Kitabı oku: «Henry Morton Stanley: Im dunkelsten Afrika», sayfa 9
„O, das möchte ich Ihnen überlassen.“
„Nein, ich habe es lieber, wenn Sie sich selbst einen Freund zum Gefährten aussuchen, damit derselbe Ihre Hoffnungen und Gedanken teilt. Wir alle haben, wie Sie wissen, Vorliebe für diesen oder jenen.“
„Nun, dann wähle ich Jameson.“
„Gut, Herr Jameson soll zu dem Posten ernannt werden. Ich werde selbst mit ihm sprechen und dann auch Herrn Rose Troup, den ich für einen prächtigen Burschen zu halten Grund habe, sowie den jungen Ward und Bonny bei Ihnen zurücklassen. Sowohl Troup und Bonny sprechen Kisuaheli und sie werden Ihnen gute Dienste leisten.“
Nachdem die Angelegenheit in dieser Weise erledigt war, setzte die Flottille am 15. Mai mit 511 Personen von der Expedition, sowie Tippu-Tib und 90 seiner Leute die Fahrt flussaufwärts fort.
Am 16. Mai hatten wir eine gute Reise, da die an dem Dampfer „PEACE“ vorgenommenen Reparaturen seine Fahrgeschwindigkeit verbessert hatten, und am 19. machten wir in der Nähe der Baptisten-Missionsstation Lukolela das Boot am Lande fest, wo der „STANLEY“ sich erst spät am Abend einstellte.
Den nächsten Tag blieben wir bei Lukolela liegen, um Lebensmittel für die Fahrt nach der Äquator-Station einzukaufen, und wir waren den Missionaren dieser Station sehr dankbar für die uns bewiesene gütige Gastfreundschaft.
Am 24. Mai kamen wir an der Äquator-Station an, die jetzt Eigentum der Sanford-Company ist, als deren Vertreter Herr E. J. Glave, ein tüchtiger junger Mann aus Yorkshire, fungiert. Auch Kapitän Van Gèle befand sich hier, nachdem er kürzlich mit fünf Haussasoldaten von einem fruchtlosen Versuche, den Mobangi noch höher aufwärts zu fahren, als es dem Missionar Grenfell einige Monate vorher gelungen, zurückgekehrt war.
Die Station Bangala erreichten wir am 30. Mai. Der Platz war jetzt eine sehr große, gedeihende Niederlassung mit einer Garnison von 60 Mann und zwei Krupp'schen Geschützen zur Verteidigung. Es werden hier Ziegelsteine von vorzüglicher Qualität hergestellt, von denen bereits 40.000 Stück fertig waren. Die Niederlassung macht Zentralafrika in jeder Beziehung große Ehre. Der Chef, van Kerckhoven, war nicht anwesend und befand sich in Langa-Langa. Es war ihm kürzlich gelungen, 29 Haussasoldaten aus der Sklaverei zu befreien. Bei der Flucht Deane's von den Stanley-Fällen hatten die Haussa sich voreilig in ein Kanu geworfen und waren bis Upoto hinabgetrieben, wo die Eingeborenen sie als Deserteure gefangen genommen hatten.
Außer sonstigen guten Eigenschaften, die Bangala besitzt, fehlt es dort niemals an Lebensmitteln. Die Station hatte 130 Ziegen, sowie ein paar hundert Hühner, welche die Offiziere mit frischen Eiern versorgten. Zehn Acker Landes versprachen mit ihrem Grün eine schöne Reisernte. Die Offiziere erquickten sich an Palmen- und Bananenwein, sowie gegorenem Bier aus Zuckerrohr, das, wie ich fand, äußerst kräftig war.
In Bangala befahl ich Major Barttelot, sich mit Tippu-Tib und dessen Leuten direkt nach den Stanley-Fällen zu begeben, nachdem ich zuvor 35 Sansibariten aus den Booten entfernt und durch 40 Sudanesen ersetzt hatte, damit keinem der Sansibariten bekannt würde, dass die Stanley-Fälle nur wenige Tagemärsche von Jambuja entfernt waren.
Abgesehen von einigen Unregelmäßigkeiten in dem Benehmen des Dampfers „STANLEY“, der unter dem Vorwande, genügend Heizmaterial der richtigen Sorte aufzusuchen, durch geheimnisvolle Manöver in ein wirres Netz von Kanälen verschwand, dampften wir ohne irgendwelche Unfälle zum Aruwimifluss hinauf und trafen am 12. Juni bei unserm alten Lager gegenüber den Basoko-Dörfern ein.
