Kitabı oku: «Das große Buch der Bienen», sayfa 4
Harz- und Wollbienen, aber auch Kegel-, Filz- und Wespenbienen schließen sich zuweilen zu Schlafgemeinschaften zusammen. Dabei suchen die Insekten nah beieinander liegende Pflanzenhalme auf, in die sie sich mit ihren Mandibeln verbeißen.
Weitaus bequemer als Pflanzenhalme muten Blüten als Schlafplatz an. Malven oder Glockenblumen werden dabei durchaus als Sammelschlafplatz gleich mehrerer Wildbienen genutzt.
SCHLAFEN
Bienen schlafen. Das scheint selbstverständlich, doch wer sich des Nachts einem Bienenstock nähert, kann es hören: Auch nach dem Einsetzen der Dunkelheit geht es hier betriebsam zu, das Volk scheint nie zu ruhen. Heute wissen wir: Honigbienen benötigen nur ein Drittel der Schlafmenge eines Menschen. Sie verteilen ihren Schlaf auf mehrere Etappen, holen mangelnden Schlaf durch tiefere und längere Ruhephasen nach und reagieren auf Schlafentzug mit Verständigungsproblemen: Unausgeschlafene Honigbienen weisen ihren Artgenossen beim Schwänzeltanz einen falschen Weg zur Futterquelle, scheinen unkonzentriert.
Doch wie sieht es mit den Schlafplätzen der Bienen aus? Bei der Westlichen Honigbiene lässt sich die Frage leicht beantworten: Sie ruhen, nach Berufsgruppen getrennt, in leeren Zellen des Brutbereichs oder am Rand des Bienenstocks. Wildbienen hingegen zeigen sich im Hinblick auf ihre Vorliebe für Schlafplätze sehr vielfältig und ideenreich. Grundsätzlich gilt: Die Weibchen nestbauender Arten, die fast 70 Prozent der Bienenfauna ausmachen, verbringen ihre Nächte im selbst errichteten Nest. Männchen dieser Arten sowie parasitische Bienen bzw. Kuckucksbienen, die keine eigenen Nester bauen, müssen hingegen auf andere Schlafplätze ausweichen. Mitunter sind es dünne Zweige oder Grashalme, in die sich die Insekten dank ihrer Mandibeln festbeißen, um kopfüber, nach unten gestreckt, gekrümmt oder gar in erstarrter horizontaler Position den Schlaf einzuläuten. Dieses Ruheverhalten an Halmen und Ästen ist zum Beispiel bei den artenreichen Wespenbienen (Nomada), aber auch bei Kegelbienen (Coelioxys) und Filzbienen (Epeolus) zu beobachten. Besonders schön anzusehen sind Schlafgemeinschaften, wie man sie mit Glück an Fruchtständen verschiedener Pflanzenarten oder aber in Blüten vorfinden kann. Beliebte Sammelschlafplätze sind zum Beispiel die Blüten der Malve und Glockenblume. Letztere wird, wie der Name schon vermuten lässt, gerne von männlichen Glockenblumen-Scherenbienen (Osmia rapunculi) aufgesucht, aber durchaus auch von anderen Arten, die sich mit mehreren Exemplaren zu einem dicht gedrängten Schlafverband zusammenfinden. Interessanterweise ist diese Gruppenbildung nicht zwangsweise auf eine Art beschränkt, sondern kann zwei oder mehr Arten umfassen.
Mitunter verraten Namen wie Sandbiene schon etwas über die Vorliebe für bestimmte Nistplätze.
Wespenbienen beißen sich mithilfe ihrer Mandibeln an Grashalmen fest, um in horizontaler Position zu schlafen.
Die Frühlings-Pelzbiene gräbt verzweigte Röhren mit bis zu zehn Zentimetern tief liegenden Brutzellen.
Schwer vorstellbar, dass es sich in dieser Position gut schlafen lässt, doch nicht wenige Bienen bevorzugen diese Schlafhaltung, bei der sie sich mit den Mundwerkzeugen festbeißen und den Rest des Körpers während der Schlafphase einfach »hängen« lassen.
