Kitabı oku: «Familienurlaub könnte so schön sein, wenn bloß Mutter nicht mit dabei wäre ….. Band 2», sayfa 3

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Der Van

Die Diskussion, welchem Hersteller man den Vorzug geben sollte, war heftig.

„Ich habe gehört“ sagte Petra „dass die Qualität der Italiener und der Franzosen nicht so gut sein soll. Die sollten wir besser nicht in die engere Wahl nehmen, eher einen deutschen Hersteller.“

„Das ist ja interessant“ erwiderte ihr Mann genüsslich „du bist also der Auffassung, dass die französischen und italienischen Ingenieure und Monteure nicht in der Lage sind, ordentliche Autos zu entwickeln und zu bauen. Du hast doch vor kurzem erst darüber gesprochen, dass Ausländer genau so gut wie wir sind.“

„Na ja“ eierte Petra herum „vielleicht nicht gerade im Autobau, aber eben auf anderen Gebieten.“

„Und auf welchen“ setzte Frieder Bergmann nach „nenne mir ein italienisches Spitzenprodukt.“

Sie überlegte eine Weile und sagte:

„Espressomaschinen.“

„Prima“ lachte ihr Mann „das ist sicher etwas, was die Welt unbedingt braucht. Aber die Herren Italiener sind ja schon immer auf Genuss aus gewesen, praktische Dinge wie Autos kriegen die nicht hin, das wolltest du doch damit sagen, oder?“

„Aber die haben eine Menge Hightech Firmen“ sprang Rüdiger seiner Mutter bei.

„Nenne einen Namen!“

„Äh, fällt mir auf die Schnelle nicht ein, in Südtirol gibt es viele davon.“

„Südtirol ist nicht Italien!“

„Ich plädiere für einen Japaner“ meinte Niels „die liegen in der Pannenstatistik ganz vorn, positiv gemeint.“

„Stimmt zwar“ setzte Frieder Bergmann die Diskussion fort „aber wenn wir schon einen Haufen Geld ausgeben will ich dafür ein Auto haben, das mich auch emotional anspricht. So ein gesichtsloser Japaner kommt mir nicht in die Garage.“

„Der VW T5 scheint kein schlechtes Auto zu sein“ erklärte Rüdiger „aber in der Pannenstatistik liegt er klar hinter den Japanern. Und er ist teuer.“

„Also was nun“ sagte Petra ungeduldig „wonach wollen wir suchen?“

„Lassen wir uns überraschen“ beendete Frieder Bergmann die Diskussion.

Autokauf

Rüdiger und Niels hatten im Internet einen Händler ausfindig gemacht, der großspurig beste Preise und günstige Reparaturkosten versprach. Der Toyota war in der Wäsche gewesen, der Innenraum gründlich gesäubert worden und alles in allem machte das 9 Jahre alte Auto keinen schlechten Eindruck. Frieder Bergmann trat mit dem Ziel an, zwischen 4.000 und 5.000 Euro zu erlösen. Auf dem kleinen Grundstück des Händlers drängten sich Fahrzeuge aller Couleur, rostige Schrottkarren, normale Gebrauchte, zwei Sport Coupés, vier, fünf Vans und einige Transporter. Der Mann selbst war schwer zu beschreiben. Mit seinen riesigen Ohren ähnelte er einem Hasen, die schief im Mund sitzenden Zähne verliehen ihm ein fortlaufendes Grinsen und die kleinen Augen flitzten von Frieder zu Rüdiger, und von dem zurück zu Niels. Die spärlichen Barthaare und die unreine Haut vervollständigten den ungünstigen Eindruck. Sonderlich Vertrauen erweckend waren weder er noch sein Büro, in dem sich Ersatzteilverpackungen stapelten und drei schmuddelige Stühle standen, die er seinen Besuchern jetzt anbot.

„Sie wollen also Ihren Corolla verkaufen“ sinnierte er „schwierige Sache bei der heutigen Marktlage. 9 Jahre, 80.000 auf der Uhr, Reparaturschäden an der Hinterachse (wo Patrick und Ronny im vorigen Jahr versucht hatten, die Anhängerkupplung anzubringen), kein Klima, keine gängige Farbe, hm, da passt einiges nicht.“

„Wie viel“ wollte Frieder Bergmann knapp wissen.

