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Kitabı oku: «Die Schlucht», sayfa 17

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Raiski lachte hell auf.

»Warum lachst du? Was ich sage, ist doch sehr vernünftig. Wie würde sich deine alte Tante freuen! Dann würdest du die Spitzen und das Silberzeug nicht verschenken: würdest sie selbst brauchen können . . .«

»Und wenn ich nun nicht heirate und die Spitzen nicht brauche, dann darf ich sie doch an Wjerotschka und Marsinka verschenken, nicht wahr? Ja oder nein?«

»Du fängst schon wieder damit an!« versetzte die Großtante.

»Ja, und wenn Sie dagegen sind, verschenk’ ich sie an Fremde: das ist jetzt abgemacht, darauf gebe ich Ihnen mein Wort . . .«

»Hört doch – sogar sein Wort gibt er darauf!« sagte die Großtante unruhig, immer noch in ihren Entschließungen schwankend. »Sein Eigentum wegzugeben! Ein Sonderling, ein ganz merkwürdiger Mensch! An dir scheint wirklich Hopfen und Malz verloren! Was hast du eigentlich getrieben in all den Jahren? Wie hast du gelebt? Wer bist du eigentlich, um Gottes willen? Alle anderen sind Menschen – und du? Jetzt hat er sich gar noch den Vollbart stehen lassen! Mach’, daß er herunterkommt, ich kann dich so nicht sehen!«

»Wer ich bin, Tantchen?« wiederholte er laut. »Ich bin der unglücklichste aller Sterblichen!«

Er versank in Nachdenken und lehnte den Kopf gegen das Diwankissen zurück.

»Sag’ das niemals!« unterbrach ihn die Großtante ängstlich. »Das Schicksal könnte es hören und dich strafen: du könntest wirklich unglücklich werden! Sei stets zufrieden, oder stell’ dich wenigstens so!«

Sie sah sich ängstlich um, als stände das Schicksal hinter ihrem Rücken.

»Unglücklich!« wiederholte sie. »Und worin besteht denn dein Unglück? Du bist gesund, bist begabt, hast dein eigenes Besitztum – da, sieh nur hinaus, Gott sei Dank!« – sie wies mit dem Kopfe durchs Fenster. »Was willst du eigentlich noch: willst du erst eins mit dem Pfahl übern Schädel haben?«

Marsinka lachte, und Raiski lachte mit ihr.

»Was heißt das: mit dem Pfahl?«

»Das heißt, daß der Mensch sein Glück nicht fühlt, bis er den Pfahl zu spüren bekommt,« sagte sie und sah ihn scharf durch ihre Brille an. »Ordentlich muß er eins über den Schädel haben, dann weiß er, daß er im Glück ist, und daß das bescheidenste Glück immer noch besser ist, als solch ein Hieb über den Schädel.«

»Praktische Bauernweisheit,« dachte Raiski im stillen.

»Sie haben recht, Tantchen, so mag’s im Leben sein!« sagte er. »Sie sind eine Philosophin.«

»Nun, siehst du – und du bist klug und gelehrt und hast das nicht gewußt!«

»Wollen wir uns also wieder vertragen?« sagte er und stand vom Diwan auf. »Sie übernehmen wieder dieses Fleckchen hier . . .«

»Kein Fleckchen ist’s, sondern ein Gut, dein Stammgut!« unterbrach sie ihn fast heftig.

»Sie willigen ein, daß all der alte Kram und Plunder diesen lieben kleinen Mädchen gehören soll . . . Ich bin ein Proletarier, ich brauche nichts, und sie werden einmal ihr eigenes Haus haben. Wenn Sie Ihre Zustimmung nicht geben, mache ich eine Stiftung zum besten unserer Schulen . . .«

»Was? Den Schuljungen willst du es geben? Niemals! Diese frechen Bengel sollen es bekommen? Wieviel Äpfel haben die uns schon aus dem Garten gestohlen!«

»Greifen Sie rasch zu, Tantchen! Sie werden doch auf die alten Tage dieses Nest nicht verlassen? . . .«

»Alter Kram! Plunder! Allein für zehntausend Rubel Silberzeug, Wäsche und Kristall – und das nennt er Plunder!« knurrte die Großtante.

»Tantchen,« bat nun Marsinka – »ich möchte den Blumengarten und mein grünes Zimmer, und dann noch diese sächsischen Tassen mit dem Hirtenknaben, und das Tischzeug mit der Diana . . .«

»Wirst du wohl schweigen, unverschämtes Ding! Dann wird man noch sagen, wir sind Bettelweiber, haben eine arme Waise ausgeplündert!«

»Wer wird das sagen?« fragte Raiski.