Ein Großteil der Wildbienen, zumindest deren weibliche Vertreter, bevorzugt als Schlafplatz jedoch das eigene Nest. Wo dieses errichtet wird, hängt ganz von der Spezialisierung der jeweiligen Bienenart ab, wobei Kriterien wie Bodenbeschaffenheit oder die umliegende Vegetation ausschlaggebend sind. Mitunter verraten Namen wie Sandbiene, Mauerbiene oder Kliffhonigbiene schon etwas über die Vorliebe für bestimmte Nistplätze.
Die Eichengallwespe platziert mithilfe ihres Legebohrers Eier im Gewebe eines Eichenblattes, woraufhin Eichengallen entstehen. Die sich hier entwickelnde junge Wespe verlässt zwischen Dezember und Februar die Galle und hinterlässt ein Bohrloch, das wiederum von anderen Bienenarten zur Eiablage gewählt wird.
Fast Dreiviertel aller weiblichen Wildbienen legen ihre Nester im Erdboden an. Meist sind es vegetationsarme, trockene Böden aus Sand, Löss oder Lehm mit nicht allzu verdichtetem Material, die von den Insekten bevorzugt werden. Manche Gattungen wählen für ihre Brutstätten ebene Flächen, andere schwach geneigte Hänge und Böschungen, wieder andere errichten ihre Nistgänge an Steilwänden oder benutzen bereits vorhandene Hohlräume im Mauerwerk von Gebäuden. Die unterschiedliche Vorgehensweise – aktiver Nestbau oder Nutzung bereits bestehender Gänge – zeigt sich zum Beispiel bei der Frühlings-Pelzbiene (Anthophora plumipes) und der Garten-Wollbiene (Anthidium manicatum). Erstere gräbt verzweigte Röhren mit bis zu zehn Zentimeter tief liegenden Brutzellen, wobei sich unter besonderen Umständen Ansammlungen, sogenannte Aggregationen, von 100 Nestern und mehr in direkter Nachbarschaft befinden. Die Weibchen der solitär lebenden Garten-Wollbiene bedient sich dann später dieser bereits gegrabenen Nester, sofern sie verlassen sind.
Auch Bienenarten, die morsches und totes Holz zum Standort für ihrer Nester machen, überlassen die Vorarbeit oftmals anderen Insekten, in aller Regel Käfer oder Holzwespen. Ausnahmen bilden zum Beispiel verschiedene Arten von Holzbienen (Xylocopa), die ursprünglich in den warmen Gebieten der Tropen und Subtropen beheimatet sind, mittlerweile aber auch mit drei Arten im deutschsprachigen Raum zu finden sind. Dank ihrer kräftigen Oberkiefer sind die knubbeligen, mit schwarzen Haaren und schwarzen Flügeln versehenen Insekten selbst in der Lage, Gänge in mürbes Holz zu nagen und dort ihre Nester anzulegen. Diese Fähigkeit bringt ihnen nicht unbedingt die Sympathie des Menschen entgegen, der die Entstehung von Bohrlöchern in den Holzverkleidungen seines Hauses mit Unwillen verfolgt und nicht selten mit dem Einsatz von Gift beantwortet.
Vorgebohrte Bohrgänge im Längsholz werden von zahlreichen Wildbienenarten gerne zur langfristigen Besiedlung angenommen, denn nur wenige Arten wie die Holzbiene sind in der Lage, die Bohrgänge selbstständig anzulegen.
Kleine Hohlräume im Mauerwerk, wie sie oftmals im Bereich des Mörtels zu finden sind, bieten nicht nur der Mauer- und Mörtelbiene einen idealen Nist- und Schlafplatz.
Auch markhaltige oder hohle Stängel werden von einigen wenigen Bienenarten als Nistplatz genutzt. Keulhornbienen (Ceratina) beispielsweise nagen in die Stängel von Rosen, Brombeeren oder Königskerzen Hohlräume für die Brutzellen, die aufgrund der Gegebenheiten im Stängel linienförmig angelegt sind. Auch einzelne Arten der Mauerbiene (Osmia) sind hier zu finden, wobei der bevorzugte Niststandort – der Name lässt es bereits vermuten – Hohlräume oder Ritzen im Mauerwerk sind.
