Kitabı oku: «Fünf ungleiche Reiter», sayfa 3

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4. Kapitel – Erbarmungslose Wüste

Westen der Sahara (Menschenreich)

Mitternacht des zweiten Tages nach dem Fall von Erlin

Das Erste, was Erwin fühlte, nachdem er zu sich kam, war Sand. Feiner, weicher Sand. Erwin lag auf dem Rücken und hatte mächtige Kopfschmerzen. Er versuchte langsam aufzustehen, was ihm auch gelang. Dann blickte er sich um. „Wo im Namen des Lichts bin ich?“ Egal wohin er blickte, er sah nur Sand und Sanddünen in der Nacht. Er hatte noch nie so viel Sand gesehen. Er überlegte, wo er sein konnte. Dann fand er eine Antwort, doch diese gefiel ihm nicht: In einer Wüste. Leanus hatte ihn schon immer viel über diese gefährliche Gegend erzählt. Leanus … Der Gedanke an seinen toten Meister schmerzte ihn. Doch was ihn im Moment noch mehr schmerzte und ihm eiskalt den Rücken herunter lief, war die Erkenntnis, dass es nur eine Wüste in Locondia gab: Das Menschenreich. Das Schicksal spielte ihm übel mit. ‚Was soll ich nur machen? Ich bin in der Wüste und laufe Gefahr zu verdursten oder getötet zu werden. Erlin ist erobert und mein Meister tot.‘, dachte Erwin verzweifelt. Er sah sich um und entdeckte einen Krater, der in der Mitte noch glühte. Erwin trat näher heran und rutschte beinahe aus, denn die Ränder waren aus Glas. Er konnte das Gleichgewicht gerade noch halten und sah sich nun an, was in der Mitte war. Erwin erkannte das blaue Ei. „Wie kommt das hierher?“, fragte er sich, während er es aufhob. Es fühlte sich warm an. Und es pulsierte. Erwin starrte es an. Er fühlte tatsächlich einen Herzschlag. „Hier lassen kann ich es nicht. Doch wie soll ich es am besten transportieren?“ Erwins Blick fiel auf den Sandboden. Wenig später war mit Lichtmagie weiße Sandseide gesponnen, sodass wiederum mit Magie ein Rucksack genäht werden konnte. Erwin verstaute das Ei und begann Richtung Norden, beziehungsweise wo er den Norden vermutete, zu ziehen.

Langsam kam die Sonne hervor und es wurde heiß. Erwin, der nichts zum Trinken hatte, war bereits nach einer Stunde in der Hitze der Hals ausgedörrt. Nur dank seines Sonnenhaares, welches das Licht von der Sonne einfing, bekam er noch genug Kraft für seine Schritte. Doch auch so würde er nicht mehr lange aushalten. ‚Ich … darf … nicht … aufgeben! Es … muss … doch … bald … eine … Oase … kommen‘, dachte er. Er sollte tatsächlich Recht behalten. Denn bald sah er am Horizont eine Palme. Wo Palmen sind, sind auch Oasen. Das hatte Leanus gesagt, als er über die Wüste sprach. Obwohl jetzt Hoffnung in Erwin aufkeimte, verließen ihn die Kräfte. Er versuchte noch einmal, seine Reserven zu nutzen, doch er hatte keine mehr. Er wurde ohnmächtig. Als er auf dem Boden aufschlug, wurde es schwarz vor seinen Augen. Er hörte nicht mehr das Knacken, das vom Ei kam.

Das erste, was Erwin spürte, als er wieder zu Bewusstsein kam, war Wasser im Gesicht. Er stemmte seinen Oberkörper hoch und stellte fest, dass er bei der Oase war. Bevor er sich fragen konnte, wie er hierher kam, hörte er ein Geräusch wie ein Gluckern. Sein Blick fiel auf den Teich der Oase. Da saß ein seltsames Wesen. Es sah von hinten aus wie ein hellgelber Tintenfisch, der auf vier seiner Tentakel lief. Insgesamt hatte es zehn davon. Es war etwas größer als Erwins Kopf. „Wer bist du denn?“ Erwin sah den Tintenfisch ungläubig an. Dieser glotze mit seinen untertassengroßen Augen zurück. „ … Und wie kam ich überhaupt hierher?“ Er sah sich um und entdeckte dann eine Schleifspur. Auf seinen Schultern waren kreisförmige Abdrücke, die von den Tentakeln des Kopffüßlers stammen könnten. Er sah den Tintenfisch erstaunt wieder an. „Du bist aber stark.“ Als hätte dieser Satz den Tintenfisch ermutigt, schmiegte er sich plötzlich sanft an Erwins Beine. „Und zutraulich auch“, sagte Erwin belustigt. Er stemmte sich hoch und überlegte einen Moment. „Eine Oase haben wir. Doch womit können wir Wasser transportieren?“

