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Wie geplant stellte ich ihm meine Mohnsamen vor. Die Präsentationen, Grafiken und Datenblätter hatte ich sowohl in Englisch als auch in Persisch auf meinem Tablet-PC. Er hatte sichtlich Spaß sich durch die Bilder zu scrollen. Eine Mohnpflanze zoomte er dann schön heran und war sichtlich beeindruckt. Auch beim Preislichen gab es keine Probleme. Bewusst hatte ich ihm keinen Schleuderpreis angeboten, sondern einen, der 20% über dem des Standardsamens lag. Bei der höheren und schnelleren Ausbeute rechnet sich das ja schnell. Wie man im „Bullshitenglisch“ so schön sagt, eine Win&Win Situation bei der sich zügig der Break-Even einstellt.“

Amanda musste schmunzeln. Die von Mike so verspottete „Businesssprache“ spiegelte sich leider wirklich sehr in ihrem Alltag wieder. Einmal bekam sie von einem Freund eine nette Scherzmail mit einem Bullshit Bingo. Per Zufallsgenerator wurden 25 Bussinesswörter wie Synergieeffekte, Kernkompetenz oder Guiding Principle in fünf Zeilen mit je fünf Spalten erzeugt. In einem Meeting hatte man dann die Chance mit diesen Wörtern eine Bingo-Reihe zu vervollständigen. Wer zuerst eine hatte, durfte laut Bullshit rufen. Amanda musste sich dabei das Gesicht von Peter vorstellen, wenn plötzlich einer im Meetingraum laut Bullshit rufen würde. Aber auf Grund des nicht vorhandenen Kündigungsschutzes hatte sie solch eine Aktion noch nie erlebt. Mike fuhr mit seinem Bericht fort.

„Ich bot ihm dann folgenden Deal an. Wenn er Interesse hätte, würde ich ihm Testsamen für 500qm innerhalb von drei Tagen liefern lassen. Nach vier Monaten würde ich dann wieder kommen, wir könnten uns beide von der Qualität überzeugen und den Deal perfekt machen. Damit er genug Zeit hatte sich alle Daten und Fakten in Ruhe anzuschauen, schenkte ich ihm den Tablet-PC. Jetzt kam mein Moment. Ich zeigte ihm wie man sich Bilder von hübschen Frauen anzeigen lassen konnte, die ich vorher in den Speicher geladen hatte. Auch wenn es risikoreich war in einem solchen Land mit diesem Versuch zu punkten, stimmte doch immer, dass nahezu alle Männer zumindest mal hingucken. Als die Wachen ebenfalls ihre Hälse verrenkt hatten, holte ich den Widget, die X4, mit einer beiläufigen Handbewegung aus dem Mund und klebte es in die Innenseite des Jacketts von Jamil. Das zweite Widget ließ ich direkt neben dem Bodyguard fallen, so dass er beim nächsten Schritt drauf steigen musste. Da ich nicht sicher sein konnte ob Kameras versteckt waren, musste ich extrem vorsichtig sein.

Wir verabschiedeten uns und draußen am Pick Up bekam ich mein Magazin wieder. Ich kontrollierte es, lud die Waffe und stieg in den Wagen. Der Rest des Tages war dann unspektakulär.

Die Lieferung der Testsamen hat Jamil dann wie vereinbart drei Tage später erhalten. Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich allerdings schon 100km entfernt am nächsten Ort.“

„Das war dann, als du dich bei mir das erste Mal per Bilderupload gemeldet hast. Bilder mit hauptsächlich Bergen heißt alles läuft nach Plan. Hätte ich viele Stadtbilder zu Gesicht bekommen, wäre etwas dazwischen gekommen.“

„Und bei Restaurantbildern hättet ihr beiden dann gleich ein Date ausmachen können, oder?“ Peter konnte sich diese Bemerkung nicht verkneifen, aber Amanda und Mike nahmen es ihrem Lächeln nach nicht übel.

Mike rechtfertigte ihre Kommunikation, die sich Amanda und Mike ausgedacht hatten, dennoch.