Die wohl ungewöhnlichsten Nistplätze sind indes Schneckenhäuser, die von einigen Mauerbienenarten zur Pollen- und Eiablage genutzt werden, sowie Pflanzengallen. Letztere bilden sich beispielsweise an Eichenblättern, nachdem die Eichengallwespe (Cynips quercusfolii) mithilfe ihres Legebohrers ein Ei im Gewebe des Blattes platziert hat. Die sich hier entwickelnde junge Wespe verlässt zwischen Dezember und Februar die Galle und hinterlässt ein Bohrloch, das wiederum von Maskenbienen und anderen Arten zur Eiablage genutzt wird.
Wer wachsam und mit geschärftem Blick durch die Welt geht, kann sich von der Vielfalt der Wildbienennist- und schlafplätze überzeugen – einer Vielfalt, die sich nicht auf die Schlafgewohnheiten der Insekten beschränkt, sondern ebenso im Hinblick auf ihr Sozialverhalten anzutreffen ist.
SOZIALVERHALTEN
Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass sich die Lebensweise der uns vertrauten Honigbiene auf die Zehntausenden anderen Bienenarten übertragen lässt. Das Gegenteil ist der Fall. Apis mellifera stellt mit ihrer arbeitsteiligen, staatenbildenden Lebensweise die große Ausnahme dar. Die meisten Bienen führen ein Einsiedlerdasein. Doch Gemeinschaftsbienen mit Populationen von bis zu 100.000 Tieren auf der einen und Solitärbienen auf der anderen Seite sind lediglich die zwei Außenpositionen eines Sozialverhaltens, das faktisch mehrere Entwicklungsstufen aufweist. Die Zuordnungen in diese Kategorien lassen sich nicht immer exakt vornehmen und doch vermitteln sie einen Eindruck davon, welchen Umgang Vertreter einzelner Bienengattungen mit ihren Artgenossen pflegen.
AUF SICH SELBST GESTELLT – SOLITÄRBIENEN
Solitär lebende Bienen stellen mit Abstand die größte Gruppe unter den Wildbienen dar. Ihr Einsiedlerdasein bedeutet nicht, dass sie jeglichen Kontakt untereinander meiden würden. Männliche Solitärbienen schließen sich durchaus zu Schlafverbänden zusammen und teilen sich eine Blüte oder einen Fruchtstand als Schlafplatz. Solitäre Bienen zeichnen sich vielmehr dadurch aus, dass die Weibchen ihre Nester alleine errichten und auch bei der Versorgung ihrer Brut auf sich selbst angewiesen sind. Typische Vertreter solitär lebender Wildbienen sind Maskenbienen (Hylaeus) und Seidenbienen (Colletes) aus der Familie der Colletidae, Blattschneider- und Mörtelbienen (Megachile) sowie Mauerbienen (Osmia), aber auch Sandbienen, die allein in Deutschland mit knapp 120 Arten vertreten sind. Der Lebenszyklus einer typischen Solitärbiene verläuft in Grundzügen in etwas so: Zwischen März und Ende Juni schlüpfen mit einem kurzen zeitlichen Vorsprung zunächst die Männchen, die sich auf die Suche nach den bald folgenden fruchtbaren Weibchen machen. Nach dem Begattungsakt begibt sich das Weibchen sofort an die aufwendige Brutvorsorge. Im Alleingang richtet sie einen Nistplatz ein, wobei sie mitunter auf bereits vorhandene Hohlräume zurückgreift. Der Bauvorgang folgt bei Solitärbienen einem strikten Plan: Erst wenn eine Brutzelle vollständig errichtet, mit Larvenproviant in Form von Pollen und Nektar aufgefüllt und mit einem Ei versehen ist, verschließt die Biene die Zelle und beginnt mit dem Bau der nächsten. Wenn alle Brutzellen fertig und aufgefüllt sind, verlässt die Biene das Nest ohne weitere Fürsorge. Bald darauf stirbt das Weibchen. Aus den Eiern schlüpfen Larven, die sich von dem bereitgestellten Proviant ernähren, einspinnen und überwintern. Erst im darauffolgenden Frühjahr erfolgt die Verpuppung und eine neue Generation junger Solitärbienen erwacht zum Leben.
