Kitabı oku: «Star Trek - Legacies 1: Von einem Captain zum anderen», sayfa 3
DREI
Es war ein ruhiger Morgen auf der Brücke, was Kirks Meinung nach wahrscheinlich auch gut so war, da einige seiner Besatzungsmitglieder bis spät in die Nacht gefeiert hatten. Sulu wirkte auf den Captain heute Morgen etwas verkatert und war nicht so munter wie sonst. Uhuras Stimme schien nach zu viel venusianischem Karaoke ein wenig heiser zu sein. Und wenn er ehrlich war, hätte Kirk auch noch ein paar Stunden mehr Schlaf gebrauchen können. Er hielt sich an der zweiten Tasse Kaffee dieses Morgens fest, die ihm die stets aufmerksame Yeoman Bates gebracht hatte. Nur Spock merkte man die Festivitäten nicht an. Er bemannte routiniert und wie immer mühelos seine Wissenschaftsstation.
Typisch, dachte Kirk.
Er lehnte sich auf seinem Sessel zurück und nippte an seinem Kaffee. Der Bildschirm vor ihm zeigte nichts außer entfernt vorbeirasenden Sternen, während die Enterprise durch die ausgedehnte Leere des Weltraums warpte. Die unendliche Weite war manchmal bedrohlich. Überall lauerten bekannte und unbekannte Gefahren. Doch sie konnte auch beschaulich sein, als segelte man über ein endloses, ruhig daliegendes Meer, das manchmal stiller und friedlicher war als alles, was man am Grund eines Gravitationsschachts fand. Kirk führte sich vor Augen, dass man solche Momente genießen sollte, bevor man zwangsläufig wieder in unruhigeren Gewässern landete.
»Klarer Himmel heute, wie’s aussieht«, sagte er. »Kein Sturm in Sicht.«
»Sagen Sie das meinem Kopf«, stöhnte Sulu. »Der fühlt sich an, als ob eine Horta versucht, sich aus meinem Schädel rauszugraben.«
»Ein kleiner Rat, Steuermann: Versuchen Sie niemals, unseren Chefingenieur unter den Tisch zu trinken, vor allem nicht, wenn Scotch im Spiel ist.«
»Ich hab meine Lektion gelernt, Captain«, sagte Sulu. »Glauben Sie mir.«
Kirk beschloss, Sulus Kopfschmerzen als Beweis dafür anzusehen, dass der Empfang am vorigen Abend ein voller Erfolg gewesen war, und hoffte, dass es Captain Una auch gefallen hatte. Die Pläne für den heutigen Abend waren weniger aufwendig. Es gab ein privates Abendessen für die Führungsoffiziere, aber Kirk war zuversichtlich, dass sie alle eine schöne Zeit haben würden. Er war nicht ganz sicher, wie lange Unas Besuch dauern würde, aber er hatte vor, ihr während der ganzen Zeit jegliche Gastlichkeit angedeihen zu lassen, die das Schiff zu bieten hatte. Das war das Mindeste, was er tun konnte, angesichts ihrer persönlichen Vergangenheit mit der Enterprise.
»Möchten Sie noch einen Kaffee, Captain?« Bates betrat den Kommandobereich und hatte eine frisch aufgebrühte Kanne Javakaffee dabei.
»Wieso nicht?«, sagte Kirk. »Und wo Sie schon dabei sind …«
Er wollte gerade vorschlagen, dass sie auch Sulu eine Tasse anbieten sollte, da blinkte plötzlich ein stummer Alarm, den er niemals zu sehen erwartet hätte, auf der Miniaturkonsole in der Armlehne seines Sessels auf. Kirk blinzelte überrascht. Es dauerte einen Moment, bis er begriff, was er da sah.
Der Schlüssel, erkannte er. Jemand hat den Schlüssel gefunden.
»Captain?«, fragte Bates. »Ist alles in Ordnung?«
Er setzte eine weniger besorgte Miene auf. »Mir geht es gut.« Er verscheuchte sie und ihre Kaffeekanne. »Wenn ich es mir recht überlege, verzichte ich auf den Kaffee, danke. Das ist dann alles, Yeoman.«
»Sind Sie sicher …?«, begann sie und unterbrach sich dann. »Aye, Captain.«
Kirk bemerkte ihren Rückzug aus dem Kommandobereich kaum, während seine Gedanken als Reaktion auf diese noch nie dagewesene Entwicklung rasten. Seine Blicke suchten Spock, der mit Sicherheit denselben stillen Alarm erhalten hatte. Spock drehte sich mit ernstem Gesicht zu Kirk um. Sie wechselten besorgte Blicke, die hoffentlich niemand anders auf der Brücke bemerkte.
