Kitabı oku: «Gedichte in Prosa (Aus dem Nachlass)», sayfa 3
VI
Die Drossel 2
Wiederum liege ich im Bett . . . wiederum kein Schlaf Die nämliche sommerliche Morgenkühle dringt von allen Seiten auf mich ein, wiederum fingt vor meinem Fenster die schwarze Droffel, und im Herzen brennt wieder die alte Wunde.
Das Vogelliedchen bringt mir keine Linderung, aber ich denke nicht an meine Wunden.
Meine unzähligen klaffenden Wunden brennen; verwandtes teures Blut ergießt sich in purpurnen Strömen, ergießt sich unaufhaltsam ohne Zweck wie Regenwasser, das von hohen Dächern auf Schmutz und Unrat in den Straßen fällt.
Tausende von meinen Brüdern, Waffenbrüdern, gehen dort in der Ferne zugrunde an unbezwinglichen Festungsmauern; Tausende meiner Brüder werden von unfähigen Heerführern dem Tod in den Rachen gejagt.
Sie gehen zugrunde ohne Murren; man bringt sie um ohne Gewissensbisse; sie sind ohne Mitleid mit sich selbst; und ohne Mitleid verfügen diese unfähigen Führer über sie.
Kein Recht gilt hier, keine Schuld, diese eine Walze geht über alle Garben. Ob ihre Ähren leer sind, ob mit Körnern gefüllt – wird die Zeit lehren. Was wollen da meine Wunden bedeuten? Wie können da meine Leiden in Frage kommen? Nicht einmal das Recht besteht zu weinen. Der Kopf glüht und die Seele verfällt –, und wie ein Verbrecher verberge ich mich in den abscheulichen Kissen.
Heiße schwere Tropfen quellen hervor, gleiten mir die Wangen hinab, gleiten mir über die Lippen . . . Was ist das? Sind es Tränen . . . ist es Blut?
August 1878.
VII
Ohne Nest
Wohin soll ich mich wenden? Was beginnen? Ich bin wie ein Vogel, der kein Nest hat. Zerzaust hockt er auf dem kahlen, dürren Ast. Dableiben ist vom Ubel . . . aber wo- hin fliegen?
Da entfaltet er schon eine Flügel – und dann stürzt er sich in die Weite, ungestüm und unaufhaltsam, wie die Taube, die der Habicht scheuchte. Zeigt sich nicht irgendwo ein grüner Winkel der Zuflucht, wird sich nicht irgendwo ein Nestchen bauen lassen können, wenn es auch nur für kurze Zeit wäre?
Der Vogel fliegt immerzu und blickt gespannt in die Tiefe.
Drunten nichts als die fahle Einöde, Schweigen, Reglosigkeit, Todesschlaf…
Der Vogel hastet, überfliegt die Wüstenei, und immerzu blickt er in die Tiefe, gespannt und traurig.
Unter ihm liegt das Meer fahl und erstorben da wie die Wüste. Wahrhaftig, es braust und ist in Bewegung, aber in feinem unentwegten Getöse, in seinem einförmigen Schwanken, seinen Wogen ist kein Leben, und auch eine Zuflucht ist nirgends zu finden.
Müde ist der arme Vogel . . . Der Flügelschlag ermattet; im Fluge gleitet er abwärts. Wenn er sich gen Himmel schwingen würde . . . , aber läßt sich da wohl ein Nest erbauen, in dieser grenzenlosen Leere?
Er faltet schließlich die Flügel zusammen . . . , mit einem langgezogenen stöhnenden Laut stürzt er ins Meer.
Eine Welle verschlingt ihn . . . und schoß dahin in sinnlosem Getöse wie schon immer. –
Wohin soll ich mich wenden? Wäre es nicht auch für mich an der Zeit ins Meer zu stürzen?
Januar 1878.
VIII
Der Pokal
Es ist lächerlich . . . und ich wundere mich über mich selbst. Meine Traurigkeit ist nicht geheuchelt, das Leben fällt mir wirklich schwer, trostlos ist es, und voller Harm sind meine Empfindungen. Dabei aber bemühe ich mich ihnen Glanz und Schönheit zu verleihen, ich ringe nach Gestalt und Form, ich suche nach Vergleichen; ich schleife meine Rede und erfreue mich am Klang und Wohllaut der Worte. Wie ein Bildhauer, wie ein Goldschmied sorgfältig modelliert und ziseliert, so schmücke ich mit allem Erdenklichen jenen Pokal, in dem ich mir dann selber das Gift kredenze.
IX
Wer hat schuld?
Sie reichte mir ihre zarte blasse Hand . . . aber ich stieß sie derb, ja roh zurück. Verwunderung malte sich auf dem jungen, lieben Gesicht; die junge, reine Seele begriff mich nicht. Was habe ich denn getan? hauchen ihre Lippen.
Getan? Der lichtete Engel in der aller-strahlendsten Himmelsphäre könnte eher schuldig werden als du.
Und trotzdem bist du in hohem Maße vor mir schuldig geworden. Willst du sie wissen, diese schwere Schuld, die du doch nicht wirst begreifen können, und die zu erklären, nicht in meiner Macht liegt?
Das ist es: du bist die Jugend. Ich bin – das Alter.