„1.500.“

„Was“ erstaunte sich der Referatsleiter „das Auto ist absolut gut in Schuss.“

„Meinen Sie“ erwiderte der Mann „das ist prinzipiell nicht falsch, aber die Nachfrage ist momentan nicht groß genug. Ich könnte noch mal über den Preis nachdenken wenn Sie im Gegenzug ein Fahrzeug erwerben. Hab` da ein paar schöne Stücke auf dem Hof, alle erste Hand, scheckheftgepflegt. Sehen Sie sich doch einmal um.“

Die drei Männer nahmen die Vans näher unter die Lupe. Der VW Bus hatte 8 Sitze, trug aber eine Baustellenfahrzeuglackierung mit umlaufenden und unregelmäßig angebrachten rot-weiß gemusterten Warntafeln, ansonsten machte er einen passablen Eindruck und auch der graue Lack sah noch gepflegt aus. Der Fiat Doblo roch penetrant nach Rauch, an den Kotflügeln bröselte schon der Rost. Der Toyota Previa trug die Spuren des täglichen Kampfes auf der Straße deutlich im Gesicht, sowohl auf der linken Seite als auch am Heck war er eingebeult. Frieder Bergmann besah sich die Preisschilder und die weiteren Angaben näher:

VW: 16.500 Euro, 85.200 Kilometer

Fiat: 12.300 Euro, 126.700 Kilometer

Toyota : 11.850 Euro, 143.900 Kilometer

„Was haltet ihr von dem VW“ fragte Frieder Bergmann seine Begleiter.

„Na von der Papierform her ist er nicht schlecht“ meinte Rüdiger „man müsste sich ihn näher ansehen. Außerdem hat er eine Kupplung für den Anhänger.“

Der Händler schlich scheinbar ohne Ziel über den Platz, als Frieder ihn heranwinkte kam er langsam näher.

„Können Sie uns mal den Motor zeigen“ bat er den Mann.

Dieser wuchtete die Motorhaube hoch und ließ sie hineinblicken. Der Großteil der Aggregate war unter einer Abdeckung aus Plastik verborgen, so dass sie nur einen Teil des Motorraumes in Augenschein nehmen konnten. Dieser sah durchaus gepflegt aus aber Frieder Bergmann wollte mehr sehen.

„Können Sie nicht mal diesen Deckel runtermachen“ fragte er den Händler.

„Um Gottes willen“ antwortete dieser „wenn ich den entferne erlischt die Garantie. Die Werkstätten kennzeichnen die Befestigungsschrauben mit einem unsichtbaren Speziallack. Kann man leider nichts machen. Aber sehen Sie sich doch mal innen um.“

Der Innenraum des Fahrzeuges war durchaus ansehnlich, die Sitzbezüge wirkten frisch, die Plastikverkleidungen waren noch in Ordnung. Eine Geruchsbelästigung gab es nicht, in dem Auto war offensichtlich nicht geraucht worden. Um einen fachmännischen Eindruck zu hinterlassen klopfte Frieder Bergmann hier und da an ein Teil, wie um dessen Güte zu prüfen. Das tat er auch mit der Außenverkleidung und auch diese überzeugte ihn, bis auf die Warnschilder.

„Kann man diese Schilder nicht entfernen“ fragte er den Händler.

„Sicher, das wird aber ein bisschen Geld kosten.“

„Wie viel denken Sie?“

„300 Euro.“

„Na gut, Sie nehmen den Toyota für 3.000 und wir bekommen den Van damit für 13.500.“

„Um Gottes Willen“ barmte der Händler „da zahle ich ja noch drauf, für 15.000 können Sie ihn haben und im Gegenzug kriege ich den Toyota.“

„Mal überlegen“ brummte Frieder Bergmann „wir möchten gern eine Probefahrt machen.“

Der Händler brachte Kennzeichen an, dann fuhren die drei vom Hof. Bergmann war darüber erstaunt, wie leichtgängig sich das Auto bewegen ließ und die angenehm hohe Sitzposition gefiel ihm ausnehmend gut. Was ihn störte war das Geräusch des Motors. Es nagelte und dröhnte unter der Haube und die Erschütterungen des Diesels waren bis in die Sitze zu spüren.

„Wenn der warm ist wird es besser“ schätzte Niels brüllend ein.

