Kitabı oku: «Die deutschen Auswanderer», sayfa 3

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1211 lud König Andreas II. (1205-1235) den Deutschen Ritterorden zur Verteidigung seiner Grenzen ein und siedelte ihn im südöstlichen Teil Transsilvaniens an. Dieser errichtete innerhalb kurzer Zeit ein mächtiges System aus Burgen und Festungen. Daneben lockte der König weitere deutsche Siedler an und ließ neue Siedlungen deutscher Kolonisten auf dem Territorium des Ordens im Gebiet Burzenland (Barcaság) gründen. Allerdings musste der Deutsche Ritterorden infolge seines Versuchs, die Region von Ungarn abzuspalten und einen eigenständigen Ordensstaat unter dem Schutz der Kirche auszurufen, das Land verlassen.

1224 garantierte Andreas II. in seinem Andreanischen Freibrief den deutschen Übersiedlern Rechte und Freiheiten, die später im 14. und 15. Jahrhundert auch auf weitere deutsche Siedlungen in Transsilvanien und 1486 auf die gesamte Bevölkerung der Transsilvaner Sachsen ausgeweitet wurden. Diese schlossen ein Dreinationenbündnis mit den Magyaren und den Szeklern und erhielten einen autonomen Status im Königreich Ungarn, den sie bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wahren konnten. Sie wurden als eigenständige Nation anerkannt, erhielten über mehrere Jahrhunderte ihren eigenen Gesetzeskanon, das Recht, eigene Richter und Priester auszuwählen, und verfügten über ein eigenes oberstes Verwaltungs- und Rechtsprechungsorgan, welches die Bezeichnung „Sächsische Nationsuniversität“ erhielt. Dabei handelte es sich nach allgemeinem Verständnis um eine besondere und beispiellose Form der Selbstverwaltung, und die Rechte und Garantien der Bewohner Transsilvaniens befanden sich auf einem Niveau, welches von keiner anderen Bevölkerungsgruppe Osteuropas erreicht wurde.

Die darauffolgenden Jahrhunderte (14. und 15. Jahrhundert) waren durch eine rasante ökonomische Entwicklung der Städte und ländlichen Siedlungen der Sachsen in Transsilvanien gekennzeichnet. In diesem Zeitraum kam es zur wechselseitigen Bereicherung und Blüte der deutschen und ungarischen Kultur und Sprache und zu einer aktiven Entwicklung der Handelsbeziehungen mit den süddeutschen Städten. Im 16. Jahrhundert nahm die überwältigende Mehrheit der Deutschen den evangelisch-lutherischen Glauben an. Von da an wird Transsilvanien zu einem Hort des evangelischen Glaubens in Südosteuropa, was ebenfalls zu seiner politischen Eigenständigkeit beitrug. Ab dem 14. Jahrhundert entstanden die ersten Grundschulen in Transsilvanien, und im 16. Jahrhundert gab es bereits in jeder Dorfgemeinschaft eine Schule. 1541 wurde das erste Gymnasium in Südosteuropa gegründet, und 1722 wurde die allgemeine Schulpflicht für alle Bevölkerungsschichten eingeführt.1

Die noch vor dem Ende des 14. Jahrhunderts beginnenden Angriffe der Türken auf ungarische Städte gingen mit der Schlacht bei Mohatsch am 29. August 1526 zu Ende. Dabei erlitten die Truppen der

europäischen Koalition, in der sich Ungarn, Kroaten und Tschechen vereinigt hatten, eine vernichtende Niederlage gegen die Truppen des Osmanischen Reiches. Der daraufhin folgende Fall der Stadt Buda (Ofen) führte zum endgültigen Zerfall des Königreiches Ungarn. Es kam zur Gründung Türkisch-Ungarns, welches bis 1699 Bestand hatte. In dieser Zeit konnte Transsilvanien, obwohl es sich unter türkischer Schutzherrschaft befand und infolge der Kriege Zerstörungen, Epidemien und Hungersnöte erlitten hatte, über zwei Jahrhunderte hinweg seine Städte und Siedlungen erhalten und vor einer Besiedlung durch Menschen nicht-siebenbürgischer Abstammung bewahren.

Den mittelalterlichen deutschen Siedlungen in Zentralungarn wurde ein ganz anderes Schicksal zuteil. Sie verschwanden bereits im 16. Jahrhundert infolge ständiger Angriff e und Verwüstungen und auch aufgrund der zerstörerischen Agrarpolitik des Osmanischen Reiches von der Landkarte.

2.2. Donauschwaben

1683 erlitten die Türken eine vernichtende Niederlage gegen die vereinigten Truppen der Deutschen und Polen, die dem belagerten Wien zu Hilfe kamen. Nachdem sie den Großteil ihrer Streitkräfte, Artillerie und Nachschubkolonnen verloren hatten, zogen sich die Türken eilig zurück. Die im darauffolgenden Jahr auf Betreiben des Papstes gegründete „Heilige Liga“, zu der das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, Polen und Venedig gehörten, ergriff die militärische Initiative und fügte dem Osmanischen Reich in vielen weiteren Schlachten eine Niederlage nach der anderen zu und befreite das gesamte Gebiet der Zentraldonau von den Türken. Im September 1686 wurde Buda befreit, im September 1688 Belgrad und 1691 Transsilvanien. Der daraufhin am 26. Januar 1699 geschlossene Frieden von Karlowitz besiegelte den endgültigen türkischen Verlust Ungarns, Transsilvaniens und Slawoniens und stellte den Beginn einer neuen Etappe der massenweisen Übersiedlung deutscher Kolonisten in verwüstete, öde und entvölkerte Landstriche dar, die sich über 160 Jahre (1552-1716) unter der Herrschaft des Osmanischen Reiches befunden hatten.

Auf Einladung der österreichischen Monarchen siedelten im Laufe des 18. Jahrhunderts etwa 200.000 deutsche Kolonisten in diese Regionen über und ließen sich in folgenden Regionen nieder: Banat (85.000), Batschka (35.000), Satmar (7.000), Syrmien-Slawonien (15.000), Schwäbische Türkei (30.000) und Mittelgebirge (35.000). Eine solche massenweise Übersiedlung deutscher Kolonisten führte zu einem sprunghaften Anstieg der ungarischen Bevölkerung und einer grundlegenden Änderung seiner nationalen Struktur. So stieg die Bevölkerung des Königreiches Ungarn vom Ende des 17. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts von 3,5 auf 9,2 Millionen an, während der Anteil der deutschsprachigen Bevölkerung 1,3 Millionen erreichte. Darüber hinaus sprachen noch 200.000 Juden Deutsch, die aus Galizien und den Karpaten hierher umgezogen waren.2

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts beschränkte sich das österreichische Königshaus der Habsburger im Wesentlichen auf die Umsiedlung deutscher Kolonisten auf das Privatgelände von Großgrundbesitzern. Erst später, ab dem Jahr 1718, wurden sie auch auf staatliche Ländereien umgesiedelt. Das hauptsächliche Siedlungsgebiet war das Banat, welches am Fuße der Karpaten zwischen den Flussläufen der Donau, der Theiß und der Maros liegt. Für die Banatdeutschen hat sich die Bezeichnung „Schwaben“ durchgesetzt – dies entspricht wie auch im Falle der Transsilvaner Sachsen nicht ihrem früheren Herkunftsgebiet, welches am linksseitigen Ufer der Pfalz, Hessens und Lothringens, aber auch in Schwaben, Bayern und Österreich liegt. So nahmen die in der Geschichte weit verbreiteten „Schwabenzüge“ ihren Anfang. Darunter versteht man drei große Übersiedlungsperioden deutscher Kolonisten, die jeweils nach dem zu dieser Zeit regierenden österreichischen König benannt wurden.

Der erste große Schwabenzug (der karolinische Schwabenzug) ist mit dem Namen des Königs Karl VI. (1685-1740) verknüpft. Er dauerte von 1722 bis 1726 und fand unter der Leitung von Claudius Florismund Graf von Mercy (1685-1740) statt. In seiner Funktion als erster Gouverneur der Stadt Temeschburg gründete er 50 Siedlungen deutscher Kolonisten im Banat, wobei zu jener Zeit nur katholischen Übersiedlern eine solche Möglichkeit eingeräumt wurde. Unter seiner unablässigen Führung und Aufsicht wurden die Planung und Umsetzung umfangreicher Meliorationsmaßnahmen zur Trockenlegung wilder Sumpfgebiete durchgeführt. So stellt der Bau des die Sumpfgebiete durchquerenden Entwässerungskanals der Bega eine der größten Errungenschaften der damaligen Zeit dar und ermöglichte die Entstehung neuer, fruchtbarer und für die Besiedlung geeigneter Ländereien auf den vormaligen Sümpfen. Graf von Mercy betrachtete die Maßnahmen im Zusammenhang mit der Trockenlegung der Sümpfe nicht nur vom ökonomischen Standpunkt der strategisch-wirtschaftlichen Entwicklung des Banates aus, sondern auch als notwendige Maßnahmen zur sanitären Gesundung der Kolonisten, die auf über Jahrtausende mit Sümpfen übersäten, über Jahrhunderte unbestellten und mit dichtem Gestrüpp überwuchertem Gelände angesiedelt wurden, welches gerade erst trockengelegt worden war.

Allerdings hielt das friedliche Leben der deutschen Kolonisten nicht lange an, denn schon zwei Jahrzehnte später brach der nächste Krieg (1736-1739) zwischen dem Osmanischen Reich und Russland aus, dessen Bündnispartner der österreichisch-habsburgische König des Heiligen Römischen Reiches war. Anfang 1738 waren die Truppen des österreichischen Königs nicht in der Lage, den Süden des Banat zu verteidigen, und gaben die Festungen Alt-Orsowa und Mehadia auf. Die Kolonisten waren den vorrückenden türkischen und serbischen Truppen, die sich auf die Seite der Türken geschlagen hatten und einen Großteil der deutschen Siedlungen entlang der Donau anzündeten und zerstörten, schutzlos ausgeliefert.

Nach Beendigung dieses Krieges wurden neue Versuche unternommen, deutsche Übersiedler zum Wiederaufbau der zerstörten Siedlungen und Befestigungsanlagen und zum Bau neuer Städte ins Land zu locken, was sich dieses Mal schwieriger als im Jahr 1722 gestaltete. Zu Beginn der 40er Jahre des 18. Jahrhunderts ließen sich in diesen Gebieten Rumänen und Serben aus Nordserbien nieder, die sich die erhaltenen deutschen Siedlungen zunutze machten. Nichtsdestotrotz kamen weiterhin deutsche Übersiedler im Banat an (wenngleich in überschaubarer Zahl) und ließen sich auf den vom Krieg verschonten Landstrichen nieder. Die Übersiedler erholten sich rasch vom Schock des Türkenkrieges und ihre Einwohnerzahl stieg u. a. aufgrund des natürlichen Bevölkerungswachstums schnell an und betrug um das Jahr 1754 ungefähr 25.000 Menschen.3

Der zweite große Schwabenzug begann nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges. Er vollzog sich während der Regierungszeit der österreichischen Königin Maria Theresia (1717-1780), dauerte von 1763 bis 1772 und erhielt die Bezeichnung „Theresianischer Schwabenzug“. Im Zuge der zweiten großen Umsiedlungswelle ins Banat wurden die bereits bestehenden Siedlungen ausgebaut und neue gegründet. Wie beim ersten Schwabenzug erhielten auch diesmal katholische Übersiedler den Vorzug. Um sie anzulocken, wurden wie zuvor Werber engagiert und in die deutschen Fürstentümer entsandt. Die Werber nahmen ihre Arbeit zunächst in den süddeutschen Regionen an der Grenze zu Österreich auf. Daher waren die ersten Übersiedler zu jener Zeit tatsächlich Schwaben. Im Laufe des zweiten Schwabenzuges wurden etwa 30 neue Siedlungen im Banat gegründet und 27 bestehende Siedlungen ausgebaut, in die ungefähr 50.000 deutsche Kolonisten übersiedelten.4 Deren überwiegende Mehrheit ließ sich auf trockengelegten ehemaligen Sumpfgebieten nieder, in deren Umgebung, wie bereits erwähnt, das Sumpffieber grassierte. Dieser Umstand zwang die Machthaber dazu, die Arbeiten zur Trockenlegung von Sumpfgebieten durch Rekonstruktion und Erweiterung des bereits zuvor von 1728 bis 1733 erbauten Begakanals wieder aufzunehmen. Zur selben Zeit siedelten sich im Banat unter der Leitung des österreichischen Königreiches aktiv Rumänen und Serben an, deren Anzahl die der deutschen Übersiedler um das Fünffache überstieg. Insgesamt hatte sich die Einwohnerzahl des Banats gegen Ende der Regierungszeit Maria Theresias verfünffacht und betrug ungefähr 450.000 Menschen.

Der dritte und letzte große Schwabenzug trägt die Bezeichnung „Josephinischer Schwabenzug“ und vollzog sich von 1781 bis 1787 während der Regierungszeit des Königs Joseph II. Er bestieg 1765 den Thron des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und regierte Ungarn zu Beginn gemeinsam mit seiner Mutter Maria Theresia und nach ihrem Tod im Jahr 1780 allein. Er war Zeitgenosse des preußischen Königs Friedrich II. und der russischen Zarin Katharina II. und wie diese ein Verfechter des aufgeklärten Absolutismus. Daher fand der dritte große Schwabenzug im Unterschied zu den beiden vorhergehenden Zügen ohne konfessionelle Einschränkungen statt. Neben den Katholiken waren zahlreiche Protestanten unter den Übersiedlern, die sich hauptsächlich auf den königlichen Ländereien in den Gebieten Batschka, Slawonien und im Banat niederließen. Insgesamt kamen in dieser Periode ungefähr 45.000 deutsche Kolonisten an und ließen sich in 14 neuen, zum Großteil jedoch in bereits bestehenden Siedlungen nieder.

Der nächste türkische Krieg in den Jahren 1788 und 1789 stellte eine neue Bedrohung für die sich rasant entwickelnde und blühende Region dar und brachte den ins Rollen gekommenen dritten großen Schwabenzug zum Stillstand. Die türkischen Truppen gelangten bis vor die Tore Temeschburgs und plünderten erneut 130 Siedlungen. Die deutschen Kolonisten stellten ihren Mut bei der Verteidigung ihrer Siedlungen heldenhaft unter Beweis. Bekannt ist der Fall des Schmieds

Jakob Johann Hennemann, der die türkischen Angriff e gemeinsam mit 75 treuen Mitstreitern abwehren und seine Stadt Werschetz und deren Bevölkerung so vor der Plünderung und dem Untergang bewahren konnte. Für den heldenhaften Mut, den er bewiesen hatte, wurde er von König Joseph II. zum Adligen ernannt.5

Innerhalb kurzer Zeit wurden die Städte und Siedlungen der Übersiedler, die durch den Ansturm der Türken zerstört und geplündert worden waren, erneut wiederaufgebaut und gelangten durch den eifrigen Einsatz der Kolonisten ein weiteres Mal zu Wohlstand und Reichtum. Die Übersiedlung deutscher Kolonisten nach Ungarn setzte sich auch in späteren Perioden fort, so etwa zur Regierungszeit der Könige Leopold II. und Franz I., welcher bis 1806 der letzte Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation war und nach Ablegen dieses Titels bis zu seinem Tod der erste Kaiser Österreichs blieb. Die Zeiten der massenweisen Übersiedlung, der sogenannten großen Schwabenzüge, waren allerdings vorüber und gehörten der Vergangenheit an.

Die gesamte Besiedlungsperiode des Banats dauerte ungefähr 100 Jahre. In dieser Zeit kamen etwa 150.000 Kolonisten an, von denen sich 115.000 auf staatlichen Ländereien und 35.000 auf privatem Grundbesitz niederließen. Aufgrund des schnellen natürlichen Bevölkerungsanstiegs betrug die Gesamtbevölkerung des Banat 1840 bereits 1.082.550 Menschen. Davon waren 207.720 Deutsche, 566.230 Rumänen, 202.216 Serben, 59.342 Magyaren, daneben auch 10.112 Schokatzen (eine römisch-katholische ethnische Gruppe aus Nachkommen der ivakischen Kroaten und serbischen Flüchtlinge aus den Gebieten Bosnien-Herzegowinas), 12.000 Bulgaren, 6.150 Franzosen, 4.316 Juden, 2.830 Slowenen, 1.400 Kroaten und 800 Griechen. Zudem lebten noch 250.485 Menschen (davon 26.155 Deutsche) in den militarisierten Grenzgebieten Ungarns.6

Ungeachtet der bisweilen auftretenden Konflikte entstanden im Banat insgesamt tolerante, Nationalitäten übergreifende Beziehungen zwischen verschiedenen Völkern, die sich hier niedergelassen hatten. Die deutschen Kolonisten brachten ihre Kenntnisse, Fähigkeiten und Erfahrungen in der Landwirtschaft, der Industrie und dem Bauwesen in ihren kompakten Siedlungsgebieten gewinnbringend ein, worauf sie mit der Zeit auch von anderen Völkern übernommen wurden.

2.3. Besonderheiten und Bedingungen der

Massenemigration nach Südosteuropa

Im 18. Jahrhundert schlugen die deutschen Kolonisten im Zuge ihrer Massenemigration auch andere Richtungen ein, besiedelten Ländereien in Nord- und Südamerika, den Provinzen Ostpreußens, der baltischen Herzogtümer, Polens und Südrusslands und machten diese nutzbar. Doch lediglich die Übersiedlung nach Südosten, bei der die ungarischen Ländereien besiedelt und erschlossen wurden, vollzog sich auf Einladung und unter der Leitung der österreichischen Monarchen auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Auch wenn diese Übersiedlung von einer zentralen Macht organisiert und finanziert wurde, was die Ausreise in vielerlei Hinsicht erleichterte, waren der Transport, die Unterbringung an den Siedlungsorten und ihre Bedingungen in verschiedenen Zeiträumen in hohem Maße unterschiedlich. Tabelle 1 unten zeigt die wesentlichen, für Kolonisten bei der Übersiedlung ins damalige Ungarn geltenden Bedingungen in verschiedenen Phasen des 17. Jahrhunderts. Dabei wurde auf die Daten historischer Quellen zugegriffen, die im Forum birda.de veröffentlicht sind und weiter oben in Kapitel 1 angeführt werden. 3-6

Tabelle 1

Ermäßigungen und Privilegien der deutschen Kolonisten zu Zeiten der massenweisen Übersiedlung deutscher Kolonisten im 18. Jahrhundert


Zeitraum der Übersiedlung Wegzoll Steuerermä-ßigungen Zugeteiltes Land und Privilegien
Karl VI. (1722-1726) Verheiratete Erwachsene - 12 Kreuzer Unverheiratete Erwachsene – 6 Kreuzer Je Kind – 2 Kreuzer 3 Jahre Befreiung von Steuerzahlungen. Nach 3 Jahren -12 Gulden Steuern. Nach 6 Jahren - 18 Gulden Steuern. Nach 12 Jahren - 24 Gulden Steuern. 1 Joch - Hofgelände 24 Joch - Ackerland 6 Joch - Wiese Haus holz. Landwirtschaftliche Geräte. Haustiere.
Maria Theresia (1763-1772) Erwachsene – 6 Kreuzer Je Kind – 2 Kreuzer 6 Jahre Steuerbefreiung 1 Joch - Hofgelände 24 Joch - Ackerland 6 Joch - Wiese 6 Joch - Weidefläche Landwirtschaftliche Geräte. Haustiere. Haus holz. Vorauszahlung für den Hausbau. Später Hausbau auf Kosten des Staates
Joseph II. (1781-1787) Erwachsene – 6 Kreuzer Je Kind – 2 Kreuzer 10 Jahre Steuerbefreiung 32 Joch allgemeines Land und 4 Joch allgemeine Weidefläche. Landwirtschaftliche Geräte und Haustiere. Hausbau auf Kosten des Staates.

1. Ein Joch entspricht ungefähr 0,57 ha

2. Ein Gulden entspricht 60 Kreuzern

Wie aus den Daten der Tabelle hervorgeht, wurden die Übersiedlungsbedingungen aus ökonomischer Perspektive mit jedem Folgezeitraum vorteilhafter und attraktiver: Wurden die Kolonisten zu Beginn des Jahrhunderts während der Regierungszeit Karls VI. über einen Zeitraum von drei Jahren und in der Mitte des Jahrhunderts während der Regierungszeit Maria Theresias über einen Zeitraum von sechs Jahren von der Steuerzahlung befreit, so waren sie gegen Ende des 18. Jahrhunderts während der Regierungszeit Josephs II. 10 Jahre lang vollständig von der Steuerlast befreit. Genauso verbesserten sich auch die Finanzierungsbedingungen für den Wohnungsbau und die Bedingungen für den Erwerb von landwirtschaftlichem Inventar und Haustieren.

All das geschah nicht zufällig und infolge einer Laune der plötzlich gutmütig gewordenen österreichischen Monarchen, vielmehr ging die Verbesserung der Einladungs- und Siedlungsbedingungen für die Übersiedler auf eine ganze Reihe von Faktoren zurück. So war bereits Maria Theresia auf die Konkurrenz des preußischen Königs Friedrich II. und der russischen Zarin Katharina II. gestoßen, die sich ebenfalls aktiv um die Anwerbung und Übersiedlung deutscher Kolonisten in ihre Länder bemühten. Gerade aus diesem Grund sah sich Maria Theresia gezwungen, die Bedingungen für den Zuzug von Kolonisten zu verbessern. Für diese wurde der Zeitraum, in dem keine Steuern erhoben wurden, verdoppelt, daneben erhielten sie eine umfangreichere staatliche Unterstützung beim Bau ihrer Höfe und Wohnungen.

Dennoch blieben die Zahlen derer, die nach Ungarn übersiedelten, hinter den Erwartungen zurück, was insbesondere auf die religiösen Einschränkungen zurückzuführen war. Bekanntermaßen gab Maria Theresia durch ihre Bedingungen katholischen Übersiedlern den Vorzug, während Friedrich II. und Katharina II. Übersiedler unabhängig von deren Glaubenszugehörigkeit nach Preußen und Russland einluden. Dieser Fehler wurde später mit den Einladungsbedingungen von König Joseph II. aufgehoben. Dieser brachte 1781 einen speziellen Erlass (das Toleranzpatent) heraus, welcher alle Einschränkungen aufhob und den Protestanten den Umzug in katholische Länder der Habsburger-Dynastie gestattete.

Kapitel 3.

Deutsche Kolonisten in Russland

3.1. Geschichte der Beziehungen

Kontakte zwischen den Bewohnern deutscher Fürstentümer und der Kiewer Rus werden erstmals gegen Ende des ersten Jahrtausends unserer Zeitrechnung erwähnt, und bereits im Mittelalter luden russische Monarchen fremde Staatsangehörige nach Russland ein. Diese wurden für den Kriegsdienst angestellt oder waren als Händler, Mediziner, Apotheker, Bauarbeiter und Meister verschiedener Gewerbe tätig. Sie ließen sich hauptsächlich in Moskau und später im 16., 17. und 18. Jahrhundert in Sankt Petersburg, Woronesch, Saratow und anderen Städten in den sogenannten „deutschen Vorstädten“ nieder.

Während der Regierungszeit Peters I. (des Großen, 30.5.1672 – 28.1.1725) brach für Russland ein neuer Entwicklungsabschnitt an. Die Veränderungen betrafen alle Bereiche des alltäglichen Lebens, die Armee wurde verstärkt und perfektioniert, die Handelsbeziehungen wurden verbessert, Werke und Fabriken wurden erbaut, die staatliche Verwaltung und die internationalen Beziehungen wurden optimiert und die ökonomische und kulturelle Rückständigkeit Russlands wurde überwunden. Dabei machte sich Peter I. die Erfahrung der westeuropäischen Länder und der dort ansässigen Spezialisten zunutze, die Russland durch die Möglichkeit anlockte, ihre Kenntnisse einbringen und schnell Karriere machen zu können. In seinem speziellen Manifest vom 16. April 1702 („Über die Ansiedlung von Ausländern in Russland beim Versprechen freier Religionsausübung“) versprach er den ausländischen Spezialisten einen hohen Lohn, gute Lebens- und Arbeitsbedingungen und freie Religionsausübung, verlangte jedoch auch nach Lehrlingen und der Ausbildung russischer Fachkräfte, die die ausländischen Spezialisten ersetzen sollten. Die Einladung Peters I. und seine Reformen führten zu einer erheblichen Intensivierung des Zustroms von Ausländern nach Russland. Bei diesen bildeten die Auswanderer zahlreicher deutscher Fürstentümer die Mehrheit. Für viele von ihnen wurde Russland zur zweiten Heimat, welcher sie selbst und ihre Nachkommen ergeben dienten, und zu deren Wohl sie ihr Wissen, ihre Seele und Erfahrung einbrachten. Bei allen Initiativen und Reformen Peters I. kamen ausländische Spezialisten zum Einsatz, die erheblichen Anteil an der Entwicklung und Optimierung des Staatsapparates, der Wissenschaft, Kunst, Architektur, Medizin, Wirtschaft, Armee, Flotte und der Kultur in Russland hatten.

Besonderes Augenmerk wurde auf die Entwicklung des Außenhandels gelegt. Den ausländischen Kaufleuten, die ins Land eingeladen wurden, wurden bestimmte Vergünstigungen gewährt. Unter den etwa 8.000 Ausländern, die zur Zeit Peters I. in Russland ankamen, waren etwa 500 Kaufleute, die Waffen, Metalle, Stoffe und andere Bedarfsgüter ein- und in Russland hergestellte Waren ausführten.1

Trotz der bedeutenden Zahl an Ausländern, die zur Zeit Peters I. nach Russland kamen, hatte ihre Übersiedlung noch keinen organisierten und planmäßigen Charakter. Sie ließen sich in der Regel in der Hauptstadt und anderen russischen Großstädten nieder.

3.2. Kolonisationsprojekte zur Zeit

von Zarin Elisabeth

Das Erscheinen deutscher Kolonisten in Russland im 18. Jahrhundert wird normalerweise mit dem Namen Katharinas II. (der Großen) in Verbindung gebracht, der deutschen Prinzessin Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst. Diese wuchs im Haus ihres Vaters, des Herzogs von Anhalt-Zerbst, auf, welcher unter Friedrich II. den Preußen diente. Durch diesen Umstand konnte sie sich bereits in jungen Jahren mit der Populationstheorie und ihrer praktischen Umsetzung in Preußen vertraut machen, und es ist wenig verwunderlich, dass sie zu einem aktiven Verfechter derselben wurde, als sie den russischen Thron bestieg.

Allerdings war sie nicht die erste, die diese Ideen in Russland verwirklichte. Schon zur Regierungszeit Elisabeths (Elisabeth Petrovna) gestattete die russische Regierung Auswanderern aus Serbien die Übersiedlung in die Ukraine und siedelte sie am rechten Dnjepr Ufer entlang der damals verlaufenden Grenze zu Polen an. Aus den 16.000 serbischen Siedlern, die sich an diesen Orten niedergelassen hatten, wurden ein Husaren- und ein Infanterieregiment gebildet. Diese hatten die Aufgabe, die russischen Grenzen zu schützen, und ihr kompaktes Siedlungsgebiet erhielt die Bezeichnung Neuserbien. In der Folge siedelten sich in Russland nochmals mehrere Tausend Serben an, denen Ländereien in der Provinz Bachmutsk am linken Flussufer des Severskij Donez, einem großen Zulauf des Don, zugewiesen wurden, und ihre Siedlungen erhielten die Bezeichnung Slawjanoserbien.2 Im Jahr 1764 gehörten diese Gebiete dem erneut geschaffenen Neurussischen Gouvernement an, seine Bewohner wurden als staatliche Bauern registriert, und die Offiziere erhielten den Adelstitel und Ländereien.

Die ersten Projekte im Zusammenhang mit der Einladung ausländischer Staatsangehöriger nach Russland, die die Kolonisation öder Landstriche zum Ziel hatten, wurden ebenfalls noch zur Regierungszeit Elisabeths ausgearbeitet. Die russische Regierung, die sich unter dem Eindruck der erfolgreichen Peuplierungspolitik Preußens befand, setzte sich intensiv mit dem Projekt von Francois de Lafont auseinander, der vorgeschlagen hatte, die noch in Frankreich verbliebenen Protestanten nach Russland umzusiedeln. In seinem Projekt schlug er vor, dem Beispiel des preußischen Königs zu folgen und eine Einladung in Form eines Manifests der russischen Kaiserin unter Angabe der für Übersiedler geltenden Rechte und Privilegien in französischen Zeitungen zu veröffentlichen. Man schlug vor, die Franzosen in der Ukraine entlang des Dnjepr oder an den Wolgaufern und in der Nähe Moskaus anzusiedeln. Das Projekt sah vor, dass die russische Regierung den Übersiedlern die freie Religionsausübung und eine 15-jährige Befreiung von Steuern und Abgaben zusichern, die Kosten des Umzugs und der für die Betriebseröffnung notwendigen Materialien, Gerätschaften, Tiere und Werkzeuge übernehmen, den Nachkommen das Recht auf den Besitz der Ländereien und die freie Ausreise aus dem Land gewähren und den Fabrikbesitzern verschiedene Vergünstigungen garantieren sollte, zu denen auch das Recht auf russische Bauern als Leibeigene gehörte.

Das Projekt wurde vom Kollegium für Auslandsangelegenheiten geprüft, welches zwar einzelne Vergünstigungen einschränkte, dabei jedoch die Steuerbefreiung auf 20 Jahre ausweitete und der Übergabe von Bauern als Leibeigene zustimmte. Die Instruktion, anhand derer Franzosen für den Umzug nach Russland angeworben werden sollten, wurde bestätigt, in den Küstenstädten wurden Sammelpunkte eingerichtet und die Bedingungen und das Verfahren für den Transport der Übersiedler festgelegt. Nachdem das Kollegium für Auslandsangelegenheiten alle Bedingungen und das Anwerbe-, Transport- und Ansiedlungsverfahren der Franzosen in Russland in einem Sonderbericht dargelegt hatte, schickte es diesen am 14. Januar 1753 an Kanzler Bestuschew-Rjumin, der es der Kaiserin zur Bestätigung überreichen sollte. Dies hatte allerdings keine Resolution der Kaiserin zur Folge, erst im darauffolgenden Jahr ordnete sie mündlich die Übergabe des Berichts an den Senat an. Diesem wurde das Recht eingeräumt, zu allen Fragen, die den Siedlungsort und die den Übersiedlern zugesprochenen Vergünstigungen betrafen, eine Lösung zu finden.

Die extrem langsame Senatsarbeit und der Ausbruch des Siebenjährigen Krieges verhinderten letztendlich eine Bestätigung des Projekts von De Lafont. Ein nicht weniger trauriges Schicksal wurde auch dem Projekt des sächsischen Generals Weißbach zuteil, welcher vorgeschlagen hatte, sich die durch unzählige Kriegsquartiere, die Einberufung von Rekruten und die harten Strafen Friedrichs II. im Zuge des Siebenjährigen Krieges entstandene Emigration aus Preußen in angrenzende polnische Gebiete zunutze zu machen. Die aus Pommern, Preußen und Schlesien stammenden Flüchtlinge, die mehrheitlich Protestanten waren, erhielten nicht nur keinerlei Unterstützung von der polnischen Regierung, sondern wurden auch von der katholischen Kirche unterdrückt. Weißbach wollte mit seinem Projekt insbesondere die militärische Macht Friedrichs II. schwächen und die massenweise Desertation aus seiner Armee noch weiter verstärken. Er schlug vor, die deutschen Flüchtlinge in Südrussland anzusiedeln und ihnen eine ganze Reihe von Vergünstigungen und Privilegien zu gewähren.3

3.3. Kolonisationspolitik und Manifeste

Katharinas der Großen

Wir sehen also, dass die Frage, wie ausländische Staatsangehörige zur Eroberung öder und zurückeroberter russischer Gebiete angelockt werden sollten, zur Zeit Elisabets von der russischen Regierung bereits untersucht und im Hinblick auf das Treffen praktischer Entscheidungen Vorbereitungsmaßnahmen getroffen worden waren. Anhand dieser umfangreichen Vorbereitungsmaßnahmen lässt sich auch erklären, weshalb Katharina II. ihr erstes Manifest vom 04. Dezember 1762 innerhalb kurzer Zeit verabschiedete – es wurde nämlich lediglich fünf Monate nach ihrer Krönung am 28. Juni 1762 veröffentlicht. Dieses Dokument lud Ausländer verschiedener Nationalitäten (Juden ausgenommen) dazu ein, sich in Russland anzusiedeln, und gestatteten Flüchtlingen die Rückkehr in ihre Heimat, die sie zuvor aus verschiedenen Gründen verlassen hatten. Mit ihrem Manifest setzte Katharina II. die Projekte fort, die bereits unter Elisabeth Petrovna begonnen worden waren, ihr Schwerpunkt lag dabei jedoch nicht mehr in der Schaffung neuer Fabriken und Manufakturen in den Städten, sondern in der Entwicklung des Ackerbaus und der damit verbundenen Gewerbe. Obwohl das Manifest in verschiedenen Sprachen gedruckt und in den Ländern Europas verteilt wurde, zog es keine praktischen Folgen nach sich. Dies hatte damit zu tun, dass es keine konkreten Bedingungen und Vergünstigungen für Übersiedler enthielt.

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9783754184851
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