Die Basoko waren die Landsleute von Baruti oder „Schießpulver“, der im Jahre 1883 als Kind von einigen Karema geraubt und von Sir Francis de Winton nach England gebracht worden war, um die Vorzüge des Zivilisierten Lebens kennen zu lernen. Aus der Obhut von Sir Francis gelangte Baruti in die meinige. Hier befanden wir uns endlich im Angesichte seines heimatlichen Dorfes und Stammes, dem er sechs Jahre fern gewesen war.
Als ich sah, wie Baruti den Ort seiner Geburt mit außerordentlichem Interesse betrachtete, forderte ich ihn auf, die Basoko anzurufen und sie zu einem Besuch bei uns aufzufordern. Meine früheren Versuche, das Vertrauen dieser Waldbewohner zu gewinnen, waren sämtlich fehlgeschlagen, obwohl ich überzeugt war, dass dies mit der Zeit doch gelingen würde. Für mich war es lange eine interessante Frage gewesen, weshalb die Eingeborenen des Waldes unzugänglicher und scheuer waren, als die Bewohner des offenen Landes. Alle Methoden, wie das Zeigen eines glänzenden oder buntfarbigen Tauschartikels, von glänzendfarbigen Perlenschnüren, die wir geduldig hin- und herschwangen, geschicktes Zureden, überzeugendes Lächeln und beruhigende Zeichen wurden stundenlang angewandt, endeten aber stets mit Enttäuschung und der Verschiebung des Verkehrs auf eine bessere Gelegenheit. Der Grund davon besteht aber darin, dass der Wald stets einen bequem zu erreichenden Rückzug bietet, während der Argwohn des Fremden und die die Eingeborenen begünstigende Tiefe der weglosen Wälder stark gegen jedes unbestimmte Risiko sprechen. Das geringste Vorwärtsgehen hat sofort die eilige Rückwärtsbewegung des Eingeborenen zur Folge, bis dieser die Grenzen des Waldes erreicht, in dessen Dunkelheit er nach einem letzten Blick auf den Fremden schließlich verschwindet, mit einer Miene, als wollte er sagen: „Es hilft euch nichts, mich könnt ihr doch nicht einholen.“ Dagegen hat der Eingeborene auf dem offenen Lande gewöhnlich irgendeinen Vorteilhaften Winkel, einen hervorragenden Punkt, einen Baum oder Ameisenhügel, von dessen Spitze er seine Beobachtungen macht und über den Charakter der Fremden sich vergewissert oder warnen lässt. Im Walde steht dem Bewohner des Dickichts ganz plötzlich der Fremde gegenüber, der aus unbekannten Gegenden zu unbegriffenen Zwecken gekommen ist. In den Zügen des einen malt sich Überraschung, in denen des anderen Schrecken.
Baruti findet seinen Bruder
Baruti rief die Eingeborenen an, worauf die Kanus in ganz langsamer Fahrt herbeikamen, bis sie sich endlich bis auf gute Rufweite näherten. Er erkannte einige der Bootsleute wieder und teilte ihnen mit, sie brauchten keine Ursache zur Furcht zu haben. Dann fragte er nach einem Mann, dessen Namen er nannte, worauf die Wilden das Wort mit prachtvoller, kräftiger Lunge über den Fluss schrien, bis jemand antwortete, ein Kanu bestieg und heranruderte. Es war dies ein älterer Bruder Baruti's. Baruti wollte von ihm wissen, wie es ihm während seiner eigenen sechsjährigen Abwesenheit gegangen sei. Der Bruder starrte ihn dumm an, vermochte die Züge Baruti's nicht wiederzuerkennen und äußerte in grunzendem Tone seine Zweifel.
Baruti nannte darauf die Namen seiner Eltern, erst denjenigen des Vaters und dann den der Mutter, worauf sich in den Zügen des Bruders größeres Interesse zeigte und er geschickt mit dem Kanu näher heransteuerte.
„Wenn du mein Bruder bist, so nenne mir etwas, woran ich dich erkenne.“
„Du hast eine Narbe am Arm – dort am rechten. Erinnerst du dich noch des Krokodils?“
Das genügte. Der junge breitbrüstige Eingeborene ließ einen Freudenschrei erschallen und rief seine Entdeckung den entfernteren Landsleuten am Ufer zu, und Baruti vergoss zum ersten Mal in seinem Leben Tränen. Der junge Eingeborene kam nahe an das Schiff heran, vergaß jegliche Furcht vor den Fremden und umarmte Baruti außer sich vor Freude, während die übrigen Kanus heransteuerten, um an dem Glück der wieder vereinigten Brüder teilzunehmen.
