Kitabı oku: «Liebe mich nicht-Hasse mich nicht Duett», sayfa 5
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Emma
Ich werfe zum ungefähr fünftausendsten Mal einen Blick auf mein Handy, obwohl ich nicht damit rechne, dass irgendetwas Neues auf dem Bildschirm aufleuchten wird. Alles Aufregende ist bereits passiert. Ich erhielt die lang ersehnte SMS von Jameson, in der er die Details dieses Nachmittags mit mir vereinbarte.
Surfstunden heute?
Absolut! Wo und wann?
Dann entstand eine Pause, in der nur diese drei Punkte sichtbar waren, die darauf hinwiesen, dass er am Schreiben war. Ich hasse diese verflixten Punkte. Dann antwortete er mir endlich.
Treffen bei Joe’s Surf? Sagen wir gegen 14Uhr?
Definitiv!, schrieb ich sofort zurück.
Das war zur Mittagszeit. Jetzt ist es ein Uhr fünfzehn und ich quetsche mich in meinen allerwinzigsten Bikini. Ich schaue in meinem chaotischen Schlafzimmer in den Spiegel und betrachte das hellrosa Triangel-Oberteil auf meiner sonnengebräunten Haut.
Ich drehe mich um und werfe einen unentschlossenen Blick auf meinen Po. Ich blicke zu dem Haufen der anderen Schwimmsachen, die ich besitze, und sauge meine Unterlippe zwischen die Zähne. Ich trage zwar den kleinsten Bikini, aber er ist irgendwie ziemlich unpraktisch für alles andere als Sonnenbaden. Eine unerwartete Welle und das Oberteil wird nichts weiter als eine Erinnerung sein.
Ich seufze tief, gerade als Evie an der offenen Tür zu meinem Schlafzimmer klopft. Sie ist angezogen, als würde sie gleich zur Arbeit gehen, in einem kleinen schwarzen Kleid und Heels. Ihre milchkaffeefarbene Haut leuchtet förmlich und ihre dunklen Haare sind halblang und fallen in natürlichen Wellen. Sie sieht aus wie ein Jackpot, was gut ist, da ihr Kleid und Schuhe, so wie ich Evie kenne, vermutlich so viel wie ihr Auto gekostet haben.
Sie betrachtet mich von Kopf bis Fuß. „Wen möchtest du verführen? Ist es Jameson?“
Ich verziehe das Gesicht. „Ist es so offensichtlich?“
„Ja. Ich meine, wenn dieses Bikinioberteil nur noch etwas kleiner wäre, würde es zu existieren aufhören.“ Sie wirkt leicht amüsiert. „Er ist aber wirklich wahnsinnig heiß.“
Ich lasse mich auf mein Bett fallen. „Ich weiß. Aber Asher hat mich zu einem Tabu für ihn erklärt, aus welchem Grund auch immer. Ich meine… wen interessiert das schon?“
Evie rümpft die Nase. „Stehst du wirklich auf Jameson? Ich dachte, du würdest ihn nur heiß finden.“
„Das tue ich“, versichere ich ihr. „Ich hätte nur gerne die Option, mit Jameson zu schlafen, wenn es das ist, was ich tun möchte.“
„Dann trag eben einen etwas normaleren Bikini für das Treffen mit ihm am Strand“, rät Evie. Anschließend runzelt sie die Stirn und hält sich eine Hand vor den Mund. „Mann, ich muss irgendetwas gegessen haben, mit dem mein Magen nicht einverstanden ist.“
„Geht’s dir gut?“, frage ich und setze mich auf.
„Ja. Mir ist nur schlecht. Jedenfalls muss ich jetzt los. Ich muss mein Auto in die Werkstatt bringen.“ Sie lächelt mich an. „Viel Glück mit der Verführung, denke ich?“
Ich stoße geräuschvoll Luft aus und nicke. „Danke. Bis später.“
Sie nickt, in Gedanken offensichtlich schon ganz woanders. Ich wühle mich durch den Haufen Bikinis und entscheide mich letztendlich für einen weißen Bikini mit einem Hauch mehr Stoff. Dann schlüpfe ich in ein Paar vorteilhafter Jeansshorts und ein schwarzes Trägertop.