„Mit dem Bilderupload konnten wir sehr unauffällig kommunizieren. Die Bilder sind bei einem Onlineprovider für jeden Menschen mit Internetanschluss sichtbar. Keine offene Kommunikation. Amanda benutze auch einen komplett autarken Laptop, mit dem sie sich nur in öffentlichen WLANs, zum Beispiel von Starbucks, anmeldete. Es war theoretisch unmöglich eine Verbindung zwischen mir und der Abteilung herzustellen. Im äußersten Notfall hätte ich eine Nachricht hochverschlüsselt in dem Bild versteckt. Diese Technik ist zwar sehr schick, aber für einen Profi lässt sich die Unregelmäßigkeit im Bild entdecken. Auch wenn er die Information nicht hätte entschlüsseln können, so wäre es doch verdächtig gewesen und hätte unseren Gesamtauftrag gefährden können.“

„An dieser Stelle möchte ich einhaken. Auch wenn ich es eigentlich nicht wissen dürfte, aber wozu verkaufen wir den Leuten am Hindukusch Opium und riskieren das Leben von Mike? Nur um die auszuhorchen? Und warum machen wir das? Wir sind doch eine Terrorabteilung und haben mit Drogengeschäften eher wenig am Hut?“

„Amanda“, dieses Mal war es Peter, der sich einschaltete, „du hast ein Recht dies zu erfahren. Ich denke die Beförderung zur leitenden Kommunikationsspezialistin ist dir nicht mehr zu nehmen. Ich wollte es dir zu einem geeigneteren Zeitpunkt sagen, aber manchmal kann auch ich nicht alles nach Plan machen.“ Amanda war ziemlich verdutzt und wusste gar nicht, ob Peter das mit der Beförderung ernst meinte. Auch Mike schaute Peter etwas schief von der Seite an.

„Schau nicht so überrascht. Du bist eines meiner besten Pferde im Stall.

Und in leitender Funktion hast du nicht nur das Recht sondern auch die Pflicht alles in Erfahrung zu bringen.

Die X4 sind keine normalen Wanzen. Sie sind ultraleichte, kompakte und nahezu unsichtbare GPS Sender. Sie können für ungefähr zwei Monate die exakten Positionsdaten aufzeichnen. Wenn sich die X4 um 5 Meter bewegen wird ein Datensatz mit Datum, Uhrzeit und Position gespeichert. So wird vermieden, dass der Speicher sich mit gleichbleibenden Positionsdaten unnötig vollfrisst. Es interessiert uns ja nicht, wenn unsere Zielperson acht Stunden im Bett verbringt. Anfang und Ende ist absolut ausreichend. Die X4 haben auch den Vorteil, dass man das Senden nicht erkennen kann, da sie das nur kurz vor Speicherüberlauf selbstständig machen. Erreicht der Speicher 80% der Kapazität wartet das Gerät bis es die Positionsdaten von mindestens 6 Satelliten erfasst. Somit kann es sicher sein, sich unter freien Himmel zu befinden. Zum einem sind dann nur sehr unwahrscheinlich Sendedetektoren im Einsatz, die vom Feind als Wanzenerkennung genutzt werden, und zum anderen genügt dann eine kleine Sendeleistung. Die Daten werden mit einem hardwarebasierten Code stark verschlüsselt und komprimiert. In den Tests dauerte die Übertragung weniger als zehn Sekunden. Und Simsalabim, wir haben dann das komplette Bewegungsprofil der Zielperson.

Zum anderen Teil deiner Frage. Wir vermuten, dass die Warlords, die die Drogenfelder kontrollieren, auch direkten Kontakt zu der hiesigen Terrororganisation haben. Wenn wir aufzeichnen können wo sich die Personen bewegen, werden wir im Idealfall früher oder später Schnittpunkte haben. Sehr vermutlich zeitlich versetzt, aber es sollte reichen um Treffpunkte oder sogar Wohnungen aufzuzeichnen. Punkte, die bei Folgeeinsätzen von unseren Leuten bewacht werden. Wir haben die Möglichkeit ein deutlich klareres Bild der Organisation zu erhalten. Wir werden zahlreiche Fotos bekommen und wenn ein großer Fisch ins Netz gehen sollte, wird es an diesem Platz eine unauffällige Verhaftung geben. Bei Gegenwehr kann es natürlich sehr unangenehm werden. Für beide Seiten.“

