Kitabı oku: «Jette», sayfa 5

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Malkünste

Herr Jülich konnte, wie erwähnt, sehr schön malen. Er malte bewundernswerte Bilder für seinen Unterricht … mit Jettes Buntstiften! Oft wünschte sie sich, auch so schön malen zu können, aber sie brachte einfach kein einziges Tier oder Spielzeug aufs Blatt, worüber sie sehr, sehr traurig war. Sie malte am liebsten mit dem Lineal, der Untertasse oder Tasse als Schablonen-Formen, die sie dann bunt ausmalte. Das machte ja auch Spaß, denn diese Bilder sahen so aus wie Kirchenfenster. Sie hoffte so sehr, dass sie auf jeden Fall in der Schule malen lernen würde. Wozu war die Schule da! „Und warum steht unter oder in jedem Bild ein Buchstabe?“

„Nun, Schulfibeln gibt es noch nicht zu kaufen“, erklärte ihr Papa, „es war doch so lange Krieg, und so male ich die Bilder, mit denen ich meinen Schülern Buchstaben, Lesen und Schreiben beibringe.“


Herr Jülich ließ seine Tochter häufig die Buchstaben lesen und auch schreiben. Es machte Jette viel Spaß. „Wann komme ich endlich in die Schule?“ Jette fragte fast jeden Tag danach. Ihre Mutti erklärte ihr, dass es nach Ostern so weit sein würde und auch, dass sie mit ihrem eigenen alten Tornister zur Schule gehen dürfe. Sie war sehr, sehr stolz und freute sich darauf. Außerdem kannte Jette den Tornister schon sehr lange; er gehörte fast zu ihr; denn mit ihm auf dem Rücken ist sie aus Ostpreußen geflohen. Darin hatte sie Unterwäsche für Marisa und sich nach Werdohl getragen. Tja, dort hinein gehörten bestimmt Bücher. Auch danach fragte sie ihre Mutti. „Weißt Du, mein Kind, da hinein kommen deine Schiefertafel, dein Griffelkasten, ein Butterbrot und ein Taschentuch. Es gibt ja noch keine Bücher und Hefte für dich. Wenn man ins erste Schuljahr kommt, schreibt man sowieso erst einmal auf eine schöne Tafel. So muss man schreiben lernen und üben und üben und üben! So habe ich auch in der Schule angefangen.“

Nun, Jette begnügte sich mit der Antwort, aber meinte nur noch: „Bestimmt bekomme ich später, wenn ich groß bin, ein paar Bücher. Ich habe nämlich drüben bei Tante Elli viele Bücher im Bücherschrank gesehen. Und Gisela packt immer ein paar in ihren Tornister.“

„Sie ist ja auch schon im vierten Schuljahr, mein Kind. Und dort muss sie natürlich ein paar Bücher haben und daraus lernen! Zu Hause in Ostpreußen hatten wir ein Zimmer, das war voll mit Büchern. Die Schränke reichten von oben bis unten und hatten Glastüren. Vielleicht kommen ja noch ein paar Sachen aus unserer Heimat hierher. Opa hatte einiges an diese Adresse geschickt.“

„Und wann kommen die Bücher hier bei uns an?“

„Das weiß der Schinder!“ Das war Muttis liebste Antwort. Und immer benutzte sie sie, wenn sie keine gute Antwort parat hatte.

Sie erhielt von irgendwoher eine Schiefertafel und einen hölzernen Griffelkasten! Das war im Moment alles, was sie für die Schule besaß. An der Schiefertafel, die in dem rötlich-gelben Holzrahmen ein Loch hatte, wurden an selbstgedrehten Kordeln aus bunter Wolle ein Schwämmchen und ein kleiner Tafellappen angehängt; der sah so aus wie Topflappen aus der Küche! Das Osterfest und Ostereiersuchen waren für Jette halb so wichtig in dem Jahr wie ihr Schulbeginn!

Jettes erster Schultag


Dann war es endlich so weit. Sie wurde im April 1948 eingeschult. In der Nacht vor ihrem ersten Schultag konnte Jette kaum schlafen. Sie war viel zu aufgeregt. Wird sie mit ihrem Papa zur Schule gehen können? Ob sie ihn wohl in der Schule sehen wird? Und darf sie mit ihm überhaupt sprechen? Was passiert wohl, wenn ihr Papa mit ihr an der Hand auf den Schulhof kommt? Wissen dann alle Kinder, dass sie seine Tochter ist?