Abends stellte ich Baruti die Wahl frei, ob er in dem Dorfe bei seinem Stamme bleiben oder unserm abenteuerlichen Marsche folgen wolle; gleichzeitig riet ich ihm aber, uns nicht zu verlassen, da das Leben unter den Basoko wegen der großen Nähe der Araber an den Stanley-Fällen doch ein sehr unsicheres sei.
Der Junge schien auch so zu denken und lehnte es daher ab, zu seinem heimatlichen Lande und Stamme zurückzukehren; allein einen oder zwei Tage nach der Ankunft in Jambuja änderte er seine Meinung, kam nachts heimlich in mein Zelt, bewaffnete sich mit einem Winchestergewehr und einem Paar Revolver von Smith u. Wesson, nebst einem Vorrat von Gewehr- und Revolverpatronen, nahm eine silberne Reise-Uhr, einen silbernen Schrittmesser, einen hübschen Gürtel nebst Patronentasche und eine kleine Summe Geldes, stahl dann ein Kanu und verschwand nach unbekannten Regionen flussabwärts, höchst wahrscheinlich zu seinem Stamme. Jedenfalls haben wir seitdem nichts wieder von ihm gesehen oder gehört. Friede sei mit ihm!
Am 15. Juni trafen wir gegenüber den am linken Ufer des Aruwimi liegenden Dörfern von Jambuja ein, 154 km oberhalb des Zusammenflusses des Aruwimi mit dem Kongo.
* * *
Sechstes Kapitel – In Jambuja
Sechstes Kapitel – In Jambuja
Landung bei den Jambuja-Dörfern. – Der „STANLEY“ verlässt die Äquator-Station. – Besorgnisse wegen des Majors Barttelot und des „HENRY REED“. – Glückliche Ankunft. – Instruktionen für Major Barttelot und Jameson betreffs der Nachhut. – Major Barttelot's Zweifel an der Vertrauenswürdigkeit Tippu-Tib's. – Eine lange Unterredung mit Major Barttelot. – Memorandum für die Offiziere der Vorhut. – Krankheit des Leutnants Stairs. – Die letzte Nacht in Jambuja. – Übersicht über unsere Mannschaften und Ausrüstung.
* * *
Wir befanden uns jetzt über 2000 km von der See. Uns gegenüber lagen die Dörfer, welche wir bei dem guten Willen der Eingeborenen zeitweilig als Depot für die in Bolobo und Leopoldville zurückgelassenen Leute und Vorräte, 125 Mann und 600 Trägerlasten Waren, benutzen wollten; waren die Eingeborenen nicht gutwillig bereit, uns das Vorrecht zu verkaufen, sollte es mit Gewalt genommen werden.
Bei einer Forschungstour im Jahre 1883 hatte ich versucht, die Einwohner zu versöhnen, ohne aber dauernden Erfolg damit zu haben. Jetzt hatten wir einen sehr ernsten Zweck vor uns. Vor unserm geistigen Auge standen die fernen Häfen des Nils und des Albert-Njansa, die von Leuten verteidigt wurden, welche mit ängstlichen Blicken die Hauptrichtungen des Kompasses musterten, aus denen sie Hilfe erwarten konnten, da sie um diese Zeit durch unsere Boten von Sansibar aus bereits von unserm Kommen in Kenntnis gesetzt sein mussten; allein zwischen uns und ihnen lag noch eine breite Region, welche auf den besten vorhandenen Karten immer nur ganz weiß gelassen war. Als wir auf die schwarze Waldmauer blickten, welche die hohen Bäume dem ganzen Ufer entlang von Bolobo bis hierher bilden, nur dort unterbrochen, wo sie von majestätischen, ihre gewaltigen Wassermassen in den Hauptstrom ergießenden Flüssen zerteilt wird, da hatte wohl jeder von uns seine eigenen, im tiefsten Grunde des Herzens verborgenen Gedanken. Die meinigen richteten sich, wie ich jetzt nicht mehr zu verheimlichen brauche, auf den mir als Ziel vorschwebenden Gouverneur, der inmitten seiner Garnisonen seine tapferen Soldaten tröstet und ermutigt und mit ausgestreckter Hand nach der Richtung zeigt, aus welcher der erwartete Entsatz sicher kommen wird, wenn es Gottes Wille ist; und darüber hinaus in der Ferne sah ich in meiner Phantasie die Mahdistenhorden mit wütendem Geschrei und dem frenetischen, gellenden Rufe „Jallah, Jallah!“ vordringen, bis letzterer von einem Ende der schwankenden Linie bis zur anderen sich fortpflanzte und durch die ganze Horde der hitzigen fanatischen Krieger erklang; und auf der anderen Seite erblickte ich die Scharen der mit der Zeit dem Untergange geweihten Eingeborenen, und zwischen ihnen und uns das ungeheure unbekannte Gebiet, in dem es weder Weg noch Steg gibt.