Solitärbienen wie die Mauerbiene leben allein und bauen ihr eigenes kleines Nest. Für jede Eizelle legt die Mauerbiene eine geeignete Brutzelle an, die sie durch senkrechte Wände aus Lehm und Speichel gegen andere Brutzellen abgrenzt.
Die Weibchen der solitären Mörtelbiene bauen je ein eigenes Nest aus Lehm und Steinchen, das an Felsen oder Hauswänden angeheftet wird. Dieses enthält in der Regel fünf bis zehn Brutkammern, in denen sich die Larven entwickeln.
Die Larven ernähren sich nach dem Schlüpfen wochenlang vom Pollen, bevor sie als Vorpuppe in eine mehrmonatige Ruhephase übergehen.
Nachdem die Biene ausreichend Pollen in die Brutzelle eingetragen hat, erfolgt die Eiablage. Danach wird die Brutzelle mit einem Deckel aus Naturmaterialien verschlossen, der bei Linienbauten zugleich den Boden für die nächste Brutzelle bildet.
LEBEN IN DER WOHNGEMEINSCHAFT – KOMMUNALE BIENEN
Eine Vorstufe zum sozialen Verband findet sich unter anderem bei einigen Vertretern aus der Familie der Andrenidae, so zum Beispiel bei der Sporn-Zottelbiene (Panurgus calcaratus) oder einigen Sandbienenarten. Diese kommunalen Bienen zeigen in ihrem Sozialverhalten große Ähnlichkeiten mit Solitärbienen – alle Weibchen sind fruchtbar, alle erledigen die Brutvorsorge im Alleingang. Allerdings werden die Brutzellen in einem gemeinsamen Nest angelegt, das sich zwei oder mehrere Weibchen einer Generation teilen. Einer der Vorteile dieser Wohngemeinschaft, in der die Bienen fast immer einen gemeinsamen Eingang benutzen, ansonsten aber ihren eigenen, autarken Bereich bewohnen, zeigt sich im Fall einer Bedrohung durch artfremde Eindringlinge: Im Nest anwesende Bienen verteidigen dann nicht nur ihre eigene Brut, sondern auch automatisch die ihrer Mitbewohnerinnen.
Nach dem Begattungsakt – hier am Beispiel von Mauerbienen – macht sich das Weibchen sofort an die aufwendige Brutvorsorge.
Solitäre Bienen wie die Blattschneiderbiene zeichnen sich dadurch aus, dass die Weibchen ihre Nester allein errichten und auch bei der Versorgung ihrer Brut auf sich selbst angewiesen sind.
GEMEINSCHAFTLICHES LEBEN MIT ARBEITSTEILUNG – SOZIALE BIENEN
Bei allen sozialen Bienenarten, die Staaten bilden, unterscheiden wir eine auf dem Prinzip der Arbeitsteilung beruhende Differenzierung in drei Wesen: Es gibt eine – optisch meist hervorstechende – Königin und viele Arbeiterinnen, die sich um die Brut kümmern, Nahrung beschaffen und den Nestausbau und -schutz übernehmen. Aus unbefruchteten Eiern entstehen später wiederum männliche Drohnen, die sich weder an der Nahrungssuche noch am Nestausbau beteiligen.
Doch auch dieses Gemeinschaftsleben kennt durchaus unterschiedliche Entwicklungsstufen. So sprechen wir beispielsweise von primitiv-eusozialen Gemeinschaften (eu = griech.: gut, wohl), wenn die eigentliche Nestgründung samt Eiablage und Proviantansammlung von einem einzelnen Weibchen durchgeführt wird. Mit dem Schlüpfen der ersten Tochtergeneration wird jedoch diese an Solitärbienen erinnernde Lebensweise durch arbeitsteiliges Gemeinschaftsleben mit engen Bindungen abgelöst, wobei in aller Regel kein Futteraustausch zwischen den erwachsenen Bienen stattfindet. Die Lebensdauer der primitiv-eusozialen Staaten ist meist auf die Zeit von Frühjahr bis Herbst beschränkt, denn mit dem Ausschwärmen geschlechtsreifer Männchen und Weibchen zerfällt die alte Ordnung, und alle Bienen der Gemeinschaft – abgesehen von den befruchteten Jungköniginnen – sterben. Die wichtigsten Repräsentanten dieser primitiv-eusozialen Lebensweise sind Hummeln.