Und würden sie Jette dann hänseln? Wer wird wohl mit ihr spielen in den Pausen? Was könnte und dürfte sie tun, wenn sie plötzlich krank wird? Dürfte sie zu ihm gehen und ihn um Hilfe bitten? All diese Fragen wollte sie mit ihrem Papa auf dem Weg zur Schule besprechen. Schade, dass ihr die nicht schon früher eingefallen waren. Plötzlich musste sie noch einmal unbedingt zu ihrem Tornister gucken, ob er noch gegenüber an der Tür stand. Sie richtete sich auf ihrem Ohrensessel, der ihr Bett war, auf und wollte gerade noch einmal nachschauen, da sagte ihre Mutti: „Nun, schlaf schön, mein Kind, morgen wird für dich ein anstrengender Tag! Da musst du ausgeschlafen sein.“ So legte sie sich also wieder hin und machte die Augen zu und wartete darauf, dass sie einschlief.

Ganz, ganz früh wachten sie alle drei am nächsten Morgen auf. Marisa schlief bestimmt noch bei Tante Elli Rehm. Jette fühlte sich deshalb schon so groß. Sie durfte mit den Erwachsenen aufstehen. Ihre Mutti machte Frühstück, Papa ging ins gegenüberliegende Badezimmer = Toilette, aber kam sofort wieder zurück. Es war besetzt. Er musste sich an der Waschschüssel neben dem Herd rasieren. Dann rief er Jette, und sie wusch sich und putzte die Zähne, auch an der Waschschüssel, nur mit frischem Wasser, das Mutti ihr hineingab. Dann frisierte sie ihr eine Tolle und Zöpfchen, obwohl sie lieber ein Kränzchen haben wollte. Aber da hatte Mutti ihre eigenen Vorstellungen. Sie bekam eben kein Kränzchen geflochten! Weinen hatte bei Mutti sowieso keinen Sinn, Jammern auch nicht! Also war Jette still und ließ alles mit sich geschehen. Mutti hatte für sie eine schöne Haferflockensuppe gekocht, und Papa bekam eine Tasse Kaffee und zwei belegte Brote. Dann zogen sie sich die Mäntel an, gaben Mutti einen Kuss und gingen dann zusammen die steile Treppe hinunter.

Jettes Papa hatte in der einen Hand seine Aktentasche, mit der anderen Hand hielt er Jette fest, und beide gingen so gemeinsam den Bausenberg entlang, vorbei an den Häusern und vorbei an dem dunklen Wald, der rechts lag, bogen dann in die Neuenrader Straße links ein, gingen bei Röthers vorbei um die Kurve Richtung Stadt. Dort ging es ein wenig den Berg hinunter, und rechts floss die Lenne. Das Wasser rauschte, und Jette musste an das Lied denken: ‚Es klappert die Mühle am rauschenden Bach, klipp-klapp, klipp-klapp, klipp-klapp!’ „Na, freust Du dich schon auf die Schule?“

„Ja und wie! Kann ich jetzt jeden Morgen mit dir zur Schule gehen?“ „Ich glaube nicht! Du hast sicherlich an manchen Tagen einen anderen Schulanfang als ich! Und wenn Du mit der Schule fertig bist, kannst Du nach Hause gehen. Ich muss nämlich auch noch andere Schüler und Klassen unterrichten. Manchmal haben die Lehrer auch eine Konferenz. Da besprechen sie wichtige Dinge mit anderen Lehrern. Und so eine Konferenz dauert meistens noch 1 Stunde oder 1 ½ nach der Schule. Dann bist Du schon lange zu Hause bei Mutti und Marisa! Und Du kannst mit ihr spielen oder Deine Schularbeiten machen oder Mutti helfen oder Oma besuchen.“

„Aber das wird ja ganz langweilig, wenn ich die halbe Stunde alleine nach Hause laufen muss.“

„Ich weiß, dass ein Mädchen vom Bausenberg auch heute in die Schule kommt, auch ihren ersten Schultag hat. Vielleicht ist sie in deiner Klasse und ihr beide könnt euch gemeinsam auf den Heimweg machen. Du wirst schon herausfinden, wer das ist.“