5. Kapitel – Der Elf und der Ork

Irgendwo im Osten des Sumpfes des Westens

Morgen des dritten Tages nach dem Fall von Erlin

Luke, ein typischer kleiner Elf in roter Stoffkleidung mit einen Umhang, war schon oft in brenzligen Situationen gewesen, hatte sie bis jetzt aber immer meistern können. Nun aber sah er sich hoffnungslos verloren. Dabei hatte alles gut angefangen: Als er über die östliche Grenze des riesigen Sumpfes getreten war, traf er auf einen Ork. Dieser beherrschte die Kontinentalsprache und für eine Menge Gold hatte er sich bereiterklärt, ihn einmal quer durch den Sumpf und zurück zu führen. Dank seiner Führung traf Luke vier Orkstämme und konnte so viel über die Lebensweise und Bräuche der Orks lernen. Wenn er wieder zuhause war, wollte er als erster Gelehrter ein Buch über die Orks schreiben, dass nicht auf Gerüchten, sondern auf Tatsachen beruhen würde. Doch dann hatten er und sein Begleiter Pech gehabt.

Sie stießen auf einen seltenen Sumpfschmetterling. Anfangs hatte Luke keine Angst vor diesem Wesen, dessen Körper drei Meter lang war und dessen Flügel eine Spannweite von sechs Metern hatten. Er freute sich sogar, ein so seltenes Tier zu sehen. Doch nur bis zu dem Augenblick, in dem das Insekt seinen Begleiter auffraß und ihn einfing, bevor er wegrennen konnte. Jetzt hing er in Seide eingewickelt in der Höhle des Schmetterlings und wartete darauf, dass der Schmetterling bald Hunger kriegen würde und ihn hoffentlich schnell und schmerzlos auffressen würde.

Das dauerte. Erst nach drei Tagen zeigte der Schmetterling wieder Interesse. Doch statt ihn aufzufressen, klammerte er Luke zwischen seinen Beinen fest und flog los. Der Flug dauerte lange, sodass Luke einschlief. Er wachte erst wieder auf, als der Schmetterling sein Ziel erreichte und ihn unsanft zu Boden fallen ließ. Luke lag auf dem Bauch und sah von seiner Position aus, wie der Sumpfschmetterling ein paar Schritte zurücktrat. Dann hörte er laute Schritte, die denen des Sumpfschmetterlings ähnelten, nur heftiger. Daraufhin wurde er wieder in die Luft gehoben und umgedreht, sodass er etwas sah, was ihn einen Riesenschreck einjagte, aber auch eine Erkenntnis brachte. Das Wesen, das ihn hob, war ebenfalls ein Sumpfschmetterling, der aber doppelt so groß war wie der erste. Luke erkannte jetzt den Zweck dieser Zeremonie. Der erste Schmetterling war ein Männchen, das sich unbedingt paaren wollte. Deshalb fing er Luke ein, um ihn jetzt als Geschenk an das deutlich größere Weibchen zu überreichen. Diese Entdeckung faszinierte Luke, denn so ein Verhalten war bis jetzt nur bei Spinnen beobachtet worden, und da auch nur bei Arten, die nicht größer wurden als eine Elfenhand. Luke wusste, das wäre eine Sensation für die Elfengelehrten gewesen. Leider wird er es nicht weitererzählen können. Doch er spürte keine Angst, sondern nur kalte Faszination und so guckte er trotzig ins aufgerissene Maul, welches sich ihn näherte … ihn aber nicht verschlang. Stattdessen hörte er einen so schrillen Schrei, dass er sich wünschte, er wäre in der Lage gewesen, sich die Ohren zuzuhalten. Dann schwappte kaltes Insektenblut in sein Gesicht, er wurde losgelassen und fiel abermals hart auf den Boden. Das war zu viel für Luke. Er verlor das Bewusstsein.