Typisches Dorf am unteren Aruwimi
Die Hauptleute der verschiedenen Kompanien teilten die Munition aus und erhielten Befehl, auf ihren Schiffen Dampf bereit zu halten, damit wir die erste wichtige Bewegung zur Vorbereitung des Marsches nach dem Albert-Njansa unternehmen könnten.
Um 6 Uhr morgens am 16. Juni glitt der „PEACE“ von seinem Liegeplatz, bis er querab von dem „STANLEY“ war, dessen Offiziere ich, als wir nahe genug waren, um verstanden zu werden, aufforderte, mein Signal zu erwarten. Dann dampften wir langsam über den Fluss und versuchten, die Furcht der Eingeborenen zu beruhigen und ihre Aufregung dadurch zu besänftigen, dass wir gegenüber einer großen Schar derselben, welche auf dem steil abfallenden Ufer 15 m über uns standen und uns mit Verwunderung und Neugier betrachteten, liegen blieben. Unser Dolmetscher vermochte sich sehr gut verständlich zu machen, da die Eingeborenen am unteren Aruwimi sämtlich nur eine Sprache reden. Nachdem wir eine Stunde lang Komplimente und freundliche Redensarten gewechselt hatten, veranlassten wir sie, einige ihrer Kühnsten nach dem Rande des Flusses zu senden, während die Strömung den Dampfer infolge einer leichten Bewegung bis nahe ans Ufer führte, wo mit Bitten und Überredung unserer- und Abschlagen und Ablehnen andererseits eine weitere Stunde verging; doch gelang es uns dann, ihnen ein Messer für eine reichliche Menge Perlen abzukaufen! Hierdurch ermutigt, begannen wir Unterhandlungen über die Erlaubnis, gegen Zahlung eines in Stoffen, Perlen, Draht oder Eisen bestehenden Preises einige Wochen in ihrem Dorfe wohnen zu dürfen, doch wurde dies nach nochmals einer Stunde fest und bestimmt abgelehnt.
Landung in Jambuja
Es war jetzt 9 Uhr. Meine Kehle war trocken, die Sonne wurde heiß und ich signalisierte daher dem Dampfer „STANLEY“, er solle herüberkommen und sich uns anschließen. Auf ein zweites Signal ließen beide Dampfer, als der „STANLEY“ nahe genug gekommen war, die Dampfpfeifen ertönen und unter dem, durch die hohen Waldmauern verstärkten, betäubenden Lärm wurden beide Schiffe ans Ufer gesteuert und die Sansibariten und Sudanesen kletterten wie Affen an dem steilen Ufergehänge empor, auf welchem, als sie oben ankamen, kein einziger Bewohner des Dorfes mehr zu sehen war.
Wir fanden, dass die Niederlassung von Jambuja aus einer Reihe von Dörfern mit kegelförmigen Hütten bestand, welche sich auf dem oberen Uferrand hinzogen, von wo man einen weiten Blick auf- und abwärts auf den Aruwimi hatte. Die Kompanien marschierten nach den ihnen angewiesenen Quartieren, und es wurden auf allen aus dem Dorfe führenden Pfaden Wachen ausgestellt. Einige der Leute wurden beauftragt, Holz für Palisaden zu hauen, andere mussten Heizmaterial sammeln und noch andere Abteilungen wurden ausgeschickt, um die Ausdehnung und Lage der Felder zu untersuchen.
Nachmittags stellten zwei Eingeborene aus einem abwärts von Jambuja gelegenen Dorfe sich mit für uns schmeichelhaftem Vertrauen bei uns ein. Dieselben waren von den Baburu-Stämmen, denen die verschiedenen Fragmente der Stämme zwischen den Stanley-Fällen und dem unteren Aruwimi angehören. Sie verkauften uns einige Bananen und wurden dafür gut bezahlt und aufgefordert, mehr Lebensmittel zu bringen, unter der Versicherung, dass sie nichts zu befürchten brauchten.