»Alle werden es sagen! Vor allem Nil Andreitsch – der wird uns schön den Kopf waschen!«

»Was für ein Nil Andreitsch?«

»Na, der Gerichtspräsident! Weißt du noch, wie wir ihn damals, als du das letzte Mal hier warst, besuchten und nicht antrafen? Und nachher war er aufs Land gefahren, du hast ihn überhaupt nicht kennengelernt. Jetzt mußt du ihn aber unbedingt besuchen: alle Welt achtet ihn und fürchtet sich vor ihm, obschon er bereits verabschiedet ist . . .«

»Der Teufel soll ihn holen! Was geht er mich an?« sagte Raiski.

»Ach, Boris, Boris – wie kannst du nur so reden!« sprach die Großtante fast andächtig. »Ein so geachteter Mann . . .«

»Warum ist er denn so geachtet?«

»Er ist ein so ehrwürdiger, ernster Greis, und er hat einen Stern!«

Raiski mußte lachen.

»Warum lachst du?«

»Was verstehen Sie unter ›ernst‹?« fragte er.

»Er spricht so verständig, so lebensklug, er singt nicht: ti ti ti oder ta ta ta. Und so streng ist er: alles Unrecht verurteilt er! Das nenne ich ernst.«

»Alle diese ernsten Leute sind entweder große Esel oder Heuchler,« versetzte Raiski. »Lebensklug soll er sein – war er denn selbst so klug im Leben?«

»Und ob! Ein Vermögen hat er erworben, ist etwas geworden, ein Mensch . . .«

»Manch einer denkt bei uns, er sei ein Mensch geworden, und in Wirklichkeit ist er nur ein Schwein geworden . . .«

Marsinka lachte laut auf.

»Ich liebe das nicht, ich liebe das nicht, wenn du so keck von jemandem redest!« versetzte die Großtante ärgerlich. »Was bist du denn geworden – sag’ mal, mein Lieber! Nicht Fisch noch Fleisch bist du! Und Nil Andreitsch ist doch ein Mensch, den alle Welt respektiert, was man auch sagen mag! Wenn er hört, daß du mit deinem Eigentum so leichtsinnig umgehst, wird er dich schön abkanzeln! Und auch mir wird er gehörig den Kopf waschen, wenn ich zu deinen Einfällen ja sage: du bist doch eine Waise . . .«

»Sagten Sie mir nicht einmal, er hätte seine Nichte betrogen und die Staatskasse bestohlen? Und der wird mich abkanzeln?«

»Schweig davon, schweig!« fiel ihm die Großtante ängstlich ins Wort. »Denk an das Sprichwort: Meine Zunge ist mein Feind, sie wurde vor meinem Verstande geboren!«

»Bin ich ein kleiner Junge, daß ich mein Eigentum nicht geben darf, wem ich will? Und nun gar meinen Verwandten? Ich selbst brauche es nicht,« fuhr er fort, »folglich ist es doch nur recht und verständig, wenn ich es anderen gebe, die es besser brauchen können!«

»Und wenn du heiratest?«

»Ich heirate nicht!«

»Wie kannst du das wissen? Wenn du die Richtige triffst. . . Hier ist zum Beispiel ein reiches Mädchen . . . ich schrieb dir davon . . .«

»Ich brauche keinen Reichtum!«

»Er braucht keinen Reichtum: was für Unsinn! Aber eine Frau brauchst du doch?«

»Auch eine Frau brauche ich nicht.«

»Wieso denn nicht? Wie willst du denn leben – so, ohne Frau?« fragte sie ungläubig.

Er lachte, erwiderte jedoch nichts auf ihre Frage.

»Es ist höchste Zeit, Boris Pawlowitsch,« sagte sie. »Da, an den Schläfen, schimmert es schon ziemlich stark! Willst du, daß ich dir eine Braut verschaffe? Ein hübsches Mädchen, und so wohl erzogen!«

»Ich will sie aber nicht, Tantchen!«

»Ich scherze nicht,« versetzte sie. »Die Sache geht mir schon lange im Kopfe herum.«

»Auch ich scherze nicht – es ist mir nie in den Sinn gekommen, zu heiraten.«

»Du mußt sie wenigstens kennenlernen.«

»Auch das mag ich nicht.«

»Heiraten Sie doch, lieber Bruder!« warf Marsinka ein.

»Ich würde Ihre Kinder warten . . . ich habe Kinder so gern!«

»Und du, Marsinka, willst du nicht heiraten?«

Sie errötete.

»Sag’ mir die Wahrheit – ins Ohr sag’ sie mir!« flüsterte er.

»Ja . . . manchmal denk’ ich daran.«

»Manchmal? Wann ist denn das?«

»Wenn ich Kinder sehe: ich liebe sie so . . .«

Raiski lachte, nahm ihre beiden Hände und sah ihr gerade in die Augen. Sie wurde rot und wandte sich bald nach der einen, bald nach der anderen Seite, um seinem Blicke nicht zu begegnen.