„Weißt Du denn, wer mein Lehrer wird?“

„Da lass dich mal überraschen. Es gibt so viele nette Lehrer und Lehrerinnen an dieser Schule. Du bekommst bestimmt einen freundlichen Lehrer. Ich darf dir ja nichts verraten, nur weil Du meine Tochter bist!“

„Schade! Aber die anderen Kinder haben ja auch keinen Vater oder keine Mutter, die an der Schule Lehrer oder Lehrerin ist.“

Damit verstand Jette, dass sie zwar etwas Besonderes war, aber keine Sonderregeln haben durfte. Vor der Schule angekommen, verabschiedete sich ihr Papa von ihr und ging in das Gebäude, während sie draußen warten musste, bis es klingelte. Nach wenigen Augenblicken tat es das, und die großen Kinder stellten sich in Zweierreihen auf und wurden dann von einem Lehrer ins Schulgebäude geführt. Es waren ganz viele Klassen. Ihren Papa sah sie nicht. Nur die kleinen Erstklässler standen bunt gemischt als Überbleibsel vor der großen Tür. Manche Muttis standen auch noch auf dem Schulhof herum.

Plötzlich trat Jettes Papa aus der großen Schultür nach draußen! Sie wagte kaum zu atmen. Was sollte das denn bedeuten? Er stand dort mit einem großen weißen Blatt in der Hand, lächelte, begrüßte sie alle und verriet ihnen, dass er ihr Klassenlehrer sei und sich auf die Kinder freue. Jette konnte es kaum fassen! War er wirklich ihr Lehrer? Das hatte er aber besonders gut geheim gehalten! Das war ja eine Überraschung! Ob Mutti wohl wusste, was heute passierte? War ihr eigener Papa wirklich ihr Lehrer? Am liebsten wäre sie ganz schnell nach Hause gelaufen und hätte ihrer Mutti und Marisa die Neuigkeit erzählt. Die würden staunen, wenn sie es ihnen erzählen würde!

Dann sollten alle Kinder sich in Zweierreihen aufstellen, vorne die Mädchen und dahinter die Jungs, so wie er sie aufrief. Und dann führte Lehrer Jülich sie in den Klassenraum. Er ging vorneweg, und die i-Männchen gingen hinterher. Als sie den Klassenraum betraten, bat er sie, dort Platz zu nehmen, wo er es ihnen anzeigte. Das lief ganz einfach ab, weil sie ja schon in Paaren hineingegangen waren.

Der Klassenraum lag im Erdgeschoss und beherbergte mindestens 20 hölzerne Doppelschulpulte mit Bänken für 40 Kinder. Der Lehrer zeigte ihnen auch, wo sie ihre Tornister in Höhe ihrer Knie in den Schlitz gleiten lassen sollten. Sein Pult stand auf einem Podest, das sich an der gesamten Stirnseite des Raumes entlang zog. Die Seitenwand gegenüber der Klassentür war die Fensterwand. An der „Pultwand“ befand sich eine große schwarze Wandtafel, auf der ein schönes buntes Bild gemalt war: ein Bild aus einem Märchenbuch. Es zeigte „Sterntaler“, zu dem ihr Lehrer, Herr Jülich, ihr Papa, ihnen das Märchen vorlas, nachdem einige von ihnen sagen durften, was ihnen zu dem Bild an der Tafel eingefallen war. Anschließend hörten sie noch eine andere schöne Geschichte. Sie lauschten. Schule war so schön!

Danach stellte Herr Jülich ihnen einige Fragen zu dem, was sie gerade gehört hatten. Sie mussten immer den Finger hochheben, wenn sie etwas sagen wollten. Dann rief er all ihre Namen noch einmal auf, und wenn sie ihn hörten, sollten sie kurz aufstehen und allen Klassenkameraden zuwinken, nach hinten, nach vorne und auch zu den Seiten. Das machte Spaß! Und so lernten sie ihre Namen. „Und ich muss ja auch all eure Namen lernen“, sagte Herr Jülich. Einige Kinder kannten sich, weil sie aus der gleichen Straße stammten, und saßen schon zusammen. Sie hießen Waltraud, Ingeborg, Liesel, Hannelore, Ulrike und Egon, Herm-Dierk, Jürgen, Klaus, Heinz-Jürgen.

