Kitabı oku: «Hilfskreuzer „Chamäleon“ auf Kaperfahrt in ferne Meere», sayfa 7
Zweifelnd schaute Waldau seinen Freund an, meinte aber: „Na, ob das klappt, aber im Moment fällt mir auch erstmals nichts besseres ein. Versuch also den Dreien drüben dieses klar zu machen und jetzt sieh zu, dass Du auf die Läufe kommst und schnellstens nach hier zurück eilst. Wir wissen ja noch nicht, was sich hinter der neuen Rauchfahne verbirgt.“
So geschah es.
Die gesichtete Rauchfahne entpuppte sich schließlich als Handelsdampfer. Vorsorglich ließ Korvettenkapitän Waldau den Hilfskreuzer auf die Steuerbordseite der „Yvonne La Porte“ verholen und gab gleichzeitig Blinkzeichen zum Franzosen hinüber, die dortige Funkanlage wieder einsatzbereit zu machen, um auf einen etwaigen Funkruf des näher kommenden Dampfers reagieren zu können. Schnurstracks auf die beiden nebeneinander liegenden Schiffe zukommend, entpuppte sich die Rauchsäule als schottischer Frachtdampfer „Howard Castle“ mit Heimathafen Glasgow. Sowie er die „Yvonne La Porte“ näher ausmachen konnte, gab er sich als die „Howard Castle“ zu erkennen und fragte an, ob er Hilfe leisten könne? Auf Geheiß des deutschen Prisenkommandos, unter genauer Überwachung des deutschen Funkoffiziers, bestätige der französische Funker einen Maschinenschaden und bat um Unterstützung. Groß war die Überraschung auf dem Schotten, als – nachdem er nahe genug herangekommen war – hinter dem Franzosen plötzlich der deutsche Hilfskreuzer zum Vorschein kam und ihm per Scheinwerfersignal die übliche Aufforderung: „Stop advance, or I shall fire, don’t wireless“, rübermorsen ließ und dieses durch die gesetzte deutsche Kriegsflagge und die enttarnten Geschütze deutlich unterstrich. Der Schotte leistete keinen Widerstand und die übliche Routine lief ab. Ein weiteres Prisenkommando setzte über. Da es sich um ein altes Schiff handelte, mit wenig wertvoller Ladung, kam dieses als Prise nicht in Betracht. Noch während die Schiffspapiere des Schotten auf dem deutschen Hilfskreuzer geprüft und dieser durch Sprengpatronen zur Versenkung vorbereitet sowie die Besatzung, Karten, Funkschlüssel und einige frische Nahrungsmittel sowie einige Kisten schottischen Whiskys abgeborgen hatte, kam aus gleicher Richtung eine weitere Rauchfahne in Sicht. Wieder ein Brite. Auch dieser wurde ohne Probleme aufgebracht und schließlich lagen drei aufgebrachte Gegner neben dem deutschen Hilfskreuzer. Auch der weitere Brite, die „Annie Simson“ war als Prise nicht zu gebrauchen. Am nächsten Tag wurde die „Yvonne La Porte“ als Prise zur Abreise in einen deutschen Hafen vorbereitet, die drei „Amerikaner“ auf den Hilfskreuzer verfrachtet und zunächst im Lazarett untergebracht, sowie die Gefangenen des Hilfskreuzers und die Besatzungsmitglieder der beiden aufgebrachten Briten auf die „Yvonne La Porte“ verbracht und alsdann die beiden Briten durch Öffnen der Seeventile und Unterstützung von Sprengpatronen auf den Meeresgrund entlassen. Die „Yvonne La Porte“ hingegen wurde vom Kommandanten, Offizieren und Besatzung des Hilfskreuzers mit den besten Wünschen für eine glückliche Heimkehr mit einem starken Prisenkommando von 28 Mann unter Führung des Leutnant zur See (S) Albert Klammer in die Heimat entlassen. Nachdem die „Yvonne La Porte“ auf Nordkurs außer Sicht gekommen war, nahm „Chamäleon“ wieder Fahrt auf und der Kommandant verständigte zunächst durch FT-Kurzsignal die SKL, welche Prise auf welchem Kurs zu erwarten sei, damit diese nicht durch deutsche U-Boote oder gar ausgelaufene Überwasserseestreitkräfte als vermeintlicher Gegner versenkt würde und meldete bei dieser Gelegenheit auch gleich das bisherige Gesamtergebnis an Tonnage. Nach Abgabe des FT lief „Chamäleon“ zunächst mit Höchstfahrt und südlichen Kursen ab.