Den höchsten Grad in der Entwicklung ihres Sozialverhaltens haben unbestritten die Honigbienen erreicht. Ihre hoch-eusoziale Lebensweise ist die Grundlage für das Bestehen von Kolonien, die in ihrer Komplexität und Organisationsweise eine unendliche Faszination ausüben.
Mit dem Schlüpfen der ersten Tochtergeneration entsteht eine arbeitsteilige Lebensgemeinschaft, deren Lebensdauer auf ein Jahr begrenzt ist.
Die bekanntesten Vertreter der primitiv-eusozialen Lebensweise sind Hummeln. Bei der Nestgründung, dem Sammeln von Proviant und der Versorgung der Brut ist das Weibchen komplett auf sich alleine gestellt.
Die Düsterbiene zählt zu den Brutschmarotzern. Die Weibchen suchen meist die Nester der Löcherbiene auf und legen ihre Eier in dem dort vorhandenen Futterbrei ab. Die Larve der Düsterbiene schlüpft vor der Wirtslarve, tötet sie und ernährt sich von dem Pollen-Nektar-Vorrat.
UNGEBETENE GÄSTE – PARASITISCHE BIENEN
Ob Solitärbienen, kommunale oder soziale Bienen – alle diese Bienen verbindet ein wesentliches Merkmal: Die Weibchen legen eigene Nester samt Proviant für ihre Brut an, unabhängig davon, ob sie dies im Alleingang oder gemeinschaftlich tun oder ob sie dafür bereits angelegte Hohlräume nutzen. Dieses Verhalten trifft bei Weitem nicht auf alle Weibchen zu. Im Gegenteil: Je nach Region macht der Anteil parasitischer Bienen, die auch als Kuckucksbienen bezeichnet werden, bis zu 25 Prozent aus. Sie sind in allen Bienenfamilien zu finden, oft schmarotzen sie bei verwandten Arten. Das zeigt sich zum Beispiel bei Trauerbienen (Melecta), die bei Pelzbienen (Anthopora) schmarotzen. Beide Gattungen zählen zur Familie der Apidae. Im Frühjahr, wenn die Pelzbienen ihre Nester an lehmigen Steilwänden, vegetationsarmen Bodenstellen oder in Totholz angelegt haben und die Eiablage erfolgt ist, suchen die Trauerbienen nach einem geeigneten Moment, um in die Nester einzudringen und in bereits verschlossene Brutzellen ihre eigenen Eier abzulegen. Die Larve frisst nach dem Schlüpfen zunächst das Wirtsei, bedient sich dann der angelegten Vorräte und überwintert auch in der Brutzelle. Ganz offensichtlich weiß die Pelzbiene um die Gefahr, die von außen in Gestalt von Kuckucksbienen droht, denn nicht selten finden sich im Eingangsbereich der Nester Brutzellen, die mit nur wenig Proviant angereichert sind und in denen keine Eiablage erfolgt ist. Selbst wenn die parasitische Biene hier ihre Eier ablegt, wird die Brut der Wirtin dadurch nicht gefährdet – ein cleveres Täuschungsmanöver.
Die Weibchen parasitischer Arten haben trotz aller Unterschiede im Hinblick auf Form und Farbgebung ein gemeinsames Merkmal. Sie verfügen im Gegensatz zu ihren solitär, kommunal oder sozial lebenden Verwandten über keine Sammelvorrichtungen und haben meist ein nur sehr spärliches Haarkleid. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Da sie keinerlei Brutvorsorge betreiben, also auch keinen Proviant sammeln müssen, sind diese anatomischen Voraussetzungen entsprechend zurückgebildet.
Honig entsteht, indem Bienen den Nektar von Blütenpflanzen mit körpereigenen Stoffen anreichern und in Waben speichern. Wichtig ist hierbei, dass die Biene dem Nektar ihren Speichel und damit Enzyme hinzufügt. Im Bienenstock findet die Reduzierung des Wassergehalts statt, wodurch der Honig eingedickt wird.