Eine zweite Jette gab es in der Klasse nicht. Das war schon einmal gut! Sie wollte nämlich in ihrer Klasse einmalig sein! Ach, das war sie ja sowieso schon! Vom Kindergottesdienst kannte sie einige Gesichter, aber so richtig war ihr niemand bekannt. Darüber war sie nicht traurig; denn sie kannte ja den Lehrer sehr gut, ihren Papa! Aber sie sagte niemandem, dass es ihr Papa war, der da vorne stand!

Auf einmal holte er seine Geige aus dem Geigenkasten und spielte seinen kleinen Schülern ein paar Lieder vor. Ob sie die wohl erraten könnten? Sie durften wieder mit dem Finger aufzeigen, wenn sie ein Lied erkannten. Darin war sie ganz prima; denn die Lieder kannte sie alle! Dann sagte ihnen ihr Lehrer, dass sie jeden 2. Tag ein kleines Kochgeschirr mitbringen sollten oder eine Schüssel, denn sie bekämen dann eine Schulspeisung, die ihnen die Amerikaner schenkten. Einige Kinder riefen „igittigitt“, weil sie wahrscheinlich über das Essen von ihren Geschwistern gehört hatten. Aber der Lehrer sagte: „Die Schulspeise schmeckt sehr, sehr gut. Ihr müsst einfach alle einmal morgen probieren.“ Dann klingelte es einmal kurz; die erste Stunde war schon(!) zu Ende. Aber auf den Schulhof durften sie noch nicht. Sie sollten bis zum nächsten längeren Klingeln warten, sagte ihnen Herr Jülich. „Dann kommt nämlich die große Pause, in der ihr 20 Minuten auf dem Schulhof spielen oder spazieren gehen könnt.“

In der nächsten Stunde sollten die Schüler und Schülerinnen von sich selber erzählen und von ihren Geschwistern und den Eltern. Jette erzählte natürlich nur von Marisa und Mutti. Von ihrer Mutti berichtete sie stolz, dass sie aus gefaltetem Zeitungspapier eine wunderschöne Puppenreihe schneiden konnte; und von Marisa, dass sie gerne bei Tante Elli und Gisela schliefe. Von den Jungs ganz hinten erzählte einer, dass er Schieren hieß und ganz weit unten an der Lenne wohnte. Sie hätten kein richtiges Haus, aber sie wohnten in „so Hütten“. Danach malte Herr Jülich Punkte an die Tafel. „Und ihr malt die Punkte bitte jetzt auch auf eure Schiefertafel.“

„Oh! Das sind die Punkte von einem Würfel!“, rief jemand von hinten. „Ja, da hast Du recht. Wie viele Punkte sind denn auf dem Würfel?“ „Oh! Ganz viele! Erst einer, dann zwei, dann drei, dann vier auf einer Seite, dann fünf auf einer Seite und dann sechs! Und sechs ist die Glückszahl! Da darf man beim Spiel ‚Mensch, ärgere dich nicht!‘ noch einmal würfeln.“

„Das hast Du aber fein gesagt.“ Und damit schrieb der Lehrer die Zahlen hinter die Anzahl der Punkte, und die Kleinen mussten sie auch hinter ihre Punkte auf die Schiefertafel schreiben. Der Lehrer ging durch die Reihen und schaute sich an, was seine kleinen Schüler dort schrieben und wie sie ihren Griffel hielten. Bei manchen Kindern blieb er stehen und half ihnen. Und dann kam auch schon bald das längere Klingelzeichen, das sie zur großen Pause nach draußen schickte. Aber vorher mussten sie alle aufstehen und dann ganz langsam den Klassenraum verlassen. Jette fragte ihre Nachbarin, ob sie mit ihr zusammen draußen spielen würde. Gerade vorher hatte die gesagt, dass sie Doris hieß und keine Geschwister hatte. Jette erzählte ihr, dass sie auf dem Bausenberg wohne und fragte sie, ob sie noch den Namen von ihrer kleinen Schwester behalten hätte. Den hatte sie natürlich vergessen, aber Jette sagte ihr, dass sie Marisa hieße. „Sie ist aber noch klein!“, sagte sie, „und kommt erst in zwei Jahren in die Schule.“ Doris erzählte ihr, dass sie auch am Bausenberg wohne. Was war Jette froh, dass sie sie einfach so gefunden hatte! Dann erfuhr sie auch, dass sie am Ende ihrer Straße wohnte, dort am Bach, wo im Augenblick die schönen Schlüsselblumen blühten. „Wenn du heute nach Hause gehst, könntest Du ja mitkommen und für deine Mutti einen schönen Strauß pflücken. Ich helfe dir dabei.“

„Au ja, dazu habe ich Lust. Dann könnten wir uns auch ein bisschen erzählen, woll?“ Dazu hatte sie auch große Lust. Und plötzlich fühlte sie sich gar nicht mehr so alleine.