12. Zwischen Pflicht und Gefühl
Auf „Chamäleon“ herrschte Hochstimmung. Aus den Gegnerschiffen, insbesondere der als Prise in die Heimat gesandten „Yvonne La Porte“, waren neben den edlen Getränken, die das Herz eines Seemanns immer höher schlagen lassen, auch wenn auf Kriegsmarsch vom Kommandanten selbstverständlich jeweils nur geringe Mengen pro Nase bewilligt werden konnten, auch allerlei andere wichtige Güter übernommen worden. So Frischproviant, vor allem Kartoffeln, Obst und Gemüse sowie aus der französischen Chamarque stammendes schmackhaftes Rindfleisch, vor allem als Kampfstiere nicht geeigneter Jungbullen, größere Mengen von Weiß- und Buntmetall sowie Schmieröle und Fette. Daneben wurden die Bunker der „Chamäleon“ wieder bis an die Halskrause gefüllt, nachdem der LI festgestellt hatte, dass der Betriebsstoff des Franzosen auch für die deutschen Motoren bestens geeignet war. Bis auf die abgegebene Prisenbesatzung – und davon verfügte die „Chamäleon“ ja noch über einige mehr, nebst erfahrener Handelsschiffsoffiziere, die jetzt im unverhältnismäßig niedrigen Kriegsmarinedienstgrad des Leutnant z. S. als Sonderführer (S) Dienst in der Großdeutschen Kriegsmarine taten. Neben der kriegsmäßig dringlichen Frage, wo er denn nun endlich sich der ungeliebten Minenlast entledigen könnte, umso eine erhebliche Gefahr für das Schiff bei einem etwaigen Artilleriegefecht deutlich zu verringern, aber trotzdem dem Gegner großmöglichen Schaden zuzufügen, stand der Kommandant auch persönlich vor schwierigen Überlegungen bzgl. der übernommenen „Amerikaner.“ Und dies, wie er sich eingestehen musste, nicht mehr aus rein menschlichen Anwandlungen, sondern weil ihm etwas widerfahren war, mit dem er eigentlich nie mehr – und ganz bestimmt nicht auf Kaperfahrt – gerechnet hätte. Aber es war geschehen. Nachdem sich „Chamäleon“ und die als Prise ausgestattete „Yvonne La Porte“ getrennt hatten, hatte Didi Waldau sich gleich am nächsten Morgen, nachdem er wie üblich bei Hellwerden auf der Brücke anwesend war, anschließend nach einem guten Frühstück noch ein kleines Nickerchen gegönnt und die nunmehr doch umfangreichen Eintragungen in das KTB (Kriegstagebuch) getätigt. Danach begab er sich schließlich in das Lazarett, um die dort zunächst untergebrachten zwei „Amerikanerinnen“ aufzusuchen. Begleitet wurde er durch seinen Freund und IO, Graf Terra, der bereits einen ersten Besuch noch am Vorabend vorgenommen hatte, weil ihm die kleine, zierliche, schwarzhaarige Südfranzösin die Ruhe raubte.
