren Berechnungen zufolge war in diesem Teil von Libros III früher Morgen, obwohl es auf der Enterprise später Nachmittag gewesen war. Sie war dankbar für die zusätzlichen Tageslichtstunden, die ihnen mehr Zeit gaben, ihre Mission zu beenden.

Wenn das so weitergeht, werden wir sie brauchen.

Sie ließen ein Dickicht hinter sich und waren von der Sonne und dem Blattwerk erlöst, während sie tiefer in den Dschungel vordrangen. Das immergrüne Blätterdach über ihren Köpfen, das sich mindestens fünfundvierzig Meter über dem Waldboden erstreckte, warf reichlich Schatten, sodass der Weg vor ihnen weit weniger überwuchert war als der Saum der Lichtung. Verschlungene Ranken und Büsche wichen einem schwammigen Teppich aus gefallenen Blättern, Zweigen, Flechten und Moosen. Riesige Hartholzbäume, einige davon bis zu sechzig Metern hoch, erhoben sich wie Säulen vom Boden und wurden von dicken Wurzeln getragen, über die unachtsame Wanderer schnell stolpern konnten. Gefiltertes Tageslicht sprenkelte die rauen, ungleichmäßigen Rinden, die die Holzstämme schützten. Faulendes Holz, das hier und dort herumlag, nährte frische Schösslinge, die aus den kompostierten Überresten ihrer verstorbenen Vorfahren wuchsen. Ein Chor aus willkürlichem Quaken, Zwitschern und Bellen hallte aus den oberen Regionen des Laubdachs wider, das weitaus dichter bevölkert klang als der Erdboden. Blumendüfte erfüllten die Luft und vermischten sich mit dem lehmartigen Geruch des Waldbodens.

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