Am nächsten Tage wurden Leute ausgesandt, um auf den Feldern Maniok zu sammeln, während andere mit dem Bau von Palisaden und der Herstellung eines Grabens beschäftigt wurden; weitere Arbeiter mussten einen Schanzgraben zur Aufstellung des Palisadenzauns herrichten, die Holzhauer wurden ausgeschickt, um die Vorbereitungen für das Beladen der Dampfer mit Brennholz zu treffen, damit dieselben mit den geschwächten Bemannungen auf der Rückfahrt nach dem Pool nicht in Verlegenheit kämen; überall herrschte Leben und Tätigkeit.
Im Walde wurden mehrere Eingeborene gefangen genommen, denen wir alles zeigten und eine Hand voll Glasperlen schenkten, damit sie den übrigen die Versicherung überbrächten, dass sie von uns nichts zu befürchten hätten und ihnen nichts zu Leide geschehen würde.
Am 19. Juni war genügend Brennholz gehauen, sodass der „STANLEY“ für sechs Tage Fahrt versehen war und die Reise nach der Äquator-Station antreten konnte. Ich stellte für den Kapitän einen Check über 50 Pfd. St. aus, sowie einen zweiten für den Maschinisten über einen ähnlichen Betrag auf Ransom, Bouverie u. Co. und gab die Scheine in Gegenwart der beiden Herren an Jameson mit der Weisung, dass dieselben, falls jene ungefähr um Mitte August Jambuja sicher erreichten, ihnen bei der Rückkehr vom Stanley-Pool ausgehändigt werden könnten. Ein wertvolles Schmuckstück sandte ich an Leutnant Liebrechts als Zeichen meiner großen Hochachtung für ihn. Am nächsten Morgen ging der „STANLEY“ mit meinen Briefen an das Entsatz-Komitee ab.
Der „PEACE“ wurde noch zurückgehalten, um seinen Gefährten, den „HENRY REED“, zu begleiten, den wir nach den Instruktionen, die Major Barttelot erhalten hatte, jetzt stündlich erwarteten, da derselbe am 19. bei uns hätte eintreffen müssen.
In einem wilden Lande wie dieses, wo man auf allen Seiten im Walde Kannibalen und Tausende von Sklavenräubern so nahe an den Stanley-Fällen hat, ist man natürlich leicht geneigt, ernstliche Ereignisse zu befürchten, wenn die gehegten Erwartungen sich nicht prompt und pünktlich erfüllen. Barttelot hatte die Mündung des Aruwimi als Befehlshaber des „HENRY REED“ am 11. passiert, um Tippu-Tib und seine Leute nach einer Niederlassung zu befördern, von welcher ein englischer Kommandant und die Garnison über Hals und Kopf vertrieben worden waren. Allerdings war der arabische Häuptling sehr zuversichtlich in seinem Benehmen und sehr ernsthaft in der Versicherung gewesen, dass er sich neun Tage nach der Ankunft in seiner Niederlassung entsprechend unserer Vereinbarung mit 600 Trägern in Jambuja einstellen werde, und ich hatte ungern glauben wollen, dass er für dieses Ausbleiben des Majors in irgendeiner Weise verantwortlich sei. Allein der Major hätte die Stanley-Fälle am 13. erreichen, am Abend des 14. wieder an der Mündung des Aruwimi und am 16. in Jambuja sein müssen, d. h. wenn er die Eigenschaft besaß, die Befehle buchstäblich auszuführen und sich durch nichts zu einer Verzögerung verleiten zu lassen. Wir hatten jetzt den 21. Die Offiziere waren überzeugt, dass weiter nichts eingetreten sei, als die durch die Verhältnisse des Lebens in Afrika bedingte natürliche Verzögerung; allein stündlich wanderte ich an den Uferrand, um mit meinem Glase den Fluss hinab zu blicken.
Am 22. Juni war meine Unruhe so groß geworden, dass ich Leutnant Stairs den schriftlichen Befehl gab, mit 50 unserer besten Leute und dem Maximgeschütz am Morgen des 23. auf dem Dampfer „PEACE“ stromabwärts zu fahren und den „HENRY REED“ aufzusuchen, sowie, wenn er nichts weiter höre, nach den Stanley-Fällen zu dampfen. Nach der Ankunft bei dieser Niederlassung sollte er, sobald das Schiff vom Landungsplatze zu sehen wäre und seine freundschaftlichen Signale nicht beantwortet würden, sofort alles zum Angriff vorbereiten, den Dampfer zurückerobern und, wenn ihm dies nicht gelänge, rasch mit der Meldung zu mir kommen.