Was alle drei nicht ahnten war, dass der hämmernde Dieselmotor das Geräusch klappernder Achsen, ausgeschlagener Lager und anderer Defekte gnädig übertönte. So einmal in Bewegung kam das Auto gut voran und das üppige Drehmoment beschleunigte das doch recht große Fahrzeug ordentlich.

„Der geht besser ab als der Toyota“ rief Frieder Bergmann überrascht aus „macht ja richtig Laune.“

„Und Platz hat man hier massig“ sagte Rüdiger.

„Also ich finde den gar nicht schlecht“ erklärte Niels „bloß diese Schilder außen müssen noch ab.“

„Ach, eigentlich stören die doch gar nicht, sie haben ja eher noch einen Sicherheitsaspekt“ argumentierte Frieder Bergmann „wir werden so besser wahrgenommen als andere Fahrzeuge. Die können dran bleiben.“

„Na, was meinen Sie“ fragte der Händler scheinbar uninteressiert.

„Wir nehmen ihn für 14.000“ erwiderte Bergmann.

„Sie ruinieren mich“ barmte der Verkäufer „14.500, dann ist er Ihnen.“

„Na gut“ entschloss sich Frieder Bergmann „abgemacht.“

„Dann können wir jetzt den Kaufvertrag abschließen, bitte folgen Sie mir.“

Der Händler zog unter einem Wust von Papieren einige zerknitterte Seiten hervor und spannte das erste Blatt in eine Schreibmaschine ein. Niels fragte ihn:

„Haben Sie keinen Computer?“

„Ach, hatte ich mal“ erklärte der Mann „aber hier ist schon ein paar Mal eingebrochen worden und weg war die Kiste. Eine Schreibmaschine klaut heutzutage doch keiner.“

„Da ist was dran“ meinte Frieder Bergmann „aber wir wollen Sie jetzt nicht stören. Wir warten draußen, das wird ja eine Weile dauern.“

Sie gingen um den VW herum und Frieder gefiel er immer besser, das Auto hatte was! Selbst die Warnschilder gewannen für ihn an Reiz, so was Ausgefallenes musste man erst einmal finden. Insgesamt hielt er den Deal für eine gute Sache und er hoffte, dass Petra das auch so sah.

Der Verkäufer hatte die Arbeit an der Schreibmaschine beendet und Frieder las sich den Vertrag flüchtig durch, etwas Ungewöhnliches konnte er nicht erkennen und unterschrieb. Dann fuhren sie von Hof.

Petra, Claudia und Paula liefen um den VW herum und insbesondere Frieders Frau beäugte den Van misstrauisch. Sie zog einen kleinen Spiegel aus der Tasche und hielt diesen in den vorderen linken Radkasten, dann wiederholte sie diese Prozedur an den drei übrigen.

„Scheint ganz gut auszusehen“ erklärte sie ihrem verdutzten Gatten „mach mal die Motorhaube auf.“

„Hm, alles trocken, kein Ölaustritt“ sagte sie „lass‘ ihn mal an.“

Bergmann startete die Maschine und Petra hielt ein Ohr über den Motorraum, konzentriert lauschte sie dem hämmernden Diesel und nickte.

„Soweit okay“ befand sie „aber die Schilder kommen runter. Das kannst du jetzt mal machen Rüdiger.“

Der junge Mann kam mit Werkzeug wieder und schraubte die erste, gut 30 Zentimeter lange und 20 Zentimeter hohe Tafel ab. Als er diese wegziehen konnte wurde ein rötlicher Fleck sichtbar, der wie eine hässliche Blüte neben dem grauen Lack erschien. Frieder Bergmann erstarrte, Petra ging zu der Stelle und stocherte mit dem Schraubenzieher daran herum. Ganze Stücke bereits verrosteten Metalls lösten sich blätternd von der Karosse und fielen zu Boden. Wortlos deutete Petra auf die nächste Tafel und ihr Sohn entfernte diese ebenfalls. Diesmal zeigte sich Spachtelmasse, die derjenige, der sie auf das löchrige Blech aufgetragen hatte, nicht einmal abgeschliffen hatte. Hinter der dritten Tafel wurde weiterer Rostfraß sichtbar, die vierte verbarg ein Loch im Blech und die fünfte tarnte eine lange und tiefe Schramme.

„Was kann man da machen Rüdiger“ fragte Petra Bergmann ihren Sohn, der ja Jura studierte.