Nach der Pause stellten sie sich wieder in Zweierreihen auf, aber dieses Mal wie alle anderen Schüler. Nun gehörten sie zu allen dazu. Dieses Mal wurden sie als erste Gruppe in die Schule hineingeführt. Einige Jungs aus der Klasse wollten die Mädchen überholen und in die Klasse laufen, aber der Klassenlehrer rief sie zurück. Und die, die vorgelaufen waren, mussten sich nun ganz hinten! anstellen. Das hatten sie davon!

Die nächsten 2 Stunden vergingen wie im Fluge. Und dann schellte es wieder etwas länger, und sie durften nach Hause gehen. Herr Jülich erinnerte sie an den Henkelmann, den sie am nächsten Tag unbedingt mitbringen sollten.

Noch eine Überraschung! Als sie auf dem Schulhof ankamen, warteten dort einige Mütter und Väter auf ihre Kinder. Jettes Mutti und Marisa standen auch dort, und Jette lief ihnen entgegen. Doris war plötzlich verschwunden. Aber dann kam sie mit ihrer Mutter auf Jülichs zu- gelaufen: „Und das ist meine neue Freundin Jette.“

„Und das ist meine neue Freundin Doris“, sagte Jette zu Marisa und Mutti. Frau Jülich nahm ihren Fotoapparat und machte ein Foto von ihrer Tochter; allerdings gab sie ihr noch vor der Aufnahme eine Rolle Drops als kleines Geschenk zum ersten Schultag. „Die haben wir gerade bei Mötters gekauft“, sagte Marisa, „und Du kannst mir ja auch ruhig einen Drops abgeben!“

Mutti Jülich sprach ein paar Worte mit Doris’ Mutter, Frau Filthaus, die sie offensichtlich schon kannte, und lud sie zum gemeinsamen Nachhause Gehen ein. Der Vorschlag wurde angenommen, und so liefen, tanzten und sprangen die drei Mädchen vor ihren Müttern her. Bei Doris und Jette hüpfte der Tornister auf dem Rücken auf und ab. Marisa sagte nicht viel. Ob sie wohl neidisch war? Und nun konnte sie Mutti nicht mit den Schlüsselblumen überraschen, dachte sie. Aber das konnte sie ja am nächsten Tag machen. Jette konnte es kaum erwarten, bis sie mit ihrer Mutti und Marisa in ihrem Zimmer eintrafen. Sie hatte ja eine andere große Überraschung für sie.

Endlich, endlich konnte sie erzählen, dass ihr Papa auch ihr Lehrer war! Sie lächelten ganz verschmitzt und sagten nur: „Das war ja eine Überraschung!“ Sie kannte ihr Lächeln nur zu gut und wusste ganz genau, dass sie es schon lange vor ihr gewusst hatten. Marisa sagte: „Dann kriegst Du ja nur gute Zensuren, weil Papa dir alles vorsagt.“

Jette war so fröhlich wie noch nie und wirklich gespannt auf den nächsten Tag, den 2. Schultag! Der sollte allerdings ganz anders beginnen als gestern! Lehrer Jülich kam nämlich in die Klasse, sie standen auf, er begrüßte sie und betete mit ihnen ein Morgengebet, das er sich sicherlich ausgedacht hatte:

„Lieber Gott!

Die Nacht ist vorbei,

geschenkt ist uns ein neuer Tag.

Sei Du mit dabei,

was immer auch geschehen mag.