„Aber warum verfolgen wir die Kerle nicht mit unseren Satelliten und Drohnen? Ich habe Berichte gelesen, dass die Predator Drohne ein Foto von einem Apfel aus 10.000 Meter Höhen machen kann.“

„Das wissen auch unsere Zielpersonen. Daher treffen sie sich bei Nacht oder schlechtem Wetter. Sie wissen übrigens auch, wann gerade kein Satellit sein Auge auf sie gerichtet hat. Die Überflugpläne sind kein großes Geheimnis und lassen sich mathematisch errechnen. Daher sind wir auf diese manuelle Detektivarbeit angewiesen.

Noch etwas. Die Samen unseres Supermohns lassen wirklich tolle Pflanzen wachsen, haben aber absolut keinen opiumfähigen Stempel. Bis das allerdings auffällt, haben wir die notwendigen Daten. Die armen Kerle wissen dann zwar, dass man sie reingelegt hat, aber nicht warum. Die X4 werden sie nicht finden und wenn doch, haben sie keine Ahnung wozu die dienen.“

Peter wendete sich wieder zu Mike.

„Mike, wie ist es bei der zweiten Zielperson verlaufen?“

5

Als die BART in den Bahnhof des Civic Centers einfuhr, stand Ali Akbar von seinem Sitz auf. Die Zeitung klemmte er sich unter die linke Achsel. Nachdem der Zug angehalten hatte und er ausgestiegen war, warf er zuerst die Zeitung in den nächsten Mülleimer. Er wollte als Tourist erscheinen und Touristen lasen keine lokalen Zeitungen. Wenn er sich gleich mit Said treffen würde, wollte er das typische Bild abgeben, das man üblicherweise am Treffpunkt 37 vorfand.

Es war 08:15 Uhr am Morgen und der Berufsverkehr hatte die Stadt fest im Griff. Hupende Autos quälten sich durch die Straßenschluchten von Downtown San Fransisco. Er verließ die Market Street und bog in die Grove Street ein. Von hier waren es noch circa 25 Minuten bis zum Zielort. Er nahm eine direkte Fußverbindung, ohne Umwege. Mit der Digitalkamera um den Hals und der Baseballkappe gab er wirklich ein gutes Touristenbild ab. Er war auch nicht der einzige, der in diese Richtung lief und so konnte Ali in der Menge wie ein Fisch im Schwarm mit schwimmen.

Drei Minuten vor der ausgemachten Uhrzeit setzte sich Ali auf eine Parkbank im Alamo Square. Ein Baum gab ihm etwas Schatten. Eigentlich schade, er saß viel lieber in der Sonne. Die Tage hier waren doch meistens nebelig und trüb. Ali nutzte gerne jede Minute Sonnenlicht aus.

Sein Blick schweifte zu den „Painted Ladies“, die im 19. Jahrhundert im viktorianischen Stil erbauten Reihenhäuser. Jedes dieser Häuser leuchtete in einer anderen Farbe. Im Hintergrund erkannte man die angeblich erdbebensichere Transamerica Pyramide. Ali musste zugeben, dass dies ein schöner Fleck und er gerne hier war. Er blickte durch seine Digitalkamera, machte aber kein Foto. Er wollte ja keinerlei Spuren hinterlassen.

Wenige Augenblicke später setzte sich Said neben ihn. Er musste ihn beobachtet haben, ansonsten wäre es doch ein zu perfektes Timing gewesen.

Im Gegensatz zu Ali hatte Said eine deutlich dunklere Hautfarbe. Seine dunklen glatten Haare kämmte er sich mit Gel nach hinten. Sein sonnengegerbtes Gesicht wies auf der rechten Backe einige kleine Narben auf, die man auf der perfekt rasierten Haut gut ausmachen konnte. Da Said etwa einen Kopf größer war, schaute er leicht nach unten.

Ali brach als erster das Schweigen.