Das kann nicht stimmen, dachte Kirk. Das muss ein technischer Fehler oder eine Fehlfunktion sein. Niemand auf diesem Schiff weiß etwas von dem Schlüssel, außer mir und Spock und …
Er schlug auf den Komm-Knopf seiner Armlehne. »Kirk an Captain Una, bitte antworten Sie.«
In ihrem Quartier meldete sich niemand, allerdings wusste er, dass sie im Moment an allen möglichen Orten sein konnte – vom Fitnessraum des Schiffs bis zur Offiziersmesse. Er änderte die Einstellung, sodass er das ganze Schiff erreichen konnte.
»Captain Kirk an Captain Una. Bitte melden Sie sich umgehend.«
Inzwischen waren alle Blicke auf ihn gerichtet. Fragende Gesichter ließen auf die Verwirrung der Brückenbesatzung schließen, während sie versuchten herauszufinden, was los war und weshalb Una noch nicht geantwortet hatte. Kirk kannte das Gefühl. Auch er machte sich deswegen Sorgen.
»Captain?«, fragte Uhura. Ihre Neugier spiegelte sich auf den Gesichtern von Sulu und Bates und den anderen wider. Plötzlich war Kirk dankbar, dass McCoy sich in der Krankenstation aufhielt. Nicht einmal Pille durfte etwas von diesem Geheimnis erfahren.
»Weitermachen, Lieutenant«, sagte Kirk zu Uhura.
»Aye, Sir«, erwiderte sie unsicher.
Pille hätte die Angelegenheit nicht so einfach auf sich beruhen lassen, dachte Kirk.
Spock glitt an Bates vorbei und gesellte sich zu Kirk in den Kommandobereich. Er senkte seine Stimme. »Captain, vielleicht sind aktivere Maßnahmen nötig, um Captain Una zu finden.«
»Sie haben vielleicht recht, aber …«
Kirk zögerte, da es ihm widerstrebte, ein Sicherheitsteam auf die Suche nach Una zu schicken. Das lag zum Teil daran, dass eine so drastische Reaktion nur noch mehr Aufmerksamkeit auf eine Angelegenheit lenkte, die so lange ein gut gehütetes Geheimnis gewesen war, aber auch daran, dass es ihm gegen den Strich ging, das Schlimmste von einem anderen Captain der Sternenflotte anzunehmen – ganz zu schweigen von einem hochdekorierten Veteranen wie Captain Una. Es war beinahe unmöglich, sich vorzustellen, dass ein so angesehener Offizier abtrünnig wurde.
Aber nichts an dieser Situation folgte den Regeln.
»Sicherheit«, bellte er ins Komm-System. »Finden Sie Captain Una und bringen Sie sie auf die Brücke.«
Spock runzelte die Stirn und kehrte an seine Station zurück. Vulkanier oder nicht, Unas immer verdächtigeres Schweigen musste auch ihm Sorge bereiten, genauso wie die Schritte, die unternommen wurden, um sie festzunehmen. Es wäre höchst peinlich, wenn es sich um einen einfachen Zufall oder ein Missverständnis handelte, aber Kirk hoffte trotzdem verzweifelt, dass das der Fall sei.
»Captain?«, erklang eine verblüffte Stimme aus dem Lautsprecher in Kirks Sessel. »Hier ist Lieutenant Bresler von der Hangarkontrolle. Captain Una verlässt uns auf ihrem Schiff.«
Kirk sprang auf die Füße. »Auf wessen Befehl?«
»Auf ihren, Sir.«
Bresler klang verlegen, als würde ihm plötzlich dämmern, dass er irgendwie einen Fehler gemacht hatte, aber Kirk konnte dem Mann keinen Vorwurf machen, weil er Unas Befehlen Folge geleistet hatte. Wenn ein hochrangiger Offizier im eigenen Schiff abfliegen wollte, würden nur wenige Besatzungsmitglieder sich etwas dabei denken.
»Lassen Sie sie nicht abfliegen!«, befahl Kirk. »Schließen Sie die Hangartüren.«
»Wir versuchen es, Captain, aber sie hat bereits ihre Maschinen gestartet!«
Sie hatte sich beeilt, um von seinem Quartier zum Hangardeck zu kommen, stellte Kirk fest, aber Spock hatte bereits gesagt, dass sie effizient sei. Ein Expressturbolift hätte die Entfernung schnell genug überwunden, wenn sie sich zügig bewegt und genau gewusst hatte, wo sie hinwollte.
