Kitabı oku: «Leben und Überleben in Mecklenburg und Bremen 1943 bis 1948», sayfa 5

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DIE WÄSCHEMANGEL

Heute gibt es sie fast nur noch in Wäschereien. Damals gab es sie in jedem größeren Haushalt. Das Ganze bestand aus einem Tisch mit einem gusseisernen Gestell und mit einer hölzernen Walze in der Mitte der Tischplatte und einer zweiten Walze darüber. Die obere Walze hing in einem schweren gusseisernen Rahmen und wurde von einer großen Blattfeder auf die untere Walze gedrückt. Zwischen den Walzen wurden hauptsächlich Betttücher und andere großformatige Wäschestücke mit Hilfe einer Kurbel durchgewalzt. Zwar wurde die Wäsche nicht genauso glatt wie beim Bügeln. Aber es ersparte die mühsame Arbeit mit dem Bügeleisen.

Es dürfte klar sein, dass wir Buben auch über andere Einsatzmöglichkeiten nachsannen. Schließlich wäre es schade, wenn eine so wertvolle Maschine über so lange Zeit nutzlos herumstehen würde. Da wir keinen Fußball hatten und es an und für sich wenig Spielmöglichkeiten gab, mussten wir uns eben selbst nach neuen Betätigungsfeldern umsehen.

Wir hatten schon einmal Schwertlilienblätter durch die Maschine gedreht, welche grüne Flecken auf den Walzen hinterlassen hatten. Danach waren wir um eine schmerzhafte Erfahrung reicher, welche auf unserem Hinterteil rote Streifen hinterlassen hatte.

Wir drehten auch ein Schulheft meiner Schwester bis zur Hälfte in die Mangel und drehten dann die Feder so fest, dass meine Schwester weder die Feder lösen noch das Heft heraus kurbeln konnte.

Obwohl wir, wie immer, unschuldig waren und niemand wusste, wer es gewesen war, bekamen wir eins hinter die Löffel. Und so mussten unsere Köpfe wieder einmal für Dinge herhalten, von denen sie keinerlei Ahnung hatten außer, dass es von Zeit zu Zeit etwas gratis hinter die Ohren gab.

***

Dann kamen wir auf die Idee, einen Rattenschwanz durch die Mangel zu drehen. Zuerst passierte gar nichts. Erst als wir die Feder ziemlich fest zugedreht hatten, knackte es beim Durchdrehen, und der Schwanz kam platt gedrückt am anderen Ende heraus. Ich hatte den Schwanz gehalten. Hans Kolbow hatte gedreht. Auf der Walze sah man einen Abdruck der einzelnen Schwanzwirbel.

Die Sache kam heraus. Ausreden halfen nichts. Hans hatte den Schwanz durchgedreht. Ich hatte den Schwanz nur gehalten. Hans bekam von seiner Mutter doppelt und ich von meiner Mutter einfach, was auch nicht wenig war.

Hans war der Stärkste bei uns im Haus. So blieb es nicht aus, dass er bei uns immer etwas zugute hatte und so gönnten außer uns auch noch einige andere es ihm, dass Hans doppelt bekam.

Frau Pralow wickelte um die obere und die untere Walze je ein feuchtes Handtuch. Am anderen Morgen waren die Druckmarken auf den Walzen fast verschwunden.

MACHART

Wir sahen es täglich, wie der Hahn auf die Henne steigt. Das war uninteressant. Das sahen wir täglich. Fast immer das gleiche Zeremoniell: Der Hahn scharrt an einer Stelle herum und lockt die Hennen mit einem zerhackten Gackern. „Kok, kok, kok, hier gibt es was …“

Alle Hennen kommen gelaufen. Es wird gemeinsam gescharrt und gepickt, obwohl es nichts gibt. Eine Henne kommt dem Hahn zu nahe, ob gewollt oder nicht. Der Hahn sitzt auf. Das Huhn tut überrascht und versucht davonzulaufen. Oder tut wenigstens so, als ob es wollte.

Manche Hennen breiten einladend die Flügel aus, damit der Hahn sie nicht übersieht. Meist mit Erfolg. Hinterher werden die Federn zurecht gerüttelt. Wenn er Lust dazu hat, kräht der Hahn: „Ich bin der Größte.“ Das ist die Übersetzung in die deutsche Hochsprache. Viel mehr spricht so ein Hahn nicht mit seinen Hühnern.