„Hast du heute die Zeitung gelesen? Die Amerikaner zweifeln langsam an dem sinnlosen Krieg.“

„Ja, habe ich. Und ich denke, wir haben nun den perfekten Zeitpunkt für unsere weiteren Aufgaben erreicht. Mit einem klaren Signal wird die Stimmung im Volk komplett kippen und der Abzug der Truppen aus unserer Heimat ist nur noch eine Frage von Wochen.“

Nachdem Ali ein nicht komplett überzeugtes Gesicht zeigte, fuhr Said fort.

„Wenn jetzt keiner etwas unternimmt, wird der Abzug auf unbestimmte Zeit hinausgezögert werden. Die Stimmung für und gegen einen militärischen Einsatz in unserem Land wird sich bald die Waagschale halten. Aber letztendlich wird es zu keinem radikalen Stimmungswechsel kommen. Mit einem klaren Zeichen jedoch wird das amerikanische Volk unsere Forderungen verstehen und unterstützen.“

Endlich zeigten Alis Augen das Funkeln, das Said schon bei vielen Ansprachen gesehen hatte. Das Funkeln, das ein Ziel widerspiegelte. Ein Ziel welches Said nun aufzeigen konnte.

„Unser Warten wird nun endlich belohnt. Ich stehe in Verbindung mit einem mächtigen Mann. Er hat mich beauftragt, dem amerikanischen Volk eine Lektion zu erteilen.“

Said machte eine kurze Pause und sah Ali nun fest in die Augen.

„In dieser Mission werde ich eine zentrale Rolle spielen, Ali Akbar. Ich habe unserem Freund aber auch gesagt, dass ich es nur mit fähigen Leuten schaffen kann. Ich habe gesagt, ich will unbedingt dich dabei haben, da ich dir blind vertrauen kann.“

Bei dem letzten Satz legt Said eine Hand auf Alis Schulter.

„Kann ich auf dich zählen, Ali?“

„Selbstverständlich, mein Bruder. Ich werde dich nicht enttäuschen.“

Said hatte mit keiner anderen Antwort gerechnet. Trotzdem nutzte er den theatralischen Effekt aus, um Ali sicher auf seine Seite zu holen. Noch hätte er aussteigen können. Ab jetzt aber waren die Weichen gestellt. Der „Point of no return“ war für Ali überschritten.

„Ali, ich gebe dir gleich einen Zettel auf dem unser Ziel steht. Es handelt sich um ein Objekt. Nachdem du es gelesen hast, will ich, dass du ihn aufisst. Es ist nicht viel zu lesen, aber sollte uns jemand belauschen, würden wir unser Ziel nicht verraten.

Zuvor aber gebe ich dir deinen Auftrag.

Finde eine Möglichkeit das Objekt zu zerstören. Bedenke alle Möglichkeiten. Plane den Auftrag äußerst sorgfältig. Nutze das Internet um dich über alle Daten und Fakten zu informieren.“

Ali hatte viele Fragen, aber eine platzte gleich aus ihm heraus.

„Ist es nicht zu gefährlich im Internet danach zu suchen? Man wird doch gleich auf mich aufmerksam werden.“

„Exakt. Deshalb wirst du einen Laptop von einem deiner neuen Brüder bekommen. Mit diesem Laptop wirst du dich in die WLAN Netze unserer Mitbürger einhacken können. Wenn du pro WLAN maximal eine halbe Stunde Informationen abziehst und dir täglich ein anderes Netz aussuchst, sehe ich keine Bedrohung.“

Neue Brüder? Hatte Ali gerade richtig gehört? Bevor er diesen Gedanken sortieren konnte, fuhr Said fort.

„Der Laptop ist darüber hinaus hochgradig verschlüsselt. Selbst wenn du ihn verlierst oder er dir gestohlen wird, kann niemand an die Informationen herankommen. Zumindest nicht in den nächsten Monaten, und das reicht uns.“

„Said, wen meinst du mit neuen Brüdern?“

„Ich stelle dir drei Gefolgsleute zu deiner Verfügung. Sie werden dich in ihren Spezialgebieten beraten. Bijan ist ein Experte in Gebäudekonstruktion, Patrick kennt nahezu jede Waffe auf diesem Planeten und Bill hat eine Menge Ahnung von Physik. Er wird dir auch den Laptop geben. Ich habe veranlasst, dass sie dich morgen um zehn Uhr besuchen. Aber keine Angst, sie werden nicht auffallen, Patrick und Bill gehen ohne weiteres als Amerikaner durch.“

Ich bekomme ein eigenes Team, dachte Ali. Said muss mich sehr schätzen.