Um 5 Uhr nachmittags erhoben die Sansibariten das mir höchst willkommene Geschrei: „Schiff in Sicht!“ Barttelot war wohlbehalten und es war kein Unfall eingetreten; Tippu-Tib hatte den Dampfer nicht erobert, die Sudanesen hatten sich nicht gegen den Major empört, die Eingeborenen nicht das schlafende Lager in der Nacht überfallen, der Dampfer war nicht auf einen treibenden Baumstamm geraten und gesunken oder gestrandet, und das Boot, für welches wir der Mission moralisch verantwortlich waren, befand sich in ebenso guter Ordnung und ebensolchem Zustande, wie bei der Abfahrt vom Stanley-Pool. Allein das Leben in Afrika ist zu aufreibend, als dass man das Opfer solcher Sorgen werden möchte.
Der Major war einfach durch verschiedene Zufälligkeiten – Kampf mit den Eingeborenen, Palaver mit Tippu-Tib und seinen Leuten usw. – aufgehalten worden.
Zwei Tage später waren die Dampfer „PEACE“ und „HENRY REED“ mit Heizmaterial beladen und wurden stromabwärts nach Hause geschickt, und wir hatten damit das letzte Band, welches uns mit der Zivilisation verknüpfte, auf viele Monate hinaus zerschnitten.
An diesem Tage richtete ich an Major Barttelot folgendes Instruktionsschreiben, von dem ich Herrn J. S. Jameson, dem Nächstkommandierenden, eine Abschrift übergab:
24. Juni 1887.
Herrn Major Barttelot.
Geehrter Herr! Als Ältestem der auf der Expedition zum Entsatze Emin Pascha's mich begleitenden Offiziere fällt das Kommando dieses wichtigen Postens selbstverständlich Ihnen zu. Es ist auch im Interesse der Expedition, dass Sie diesen Befehl übernehmen, und zwar aus dem Grunde, weil Ihre Sudanesen-Kompanie, welche nur aus Soldaten besteht und sich mehr für den Garnisondienst eignet als die Sansibariten, hier besser verwertet werden kann als auf dem Marsche.
Der Dampfer „STANLEY“ ist am 22. d. M. von Jambuja nach dem Stanley-Pool abgefahren. Wenn ihm kein Unfall zustößt, müsste er am 1. Juli in Leopoldville sein. In zwei weiteren Tagen wird er mit etwa 500 Lasten unserer Waren, die wir unter der Aufsicht des Herrn J. R. Troup zurückgelassen haben, beladen sein. Dieser Herr wird sich auf dem Dampfer einschiffen, der, wie ich annehme, am 4. Juli seine Bergfahrt antreten und am 9. in Bolobo eintreffen wird. Wenn das Heizmaterial fertig ist, werden die 125 Mann, die sich unter Führung der Herren Ward und Bonny jetzt in Bolobo befinden, sich einschiffen, worauf der Dampfer die Reise fortsetzt. Er wird am 19. Juli in Bangala sein und am 31. Juli hier ankommen. Selbstverständlich kann der niedrige Wasserstand des Flusses in jenem Monat den Dampfer vielleicht einige Tage aufhalten, Indessen können Sie, da ich großes Vertrauen zu seinem Kapitän habe, ihn mit Sicherheit vor dem 10. August erwarten. Der Dampfer wurde durch das Auflaufen auf einen treibenden Baumstamm einige Tage aufgehalten und traf am 14. August ein.
Die Nichtankunft dieser Waren und Leute ist es, welche mich zwingt, Sie zum Befehlshaber dieses Postens zu ernennen. Da ich aber binnen kurzem das Eintreffen einer großen Verstärkung von Leuten, die 600 Träger Tippu-Tib's erwarte, welche die Zahl der Vorhut, die unter allen Umständen zur Rettung Emin Pascha's vordringen muss, erheblich übersteigt, so hoffe ich, dass Sie nach der Abfahrt des „STANLEY“ auf seiner endgültigen Rückkehr nach dem Stanley-Pool im August nicht länger als wenige Tage aufgehalten werden.
