Kitabı oku: «Der Islam», sayfa 2

Yazı tipi:

II

Wenn man bedenkt, dass der Islam in vielerlei Hinsicht der älteste und hartnäckigste Gegner des Christentums gewesen ist – ein Gegner, der nur selten einen Rückweg offenlässt, wie die Situation in den Ländern beweist, die einst, in welchem Jahrhundert auch immer, von muslimischen Armeen oder Kaufleuten erobert worden sind –, dann ist es verwunderlich, wie wenig die Amtskirche bislang über den Islam hat verlauten lassen. Nach wie vor ist offenbar die Summa contra Gentiles des heiligen Thomas die größte von christlicher Seite unternommene Anstrengung zu definieren, was der Islam ist. Obwohl der Islam ein enormes historisches Faktum ist – die am schnellsten wachsende Religion in der Welt von heute, der mindestens ein Fünftel der Weltbevölkerung angehört und die in schöner Regelmäßigkeit überall dort, wo man es ihr erlaubt, neue Moscheen errichten lässt –, gibt es zum Beispiel keine Enzykliken mit dem Titel »Was ist der Islam?«. Wir haben nichts, das sich etwa mit Rundschreiben wie Mit brennender Sorge oder Divini Redemptoris vergleichen ließe, keinen Syllabus errorum und keine Canones, wie sie auf dem Trienter Konzil formuliert worden sind. Fast könnte man meinen, die Kirche hätte den Wahrheitsansprüchen des Islams niemals Bedeutung beigemessen. Wir setzen uns in unseren Dokumenten unter theologischen Gesichtspunkten mit zahlreichen christlichen Irrlehren, nicht aber mit dem Islam auseinander, der in gewisser Hinsicht selbst einmal eine christliche Irrlehre war. Oberflächlich betrachtet scheint dieser Mangel merkwürdig: beinahe als wäre der Islam nicht wichtig genug gewesen, um ihn ernst zu nehmen – oder als wäre damit eine gewisse Gefahr einhergegangen.

Was wir allerdings haben, sind neuere Verlautbarungen über unsere Gemeinsamkeiten mit dem Islam und anderen Religionen. Unsere zeitgenössische Herangehensweise ist liberal und irenisch (friedliebend, Anm. d. V.): ein Dialog, wenn und wann immer möglich, und niemals Konflikt, auch dann nicht, wenn er provoziert wird. Probleme – einschließlich der vielen im letzten Jahrhundert in islamischen Ländern getöteter Christen – sprechen wir nur sehr ungern und wenn, dann nur auf denkbar allgemeine Weise an, sodass der Eindruck entsteht, nicht der Glaube oder die Praxis des Islams, sondern die westliche Ideologie sei die Ursache aller Probleme. Wir wenden die Analysemethoden westlicher Philosophien oder Ideologien auf islamische Länder an und erwarten uns davon eine Formel, die ihr inneres Ethos erklärt. Wir benutzen wissenschaftliche Methoden, die uns blind machen für das, was vor sich geht. Kurz, wir führen keinen echten Dialog mit den Muslimen, sondern reden mit uns selbst. Es erschreckt uns, wenn Muslime uns aufgrund dessen, was wir über Gott und Christus glauben, als »Ungläubige« bezeichnen. Und das ist nicht einfach eine rhetorische Übertreibung, sondern nennt das beim Namen, was dem Islam als Bedrohung erscheint: ein anderes Gottesbild oder, genauer, die Vorstellung der Dreifaltigkeit und der Menschwerdung. Die Anziehungskraft des Islams scheint zu einem großen Teil direkt von der Leugnung dieses komplexen Gottesbildes abzuhängen, das hochzuhalten und zu verbreiten wir verpflichtet sind.