Als Luke langsam wieder zu sich kam, schmeckte er Wasser. Jemand goss ihn Wasser in seinen ausgetrockneten Mund. Er schlug die Augen auf und blickte in ein grünes Orkgesicht mit kurzem schwarzem Haar. „Alles in Ordnung?“ Luke antwortete erst nach einer Weile: „Ja, danke für die Nachfrage.“ Der Ork half ihn hoch. Luke nahm jetzt seinen Retter in Augenschein. Das Auffälligste an ihm war seine Größe. Während normale Orks schon eine Größe von zwei Metern erreichten, war dieser mit zweieinhalb Meter selbst für einen Ork groß. Luke, der mit einem Meter zwanzig als klein galt, musste sich den Hals ausrecken, um dem Ork ins Gesicht blicken zu können. Zudem war dieser noch auffallend hager und sah alles andere als kräftig aus. Allerdings wäre er als nicht ganz so starker Ork immer noch so stark wie ein Stier. Und sein Gesicht, aber vor allem seine blaue Augen, zeugte von Intelligenz. Er trug eine dunkelsilberne Rüstung und seinen Kopf zierte ein Ritterhelm mit aufklappbarem Visier. Eine Elfenrüstung, erkannte Luke erstaunt. „Wie hast du die Schmetterlinge besiegt?“

„Ach, eigentlich musste ich nur einen besiegen. Nachdem ich dem Weibchen ins Maul schoss …“

„Womit?“

„Mit meiner Armbrust! Wo war ich? Ach ja. Das Weibchen verfiel in Raserei und ein Sumpfschmetterlingsmännchen weiß nur zu gut, dass man sich von einem wütenden Weibchen fern halten sollte. Also machte es sich aus dem Staub.“

„Na gut, und wie tötetest du das Weibchen?“

„Dreh dich um und sieh selber.“ Das tat Luke und er entdeckte das Weibchen, das ein entsetzliches Bild bot. Es war geköpft und am Bauch aufgeschlitzt, sodass die Eingeweide heraus quollen. Langsam trat er näher und legte seine Hände auf den Kadaver. Der Körper war überall, selbst am Bauch, mit hartem Chitin umgeben. Der Kopf konnte, wie Luke vermutete, nur mit hohem Kraftaufwand vom Körper getrennt worden sein. „Unglaublich.“ Luke starrte das Weibchen an und konnte sich von diesem grässlichen, aber auch faszinierenden Anblick nicht losreißen. Er würde vermutlich immer noch da stehen, hätte ihn der Ork nicht ungeduldig einen Klaps auf die Schultern gegeben. „Was ist?“, fragte der Ork, „Kommst du mit oder willst du auf den nächsten Schmetterling warten?“ Dann drehte er sich um und ging, ohne eine Antwort abzuwarten. Luke eilte hinterher, denn der Ork machte Riesenschritte. Während er hinterherlief, fiel ihn die Bewaffnung des Orks auf: die schon genannte Armbrust und zwei Schwerter. Das war seltsam: Orks bevorzugten Äxte, und Fernkampfwaffen hielten sie eines Kriegers für unwürdig. Er hätte zu gern den Ork danach befragt, doch wegen der Geschwindigkeit des Orks, hatte er nicht genug Atem für die Fragen.

Nach zwei Stunden kam ein Orkdorf mit den für Orks typischen runden Häusern aus Steinen und mit einem Strohdach in Sicht. Es war das größte Orkdorf, das Luke bisher gesehen hatte. „Das ist eines der größeren Dörfer in der Umgebung. Hier solltest du ohne Probleme einen Führer finden, der dich aus dem Sumpf führt.“ Ohne ein weiteres Wort wendete sich der Ork ab und wollte gehen, als der Elf ihn rief: „Warte. Willst du gar nicht ins Dorf? Ich hatte gehofft, ich könnte mit einer Mahlzeit für meine Rettung danken.“

„Danke, doch ich muss ablehnen. Ich meide die Dörfer.“ Und dann ging der Ork. Luke blickte ihm nach, bis er am Horizont verschwunden war. Plötzlich fiel dem Elf ein, dass er nicht einmal den Namen des Orks wusste. Tief beschämt ging er ins Dorf, wobei ihm auch noch auffiel, das der Ork die Kontinentalsprache flüssig gesprochen hatte. Er beschloss, sich nach dem Ork zu erkundigen.