Inzwischen kommt es Ihnen zu, bis zur Ankunft unserer Leute und Waren in dem Kommando über dieses befestigte Lager sehr aufmerksam und vorsichtig zu sein. Obwohl letzteres eine günstige Lage besitzt und von Natur fest ist, würde ein tapferer Feind doch keine schwierige Aufgabe darin finden, es zu erobern, wenn der Befehlshaber es an Disziplin, Kraft und Energie mangeln lässt. Ich bin deshalb überzeugt, dass ich eine gute Wahl getroffen habe, als ich Sie beauftragte, unsere Interessen während unserer Abwesenheit hier zu schützen.
Die Ihnen jetzt anvertrauten Interessen sind von allergrößter Bedeutung für diese Expedition. Die Leute, welche Sie unter Ihren Befehlen haben werden, machen mehr als ein volles Drittel der Expedition aus, die Güter, die hierher gebracht werden, sind das für den Marsch durch die Regionen jenseits der Seen nötige Geld; außerdem wird ein ungeheurer Vorrat von Munition und Proviant da sein, die von gleicher Wichtigkeit für uns sind. Der Verlust dieser Mannschaften und Waren würde sicherer Ruin für uns sein und die Vorhut dann ihrerseits selbst um Entsatz bitten müssen. Ich hoffe daher, dass Sie in voller Berücksichtigung dieses Umstandes keine Mühe scheuen werden, um die Ordnung und Disziplin in Ihrem Lager aufrecht zu erhalten, Ihre Verteidigungswerke zu vervollständigen und sie in solchem Zustande zu halten, dass kein Feind, wie tapfer er auch sein mag, Erfolg über dieselben erringen kann. Zu diesem Zwecke würde ich Ihnen empfehlen, einen künstlichen Graben von 6 Fuß Breite und 3 Fuß Tiefe herzustellen, welcher von dem natürlichen Graben an, in dem sich die Quelle befindet, um die Palisaden herum führt. Die Anlage einer Plattform, ähnlich wie diejenige auf der Südseite, in der Nähe des östlichen sowie des westlichen Tores würde für die Stärke des Lagers von Vorteil sein. Denn vergessen Sie nicht, es sind nicht nur die Eingeborenen, die Sie vielleicht angreifen wollen, sondern möglicherweise werden auch die Araber und ihre Begleiter aus dem einen oder anderen Grunde Streit mit Ihnen suchen und einen Angriff auf Ihr Lager unternehmen.
Unser Kurs wird von hier nahezu astronomisch genau Ost oder nach dem Kompass Ost zu Süd sein. Vielleicht werden die Pfade zu Zeiten nicht genau in dieser Richtung führen, doch ist die südwestliche Ecke des Albert-Sees in der Nähe von oder bei Kavalli unser Bestimmungsort. Bei unserer Ankunft daselbst werden wir in der Umgegend ein festes Lager aufschlagen, unser Boot zu Wasser bringen und nach Kibiro in Unjoro steuern, um von Signor Casati, falls derselbe sich dort befindet, Nachrichten über die Lage Emin Pascha's zu erhalten. Ist letzterer am Leben und in der Nachbarschaft des Sees, dann werden wir uns mit ihm in Verbindung setzen; unser späteres Verfahren muss sich nach dem richten, was wir über die Absichten Emin Pascha's erfahren. Wir können annehmen, dass wir nicht länger als 14 Tage bei ihm bleiben, bis über unsere Rückkehr nach dem Lager auf der von uns bereits zurückgelegten Straße entschieden worden ist.
Wir werden uns bemühen, durch Zeichnen von Bäumen und Anschneiden von jungen Stämmen am Wege genügende Spuren der Route zu hinterlassen, welche wir eingeschlagen haben. Bei allen Kreuzungspunkten, wo Pfade sich schneiden, werden wir den Boden auflockern und auf den nicht von uns benutzten Pfaden einen einige Zoll tiefen Graben herstellen, sowie auch die Bäume bezeichnen, wenn dies möglich ist.
Vielleicht werden Sie, wenn Tippu-Tib die volle Zahl der versprochenen erwachsenen Leute, nämlich 600 Mann, welche Lasten zu tragen vermögen, geschickt hat und der „STANLEY“ mit den in Bolobo von mir zurückgelassenen 125 Leuten wohlbehalten eingetroffen ist, sich stark genug fühlen, um die Kolonne mit allen von dem Dampfer überbrachten und den von mir in Jambuja zurückgelassenen Waren längs des von mir eingeschlagenen Weges in Bewegung zu setzen. In diesem höchst wünschenswerten Falle werden Sie genau meiner Route folgen und werden wir in nicht zu langer Zeit sicherlich zusammentreffen. Ohne Zweifel werden Sie unsere Bomas unberührt und noch stehend finden; Sie sollten Ihre Märsche daher so einzurichten suchen, dass Sie jene unterwegs benutzen können. Bessere Führer als diese Bomas würden auf unserer Route nicht zu erlangen sein. Wenn Sie während eines zweitägigen Marsches keine solche finden, können Sie überzeugt sein, dass Sie sich nicht auf unserer Route befinden.