»Sie hatte das alles geplant«, vermutete Kirk. »Von Anfang an.«
»Es sieht so aus«, sagte Spock, »wenn unser Verdacht richtig ist.«
Kirks Zweifel daran schrumpften mit jeder Minute. Der Alarm war kein Fehler.
»Auf den Schirm«, befahl Kirk. »Zeigen Sie mir, was da vor sich geht.«
»Verstanden«, sagte Spock. »Schalte auf interne Sensoren um.«
Das Bild auf dem Hauptschirm schaltete von dem mit Sternen übersäten Weltall vor ihnen auf eine Innenansicht des Hangardecks um. Die gewaltigen Weltraumtore der Landebucht begannen, sich wieder zu schließen, wie Kirk befohlen hatte, aber die Shimizu machte keine Anstalten, ihre Triebwerke abzuschalten. Die in ihren Tragflächen eingelassenen Zwillingsgondeln leuchteten blau und das kleine, schnittige Raumschiff hob vom Deck ab. Das Fahrwerk zog sich in den Rumpf zurück.
»Sie versucht zu entkommen«, sagte Spock.
»Sagen Sie mir etwas, das ich noch nicht weiß!«, versetzte Kirk schroffer als beabsichtigt. »Uhura, rufen Sie die Shimizu. Holen Sie mir Captain Una an die Strippe.«
»Bin schon dabei«, erwiderte sie, da sie seinen Befehl vorausgeahnt hatte. »Enterprise an Shimizu,antworten Sie.«
Wie zuvor reagierte Una nicht.
»Captain«, sagte Spock, »wenn wir die Tore vollständig schließen oder auch nur die Schilde hochfahren, riskieren wir an beiden Schiffen beträchtliche Schäden, es sei denn, die Shimizu bleibt, wo sie ist – und das scheint nicht Captain Unas Absicht zu sein.«
Nein, sieht nicht so aus, dachte Kirk.
Die Shimizu neigte sich um fünfundvierzig Grad nach Backbord, um besser durch die immer enger werdende Lücke zwischen den sich schließenden Toren hindurchzupassen. Ein plötzlicher Beschleunigungsschub, der jedem vorgeschriebenen Sicherheitsprotokoll widersprach, ließ das Kurierschiff aus der Landebucht in das Vakuum des Weltalls hinausschießen. Kirk konnte nur noch frustriert auf einen leeren Hangar starren. Die Shimizu hatte sich aus dem Staub gemacht.
Und den Schlüssel mitgenommen.
»Achteransicht!«, befahl er. »Jetzt!«
Der leere Weltraum hinter der Enterprise füllte den Hauptschirm gerade rechtzeitig aus, damit Kirk sehen konnte, wie die Shimizu mit mindestens voller Impulsgeschwindigkeit davonschoss. Das winzige Schiff schrumpfte bereits in der Ferne zusammen, während die Enterprise mit Warp fünf in die andere Richtung flog. Ein Raumschiff zu verlassen, das mit Warpgeschwindigkeit flog, gehörte ebenfalls nicht zum Standardprotokoll, aber Captain Una machte in diesem Moment offensichtlich ihre eigenen Regeln.
»Volle Kraft zurück!«, befahl Kirk. »Und erfassen Sie das Schiff mit den Traktorstrahlen. Lassen Sie es nicht entkommen!«
»Aye, Sir!« Sulu klang jetzt kein bisschen verkatert mehr. »Volle Kraft zurück.«
Die abrupte Richtungsänderung stellte die Trägheitsdämpfer der Enterprise auf eine harte Probe und schleuderte Kirk beinahe aus seinem Sessel. Bates griff nach einem Sicherheitsgeländer, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren und eine Datentafel fiel klappernd aufs Deck. Der Kaffee schwappte in Kirks Tasse herum und drohte überzulaufen. Kirk erwartete jeden Moment einen empörten Protest aus dem Maschinenraum.
Tut mir leid, Scotty.
»Setze Traktorstrahlen ein«, meldete Ensign Chekov von der Navigationsstation rechts von Sulu. In seinen starken russischen Akzent mischte sich etwas, das wie zunehmende Frustration klang. Er murmelte kaum hörbar finster vor sich hin, während die Shimizu auf dem Hauptschirm weiterhin vor der Enterprise floh und kaum noch in Sichtweite war.
Kirk runzelte die Stirn. »Gibt es ein Problem, Mr. Chekov?«
»Ich versuche es, Sir, aber ich habe Schwierigkeiten, das andere Schiff zu erfassen. Es hat seine Schilde hochgefahren, die den Traktorstrahl auf eine Weise stören, die ich noch nie erlebt habe.« Er bearbeitete beharrlich die Kontrollen, schien aber nicht sehr glücklich mit dem Ergebnis. »Es ist, als machten die Deflektoren die Shimizu … schlüpfriger.«
»Captain Unas Werk, nehme ich an«, sagte Kirk.