Nach einer Minute des Abwägens beschließe ich, Converse anzuziehen. Ich schnappe mir einen grau gestreiften Strandbeutel, in dem sich mein Geldbeutel, Handy und Sonnenbrille befinden, und laufe aus der Tür. Jameson wartet vor dem schäbig aussehenden Laden. Er lehnt neben der Eingangstür in seinen dunklen Jeans und einem schwarzen T-Shirt.
Als er mich sieht, wirkt er leicht verärgert. Oh, oh… was habe ich angestellt?
„Ich dachte, du würdest mich versetzen“, sagt er flach und verschränkt die Arme.
„Es ist erst… 14:10Uhr“, sage ich, nachdem ich auf mein Handy geschaut habe. „Du hast gesagt, wir würden uns gegen zwei treffen.“
Er blickt finster auf mich hinab, während ich in das helle Sonnenlicht blinzle. „Ich mag Leute, die pünktlich sind.“
„Jetzt hab dich nicht so“, sage ich und verdrehe die Augen.
„Weißt du, vielleicht war das hier eine schlechte Idee.“ Er stößt sich von dem Gebäude ab und läuft Richtung Parkplatz. Er scheint es ziemlich ernst zu meinen.
„Warte!“, rufe ich und stürze nach vorne, um seinen Arm mit meinen Händen zu erwischen. Sein Arm fühlt sich in meinem Griff so muskulös an, dass ich fast zudrücke, um mich zu vergewissern, dass ich nicht verrückt bin. Die Berührung lässt ihn schlagartig innehalten. Er blickt mir direkt in die Augen, sein Blick fixiert mich an Ort und Stelle. „Es… es tut mir leid, okay?“
Ein langer Moment dehnt sich zwischen uns aus, bis Js Miene allmählich weicher wird.
„Sei ab jetzt einfach pünktlich“, grummelt er.
„Ja. Definitiv.“
Er schüttelt leicht den Kopf und atmet laut aus. Dann tritt er vorsichtig aus meinem Griff und räuspert sich. „Lass uns reingehen.“
Er stößt die Eingangstür auf, die leicht klingelt, als ich hindurchlaufe. Innen ist der Laden überraschend modern mit viel glattem Beton, poliertem Zedernholz und einigen Chromkleiderständern. An der hinteren Wand lehnen eine ganze Reihe fertige Bretter und drei halbfertige Surfbretter. Dort ist auch eine Frau, die verbissen eines der Bretter abschmirgelt.
Das Lied, das leise im Hintergrund läuft, endet und die Frau steht auf und zieht sich eine Atemschutzmaske aus Papier vom Gesicht. Sie ist wirklich hübsch, blond und dünn und trägt abgeschnittene Shorts und ein gelbes Crop-Top. Sie betrachtet Jameson allerdings, als wäre er Dreck unter ihrem Schuh.
„Jameson.“ Sie verschränkt die Arme. Ich würde darauf tippen, dass sie ihren Zeh in Js Pool getaucht hat und das Ergebnis nicht mochte.
„Maria“, grüßt er sie und zieht den Kopf ein. „Ist eine Weile her.“
Sie bedenkt ihn mit einem bösen Blick und wendet sich dann an mich. „Wenn du darüber nachdenkst, ihn zu daten, dann tu dir selbst einen Gefallen. Kauf dir einen netten Vibrator und spar dir eine Menge Zeit.“
Meine Wangen werden rot. „Oh, wir sind nicht –“
„Das ist nicht, was –“, versucht er, zu erklären.
Ich schaue zu Jameson und er schaut zu mir.
„Egal“, sagt Maria. „Was willst du?“
„Wir wollen uns nur umsehen“, erklärt Jameson. „Sie stand noch nie auf einem Board.“
Maria könnte ihre Augen nicht dramatischer verdrehen, würde sie es versuchen. Ihre Worte sind missmutig und sarkastisch. „Klasse. Dann habt ihr sicher nichts dagegen, oder?“
Sie zieht sich die Atemschutzmaske wieder über Mund und Nase, kehrt uns den Rücken zu und macht sich wieder ans Schmirgeln.