„Da muss ich mir den Vertrag mal näher ansehen.“

Der junge Mann studierte das Dokument und schüttelte ab und an den Kopf, dann sagte er:

„Ziemlich geschickt gemacht, jegliche Haftung oder Gewährleistung wird ausgeschlossen, eigentlich sind alle Pflichten mit diesem Vertrag auf den Käufer übergewälzt worden. Da werden wir wohl schlechte Karten haben. Man kann mit dem Mann sicher noch einmal reden, bringen wird das aber wohl nicht viel.“

„Du fährst mit dem Auto, so wie es jetzt ist, dorthin und versuchst die Sache zu klären“ beauftragte Petra Bergmann ihren Mann, dem nicht wohl in seiner Haut war.

„Ich“ fragte ihn der Autohändler wenig später scheinbar entsetzt „ich habe das Fahrzeug mit den Tafeln so übernommen (was nicht stimmte, denn er war es gewesen, der die Tafeln zur Überdeckung der Schäden angebracht hatte), man hat mich also auch über den Tisch gezogen. Ich bin schockiert, was die Leute heute für Tricks anwenden, bloß um einen zu bescheißen. Ich kann Ihnen natürlich eine Reparatur auf ihre Kosten anbieten, das wird nicht ganz billig werden aber ich mache Ihnen einen guten Preis. Überlegen Sie es sich und rufen mich an.“

Frieder Bergmann beriet sich mit seiner Familie und gab die Erklärung des Händlers wieder und man beschloss, ihm noch eine Chance zu geben. Bergmann sollte den Reparaturpreis soweit wie möglich drücken.

„Ich schätze so 2.000 Euro“ meinte der Autohändler „ich und mein Mitarbeiter würden die schadhaften Stellen entfernen, neues Blech anschweißen und dann alles lackieren. Ist eine Sache von einem Tag, bringen Sie das Fahrzeug doch übermorgen vorbei, wenn Sie wollen.“

Zwei Tage später fuhr Frieder Bergmann mit dem narbigen VW auf den Hof des Händlers und dessen Mitarbeiter bugsierte das Auto in die kleine und schmuddelige Werkstatt. Bergmann wollte den Reparaturarbeiten ein wenig zusehen aber schien den Mechaniker dadurch erheblich zu verwirren, denn dieser schnitt mit dem Trennschleifer deutlich mehr von dem Blech ab, als notwendig gewesen wäre. Auch war der Mann scheinbar ohne Plan vorgegangen, denn das jetzt sichtbare Skelett des Autos bot eigentlich keine Punkte, an der er eine Ersatzplatte hätte anschweißen können. Der Mann wusste sich aber zu helfen. Zunächst schnitt er mit einer Hebelschere grob ein größeres Blech zurecht und hielt es an die Stelle, wo der Ersatz stattfinden sollte. Es ragte an allen Seiten deutlich über das entstandene Loch hinaus und lag somit auf den Rändern auf. Der Mann bemühte wieder die Schere und schnitt wieder etwas von dem Blech ab, jetzt passte es schon besser und nach dem dritten Anlauf konnte der Mechaniker es ziemlich gut einpassen. Allerdings hatte er zu viel von dem Material abgetrennt, so dass links und oben ein Spalt von schätzungsweise 8 bis 10 Millimetern verblieb. Das schien ihn nicht zu stören, denn er nahm den Schweißbrenner in Betrieb stellte aber offenbar fest, dass er so die Platte nicht mehr halten konnte. Deswegen nahm er sich ein teleskopartiges und damit in der Länge verstellbares Rohr, presste es an die Wand der Werkstatt und auf der anderen Seite gegen die Platte, so dass diese jetzt fixiert war, allerdings etwas verrutschte. Unbeeindruckt davon schweißte der Mann das Teil fest und gab auch wenig Obacht, ob die Schweißnaht gerade verlief, auch war sie unterschiedlich dick und an manchen Stellen recht dünn geraten. Nach einiger Zeit war er fertig und begutachtete sein Werk. Zufrieden nickend griff er sich einen Schwingschleifer und rückte der überstehenden Schweißnaht mit diesem Werkzeug auf die Pelle. Das schien recht anstrengend zu sein und seine Konzentration ließ offensichtlich nach, denn er ratzte mit dem Schleifer auch einige Furchen in die noch intakten Bleche.

