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Kitabı oku: «Die Schlucht», sayfa 19

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Sechstes Kapitel

Leontij war verheiratet. Der Ökonom irgendeines staatlichen Instituts in Moskau hielt nebenbei einen Mittagstisch für Studenten, die für einen halben Rubel bei ihm vier Gänge und für einen geringeren Preis entsprechend weniger erhielten. Der Mittagstisch hatte bei der studentischen Jugend einen großen Zuspruch, und zwar übten nicht nur die Kohlsuppen, Nudeln, Eierkuchen und sonstigen guten Sachen, die der Ökonom um billigen Preis aus den Kohl-, Grütze- und Mehlvorräten, die er für den Staat zu verwalten hatte, herstellen ließ, ihre Anziehungskraft auf die Studenten aus, sondern auch die Tochter des Ökonoms, die über ihren Vater wie über die Studenten das Kommando hatte.

Sie war in jener Zeit, als Raiski und Koslow studierten, noch ein ganz junges Mädchen von sechzehn oder siebzehn Jahren, doch zog sie schon damals durch ihr frisches, flinkes Wesen die Aufmerksamkeit der Mittagsgäste auf sich.

Sie hatte eine wohlgeformte Nase, einen graziösen Mund und ein schön geschwungenes Kinn, wie überhaupt das Profil ihres Gesichts von strenger Regelmäßigkeit und Schönheit war. Ihr Haar war von rötlicher Farbe, im Nacken ein wenig dunkler, nach dem Scheitel zu jedoch immer heller, daß auf dem oberen Teil des Kopfes, auf der Stirn und den Brauen beständig ein goldiger Schimmer zu liegen schien.

Um die Nase herum und auf den Wangen hatte sie dichtgesäte Sommersprossen, die auch im Winter nicht ganz verschwanden. Zwischen ihnen schimmerte die Haut in hellem Rot, das jedoch durch die Sommersprossen gedämpft wurde, so daß auf dem Gesicht ein Schatten zu liegen schien, ohne den es schon gar zu hell und leuchtend erschienen wäre.

Und noch ein Zug war ihrem Gesichte eigen: beständig lag ein Lachen darauf, selbst dann, wenn gar kein Grund zum Lachen vorhanden war, und wenn sie gar keine Neigung dazu hatte. Dieses Lachen schien für immer mit ihrem Gesichte verwachsen, und es stand ihm jedenfalls besser als Tränen, die kaum jemand auf ihm gesehen hatte.

Die Studenten waren alle durch die Bank in sie verliebt, nacheinander oder gruppenweise zu derselben Zeit. Sie führte alle an der Nase herum, erzählte immer dem einen von der Liebe des anderen, lachte mit dem zweiten über die Torheit des ersten und dann wieder mit diesem über die Verliebtheit jenes. Sogar zu Zank und Streit kam es ihrerwegen zwischen ihnen.

Irgend jemand war auf den Einfall gekommen, ihr ein Paar Pariser Stiefeletten und ein Paar Ohrringe zu schenken, und sogleich ward sie die Freundlichkeit selbst gegenüber dem noblen Spender: sie flüsterte mit ihm, ging mit ihm in den Garten und lud ihn des Abends zu einem Glase Tee ein.

Als die anderen das merkten, folgten sie dem guten Beispiel: der eine brachte ihr Stoff zum Kleide, als Anerkennung für die gute Verpflegung, ein anderer schenkte ihr ein Logenbillet, ein dritter brachte Konfekt mit, und Ulinka war von gleicher Liebenswürdigkeit fast gegen alle.

Die Fähigkeit, mit allen auf gutem Fuße zu bleiben, entwickelte sich bei ihr in ganz außerordentlichem Maße. War jemand eifersüchtig auf einen der anderen, so lachte sie mit ihm über diesen letzteren und bestritt, ihn jemals auch nur im geringsten begünstigt zu haben. Dabei war sie überaus streng in ihrem Urteil über jene Wüstlinge, die unerfahrene junge Mädchen verführen und dann im Stiche lassen. Sie tadelte und verspottete ihre Freundinnen und Bekannten, wenn sie sich von ihren Gefühlen hinreißen ließen, und erzählte mit sichtlichem Behagen jedem, der es wissen wollte, daß man die Lisa heut in aller Frühe beobachtet habe, wie sie über den Gartenzaun hinweg mit irgendeinem Assistenten gesprochen habe, oder daß bei der und der Dame – sie nannte den Vor- und Vatersnamen und verschwieg auch den Familiennamen nicht – ein Herr vorzufahren pflege, der sie immer erst gegen zwei Uhr nachts verlasse.

Ihren Liebhabern prägte sie ganz genau ein, was sie sagen sollten, wenn jemand fragte, wo sie am Abend zusammen gewesen wären, was sie miteinander gesprochen hätten, warum sie in der dunklen Allee oder im Pavillon gewesen wären, und so weiter.

Es war natürlich ausgeschlossen, daß Leontij dort sein Mittagessen einnahm; er lebte in seinem mehr als bescheidenen Quartier und beköstigte sich auch dort. Kohlsuppe und Grütze waren die ewig wiederkehrenden Gerichte auf seinem Mittagstisch – der Luxus, für einen halben Rubel zu Mittag zu essen und seinen Magen mit Makkaroni und Koteletts zu füllen, war bei ihm völlig ausgeschlossen. Auch für Kleider reichte es bei ihm nicht: eine Uniformbluse und zwei Paar Beinkleider, darunter eine Nankinghose für den Sommer – das war seine ganze Garderobe.

Doch hatte ihn Raiski einigemal mitgenommen. Leontij hatte Uliana Andrejewna überhaupt nicht bemerkt, sondern nur heißhungrig drauflos gegessen, wobei er laut schmatzte und an ganz andere Dinge als die Wirtstochter dachte. Er war schließlich still und bescheiden nach Hause gegangen, ohne mit einem anderen Menschen außer Raiski auch nur ein Wort gewechselt zu haben.

Sein Äußeres war nicht eben anziehend: er war mager, hatte einen düsteren Blick und unregelmäßige Züge: ein Teil des Gesichts schien immer zu dem andern im Gegensatz zu stehen. Sein Gesicht war farblos, weder von Rot noch von Weiß war darauf eine Spur.

Nur wenn er sich in eins der langen Gespräche mit Raiski vertiefte, oder in einer Vorlesung über das Leben der alten Völker saß, oder einen griechischen oder lateinischen Klassiker vorhatte, belebten sich plötzlich seine Augen und erhielten mit einemmal einen verständigen, überlegenen Ausdruck.

Wie hätte Ulinka einen Menschen von solchen Reizen auch nur bemerken sollen? Sie bemerkte nur, daß an seiner Uniform ein Knopf fehlte, daß seine Beinkleider zerrissen waren und seine Stiefel Löcher hatten. Und noch eins hatte sie bemerkt: daß er nicht ein einziges Mal zu ihr aufmerksamer hinübergeschaut hatte, sondern sie ganz so ansah, wie die Wand oder das Tischtuch.

Das hatte noch keiner getan, der bei ihr zum Mittagstisch erschienen war. Selbst diejenigen, deren Herz für tiefere Eindrücke nicht empfänglich war, hatten doch wenigstens ihre Augen immer zuerst auf sie gerichtet.

Und dieser da hatte weder für sie noch für die Köchin Ustinia, die den Gästen das Mittagessen servierte, auch nur einen Blick. Und dabei war doch auch Ustinia eine Persönlichkeit, die der Aufmerksamkeit in ihrer Art wohl wert war. Die Gäste wurden nicht müde, sich mit ihr zu beschäftigen und über sie ihre Witze zu machen. Ihre plumpe Gestalt mit dem breiten Gesichte, das irgend einmal jäh erschrocken sein mußte und den Ausdruck dieses Schreckens für alle Zeit behalten zu haben schien, konnte wirklich in die Augen fallen und zu mehr oder weniger geistvollen Bemerkungen reizen. Aber Leontij bemerkte Ustinia so wenig wie Ulinka. Mehr als einmal schon hatte sich Ulinka über Leontijs Gestalt und seine Zerstreutheit lustig gemacht, doch die Kameraden, insbesondere Raiski, hatten ihr so viel Gutes von ihm erzählt, daß sie sich damit begnügte, ihn mit ironischer Miene zu beobachten und dann in das anstoßende Zimmer zu gehen, um sich dort gründlich über ihn auszulachen.

»Nein, was für ein lächerlicher Mensch ist doch dieser Koslow!« sagte sie zu den Gästen, die ihn kannten.

»Er ist aber ein so guter Junge!« entgegnete man ihr. »Und wie klug er ist: im Griechischen ist ihm nur der Professor und der Erzpriester an der Kathedrale über,« fügte ein Zweiter hinzu, »er wird sicher noch mal Adjunkt werden!«

»Und was für ein edler Charakter er ist!« ließ ein Dritter sich zu seinem Lobe vernehmen.

Eines Tages – es war das fünfte oder sechste Mal, daß er mit Raiski zu Tisch kam – blieb er in seiner Zerstreutheit sitzen und saß immer noch da, als die Kameraden alle längst gegangen waren. Ganz allein saß er da und aß, in Nachdenken versunken, den Rest irgendeiner Reisspeise.

Er bemerkte nicht, daß Uliana Andrejewna ihm eine neue, volle Schüssel mit derselben Reisspeise hinstellte: er fuhr fort, den Reis mechanisch mit dem Löffel aus der Schüssel zu nehmen und zum Munde zu führen.

Ganz leise stellte Uliana eine dritte Schüssel hin, füllte auch die noch nach und beobachtete aus dem Nebenzimmer, wie er aß und aß. Sie mußte sich den Mund mit dem Taschentuch zuhalten, um nicht laut aufzulachen.

»Ein guter Junge!« dachte sie. »Ich danke für solche Güte, wenn er einem nicht mal was schenken kann! Und auch klug soll er ja sein,« fuhr sie in ihrer stillen Kritik fort. »Gewiß ist er klug – ißt schon die dritte Schüssel Reis und merkt nicht, daß man sich über ihn lustig macht! Und ein so edler Charakter soll er sein . . .«

Sie dachte nach, was dieses Wort wohl bedeuten könne, kratzte sich mit dem Nagel den Scheitel, beguckte dann zerstreut ihre Fingerspitzen und gähnte laut.

»Nicht einmal ein Hemd scheint er anzuhaben – man sieht wenigstens nichts! Und das nennen sie einen edlen Charakter!«

Leontij aß noch immer, ohne aufzusehen.

»Da, wie er stopft: nicht ein einziges Mal guckt er auf!« dachte sie. Und nun hielt sie es nicht länger aus und lachte hell heraus.

Er hörte das Lachen, erwachte aus seinem Sinnen, wurde verlegen und begann seine Mütze zu suchen.

»Eilen Sie doch nicht so,« sagte sie, »essen Sie getrost zu Ende! Wollen Sie noch mehr?«

»Nein, nein . . . ich muß nach Hause . . .« sagte er verschämt, ohne sie anzusehen, und lief, seine Mütze suchend, von einer Ecke in die andere.

Ulinka aber hatte die Mütze längst vom Fenster genommen und sich selbst aufgesetzt.

»Wo haben Sie denn Ihre Mütze hingehängt? Irgendeiner von den Studenten wird sie mitgenommen haben,« sagte sie.

»Das glaube ich nicht . . .« versetzte Leontij, den zerstreuten Blick bald dahin, bald dorthin wendend. »Er hätte seine eigene Mütze statt dessen hiergelassen, und ich sehe keine . . .«

»Überall guckt er hin, nur nicht auf mich – dieser Bär!« dachte sie im stillen.

»Haben Sie nicht irgendeine Kopfbedeckung da?« fragte er.

»Ich hab’s nicht weit nach Hause, bin rasch über die Straße . . .«

»Wohin wollen Sie denn? Es ist doch noch früh – kommen Sie, wir wollen in den Garten gehen! Vielleicht finden wir Ihre Mütze noch – es kann sein, daß sie jemand in die Laube mitgenommen hat.«

Er ging mechanisch hinter ihr her, und als sie ein paar Schritte auf dem Gartenwege zurückgelegt hatten, blickte er zufällig auf und sah seine Mütze auf ihrem Kopfe. Nur die Mütze sah er, weiter nichts.

»Ach!« rief er erfreut – »Sie haben die Mütze genommen . . .«

Nun erst sah er sie an, blickte auf die Mütze, dann wieder auf sie und blieb plötzlich mit einem höchst erstaunten Gesicht, das dem Gesicht Ustinias nicht unähnlich war, vor ihr stehen. Sogar den Mund öffnete er ein wenig, und die erschrockenen Augen hielt er starr auf sie gerichtet, als wenn er sie zum ersten Male erblickte.

»Endlich hat er seine Mütze entdeckt!« dachte sie und setzte ihm lachend die Mütze auf den Kopf.

»Was stehen Sie denn hier? Kommen Sie doch mit mir!« sagte sie.

»Ich muß gehen,« antwortete er, ohne sich von der Stelle zu rühren.

»Wohin müssen Sie gehen? Sie kommen noch früh genug – ich lasse Sie nicht fort!«

Sie nahm ihm die Mütze wieder rasch vom Kopfe; er griff mechanisch mit beiden Händen nach dem Scheitel, als wollte er sich davon überzeugen, daß die Mütze nicht mehr da war, und folgte ihr mechanisch, wobei er von Zeit zu Zeit einen halb schüchternen, halb erstaunten Blick auf sie richtete.

»Warum kommen Sie nicht öfter zu uns zum Mittagessen? Kommen Sie doch morgen,« sagte sie.

»Es ist mir zu teuer,« antwortete er.

»Ach was, zu teuer! Sind Sie denn . . . so arm?« fragte sie neugierig.

»Ja, ich bin . . . sehr arm,« versetzte er; er hielt plötzlich inne und schaute düster vor sich hin.

Er schämte sich seiner Armut, dann aber schien ihm das kleinlich, und er sagte ganz offen:

»Ich bin sehr arm – hat Ihnen Raiski nicht erzählt, daß ich zuweilen nicht einmal meine Wohnung bezahlen kann? Da – sehen Sie!«

Er zeigte ihr den verblichenen, fettglänzenden, stellenweise durchlöcherten Ärmel seiner Uniform. Sie warf einen gleichgültigen Blick auf diese, als ginge sie das nichts an, was er da sagte, musterte dann seine ganze hagere Gestalt, die mageren Hände, die vorspringende Stirn und die farblosen Wangen. Jetzt erst bemerkte Leontij das Lachen in ihren Zügen, das gleichsam für immer in diese festgebannt schien.

»Sie lachen über mich?« fragte er betroffen – es schien ihm so unnatürlich, daß jemand über die Armut lachen konnte.

»Ich denke nicht daran,« sagte sie gleichgültig. »Eine abgetragene Uniform – was ist denn daran so Besonderes? Ich sehe sie doch täglich dutzendweise!«

Er blickte sie mißtrauisch an; sie lachte wirklich nicht und wollte auch gar nicht lachen – nur ihr Gesicht lachte.

»Da fehlt Ihnen ein Knopf. Warten Sie einen Augenblick, gehen Sie nicht fort – ich komme gleich wieder!« sagte sie, lief rasch ins Haus und kehrte nach einem Weilchen mit Nadel und Zwirn, einem Fingerhut und einem Knopf zurück.

»Stehen Sie ganz still, rühren Sie sich nicht!« sagte sie, faßte mit der einen Hand den Rand seines Rockes, drückte den Knopf dagegen und begann mit der anderen Hand, die die Nadel mit dem Zwirn festhielt, rasch an Leontijs Nase hin und her zu fahren.

Ihre Wange lag dicht an der seinigen, und er mußte den Atem anhalten, damit er ihr Gesicht nicht träfe. Die gezwungene Haltung strengte ihn an, und er geriet sogar ein klein wenig in Schweiß. Er verwandte kein Auge von ihr: »Sie hat das reinste römische Profil!« dachte er höchst verwundert.

In zwei Minuten war sie fertig, dann legte sie ihre Wange ganz dicht an seine Brust, gerade am Herzen, und biß den Faden ab. Leontij stand wie starr auf seinem Platze und ließ seine Augen voll Erstaunen auf ihr ruhen. Diese geschmeidigen, katzenartigen Bewegungen, diese kleine weiße Hand, die fast seine Nase berührt hatte, die an seine Brust geschmiegte Wange – alles das verursachte einen Schwindel in seinem Kopfe.

Er war wie berauscht. Es wehte ihn so warm an von ihrer Gestalt, und ein so feiner Blumenduft ging von ihr aus.

»Was ist das nur – was ist das? . . . Sie scheint gut zu sein,« folgerte er – »wenn sie sich nur über mich lustig machen wollte, hätte sie mir den Knopf nicht angenäht. Woher hatte sie ihn nur? Einer von den unsrigen muß ihn hier verloren haben!«

»Nun, was stehen Sie denn? Bedanken Sie sich doch, und küssen Sie mir die Hand! Ach, sind Sie unbeholfen!« sagte sie in überlegenem Tone und hielt ihre Hand an seine Lippen, so flink und sicher, wie sie eben den Knopf angenäht hatte, daß sein Kuß erst durch die Luft schmatzte, als sie die Hand bereits weggezogen hatte.

Leontij sah sie noch einmal an, um sie nie wieder zu vergessen. Eine starke, gleichmäßige, tiefe Neigung war plötzlich in ihm erwacht.

»Kommen Sie morgen zum Mittagessen,« sagte sie.

»Es ist mir zu teuer!« wiederholte er naiv. Doch machte er bei Raiski eine kleine Anleihe und ging dennoch hin. Und dann kam er öfter.

Den Kameraden fiel sein Kommen auf, und Leontij merkte bald, daß sie sich über ihn lustig machten. Er wollte dem mit einem Schlage ein Ende machen und erklärte Raiski, der ihn immer wieder zum Mitgehen aufforderte, daß er nicht mehr hingehen würde.

»Was soll ich dort?« sagte er. »Ihr seid alle so adrette, liebenswürdige Burschen, so gewandt in der Unterhaltung – und ich? Was soll ich ihr? Sie macht sich über mich lustig!«

»Vielleicht wird sie sich nicht mehr über dich lustig machen, wenn sie dich näher kennenlernt,« antwortete Raiski.

»Nein, nein, sie wird’s doch tun«, sagte Leontij mit traurigem Lächeln und ließ seinen Blick an seiner eigenen unscheinbaren Gestalt hinabgleiten.

Schließlich ging er doch wieder hin und ward an Uianas Mittagstisch ein ziemlich häufiger Gast. Sie ging mit ihm nicht in den dunklen Alleen spazieren, sie lud ihn auch nicht zu sich in die Laube ein; er war so wortkarg und verehrte ihr auch keine Geschenke, dafür kannte er aber auch keine Eifersucht und machte ihr keine unangenehmen Szenen wie die anderen, aus einem sehr einfachen Grunde: er sah nichts, hörte nichts, ahnte nichts von alledem, was sie trieb, was die anderen trieben, was überhaupt rings um sie geschah.

Er sah nur ihr reines römisches Profil, wenn sie so vor ihm stand oder saß, fühlte die Wärme, die von ihr ausstrahlte, sog den zarten Blumenduft ein, der von ihr ausging, und faßte häufig nach dem Knopfe, den sie ihm angenäht hatte.

Er lauschte auf die Worte, die sie zu ihm sprach, hörte nicht, was sie zu den anderen sagte, und glaubte nur, was er sah, und was er von ihr hörte. Sie brauchte sich nicht vor ihm zu verstellen, nicht zu lügen und die Unschuldige zu spielen. Sie durfte im Verkehr mit ihm gerade und einfach sein, ganz so, wie sie war, wenn niemand bei ihr weilte.

Er nahm jeden Blick, jedes Wort von ihr als bare Münze; er schwieg, aß viel, hörte ihr zu und blickte sie nur zuweilen mit einem so sonderbaren, gleichsam erschrockenen Ausdruck an. Er folgte wortlos ihren flinken Bewegungen, hörte schweigend ihre kecke Rede und ihr helles Lachen und vertiefte sich in die rätselhaften, ewig lächelnden Züge ihres Gesichts wie in ein neues Buch, das er noch nicht kannte.

»Was siehst du eigentlich in ihr?« fragten ihn die Kameraden.

Er ward verwirrt, ging fort und wußte selbst nicht, was mit ihm geschah. Ging es ans Abschiednehmen, dann bekam wohl jeder ein Andenken von ihr mit – der einen Ring, jener einen gestickten Tabakbeutel, ganz zu geschweigen von den zarten Erinnerungszeichen, die keine Spuren hinterlassen. Einige waren überrascht, andere, die besonders weichmütig waren, wohl gar zu Tränen gerührt, die meisten aber lachten über sich selbst und übereinander.

Nur Leontij fuhr fort, sie mit ernsten, nachdenklichen Blicken zu betrachten und erklärte plötzlich, daß er, ihre Einwilligung vorausgesetzt, sie heiraten wolle, sobald er nur eine Stelle bekäme und sich eingerichtet hätte. Die Kameraden lachten laut über diesen Einfall, und er selbst lachte mit.

Sie aber nannte ihn fortan ihren Bräutigam und versprach ihm lachend, ihm zu schreiben, sobald es Zeit wäre zu heiraten. Er nahm ihr Versprechen ernst, und so schieden sie voneinander.

Was dann mit ihr wurde, wußte kein Mensch zu sagen. So viel nur ward bekannt, daß sie nach dem Tode ihres Vaters von Moskau verzog, jedoch krank und abgehärmt wieder dahin zurückkehrte und bei einer armen Tante wohnte. Als sie wieder genesen war, schrieb sie an Leontij und fragte bei ihm an, ob er noch immer an seinen alten Absichten festhalte.

Er antwortete bejahend, und fünf Jahre nach seinem Abgang von der Universität fuhr er nach Moskau, um als Ehemann von dort zurückzukommen.

Leontij liebte seine Frau, wie er die Luft und die Sonne liebte. Ja noch mehr: in seiner Vorliebe für die Denkweise und die Kunst der Alten hatte er sich auch zwischen ihr und der antiken Welt eine Beziehung zurechtgelegt, sah er in ihr etwas wie eine Verkörperung des klassischen Wesens, der klassischen Formen.

Wenn er so in seine Bücher vertieft dasaß und sie mit irgendeiner Handarbeit sich ihm gegenübersetzte, war es ihm, als ob von ihrem Profil, ihrem rötlichblonden Haar und ihrer weißen Stirn ein heller Strahl aus jener Welt auf seinen Arbeitstisch fiele. Die Linie ihres Nackens und ihres Halses frappierte ihn. Ihr Kopf erinnerte ihn auf das lebhafteste an die römischen Frauenköpfe auf den klassischen Basreliefs und Kameen: dieselben strengen, reinen Züge, dasselbe verhaltene Lächeln, derselbe sichere Blick der unbeweglichen Augen.

Siebentes Kapitel

Leontij erkannte Raiski nicht, als dieser plötzlich in sein Arbeitszimmer trat.

»Darf ich fragen, mit wem ich die Ehre habe? . . .« wandte er sich an den Eintretenden.

Kaum aber hatte Boris Pawlowitsch ein Wort gesprochen, als er sogleich gerührt an seine Brust sank.

»Frau! Ulinka! komm doch her – sieh, wer angekommen ist!« rief er durchs Fenster seiner Frau zu, die in dem kleinen Garten vor dem Hause saß.

Sie lief herbei und begrüßte Raiski mit einem Kusse.

»Wie stattlich Sie aussehen, wie . . . hübsch Sie geworden sind!« sagte sie, und ihre Augen strahlten vor Vergnügen. Sie warf einen raschen Blick auf sein Gesicht und seinen Anzug, dann sah sie ihm keck und lustig gerade in die Angen.

»Sie werden hier allen die Köpfe verdrehen, mir zu allererst . . . Erinnern Sie sich noch? . . .« sagte sie und blinzelte, gleichsam die Erinnerung ergänzend, mit den Augen.

Raiski ward ein wenig verwirrt und sah auf Leontij, was der wohl zu ihren Worten sage. Doch Leontij war die Unschuld selbst. Ohne sein Erstaunen über ihr Benehmen zu verbergen, sah Raiski sie an; und sein Erstaunen wuchs noch, als er bemerkte, wie wenig die Jahre vermocht hatten, ihren Reizen Eintrag zu tun: mit ihren mehr als dreißig Jahren erschien sie ihm, wenn auch nicht als das junge Mädchen von früher, so doch als eine eben erst erblühte, in voller Jugendlichkeit prangende Frau.

Etwas Keckes lag in ihrer Haltung, ihren Augen, ihrer ganzen Gestalt. Die Augen sprühten Funken, wie früher, die Wangen schimmerten in demselben durch die Sommersprossen leicht gedämpften Rot, der Blick war so heiter und sorglos wie je, und der ganze Körper schien nichts von seiner Geschmeidigkeit verloren zu haben.

»Wie gut . . . haben Sie sich konserviert,« sagte er – »immer noch die gleiche . . .«

»Meine goldgelockte Kleopatra!« bemerkte Leontij. »Was geht ihr auch ab: wenig Sorgen, keine Kinder . . .«

»Sie haben mich nicht vergessen?« fragte sie – »erinnern Sie sich noch? . . .«

»Und ob er sich erinnert!« antwortete Leontij statt seiner. »Und wenn er dich vergessen hat, dann hat er sicher deine Reisspeise nicht vergessen . . . Ulinka hat recht: du siehst so stattlich, so männlich aus – ich hatte dich nicht erkannt mit deinem Vollbart! Nun, was macht die Tante? Die wird sich nicht schlecht gefreut haben! Übrigens, nicht mehr als ich: so freu’ dich doch mit mir, Ulinka! Was starrst du ihn denn so an und sagst kein Wort?«

»Was soll ich sagen?«

»Sag’: salve amico . . .«

»Ach, geh mit deinem Kram! Du brauchst mich nicht zu belehren, ich werde schon wissen, wie ich ihn zu begrüßen habe!«

»Weißt nicht einmal, was du dem besten Freunde deines Mannes sagen sollst! Er hat uns doch miteinander bekannt gemacht! Wieviel Nächte haben wir zusammen aufgesessen und gelesen . . .«

»Ja,« fiel ihm Raiski ins Wort, »ohne dich wären die römischen Dichter und Historiker mir heute noch so fremd wie die chinesischen. Von unserem Iwan Iwanowitsch, der uns auf der Schule in die klassische Welt einführen sollte, haben wir nicht viel profitiert . . .«

»Und in der Schule hat er mich immer verteidigt, wenn mich die anderen prügeln wollten,« fiel Koslow ihm ins Wort – »und er selbst hat mich nur zweimal an den Haaren gezogen . . .«

»So?« fragte Ulinka – »das ist wirklich auch mal vorgekommen? Haben Sie ihn wirklich geprügelt?«

»Wohl nur im Scherz . . .« versetzte Raiski.

»Ach nein, Boris; es hat gehörig weh getan!« sagte Leontij. »Ich hätte es sonst nicht behalten. Ich weiß auch noch, weshalb es war: das eine Mal hatte ich auf der Rückseite einer deiner Zeichnungen einen Auszug aus einem Buche gemacht – es war für dich, aber du wurdest doch ganz wütend! Und das zweite Mal hatte ich aus Versehen dir irgend etwas aufgegessen.«

»War’s nicht eine Reisspeise?« fragte die Frau.

»Sieh, mit dieser Reisspeise neckt sie mich unaufhörlich,« bemerkte Leontij. »Sie sagt, ich hätte drei Teller davon aufgegessen, ohne es zu merken, und überhaupt hätte ich mich nur ihrer Mehlspeisen und ihrer Grütze wegen in sie verliebt. Bin ich wirklich ein solcher Jammerkerl?«

»Nein, du bist mein guter, verständiger Mann, mein edler, reiner Charakter,« sagte sie mit ihrem ewigen starren Lächeln im Gesicht und fuhr ihm mit der Hand über die Stirn. Dann schob sie seine Krawatte zurecht, zupfte an seinem Hemdkragen und sah wieder mit listigem Blick auf Raiski.

Er sah an diesem Blick, daß die alten Erinnerungen noch immer in ihr lebten, und daß sie sie nicht nur in ihrem Gedächtnis bewahren, sondern anscheinend wieder in irgendeiner Form aufzufrischen gedachte. Er tat jedoch, als ob er nicht bemerkte, was in ihr vorging.

Er beobachtete sie schweigend, und in seiner Vorstellung formten sich zwei neue Bilder, zwei neue Charaktere: sie und Leontij.

»Sie ist ganz dieselbe geblieben: nicht ein Zug an ihr hat sich verändert,« dachte er. »Ob Leontij etwas merkt? Ob er weiß, wes Geistes Kind sie ist? Sicherlich nicht – das Leben der alten Welt kennt er auswendig, sein eigenes Leben aber ist ihm fremd. Wie sie wohl miteinander auskommen mögen? . . . Nun, wir wollen sehen . . .«

»Übrigens – du ißt doch mit uns zu Mittag, nicht wahr?« fragte ihn Leontij.

»Wie kannst du ihn nur einladen!« fiel seine Frau ein – »bei dem einfachen Tisch, den wir führen! Ihr seid doch keine Studenten mehr: Boris Pawlowitsch ist in Petersburg verwöhnt worden . . .«

»Was ißt du gern?« fragte Leontij.

»Alles,« antwortete Raiski.

»Nun, dann wirst du bei uns auch satt werden. Ach, wie freu’ ich mich, Boris . . . wirklich, ich kann es dir nicht sagen!«

Er begann seine Bücher und Papiere vom Tische zu räumen.

»Die Großtante wird mich erwarten . . .« sagte Raiski schwankend.

»Ach, Ihre Großtante!« versetzte Ulinka Andrejewna in unwilligem Tone.

»Was ist mit ihr?«

»Ich liebe sie nicht!«

»Warum nicht?«

»Sie kommandiert mir viel zu viel . . . und urteilt so scharf über alles . . .«

»Das stimmt, sie ist eine Despotin . . . das macht der Umgang mit den leibeignen Bauern. Alte Sitten!«

»Wenn es nach ihr ginge,« fuhr Ulinka Andrejewna fort, »dann müßten alle nur so dasitzen, ohne den Kopf zu bewegen, ohne nach rechts und links zu sehen oder mit jemand ein Wort zu sprechen. Andere verurteilen – das kann sie! Und dabei steckt sie ewig mit Tit Nikonytsch zusammen, Tag und Nacht sitzt er bei ihr . . .«

Raiski mußte lachen.

»Was reden Sie da!« sagte er – »sie ist eine Heilige!«

»Eine schöne Heilige: das ist nicht recht, und das ist nicht recht. Nur ihre Nichten, das sind die wahren Perlen! Und wer weiß, was mit denen noch wird? Marsinka tändelt nur immer mit ihren Vögeln und Blumen, und die andere sitzt wie ein Kobold im Winkel und spricht kein Wort. Was aus der mal wird, muß sich erst noch zeigen!«

»Sie sprechen von Wjerotschka? Ich habe sie noch nicht gesehen, sie ist zu Besuch auf dem anderen Wolgaufer . . .«

»Wer weiß, was sie dort treibt, jenseits der Wolga . . .«

»Nein, ich liebe Tatjana Markowna wie eine Mutter,« sagte Raiski. »Von so vielem im Leben habe ich mich losgesagt, sie aber bleibt für mich eine Autorität. Sie ist klug, ehrenhaft, gerecht – vielleicht etwas sonderbar, ja, aber es steckt in ihr viel ursprüngliche Kraft. Sie ist eine ungewöhnliche Frau. Ich sehe in ihr etwas . . .«

»Sie werden ihr also auch glauben, wenn sie . . .«

Ulinka Andrejewna führte Raiski ans Fenster, während Leontij immer noch damit beschäftigt war, die Bücher in das richtige Fach zu stellen und die Papiere einzuschließen.