»Ihr Scharfsinn und ihr Einfallsreichtum sind beträchtlich«, erwiderte Spock. »Dafür kann ich mich persönlich verbürgen.«
Kirk machte ein finsteres Gesicht. »Nur schade, dass diese herausragenden Fähigkeiten gerade gegen uns verwendet werden.«
»Ich bin ganz Ihrer Meinung, Captain. Das ist höchst … bedauerlich.«
Kirk fragte sich erneut, wie schwer das alles für Spock sein musste, aber noch bevor er Spock fragen konnte, was seine ehemalige Schiffskameradin möglicherweise im Schilde führte, unterbrach Uhura ihn mit einer dringenden Nachricht.
»Captain! Die Shimizu antwortet endlich auf meinen Ruf.«
Das wurde auch Zeit, dachte Kirk. »Stellen Sie sie durch.«
Unas Kopf und Schultern erschienen auf dem Bildschirm. Wie immer wirkte sie ruhig und tadellos.
»Meine aufrichtige Entschuldigung, dass ich Ihre Gastfreundschaft missbrauchen musste, Kirk«, sagte sie von der Flugkontrolle der Shimizu. »Wenn alles gut geht, kann ich eines Tages vielleicht alles erklären, aber nicht heute.«
Kirk appellierte an ihre Vernunft. »Denken Sie darüber nach, was Sie hier tun. Sie werfen Ihre Karriere und Ihren Ruf weg. Möglicherweise riskieren Sie, vor ein Militärgericht gestellt zu werden. Und wofür?«
Den Transferschlüssel?
»Einen Abschluss, Kirk«, antwortete sie. »Einen Abschluss und … Verantwortung.«
Spock spähte an seiner Station in den Sucher. »Sie fährt den Warpantrieb hoch, Captain.«
»Soll ich sie mit den Waffen erfassen, Sir?« Chekov schluckte schwer. Ein Photonentorpedo auf diese Entfernung barg das Risiko, das kleinere Raumschiff zu zerstören, und die Phaser waren auch nicht viel ungefährlicher. »Torpedos geladen.«
»Nicht schießen«, sagte Kirk. Er würde nicht das Feuer auf ein Raumschiff eröffnen, das von einem anderen Captain der Sternenflotte geflogen wurde, nur weil er den Verdacht hatte, dass dieser ein Geheimnis gestohlen hatte, von dem nicht einmal die Sternenflotte etwas wusste. Er ging auf den Hauptschirm zu, als wollte er die Entfernung zwischen sich und Una verringern.
»Reden Sie mit mir«, bat er sie. »Bevor das hier zu weit gegangen ist.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe bereits zu lange gewartet. Ich bitte Sie, Kirk, von einem Captain zum anderen, versuchen Sie nicht, mir zu folgen.«
Spock sah von seinem Scanner auf. »Sie wird in den Warp gehen, Captain.«
Unas Bild verschwand, als sie die Übertragung abrupt beendete. Auf dem Schirm war zu sehen, wie die Shimizu begann, sich von der Enterprise abzusetzen, und in der Ferne immer mehr zusammenschrumpfte. Innerhalb von Sekunden war sie außer Sichtweite verschwunden.
»Captain?«, fragte Sulu. »Ihre Befehle?«
Es dämmerte Kirk, dass Sulu von dieser plötzlichen Wende der Ereignisse mindestens ebenso verblüfft sein musste wie der Rest der Brückenbesatzung. Außer Spock hatte keiner von ihnen auch nur die leiseste Ahnung, warum die Enterprise plötzlich Captain Una und ihr Schiff verfolgte.
Und ich kann es ihnen unter keinen Umständen erklären, dachte Kirk. Ich kann nur darauf zählen, dass sie meinen Befehlen folgen, ohne Fragen zu stellen.
»Folgen Sie dem Schiff, Mr. Sulu.«
»Aye, Sir.« Sulu zuckte mit den Schultern und tat wie ihm geheißen. »Wende und nehme Verfolgung auf.«
Die Enterprise flog nicht länger rückwärts, beschrieb eine enge Wende und nahm mit hoher Geschwindigkeit die Verfolgung der Shimizu auf. Kirk starrte grimmig auf den Bildschirm vor sich. Una hatte ihn darum gebeten, ihr nicht zu folgen, aber Kirk musste es tun, bis er wusste, was sie im Schilde führte und was auf dem Spiel stand. Pike hatte den Schlüssel an Kirk weitergereicht und diese Verantwortung nahm Kirk nicht auf die leichte Schulter.