„Nun, dann wollen wir mal“, der Kommandant trat in das Lazarett ein und sah, etwas überrascht, seine beiden Bordärzte, gemeinsam mit ihrem Kollegen von der „Yvonne La Porte“ und die beiden jungen Damen in fröhlicher Runde um den Schreibtisch Dr. Hallers versammelt. Die zierliche Schwarzhaarige und die drei Heilkundigen qualmten genussvoll die von Terra am Vorabend gestifteten amerikanischen Beutezigaretten und ließen sich offenbar ein Fläschchen des guten französischen Roten munden. Nur die etwas größere, wohlproportionierte Brünette, begnügte sich mit einem schlichten Glas deutschen Selterswassers. Beim Eintreten des Kommandanten sprangen die beiden deutschen Ärzte auf und nahmen, wie in der deutschen Kriegsmarine üblich, Haltung an und grüßten: „Guten Morgen, Herr Kaptän, guten Morgen IO.“
Waldau öffnete den Mund um sein Missfallen ob des hier Erblickten zum Ausdruck zu bringen, als sich nunmehr auch die ihm bis dahin den Rücken zugewandte Dita umdrehte. Didi sah zunächst nur einen langen brünetten Vorhang aus Haaren fliegen, die sich dann schnell teilten und in sanften Wellen links und rechts eines schönen ebenmäßigen Gesichtes, über glatte Schultern, geraden Rücken und auf den ersten Blick erkennbaren stattlichen, hochangesetzten Brüsten, ausliefen. Auch der französische Arzt und die zierliche Schwarzhaarige sahen den Kommandanten erwartungsvoll an. Für den hingegen schien für einen ewig währenden Augenblick nur die junge Frau mit den schönen, glänzenden, brünetten Haaren zu existieren, als ob ihn der Blick aus ihren smaragdgrün schimmernden Augen in Trance versetzt hätte.
„Ähmm, ich sehe, Doktor, Sie lassen es sich gut gehen …“
Graf von Terra griff rettend ein: „Kleine Spende für unsere wackeren Weißkittel von mir, Herr Kaptän, aber nur eine Flasche von dem guten Roten zum Abbau etwaiger Hemmschwellen. Schließlich gilt es gemeinsam ein medizinisches Problem zu lösen.“
„Äh, ja … na gut, IO, führen Sie bitte die Damen und den französischen Doktor in meine Räume, damit wir einige Formalitäten klären können. Ich komme nach dem Gespräch mit Dr. Haller und Dr. Voß in Kürze nach“, versetzte der Kommandant, sichtlich bemüht, wieder das innere Gleichgewicht zurückzugewinnen.
„Ladys, Monsieur le Docteur “, Bodo von Terra öffnete die Tür und ließ mit weltmännischer Verbeugung die Amerikanerinnen sowie den französischen Arzt zuerst das Lazarett verlassen und schloss dann hinter sich die Tür, nicht ohne vorher dem Rücken seines Kommandanten noch ein vergnügliches Grinsen zu widmen, was natürlich auch die beiden deutschen Ärzte registrierten. Insbesondere das amüsierte Zucken um die Mundwinkel des 1. Schiffsarztes entging hingegen auch Waldau nicht. Dieser beschloss sofort klar zu stellen, dass seine Medizinmänner, wie er sie im Stillen bezeichnete, hier nicht etwa einen Moment menschlicher Schwäche ihres Kommandanten erlebt hatten, sondern dieser lediglich einige Sekunden durch spontane kriegswichtige Gedanken abgelenkt war.
„Meine Herren, auch wenn der IO – mit dem ich im Übrigen auch noch ein Wörtchen dieserhalb zu reden haben werde – Sie mit einer Flasche Rotwein beglückt und wohl auch eine Stange Zigaretten dazu spendiert hat, gilt auch“, hier hob sich die Stimme des Kommandanten etwas an, „und gerade für Sie, dass alkoholische Getränke nur mit ausdrücklicher Genehmigung meinerseits und entsprechender Mengenbegrenzung freigegeben werden. Wo sind wir denn hier“, schloss Waldau seine Rede, als er selbst merkte, dass er aufpassen musste, nicht über das Ziel hinauszuschießen.