Das 21. Jahrhundert wird, so viel scheint klar, nicht wie noch das 20. Jahrhundert von der Auseinandersetzung mit den Weltideologien, sondern eher von der Auseinandersetzung mit den Weltreligionen geprägt sein. Das haben nur wenige Intellektuelle erwartet. In puncto Moral und Lebenskraft befindet sich der Westen bereits im Niedergang. Roger Scrutons Bemerkung trifft ins Schwarze: »Dass die Medien sich ins Kampfgeschehen eingeschaltet haben, hatte eine zerrüttende Wirkung auf die Wahrnehmung des Krieges. Und angesichts der rückläufigen Geburtenraten und der zunehmenden Langlebigkeit der Bevölkerung sind die westlichen Gesellschaften noch weniger bereit, ihren schwindenden Vorrat an Söhnen in der Schlacht aufs Spiel zu setzen.«7 Der Islam hingegen hat einen reichlichen Vorrat an Söhnen, von denen offenbar viele bereit sind, für seine Verteidigung oder Ausbreitung ihr Leben hinzugeben. Muslimische, hinduistische, chinesische und buddhistische Bewegungen scheinen im Laufe des vermeintlich so skeptischen 20. Jahrhunderts nicht schwächer, sondern stärker geworden zu sein.

Die christlichen Bevölkerungen stehen in Indien, China, in buddhistischen und in muslimischen Ländern unter Druck. Viele Christen verlassen diese Länder freiwillig, meist werden sie jedoch dazu gedrängt. Die meisten der Christen, die früher in arabischen Ländern gelebt haben, leben heute im Westen. Sie haben mit ihren Füßen abgestimmt. Die Muslime andererseits sind – zum Teil aufgrund ihres beträchtlichen zahlenmäßigen Wachstums – zusammen mit Chinesen, Hindus, Buddhisten und anderen Vertretern verschiedener Weltreligionen überall in Europa und Amerika präsent. Der moderne Säkularismus wirkt geradezu wie eine kulturelle Kuriosität, die sich auf kleine akademische Enklaven in kleinen Winkeln der Welt beschränkt. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass große Teile der modernen politischen Philosophie von der Vorstellung ausgegangen sind, die Bedeutung der Religion müsse verringert werden, um Religions- und Bürgerkriegen vorzubeugen. Angesichts der strikten Abschottung dieser Religionen an ihren historischen Orten und ihres mangelnden Sinns für eine echte, auf der Würde der Person basierende religiöse Freiheit wirkt der Skeptizismus oder Atheismus, verglichen mit diesen Ländern, aus denen es – außer vielleicht nach innen wie im Fall der mittelalterlichen muslimischen Philosophen – kein Entrinnen gibt, geradezu wie eine gesunde Alternative.

III

Vor diesem Hintergrund ist es vielleicht hilfreich, sich noch einmal näher mit den Gedanken über die Zukunft des Islams zu befassen, die sich Hilaire Belloc in den 1930er-Jahren gemacht hat. Bellocs Kommentare über den Islam sind aus heutiger Sicht deshalb so bemerkenswert, weil er die Fähigkeit hatte, historische Entwicklungen vor dem Hintergrund einer spirituellen Kraft oder Macht zu beurteilen. Obwohl er Soldat und Militärhistoriker war, der großen Wert auf die Fakten, auf Daten und Namen von Schlachten und Schlachtfeldern, Generälen und Soldaten legte, hat Belloc nie geglaubt, dass letztlich die materielle Macht darüber entscheidet, was zwischen Menschen und Zivilisationen geschieht. »Kulturen entspringen aus Religionen; die Lebenskraft, die jede Kultur aufrechterhält, ist letztlich ihre Philosophie, ihre Einstellung zum Universum; der Niedergang einer Religion zieht den Niedergang der Kultur nach sich, die ihr entspricht – was der derzeitige Zusammenbruch des Christentums mit allergrößter Deutlichkeit beweist.«8 Ihm war bewusst, dass die muslimischen Länder in den rund 300 Jahren seit der Schlacht von Wien am 11. September 1683 nach und nach aus dem modernen Szenario der ernst zu nehmenden Bedrohungen herausgefallen waren. Sie galten als rückständig und waren es auch. Und das ist trotz der Ölvorkommen, mit deren Wert sie wenig oder gar nichts zu tun hatten, noch immer weitgehend der Fall.