Dann gibt es auch Pannen. So ein junger Hahn, der sich schon erwachsen fühlte, sah eine attraktive Henne. Es war eine Henne, an der aus Hahnes Sicht so alles dran war, von dem ein Hahn nur träumen kann. Der junge Hahn hatte zwar erst seine Kükenfedern abgelegt, aber als stürmischer Liebhaber hüpfte er auf die überraschte Henne.

In diesem Augenblick verwandelte sich die Henne in ein Rennpferd und der junge Gockel in einen tapferen Jockey. Später kam die Henne ohne ihren Reiter zurück.

Das was die Hähne mit den Hühnern machen, das ist nötig, damit aus den Eiern auch Küken ausschlüpfen können. Das ist eben die Machart.

***

Bei den Kühen war das interessanter. Vor allem deshalb, weil es für uns Kinder verboten war, zuzuschauen. Da machte der Bulle den Gockel. Ein Bulle ist so etwas wie eine Kuh, die niemals Milch gibt und auch keine Kälber bekommt, gut gefüttert wird und deshalb auch sehr dick ist.

Weil wir nicht zusehen durften, mussten wir uns unsichtbar machen. Auf dem Hof standen mehrere hochbordige Ackerwagen für die Rübenernte und zum Mistausfahren bereit. Wir kletterten in einen der Wagen, der am günstigsten stand, schoben eines der Schanzbretter ein wenig in die Höhe und klemmten ein Stöckchen in den Spalt, sodass wir hindurch sehen konnten. Jetzt mussten wir nur noch warten.

Da wir wussten, dass wir warten mussten, wurde uns die Zeit auch nicht so lang. Dann öffnete sich die Stalltür. Ein Knecht trat heraus mit einem Seil. An dem Seil zog er eine Kuh aus dem Stall. Ein anderer Knecht folgte. Dieser tätschelte die Kuh mit einem Stock ständig auf dem Rücken dort, wo der Rücken aufhörte und die Hüftknochen für die Hinterbeine hervorstanden. Die Kuh wurde über den Mist geführt an eine Stelle, wo viel sauberes Stroh aufgeschüttet war. Dort wurde sie in einer hufeisenförmigen Umzäunung aus dicken Brettern angebunden. Die Kuh war etwas unruhig. Der ältere Knecht, der auch als Schweizer bezeichnet wurde und für die Kühe zuständig war, trug einen Kittel mit feinen senkrechten roten und weißen Streifen, die aus der Ferne rosa aussahen. Er hob den Schwanz der Kuh putzte sie mit einem Lappen ab und nickte zustimmend.

Beide Knechte verschwanden wieder im Stall. Jemand im Wagen flüsterte: „Kommt jetzt der Bulle?“ – „Pst.“ Dann erschien nach einer Weile der jüngere Knecht, ging zu der Kuh und fasste sie am Strick, während der Schweizer halb rückwärts gewandt in der Tür erschien und mit einer kurzen, dicken Holzstange langsam den Bullen an seinem Nasenring aus dem Stall zog.

Wie dick der Bulle war, konnten wir erstmals richtig sehen. Er watschelte langsam wie eine dicke Ente über den Mist. Als er hinter der Kuh stand, schnupperte er unter deren Schwanz, hob den Kopf hoch, schnaubte einige Male kurz hintereinander, als wenn ihm Wasser in die Nase gelaufen sei. Dann schnupperte noch einmal etwas gründlicher, während unter seinem Bauch etwas erschien, was wie ein armlanger roter angespitzter Besenstiel aussah.

In dem Wagen herrschte angespannte Stille. Mit einem Ruck saß der Bulle auf, wie man das so nennt. Das rote Etwas verschwand hinten in der Kuh, wo der Bulle geschnuppert hatte. Der Bulle hielt sich mit den Vorderbeinen dort fest, wo der Knecht die Kuh getätschelt hatte. Der Bulle machte einige Schaukelbewegungen, so als wenn er die Kuh vorwärts schieben wollte. Die Kuh blieb stehen, obwohl der Bulle auf ihr drauf lag wie ein riesiger Mehlsack. Sie hätte auch gar nicht weit vorwärts gehen können in der Umzäunung. Dann rutschte der Bulle wieder von der Kuh und fiel auf seine Vorderbeine. Das war alles.