»Ja, hör’ nur auf sie: sie wird dir schon recht etwas vorschwatzen!« bemerkte die Großtante, die auf das Geplauder der beiden lauschte, während sie ihre Hefte samt der Rechenmaschine wegräumte. »Das reine Kind: was sie im Sinne hat, muß auch gleich auf die Zunge!«

»Ich habe Kinder sehr lieb,« begann Marsinka, ein wenig verwirrt, sich zu verteidigen. »Ich beneide Nadeschda Nikitischna: sie hat sieben Stück! Wohin man sich wendet, überall Kinder. Ist das eine Lust! Ich möchte recht viel solche Brüderchen und Schwesterchen haben, oder wenigstens fremde Kinder. Dann würde ich meine Vögel, meine Blumen, meine Musik – alles würde ich lassen und mich nur um die kleinen Kerlchen kümmern. Der eine tobt herum – der muß in die Ecke gestellt werden! Der will sein Süppchen, jener schreit, noch einer prügelt sich mit den anderen; heute muß einer geimpft werden, morgen müssen seinem Schwesterchen die Ohren durchstochen werden, und dort ist ein ganz Kleines, das erst gehen lernen soll . . . Kann’s etwas Lustigeres geben? Kinder sind so lieb, so graziös von Natur, so drollig, so reizend und gut.«

»Es gibt doch auch häßliche Kinder,« sagte Raiski – »hast du auch die lieb?«

»Kranke Kinder gibt’s wohl,« sagte Marsinka ernst – »aber häßliche Kinder gibt es nicht! Ein Kind kann nicht häßlich sein, es ist noch nicht verdorben.«

Alles das sagte sie mit so viel Eifer, fast leidenschaftlich, und ihre wohlgebildete, volle Brust wogte dabei unter dem Musselin.

»Das Ideal einer Gattin und Mutter! Marsinka, liebes Schwesterchen! Wie glücklich wird dein Mann einmal sein!«

Sie setzte sich verschämt in eine Ecke.

»Immer muß sie mit Kindern zusammen sein – nicht wegzubringen ist sie, wenn sie einmal hier sind,« bemerkte die Großtante. »Das ist dann ein Lärm, ein Spektakel, daß man Reißaus nehmen muß!«

»Hast du denn auch schon auf jemanden ein Auge?« fuhr Raiski fort. »Hast du schon einen Bräutigam?«

»Was fällt dir ein, mein Lieber? Was redest du da? Wie kann sie ohne meine Erlaubnis ans Heiraten denken?«

»Was – nicht einmal daran denken darf sie, ohne daß Sie es erlauben?«

»Natürlich nicht!«

»Aber das ist doch ihre Sache!«

»Nein, nein, nicht ihre Sache ist es, sondern Sache der Tante,« versetzte Tatjana Markowna. »Solange ich am Leben bin, bedarf sie meiner Erlaubnis.«

»Aber warum denn das?«

»Was?«

»Nun, diese Abhängigkeit – daß Marsinka nicht einmal jemanden liebgewinnen darf, ohne Sie zu fragen!«

»Wenn sie heiratet, darf sie ihren Mann liebhaben.«

»Wie denn? Heiraten – und dann lieb gewinnen? Umgekehrt, wollten Sie sagen: erst liebgewinnen und dann heiraten!«

»So! So! Das mag bei euch dort so sein,« sagte die Großtante geringschätzig. »Wir sehen uns hier den Mann erst an, prüfen ihn gehörig, essen erst einen Scheffel Salz mit ihm – dann bekommt er das Mädchen!«

»Die Mädchen dürfen also hier bei Ihnen noch immer nicht selbst heiraten, sondern werden verheiratet! Ach, Tantchen, hat denn das Sinn?«

»Bring ihr nur deine Ideen nicht bei, Borjuschka, wenn ich dich bitten darf! . . . Deine verstorbene Mutter hat auch so gedacht . . . und ist vorzeitig ins Grab gestiegen!«

Sie seufzte und versank in Nachsinnen.