Belloc war sich darüber im Klaren, dass der jahrhundertelange Einfluss des Westens den Islam nicht verändert hatte. Was die Grundlagen anging, war der Islam von der westlichen Besetzung gänzlich unberührt geblieben. Wie Belloc in Survivals and New Arrivals schreibt:

»Wir stellten uns seine Religion [die des Islams] als eine Art Fossil vor, dessentwegen wir uns nicht zu beunruhigen hätten. Das war fast sicher ein Fehler. Es ist so gut wie sicher, dass wir in naher Zukunft mit dem Islam zu rechnen haben werden. Vielleicht wird er aufsteigen, wenn wir unseren Glauben verlieren. Denn nachdem diese Unterjochung der islamischen Kultur durch dem Namen nach christliche Nationen bereits abgeschlossen war, begannen die politischen Eroberer dieser Kultur an ihr zwei beunruhigende Merkmale festzustellen: erstens, dass ihr spirituelles Fundament sich als unerschütterlich erwies; und zweitens, dass ihr Einflussbereich nicht etwa kleiner, sondern im Gegenteil langsam größer wurde.«9

Heute – so viel sei gesagt – rechnen wir mit dem Islam. Europa und große Teile Amerikas haben den Glauben weitgehend verloren, wie Belloc es schon vor dem Zweiten Weltkrieg hatte kommen sehen, und der Islam ist dort auf dem Vormarsch. Und auch in Afrika und Asien expandiert der Islam.

Belloc war beeindruckt von der Kompaktheit des Islams, seiner inneren Geschlossenheit – was auch immer deren Ursache sein und mit welchen Methoden sie auch aufrechterhalten werden mochte. Wie er im selben Buch schreibt:

»Der Islam würde keinerlei missionarischen Bemühungen des Christentums je tatenlos zusehen. Die sogenannten christlichen Regierungen, die zu ihm Kontakt hatten, hat er in spiritueller Hinsicht stets verachtet. Die glühenden und aufrichtigen christlichen Missionare wurden in der Regel höflich empfangen und in einigen Fällen erbittert attackiert, erhielten jedoch nie die Gelegenheit, den Islam zu beeinflussen. Ich halte die Aussage für zutreffend, dass der Islam die einzige spirituelle Quelle auf Erden ist, die sich dem Katholizismus als uneinnehmbare Festung entgegengestellt hat. Seine Anhänger bilden die einzige religiöse Gemeinschaft, aus der es keine nennenswerte Anzahl von Konversionen gibt.«10

Eine ähnliche Beobachtung formuliert Belloc in The Great Heresies:

»Der Islam ist augenscheinlich unbekehrbar. Die missionarischen Anstrengungen der großen katholischen Orden, die seit annähernd 400 Jahren mit dem Versuch beschäftigt sind, aus Mohammedanern Christen zu machen, sind überall nahezu vollständig gescheitert. An einigen Orten haben wir den mohammedanischen Herrscher aus dem Land gejagt und seine christlichen Untertanen von der mohammedanischen Kontrolle befreit, aber bei der Bekehrung einzelner Mohammedaner haben wir fast keine Ergebnisse erzielt.«11

Belloc erkannte an, dass der Islam florierte, weil er grundlegende Wahrheiten über Gott beinhaltete, wie auch immer diese interpretiert wurden. »Der Mohammedanismus hat dauerhaft Wurzeln geschlagen, ein Eigenleben entwickelt und ist schließlich so etwas wie eine neue Religion geworden«, schrieb er in The Great Heresies. »Wie alle Irrlehren lebte der Mohammedanismus von den katholischen Wahrheiten, die er bewahrt hatte. Sein Festhalten an der persönlichen Unsterblichkeit, an der Einheit und unendlichen Majestät Gottes, an seiner Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, an der Gleichheit der menschlichen Seelen im Angesicht ihres Schöpfers – darin bestand seine Stärke.«12 Die Stärke des Islams waren in Bellocs Augen seine Tugenden.