„Deckt der Lack dann alles ab“ erklärte er Frieder Bergmann und dieser war davon nicht so überzeugt.

„Kommen Sie mal in 5 Stunden zurück, dann ist ihr Auto wieder wie neu“ informierte ihn der Mechaniker und ging erneut an die Arbeit.

Zur angegebenen Zeit erschien Frieder Bergmann und war gespannt wie der VW jetzt aussehen würde. Weder der Händler, noch der Mechaniker waren zu sehen und er konnte das Auto näher unter die Lupe nehmen. Auf den ersten Blick war alles in Ordnung, auf den zweiten sah er aber, dass der Mechaniker wohl bald die Lust verloren hatte, die Ersatzplatten ordentlich einzupassen, er hatte sie kurzerhand überlappend angeschweißt, so dass sie über die anderen Karosserieteile hinausragten. Auch war ein seltsames Farbspiel eingetreten. Ganz deutlich konnte man erkennen, dass auf den Platten ein anderer Farbton herrschte, nicht grau wie an den übrigen Stellen, sondern erheblich dunkler, so dass die ersetzten Teile fleckig hervorstachen. Das Fahrzeug sah jetzt so aus, als wäre es von Pestbeulen befallen. Frieder Bergmann zuckte zusammen, in seinem Rücken ertönten Schritte, der Händler betrat die Werkstatt.

„Na zufrieden“ fragte er und Bergmann war sich über seine Antwort noch nicht sicher.

„Hm, die Platten stehen zum Teil über und die Farbe stimmt nicht“ sagte er unsicher.

„Denken Sie“ erwiderte der Händler lässig „dieser Matteffekt des Lackes mit den wechselnden Farbstimmungen ist momentan mächtig angesagt, die Leute wollen keine geleckten Autos mehr. Und ich habe meinen Mitarbeiter angewiesen, die Platten genauso anzubringen, sonst würden sie nicht halten und außerdem ergeben sie so ein sensationelles Erscheinungsbild. Bei einem Komplettaustausch der Karosserieteile hätte man zwar eine glatte Fläche aber eben ein langweiliges und uniformes Fahrzeug. Was Sie hier bekommen ist ein Hingucker allererster Güte, die Leute werden die Köpfe drehen. Und mit diesem Auto können Sie in der Tuningszene mächtig Furore machen, einfach eine tolle Leistung meines Mitarbeiters.“

Bergmann zahlte die Rechnung in Höhe von 1.956,45 Euro und fuhr mit einem unguten Gefühl nach Hause.

Seine Frau, Claudia, Rüdiger, Niels und Paula umkreisten den VW mit aufgerissenen Augen.

„Na ja, wenigsten sind die Roststellen jetzt ersetzt“ meinte Petra Bergmann „das müsste es ja jetzt an Reparaturen gewesen sein. Schön sieht er ja nicht aus, aber er scheint ganz gut zu fahren. Und für das relativ wenige Geld haben wir doch ein ganz ordentliches Auto bekommen“ sagte sie nicht sehr überzeugend. Ob der VW dieses Versprechen einhalten konnte musste sich erst noch zeigen.

Familienrat

Hannelore Bergmann und Peter Petersen waren vor einer Stunde eingetroffen und eine leicht gereizte Stimmung lag in der Luft der Bergmannschen Wohnung.

„Jetzt hörst du mir mal ganz genau zu, Hannelore“ sagte Peter Petersen streng „was ich sage, wird gemacht!“

„Natürlich, natürlich“ antwortete die ehemalige Pädagogin sanft „du hast ja Recht, es war falsch von mir, deinen Vorschlag nicht gut zu finden.“

Petra und Frieder, Paula und Rüdiger sowie Claudia und Niels saßen am Abendbrottisch und folgten dem Gespräch.

„Worum geht es übrigens bei eurem Streit“ wollte Petra wissen.