6. Kapitel – Prüfung des Dschungelgottes

Norden im Dschungel des Südens

Morgen des drittens Tages nach dem Fall von Erlin

Schimascha fluchte. Ausgerechnet heute, am Tag ihrer Prüfung, musste sie auf die seltenen Pisakmücken stoßen, die ihren Namen zu Recht trugen. Als einzige Mückenart waren sie in der Lage, die grünliche, dicke, aus Schuppen zusammengesetzte Haut der Tarborianerin zu durchdringen und die hellgraue Schamanenkutte bot auch keinen Schutz. Sie schlug nach dem Schwarm, der sie überfiel, doch zum Überfluss waren die Plagegeister auch flink. Als sie einsah, dass es keinen Sinn hatte, machte sie sich wieder auf den Weg zu der Lichtung des Dschungelgottes, eine heilige Stätte, die im Norden des Dschungels lag und von jeden angehenden Schamanen besucht werden musste.

Schimascha musste an ihre Eltern denken und an ihre Augen, die voller Stolz geglänzt hatten, als sie erfuhren, dass ihre Tochter als Schamanin auserwählt worden war. Nur ein Bruchteil aller der zu Schamanen auszubildenden Lehrlinge wurde erwählt, um sich mit dem Dschungelgott zu vereinen. Die anderen wurden Heilkundige, auch eine hoch angesehene Tätigkeit. Doch nur durch die Vereinigung mit dem Dschungelgott erlangte man die Kraft, die Natur um sich herum zu beeinflussen. Viele ihres Volkes gierte es nach dieser Kraft. Schimascha selber hatte nie das Verlangen danach gespürt, sie lernte nur, damit sie später anderen helfen konnte. Sie vermutete, dass sie genau deshalb erwählt wurde. Der Gott konnte keine habgierigen Diener gebrauchen.

Sie trat weiter durch den Wald, bis auf einmal die Pisakmücken aufhörten zu stechen und zurückflogen. Sie erkannte sofort den Grund dafür: Sie hatte die Lichtung des Dschungelgottes erreicht, ein heiliger Ort, den selbst die kleinsten Tiere ehrfürchtig mieden.

Man hatte ihr alles genau gesagt, was sie tun musste, weshalb sie langsam auf den Meditationsstein, der in der Mitte der Lichtung lag, zutrat. Als sie vor ihm stand, stieg sie hinauf, setzte sich hin und meditierte. Da saß sie nun, völlig ruhig und voller Konzentration. Dann kam der entscheidende Moment: Sie spürte die Anwesenheit eines körperlosen, aber mächtigen Wesens. Sie spürte, wie die kräftigen Wurzeln der Bäume sich aus dem Boden gruben. Sie spürte, wie der Stein von ihnen angehoben wurde. Sie war eins mit dem Dschungel. Sie öffnete die Augen und sah, wie die Wurzeln, die jetzt mindesten hundert Meter lang sein mussten, den Stein umschlangen und sich dann um sie herum gerade in den Himmel reckten. Wie in Trance stand sie auf und breitete die Arme waagerecht aus. Sie wartete, bis sie eine Stimme in Geiste vernahm: „Bist du bereit für die Vereinigung?“