Er sah Spock an und wollte Antworten. »Was soll das alles, Spock? Warum tut sie das?«
Spock wandte sich von seiner Konsole ab. Seine Stimme und sein Gesichtsausdruck waren noch ausdrucksloser als sonst. »Es widerstrebt mir … unter den gegebenen Umständen zu spekulieren.«
Seine Vorsicht war logisch. Kirk war sich all der neugierigen Ohren um sie herum nur allzu bewusst. Sie konnten hier auf der Brücke wohl kaum offen sprechen.
»Captain«, sagte Uhura. »Die Sicherheit meldet, dass Lieutenant Riley bewusstlos in Ihrem Quartier gefunden wurde.« Ihr verblüffter Gesichtsausdruck ließ darauf schließen, dass sie die Nachricht, die sie gerade weitergab, kaum glauben konnte. »Offenbar wurde er von Captain Una angegriffen, Sir.«
Kirk platzte der Kragen. Zur Hölle mit Unas bewegter Geschichte und ihrem Ruf. Niemand griff ein Mitglied seiner Besatzung an, noch nicht einmal eine der Besten der Sternenflotte.
»Geschätzter Zeitpunkt bis zum Abfangen?«, fragte er.
»Schwer zu sagen, Captain«, antwortete Chekov. »Wir verfolgen ihre Ionenspur, aber sie hat ein schnelles Schiff. Das könnte eine ganz schöne Jagd werden.«
»Verstanden«, sagte Kirk und entschied, dass er genug Zeit hatte, um kurz die Brücke zu verlassen. »Mr. Spock, mein Quartier … jetzt.«
Er wandte sich vom Hauptschirm ab und ging zum Turbolift, wo Spock sich eilends zu ihm gesellte. Es gab etwas, das sie sofort überprüfen mussten, obwohl Kirk tief im Inneren bereits wusste, was sie vorfinden würden.
»Mr. Sulu, Sie haben die Brücke. Geben Sie mir umgehend Bescheid, wenn die Shimizu wieder in Sichtweite kommt.«
»Aye, Sir.« Sulu übergab die Flugkontrolle einer Ablösung und nahm seinen Platz im Sessel des Captains ein. Trotz der Feierlichkeiten gestern Abend wirkte er bereit und in der Lage, die Situation im Griff zu behalten, auch wenn er immer noch im Dunkeln tappte. »Captain, darf ich fragen, was das alles zu bedeuten hat?«
Kirk wusste, dass Sulu für die gesamte Brückenbesatzung sprach. Der Captain bedauerte zutiefst, was er als Nächstes sagen musste. »Nein, Mr. Sulu, ich fürchte, das dürfen Sie nicht.«
VIER
»Es ist, wie wir befürchtet hatten«, sagte Spock.
Das aufgebrochene Geheimfach in Kirks Quartier bestätigte den Verdacht des Captains. In das Versteck war eingebrochen worden und der Schlüssel war verschwunden.
»Ich verstehe das nicht«, sagte Kirk. »Warum jetzt, nach all diesen Jahren?«
Pike hatte Kirk das Geheimnis höchstpersönlich anvertraut, genau wie April das Geheimnis Jahre zuvor Pike anvertraut hatte. Nur ihre Ersten Offiziere hatten von dem Schlüssel erfahren, für den Fall, dass ein Captain vorzeitig verstarb. Bis auf einen kurzen Zeitraum während des Umbaus, als Pike den Schlüssel an sich genommen hatte, bis man Kirk zum neuen Captain ernannt hatte, war dieses einzigartige fremdartige Gerät immer sicher im Inneren der Enterprise verborgen gewesen und weder die Geschichte noch die Sternenflotte wussten etwas davon. April hatte diese Entscheidung vor beinahe zwanzig Jahren getroffen und Kirk hatte nie Veranlassung dazu gehabt, diese infrage zu stellen. Noch bis vor einer Stunde hätte er angenommen, dass Captain Una das genauso sah, aber jetzt war der Schlüssel verschwunden und die Shimizu floh vom Tatort.
»Ich kann es nicht erklären.« Spock betrachtete nachdenklich das leere Geheimfach, bei dessen Einbau er Kirk vor einigen Jahren geholfen hatte. »Ich kann nur annehmen, dass sie ihre Gründe hat.«
»So wie Sie, als Sie die Enterprise gestohlen haben, um Pike zu helfen?«
Kirk hatte Spock diesen Verrat längst verziehen, weil Spocks Absichten redlich gewesen waren und Chris Pike ein glücklicheres Ende ermöglicht hatten. Kirk versuchte nur zu begreifen, was Una dazu veranlasst haben könnte, den Schlüssel zu stehlen.