„Also, meine Herren, zur Sache. Was fehlt der jungen Dame und wie gehen wir damit um?“
Die beiden Ärzte wechselten einen Blick und der ältere und verantwortliche Schiffsarzt, Marineoberstabsarzt (Internist) Dr. Helmut Haller holte tief Luft und wollte gerade seine Ausführungen beginnen, als er durch eine Handbewegung des Kommandanten unterbrochen wurde. „Lieber Doktor, wie ich den IO kenne, hat er Ihnen nicht nur die eine zugegebene Flasche Roten hergetragen – oder vielmehr hertragen lassen – sondern vermutlich einen ganzen Karton. Jetzt wo wir unter uns sind“, hierbei streifte sein Blick die leere Rotweinflasche, „lassen Sie Doktor Voß noch mal eine Flasche öffnen, mir gefälligst auch ein Glas anbieten, dann stecken wir uns eine der auch mir schmeckenden Camel ins Gesicht und Sie fangen an. Aber so, dass auch ich es verstehe und nicht ewig nachfragen muss“, schloss er zunächst mit einem warnenden Blick. Schließlich kannte er die Mediziner und insbesondere die der Großdeutschen Kriegsmarine, die immer wieder die Gelegenheit nutzten ihr, wie sie meinten, überlegenes Wissen des Mediziners gegenüber einem schlichten Nautiker, auch wenn er Kommandant war, gebührlich glänzen zu lassen. Sichtlich erfreut ob des schnellen Stimmungswechsels ihres Kommandanten hatte Dr. Voß zwischenzeitlich eine weitere Rotweinflasche und ein sauberes Glas für Waldau herbeigezaubert und schenkte ein, währenddessen der Oberstabsarzt dem Kommandanten und seinem Kollegen eine Camel anbot sodann dem Kommandanten Feuer reichte und sich der Chirurg und auch als Zahnarzt ausgebildete Dr. Voß selbst sein Stäbchen anzündete.
„Tja, also, Herr Kaptän, soweit wir bisher, insbesondere von unserem Kollegen, der wohl auch eigentlich Deutscher ist, wie ich meine, und der jungen Kollegin, die ja wohl noch am Anfang ihrer ärztlichen Ausbildung steht, hören konnten, dürfte es sich um eine Blutkrankheit handeln.“ Waldau konnte sein kurzes Erschrecken nicht ganz verbergen, bis ihm erleichtert einfiel, dass es sich ja hier um eine „erfundene“ Krankheit handelte und schalt sich in Gedanken selbst. Die beiden Ärzte hingegen werteten das Erschrecken ihres Vorgesetzten ganz anders und Dr. Voß erlaubte sich zu bemerken: „Ja, Herr Kaptän, auch der Herr Oberstabsarzt und ich waren sehr erschrocken, als wir dieses hören mussten.“
„Eben, eben“, fuhr Dr. Haller fort“, schließlich handelt es sich bei der Erkrankten ja um eine Amerikanerin. Nicht auszudenken, wenn sich die Krankheit verschlimmert. Nach allem was wir gehört haben und zu vermuten steht, könnte es sich um eine Form der Leukämie handeln, also einer Blutkrankheit mit sehr unterschiedlichem Verlauf.“
„Durchaus lebensbedrohend, auch in jungen Jahren“, beeilte sich Dr. Voß hinzuzufügen, bemüht nachzuweisen, dass auch er, als Chirurg und Zahnarzt, natürlich umfassend medizinisch gebildet sei.