„Ich weiß, du bist ein schlaues Köpfchen. Zusammen werdet ihr sicherlich einen akzeptablen Plan entwerfen. Ich werde mich in zwei Wochen wieder bei dir melden. Auf dem Laptop wird ein neuer Email Account für dich eingerichtet sein. Meine Email wird auf den ersten Blick nicht als von mir erscheinen. Beim genaueren Hinschauen wirst du meine Nachricht aber erkennen.

Ali, von nun an werden wir nie wieder telefonieren. Nicht mal im Notfall. Lösche heute noch deine komplette Sim-Karte, ich werde das gleiche bei mir tun. Handys kann man zu leicht orten und wenn sie einen von uns erwischen, rufen sie alle Nummern an und können auch den Standort des anderen Handys ermitteln. Auch wenn keiner rangeht.

Ali Akbar, mein Bruder. Wir werden unser Volk rächen und Gerechtigkeit auf diesem Globus bringen.“

Said drückte Ali einen kleinen zerknüllten Papierzettel in die Hand und stand auf. Ohne eine weitere Verabschiedung drehte sich Said um und verschwand hinter dem Hügel des Alamo Squares.

Alleine saß Ali auf der Bank. In seinem Kopf schwirrten die kühnsten Vorstellungen. Er bekam ein eigenes Team. Er war eine Schlüsselfigur in dem größten Kampf seiner Zeit. Vor lauter Gedanken hätte er beinahe den Zettel in seiner Hand vergessen. Mit zitternden Fingern faltete er ihn auseinander. Leichte Schweißperlen auf der Stirn verrieten seine Nervosität.

Alis Augen erfassten nur zwei Worte.

Er musste sich ein Pfeifen verkneifen. Das Ziel hatte es in sich. Jetzt verstand Ali warum Said ihm so viele Männer und so viel Wissen und Equipment zur Verfügung stellte.

Wie von Said befohlen, knüllte er den Zettel wieder zusammen und steckte ihn sich in den Mund. Sein Speichel vermischte sich langsam mit dem Papier. Allmählich zerkaute Ali den einzigen schriftlichen Beweis des Anschlagszieles. Mit einem großen Schluck wanderte der Fetzen in seinen Magen und würde in wenigen Minuten von der Magensäure unkenntlich zerfressen sein.

Er stand von der Bank auf und blickte auf das Panorama der Millionenstadt. Bald würde er, Ali Akbar, das Weltbild dieser Bewohner mächtig erschüttern. Und das der anderen 300 Millionen Amerikaner.

In Gedanken wiederholte er die beiden Worte, die er auf dem Zettel gelesen hatte:

„Hoover Dam“

6

„Die zweite Zielperson war etwas schwieriger auszumachen. Unsere Vorarbeiten brachten mich in einen Ort namens Doshi. Ich verbrachte eine Woche in unterschiedlichen Herbergen und Kneipen, bis ich endlich auf eine heiße Spur gestoßen bin. Ein Restaurantbesitzer konnte mich mit einem seiner Brüder bekannt machen. Dieser war Mitglied eines Stammes, der ebenfalls ein großes Mohnfeld kontrolliert.

Ich kam mit nahezu derselben Taktik zum Erfolg. Der dortige Warload, der den ganzen Bezirk kontrolliert, war etwas schwerer zu überzeugen. Er wollte mir die Zahlen nicht abnehmen und argwöhnte, ich würde ihm einen Killervirus für seine Pflanzen andrehen wollen. Nur mit einer noch sorgfältiger ausgewählten Probepackung konnte ich ihn schließlich locken. Er wollte es zuerst auf einem sehr entlegenen Platz ausprobieren. Mir konnte dies natürlich nur recht sein. Da der Bursche aber sehr vorsichtig war, hatte ich keine Chance ihm eine X4 unterzujubeln. Hätte ich das versucht, könnte ich jetzt nicht mehr vor euch stehen.