Falls diese Anspielung auf sein damaliges Vergehen Spock traf, so ließ der stoische Vulkanier es sich nicht anmerken.
»Vielleicht«, sagte er. »Die Person, die ich kannte und an deren Seite ich mehr als zehn Jahre diente, war nicht durch Eigennutz oder Bestechlichkeit motiviert und ließ sich auch nicht von irrationalen Impulsen leiten. Im Gegenteil, ihre persönliche Disziplin und Integrität würden jedem Vulkanier zur Ehre gereichen.«
»Das aus Ihrem Munde ist ein großes Lob«, erwiderte Kirk, »und Sie kennen sie auf jeden Fall besser als ich. Aber ich kann mir den Luxus nicht leisten, ihr einen Vertrauensvorschuss zu geben. Ich kann nicht einfach die Hände in den Schoß legen, während ein Captain der Sternenflotte ein gefährliches Stück fremdartiger Technologie stiehlt und sich allein damit davonmacht.«
Spock nickte. »Bedauerlicherweise muss ich Ihnen zustimmen.«
»Ich gehe davon aus, dass ich mich trotz Ihrer gemeinsamen Vergangenheit mit Captain Una auf Ihre volle Kooperation bei ihrer Ergreifung verlassen kann?«
Spock nahm Kirk die Frage nicht übel, die dieser hatte stellen müssen. »Sie sind mein Captain. Frühere Loyalitäten werden das nicht kompromittieren.«
»So wie bei Pike?«, drängte Kirk.
»Das waren … außergewöhnliche … Umstände.«
Und das ist jetzt nicht der Fall?, dachte Kirk, aber sprach es nicht aus. Spock hatte seine Loyalität dem Schiff und seinem Captain gegenüber sowohl vor als auch nach dem Vorfall von Talos IV immer wieder unter Beweis gestellt. Wenn er sagt, dass alte Bande seinen Pflichten nicht im Weg stehen werden, reicht mir das.
»Also schön«, sagte er. »Sie hat den Schlüssel. Wo bringt sie ihn hin, vorausgesetzt, wir fangen sie nicht vorher?«
»Ich habe eine Theorie, aber diese benötigt weitere Beweise.« Spock verließ das Schlafzimmer und schaltete eine Komm-Einheit an der Wand des Arbeitsbereichs ein. »Spock an Brücke. Verfolgen wir immer noch die Shimizu?«
»Bestätigt, Mr. Spock«, antwortete Sulus Stimme. »Sie ist ziemlich schnell, aber wir fangen immer noch ihre Warpemissionen auf.«
»Verstanden«, sagte Spock. »Bitte senden Sie den aktuellen Kurs und die Geschwindigkeit der Shimizu an das Computerterminal im Quartier des Captains.«
»Wird gemacht, Mr. Spock.« Es folgte ein kurzes Schweigen von der Brücke. »Kommt jetzt herein.«
»Danke, Mr. Sulu. Spock Ende.«
Er ging von der Komm-Einheit zu Kirks Schreibtisch. »Mit Ihrer Erlaubnis, Captain?«
Kirk nickte. Er ging um den Schreibtisch herum und sah zu, während Spock das Terminal einschaltete.
»Computer, Kurs und Geschwindigkeit des Schiffs Shimizu darstellen, das auf Captain Una der Sternenflotte registriert ist.«
»Sofort«, antwortete der Computer.
Eine Sternkarte tauchte auf dem Monitor auf. Der aktuelle Kurs der Shimizu wurde durch eine blinkende rote Linie angezeigt. Die Verfolgung der Enterprise war anhand einer blauen Linie zu erkennen, die beständig auf die rote Linie aufschloss. Kirk fand es ermutigend zu sehen, dass Unas Vorsprung anscheinend stetig zusammenschrumpfte.
»Zukünftige Route der Shimizu basierend auf ihrer aktuellen Flugrichtung berechnen«, wies Spock den Computer an, »vorausgesetzt es gibt keine bedeutsamen Abweichungen.«
»Sofort.«
Die Karte auf dem Bildschirm schrumpfte, um einen größeren Abschnitt des Quadranten zu zeigen. Eine gepunktete gelbe Linie zeigte die mögliche Flugbahn der Shimizu an, die sich bis in überwiegend unerforschte Sektoren am äußersten Rand des Föderationsgebiets erstreckte.