Aha dachte der Kommandant bei sich, die Story scheinen meine Äskulapjünger ja gefressen zu haben und erwiderte, seine Ärzte nacheinander mit einem prüfenden Blick messend: „Ja, stellen Sie sich vor, die Krankheit verschlechtert sich und – was nun wirklich niemand hoffen will – die junge Dame sollte hier an Bord versterben, ja das würde mutmaßlich gar diplomatische Verwicklungen auslösen. Wie wir aus dem Weltkrieg (gemeint ist hier der 1.Weltkrieg von 1914 – 1918) wissen, ist mit den Amerikanern nicht gut Kirschen essen, wenn durch Kriegshandlungen Amerikaner auch nur beeinträchtigt werden. Das muss auf alle Fälle verhindert werden. Insoweit, Herrschaften, sind Sie hier nun echt gefordert. Welche Vorschläge können Sie machen?“
Mit den Vorschlägen hingegen war es nicht weit her. Die Ärzte bedauerten, dass Blutkrankheiten nicht ihre Spezialgebiete seien, dass eines Chirurgen schon mal gar nicht, wie Dr. Voß deutlich machte. Auch Dr. Haller als Internist erklärte, schon über, selbstverständlich mehr als nur ein Grundwissen, auch über die Arten der Leukämie, die allerdings bei weitem noch nicht richtig erforscht sein, zu verfügen, aber leider keine genauen Aussagen machen könne, weil es diese bei diesem Krankheitsbild einfach nicht gäbe. Klar sei nur, es gäbe Leukämiefälle die über Jahre den Patienten nur wenig beeinträchtigen, andererseits aber auch einen Verlauf dieser Krankheit, der sehr schnell, gerade zu galoppierend, wie er sich ausdrückte, zum Tode führe. Wichtig sei in jedem Fall alles zu tun um das Wohlbefinden, auch das sogenannte geistig seelische, der Patientin sicherzustellen. Sehr zu empfehlen sei, der Patientin und ihrer Ärztin, zu der sie ja offenbar ein geradezu freundschaftliches Verhältnis hätte, eine für beide geeignete Kabine mit entsprechendem Raum, Waschgelegenheiten und zumindest Dusche zu Verfügung stellen. Die Medikamente, die vom Pasteur-Institut verordnet seien und in hinreichender Menge mitgeführt werden, sollten entsprechend der dortigen Medikation genommen werden. Leider seien die Inhaltsstoffe insoweit nicht bekannt, wie auch das Medikament selbst. Dieses soll angeblich aus den USA stammen.
„Schön, meine Herren, ich werde mit dem IO besprechen, welche der Kabinen wir den Damen zur Verfügung stellen können und Sie, Dr. Haller“, wandte sich der Kommandant, den letzten Schluck aus seinem Weinglas nehmend, zum Abschluss des Gespräches an seinen Marineoberstabsarzt, „machen Sie sich nochmals Gedanken, was wir tun können, um dem Fräulein sein Dasein auf diesem Schiff zu erleichtern. Wenn Ihnen etwas einfällt, ich bin jederzeit für Sie zu sprechen.“ Damit verabschiedete sich Waldau von seinen Ärzten und beeilte sich seine Räume aufzusuchen, wo ja Terra mit den beiden jungen Damen und dem offenbar vertrauenswürdigen Schiffsarzt der „Yvonne La Porte“, der gute Vorarbeit bei seinen deutschen Kollegen geleistet hatte, auf ihn wartete. Unwillkürlich beschleunigte der Kommandant seine Schritte und stellte – über sich selbst etwas verwundert den Kopf schüttelnd – fest, dass er es kaum erwarten konnte wieder in die bläulichgrün strahlenden Augen sehen zu dürfen.
In den Kapitänsräumen hatte Graf von Terra zwischenzeitlich die Gelegenheit genutzt, seine eigene Persönlichkeit gebührend in den Vordergrund zu schieben, um besonders die zierliche Suzanne zu beeindrucken. Nicht nur, dass ihr apartes Äußeres seine Phantasie beflügelte, bewunderte er auch, wie diese, ohne im Geringsten ängstlich zu wirken, sich in der neuen Situation zurechtfand. In der Tat spielte sie ihre Rolle als Begleitärztin auch gegenüber den deutschen Schiffsärzten perfekt, wie er sich gerade überzeugen konnte. Er nutzte die Gelegenheit, nochmals eindringlich darauf hinzuweisen, dass gegenüber sowohl den deutschen Schiffsärzten als auch allen Besatzungsmitgliedern, äußerste Vorsicht angebracht sei und unbedingt die jungen Damen darauf achten sollten, ausschließlich und zwar auch untereinander sowie mit ihm, den Ärzten und selbstverständlich auch dem Kommandanten, sich auf englisch zu unterhalten und dieses auch mit dem französischen Arzt, der ja ebenfalls insoweit keine Sprachbarrieren hatte. Schließlich erschien Didi Waldau, nachdem er sich zunächst noch mal auf der Brücke vergewissert hatte, dass seine Anwesenheit dort nicht erforderlich, sondern der Horizont frei von Sichtungen war, und bedeutete den Anwesenden, die sich bei seinem Eintreten erheben wollten, doch Platz zu behalten.