Der Bulle wurde wieder watschelnd in den Stall geführt, die Kuh hinten abgeputzt und auch in den Stall verstaut, die Stalltür zugemacht. Wir warteten noch einige Zeit, bis wir sicher waren, dass wir unbeobachtet den Wagen verlassen konnten.

Wir haben uns das Ganze noch zwei- oder dreimal angesehen, weil wir geglaubt hatten, etwas übersehen zu haben. Das war also die Machart bei den Kühen. So wurden Kälber gemacht. Der Bulle war schon ganz schön groß. – Wir hatten Größeres von ihm erwartet.

Die Erwachsenen sind ganz schön doof. – So interessant ist das Ganze nun auch wieder nicht, dass man da nicht zusehen darf.

Später erfuhren wir, dass es vielleicht kein Kalb gegeben hätte, wenn wir den Bullen gestört hätten und, dass der Bulle böse werden könnte. Das leuchtete uns ein.

OCHSEN

Ein Bulle ist so etwas wie eine Kuh, die niemals Milch gibt und auch keine Kälber bekommt, gut gefüttert wird und deshalb auch sehr dick ist. Das habe ich schon festgestellt, als ich mich mit der Machart beschäftigt habe.

Aber ein Ochse ist weder eine Kuh noch ein Bulle. Es ist zwar ein Er, aber kein echter. Er war als Kalb ein angehender Stier, was eine andere Bezeichnung für Bulle ist. Weil man ihn ein wenig verstümmelt hat, hat er auch kein Interesse mehr an Kühen. Er wird nicht gut gefüttert und ist nicht dick.

Er ist noch sanftmütiger als die Kühe und fast so stark wie ein Stier. Er liebt die Ruhe und wirkt ein wenig vertrottelt. Dass er sehr stark ist, ist einerseits für ihn von Nachteil. Man missbraucht ihn zur Arbeit. Anderseits ist dies von Vorteil, weil er nicht gleich geschlachtet wird, auch dann nicht, wenn er dazu groß genug ist.

Das Arbeiten mit Ochsen hat so seine Probleme, denn ein Ochse ist von Grund auf arbeitsscheu. Nicht viel anders als die meisten Menschen auch. Es gehört schon einige Erfahrung dazu, einen Ochsen zum Arbeiten zu bringen. Die deutschen Knechte hatten versucht den Ochsen das Arbeiten mit der Peitsche bei zu bringen. Aber das nützt nicht viel.

Sechs Russen bekamen 6 Gespanne mit je 2 Ochsen zum Ackerschleifen. Das erste Gespann legte sich hin. Die anderen 5 Gespanne legten sich auch hin und warteten bis das erste Gespann mit Peitschenhieben zum Aufstehen und zum Laufen gebracht worden war. Jetzt lagen die anderen fünf Gespanne. Was tun?

Es dauerte nicht lange und alle Gespanne liefen schön brav und gesittet, wie es sein sollte. Aber diesmal ganz ohne Peitsche! Was war passiert?

Als die Ochsen sich wieder einmal hingelegt hatten, hatten die Russen jedem Ochsen etwas Stroh unter den Bauch gelegt, und es dann angezündet. Als die Ochsen sich genügend aufgewärmt hatten, schauten sie zuerst nachdenklich unter ihren Bauch. Als es dann anfing zu warm zu werden, erhoben sie sich langsam und legten sich ins Geschirr.

Auf jeder Schleppe lag jetzt als Antriebshilfe ein Bündel Stroh, und das funktionierte wunderbar. Wenn ein Gespann müde wurde oder auch nur so tat als ob, dann raschelten die Russen mit dem Stroh. Zur Frühstücks- und zur Mittagspause wurde nicht mit dem Stroh geraschelt. Da Ochsen nicht dumm sind, brauchten die Russen nur noch selten mit dem Stroh rascheln.

HÜHNER

Wenn ein Huhn ein Ei in ein Nest legt, so legt es bald noch ein zweites dazu. Wenn man ein Huhn gewähren lässt, legt es nur so viele Eier, wie es mit den Federn bedecken und warm halten kann. Danach hört es auf und fängt an zu glucken. Eigentlich müsste es heißen zu glucksen. Es setzt sich auf die Eier und brütet.

Gelegentlich legt ein Huhn seine Eier auch in ein Versteck. Dann sieht man das Huhn einige Wochen lang nicht, bis es mit einer stolzen Zahl von Küken wieder auftaucht.

Das Huhn ist ein Haustier. Aus diesem Grunde liebt der Mensch diese Ausflüge in die natürliche Vergangenheit der Hühner überhaupt nicht. Er hat es lieber, wenn das Huhn sich seiner Obhut nicht entzieht und dort brütet, wo „Er“ es für richtig hält. Das Huhn wird dann rundum versorgt: Es bekommt frisches Wasser, Futter und bei erster Gelegenheit einige zusätzliche Eier untergeschoben.

Das mit den zusätzlichen Eiern ist ein „un“-logisches Problem. Der Mensch behauptet, es sei Vorsorge für den Fall, dass nicht alle Eier ausgebrütet würden. Vermutlich hat aber das Huhn schon vorsorglich ein oder zwei Eier zu viel gelegt genau für diesen Fall. Auf jeden Fall brütet das Huhn die überzähligen Eier auch aus.

Wenn nun das eine oder andere Ei nicht ausgebrütet wurde, stellt sich die Frage: War es nun der Mensch, der zu viele Eier untergeschoben hat, oder hatte er Recht mit seiner Für- oder Vorsorge? – Oder war der Grund ein anderer? – Zum Beispiel: Hat der Hahn, der Vater aller Küken, versagt. Das wäre durchaus menschlich. Das soll ja schon mal vorkommen. Auf jeden Fall, mit menschlicher Hilfe oder ohne: Es waren bisher immer genügend Küken, damit die Hühner nicht aussterben.

Bei Hühners gibt es keine Verschwendung. Da gibt es selten mehr Männer, als die Frauen benötigen. Anders als bei Menschens: Dort gibt es mehr Hähne oder auch Göckel, die sich aufführen, als würden sie einem ganzen Harem vorstehen. Männer sind eigentlich überflüssig. Oder haben sie schon einmal einen Mann gesehen, der ein Kind austrägt. Dabei gibt es zumeist mehr Männer als Frauen.

Nicht so bei Hühners. Bei Hühners gibt es keine Verschwendung. Das kleinste Körnchen wird verwertet und das letzte Ei wird ausgebrütet, wenn es denn geht.

Wenn ein Huhn ein Ei in ein Nest legt, so legt es bald noch ein zweites dazu. Nimmt man ihm eines der beiden Eier weg, so legt es wieder und wieder eines dazu. Das ist der Hauptgrund, warum der Mensch die Hühner nicht aussterben lassen wird, während er sonst recht gedankenlos mit den Geschöpfen der Natur umgeht.

Der Mensch wird die Hühner allein deshalb nicht aussterben lassen, weil er ihnen so viele Eier verdankt.

Der Mensch behauptet, dass die Hühner dumm seien, eben weil sie dumm seien. Dabei übersieht er, dass er selbst mit der größten aller Dummheiten ausgestattet ist, die es ihm sogar ermöglicht sich selbst auszurotten: nämlich der Intelligenz.

- Glücklich, die Hühner, da sie davon verschont bleiben. -

Das Huhn wird überleben, auch dann, wenn der Mensch ausstirbt.

HABICHT

Beim Eierlegen gehen die Hühner gerne fremd und legen ihre Eier dorthin, wo sie dem Zugriff des Menschen entzogen sind. Nachdem ein Huhn ein Ei gelegt hat, gackert es normalerweise. Wenn es mehrere Eier gelegt hat und brüten will, fängt es an zu glucksen. Anstatt des Gegackers hört man ein „Gluck, Gluck“. Dann sucht man nach dem Nest im Auslauf des Huhns. Meistens findet man das Nest. Meistens sind noch nicht viele Eier darin. Man nimmt dem Huhn die Eier weg, und das Huhn hört von alleine auf zu glucksen.

Sind mehrere Eier in dem Nest, dann legt man die Eier in einen großen Korb mit Stroh, legt noch einige Eier dazu, bringt das Ganze in einem geschützten Raum unter und setzt die Henne darauf. Es kann sein, dass die Henne noch einige Eier dazulegt. Die Henne setzt sich dann auf die Eier und brütet und brütet. Man braucht ihr nur das Futter und frisches Wasser zu bringen und eines Tages schlüpfen die Küken aus. So einfach ist das!

Uns war ein Huhn abhanden gekommen. Wir dachten, der Fuchs hat es geholt. Es war die Zeit, in der der Fuchs Junge hat und außer Mäusen auch einmal ein Huhn holt. Wir meldeten den Verlust beim Bürgermeister, der strich ein Huhn aus der Liste und wir mussten für dieses Huhn keine Eier mehr abgeben. Das Huhn war weg.

Eines Tages war das Huhn wieder da mit einer Schar Küken. Das Huhn war zum Brüten fremdgegangen. Die Menschen brauchen auch nicht alles zu wissen. Das Huhn wurde wieder in die Liste eingetragen, die Küken groß gezogen, und als sie groß genug waren, wurden sie abgeliefert. Auch das Huhn durfte wieder Eier zum Abliefern legen. So einfach war das Ganze.

Bei uns Menschen ist es nicht viel anders. Es gibt auch menschliche Glucken. Die mit vielen Küken sind nicht sonderlich beunruhigt, wenn eines der Menschenküken zu jammern anfängt. Schlimm sind die Menschen-Glucken, die nur ein Menschen-Küken haben.

Auch das mit dem Eierabliefern war ganz einfach. Auf der Lebensmittelkarte wurden uns die Eier gestrichen. Dafür durften wir uns eine entsprechende Anzahl Hühner halten und die Eier selbst verbrauchen. Die Eier der überzähligen Hühner mussten wir zum größten Teil abliefern für Leute, die keine Hühner hatten. Und das war der größte Teil der deutschen Bevölkerung. Da die Hühner immer einige Eier mehr legten, als vom Staat vorgeschrieben, verblieben diese beim Hühnerhalter, und der konnte sie als zweite Währung bei Tauschgeschäften verwenden.

Normalerweise hat eine Henne viele Küken. Sie läuft herum und ruft: „Gluck, gluck, gluck.“ Die Küken machen: „Piep, piep, piep, piep“, und laufen in der Nähe der Glucke herum. Die Glucke ist friedlich, denn sie kennt uns ja. Sie ist sehr wachsam. Wenn eines der Küken anfängt, etwas kläglich zu piepsen, kommt sie sofort gelaufen, um nach dem Rechten zu schauen.

Ich saß hinter dem Haus und sah der Glucke und den Küken zu, wie sie auf dem Weg und im Gras nach allem Möglichen pickten. Da stürzte sich plötzlich ein Habicht wie ein Stein vom Himmel und griff nach einem Küken. Im gleichen Augenblick stürzte sich die Glucke auf den Habicht.

Der Habicht strampelte mit seinen gelben Beinen und versuchte vergeblich fortzufliegen. Die Glucke hielt ihn am Boden und rupfte ihn gehörig, dass die weiß und grau gemusterten Federn nur so flogen. Schließlich gelang dem Habicht die Flucht. Auf dem Kampfplatz zurückgeblieben waren viele kleine, grauweiße Federchen und zwei oder drei braune Federn der Glucke.

Die Glucke trieb die Küken zusammen und beruhigte sich allmählich.

Einmal hatten wir auch eine Glucke mit nur einem Küken. Wie es dazu gekommen ist, weiß ich nicht. Entweder hatte der Iltis die anderen gefressen, oder sie hatte fremd gebrütet, oder sie hatte Entenküken ausgebrütet. Da legt der Mensch immer einige Hühnereier mit unter, damit die Henne nicht so alleine ist, wenn die Entenküken auf dem Wasser davon schwimmen.

Eine Glucke mit vielen Küken kann recht zutraulich sein, weil sie einen kennt. Mit etwas Geduld und Geschick kann man einzelne Küken dazu bringen, dass sie einem über die Handfläche laufen und Haferflocken picken, ohne dass die Glucke unruhig wird.

Eine Glucke mit nur einem Küken ist grundsätzlich als gefährlich einzustufen. Selbst wenn sie einen kennt, muss man damit rechnen, dass sie einen sofort und direkt angreift, so wie es unsere Glucke mit dem Habicht getan hat. Wenn man Pech hat, fliegt sie einem dabei ins Gesicht.

ENTEN

Enten hatten wir auch. Wir hatten sie zusammen mit den Küken ausbrüten lassen. Es waren nur zwei. Als sie das erste Mal mit der Glucke an den Dorfteich kamen, rannten sie ins Wasser und schwammen munter auf dem Teich herum, während die Glucke am Ufer auf- und ablief.

Enten sollen sehr gefräßig sein, aber davon merkten wir nichts. Unsere zwei marschierten morgens aus dem Stall, fraßen, was sie bekamen. Abends erschienen sie wieder und gingen zusammen mit den Hühnern in den Stall. Das ging so bis in den Herbst, als sie geschlachtet werden sollten. Das Schlachten ist weniger appetitlich. Als ihnen die Köpfe abgehackt und ihre Leiber zum Ausbluten auf den Küchenboden gelegt worden waren, standen sie plötzlich auf und liefen quer durch die Küche. Eke hatte daraufhin keinen Hunger mehr auf den Entenbraten.

Später erfuhren wir, dass unsere Enten doch sehr gefräßig gewesen waren. Sie waren morgens ins Dorf gelaufen und waren dort von Haus zu Haus gewatschelt. Sie warteten geduldig, bis sie etwas zu Fressen bekamen. Zuerst wussten die Leute nicht, wem die Enten gehörten und fütterten sie. Später ließen die Enten sich nicht mehr abweisen und bekamen so ihr Futter.

Niemand sagte uns etwas, obwohl wir jeden Tag durchs Dorf und mit den Kindern zusammen in die Schule gingen. All das erfuhren wir erst, als wir die Enten nicht mehr zur Rechenschaft ziehen konnten.

HAARESCHNEIDEN UND ANDERES

Zum Haareschneiden gingen wir abends oder sonntags nach Mestlin. Auf dem Gutshof Mestlin waren drei französische Gefangene, von denen mindestens einer Haare schneiden konnte. Sie lebten dort fast so gut wie die polnischen Schnitter. Nur abends wurde die Tür hinter ihnen abgeschlossen, und das wohl auch nicht immer. Es heißt, dass Onkel Bernhard den Franzosen den Schlüssel mitsamt der Verantwortung überlassen habe, dass nachts die Tür abgeschlossen wurde.

Sie durften kein Geld besitzen. Wir bezahlten mit Naturalien und mit Geld. Was sie mit dem Geld machten, interessierte uns nicht. Sie durften zwar kein Geld besitzen, aber ausgeben durften sie es. So bewahrten sie es so lange auf, bis sich zum Beispiel die Gelegenheit gab, in Parchim Schuhe, ein Hemd oder eine Hose zu kaufen.

Onkel Bernhard ließ nicht kontrollieren. So brauchte er sich auch nicht um die Kleidung der Franzosen zu kümmern. Dass die Franzosen gelegentlich Schwalben verspeisten, obwohl so etwas streng verboten war, glaubte jeder zu wissen, aber beweisen konnte man es nicht.

Wenn man zum Haareschneiden nach Mestlin kam, wurden einem sofort mit einer Handschere die Haare geschnitten. Die Franzosen achteten darauf, dass es nicht so sehr ziepte und es gab auch sonst einiges an Unterhaltung.

In Techentin kam der Friseur nur an bestimmten Tagen, er ziepte furchtbar. Wir mussten warten, bis wir dran waren. Die Kinder in Techentin kannten wir nicht. Es gab, außer beim Pfarrer, nichts Interessantes. Und der hatte nie Zeit für uns Kinder. Seine Frau freute sich zwar, wenn wir Kinder kamen, aber das war auch alles.

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Wenn man einmal nachmittags in Mestlin im „Krug“ einkaufen musste, dann gab es genug zu tun. Gegenüber dem „Krug“ befand sich die Schmiede. Wenn man sich brav in die Ecke setzte, durfte man dem Schmied bei der Arbeit zusehen. Herumlaufen und alles anfassen, das gab es nicht. Manchmal sagte er: „So, komm mal her. Ich zeig dir was.“ Dann zeigte er mir, wie er aus glühendem Eisen Ringe für das Pferdegeschirr mit dem Hammer zusammenschmiedete oder ein Hufeisen vorbereitete. Alles von Hand! Heute kann das kaum noch einer.

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Sehr oft saß ich in der Stellmacherei. Dort wurden Räder, Wagenteile und andere Holzteile repariert und hergestellt. Mich hat immer fasziniert, wie sich die Hobelspäne beim Hobeln zu Locken aufrollten. Weil ich immer sehr brav zuschaute, hatte mich der Stellmacher ins Herz geschlossen.

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Im Garten hinter dem Gutshaus gab es Himbeeren. Wenn ich beim Pflücken half, durfte ich hinterher eine kleine Schüssel mit Milch und einer großen Hand voll Himbeeren auslöffeln.

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In der Küche war immer viel Betrieb. Da fiel auch immer was für uns ab und es gab für uns zu tun. Einmal hatten wir Legeier aus dem Hühnerstall geholt. Legeier sind künstliche Eier aus unglasiertem Porzellan. Die werden in die Nester gelegt, damit die Hühner nicht merken, dass man ihnen die echten Eier weggenommen hat. Hühner können angeblich nur bis zwei zählen und danach wird weitergelegt, so weit wie die Flügel reichen. Wenn das erreicht ist, wird gebrütet.

Wir hatten die Legeier aus dem Hühnerstall geholt und in der Küche gegen echte ausgetauscht. Als die Mägde in der Küche nun Eier fürs Essen aufschlagen wollten, gab es entsprechend Spaß und Gelächter, weil die Eier sich nicht aufschlagen ließen. Die Legeier hatten vorne und hinten einen kleinen schwarzen Punkt, damit man sie besser von den echten unterscheiden konnte. Das hatten die Mägde übersehen.

Wir brachten das nächste Mal echte Eier in die Küche, denen wir einen kleinen schwarzen Punkt an beiden Enden verpasst hatten. Prompt nahm eine Magd eines von diesen Eiern und warf nach uns. Wir duckten uns und das Ei klatschte an die Wand. Wieder gab es großes Gelächter, während das Ei samt Dotter langsam die Wand herunterlief.

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Dann erzählten die Mägde uns, dass unsere Großtante Helene die Mägde einmal große Menge von Kirschen zum Einmachen entsteinen ließ. Die Mägde hatten selbstverständlich von den Kirschen einige Hände voll gegessen. Das ist das Natürlichste der Welt. Tante Helene war offensichtlich der Meinung, dass die Mägde zu viel gegessen hätten. Sie ließ die Kirschkerne zu einer dünnen Suppe kochen. Die gab sie den Mägden als Mittagessen mit der Bemerkung, dass sie die Kirschen, die in die Kirschsuppe gehörten, ja schon gegessen hätten.

Ob das jetzt Großtante Helene oder Tante Gabriele gewesen ist, das ist nicht so wichtig. Die Geschichte passt auf beide. Verwechslungen sind da ohne jede Bedeutung.

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Nicht weit von der Schule zweigte ein Weg nach Süden ab. Links von diesem Weg erhob sich ein großer, sandiger Hügel mit einer Sandgrube. Da man von seiner Westseite sehr viel Sand abgegraben hatte, hatte der Hügel die Form eines Halbmondes. Oben auf dem Hügel stand eine baufällige Bockmühle. Die kannte ich noch aus der Zeit, als ich zum ersten Mal in Mestlin war. Das war lange bevor ich in die Schule kam.

Wir Jungen benutzten dieses Gelände zu Abenteuerspielen, wie Räuber und Gendarm. Das war in der damaligen Zeit modern. Wir rutschten den Sandhang hinunter, was nicht so gerne gesehen wurde. Wenn die Sonne schien, konnten wir einige Male und mit einiger Vorsicht Maulwürfe beim Sonnenbaden beobachten. Dabei lernten wir auch die scharfen Zähne zu respektieren.

Die ukrainischen Fremdarbeiterinnen schätzten die Maulwurfsfelle besonders, weil sie sehr dünn und trotzdem sehr warm waren. Man benötigte mindestens acht von ihnen für einen einzigen Handschuh. Sie waren weich wie Samt. Nur, um sechzehn Maulwürfe zu fangen, brauchte man sehr viel Zeit, Geduld und noch mehr Geschick.

***

Dann gab es auch weniger angenehme Beschäftigungen, wie das Bucheckernsammeln. Die Schulklassen von 1 bis 8 mussten Bucheckern für die Speiseölherstellung sammeln. Herr Mense passte auf, dass genug gesammelt wurden. Es war nie genug.

Wir sammelten auch für uns. Zu Hause wurden die Eckern geschält und als Haselnussersatz beim Backen verwendet.

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22 aralık 2023
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333 s. 39 illüstrasyon
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9783960083078
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