»Nein, das muß alles anders werden!« dachte Raiski für sich. »Nicht einmal in der Liebe geben sie Freiheit! Welche Rückständigkeit! Und dabei sind es doch gute, liebe Menschen! Aber wieviel Nebel, wieviel Finsternis ist noch in ihren Köpfen!« – Und dann wandte er sich an Marsinka und sagte: »Ich werde dich schon aufklären, Schwesterchen! . . . Sehen Sie doch, Tantchen,« fuhr er, zu Tatjana Markowna gewandt, fort – »dieses Häuschen hier, mit allem, was drum und dran ist, scheint wie für Marsinka eingerichtet! Nur für die Kinder wären noch Räume zu beschaffen. Hab’ keine Angst vor der Tante, Marsinka, immer liebe du! Und Sie, Tantchen, wollen ihr verbieten, das hier als Geschenk anzunehmen!«

»Nun, schon gut, schon gut – wir werden ja sehen!« sagte die Großtante. »Wenn du selbst nicht heiratest, dann kannst du ja tun, was du willst, gib ihr meinetwegen auch die Spitzen als Hochzeitsgeschenk. Nur, daß niemand etwas davon erfährt, am wenigsten Nil Andreitsch . . . Ganz in aller Stille . . .«

»Wie denn? Eine anständige, vernünftige Handlung darf hier nur in aller Stille vor sich gehen? Wie lange sollen wir denn noch so leben wie die Eulen, uns vor dem Tageslicht fürchten und auf die Eulenweisheit eines Nil Andrejewitsch hören? . . .«

»Pst! Pst! Pst!« machte die Großtante. »Wenn er das hören würde! Er ist doch ein alter, wohlverdienter und vor allem so ernster Mann! Wir beide kommen nicht zusammen, seh’ ich – sprich dich mit Tit Nikonytsch aus! Er wird heut’ bei uns zu Mittag essen,« fügte Tatjana Markowna hinzu. Im stillen aber dachte sie: »Wirklich ein Sonderling, ein ganz merkwürdiger Mensch! Vor nichts hat er Respekt, kein Mensch imponiert ihm! Sein Gut verschenkt er, ernsthafte Leute nennt er Dummköpfe und sich selbst einen Unglücklichen! Ich bin neugierig, wie das weiter wird!«

Drittes Kapitel

Raiski nahm seine Mütze und schickte sich an, in den Garten zu gehen. Marsinka hatte sich erboten, ihm die ganze Wirtschaft zu zeigen: ihr Gärtchen und den großen Garten, die Gemüsebeete, den Park, die Lauben.

»Nur in den Wald fürcht’ ich mich zu gehen,« sagte sie; »den Abhang hinunter geh ich nie, dort unten in der Schlucht ist es so einsam, so unheimlich. Wenn Wjerotschka kommt, wird sie mit Ihnen hingehen.«

Sie band ein leichtes Tuch um den Kopf, nahm ihren Sonnenschirm und schwebte wie eine Sylphe zwischen den Blumenbeeten dahin. Frohsinn leuchtete aus ihren graublauen Augen, Gesundheit und Frische strahlte aus ihren Zügen, und in dem leichten, durchsichtigen Gewand erschien sie inmitten dieser Blumen, dieser Sonnenstrahlen und der ganzen bunten Frühlingspracht selbst wie ein Regenbogen der Freude.

Boris sah das alles und hatte bereits ein Bild von ihr in seiner Vorstellung fertig; und auch sich selbst sah er neben ihr, so nachdenklich, schwerfällig. Es schien ihm, daß er nicht hineingehöre in dieses Bild – er hätte jung sein müssen, und frisch und lebhaft, mit demselben lebensfrohen Glanze in den Augen, denselben geschmeidigen Bewegungen wie sie.

Er hätte sie am liebsten ganz unparteiisch, als Künstler sehen und auffassen mögen, sie ganz allein, ohne seine eigene Gestalt. So sah er beispielsweise die Großtante ganz künstlerisch objektiv, in greisenhafter Schönheit, als lebendige, in sich geschlossene Gestalt, die er in aller Ruhe anschauen und wiedergeben konnte. Mit Marsinka hingegen wollte ihm das nicht gelingen, es wurde ihm schwer, sie so in künstlerischer Konzeption zu erfassen. Er sah sie in lebhafter, harmonischer Bewegung um sich herschweben, und der Garten erschien ihm schön, weil sie darin war. Sie ging von Beet zu Beet, musterte die Sträucher, die Blumen, hob da und dort ein Blütenköpfchen empor und zeigte es ihm.

»Diese Rose hier war vorgestern noch eine Knospe,« sagte sie und sah fast triumphierend auf die Blüte, die sie vorsichtig emporhob. »Sehen Sie nur, wie sie aufgeblüht ist!«

»Ganz wie du selbst!« sagte er.

»Ich danke, eine schöne Rose bin ich!«

»Du bist schöner als sie!«

»Riechen Sie doch, wie sie duftet!«

Er sog den Duft der Blume ein und ging dann weiter hinter Marsinka her.

»Diese Margueriten müssen begossen werden, und die Päonien auch,« rief sie und war schon in einer anderen Gartenecke, wo sie aus einer Tonne Wasser schöpfte. Voll Grazie trug sie die Gießkanne herbei, begoß die Sträucher und achtete sorgfältig darauf, daß jede Blume ihr Teilchen abbekam.