Doch allein schon aus diesem Grund – weil der Islam für den Katholizismus uneinnehmbar ist – muss die Kirche dieser wachsenden Kraft in der Welt größere Beachtung schenken. Es genügt nicht, Gewalt im abstrakten Sinne zu verurteilen. »Geht hin und lehrt alle Völker« ist nur möglich, wenn die Völker es zulassen, dass man ihnen predigt. Die westlichen Theorien von der Religionsfreiheit haben sich, ganz gleich, ob von weltlicher oder religiöser Seite formuliert, im Islam nicht durchgesetzt, und diese Tatsache wird nur selten kritisiert. Die wenigen Christen oder Angehörige anderer Religionsgemeinschaften müssen sich in den meisten muslimischen Ländern in der Praxis mit einem Status als Bürger zweiter Klasse zufriedengeben und stehen unter dem ständigen Druck, zum Islam konvertieren zu sollen.

IV

Bellocs These zufolge begann der Islam als eine christliche Irrlehre, die an den jüdischen Elementen des christlichen Glaubens – der Einheit und Allmacht Gottes – festhielt, aber sämtliche christlichen Aspekte, also die Menschwerdung und die Gottheit Christi verneinte, was zur Folge hatte, dass Christus nur mehr als Prophet betrachtet und auch die Kirche, das Priestertum und die Sakramente geleugnet wurden. Der Islam war so erfolgreich, weil er, wie er selbst von sich sagt, eine einfache Religion ist. Es war nicht schwierig, seine wenigen Lehrinhalte und Frömmigkeitsregeln zu verstehen und zu befolgen. Die Ausbreitung des Islams erfolgte fast immer mit Waffengewalt; nach jeder Eroberung übernahmen muslimische Kalifen oder Sultane die Herrschaft. Sie waren intolerant, aber mehr oder weniger bereit, die politische Unterwerfung gegen Abgabenzahlungen zu akzeptieren. Mindestens zweimal in der Geschichte des Westens wurde Europa beinahe vom Islam überrannt: einmal im achten Jahrhundert in Poitiers und einmal im 17. Jahrhundert in Wien.

Interessanterweise feiert die Kirche seit damals bestimmte Feste, um dieser Siege zu gedenken. Das bekannteste ist das Rosenkranzfest, das der hl. Pius V. am 7. Oktober 1571 zur Erinnerung an den Sieg in der Seeschlacht von Lepanto eingeführt hat. »Der Name Lepanto sollte allen Menschen mit einem Sinn für Geschichte als einer von etwa einem halben Dutzend großer Namen in der Geschichte der christlichen Welt in Erinnerung bleiben.«13 Fragt sich nur, ob in der heutigen Zeit, da man sich praktisch für alles entschuldigt, nicht irgendein Papst dieses Fest zum Zeichen seines guten Willens wieder abschaffen wird. Ein Zyniker würde vielleicht hoffen, dass wir zunächst einmal abwarten, ob sich der Islam für die Eroberungen christlicher Länder von Spanien bis hin nach Afrika und Asien und die Massaker dort entschuldigt, mit denen er seine anfängliche Expansion vorangetrieben hat.