„Ja, mein Gott.“ Zwei Wurzeln bewegten sich, bis ihre Enden auf die Schultern der Tarborianerin zeigten. Dann verformten sich die Enden zu Spitzen. Einen Moment lang verharrten sie. Danach rasten sie mit voller Wucht auf sie zu. Sie schrie, als ihre Arme abgetrennt wurden. Der Schmerz war trotz der Vorwarnung der anderen Schamanen überwältigend. Sie weinte und schämte sich wegen ihrer mangelnden Selbstbeherrschung. „Schäme dich nicht, niemand ist gegen Schmerzen immun, selbst ich nicht“, tröstete sie die Stimme in ihrem Geist. Zwei andere Wurzeln bewegten sich nun an den frischen Wunden der Armstümpfe und setzen jeweils einen Samen in diese ein. Dann zuckten die Wurzeln wieder zurück. Schimascha spürte, wie die Samen ihr Blut aufnahmen, aufquollen und schließlich platzten. Wurzeln drangen in ihr Fleisch und verbanden sich mit den Blutbahnen und Nervensträngen. Zwei Stämme ohne Äste und Blätter entstanden und wuchsen zu Armen, die Hände mit je fünf Fingern hatten. Während das Abtrennen schmerzvoll gewesen war, fühlte sich das Wachsen der Armpflanzen, Schimascha nannte sie so, schmerzlos, ja sogar gut an. Als die Pflanzen ausgewachsen waren, wurde der Stein langsam herabgelassen. Schimascha stieg ab und betrachtete ihre neuen Arme. Sie waren aus braunem Holz und jetzt konnte sie einzelne kleine Blätter entdecken. Am außergewöhnlichsten waren die fünf Finger. Ein Tarborianer hatte nur drei krallenförmige Finger, von denen der eine wie ein Daumen fungierte. Plötzlich war sie unglaublich müde. Sie sackte zusammen und fiel in einen tiefen Schlaf.

Als sie aufwachte, war es immer noch heller Tag. „Guten Morgen. Naja, eigentlich ist es ja schon Mittag. Wie fühlst du dich?“ Schimascha, trotz des Wissens, dass der Dschungelgott über den Geist mit einem sprach, erschreckte sich. Dann aber fasste sie sich wieder und antwortete: „Für ein kleines Nickerchen war er sehr erholsam, der Schlaf.“

„Nickerchen? Du hast vierundzwanzig Stunden durchgeschlafen.“

„Was? Oje, dann sollte ich zurück ins Dorf gehen, bevor sich noch jemand Sorgen macht.“

„Das geht nicht.“

„Warum, Mächtiger?“

„Ich habe keine Zeit für lange Erklärungen. Ich kann nur sagen, dass schreckliche Dinge geschehen werden. Du muss nach Norden, zu den Zwergen.“

„Aber …“

„Ich weiß, es kommt überraschend. Ich wünschte ich hätte mehr Zeit zum Erklären. Du wirst es aber schon von selbst verstehen.“ Als diese Worte verklungen waren, raschelte es hinter Schimascha. Sie drehte sich um und sah einen Rabämus, ein bärenähnliches Reptil. An der Haltung des Tieres erkannte sie, dass es keine feindlichen Absichten hatte. Als es näher kam, ließ es ein großes, grünes Ei aus seinen Krallen fallen. „Nimm es mit in den Norden. Nein, fragt nicht, die Zeit drängt. Du musst los.“ Ohne weiter zu fragen nahm Schimascha das Ei und packte es in ihren Beutel. Dann machte sie sich auf den Weg.

7. Kapitel – Der Zwerg mit dem steinernen Gesicht

Goldia, Reich des Silbernen Hammers, Zwergenland

Mittag des drittens Tages nach dem Fall von Erlin

Gribus schritt durch blutrotes Wasser, das ihm bis zu seinem Knöchel reichte. Weit und breit war nur dieses Wasser. Der Himmel wies eine blassrote Färbung auf. Gribus rannte los, denn er fühlte sich verfolgt. Jetzt hörte er weiteres Geplätscher. Er verspürte unglaubliche Angst und rannte weiter. Das Plätschern wurde hastiger. Gribus wagte es nicht, nach hinten zu sehen. Er rannte und rannte, bis er plötzlich stolperte und hinfiel. Er landete auf dem Bauch, drehte sich jedoch schnell auf den Rücken, um dem Tod wenigstens in die Augen blicken zu können. Was er sah, überraschte ihn. Es war eine Gigantenspinne, die ihn mit acht grünen Augen ansah. Gribus schrie. Schon senkte sich der Kopf, um ihn zu zerreißen. Dann plötzlich ein Lichtblitz. Gribus wurde geblendet und als er wieder klar sehen konnte, befand sich ein zerrissener Spinnenkörper vor ihm. Bevor er begreifen konnte, was geschehen war, schwebte plötzlich eine kleine, rot leuchtende Kugel vor seinem Gesicht. „Ich habe dir gedient. Nun bezahle den Preis!“ Die Kugel wurde auf einmal größer und verbrannte sein Gesicht. Er schrie …