Als Teilerfolg würde ich diesen Einsatz allerdings schon bezeichnen. Die zwei X4 konnte ich am Eingang an zwei Mützen anbringen. Da sie nicht vollkommen versifft schienen, habe ich wohl nicht die der Landwirte erwischt, sondern schon die, von zwei Leuten, die etwas Geld und somit auch etwas zu sagen hatten. Ob sie allerdings in Verbindung mit einer Terrororganisation stehen, wird sich erst zeigen.“

„Das ist mir persönlich auch lieber wenn du im richtigen Moment deinen Verstand walten lässt und nicht sinnlos dein Leben riskierst.“ Mike war nicht von Peters Fürsorge überrascht, er kannte ihn schon seit ein paar Jahren. Für Peter war die Heimkehr seiner Agenten lebendig und nicht im Sarg das wichtigste. Kein Auftrag konnte so wichtig sein, dass es sich lohnen würde, das Leben seiner Männer aufs Spiel zu setzen.

„Aber ich habe auch noch eine gute Nachricht. Der dritte Warload, den ich ungefähr zwei Wochen später besucht habe, war ein leicht zu überredender Mann. Vielleicht lag es auch an meinem Paschtu. Inzwischen hatte sich mein Dialekt doch stark an die lokalen Gegebenheiten angepasst.

Ich traf den Mann direkt in Jalalabad, einer größeren Stadt nahe der Haupstadt Kabul. Nach dem Deal ließ er es sich nicht nehmen, mich zu einem Drink einzuladen. Glücklicherweise hatte ich vorher etwas von Nero eingenommen.“

„Nero? Was zur Hölle ist das denn?

„Sorry Amanda. Nero ist eine von uns hergestellte Substanz, die verhindert, dass der Alkohol seine Bahnen in unser Gehirn findet. Chemisch natürlich nicht so simpel zu erklären. Den Namen Nero hat sie bekommen, als ein Chemiker im Spaß meinte, wenn sich der römische Kaiser das Zeug vorher reingezogen hätte, hätte Rom bestimmt nicht gebrannt. Keiner hatte dem Chemiker gesagt, dass Nero absichtlich die Stadt angezündet hatte. Was zur Namensgebung allerdings nur beitrug.

So konnte ich deutlich besser bei Verstand bleiben. Im Gegensatz zu meinen neuen Saufkumpanen. Ich glaube so gut und präzise habe ich die beiden X4 noch nie versteckt.“

Peter war sichtlich entzückt über den Ausgang des Einsatzes. „Klasse. Dafür spendiere ich dir eine Flasche Whiskey deiner Wahl. Die darfst du dann auch ohne Nero genießen.

In der Zwischenzeit haben wir das erste Signalpaket von zwei X4s bekommen. Bisher sind die Daten zwar noch ohne großen Nutzen, da die beiden Bewegungsprofile keine Auffälligkeiten zeigen. Ich denke aber sobald wir ein oder noch besser zwei weitere Pakete erhalten, wird sich die Lage verbessern.“

„Zumindest mal keine schlechten Nachrichten. Nach meinen Berechnungen müssten die nächsten Pakete im Lauf der Woche eintreffen.

Wenn es von Eurer Seite keine weiteren Fragen mehr gibt, würde ich mich wieder in mein Büro begeben. Nach der langen Abstinenz vom Tagesgeschäft habe ich etwas Nachholbedarf.“

„Passt Mike. Amanda, hast du noch Fragen?“

„Nein, auch von meiner Seite ist alles geklärt.“ Amanda hatte den Brocken mit der Beförderung noch immer nicht ganz verdaut. Sicherlich freute es sie und eine Gehaltserhöhung war nie verkehrt, aber an die zunehmende Verantwortung musste sie sich noch gewöhnen.