Amen.“

Dann durften sie sich setzen. Sie waren ganz gespannt, was nun kommen würde. Herr Jülich hatte zwei kleine Stäbchen in der Hand und erklärte ihnen, dass sie nun auf Läuse untersucht werden müssten. „Das ist eine Regel hier in der Schule. Ich muss nämlich auf Euren Köpfen im Haar nachsehen, ob Ihr Läuse habt. Das tut gar nicht weh, aber ich muss es machen. Das hat der Herr Rektor mir gesagt.“ Und er ging ganz nach hinten und fing bei den Jungen in den letzten Bänken an. Sie durften sich in der Zeit mit ihren Nachbarn leise unterhalten und sich von den Spielen erzählen, die sie nachmittags und draußen spielten. Es dauerte nicht lange, und er untersuchte schon bei den Mädchen die Zöpfchen und Kränzchen. Herr Jülich war sehr erleichtert, dass sie alle keine Läuse hatten!

Nach der Läuseuntersuchung sollten sie alle aufstehen. Er wollte mit ihnen zusammen ein Lied singen. „Welche Lieder kennt ihr denn?“ „Alle Vögel sind schon da!“

„Sie pflügen und sie streuen!“

„Hänschen klein!“

„Nikolaus, komm in unser Haus!“

Alle riefen zur gleichen Zeit! Der Lehrer musste lachen. Dann nahm er seine Geige aus dem Kasten und spielte ihnen eine kurze Melodie vor, die sie alle nachsummen sollten. Dann eine zweite, dann eine dritte. Und sie hatten so viel Spaß! Bloß hinten bei den Jungs waren ein paar Brummer! Die konnten gar nicht nachsummen. Aber dann ging Herr Jülich zu ihnen, gab ihnen den Ton und summte vor, und plötzlich konnten es auch die Brummer! Dann klatschten sie einige Rhythmen nach, die ihr Lehrer ihnen vorklatschte. Das war auch lustig! Vor allen Dingen gab es längere Pausen vor den einzelnen Klatschern, und da mussten sie sich ganz doll anstrengen, dass keiner da hineinklatschte. Sie lachten dabei so viel und fanden das Spiel sehr, sehr schön!

Und so hatten sie gerade ihre erste Musikstunde hinter sich und hatten gar nicht gemerkt, dass es eine war! Na ja, eine Schulstunde lang hatte es gar nicht gedauert! Oder doch?

Und dann nahm der Lehrer, Jettes Papa, die Bilder zur Hand, die er zu Hause schon vor einiger Zeit vorgemalt hatte. Sie erkannte sie; die lustigen Figuren mit den Buchstaben.


„Das ist ein „r“ für das Wort „rollen“, den Ball rollen. Wer findet denn noch ein Wort, das mit einem „r“ beginnt?“ Inge sprang auf und rief: „Rennen!“

„Aber, liebe Inge, könntest Du Dich bitte melden, wenn Du etwas sagen möchtest?“ Inge setzte sich wieder hin und zeigte ordentlich mit dem Finger auf: „Rennen“, sagte sie, als sie wieder aufgerufen wurde, und war sehr stolz, dass sie es noch einmal sagen durfte. „Hat sonst noch jemand einen Vorschlag für ein anderes Wort?“ Herm-Dierk meldete sich: „Rufen“, sagte er und wurde auch gelobt. Herm-Dierk war ein kleiner blonder Junge mit einem spitzbübischen Gesicht. Er sah sehr lustig aus in seiner Latzhose. Nach dem „Buchstabenlernen“ durften sie auf den Schulhof gehen und spielen und sich unterhalten.

Schnell fanden sie sich zusammen, mit wem sie spielen wollten. Ein paar Jungen liefen schreiend hintereinander her. Manche spielten „Fischer, wie tief ist das Wasser?“, so wie Doris F. und Inge H. und Jette; sie kannten sich schon ein bisschen. Doris wohnte ja am Ende des Bausenbergs und saß in der Klasse neben Jette. Inge H. saß vor ihr und hatte heute ein besonders schönes Röckchen an, was Jette ihr auch bescheinigte. Sie begann plötzlich zu weinen und erzählte, dass ihre Mutti so krank wäre. Jette war darüber auch ganz traurig und nahm sie in den Arm, um sie zu trösten: „Ich bin jetzt deine Freundin! Sei bitte, bitte nicht so traurig! Deine Mutti wird bestimmt auch wieder gesund!“ Und sie nahm sich vor, zu Hause ein Bild für Inges Mutter zu malen, natürlich nur aus Dreiecken und Rechtecken, aber hübsch bunt!