„So, Ladys, Monsieur le Docteur, dann wollen wir mal sehen, dass wir was zu trinken bekommen.“ Nachdem sein Backschafter „Kalle“ Kerst, eine Kanne Kaffee, Kondensmilch und Zucker sowie die entsprechenden Tassen und Löffel verteilt hatte, bedeutete ihm Waldau, dass er bis auf weiteres nicht gebraucht werde und dafür zu sorgen hätte, dass man ungestört blieb. Auf Kerst, das wusste sein Kommandant, konnte er sich verlassen.
„Ladys, Doktor, zunächst einmal bin ich froh, dass unsere Ärzte hier an Bord offenbar keine Zweifel an der Geschichte, die wir ihnen erzählt haben, hegen. Dennoch sollten wir sehr vorsichtig sein, in unser aller Interesse, denn auch mein IO und ich würden natürlich Probleme bekommen und das nicht zu knapp, wenn unsere Scharade hier auffliegt. Wir werden alles daran setzen, dass sie unbeschadet bei nächster Gelegenheit auf ein neutrales Schiff umsteigen können. Ich muss sie allerdings bitten … nein“, unterbrach sich Waldau und schaute alle mit Ausnahme von Terra eindringlich und prüfend an, „verlangen, auf keinen Fall anzugeben, dass sie von einem deutschen Kriegsschiff kommen. Wir werden uns insoweit eine schlüssige Geschichte ausdenken müssen, wieso sie bei uns an Bord sind und jetzt an ein anderes Schiff übergeben werden. Aber dazu später.“ Dankbar schauten die Drei ihn an und diesmal verweilte auch Judiths Blick etwas länger auf dem Gesicht des deutschen Kapitäns. Schon das Gespräch im Bordlazarett der „Chamäleon“ hatte sie hoffen lassen, dass sich doch noch alles zum Guten wenden möge. Auch wenn die Angst immer noch in ihr wütete und sie manchmal nicht so klar denken konnte, wie es sonst eine ihrer geschätzten Eigenschaften war, keimte doch immer mehr die Hoffnung in ihr, dass sie den Worten des deutschen Kommandanten trauen konnte. Zumindest überführte ihn der ruhige Blick seiner Augen keiner Lüge.
Plötzlich bemerkte Dita, dass sie den hochgewachsenen deutschen Marineoffizier immer noch anstarrte und offenbar auch dessen Blick ausschließlich auf ihr ruhte. Schnell und etwas verschämt senkte sie den Blick und leichte Röte überzog ihre Wangen.
„Oh, oh“, folgte auf dem Fuße der unvermeidliche Kommentar des Grafen, der dabei unverhohlen Suzanne Maigret angrinste, die nunmehr auch ihm zulächelte und ihrerseits ihre Freundin Dita anstieß: „Siehst Du, nicht alle Deutschen fressen kleine Mädchen“, richtete sie dann ihren Blick auf Kapitän und ersten Offizier, „Dita, der Doktor und ich danken Ihnen beiden wirklich sehr für alles, was Sie bisher unternommen haben, um uns zu helfen und glauben Sie mir, ich weiß, welche Probleme sich für Sie beide ergeben könnten und das, auch wenn längst nicht alle Deutschen das, was geschieht, gutheißen, kaum jemand den Mut aufbringen würde, das zu tun, was wir jetzt gerade erleben dürfen.“
Schließlich wurde noch vereinbart, dass die beiden Amerikanerinnen, die bisher nicht genutzte, ursprünglich für etwaige Schiffsreisen des Reeders geplante, großzügige, unter der Schiffsbrücke gelegene, Kabine mit separatem Bad beziehen und der französische Arzt in der freigewordenen Kabine untergebracht wurde, die von Leutnant zur See (S) Albert Klammer bisher bewohnt wurde, der ja jetzt als Prisenkapitän die auf Kurs Deutschland befindliche „Yvonne La Porte“ kommandierte.