Diese früheren Päpste jedenfalls wussten, dass sie einen Feind und dass sie großes Glück gehabt hatten, nicht unter muslimische Militärherrschaft geraten zu sein. Der Kreuzzugsaufruf Urbans II. kann, obwohl oft missverstanden, im Großen und Ganzen als der verspätete und weitgehend erfolglose Versuch der europäischen Christen betrachtet werden, sich gegen den Islam zu verteidigen. Belloc war der Ansicht, dass das Kreuzfahrerheer von Anfang an unterbemannt und der Heroismus seiner Anführer oft größer war als ihre strategischen Fähigkeiten – und dass die Niederlage bei Hattin 1187 gegen Saladin eine der bedeutendsten Schlachten der Weltgeschichte war, weil sie die Herrschaft des Islams über weite Weltgegenden bestätigte, die noch heute großenteils islamisch kontrolliert sind. Anders als Stanley Jaki war Belloc nicht der Auffassung, etwas in der islamischen Theologie selbst hindere den Islam daran, sich jemals zu einer industriell oder militärtechnologisch irgendwie bedeutenden Macht zu entwickeln. Das Ausbleiben einer solchen Entwicklung war für Belloc reiner Zufall, während es für Jaki in der Vorstellung von einem absoluten göttlichen Willen und der daraus folgenden Verneinung stabiler Sekundärursachen wurzelte. Jaki führte die Wut im modernen Islam zu einem Großteil darauf zurück, dass es ihm nicht gelungen oder er nicht dazu in der Lage war, sich aus eigener Kraft zu modernisieren.14 In den meisten Fällen stammen Waffen und Equipment der muslimischen Staaten nach wie vor aus ausländischen Produktionen, sind in der Regel von minderer Qualität und mit Ölgeld bezahlt.

Die »neue« Waffe, die der Islam am 11. September 2001 präsentierte, ging mit einer Art fanatischer Entschlossenheit einher, jede nur denkbare Methode des Terrors einzusetzen – auch dann, wenn dabei Einzelne ihr Leben lassen, die, weil sie Ungläubige getötet haben, landläufig oft als »Märtyrer« betrachtet werden. Für diese Methode benötigt man nur wenig an Technologie. Und der Westen verfügt über eine allenfalls minimale moralische Ausrüstung, um auf derartige Taktiken zu reagieren. Denn wer nicht um sein eigenes Leben fürchtet, ist nur sehr schwer aufzuhalten – das wussten schon Aristoteles und Machiavelli. Doch keiner der beiden hatte dabei die Vorstellung im Sinn, dass jemand sein Leben zu diesem speziellen Zweck opfert. Genau genommen hat der Islam schon immer in der Geschichte des Westens in den Herzen derer, die unter seiner Herrschaft oder an seinen Grenzen lebten und für die unmittelbare Zukunft mit einem Angriff rechnen mussten, so etwas wie Terror ausgelöst. Belloc spielt auf dieses Phänomen an:

»Da diese Dinge so sind, scheint ein Wiederaufflackern des Islams, scheint die Vorstellung abwegig, dass dieser Terror, unter dem wir jahrhundertelang gelebt haben, wiederkehrt und unsere Zivilisation erneut gegen die Macht um ihr Leben kämpft, die tausend Jahre lang ihr schlimmster Feind gewesen ist. Wer in der heutigen muslimischen Welt wäre imstande, das komplizierte Gerät der modernen Kriegsführung herzustellen und zu warten? Wo ist die politische Maschinerie, auf die sich die islamische Religion stützen müsste, wenn sie in der modernen Welt eine gleichberechtigte Rolle spielen wollte?«15

Heute scheint diese Frage weniger rhetorisch, denn am Ende zählen Zahlen und es zählt die Entschlossenheit von Menschen, beim Einsatz moderner Maschinen – zum Beispiel ganz gewöhnlicher Flugzeuge – und in Ausführung dessen zu sterben, was für sie ein verbriefter religiöser Auftrag ist, während wir uns alle Mühe geben, es als schlichten und grundlosen »Terrorismus« zu klassifizieren. Hinzu kommt, dass dieser Terrorismus oder die von ihm ausgehende Bedrohung inzwischen allgegenwärtig ist. Aufseiten des Islams selbst sind bislang keine großen Bemühungen zu beobachten, seine eigenen »Terroristen« unter Kontrolle zu bringen oder jenen ihre Sympathie zu bekunden, die unter ihnen zu leiden haben oder sich vor ihnen schützen müssen.