„Du, Jette, bist Du eigentlich die Tochter von unserem Lehrer? Meine Mama hat mir das nämlich erzählt. Stimmt das?“

„Ja, das bin ich. Aber mein Papa erzählt mir zu Hause nicht, was wir in der Schule machen. Das darf er nämlich gar nicht, hat er mir gesagt. Und daran muss er sich halten. Und meine Mutti passt aber auch noch ganz schön auf; das kann ich dir sagen.“

„Hat er denn schon gesagt, ob wir Kinder in der Klasse ihm gefallen?“ „Ach, die gefallen ihm alle! Er ist so gerne Lehrer. Und außerdem spielt er so gerne Musik mit seiner Geige. Hast Du das schon gemerkt?“

„Ja, und singen kann er auch ganz gut.“ Nun war Jette richtig stolz auf ihren Papa! Und Doris sagte ihr auch, dass sie froh wäre, dass sie bei unserem Papa in der Klasse ist. „Er sieht so lustig aus“, meinte sie, „wenn er mit der Geige vor der Klasse steht und spielt.“

Als Jette am Nachmittag wieder mit allen zu Hause war und sie alle um den Küchentisch saßen und etwas tranken und ein Marmeladenbrot aßen, erzählte sie, dass die Kinder jetzt wüssten, dass sie die Tochter vom Lehrer sei. Sie erzählte ihrem Papa aber auch, dass Inges Mutter so krank sei und dass sie deswegen auf dem Schulhof geweint habe. Ihre Mutti sagte: „Dann musst Du aber sehr nett zu Ingeborg sein, wenn sie so traurig ist.“ – Nach der Kaffeepause war Jettes Papa plötzlich verschwunden. Er hatte sich das Fahrrad von Onkel Willy ausgeliehen und war weggefahren. Und Jette malte ein schönes Bild für Ingeborgs Mutti.

Am nächsten Tag in der großen Pause erzählte Ingeborg, dass Herr Jülich bei ihnen zu Hause einen Besuch gemacht und lange mit ihrem Papa gesprochen hatte. Und Jette gab Ingeborg das Bild für ihre Mutti mit, damit sie es mit ins Krankenhaus nehmen konnte. Darüber freute sie sich sehr.

Von da an fand Jette es sogar sehr gut, dass sie ihrem Papa von der kranken Mutti von Ingeborg erzählt hatte. Sie waren jetzt beste Freundinnen, weil sie sich gegenseitig brauchten. Ingeborg hatte nämlich keine Geschwister und war mit ihrem Papa momentan zu Hause ganz alleine. Und das stellte Jette sich ziemlich einsam vor.

Schule war so schön, aber der Weg dahin …? Sie lernten in der Schule ganz langsam etwas Lesen und Schreiben und Rechnen. Sie hatten viel Spaß miteinander. Wenn das Wetter es erlaubte, gingen sie auf den Schulhof und spielten die schönsten Laufspiele, zum Beispiel „Fischer wie tief war das Wasser?“ oder „Dreht euch nicht um, denn der Plumpsack geht rum.“ Außerdem spielten sie in kleinen Gruppen Ballspiele. Die große Seitenwand der Schule bot Platz für so viele Mädchen!

Mit ihren Freundinnen spielte Jette auch gern „Pröbchen“ oder „Probe“. Da drin waren sie alle Meisterinnen! Dazu benötigt man nur einen Ball, seinen Körper und eine Wand. Zehnmal muss der Ball an die Wand geworfen und dann auch aufgefangen werden. Neunmal muss der Ball mit der rechten Faust hintereinander gegen die Hauswand gestoßen und gefangen werden. Achtmal hintereinander mit gefalteten Händen, siebenmal mit nach innen gefalteten Händen, sechsmal mit der Armbeuge und fünfmal mit dem Knie usw. Wenn der Ball zur Erde fiel, war die Gegnerin dran. Und so wurde die bessere von zweien oder dreien festgestellt und war dann Siegerin. Da hatten sie mächtig Spaß! Aber die Jungs machten das nicht. Sie spielten lieber Fußball oder Völkerball. Komisch, dass die Jungs nicht gerne „Pröbchen“ spielten!

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Litres'teki yayın tarihi:
25 mayıs 2021
Hacim:
432 s. 37 illüstrasyon
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9783962298593
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