„Petra“ sagte Hannelore Bergmann „wir streiten nie, wir setzen uns miteinander auseinander. Natürlich kann man es auch Streitkultur nennen, aber Peter hat meist die besseren Argumente, so dass ich eigentlich immer nachgeben muss. Ich fühle mich da nicht als Verlierer, denn er ist einfach immer so überlegt, rational und zielstrebig, ohne meine Gefühle zu beschädigen. Wir diskutieren gerade darüber, wer zu wem zieht. Ja, Peter hat mich mit seiner bodenständigen Art wieder geerdet, ich fühle mich wie ein vollkommen neuer Mensch. Und er hat bei mir etwas freigelegt, von dem ich gar nicht wusste, dass es noch so wild in mir schlummert.“

„Mutter, bitte“ sagte Frieder Bergmann peinlich berührt, „das ist doch wohl kein Thema für die Öffentlichkeit.“

„Warum nicht“ schaltete sich Peter Petersen in das Gespräch ein „auch du, Frieder, kommst mal in unser Alter, willst du dann auf Sexualität verzichten?“

Claudia und Paula kicherten, Petra bekam einen roten Kopf und schaute zu Boden.

„Na los“ ermunterte Hannelore Bergmann ihren Sohn „raus mit der Sprache.“

„Weiß ich nicht“ druckste er herum „das ist noch weit weg. Keine Ahnung.“

„Siehst du“ meinte seine Mutter „du hast dir immer noch nicht deine Vogel Strauß Politik abgewöhnt.“

„Wie meinst du das“ fragte Frieder Bergmann verständnislos.

„Statt nach vorn zu schauen verdrängst du das, was auf dich einmal zukommen wird, Kopf in den Sand und Augen zu, genau wie in deiner Behörde.“

„Mutter“ sagte Petra, die ihre Fassung wieder gewonnen hatte „das stimmt ja wohl nicht, schließlich ist Frieder jetzt Referatsleiter.“

„Na und“ erwiderte ihre Schwiegermutter ungerührt „bei seinem Potential müsste er doch schon längst Amtsleiter sein. Aber nein, jetzt darf er mit grünem Stift unterschreiben, das reicht ihm dann erst einmal. Schau dir deine Tochter an, die zieht richtig durch, mit 16 eine eigene Firma zu gründen ist schon beeindruckend.“

„Nicht Claudia hat die Firma gegründet, sondern Niels“ korrigierte Frieder seine Mutter.

„Aber nur deswegen, weil sie noch nicht volljährig ist. Und Rüdiger hat seitdem er mit Paula zusammen ist einen richtigen Satz gemacht. 1,2 nach dem ersten Studienjahr, alle Achtung, Hut ab.“

„Ja, ich bin mächtig stolz auf meine Kinder“ erklärte Frieder überzeugt „aber du musst mir nicht immer vorhalten, dass nur sie etwas leisten.“

Beleidigt griff er zur Bierflasche und trank, Peter Petersen goss ihm, sich selbst, Rüdiger und Niels einen Schnaps ein, dann prostete er allen zu und kippte das Getränk mit einer jahrelang antrainierten Bewegung herunter.

„Hannelore meint bloß“ sagte er so nebenher „dass du `n ganze Menge mehr erreichen könntest, wenn du nur wolltest.“

„Und wenn ich das gar nicht will“ konterte Bergmann „und lieber Zeit für meine Familie habe, was dann?“

„Dahinter kannst du nicht verstecken“ sagte seine Mutter „ich erwarte von dir, dass du nächstes Jahr Amtsleiter wirst.“

„Das geht gar nicht“ antwortete er erleichtert „die Beförderungsrichtlinie besagt, dass man erst mindestens 3 Jahre Referatsleiter sein muss, um sich für den Amtsleiter zu qualifizieren.“

„Typisch“ schätzte Peter Petersen ein „das ist doch vollkommen weltfremd. Wenn jemand das Zeug dazu hat, muss er doch nicht in einer sinnlosen Warteschlange herumhängen. Petra ist doch auch sozusagen außerhalb der Reihe Chefärztin geworden.“

Frieder Bergmann griff nach der Schnapsflasche und schenkte sich nach, jedes Mal wurde auf ihm rumgehackt, als wäre er arbeitsscheu.

„Können wir jetzt nicht mal über den Urlaub reden“ wechselte er das Thema.