Die Hornissen und die Bienen
Am Werke kann den Meister man erkennen.
Ein paar Honigwaben waren herrenlos; Hornissen
hatten sie an sich gerissen,
doch auch die Bienen wollten sie ihr eigen nennen.
Vor eine Wespe kam der Streit, die sollt' ihn schlichten;
allein es ward ihr schwer, nach Fug und Recht zu richten.
Die Zeugen sagten, daß sie um die Wabe her
geflügeltes Getier, das braun und länglich wär'
und summte, oft bemerkt. Das sprach wohl für die Bienen;
jedoch was half's, da die Kennzeichen ungefähr
auch den Hornissen günstig schienen?
Die Wespe wußte nun erst recht nicht hin und her,
und sie beschloß – die Sache wirklich aufzuklären –,
der Ameisen Meinung anzuhören.
Umsonst! Denn alles blieb, wie's war.
»Auf diese Art wird's nimmer klar!«
sprach eine Biene, eine weise.
»Sechs Monde schleppt sich schon der Streit im alten Gleise,
und wir sind weiter um kein Haar.
Will sich der Richter nicht beeilen,
verdirbt der Honig mittlerweilen.
Am Ende frißt der Bär ihn gar!
Erproben wir jetzt drum ohn' Advokatenpfiffe
und ohne Krimskrams der Juristenkniffe
nur durch die Arbeit unsre Kraft!
Dann wird sich's zeigen, wer von uns den süßen Saft
in schöne Zellen weiß zu legen.«
Durch der Hornissen Weig'rung war
gar bald ihr Unrecht sonnenklar.
Der Bienen Schar gewann den Streit von Rechtes wegen.
O würde jeder Streit doch nur auf diese Art
entschieden und, wie man im Morgenlande richtet,
nach dem Buchstaben nicht, nein, nach Vernunft geschlichtet!
Was würd' an Kosten dann gespart,
statt daß mit endlosen Prozessen
man jetzt uns zur Verzweiflung treibt!
Wozu? Die Auster wird vom Richter aufgegessen,
während uns die Schale bleibt.
JEAN DE LA FONTAINE: FABELN
Am Ende des fünften und letzten Larvenstadiums verpuppt sich die Hornissenlarve und verschließt zugleich die Zelle mit einem dichten Geflecht aus Fäden.
Knapp 70 Hummelarten sind auf dem europäischen Kontinent beheimatet, doch neueste Studien zeigen, dass ein Viertel dieser Arten vom Aussterben bedroht ist. Nahrungsmangel aufgrund intensiver Landwirtschaft, Klimawandel und der Einsatz von Chemikalien machen den pelzigen Bestäubern ebenso zu schaffen wie den Honigbienen.
Sympathische Brummer–Hummeln
Die Sympathie des Menschen den Tieren gegenüber scheint zuweilen ungerecht verteilt. Das zeigt sich auch im Vergleich von Wespen und Hummeln. Während Erstere gemeinhin mit den Attributen »lästig«, »aggressiv«, »unnütz« versehen werden, treibt der Anblick von Hummeln nicht selten ein wohlwollendes Lächeln in das Gesicht des Betrachters. Vielleicht liegt es an dem überaus friedfertigen Wesen dieser Tiere, vielleicht an ihrer knubbeligen, pelzigen Erscheinung oder aber an dem tiefen, sonoren Brummton, den sie von sich geben. Tatsache ist: Hummeln kennt jeder, Hummeln mag (fast) jeder.
Aller Sympathie zum Trotz ist es um die Artenvielfalt von Bombus, so der wissenschaftliche Name, nicht gut bestellt – und das fällt bei weniger als 300 weltweit vertretenen Arten schwer ins Gewicht. Alpenhummeln (Bombus alpinus) und Berghummeln (Bombus mesomelas) gelten in Deutschland bereits als ausgestorben, Samthummeln (Bombus confusus), Deichhummel (Bombus distinguendus), Mooshummeln (Bombus muscorum) und Obsthummel (Bombus pomorum) sind in ihren Beständen stark gefährdet und werden auf der Roten Liste bedrohter Tierarten geführt. Der Populationsrückgang insbesondere langrüsseliger Hummelarten ist deshalb besorgniserregend, da sie als Bestäuberinsekten unschätzbaren Dienst leisten. Das liegt nicht zuletzt an ihrer robusten Art: Hummeln bevorzugen zwar gemäßigte Klimazonen, sind aber bei der Pollen- und Nektarsuche alles andere als zimperlich. Niedrige Temperaturen, auf die Honigbienen empfindsam reagieren, hindern Hummeln ebenso wenig am Verlassen des Nestes wie extreme Luftbedingungen: So sind Bombus-Arten selbst auf dem Mount Everest in Höhen von über 5500 Metern bei der Arbeit zu beobachten.