»In Petersburg blüht noch nicht einmal der Flieder!« sagte Raiski.

»Wirklich? Und bei uns ist er schon verblüht, jetzt fangen die Akazien an zu blühen. Wenn doch bald die Linden zur Blüte kämen – dieser Duft! Das ist für mich immer eine Festzeit!«

»Wieviel Singvögel es hier gibt!« sagte er und lauschte auf das Zwitschern und Pfeifen, das von den Zweigen klang.

»Wir haben hier auch Nachtigallen – dort, im Hain! Auch meine Vögel sind hier gefangen,« sagte sie. »Hier im Garten sind meine Beete: die habe ich selbst umgegraben. Dort sind Melonen gepflanzt, und da drüben wachsen Artischocken, Blumenkohl . . .«

»Wollen wir nicht nach dem Absturz gehen, Marsinka? Einen Blick auf die Wolga werfen?«

»Gehen wir, doch wage ich mich nicht zu nahe heran, ich fürchte mich. Es schwindelt mir. Und dann liebe ich diese Stelle auch nicht. Übrigens muß ich eilen, Tantchen sagte ja, ich solle das Mittagessen besorgen! Ich bin hier nämlich die Haushälterin, ich habe die Schlüssel vom Silberzeug und von der Vorratskammer. Ich lasse für Sie eingemachte Kirschen herausstellen – Wassilissa meinte, die äßen Sie so gern . . .«

Er dankte ihr mit einem Lächeln.

»Und was wollen Sie zu Mittag essen?« fragte sie. »Die Tante möchte Sie recht großartig bewirten.«

»Ich habe doch schon zu Mittag gegessen! Höchstens zum Abendbrot . . .«

»Wie denn? Vorher wird doch noch gevespert! Da gibt’s Tee oder saure Milch. Essen Sie gern frischen Käse, mit Sahne vielleicht? . . .«

»Ja, den esse ich ganz gern,« antwortete Raiski zerstreut.

»Oder wollen Sie lieber saure Milch?«

»Ja, saure Milch . . .«

»Was ziehen Sie also vor?« fragte sie, und als er keine Antwort gab, wandte sie sich um, um zu sehen, was seine Aufmerksamkeit von der Unterhaltung abzog.

Er aber beobachtete gerade, wie sie, über einen Graben hinwegschreitend, ihr Kleid samt dem gestickten Unterrock emporhob, und wie unter dem Kleide die runde, pralle Wade in dem weißen Strumpf und der in einem eleganten, mit rotem Saffian verzierten Lackschuh steckende zierliche Fuß zum Vorschein kam.

»Lackschuhe – ei!« sagte er. »Du putzst dich wohl gern, Marsinka?«

Er dachte, sie würde verlegen werden, und freute sich schon darauf, zu sehen, wie sie ganz verwirrt und beschämt das Kleid herunterlassen würde. Statt dessen jedoch hob sie den Rock noch etwas höher empor, damit er den Schuh ganz genau betrachten könnte.

»Die haben wir neulich mit Tantchen auf dem Jahrmarkt gekauft,« sagte sie unschuldig. »Auch Wjerotschka hat ein Paar bekommen, die sind aber lila, sie liebt diese Farbe sehr. Was wollen Sie also zu Mittag essen? Sie haben noch nichts gesagt!«

Er hörte jedoch nicht auf sie.

»Du brauchst keine Verschämtheit zu heucheln, du liebes Kind!« dachte er im stillen. Und laut fügte er dann hinzu:

»Ich mag nichts essen, Marsinka. Reich’ mir den Arm, wir wollen zur Wolga gehen!«

Er preßte ihren Arm an seine Brust und fühlte, wie sein Herz heftig schlug, als es so die Nähe dieses naiven, holden Kindes fühlte, das ihm zugleich als liebende Schwester und als frisch erblühende junge Schönheit erschien. Er hegte Befürchtungen, ob er wohl standhaft genug sein würde, sie mit dem bloßen Künstlerauge zu schauen, oder ob er, wie gewöhnlich, dem »Eindruck« erliegen würde.

Vor seinen Augen schwebte das Ideal einer reinen, einfachen Natur, und in seiner Vorstellung formte sich das Bild eines stillen Familienromans, während er zugleich fühlte, daß dieser Roman auf sein eigenes Ich hinübergriff, daß ihm dabei so wohl, so warm ward ums Herz, daß das Leben ringsum ihn mit hineinzog in sein Getriebe . . .

»Singst du, Marsinka?« fragte er.

»Ja . . . ein wenig,« antwortete sie etwas verlegen.