Als Mike an seinem Computer eintraf, rief er zuerst den internen Übungs- und Fortbildungskalender auf. Wann immer Zeit war, wurde jedem Agenten nahegelegt bei möglichst vielen Schulungen teilzunehmen. Morgen stand das wöchentliche Schießen auf dem Plan. Diesmal mit einem amerikanischen Maschinengewehr, einer deutschen Uzi und einer Glock. Fast jede Woche kam eine neue Waffe zum Üben dazu. Die Sonderabteilung beschafft sie sich aus allen Teilen der Welt. Ihre Agenten sollten idealerweise alle Waffen der Welt kennen und bedienen können. Auf diese dreistündige Ausbildung freute sich Mike schon. Er liebte es seine Fähigkeiten am Schießstand unter Beweis zu stellen und er schoss viel lieber mit echten Waffen. Seit neuem gab es auch Schießsimulatoren in der Abteilung. Aber der Rückstoß und das exakte Verhalten ließen sich nur bedingt realisieren. Dann doch lieber mit einer echten Waffe auf echte Ziele schießen. Diese hatten dann entweder schöne Einschusslöcher oder wurden in Millionen Teile pulverisiert. Im Simulator gab es nur ein grünes oder ein rotes Lämpchen, dass über den Trefferfolg Auskunft gab.

Am Freitag stand ebenfalls ein Highlight auf dem Plan. Nahkampfausbildung. In der Regel hieß das, seinem Gegenüber ohne eine Waffe zur Strecke zu bringen. Das Interessante an der Sache aber war, dass dem Gegner alle Waffen erlaubt waren. Keine faire Sache auf den ersten Blick. Aber nur auf den ersten Blick. Sah man sich die Nahkämpfe an, tat einem eher der vollbewaffnete Gegner leid, der von den Feldagenten angegriffen wurde.

Für heute stand nicht mehr allzu viel auf dem Programm. In Mikes Postfach hatten sich etliche Emails angesammelt. Auch Top-Agenten blieben nach ihrer Rückkehr aus dem Urlaub oder vom Einsatz nicht von der Emailflut verschont. Einige ließen sich schnell bearbeiten, bei anderen las sich Mike durch seitenlange Berichte von anderen Einsätzen. Das Prinzip der Abteilung sah vor, dass die Top Agenten Zugriff auf alle Einsätze hatten. Best Practice Sharing hatte Peter zu ihm gesagt, als er ihm diese Methode erklärte. Wieder eines dieser Wörter. Aber auch Fehler wurden gnadenlos aufgedeckt. Aus Fehlern lernte man am meisten, das wusste auch die Chefetage der Abteilung. Wobei Fehler eher die Ausnahme waren. Es war schon lange her, dass ein Agent im Einsatz einen wirklichen Fehler begangen hatte. Daher war es umso wichtiger, sich diese wenigen zu verinnerlichen. Einem Schnitzer im Einsatz folgte mit allergrößter Wahrscheinlichkeit der Tod. Ein einsamer Heldentod, ohne Sterbeanzeigen in der Zeitung, ohne eine Information an die Hinterbliebenen, kein Grab, gar nichts. Das einzige was auf das Ableben deutete, war ein Vermerk in der Personalkate; „M.I.A.“, Missing in Action.

Selbstverständlich wurden die Namen und Orte anonymisiert bevor die Berichte an die Agenten weitergegeben wurden. Die Gefahr, dass ein Maulwurf die Daten aus der Abteilung schleuste, konnte nicht ausgeschlossen werden. Oder ein Agent wurde vom Feind gefangen genommen und gefoltert. Sollte es dem Feind gelingen ihn zu brechen, wären auf einen Schlag alle anderen Agenten in Lebensgefahr. Ein weiteres Prinzip der Abteilung. Man musste nicht alles wissen, sondern nur das, was für seine Arbeit wichtig war.

Mike sichtete noch ein paar Mails, entschloss sich dann seinen ersten Arbeitstag bald ausklingen zu lassen. Er rief einen seiner wenigen Kumpels an und fragte ihn ob er nicht ein Bier mit ihm in der Sportskneipe trinken wolle. Der war einem Bier und einem netten Plausch niemals abgeneigt, also verabredeten sie sich um sieben Uhr im Rocket Wings Pub. Mike konnte es kaum erwarten, die leckeren Chicken Wings der Bar waren eine Legende. Ein kühles Blondes würde den Abend mit seinem Kumpel perfekt machen.

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