Spock legte seine Stirn in Falten. Seine leicht angespannte Miene verriet seine Besorgnis. »So etwas habe ich mir gedacht«, sagte er. »Wenn die Shimizu ihren Kurs beibehält, ist sie unterwegs in den Korinar-Sektor.«
Kirk beugte sich vor, um den Bildschirm genauer in Augenschein zu nehmen. Er verfügte zwar nicht über Spocks computerähnlichen Verstand, aber er konnte eine Sternkarte lesen und das, was er sah, trug nicht gerade zu seiner Beruhigung bei.
»Das ist umkämpftes Gebiet, das sowohl von der Föderation als auch dem Klingonischen Reich beansprucht wird.«
»Korrekt«, stellte Spock fest, »was Captain Unas gegenwärtiges Handeln nur noch besorgniserregender macht.«
»Das können Sie laut sagen«, stimmte Kirk zu.
Vor weniger als einem Jahr wäre es beinahe zum Krieg zwischen der Föderation und dem Klingonischen Reich gekommen. Ohne das unerwartete Einschreiten der Organier würde die Enterprise jetzt möglicherweise in die Schlacht fliegen – oder wäre bereits zu einem Opfer des Krieges geworden. Der aktuelle Waffenstillstand war angespannt und brüchig und wurde immer wieder durch Provokationen vonseiten der Klingonen getrübt. Doch bisher hatte er gehalten. Kirk wusste, dass eine große Konferenz zum Abschluss des Friedensvertrags von Organia bereits in Planung war und dass viel vom reibungslosen Ablauf dieser Konferenz abhing. Was alle Seiten jetzt am wenigsten brauchten, war, dass Captain Una den Frieden in Gefahr brachte, indem sie aus unbekannten Gründen in die umkämpfte Region eindrang.
»Damit ist der Fall klar«, sagte Kirk. »Die Möglichkeit, dass ein Captain der Sternenflotte – und der Schlüssel – in die Hände der Klingonen fallen, muss um jeden Preis verhindert werden, ganz besonders im Angesicht der bevorstehenden Friedensverhandlungen.«
»Eine präzise Einschätzung unserer Situation«, stellte Spock fest. »Ganz gleich wie Captain Unas Motive aussehen, man kann nicht zulassen, dass sie die Beziehungen der Föderation mit dem Klingonischen Reich in Gefahr bringt, und wir können auch nicht riskieren, dass der Schlüssel in die falschen Hände fällt. Die Konsequenzen einer solch bedauerlichen Entwicklung könnten … katastrophal sein.«
»Ich erinnere mich an die Geschichte«, sagte Kirk grimmig. »Das letzte Mal, als der Transferschlüssel benutzt wurde …«
Die Tür zu Kirks Quartier öffnete sich zischend und McCoy platzte in die Suite. Er stürmte hinüber zu der Stelle, wo Kirk und Spock standen.
»Was zum Teufel geht hier vor?«, verlangte er zu wissen. »Ich habe einen benommenen Lieutenant auf meiner Krankenstation, der behauptet, von Captain Una hinterhältig überfallen worden zu sein, und jetzt höre ich, dass wir sie durch den Quadranten jagen, als wäre sie ein entflohener Verbrecher. Sind wir versehentlich wieder in ein Paralleluniversum geflogen, als ich nicht hingesehen habe?«
Kirk beugte sich vor und schaltete den Computerbildschirm aus. Das wird schwierig, dachte er. Der grantige Arzt wollte Antworten und würde nicht darüber erfreut sein, im Unklaren gelassen zu werden. Und ein missmutiger McCoy konnte stur sein. Klein beizugeben lag nicht in seiner Natur.
»Die Situation ist kompliziert, Pille, und ich bin nicht befugt, darüber zu sprechen.«
»Fang nicht so an«, sagte McCoy ungeduldig. »Ich bin Arzt. Ich kann ein Geheimnis für mich behalten.« Er wandte sich an Spock. »Bitte sagen Sie mir, dass wir nicht wieder zurück nach Talos IV fliegen.«
»Das ist unwahrscheinlich, Doktor«, versicherte Spock ihm. »Unser aktueller Kurs führt uns in eine vollkommen andere Richtung.«
»Das ist immerhin etwas. Aber wo genau fliegen wir dann hin? Und was ist das für eine Geschichte mit Captain Una? Warum hat sie Riley angegriffen und ist dann abgehauen?« Frustriert riss er die Arme hoch. »Nichts davon ergibt irgendeinen Sinn!«
Wem sagst du das?, dachte Kirk. Ein Teil von ihm war versucht, McCoy in das Geheimnis des Schlüssels einzuweihen. Je länger dieser Wahnsinn andauerte, desto schwieriger würde es werden, die ganze Geschichte geheim zu halten. Dank Captain Una drohte die Katze aus dem Sack zu entkommen.