»Was denn?«

»Russische Romanzen; dann habe ich auch etwas italienische Musik getrieben, aber mein Lehrer ist abgereist. Ich singe zum Beispiel ›Una voce poco fa‹, doch fällt es mir nicht leicht. Und Sie – singen Sie auch?«

»Sehr gern, aber mit ungeschulter Stimme.«

»Was denn?«

»Alles.«

Und er sang zuerst eine Arie aus den »Lombarden« und dann einen Marsch aus der »Semiramis« und schwieg hierauf plötzlich.

Er sah ihr in die Augen, drückte ihren Arm und paßte seinen Schritt dem ihrigen an.

»Hier fehlt nichts weiter zum Glück,« dachte er. »Zugreifen, nicht lange in die Ferne schauen – so würde ein anderer an meiner Stelle handeln. Alles ist vorhanden für ein stilles Lebensglück – aber . . . dieses Glück ist nicht das meinige!« Er seufzte. »Die Augen gewöhnen sich – die Phantasie ermüdet – der Eindruck verblaßt, und die Illusion zerplatzt wie eine Seifenblase, ehe sie noch die Nerven tiefer ergriffen hat.«

Er ließ ihren Arm los und wurde nachdenklich.

»Warum sind Sie so schweigsam?« fragte sie. »Nicht ein Wort redet er!« dachte sie im stillen.

»Liest du gern, Marsinka?« fragte er, aus seinem Sinnen erwachend.

»Ja, wenn ich mich langweile, dann lese ich.«

»Was denn?«

»Was mir in die Hand kommt: Erzählungen, oder Tit Nikonytsch bringt uns Journale, dort lese ich die Novellen. Manchmal nehme ich auch eins von Wjerotschkas französischen Büchern vor. Neulich habe ich die ›Helen‹ der Miß Edgeworth gelesen, und dann auch ›Jane Eyre‹. Ein sehr schönes Buch – zwei Nächte lang habe ich nicht geschlafen, sondern immer nur gelesen, gar nicht losreißen konnte ich mich.«

»Welche Art von Büchern liebst du besonders?«

Sie dachte einen Augenblick nach, um die Bücher, die sie gelesen hatte, rasch im Geiste zu gruppieren.

»Sie wollen sich wieder über mich lustig machen, wie vorhin, wegen des Gänschens . . .« sagte sie zögernd.

»Nein, nein, Marsinka! Ich werde mich doch über ein so liebes, hübsches Schwesterchen nicht lustig machen! Denn du bist doch hübsch, nicht wahr?«

»Was ist schon viel Hübsches an mir!« sagte sie in geringschätzigem Tone. »Dick bin ich nur, und habe einen weißen Teint. Da sollten Sie unsere Wjerotschka sehen – die ist hübsch! Eine Schönheit!«

»Was liest du also gern? Gedichte?«

»Ja, Schukowskij, und von Puschkin habe ich neulich ›Mazeppa‹ gelesen.«

»Nun – hat’s dir gefallen?«

Sie schüttelte verneinend den Kopf.

Warum nicht?«

»Die Marja tat mir so leid. Drüben, in Ihrer Bibliothek, habe ich einmal ›Gullivers Reisen‹ gefunden, ich habe das Buch an mich genommen und wohl siebenmal gelesen. Sowie ich’s ein bißchen vergessen habe, lese ich’s wieder. Auch den ›Kater Murr‹, die ›Serapionsbrüder‹ und den ›Sandmann‹ habe ich gelesen, die haben mir sehr gut gefallen.«

»Was gefällt dir sonst noch? Hast du auch ernste Bücher gelesen?«

»Ernste Bücher?« wiederholte sie, und ihr Gesicht nahm dabei selbst eine ernste Miene an. »Ja, ich habe da noch einige von Ihren Büchern liegen, aber ich kann sie nicht recht verdauen . . .«

»Was denn zum Beispiel?«

»Nun, da ist zum Beispiel ein Buch von Chateaubriand: ›Les martyrs‹ . . . Das ist für mich schon gar zu hoch!«

»Nun, und historische Werke?«

»Leontij Iwanowitsch gab mir einmal ein Buch von Michelet, ›Precis de l’histoire moderne‹. Dann die ›Römische Geschichte‹ von Gibbon, glaube ich . . .«

»Nun, wie gefiel dir Gibbon?«

»Ich habe das Werk nicht zu Ende gelesen, es war zu hoch für mich. Das ist etwas für Lehrer, die in diesem Fache unterrichten . . .«

»Nun, und wie sieht’s mit Romanen – liest du die gern?«

»Ja . . . aber nur solche, die mit einer Heirat enden.«

Er lachte, und sie lachte mit ihm.

»Das ist recht albern, nicht wahr?« fragte sie.

