Kitabı oku: «Otto mit dem Pfeil im Kopf», sayfa 5

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»Ach ja.« Albrecht ging auf die Sechzig zu und verspürte wenig Lust, sich von einem Jüngeren belehren zu lassen. »Heinrichs Land ist wertvolles Land, und viele reiche Städte gibt es da. Aber zwischen Elbe und Oder haben wir nur Sand und Sumpf, und die Städte heißen Sankt Armut und Sankt Elend.«

Otto ließ sich nicht beirren. »Aber dieses Land ist unsere Zukunft wie unser Schicksal. Gegen die Sachsen und die Bayern und den Kaiser kommen wir ohnehin nicht an. Und wenn wir nicht aufpassen, verlieren wir das, was wir haben, auch noch an die Polen. Die Piasten sollte man nicht unterschätzen, und dieser Jaxa ist mit allen Wassern gewaschen.«

Albrecht konnte nicht umhin, ihm recht zu geben: »Nun gut. In ein paar Stunden haben wir die Brandenburg erreicht, und wenn wir dort nach dem Rechten gesehen haben, dann geht es nach einem Tag Ruhepause gleich weiter nach Spandow.«

»Gut.« Otto war aber noch nicht ganz zufrieden mit dieser Auskunft. »Und wann erstürmen wir Cöpenick?«

»Dann, wenn wir genug Männer zusammengezogen haben.«

Albrecht rief Hancz von Crüchern, Eberlin von Mölz und Ottin von Strenznau zu sich, um deren Meinung einzuholen. Nach längerer Beratung hielt man es für das Beste, Jaxa aus der Burg Cöpenick herauszulocken und ihm in offener Feldschlacht gegenüberzutreten.

»Gut.« Albrecht bedankte sich bei seinen Männern. »Die letzte Entscheidung kann ich aber erst treffen, wenn Ulric von Huysburg aus Cöpenick zurück ist und uns sagen kann, welches Jaxas Pläne sind.«

Damit saßen sie auf und ritten weiter Richtung Brandenburg. Sie freuten sich schon auf einen kühlen Trunk und ein deftiges Mahl, aber auch ein weiches Lager. Doch als sie am Fuße der Burg angekommen waren, empfing sie kein Jubel, sondern ein Hagel von Pfeilen, und oben auf dem Wall erschien der Sprewanenfürst.

»Albrecht, geh nach Braunschweig und werde Vasall Heinrichs des Löwen«, höhnte er. »Die Nordmark gehört nun mir.«

Ulric von Huysburg ritt an der Seite Mertin von Frecklebens in Richtung der Brandenburg. Er war zufrieden, dass er seine Mission glücklich zu Ende gebracht hatte. Seine Gedanken waren bei Miluša. In Gefahr sah er sie nicht. Wenn die Askanier die Burg Cöpenick stürmten, war sie mit ihrem Vater längst weitergezogen.

Bogdan-Otto saß noch immer hinter ihm auf dem Pferd und fühlte sich zunehmend unwohler. »Wenn uns ansehen Leute von Burrrg, sie werrrden sich lachen aus überrr mirrr, möcht ich lieberrr ab von Pferrrd.«

Ulric schmunzelte. »Gut.« Er zügelte sein Pferd, damit sein Knappe abspringen konnte, und ritt dann so langsam weiter, dass Bogdan-Otto ihnen nicht hinterherhecheln musste.

»Wir haben es ja gleich geschafft«, sagte Mertin von Freckleben.

»Was gibt’s denn Neues bei euch?«, fragte Ulric. »Was macht zum Beispiel der wackere Lynhardt von Schleibnitz?«

»Der? Der ist mit seiner Adelhayt in sein Dorf zurückgekehrt, weil … seine Bauern da nicht richtig parieren wollen.«

Ulric grinste. »Und weil er da nicht fürchten muss, dass Adelhayt andauernd in Versuchung gerät.«

»Ach ja …« Mertin von Freckleben stöhnte genüsslich.

»Und was macht mein alter Freund Hayntz von Helsungen?«, wollte Ulric weiter wissen.