»Es tut mir leid, Pille, aber …«
Ein Pfeifen der Komm-Tafel bot eine willkommene Unterbrechung. Kirk wandte sich von McCoy ab und ließ den frustrierten Doktor stehen, um den Ruf anzunehmen.
»Kirk hier.«
» Wir holen auf die Shimizu auf«, meldete Sulu. »Sie sollte jeden Moment in Sichtweite kommen.«
»Verstanden«, sagte Kirk. »Wir sind unterwegs.«
Er ging eilig zur Tür. »Tut mir leid, Pille. Die Pflicht ruft.« Er nickte Spock zu. »Mr. Spock, Sie kommen mit mir.«
McCoy folgte ihnen hinaus in den Flur und zum Turbolift.
»Moment mal«, sagte er. »Ich komme mit. Glaub nicht, dass du meinen Fragen lange ausweichen kannst.«
Das wäre auch zu schön gewesen, dachte Kirk.
Kirk übernahm wieder die Brücke und Sulu kehrte zu seinem üblichen Platz an der Steuerkonsole zurück. Spock setzte sich an die Wissenschaftsstation und McCoy, der keinen festen Posten auf der Brücke hatte, gesellte sich wie üblich zu Kirk in den Kommandobereich. Er lehnte sich gegen eine kirschrote Reling, als wollte er sich darauf einrichten, solange hierzubleiben, bis er den Dingen auf den Grund gegangen war. In der Regel hatte Kirk nichts dagegen, wenn McCoy der Brücke einen Besuch abstattete, aber im Moment fühlte sich der Kommandobereich etwas überfüllt an. McCoys unbeantwortete Fragen und seine offensichtliche Unzufriedenheit schienen physisch zwischen ihnen im Raum zu stehen.
»Solltest du nicht auf der Krankenstation sein, Doktor?«, fragte Kirk.
»Warum?«, entgegnete McCoy. »Erwartest du Verletzte?«
Ich hoffe nicht, dachte Kirk. Theoretisch war die Shimizu unbewaffnet, aber Kirk ging kein Risiko ein. Una hatte bereits bewiesen, dass sie voller Überraschungen steckte und bereit war, Gewalt anzuwenden, wenn man ihr in die Quere kam. »Wie geht es Riley?«
»Ein schmerzender Nacken und ein angeknackstes Ego«, sagte McCoy, »und ich glaube, Letzteres schmerzt schlimmer als Ersteres.« Er zuckte mit den Schultern. »Leider habe ich kein Rezept dagegen.«
Kirk war erleichtert zu hören, dass Rileys Verletzungen geringfügig waren, obwohl er es Una immer noch übelnahm. Der verletzte Stolz eines jungen Offiziers war keine große Sache, aber wie weit war Una bereit zu gehen – und wie weit musste er gehen, um sie aufzuhalten? Trotz allem wollte er nicht, dass Una verletzt wurde. Er wollte sie in der Arrestzelle, nicht auf der Krankenstation.
Genauso wenig wollte er sie durch einen Photonentorpedo in ihre Atome aufgelöst sehen.
»Wie lange noch?«, fragte er.
»Sie kommt in Sichtweite.« Chekov warf einen Blick auf seine taktischen Sensoren. »In ungefähr drei, zwei, eins …«
Und tatsächlich, die Shimizu erschien wieder auf dem Hauptbildschirm. Sie war nur ein kleiner Fleck und kaum von den Sternen zu unterscheiden, die Lichtjahre entfernt glitzerten, aber Kirk spürte, wie sein Puls bei dem Anblick schneller wurde. Captain Una war ihnen noch nicht entwischt.
»Geschwindigkeit erhöhen«, befahl Kirk. »Warp sieben Komma fünf.«
»Aye, Sir.« Sulu zuckte leicht zusammen, weil er sich bewusst war, dass sie den Maschinen der Enterprise alles abverlangten, aber er führte den Befehl aus. »Warp sieben Komma fünf.«
Die Shimizu wurde auf dem Bildschirm langsam größer, als die Enterprise die Entfernung zwischen ihnen verringerte. Kirks Mut sank, als ihm klar wurde, dass ihm die größere Herausforderung noch bevorstand. Una einzuholen war der leichte Teil, sie aufzuhalten, ohne die Shimizu anzugreifen, könnte sich als wesentlich schwieriger erweisen, wenn nicht sogar als unmöglich. Er betete, dass es nicht so weit kommen würde.