Hummeln sind, sofern es sich nicht um parasitische Kuckuckshummeln handelt, soziale Insekten mit Staatenverband. Die Voraussetzung zur Gründung eines Staates wird im Herbst mit der Begattung von Jungköniginnen eingeleitet, die sich bald darauf ins Erdreich eingraben oder unter Moose und Graslagen kriechen und dort überwintern. Sofern sie die kalte Jahreszeit überleben, kommen sie zwischen Anfang März und Ende April wieder ans Tageslicht, gehen direkt auf Nahrungssuche und erkunden dabei bereits geeignete Nistplätze. Manche Arten halten Ausschau nach vorhandenen Hohlräumen unter der Erde – zum Beispiel Maus- oder Maulwurfsgänge, die nach Bedarf erweitert werden –, andere errichten ihr Nest überirdisch in Moospolstern und Grasbüscheln, Felsspalten und Löchern im Mauerwerk. Ist ein geeigneter Standort gefunden, legt das auf sich allein gestellte Hummelweibchen innerhalb des Nestes einen sogenannten Honigtopf an. Hierbei handelt es sich um zwei Zentimeter große, oben geöffnete Behälter, die mit Blütennektar als Larvenproviant gefüllt sind. Pollen und Nektar, die mit Drüsensekreten zu »Bienenbrot« fermentiert werden, bilden wiederum die Unterlage für einen Wachsring, in den mehrere Eier gelegt werden. Rund drei Wochen nach der Eiablage schlüpft die erste Generation weiblicher Arbeiterinnen, die aufgrund einer Pheromonabsonderung der Königin alle unfruchtbar sind. Ab jetzt gleicht das Leben der Hummeln dem der Honigbienen: Die Arbeiterinnen sind mit Zellenbau, Nahrungssuche, Brutversorgung sowie Klimatisierung und Verteidigung des Baus beschäftigt. Die Königin hat ihren solitären Status verloren, wird von einem Hofstaat versorgt und kümmert sich fortan um die Eiproduktion und die Erhaltung des Staates, der auf bis zu 1000 Tiere anwachsen kann. Frühestens im Hochsommer schlüpfen geschlechtsreife Hummeln, zunächst Männchen aus unbefruchteten Eiern, dann begattungsfähige Weibchen. Wenn sie das Nest dauerhaft verlassen, beginnt der Untergang des Hummelstaats. Es mangelt an Arbeiterinnen und die Königin selbst gibt nicht mehr genug Pheromone ab, um die verbliebenen Arbeiterinnen an der Ablage eigener Eier zu hindern. Dadurch zerbricht die alte, auf einer klaren Aufgabenteilung bestehende Ordnung. Die Weibchen konkurrieren fortan untereinander in dem Bestreben, möglichst viele eigene Nachkommen zu produzieren. Von diesem Kampf bleibt auch die Königin nicht verschont: Sie wird von Arbeiterinnen aus dem Nest verstoßen oder getötet. Auch die unbefruchteten Weibchen sterben, wie die Drohnen, noch vor Einbruch des Winters. Allein die befruchteten Jungköniginnen haben eine Chance, das kommende Frühjahr zu erleben und einen neuen, einjährigen Hummelstaat zu gründen.
Die Hummel gehört zu den staatenbildenden Insekten. Je nach Art bilden neben der Königin zwischen 50 und maximal 1000 Bewohner den einjährigen Hummelstaat. Die Mehrzahl der Tiere sind Arbeiterinnen, daneben besteht das Volk aus Drohnen und Jungköniginnen.