»Nein, ich finde es reizend. An dir kann doch überhaupt nichts albern sein.«

»Ich lese immer zuerst das Ende,« fuhr sie, mutiger geworden, fort – »und wenn es traurig ist, lese ich das Buch überhaupt nicht. Den ›Bassurman‹ zum Beispiel habe ich angefangen, aber Wjerotschka sagte mir, daß der Held hingerichtet wird, und da warf ich das Buch gleich auf die Seite.«

»Dann liebst du wohl auch Gribojedows Komödie ›Wissen bringt Schmerz‹ nicht? Auch dort kommt es ja zu keiner Hochzeit!«

Sie schüttelte den Kopf.

»Sophie Pawlowna ist abscheulich,« bemerkte sie – »und Tschazki tut mir leid: weil er verständiger ist als die anderen, muß er leiden!«

Lächelnd hörte er ihr literarisches Gestammel an und sah ihr dabei mit wachsendem Entzücken in die Augen.

»Wir wollen zusammen fleißig lesen,« sagte er, »du hast noch keine ganz klaren Begriffe, und dein Geschmack ist noch unentwickelt. Willst du? Du wirst nach und nach begreifen lernen, wirst das Gelesene kritisieren . . .«

»Sehr gern, aber Sie müssen immer solche Bücher aussuchen, die glücklich enden, mit einer Hochzeit . . .«

»Und natürlich müssen dann auch Kinder kommen?« fragte er neckend. »Und das eine soll sein Süppchen verlangen, das andere muß geimpft werden – nicht wahr?«

»Oh, pfui, wie böse Sie sind! Nicht ein Wort sage ich mehr. . . Alles merken Sie sich, nichts entgeht Ihnen . . .«

»Du wirst dich also nicht verheiraten, ohne die Tante um Erlaubnis zu fragen?«

»Nein!« sagte sie in bestimmtem Tone, fast ein wenig damit prahlend, daß sie nicht imstande sei, eine solche Schandtat zu begehen.

»Warum denn aber nicht?«

Wenn er ein Spieler oder Trinker ist, wenn er nicht häuslich ist oder ein gottloser Mensch, wie Mark Iwanytsch – wie soll ich das erfahren? Und die Tante kommt doch sicher dahinter . . .«

»Ist Mark Iwanytsch denn wirklich gar so gottlos?«

»Der geht niemals in die Kirche!«

»Nun, und wenn solch ein gottloser Mensch oder Spieler dir gefällt? . . .«

»Ganz gleich – ich würde ihn nie heiraten!«

»Und wenn du dich in ihn verliebst? . . .«

»Wie – in einen Spieler, oder in einen Religionsspötter wie Mark Iwanytsch sollte ich mich verlieben? Ist denn das möglich? Ich rede doch nicht einmal mit ihm!«

»Was also die Tante bestimmt, das geschieht?«

»Ja, sie weiß alles besser als ich.«

»Und wann wirst du selbst genügend Bescheid wissen, um danach leben zu können?«

»Wenn . . . ich in reiferen Jahren bin, wenn ich meine eigene Häuslichkeit haben werde, und meine eigenen . . .«

»Kinder?« fiel Raiski ihr ins Wort.

»Meine eigenen Kühe, Pferde, Hühner, meine Leute im Hause . . . und auch meine Kinder, ja . . .« fügte sie errötend hinzu.

»Und bis dahin hat die Tante alles zu bestimmen?«

»Ja. Sie ist klug und gut, und sie weiß alles. Sie ist besser als alle Menschen hier und überhaupt in der ganzen Welt!« fügte sie begeistert hinzu.

Er schwieg, dachte an die Bjelowodowa, an die Gespräche, die er mit ihr gehabt hatte, an die Ähnlichkeit zwischen Marsinka und jener, und suchte zu ergründen, worauf diese Ähnlichkeit und andererseits wiederum der Unterschied in dem Wesen beider beruhe.

Er sah beide nebeneinander im Bilde – jede von ihnen hatte ihre eigene Schönheit, schien ihr eigenes Licht um sich auszustrahlen.

»Was wird wohl dabei herauskommen?« fragte er sich – und beschloß zunächst einmal, Marsinkas Porträt in Öl zu malen. Sie waren bis an den Absturz gekommen. Marsinka blickte ängstlich hinab und wich erschrocken zurück.

Raiski warf einen Blick auf die Wolga, vergaß alles ringsum und stand unbeweglich da, ganz in den Anblick des breit dahinfließenden Stromes vertieft, der seine Fluten weithin über die Ufergelände ergoß.

Die Hochflut war noch nicht ganz verlaufen, das Wasser des Stromes ging noch weit über das flache Ufer hinweg, während es schäumend gegen das andere, steile Ufer schlug und seine Höhen unterspülte. Da und dort sah man Boote auf der Wasserfläche, die sich kaum zu bewegen schienen. Hoch am Himmel schwebten die Wolken über die Landschaft dahin.