Vielleicht hat Tippu-Tib auch nur einige Leute geschickt, aber nicht genug, sodass Sie die Waren mit Ihrer eigenen Truppe tragen müssen. In diesem Falle muss es natürlich Ihnen überlassen bleiben, welche Waren Sie entbehren können, um imstande zu sein, den Marsch anzutreten. Zu diesem Zwecke würden Sie Ihre Liste aufmerksam durchzusehen haben.
1. Munition, namentlich schussfertige, höchst wichtig.
2. Perlen, Messingdraht, Kauris und Stoffe kommen in zweiter Linie.
3. Privatgepäck.
4. Pulver und Zündhütchen.
5. Europäischer Proviant.
6. Messingstangen, wie sie am Kongo gebraucht werden.
7. Lebensmittel (Reis, Bohnen, Erbsen, Hirse, Zwieback).
Sie müssen daher, nachdem Sie für Taue, Säcke, Werkzeuge, wie Schaufeln (vergessen Sie auch nie eine Axt oder ein Haumesser) gesorgt haben, überlegen, wie viele Lasten mit Proviant Sie unter Ihre Leute verteilen können, sodass sie zu marschieren imstande sind, und ob nicht die Hälfte der Messingstangen in Kisten ebenfalls entbehrt werden und zurückbleiben kann. Sollten Sie dennoch nicht marschieren können, dann würde es besser sein, zweimal täglich zwei Märsche von etwa 10 km zu machen, als allzu viel Gegenstände fortzuwerfen, falls Sie es vorziehen sollten zu marschieren, anstatt auf unsere Ankunft zu warten.
Bei der endgültigen Abfahrt des „STANLEY“ von Jambuja wollen Sie es nicht unterlassen, an Herrn William Mackinnon unter der Adresse von Gray, Dawes u. Co., 13, Austin Friars, London, einen Bericht zu senden über das, was während meiner Abwesenheit und nachdem ich den Marsch nach Osten angetreten habe, vorgefallen ist; ob Sie von mir überhaupt gehört haben, ob Sie Nachrichten von mir zu erhalten hoffen und was Sie zu tun beabsichtigen. Sie wollen ihm auch eine genaue Abschrift dieses Befehls senden, damit das Entsatz-Komitee selbst beurteilen kann, ob Sie angemessen gehandelt haben oder zu handeln beabsichtigen.
Gegenwärtig wird Ihre Garnison aus 80 Gewehrträgern und 40-50 Überzähligen bestehen. Der „STANLEY“ wird Ihnen binnen wenigen Wochen weitere 50 Gewehrträger und 75 Überzählige unter den Befehlen der Herren Troup, Ward und Bonny überbringen.
Ich bestimme Herrn J. S. Jameson für jetzt zu Ihrem Kameraden; außerdem werden die Herren Troup, Ward und Bonny unter Ihren Befehlen stehen. Bei den gewöhnlichen Verteidigungsarbeiten und der Führung der Leute im Lager und auf dem Marsche gibt es nur einen Chef, und das sind Sie; sollte aber ein sehr wichtiger Schritt in Aussicht genommen werden, dann bitte ich Sie, auch den Rat des Herrn Jameson zu hören; und wenn die Herren Troup und Ward hier sind, dann bitte ich, auch sie ins Vertrauen zu ziehen und sie frei ihre Meinungen aussprechen zu lassen.
Ich glaube ganz klar über alles geschrieben zu haben, was mir notwendig dünkt. Ihre Behandlung der Eingeborenen sollte, wie ich meine, gänzlich von deren Benehmen gegen Sie abhängen. Lassen Sie sie in Frieden nach den benachbarten Dörfern zurückkehren, und wenn Sie durch Mäßigung, gelegentliche kleine Geschenke von Messingstangen usw. auf irgendeine Weise einen freundschaftlichen Verkehr beschleunigen können, dann würde ich Ihnen empfehlen, dies zu tun. Verlieren Sie keine Gelegenheit, jegliche Art von Information über die Eingeborenen, die Lage der verschiedenen Dörfer in Ihrer Nachbarschaft usw. einzuziehen.