„Also Peter und ich sind sehr dafür ein Zelt zu nehmen, wir wollen uns dieses ursprüngliche Gefühl erhalten, deswegen keinen Bungalow. Der Platz gefällt uns, wir sind gern mit von der Partie. Bleibt nur noch die Frage der Gepäckbeförderung, aber dafür gibt es ja den Anhänger. Ihr fahrt also zu sechst vor und Frieder holt uns am Bahnhof ab. Am Tag eurer Abreise kommt ihr bei Peter vorbei, wo ich dann auch wohnen werde.“

„Wir wollen in südliche Richtung nach Österreich“ warf Frieder Bergmann ein „und Peters Haus liegt im Norden, das ist doch ein wahnsinniger Umweg.“

„Na und“ meinte Peter Petersen locker „bis zu mir sind es 100 Kilometer, zum Platz insgesamt 800, macht 1.000, da ihr ja wieder von uns aus gesehen zurück müsst. Da ihr sowieso zwischendurch übernachten wollt sind es also 500 Kilometer für einen Tag. Angenommen, du hast einen Schnitt von 80 km/h, dann braucht ihr also…“

„6,25 Stunden“ setzte Claudia fort.

„Wie, 6,25 Stunden“ fragte der matheschwache Rüdiger.

„6 Stunden und 25 Minuten“ wollte ihm sein Vater lässig erklären aber Claudia korrigierte.

„6,25 Stunden, nicht 6 Stunden 25 Minuten.“

„Hä, verstehe ich nicht“ erwiderte ihr Vater.

„Die 25 sagen aus, dass man auf 100 bezogen demzufolge eine viertel Stunde benötigt“ leierte Hannelore Bergmann als ehemalige Mathematik- und Physiklehrerin herunter und fuhr an ihren Sohn gewandt fort:

„Also ich wundere mich schon, du bist doch für die Planung in der Behörde zuständig, da sollte man doch in Mathematik fit sein, oder etwa nicht?“

„Bin ich auch“ erwiderte Bergmann unsicher „ich hatte mich bloß verhört.“

„Machen wir gleich mal eine kleine Probe“ setzte seine Mutter nach „was ist eine Differentialgleichung?“

Frieder Bergmann durchforste sein Gehirn verzweifelt danach, wurde aber nicht fündig.

„Äh, ist schon ein Weilchen her, dass ich mich damit beschäftigt habe“ sagte er schief grinsend „braucht man ja auch nicht aller Nase lang.“

„Claudia“ sagte Hannelore Bergmann nur.

„Differentialgleichung ist mathematische Gleichung für gesuchte Funktion von einer oder mehreren Variablen, in der auch Ableitungen dieser Funktion vorkommen. Differentialgleichungen sind wesentliches Werkzeug der mathematischen Modellierung. Differentialgleichung kann durch Richtungsfeld veranschaulicht werden.“

„Na bitte“ freute sich Bergmanns Mutter „wenigstens deine Tochter hat’s drauf. Wie du übrigens gehört hast sind solche Gleichungen Grundlage für Modellierungen, von denen du ja fortlaufend sprichst. Also ich frage mich wie es bei euch zugeht, wenn nicht mal solche grundlegenden Dinge beherrscht werden. Eigentlich typisch für den Behördenalltag. Immer wichtig tun, aber nichts Ordentliches zustande bringen.“

„Mutter“ sagte Frieder Bergmann mürrisch „das ist genau so, als wenn ich Peter etwas über das Verwaltungsrecht fragen würde.“

„Nur zu“ ermunterte ihn der ehemalige Polizist.

„Also gut, wer ist zur Buchführung verpflichtet?“

„Nach § 238 HGB ist jeder Kaufmann verpflichtet, Bücher zu führen und in diesen seine Handelsgeschäfte und die Lage seines Vermögens nach den Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung ersichtlich zu machen. Die Buchführung muss so beschaffen sein, dass sie einem sachverständigen Dritten innerhalb angemessener Zeit einen Überblick über die Geschäftsvorfälle und über die Lage des Unternehmens vermitteln kann. Die Geschäftsvorfälle müssen sich in ihrer Entstehung und Abwicklung verfolgen lassen“ erklärte Peter Petersen ohne zu stocken.

„Woher weißt du das“ staunte Bergmann mit offenem Mund.

„Wir hatten nach der Wende einen Kurs in Rechnungswesen, warum, kann ich mir bis heute nicht erklären. Hab’s halt auswendig gelernt“ sagte Petersen.

„Ich bin auch fürs Zelten“ lenkte Paula jetzt ab „letztes Jahr war es doch sehr gelungen, also ich freu’ mich schon sehr darauf.“

„Also sind wir alle dafür, dass wir nach Österreich zum Zelten fahren“ fasste Petra zusammen und schaute in die Runde, alle nickten.

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