Marsinka trat wieder näher an Raiski heran und sah gleichgültig auf die Flußlandschaft, deren Anblick ihr ein längst gewohnter war.

»Diese Boote dort haben Kochgeschirr verladen,« sagte sie, »und das da sind Segelschiffe, die von Astrachan kommen. Und dort die Häuschen, sehen Sie, die ganz von Wasser umgeben sind – in denen wohnen die Barkenknechte. Und da, hinter jenen beiden Hügeln, führt der Weg nach dem Dorfe, in dem Wjerotschkas Freundin, die Popenfrau, wohnt. Wunderschön ist es dort drüben am Ufer! Im Juli fahren wir im Boot nach den Inseln hinüber, um dort Tee zu trinken. Und Blumen gibt es da – eine Unmenge!«

<Raiski schwieg.

»Auch Hasen sind dort in Menge, aber sie werden jetzt ertrunken sein, die armen Tierchen! Ich habe hier auch Kaninchen – die will ich Ihnen gelegentlich zeigen.«

Er stand noch immer schweigend da.

»Wenn der Sommer zu Ende geht, kommen die Boote mit den Wassermelonen,« fuhr sie fort. »Wie viel ihrer da angefahren werden! Wir kaufen nur welche zum Einsäuern; zum Dessert haben wir unsere eigenen, ganz große, bis zu vierzig Pfund schwer. Im vorigen Jahre hatten wir solch eine Riesenfrucht, die ein Pud wog, die hat Tantchen dem Bischof als Präsent verehrt.«

Raiski stand noch immer da und schaute vor sich hin.

»Warum er nur so schweigsam ist?« flüsterte Marsinka vor sich hin.

»Gehen wir dahin!« sagte er plötzlich, während er nach dem Grunde der Schlucht zeigte und ihren Arm nahm.

»Ach nein, nein, ich fürchte mich!« sagte sie und wich zitternd zurück.

»Du fürchtest dich – auch wenn ich mitgehe?«

»Ja, ich fürchte mich!«

»Ich werde dich halten, daß du nicht fällst. Glaubst du dich nicht sicher genug an meiner Seite?«

»O doch, doch, aber ich fürchte mich. Wjerotschka, sehen Sie, die fürchtet sich nicht! Die geht allein dahin, auch wenn es dunkel ist. Dort liegt ein Mörder begraben – aber das macht ihr nichts aus!«

»Und wenn ich dir sagte: Schließ die Augen, gib mir die Hand und komm mit dahin, wohin ich dich führe – würdest du es tun? Würdest du mir die Hand geben und die Augen schließen?«

»Ja . . . ich würde es tun, aber . . . das eine Auge würde ich doch ein ganz klein wenig aufmachen . . .«

»Nun, so versuch’s einmal – schließ die Augen und reich’ mir die Hand! Du wirst sehen, wie sicher und wie vorsichtig ich dich hinunterführen werde – gar keine Furcht wirst du spüren. Nun – vertrau’ dich mir an, schließ ruhig die Augen!«

Sie schloß die Augen, doch so, daß sie ihn sehen konnte, und kaum hatte er ihre Hand ergriffen und einen Schritt vorwärts getan, kaum sah sie, daß er im Abstieg begriffen war und sie selbst am Rande des Abhangs stand, als sie plötzlich sich losmachte und ihm ihre Hand entriß.

»Um nichts in der Welt geh’ ich mit, um nichts in der Welt!« rief sie laut lachend und quiekend. »Kommen Sie, es ist Zeit, daß wir nach Hause gehen! Tantchen wird schon warten. Was soll’s also zu Mittag geben?« fragte sie – »essen Sie gern Makkaroni mit frischen Pilzen?«

Er antwortete nicht und sah sie nur immer voll Entzücken an.

»Was für ein prächtiges Mädchen bist du doch! Eine ganze, reine Natur! Und diese Treue, diese Anhänglichkeit an die Tante – wirklich ein Fund für einen Künstler! Die Natürlichkeit selbst!«

Er küßte ihre Hand.

»Was Sie nicht alles an mir zu rühmen wissen! Aber wohin wollen Sie denn?«

Sie erhielt keine Antwort. Sie trat zwei Schritte näher an den Rand des Abhangs hin, blickte ängstlich hinunter und sah, wie sich dort unten geräuschvoll das Buschwerk teilte, und wie Raiski auf den Vorsprüngen und Vertiefungen der steil abfallenden Wand wie auf großen Treppenstufen hinabsprang.

»Wie ihm daß nur Vergnügen machen kann!« sagte sie innerlich erbebend und machte kehrt, um heimzugehen.

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