Mertin von Freckleben lachte. »Der? Der genießt die letzten Stunden seines Lebens.«

Ulric stutzte. »Wieso denn das, ist er krank?«

»Krank … äh … Ja, ja, der Schlagfluss hat ihn erwischt.«

Ulric fand das verwunderlich, denn Hayntz von Helsungen war für ihn stets ein Ausbund an Lebenskraft gewesen und hatte nie kränklich gewirkt. Merkwürdig also … Aber es kam ja immer wieder vor, dass Eichen mit einem herrlichen Stamm innen hohl waren.

Sie ritten weiter. Als die ersten Hütten Brandenburgs schon in Sichtweite waren, kam ihnen ein Mann entgegen, der sie freundlich grüßte.

Mertin von Freckleben winkte zurück. »Wie geht es dir, Bohuměr?«

Ulric schloss für einen Moment die Augen, um besser nachdenken zu können und ein ganz bestimmtes Bild vor sich zu haben: Wo hatte er den Namen Bohuměr schon einmal gehört? Wo hatte er diesen Mann mit der Hasenscharte schon einmal gesehen? Plötzlich war es ihm klar: Er war ihm auf der Burg Cöpenick begegnet, als er in seiner Rolle als Obotrite über die Brücke gekommen war und die Posten ihn aufgehalten hatten. Es begann in ihm zu arbeiten: Wie kam dieser Bohuměr nach Brandenburg? Und wie konnte es sein, dass Mertin von Freckleben ihn freundschaftlich begrüßte? Darauf gab es logischerweise nur eine Antwort: Jaxa hatte die Brandenburg schon in Besitz genommen, und Mertin von Freckleben war zu ihm übergelaufen. Und nun war er im Begriff, ihn, den askanischen Ritter Ulric von Huysburg, in die Falle zu locken.

Was tun? Ulric überlegte. Hatten sie erst einmal die Burg erreicht, waren er und sein Knappe verloren. Also musste er die Entscheidung vorher fällen. Doch wie? Bogdan-Otto und er verfügten über keinerlei Waffen, und beim Kampf Mann gegen Mann waren sie unterlegen. War es Selbstmord, mit bloßen Händen gegen drei Männer anzutreten, die Schwerter und Lanzen zur Verfügung hatten?

»Geht’s nicht etwas schneller?«, rief Mertin von Freckleben. Er schien Verdacht geschöpft zu haben.

Ulric von Huysburg musste handeln.

Fünf

Albrecht der Bär, der Graf der Nordmark, lagerte mit seiner Schar auf dem westlichen Zipfel der Dominsel. Für ihn, seinen Sohn Otto und die Ritter waren Zelte aufgeschlagen worden, das gemeine Fußvolk hatte sich Hütten aus Ästen, Stroh und Buschwerk gebaut. Man hatte die Burg unmittelbar vor sich, war aber vor den Pfeilen und Lanzen Jaxas sicher, denn so weit trugen diese Waffen nicht. Andererseits war es unmöglich, die Brandenburg zu stürmen, obwohl sie keine hohen steinernen Mauern aufwies wie etwa die Festungen in Italien oder Palästina, sondern nichts anderes war als eine Ringwallanlage aus mächtigen Palisaden und einigen Gebäuden aus Holz und Lehm in ihrer Mitte. Albrecht lief mit seinen Getreuen in sicherer Entfernung um die Burg herum und suchte nach Möglichkeiten, Jaxa beizukommen.

»Die Naturgesetze sind gegen uns«, klagte Eberlin von Mölz. »Wer etwas von oben nach unten wirft, ist immer im Vorteil gegenüber dem, der etwas von unten nach oben werfen muss. Sie können uns zum Beispiel heißes Öl auf die Köpfe kippen, wenn wir zum Sturm ansetzen.«

»Es bleibt uns nur, sie auszuhungern«, schlug Ottin von Strenznau vor und verwies auf König Heinrich I., der im strengen Winter 928/​29 die Brandenburg durch Aushungern erobert hatte.