»Sie werden ihr also glauben, wenn sie Ihnen sagt . . .« wiederholte sie.

»Ich glaube ihr alles,« sagte Raiski.

»Glauben Sie ihr nicht, es ist nicht wahr,« sagte sie. »Ich weiß, sie wird Ihnen etwas vorschwatzen . . . von Mr. Charles . . .«

»Wer ist Mr. Charles?«

»Ein Kollege meines Mannes, ein Franzose, der hier am Gymnasium unterrichtet. Sie lesen beide viel zusammen, oft bis in die tiefe Nacht hinein . . . was kann ich dafür?

Und in der Stadt erzählt man sich Gott weiß was . . . als ob ich . . . als ob wir . . .«

Raiski schwieg.

»Glauben Sie es nicht – es ist Unsinn, gar nichts ist zwischen uns . . .«

Sie sah bei diesen Worten mit einem rätselhaften Nixenblick auf Raiski.

»Was geht mich das an?« sagte Raiski und machte Miene, sich vom Fenster zu entfernen. »Ich höre auf solche Erzählungen nicht . . .«

»Wann werden Sie uns wieder besuchen?« fragte sie.

»Ich weiß es nicht, bei Gelegenheit . . .«

»Kommen Sie recht oft . . . Sie hatten mich früher gern . . .«

»Denken Sie immer noch an diese Torheiten?« sagte Raiski, während er sich von ihr entfernte. »Wir waren doch noch fast Kinder . . .«

»Ja, schöne Kinder! Ich hab’s noch nicht vergessen, wie Sie mir damals die Hand zerkratzt haben . . .«

»Was reden Sie da!« sagte Raiski, noch weiter von ihr fortgehend.

»Ja, ja. Und wer hat bis tief in die Nacht hinein draußen am Gartengitter gewartet? . . .«

»Was für ein Dummkopf muß ich gewesen sein, wenn das wahr ist! Doch nein, es kann nicht sein!«

»Ja, Sie sind wohl jetzt auch verständig geworden, und ein ›reiner Charakter‹! . . . Sie Wildfang!« fügte sie mit zärtlich singender Stimme hinzu.

»Lassen wir die alten Geschichten,« suchte er ihren Worten Einhalt zu tun. Er war sichtlich verlegen.

»Ja, meine Zeit verrinnt . . .« sagte sie mit einem Seufzer, und das Lächeln verschwand einen Augenblick von ihrem Gesichte. »Ich habe nicht mehr viel zu erwarten . . . Wie glücklich sind doch die Männer: die können lange lieben . . .«

»Lieben?« wiederholte Raiski ironisch, ganz leise für sich.

»Sie werden sich jetzt wohl nicht mehr in mich verlieben? sagte sie.

»Ich bitte Sie: weder in Sie noch in sonst jemand!« sagte er. »Meine Zeit ist vorüber: da, ich werde schon grau! Und was reden Sie überhaupt von Liebe: Sie haben Ihren Gatten, und ich habe meine Arbeit . . . Die Arbeit, die Kunst – das ist alles, was mir geblieben ist. Ihnen muß ich den Rest meines Lebens weihen . . .«

Er sah nachdenklich vor sich hin: Marsinkas reine, vom frischen Hauch der Jugend umwehte Gestalt tauchte vor ihm auf. Es zog ihn nach Hause, zu ihr, zur Großtante, aber die Freude des Wiedersehens mit dem alten Kameraden hielt ihn zurück.

»Was haben Sie sich da ausgedacht: die Arbeit!« erwiderte Ulinka Andrejewna ärgerlich. »Sie sind ein vermögender Mann, eine stattliche Erscheinung, Sie können das Leben genießen – und reden von Arbeit! Sie sind doch kein Leontij; wenn der seine Nase in die Bücher steckt, will er von nichts sonst etwas wissen. Lassen Sie ihn ruhig pauken! Das ist doch nichts für Sie! . . . Kommen Sie mit in den Garten . . . Erinnern Sie sich noch unseres Gartens in Moskau? . . .«

»Ja, ja, gehen wir in den Garten!« rief Leontij, der eben zu ihnen trat. »Dort wollen wir auch zu Mittag essen. Laß auftragen, was da ist, Ulinka – nur rasch! Komm, Boris, laß uns plaudern . . . übrigens . . .« sagte er rasch, als ob ihm plötzlich etwas einfiele – »welche Strafe hast du mir zugedacht . . . wegen der Bibliothek?«

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