Die Unbekehrbarkeit des Islams führt uns zu mehreren, womöglich radikalen Überlegungen. Unter Christen ist das Diktum verbreitet, dass das Blut der Märtyrer die Saat des Glaubens sei. Es hat im Laufe der Jahrhunderte viele, viele Christen gegeben – und es gibt sie noch immer –, die von muslimischer Hand das Martyrium erlitten haben. Wie im Fall des türkischen Massakers an den Armeniern ist eine Rechtfertigung immer zur Hand: dass die Christen Allah gelästert hätten. Allein schon die Existenz des Christentums ist nach muslimischen Begriffen eine Lästerung, solange wir an der Wahrheit der Inkarnation – dass Gott Mensch geworden ist – festhalten. Diese historischen Martyrien scheinen – im Hinblick auf etwaige Konversionen oder auch nur im Hinblick auf eine gewisse Aufmerksamkeit unsererseits – wenig oder gar nichts bewirkt zu haben.

Überdies haben wir es mit dem Parallelphänomen des muslimischen Märtyrers zu tun: des Menschen, der im Namen Allahs tötet – ob er nun in einer Kirche auf den Philippinen einen Sprengstoffgürtel detonieren lässt, französische Trappistenmönche in Algerien enthauptet oder Flugzeuge ins World Trade Center steuert. Solche Mörder werden in einem irgendwie fundamentalen Sinn als Märtyrer dargestellt. Und auch die Vorstellung von einem »Heiligen Krieg« ist dem Islam nicht unvertraut. So sehr sich die Kirche auch bemüht und aufzuzeigen versucht, dass solche Taten durch nichts zu rechtfertigen sind, werden die, die solche Taten verüben, doch noch immer zumindest in einigen maßgeblichen muslimischen Kreisen als echte Märtyrer betrachtet, die Allahs würdig, weil bestrebt sind, die Religion zu verteidigen oder auszubreiten. Wenn wir versuchen, dieser Position auf, nun sagen wir, naturrechtlicher Basis zu widersprechen, dann stellen wir fest, dass dieser Diskurs dem Selbstverständnis des Islams in vieler Hinsicht völlig fremd ist. Die Grundlage unserer Argumentation wird gar nicht als gültig anerkannt.

Belloc war der Ansicht, dass der Islam als Irrlehre begonnen und sich später, als er Verantwortung übernehmen und seine Erfolge auf dem Schlachtfeld erklären musste, auf kultureller Ebene zu einer neuen Religion entwickelt habe. Die erstaunlichen Erfolge auf dem Schlachtfeld mussten verwaltet werden.

»Der Mohammedanismus war eine Irrlehre: Das ist der wesentliche Punkt, den wir festhalten müssen, ehe wir auch nur einen Schritt weitergehen. Er hat als Irrlehre begonnen, nicht als neue Religion. Er war kein heidnisches Gegenstück zur Kirche: Er war kein fremder Feind. Er war eine Verkehrung der christlichen Lehre. Seine Lebenskraft und Ausdauer ließen ihn schon bald als eine neue Religion erscheinen, doch die, die seinen Aufstieg miterlebten, sahen ihn als das, was er war – keine Leugnung, sondern eine Adaptation und Fehlanwendung des Christlichen.«16

Wie die meisten Wissenschaftler anerkennen, stammt das, was der Islam aus der Offenbarung übernommen hat, großenteils eher aus dem Judentum als aus dem Christentum. Der Islam hat vieles von dem bewahrt, was Christentum und Judentum gemeinsam haben: die Transzendenz Jahwes, die Schöpfung, die göttliche Gerechtigkeit und Bestrafung, die besondere Beziehung des Volkes zu Gott.

Dennoch war der Islam anders als der Arianismus und andere frühe Irrlehren. Er entstand außerhalb der antiken christlichen Welt. Für ihn war Christus nicht Gott, sondern ein menschlicher Prophet. Damit leugnete er den wichtigsten Grundsatz des christlichen Glaubens.