Otto schüttelte den Kopf. »Das geht nicht, wir haben erst Anfang Juni, und bis es Winter wird, können wir hier nicht ausharren, dazu fehlen uns die Mittel. Und wenn wir alle unsere Kräfte hier an der Brandenburg binden, wird Heinrich der Löwe das ausnutzen und uns das wegnehmen, was wir schon lange haben.«

Sein Vater gab ihm recht. »So ist es, innerhalb der nächsten drei Wochen muss hier an der Havel die Entscheidung gefallen sein.«

»Aber wie sollen wir Jaxa besiegen?«, stellte Hancz von Crüchern die entscheidende Frage. »Ich sehe keine Möglichkeit, die Burg zu stürmen, ohne so viele Männer zu verlieren, dass es ein Pyrrhussieg wird.«

»Ein was?«, fragte Ottin von Strenznau.

»Ein Sieg, bei dem wir letztendlich die Verlierer sind, denn er wird uns so viele Männer kosten, dass wir zu schwach sind, den Feinden standzuhalten, von denen wir ringsum umgeben sind. Der Ausdruck geht auf König Pyrrhus von Epirus zurück, der 279 vor Christus in der Schlacht bei Asculum die Römer geschlagen hat und nachher ausgerufen haben soll: Noch so ein Sieg, und wir sind verloren! Nun, die Geschichte wiederholt sich zwar nie, aber …«

Weiter kam er nicht, denn drüben am anderen Ufer der Havel wurden Rufe laut, und zwei Männer winkten herüber.

»Hier steht Ulric von Huysburg mit seinem Knappen und einem Gefangenen, einem Verräter! Kommt, und holt uns mit Booten und Flößen zu euch ins Lager!«

Eine halbe Stunde später saß Ulric von Huysburg dem Fürsten der Nordmark gegenüber und erstattete Albrecht Bericht über das, was er in Cöpenick und auf seinem Ritt zur Brandenburg erlebt hatte.

»Bei der Begegnung mit Mertin von Freckleben sind mir dann einige Ungereimtheiten aufgefallen«, schloss er. »Und mir ist es plötzlich wie Schuppen von den Augen gefallen: Jaxa musste die Burg erobert haben und er zu ihm übergelaufen sein. Als ich ihn zur Rede stellte, ist es zum Kampf gekommen. Bogdan-Otto hat seine Knappen in die Flucht geschlagen, und ich habe ihn selbst überwältigen können.«

Mertin von Freckleben wurde verhört und bestätigte, was Ulric vermutet hatte. Um sein Leben zu retten, plauderte er alles aus, was er über Jaxa, die Sprewanen und die Polen wusste, auch, dass Hayntz von Helsungen Widerstand geleistet hatte, nun im Verlies steckte und irgendwann geköpft werden sollte.

»Schafft mir diesen Mann aus den Augen!«, rief Albrecht. »Was machen wir mit ihm?«

»Am nächsten Baum aufhängen!«, rief Hancz von Crüchern.

»Nicht ohne Gerichtsverhandlung«, wandte Albrecht ein.

»Es kann ja kein anderes Urteil geben als seinen Tod«, sagte Ottin von Strenznau.

Ulric von Huysburg dachte weiter. »Als Toter nutzt er uns wenig, aber als Lebender schon – wenn wir ihn gegen Hayntz von Helsungen tauschen.«

Dieser Vorschlag wurde nach kurzer Beratung angenommen, und Ulric von Huysburg wurde ausersehen, den Parlamentär zu spielen und die Verhandlungen mit Jaxa aufzunehmen.

Er beschaffte sich eine passende Rüstung, Schwert und Lanze und ritt dann auf das Burgtor zu, eine weiße Fahne schwingend.

»Ich möchte Jaxa sprechen!«, rief er zum Wall hinauf. »Sagt ihm, hier stünde Ulric von Huysburg, den er von Cöpenick her gut kennt.«

Das verfehlte seine Wirkung nicht, und wenig später erschien Jaxa oben auf dem Wall. »Was gibt es?«, fragte er, im wahrsten Sinne des Wortes von oben herab. »Will Albrecht zum Kaiser reiten und Barbarossa bitten, mir feierlich den Titel Markgraf von Brandenburg zu verleihen?«

Ulric lachte. »Den will er wohl gern selber haben.«

»Aber ich bin nun der Herr der Brandenburg!«, rief Jaxa.

»Das lässt sich nicht leugnen. Und Ihr habt Hayntz von Helsungen in Eurer Gewalt. Wir aber haben Mertin von Freckleben, und Albrecht schickt mich nun, einen Austausch der beiden anzuregen.«

Jaxa überlegte nicht lange. »Nun gut, als Herr über Brandenburg will ich kein böses Blut, sondern Frieden.«

Ulric stieß nach: »Wenn Ihr das wollt, dann zieht Euch zurück nach Cöpenick, Albrecht wird Euch freies Geleit gewähren.«

»Das ist doch lächerlich! Albrecht soll sich zurückziehen, nach Ballenstedt und auf die Burg Anhalt, dies hier ist mein Land!«

Damit hielt Jaxa ihre Unterredung für beendet, der Austausch der beiden Ritter kam aber ohne jeden Zwischenfall zustande.

Am Abend saßen die Askanier abermals zur Beratung beieinander. Alsbald stellte sich heraus, dass es zwei Parteien gab: Die einen rieten zum sofortigen Angriff, die anderen plädierten für Abwarten.

»Mit unseren spärlichen Mitteln können wir die Brandenburg nicht zurückerobern«, stellte Hancz von Crüchern fest. »Uns bleibt nichts anderes übrig, als Jaxa auszuhungern.« Und er fügte mit einem Blick auf Otto noch hinzu: »Obwohl es noch nicht Winter geworden ist.«

»Die Zeit haben wir nicht«, gab Hayntz von Helsungen zu bedenken. »Soweit ich die Sprewanen belauscht habe, rechnen sie damit, dass die Piasten sie unterstützen und dass die Polen ein größeres Heer gen Westen in Marsch setzen werden.«

Ulric gab ihm recht, die Askanier hatten Bolesław IV. den Kraushaarigen ebenso zu fürchten wie Heinrich den Löwen, und einen Zweifrontenkrieg konnten sie nicht bestehen. »Die Zeit spielt gegen uns, und wir müssen die Brandenburg so schnell wie möglich zurückerobern, um klare Verhältnisse zu schaffen, das heißt den Kaiser zwingen, Albrecht unwiderruflich und sozusagen ehern zum Markgrafen von Brandenburg zu machen.«

»Schön und gut«, sagte Ottin von Strenznau, »aber Hancz hat es doch eben klar und deutlich gesagt, dass wir nicht imstande sind, die Brandenburg zu erobern.«

»Doch, das sind wir!«, widersprach ihm Ulric von Huysburg. »Gebt mir zehn Tage Zeit und eine Handvoll kräftiger Männer, die mit Axt und Säge umgehen können, dann baue ich euch einen Tribok. Von ihm aus schießen wir dann Brandfackeln und Kugeln in die Burg und zwingen Jaxa damit, entweder zu kapitulieren oder aber sich uns in offener Schlacht zu stellen.«

Sein Vorschlag wurde angenommen, und am nächsten Morgen begann man, Bäume zu fällen und Balken zurechtzuhauen, aber auch in den umliegenden Siedlungen nach Seilen und Stricken zu suchen, denn ein Tribok funktionierte durch die Torsion gebündelter Seile, die am Standrahmen befestigt waren. In ihnen steckte ein Wurfarm, und zog man den nach unten, geschah dies gegen die Kraft der verdrehten Seile. Beim Schuss wollten sich die Seile wieder entspannen, der Wurfarm knallte gegen einen Prellbalken und schleuderte die Munition, die in einem ausgehöhlten Ende lag, mehrere hundert Meter weit, je nach Gewicht der Geschosse. Statt steinerner Kugeln konnte man mit dem Tribok auch brennende Fackeln verschießen, was besonders gegen Burgen, deren Befestigungen in der Hauptsache aus Holz bestanden, ein geeignetes Mittel war.