„Eieiei“, sage ich mit leiser Stimme. „Was hast du ihr angetan?“
Er rollt bloß mit den Augen. „Komm mit. Schau dir ihre Boards an.“
Er geht zu dem Stapel fertiggestellter Surfbretter, die aneinander lehnen. Er berührt sachte das erste Board und hebt es fast schon ehrfürchtig hoch. Es ist minzgrün und einige Zentimeter größer als Jameson.
„Also es gibt eine Million unterschiedliche Surfbretter“, erklärt er, während er das Brett umdreht. „Es gibt Longboards und Shortboards. Die obere Seite, auf der du stehst, ist das Deck. Die Unterseite ist gewöhnlich konkav und hat einen so genannten Fin.“
Er dreht das Board abermals um und zeigt mir den Fin unten am Brett.
„Mmh okay“, sage ich und kneife die Augen zusammen.
„Die meisten Bretter haben Leinen und eine kleine Manschette, die diese an deinem Bein befestigt.“ Er dreht das Brett nochmal um und zeigt sie mir. „Die Nase des Bretts kann abgerundet oder geneigt sein, je nach dem.“
„Woraus ist es gemacht?“, frage ich.
„Normalerweise Polyurethan. Hier, in diesem Stapel gibt es einige unterschiedliche Flossen und Nasen Setups. Hier ist dieses… und das hier…“
Er zeigt mir einige Beispiele.
„Die sehen alle so ziemlich gleich aus“, stelle ich mit einem Achselzucken fest.
„Ich erzähle dir das nur, damit du die Information hast. Du von allen, die ich kenne, solltest den Wert dessen zu schätzen wissen.“ Er schaut beinahe oberlehrerhaft auf mich hinab, weshalb ich mir ein Lächeln verkneifen muss.
„Sicher“, stimme ich zu. Ich sauge meine Unterlippe zwischen die Zähne und bemühe mich, ihn nicht anzuschauen, als wollte ich ihm am liebsten in die Arme springen.
Was ich in diesem Moment wirklich, wirklich tun möchte.
„Okay. Lass uns die anderen Sachen anschauen, die sie hier haben.“ Er stellt das Board ab. „Hier, schau dir mal diese Neoprenanzüge an.“
Jameson deutet auf einen Ständer mit Neoprenanzügen in praktisch jeder Form und Größe. Ich schlendere zu ihm und befühle die gummiartige Textur mit zwei Fingern.
„Du wirst vermutlich einen Neoprenanzug wollen. Es ist eine persönliche Entscheidung, aber der Ozean ist arschkalt.“ Er hält einen hoch, der ungefähr meine Größe hat. „Du solltest vielleicht den hier anprobieren.“
Ich schnappe ihn mir. „Es ist ein Neoprenanzug. Wie schlecht kann der Schnitt schon sitzen?“
Er zuckt mit den Achseln. „Ziemlich schlecht.“
Ich verdrehe die Augen. „Ja, klar. Ich probiere ihn in einer Minute an. „Was noch?“
„Nun, dann möchtest du wahrscheinlich noch etwas Surfwachs… und etwas Sonnenschutz…“
Ich folge Jameson durch den Laden und bemühe mich, nicht auf die Größe seiner Hände und Füße zu achten oder seinen Hintern abzuchecken. Ich fühle mich, als wäre ich ein Kerl; wenn ich in seiner Nähe bin, denke ich ständig nur an Sex.
Aber nur bei ihm. Kein anderer Mann hat meinen Kopf jemals dermaßen verdreht, wie er das tut. Ich seufze leise, während er mich durch den Laden führt.
Wird er mich jemals bemerken? Werde ich für immer Jungfrau bleiben?
Ich passe nicht groß auf, während die Tour durch den Laden weitergeht, und laufe direkt in ihn rein. Mein Gesicht fällt nach vorne zu seinem und er streckt die Hand aus, um mir dabei zu helfen, die Balance zu wahren. Wir sind uns eine Sekunde richtig nah, unsere Gesichter nur Zentimeter voneinander entfernt.
„Oh, sorry!“, sage ich und erröte leicht. Meine Haare hängen wirr um mein Gesicht, ein ewiges Ärgernis.
Er stützt mich und betrachtet mich eine Sekunde. Er hebt seine Hand und streicht mir eine verirrte Haarsträhne aus den Augen. „Du riechst gut. Nach… Zitrone, glaube ich.“
Er mag, wie ich rieche. Mir stockt der Atem und ich schaue hinab auf seinen Mund. Wird er mich küssen?
Doch nein. Er realisiert nur allzu bald, dass er mir für seinen Geschmack viel zu nah ist, und tritt eiligst zurück.
„Richtig“, sagt er. „Wie auch immer, ich dachte, du könntest dir nächste Woche eines meiner Boards ausleihen…“
„Nächste Woche?“, echoe ich.
Er wirft mir einen Blick zu. „Yeah, ich habe gerade erst gesagt, dass wir nächste Woche zum Strand raus gehen sollten, um deine Fähigkeiten zu testen. Ich werde Sonnenschutz und das Wachs und die Boards mitbringen, du muss nur einen Neoprenanzug mitbringen.“
Er blickt bedeutungsvoll auf den Anzug in meinen Armen.
„Stimmt! Ja. Ich schätze, dann sollte ich diesen Neoprenanzug mal anprobieren.“
Jameson blickt auf seine Uhr. „Es ist erst 14:40Uhr… wenn ich mich beeile, kann ich noch ein paar Wellen reiten, bevor ich die Nachtschicht im Cure antreten muss. Du hast doch nichts dagegen, oder?“
Ich sacke leicht zusammen. Ich nehme an, es hat keine Rolle gespielt, welche Farbe mein Bikini heute hatte, denn er wird gehen, ohne ihn überhaupt gesehen zu haben.
„Äh, ne, kein Problem“, sage ich.
„In Ordnung. Ich seh dich zweifellos bald wieder.“
Für eine Sekunde entsteht ein eigenartiger Moment, in dem er mich anstarrt. Vielleicht versucht er zu entscheiden, ob er mich umarmen soll oder nicht. Dann scheint er sich selbst einen Ruck zu geben.
„Bis später.“ Er dreht sich um und marschiert aus dem Laden, in dem er mich allein zurücklässt.
Ich gebe einen frustrierten Laut von mir und laufe nach hinten, um die Frau, die hier arbeitet, zu fragen, wo ich den Anzug anprobieren kann.
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Jameson
1999
„Wohin gehen wir, Jameson?“, fragt Gunnar, der zu mir hochblinzelt. Er sieht in seinem riesigen grünen Hoodie und zu großer Jeans ziemlich schäbig aus. Beides sind abgelegte Kleider von Asher.
„Wir gehen zu Ashers Haus“, erinnere ich ihn. Meine Stimme bricht beim letzten Wort und Gunnar kichert. „Er meinte, wir sollen vor der Schule vorbeischauen.“
Er ist erst elf und mit meinen sechzehn Jahren fühle ich mich neben ihm wie ein Riese. Ich schaue hinter mich, während wir die 8th Ave entlanglaufen, um zu überprüfen, ob Forest nach wie vor hinter mir trottet. Er ist dreizehn und hat sich so gut wie man nur kann von der Welt abgeschottet; er hat seine Kopfhörer aufgesetzt und die Musik auf volle Lautstärke gedreht.
Ich verstehe, in welchem mentalen Zustand sich Forest befindet. Normalerweise würde ein Kind mit dreizehn Jahren gegen ein Elternteil oder eine andere Autoritätsperson rebellieren. Doch Forests Eltern sind tot oder fort, mit Ausnahme von mir. Ich habe zwei Vollzeitjobs, bei denen ich nur den Mindestlohn verdiene.
Ich habe schlicht und ergreifend nicht die Zeit oder Energie, um mich mit Forests Scheiß auseinanderzusetzen.
Also hat sich Forest aus der Welt zurückgezogen und zieht es vor, Musik zu hören oder in sein Journal zu schreiben. Ich wünschte, ich hätte diesen Luxus, aber das ist nicht meine Realität. Gunnar zupft an meiner Hand.
„Können wir heute Abend wieder Tacos von dem Tacostand holen?“, fragt er.
„Vielleicht“, antworte ich stirnrunzelnd. Ich rechne ganz schnell nach… die Miete unseres Studioapartments, die wöchentlich bezahlt wird, ist in ein paar Tagen fällig. Ich kann nicht die Miete bezahlen, Lebensmittel für diese Woche kaufen und es mir dann noch leisten, in der billigsten Taqueria Essen zu gehen. Ich schneide eine Grimasse. „Vielleicht werden wir einfach nochmal Ravioli aus der Dose essen.“
Gunnar zuckt nicht mal mit der Wimper. „Okay.“
Ich danke Gott, dass Gunnar kein mäkliger Esser ist. Dankbar dafür unterdrücke ich ein Gähnen. Ich verbrauche eine meiner wertvollen Stunden an Schlaf, um hierherzukommen, weil Asher mir etwas Gutes versprochen hat. Darüber hinaus weiß ich nicht, warum zum Teufel ich hier bin. Ich gähne.
„Hey, du hast diese Formulare abgegeben, die ich dir für die neue Schule mitgegeben habe, oder?“
Gunnar kräuselt die Nase. „Yeah. Die Frau hat eine Menge Fragen gestellt, aber ich glaube, sie hat es geschluckt.“
Ich drehe mich um, um zu Forest zu schauen, und bedeute ihm, seine Kopfhörer abzunehmen. Er verdreht die Augen, aber nimmt sie ab.
„Was?“, fragt er.
„Gunnar sagt, die Frau, mit der du in deiner neuen Schule geredet hast, hatte eine Menge Fragen.“
Forest verdreht abermals die Augen. „Ich meine, sie hat alle möglichen Dinge gefragt. Aber ich habe mich an den Plan gehalten und hab sie ihren Teil denken lassen. Ich bin mir ziemlich sicher, sie hält uns für illegale Immigranten oder so was.“
„Hat sonst irgendjemand Fragen gestellt?“ Ich fühle mich paranoid, aber das ist der dritte Schulbezirk, den sie in eben so vielen Jahren besuchen. Jedes Mal, wenn wir zu viel Aufmerksamkeit erregen, wird das Jugendamt gerufen. Und ehe wir uns versehen, brechen Forest und ich mitten in der Nacht ein und holen Gunnar aus dem Haus einer neuen Pflegefamilie.
Auf keinen Fall werde ich das nochmal zulassen, wenn ich es verhindern kann.
„Wenn du mit irgendjemandem länger als ein paar Sekunden redest, möchte ich davon erfahren.“
Er nickt nur und setzt seine Kopfhörer wieder auf. Ich gebe ihm einen Klaps auf den Hinterkopf.
„Ich meine es ernst.“
„Yeah, alles klar“, entgegnet er. Dann dreht der die Musik absichtlich so laut, dass ich sie hören kann und sperrt mich aus.
Ich schüttle leicht den Kopf und beeile mich, Gunnar einzuholen.
„Alles okay?“, erkundige ich mich.
Er wirft mir einen verwirrten Blick zu, als wolle er sagen, warum nicht alles okay sein sollte? Ich zerzause ihm die Haare etwas.
Wir biegen nach rechts ab und die Nachbarschaft verändert sich schlagartig. Sie wird wohlhabender mit gigantischen Häusern auf fantastischen Grundstücken. Die Gehwege sind hier viel ebener und überall stehen eine Menge Palmen. Ich weiß nicht, wie es den reichen Leuten so nah am Ozean überhaupt gelingt, einen Garten am Leben zu halten.
Zwei Frauen in Laufoutfits joggen an uns vorbei und bedenken uns mit einem bösen Blick. Sie fragen sich zweifelsohne, warum drei Kinder aus offensichtlich armen Verhältnissen hier herumlaufen.
„Dieses Viertel ist dämlich“, murre ich „Hier, lasst uns die Straße überqueren. Ashers Familie wohnt beim nächsten Block.“
Besitzt den nächsten Block, ist näher an der Wahrheit dran. Ein hoher Zaun ragt vor uns in den Himmel und blockiert meine Sicht. Das Einzige, das ich sehen kann, sind Palmen. Wir laufen an der Einfahrt vorbei, wo uns das Tor einen Blick auf das Haus erlaubt. Es ist definitiv ein richtig schickes Teil aus hellen Steinen, das sich dramatisch in alle Richtungen ausdehnt.
Wir laufen, entsprechend Ashers Anweisungen, weiter. Der Zaun wird wieder höher und ich gehe daran entlang. Irgendwann erreichen wir die Ecke des Zauns, wo zwischen dem Zaun und einer Ansammlung Palmen eine Art Nische ist.
Dort in dieser Nische sitzt Asher, der aussieht, als würde er sich sauwohl fühlen. Er sieht von einem Buch auf, das er gerade gelesen hat. „Hey.“
„Hey“, sage ich.
„Hey!“, schreit Gunnar. Dann blickt er finster drein. „Du hast nicht gesagt, dass Asher hier sein würde.“
Ich sehe ihn von der Seite an. „Yeah, das habe ich definitiv erzählt. Egal, Asher… was ist die große Überraschung?“
Asher grinst und fährt sich mit einer Hand durch seine kurzen blonden Haare. Er steht auf und führt mich dann einige Schritte von meinen Brüdern weg.
„Du wirst das lieben.“ Er wühlt in seiner Tasche und kramt einen Schlüssel hervor. „Ich habe einen Ort, wo ihr Jungs einige Monate wohnen könnt. Es ist viel hübscher als die meisten Plätze, in denen ihr in letzter Zeit gewohnt habt.“
Ich bin sofort misstrauisch. „Wo ist es?“
„Es ist direkt ums Eck, in meinem Gästehaus. Mein Vater ist die nächsten drei Monate nicht in der Stadt und ich glaube nicht, dass meine Mom auch nur einen Fuß in das Gästehaus gesetzt hat, seit ich ein Kind war. Lange Rede kurzer Sinn, ich hab sie gefragt, ob ich meine Bandsachen dort aufbauen kann und sie hat Ja gesagt.“ Er sieht extrem zufrieden mit sich aus.
Ich bin mir sicher, dass ich ihn falsch verstanden habe. Das Leben hat es bisher nicht gerade gut mit mir gemeint.
„Ich… was?“, frage ich.
Asher streckt die Hand aus und klopft mir auf die Schulter. „Alter, ich sage dir, dass ihr einen Platz zum Wohnen habt. Allermindestens, bis mein Vater zurückkommt. Es ist ein Palast im Vergleich zu der Bude, in der ihr im Moment wohnt.“
Eine Sekunde blinzle ich ihn nur an. Ich rechne damit, dass er zu lachen anfangen wird und sagt, dass das alles nur irgendein Witz ist, auch wenn Asher eigentlich nicht so ist. Ich starre ihn nieder, bis es ihm unangenehm wird.
„Willst du dir den Bungalow anschauen oder nicht?“, fragt er.
„Bist du dir sicher, dass du das ernst meinst?“ Wenn er das tut, würde das bedeuten, dass ich das Geld für die Miete diesen Monat für Essen und Schulzubehör ausgeben könnte. Zum Teufel, wenn eine kleine Weile manche Ausgaben wegfallen, könnte ich sogar genug für ein echtes Apartment ansparen. Meine Augen beginnen zu brennen.
„Todernst. Komm schon“, sagt Asher, der sich zu der Nische zwischen dem Zaun den Palmen dreht. „Es gibt eine Abkürzung, die genau hier durchführt.“
Ich blicke zu Gunnar und Forest und bedeute ihnen, dass sie mir folgen sollen. Ich bemühe mich, mein Lächeln nicht zu zeigen, aber ich kann spüren, wie es sich auf meinem Gesicht ausbreitet.
Wir haben gerade einen Ort gefunden, wo wir eine Weile bleiben können.