Kitabı oku: «Eine wunderliche Geschichte», sayfa 3
VIII
Ich nahm von der Alten Abschied und kehrte in das Gasthaus zurück. Ich zweifelte nicht, daß man mich zum Besten haben würde – aber auf welche Weise? – das erregte meine Neugier. Mit Ardalion wechselte ich Alles in Allem nur zwei oder drei Worte. »Ist sie darauf eingegangen?« fragte er mich, indem er die Brauen zusammenzog – und auf meine bejahende Antwort, rief er: »Das Weib ist ein Minister!« Ich schickte mich nach dem Rathe des Ministers an, die Reihe meiner Verstorbenen durchzugehen. Nach ziemlich langem Schwanken blieb ich endlich bei einem längst verstorbenen alten Mann, einem Franzosen der mein Erzieher gewesen war, stehen. Ich wählte ihn nicht deshalb, weil ich mich besonders zu ihm hingezogen gefühlt hätte; aber seine ganze Figur war so originell, so wenig den Erscheinungen von heut’ ähnlich, daß es ganz unmöglich schien, sie nachzumachen ohne sie gesehen zu haben. Er hatte einen großen Kopf, dichte, weiße, nach hinten gekämmte Haare, dicke, schwarze Brauen, eine Habichtnase und zwei große lilafarbene Warzen mitten auf der Stirn; er trug einen grünen Frack mit kupfernen glatten Knöpfen ein Gilet mit Stehkragen ein Jabot und Manschetten.
»Wenn er mir meinen alten Dessère zeigt,« dacht ich, »so muß ich gestehen, daß er ein Zauberer ist.«
Nach dem Essen trank ich, wie die Alte mir gerathen, eine Flasche Lafitte von der ersten Sorte – nach der Versicherung Ardalions – aber mit einem starken Geschmack nach verbranntem Pfropfen und mit einem dicken Satz von Sandelholz auf dem Boden jedes Glases.
IX
Genau um halb acht befand ich mich vor dem Hause, in welchem ich mich mit der ehrenwerthen Mastridia Karpowna unterhalten hatte. Alle Fensterläden waren verschlossen, aber die Thür war offen. Ich trat in das Haus, kletterte auf einer wacklichen Treppe in den zweiten Stock – und öffnete die Thür zur Linken. Ich befand mich, wie die Alte mir vorausgesagt hatte, in einem vollkommen leeren, ziemlich geräumigen Zimmer; ein Talglicht, das auf den Fensterkopf gestellt war, verbreitete ein trübes Licht; an der Wand, gegenüber der Thür, stand ein Rohrstuhl. Ich putzte das Licht, welches eine starke Schnuppe angesetzt hatte, nahm Platz auf den Stuhl und fing an zu warten.
Die ersten zehn Minuten vergingen ziemlich schnell; in dem Zimmer selbst war entschieden nichts, was meine Aufmerksamkeit fesseln konnte – aber während ich auf jedes Geräusch hörte, sah ich aufmerksam auf die verschlossene Thür . . . Mein Herz schlug. Den ersten zehn Minuten folgten andere; es verging eine halbe Stunde, dreiviertel Stunden – und wenn sich auch nur etwas ringsum gerührt hätte. Ich hustete einige Male, um ein Zeichen meiner Anwesenheit zu geben, ich fing an, mich zu langweilen, ärgerlich zu werden; auf solche Weise zum Besten gehalten zu werden, hatte ich freilich nicht erwartet. Ich war schon im Begriff aufzustehen und wollte das Licht vom Fenster nehmen und hinuntergehen . . . Ich blickte weg, der Docht hatte wieder einen Räuber – als ich aber den Blick vom Fenster zur Thür wendete, zuckte ich unwillkürlich zusammen. Au der Thüre selbst angelehnt, stand ein Mann. Er war so geschickt eingetreten, daß ich nichts gehört hatte.