Am 11. Juni 1157 war es dann so weit: Der Tribok war einsatzbereit, und man katapultierte eine Brandfackel nach der anderen über den Ringwall. Da es seit geraumer Zeit nicht geregnet hatte, züngelten schnell überall die Flammen empor, und schließlich brannte auch das mit Stroh gedeckte Dach des Haupthauses. Obwohl Jaxas Leute alle Kräfte aufboten – ihr Löschwasser oben auf der Burg reichte nicht aus, die Feuer zu ersticken.

»Hurra!«, schrie Eberlin von Mölz. »Wir räuchern sie aus!«

Jaxa musste einsehen, dass er keine Chance hatte, die Burg länger zu halten. »Wir formieren uns, brechen aus dem Burgtor und fallen über Albrechts Männer her! Auf!«

Die Askanier warteten schon, und unten am Ufer der Havel begann die Schlacht, die über die Zukunft des Landes zwischen Elbe und Oder entscheiden sollte. Die Berittenen kämpften Mann gegen Mann und spalteten sich mit ihren Schwertern Schilder und Köpfe, und die Pfeile der Bogenschützen durchbohrten manche Brust. Hayntz von Helsungen war es, der Mertin von Freckleben erschlug, und auch die anderen Überläufer konnten ihr Leben nicht retten.

Viele der Verwundeten sprangen in die Havel, um ihre Wunden zu kühlen, und deren Wasser färbten sich rot. Und die verwundeten und sterbenden Askanier klagten:

nû sehet, wie unser lachen

mit weinenne erlischet.

unser süezze ist gemischet

mit bitterer gallen.

unsere bluome der muoz vallen,

sô er aller grüenest wænet sîn.

Ulric von Huysburg vermied es, Menschen zu töten, er war nur darauf aus, mit seinem Schild die askanischen Freunde zu schützen.

Albrecht der Bär hob für eine Sekunde sein Visier, um Ausschau nach Jaxa zu halten. Da kam der Pfeil geflogen, der gedacht war, ihn zu töten. Und er wäre dem Askanierfürsten ins rechte Auge gefahren und hätte sein Gehirn zerstört, wenn ihn nicht Ulric geistesgegenwärtig mit dem Rande seines Schildes abgefangen hätte.

»In den Staub mit allen Feinden Brandenburgs!«, schrie Albrecht daraufhin und gab seinem Pferd die Sporen, um auf Jaxa einzudringen und ihm den Schädel zu spalten.

Doch Ulric fiel ihm in die Zügel. »Überlasse ihn mir, ich habe mit ihm noch eine Rechnung zu begleichen.«

Ulric kämpfte nun alles nieder, was sich ihm entgegenstellte, bis er dem Sprewanen Auge in Auge gegenüberstand. Ihre Schwerter fuhren gegeneinander, dass die Funken stoben, doch bald erlahmte Jaxas Arm, und er konnte nicht verhindern, dass ihm sein Schwert aus der Hand geschlagen wurde. Und keiner seiner Männer war in der Nähe, ihn zu retten, oder konnte den Kordon der Askanier durchstoßen. Was blieb ihm, als ein letztes Gebet zum Himmel zu schicken und den Tod zu erwarten?

Doch Ulric tat nur so, als würde er zum Todesstoß ausholen, er lenkte sein Pferd dicht neben das des Sprewanen und flüsterte ihm zu, dass er fliehen möge. »Und grüße mir Cöpenick!«

Jaxa sprengte davon, und ehe ihn Albrecht, Ottin und die anderen askanischen Ritter daran hindern konnten, lenkte er sein Pferd in die Havel und schwamm zum östlichen Ufer hinüber.

Albrecht der Bär war wieder Herr der Brandenburg, und Ulric von Huysburg konnte sich anderen Abenteuern zuwenden. Nein, etwas war noch zu erledigen …

Anfang Oktober 1157 stand Besançon im Mittelpunkt der europäischen Politik, denn Kaiser Friedrich I., auch Barbarossa genannt, hatte zu einem Hof- oder Reichstag ins Königreich Burgund gerufen, das 1032/​34 an das Heilige Römische Reich gefallen war.