… und erwachte. Weg war die Kugel, dafür war aber der Schmerz geblieben. Zuerst nahm Gribus seine Umgebung nur verschwommen wahr. Dann aber klärte sich sein Blick und er erkannte endlich, wo er sich befand. Er erkannte sein Zimmer wieder und stellte fest, dass er in seinem Bett lag und so ziemlich alles in seinem Gesicht schmerzte. „Gribus, endlich bist du erwacht.“ Gribus drehte seinen Kopf in die Richtung aus der die Stimme kam, was ihm besonders schwer fiel. Medikusius, Arzt und der braunhaarige, elfische Freund seines Vaters, kam in sein Sichtfeld. „Me … „ Gribus Stimme versagte, sodass der Elf aus einer der Taschen seiner seidenen Robe eine kleine Flasche herauszog. „Das wird deine trockene Kehle wieder befeuchten“, sagte er, während er Gribus‘ Mund aufmachte und den Inhalt der Flasche hineingoss. Gribus schluckte und konnte nun mit kräftiger Stimme fragen, was passiert war. „Das kann ich dir erzählen“, kam es plötzlich mit trauriger Stimme von der Tür. Es war sein Vater, der nun fragte: „Woran kann du dich denn erinnern?“ Gribus überlegte einen Moment. „An den Erdwurm. Und an unsägliche Schmerzen.“ Ekarum sah ihn daraufhin an: „Nun, es ist schnell erzählt. Als der Wurm dich verschlingen wollte, geschah etwas Seltsames. Zuerst verharrte er, dann explodierte sein Gesicht und er ließ dich los. Hätte dich nicht einer der anderen aufgefangen, wärst du tot. Der Wurm selber stürzte nach kurzem Verharren um, sodass wir so schnell wie möglich verschwanden. Dann aber gingen wir zurück und staunten. Der Boden war mit dem Blut des Wurmes überflutet, doch er selbst war weg.“

„Weg?“

„Weg, einfach so weg. An seiner Stelle fanden wir das.“ Er nahm ein rotes Ei aus der Tasche. „Wir glauben, dass dies dein Leben gerettet hat. Wir denken, es ist ein Ei, aber von welchem Tier es ist, wissen wir nicht.“ Gribus betrachtete das Ei und spürte plötzlich das Verlangen, dass Ei zu behalten. „Könnte ich es haben?“, fragte er schließlich. Sein Vater guckte erst verdutzt, dann sagte er: „Na warum nicht? Es ist schließlich kein Hydraei. Ich lege es neben den Kamin. Dort ist es warm, falls irgendwas mal ausschlüpfen will. Wenn du wieder fit bist, kann du dir es ansehen.“

„Danke. Aber sag mal, Vater, warum bist du so traurig? Ist was passiert?“

„Nun ja, ich habe die unangenehme Pflicht, es dir zu sagen.“

„Mir was zu sagen?“ Statt ihn eine Antwort zu geben, drehte sein Vater sich um und nahm den kleinen Wandspiegel, der im Zimmer hing, und zeigte Gribus sein Spiegelbild. Gribus schrie auf. Sein Antlitz war entstellt. Sein Gesicht war mit Mondgestein, welches sich mit lebendem Fleisch verbinden konnte und deshalb in Narben eingepflanzt wurde, übersät. Sein linkes Augen hatte seine Farbe von grün nach rot geändert, während das rechte nicht mehr existierte. An seiner Stelle saß nun ein magischer Saphir, der mit Runen übersät war und der als Augenersatz diente. „Das ätzende Wurmblut hat dein ganzes Gesicht zerfressen. Dein rechtes Auge war schon weg, als wir dich zu Medikusius brachten, und der konnte gerade noch dein linkes retten. Glaub mir, vor der Verpflanzung des Mondgesteins hättest du selbst einen Ork an Hässlichkeit übertroffen.“

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