X
Er trug eine einfache blaue Jacke, war von mittlerer Größe und ziemlich stämmig. Die Hände auf den Rücken gelegt und mit gesenktem Kopfe, starrte er mich an. Bei dem trüben Glanze des Lichtes konnte ich seine Züge nicht gut unterscheiden; ich erkannte nur eine mächtige Mähne wirr auf die Stirn herabfallender Haare, dicke schief gebogene Lippen und weißliche Augen. Ich wollte mit ihm sprechen, aber ich erinnerte mich an die Vorschrift Mastridia's und biß mich in die Lippen. Der eingetretene Mensch sah immerwährend auf mich, ich sah gleichfalls auf ihn und sonderbar! in derselben Zeit empfand ich etwas wie Angst und fing fast an, wie auf Befehl, an meinen alten Erzieher zu denken. Jener stand fortwährend an der Thür und athmete mit Anstrengung, wie wenn er einen Berg hinaufstiege oder eine Last höbe – seine Augen schienen sich zu erweitern, sich mir zu nähern und es wurde mir unheimlich unter ihrem starren, schweren, drohenden Blick. Von Zeit zu Zeit flammten seine Augen in einem unheimlichen innern Feuer auf; ein solches Feuer sah ich bei Windhunden, wenn sie den Hasen erblicken und gleich dem Windhunde folgte mir Jener ganz so mit seinem Blicke, wenn ich »einen Haken schlug«, d. h. die Augen plötzlich abzuwenden Versuchte.
XI
So verging – ich weiß nicht wie viel Zeit – es konnte eine Minute, es konnte eine Viertelstunde sein – Er sah immerfort auf mich. Ich empfand fortwährend eine gewisse Unbehaglichkeit und Furcht und dachte an meinen Franzosen. Zwei Mal versuchte ich zu mir selbst zu sagen: »Was für Unsinn, was für eine Comödie!« versuchte zu lächeln – mit der Achsel zu zucken . . . vergeblich! Jeder Entschluß gefror sofort in mir . . . ich weiß kein anderes Wort zu finden; ich mußte eingestehen daß sich eine gewisse Erstarrung meiner bemächtigt hatte. . . Plötzlich bemerkte ich, daß er sich schon von der Thür entfernt hatte und mir einen oder zwei Schritte näher stand; dann hüpfte er ein wenig mit beiden Füßen zugleich – und stand mir noch näher . . . dann nochmals – und seine drohenden Augen richteten sich starr auf mein ganzes Gesicht – und die Hände blieben auf dem Rücken und die breite Brust athmete mit Anstrengung. Mir erschienen diese Sprünge lächerlich – aber mich schauerte auch, und was ich durchaus nicht begreifen konnte: plötzlich fing Schläfrigkeit an, mich zu befallen. Meine Augenlider klebten zusammen . . . die mähnige Gestalt mit den weißlichen Augen in der blauen Jacke – verdoppelte sich vor mir – und verschwand plötzlich ganz . . . Ich raffte mich auf: er stand wieder zwischen der Thür und mir – aber schon bedeutend näher . . . dann verschwand er wieder – wie wenn ein Nebel üben ihn hinginge; erschien wieder . . . verschwand wieder . . erschien wieder . . . und immer näher, näher . . . seinen schweren schnaubenden Athem meinte ich schon auf meinem Gesicht zu fühlen, wieder bewegte sich der Nebel heran und plötzlich trat aus diesem Nebel, von den weißen nach oben gesträubten Haaren beginnend, deutlich hervor der Kopf – des aller Dessère! Ja, das sind seine Warzen seine schwarzen dichten Brauen! seine Habichtsnase! Das ist auch der grüne Frack mit den kupferne Knöpfen und das gestreifte Gilet und das Jabot ich schrie auf, ich erhob mich der Greis verschwand – und an seiner Stelle sah ich wiederum den Menschen in der blauen Jacke, er ging schwankend zur Wand, lehnte sich mit dem Kopf und beiden Händen dagegen und wie ein abgetriebenes Pferd keuchend, stieß er mit heiserer Stimme heraus: »Thee!« Mastridia, die plötzlich auftauchte, sprang auf ihn zu und indem sie zu sagte: »Wassinka, Wassinka!l« wischte sie ihm den Schweiß ab, der von seinen Haaren und von seinem Gesicht nur so herunter strömte. – Ich wollte mich ihm nähern, aber sie rief so überzeugend, mit so zerreißender Stimme: »Euer Hochwolgeboren! Gnädiger Vater – richten Sie kein Unheil an, gehen Sie hinaus um Christi willen« – daß ich gehorchte; sie aber wendete sich wieder zu ihrem Sohn – »Kind, mein Täubchen mein Ernährer,« beruhigte sie ihn, »Du wirst sogleich Thee haben sogleich. – Und Sie, Väterchen trinken Sie bei sich zu Hause auch ein Theechen!« rief sie mir nach.