Auch Ulric von Huysburg war an den Fluss Doubs geeilt, um die Interessen seines Fürsten zu vertreten. Bevor er jedoch mit dem Kaiser sprechen konnte, kam es zu einem Schauspiel, wie er es noch nicht gesehen hatte, und er genoss es, denn ein Skandal war allemal das Süßeste.

Es begann damit, dass Kardinal Roland, der päpstliche Legat, eine Rede hielt, und zwar auf Latein, was nur wenige der Anwesenden verstanden. Es fiel auch das Wort beneficium, was der Reichskanzler Rainald von Dassel, einer der engsten Vertrauten Friedrichs, mit »Lehen« übersetzte, und das führte dazu, dass ein Teil der deutschen Fürsten rot sah, denn sie verstanden das so, als sei das Kaisertum als Lehen und der Kaiser Friedrich I. als bloßer Lehnsmann des Papstes definiert worden, und das empfanden sie als skandalös und so nicht hinnehmbar. Es kam zu tumultartigen Szenen, und der bayerische Pfalzgraf Otto von Wittelsbach wollte mit dem Schwert auf den Abgesandten des Papstes eindringen.

»Halt, so nicht!«, rief der Kaiser und fiel dem Bayern in den Arm.

»Ich habe mit beneficium nicht Lehen, sondern Wohltat gemeint!«, schrie der Legat.

So blieb er erst einmal körperlich unversehrt, aber die Sache war damit noch lange nicht erledigt. Denn bei der Durchsuchung seines Gepäcks fand man Papiere, die auf Versuche Roms schließen ließen, die Kirchenhoheit des Kaisers zugunsten des Papstes zu unterlaufen. Man beschloss, Druck auf den Papst Hadrian IV. auszuüben, und es wurde von einem zweiten Zug nach Italien gesprochen.

Der Kaiser hatte keine Zeit für Ulric von Huysburg, und der war schon ziemlich verzweifelt, als ihm eines Abends in einer Schenke jemand auf die Schulter klopfte. » – Hallo, mein Lieber, wie geht es dir?«

Ulric von Huysburg fuhr herum und erkannte Ahmad at-Tawil, den Mann, den er im Lager der Wilzen befreit hatte. Sie freuten sich über das Wiedersehen, und Ulric schilderte dem Araber seine Schwierigkeiten, zum Kaiser vorgelassen zu werden.

Ahmad at-Tawil schmunzelte. »Jede gute Tat rächt sich einmal. Manchmal aber kann es auch anders kommen. Ich sehe Barbarossa heute und werde einmal ein ernstes Wörtchen mit ihm reden.«

So saß denn Ulric von Huysburg am 3. Oktober beim Kaiser und informierte ihn über das, was sich im Sommer dieses Jahres in der Nordmark zugetragen hatte. »Ihr könnt diesen Teil Eures Reiches nur dauerhaft sichern, wenn Ihr eine Mark Brandenburg schafft und Albrecht den Bären zum Markgrafen macht.«

Der Kaiser sah das ein und ließ noch am selben Tage eine dementsprechende Urkunde ausfertigen. Adelbertus Die gratia marchio in Brandenborch war darin zu lesen.

Ulric dankte dem Kaiser und machte sich auf, Besançon näher zu erkunden. Als er über den Marktplatz schlenderte, entdeckte er dort den Händler Nebojša aus Jutribuc.

»Wo ist Miluša?«, fragte er, nachdem er den Slawen begrüßt hatte.

»Sie steht hinter Euch.«

Ulric von Huysburg fuhr herum, und wenig später konnte er die Dame seines Herzens in den Armen halten.

Dû bist mîn, ich bin dîn:

des solt dû gewis sîn.

dû bist beslozzen

in mînem herzen:

verlorn ist daz slüzzelîn:

dû muost ouch immer drinne sîn.

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Litres'teki yayın tarihi:
23 aralık 2023
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ISBN:
9783955522148
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