»Mit dieser Leugnung der Menschwerdung war auch die gesamte sakramentale Struktur hinfällig. Er [der Muslim] wollte nichts von der Eucharistie mit ihrer Realpräsenz wissen; er setzte dem Messopfer und damit auch der Institution eines besonderen Priestertums ein Ende. Mit anderen Worten, er gründete seine Irrlehre wie so viele weniger bedeutende Irrlehrer auf Vereinfachung.«17

In Saudi-Arabien ist es – auch wenn nicht oft darüber gesprochen wird – selbst im privaten Bereich verboten, die Messe zu lesen. In anderen muslimischen Ländern ist die Messfeier unter Einschränkungen erlaubt und wird ständig durch die verschiedensten formellen und informellen Praktiken erschwert. Die Religionsfreiheit ist kein Begriff, der gleichsam natürlich aus dem muslimischen Denken hervorginge, sondern eine westliche Vorstellung, ja eine weitgehend westliche Idee. Die Religionsfreiheit zu praktizieren gilt im Islam im Grunde als mangelnde Unterwerfung gegenüber Allah – und das auch dort, wo nicht muslimische Kultformen erlaubt sind.

Belloc war der Meinung, dass der Islam sich vor allem aus einem guten Grund so rasch ausbreitete: weil er Schlachten gewann. Dieser Erfolg sollte moderne Pazifisten nachdenklich stimmen, was jedoch meist nicht geschieht. Doch den Islam als eine Religion der Einfachheit zu bezeichnen, ist für Bellocs Begriffe eher ein Kompliment. Er weist darauf hin, dass er viele Menschen aus der Zwickmühle des Zinswuchers und vor dem Richter gerettet habe. Er befreite Sklaven, wenn sie konvertierten, und machte sie innerhalb des Systems zu Brüdern. Die Bruderschaft im Glauben hat Vorrang vor allen anderen Beziehungen. Belloc unterscheidet zwischen der anfänglichen Ausbreitung des Islams im Nahen Osten und seiner Expansion in persisches und mongolisches Gebiet – von Mesopotamien bis nach Indien und ins Oströmische Reich. »Der typische Gleichmut der asiatischen Gesellschaft fühlte sich sofort von dieser neuen Idee einer sehr einfachen, persönlichen Regierungsform angesprochen, die durch die Religion geheiligt war und mit theoretisch absoluter Macht von einem Zentrum aus regierte.«18 Durch diese Eroberungen lernte der Islam die griechische Philosophie und andere Kulturen kennen und legte so den Grundstein für einen Großteil seiner wissenschaftlichen und künstlerischen Errungenschaften. »Der Islam war die eine Irrlehre«, so Belloc, »die das Christentum durch seine frühe materielle und intellektuelle Überlegenheit um ein Haar vernichtet hätte.«19

Um die »Toleranz« des Islams insbesondere den Buchreligionen gegenüber ist viel Aufhebens gemacht worden. In vielen Fällen war diese Toleranz jedoch schlicht der Tatsache geschuldet, dass bei großen eroberten Völkern nicht binnen Kurzem ein Gesinnungswandel herbeigeführt werden konnte. Belloc vertrat die Auffassung, dass »das muslimische Temperament nicht tolerant« gewesen sei. »Es war im Gegenteil fanatisch und blutrünstig. Es empfand keinerlei Respekt und nicht einmal Neugier gegenüber jenen, von denen es sich unterschied. Es war auf absurde Weise selbstgefällig und blickte voller Verachtung auf die christliche Hochkultur seiner Umgebung herab. Und diese Verachtung hat es sich bis heute bewahrt.«20 Der praktische Kompromiss bestand in dieser Situation darin, dass die Christen bleiben durften – aber nur innerhalb sehr eng umrissener Grenzen und Beschäftigungen. Sie mussten Abgaben zahlen. Und viele wurden nach und nach vom Islam absorbiert, weil sie keine Chance sahen, ihm zu entkommen.

₺583,26
Yaş sınırı:
0+
Hacim:
311 s. 2 illüstrasyon
ISBN:
9783947931736
Telif hakkı:
Bookwire
İndirme biçimi:
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre