Kitabı oku: «Stiefmütterchen Ost und Königskerze West», sayfa 4

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Lonely Love

So glücklich, wie ich früher war,

Bin ich nicht mehr, seit ich dich sah!

Dich anzublicken und zu wissen,

Nie schaff’ ich’s, diesen Mund zu küssen,

Dein pochend Herz ertasten,

Fortwerfen bindend’ Lasten,

Einfach von vorn beginnen,

Beraubt mich meiner Sinnen,

Verursacht stechend Schmerz,

Ganz tief im hoffend Herz.

Doch dann geschah das Wunder,

Du stiegst zu mir herunter,

Aus tanzend’ Elfenreigen,

Begleitet nur von Geigen,

Zogs’t du mit festem Griff,

Mich zu dir auf dein Riff,

Und fragtest untertänig,

Als wäre ich ein König,

Ob ich enttäuscht jetzt sei?

Welch töricht’ Spielerei!

Tatsächlich warst du tadellos,

Von Haares Spitze bis zum Schoß,

Das hatt’ ich gerade noch geklärt,

Als mich der laute Wecker stört.

Phasenverschiebung

Hörst du tatsächlich zu,

Nicht nur ‘was raus’?

Deine Meinung dazu

Eilt schneller voraus!

Was kannst du verstehen,

Wenn du gar nichts hörst?

Mein Wort mir umdrehen

Ist, was mich stört!

Man redet im Leben

So vieles dahin,

Doch meist fehlt dem Ganzen

Der tiefere Sinn.

Jetzt muss ich’s dir sagen!

Für mich ist es klar!

Und dann deine Fragen –

Das ist doch nicht wahr!

Aus meinen Gefühlen

Nur dir zugetan

Vertrackte Zwickmühlen,

Da komm ich nicht ran!

D’rum hör mir jetzt zu,

Und hör nicht das raus,

Was ich gar nicht sage,

Sonst ist’s mit uns aus!

Fernseheule

Nach draußen kann ich noch nicht geh’n,

Will nur den einen Film noch seh’n,

Und warum muss ich immer raus?

Die Freunde bleiben auch im Haus!

Stiefmütterchen und Löwenmäulchen

Die beiden Stiefmütterchen sahen gar nicht wie Stief und Mütterchen aus, sondern stolz und löwenmäulig. Groß war der Neid der Geschwister. Stief beugte sich wütend zu Mütterchen und flüsterte ihr ins Ohr: „Bruder Löwenmaul ist eine Gefahr für uns, alle bewundern nur ihn. Wir mögen deshalb schon gar nicht mehr der Sonne ins Antlitz schauen und kümmern vor uns hin. Er muss weg!“

Und weil die Mutter eben stief- und unmütterlich war, stimmte sie zu. Aber je weiter sie ihre langen Hälse in die warme Sonne reckten, um Löwenmäulchen zu ersticken, verloren sie ihr Gleichgewicht und fielen schließlich kraftlos um und vertrockneten. Die Sonne schien jetzt noch viel heller für Löwenmäulchen.

Und wo erst einmal ein Löwenmäulchen wächst, da leben bald noch viel mehr!

Mondscheinsonate

Der Mond streift durch die Wiesen,

Erhellt das schlummernd’ Gras,

Da musst’ er plötzlich niesen,

Nanu, was war denn das?

Da lag im Dämmerscheine,

Umschlungen eng ein Paar,

Es dacht’, es wär’ alleine,

Ihm droht keine Gefahr.

Doch als der Mond nun schreckte,

Das Glück im wogend Gras,

Sie schamhaft sich bedeckte,

Enttäuschung ihn zerfraß.

Das kleine Latinum

Das Leben ist nur noch ‘ne Plage,

Kommst du erst einmal in die Tage,

Kriegst morgens kaum die Augen auf,

Bevor sie zufall’n, hinkst du ‘raus.

Man trifft sich in der Rentnerrunde,

Beim Doktor früh zur Morgenstunde,

Und trägt den Rucksack mittags ‘raus:

Mit deinem Leben ist’s bald aus!

Als junger Bursch’ hast du die Nacht,

Nach deiner Lust zum Tag gemacht,

Und hattest trotzdem kaum Beschwerden,

Es war die schönste Zeit auf Erden!

Warum konnt’s so nicht weiter geh’n,

Und musst frustriert im Spiegel seh’n,

Dass von dir nicht viel mehr geblieben,

Als das, was nun die Ärzte lieben?

„Schlüpferstürmer”

Als nun die Zeit heran gekommen,

Dass man sich eine „Braut” genommen,

Wollt’ ich auch ’mal spendabel sein,

Und füllt’ ihr „Balkanfeuer” ein!

Die Toilettenfrau vom Darß

1985

Wer Prerow besucht, kommt an der neuen Toilette nicht vorbei. Nicht etwa, dass man sie schon von weitem riecht, sondern sie liegt so zentral, nämlich gegenüber der Tankstelle oder neben der Bushaltestelle, man kann sie jedenfalls nicht verfehlen. Zu einer richtigen Toilette gehört auch eine respektable Wärterin. So also auch hier.

Sie passte gerade noch durchs Fenster, durch das sie Kundschaft heran guckte. Ein kleiner Schnack war ihr stets willkommen, und nachdem ihr Gesprächspartner gegangen war, machte ich ihr das Vergnügen, allerdings nicht ohne vorher meinen Ältesten zu bitten, auf gar keinen Fall zu lachen, denn solcherlei Damen sind nicht auf den Mund gefallen, und Ärger wollte ich vermeiden. Folgendes Gespräch entwickelte sich nun am Klofenster: „Guten Tag, ist das hier so ein richtiges Klo mit Wasser und so?“

„Na klar.“

„Also kann man sich hier mal ungestört lösen?“

„Was wollen Sie hier lösen?“

„Ich meine, ob man hier auch gepflegt sch… scheißen kann?“

Das verstand sie sofort und bestätigte es strahlend und wollte sogleich wissen, ob ich selber rauf wollte oder mein Sohn. Ich musste.

Da klagte sie mir mit traurigem Blick ihr Leid. „Sie wissen ja gar nicht, wie schwer es heute ist mit den Leuten, allens wird geklaut, so schnell kann man gar nicht gucken, und zerstört wird allens. Obwohl erst kürzlich eröffnet, sind schon sämtliche Brillens und Deckels bei die Männers kaputt, und sogar die Hähnens sind geklaut und auch einige Ziehers abmontiert!“

Ich versicherte sie meines Mitgefühls und blies kräftig in ihr Horn. Zwischendurch wendete sie hin und wieder ihr Ohr den einzelnen Damenkabinen zu, um sich an den unterschiedlichen Geräuschen, die sie durch jahrelange Praxis unfehlbar deuten konnte, zu orientieren, damit ihr letztlich niemand unbezahlt durch die Lappen gehen konnte. Dann steckte sie vertrauensselig ihren Kopf noch näher zu mir, denn mit so einem gebildeten Herrn ließ man sich gerne sehen, und sagte halblaut: „Jetzt sind die Kabinens frei, Sie dürfen schnell bei den Damens rauf, da ist es sauberer, kommen Sie man schnell rein!“

„Nee“, sagte ich, „das mag ich nicht, das ist mir peinlich, wenn neben mir plötzlich eine Dame ungeniert drauflos wirtschaftet und mich vielleicht hinterher noch sieht und schreit, und Ärger wollte ich ihr ja schließlich auch nicht machen, dann ginge ich lieber in den Wald und setzte mich hinter einen dicken Baum, dann kriegt er gleich frischen Dung und ich kann die schöne Natur genießen. Also nichts für ungut und schönen Dank, ich werde ihr Etablissement weiterempfehlen!“

Das konnte sie natürlich ganz gut verstehen. Dankbar gerührt drückte sie mir unauffällig ausreichend Toilettenpapier in die Hand und erklärte den kürzesten Weg.

Als wir endlich außer Sichtweite im Auto saßen und sie mit dem Nachwinken aufgehört hatte, mussten wir erst einmal lachen über diese gute Seele. Sie wird gewiss noch oft von ihrer netten Bekanntschaft dem ganzen Dorf erzählt haben.

Ergötzliches

Wo Swantevit im Meer versank,

Grün eingerahmt von Meeres Tang,

Da badet heut’ im Mondenschein

Ein wunderschönes Mägdelein.

Sie liebt den sprudelnd’ Meeresschaum,

Des Mondes Weg im lodernd’ Baum,

Das traurig’ Lied der Nachtigall,

Des Jägers fernen Büchsenknall.

Nun gleitet sie vom Stein hinab,

Und ahnt doch nichts von Swantes Grab!

Als sie im dichten Tang verschwand,

Betet der Götze: „Gott hab’ Dank!”

Verletzter Stolz

Hätt’ ich sie einmal nur besessen,

Könnt’ ich sie jetzt vielleicht vergessen,

Doch was ich damals nicht bekam,

Zieht mich noch heute magisch an!

Farbenspiele

Die Welle sich zum Berg auftürmt,

Am Himmel Wolkenherde stürmt,

Die Sonn’ sich bricht in allen Farben,

Das kann man nur im Norden haben!

Urlaubserfahrungen in Wieck

1980

Mit den sogenannten „Einheimischen“ hatten wir als „Wochenendhäusler“ so unsere Probleme. Frühmorgens eile ich zum Bäcker, denn frische Brötchen gehören nun mal zu einem zünftigen Frühstück. Ich bin dann auch der dritte Kunde vor der Ladentür des Bäckermeisters Kummer. Und was passiert nun wohl? So nach und nach kommen die Einheimischen angeschlendert und postieren sich gelassen im Schatten der Urlauber. Aber kaum wird die Ladentür geöffnet, gehen sie stolzen Hauptes an der inzwischen lang gewordenen Schlange vorbei und sind die Ersten im Laden. Und werden selbstverständlich auch bedient. Und nicht nur mit zehn Brötchen, nein einhundert werden eingesackt, und die Verkäuferin belehrt die nun allmählich ihre Fassung verlierenden Urlauber, die ängstlich ihre Brötchen schwinden sehen, dass das Einheimische wären, Berufstätige, die nicht so viel Zeit wie die Urlauber hätten, und schon sind die Brötchen alle. Pech gehabt? Schweinerei, denke ich, in Stralsund gibt es so etwas nicht. Man stelle sich einmal vor, ich als „Einheimischer“ des Tribseer Dammes ginge bei Bäcker Kaschützke an der brav wartenden Schlange aus Knieper-West oder Grünhufe vorbei in den Laden. Man würde mich zu Recht erschlagen! Von Unrechts wegen könnte ich ja in Wieck auch an der Schlange vorbeigehen, denn das Haus, in dem wir Urlaub machen, gehört uns, aber leider ist es eben nur ein Wochenendhaus, und deshalb bin ich eben kein Einheimischer. Und deshalb muss ich mir genau wie alle anderen Urlauber die Brötchen vor der Nase wegschnappen lassen!

Und wie erkennt nun die Verkäuferin die Einheimischen, denn alle und jeden kann sie ja auch nicht persönlich kennen? Das ist ganz einfach, nämlich an deren blasser Gesichtsfarbe, denn die Sonne scheint hier nur für die Urlauber. Oder sollten sich die Einheimischen nicht in die Sonne trauen, weil sie sonst den Urlaubern gleichen würden und sich als Strafe dafür hinten anstellen müssten?

Die neue Nachbarin

Zum ersten Mal sah ich sie nun,

Im Haus gab’s scheinbar nichts zu tun,

Jetzt schlief sie auf der Gartenliege,

Ich dachte nach, wie ich sie kriege!

Sie wecken mit gespiegelt’ Licht,

Das quasi kitzelt ihr Gesicht?

Ihr stechend’ Blick hoch zum Balkon,

Treibt sicher sie vor mir davon.

Wärs besser wohl mit Kirschen zielen,

Die plötzlich hoch vom Himmel fielen?

Das könnt’ sie bloß erschrecken,

So kann man sie nicht necken!

Jetzt weiß ich, wie ich’s machen muss,

Ich spitz’ die Lippen wie zum Kuss,

Und pfeif ganz leis’ ein hübsches Lied,

Mal seh’n, was dann in ihr geschieht:

Schlägt sie verzückt die Augen auf,

Und schaut zu mir aufs Haus hinauf,

Dann heb’ ich ahnungslos die Hand,

Und mach’ mich schnell mit ihr bekannt.

Doch läuft sie blicklos zu sich ‘rein,

Und lässt sich auf’ kein Flirten ein,

Dann hab’ ich’s wenigstens probiert,

Und weiß, dass vorerst nichts passiert!

Bienenschicksal

Vom Blütenduft herbei gelockt,

Hat gierig sie gleich angedockt,

Und während sie den Saft aufsog,

Die Blüte sich zusammen zog,

Hält sie seitdem gefangen,

Als Straf’ für ihr Verlangen.

Wie vom Winde Verweht

Wenn Wind die Haare strähnig weht,

Ist’s für die Umkehr meist’ zu spät!

Meine wichtigste Dienstreise

1988

Getreu meinem Motto: „Wenn jemand mich zu reisen zwingt, dann kostet’s ihn das Leben“, hätte es fast den guten Kumpel bei der VVB, Günther S. umgebracht. Ich drückte mich möglichst vor jeder Dienstreise, die über Berlin hinaus ging. Reisen war beschwerlich und zeitaufwendig, und es kam ohnehin nicht viel dabei heraus. Aber nicht immer wurden die Ausreden vom Chef akzeptiert, so auch in diesem Fall.

Ich musste also in meiner Funktion als Technischer Leiter der Fabrik zu einem „äußerst wichtigen Rapport“ nach Magdeburg fahren. Thema: Stand der Produktions-Vorbereitung, Schwerpunkt fehlende Ausrüstungen und Ersatzteile der Bereiche A, B und C. Es war eine der üblichen Pflichtübungen, bei der unsere VVB zum wiederholten Male abfragte, was noch alles zur Produktionsbereitschaft in unseren Betrieben fehlte, uns aber in den seltensten Fällen wirklich helfen konnte, immer in der Hoffnung, vieles erledigte sich in der Zwischenzeit von alleine.

Im Ergebnis solcher Beratungen forderte die VVB regelmäßige Berichte an, aus denen unsere Aktivitäten zur Beschaffung der Fehlteile kontrolliert werden konnten. Daraus resultierte schließlich, dass immer nur die allergrößten Probleme benannt wurden, um unsere Arbeit zu minimieren. Denn lösen mussten wir unsere Probleme letztlich doch selbst. Ich hätte also keine Probleme, erklärte ich S. am Telefon, und wollte deshalb den Tag lieber in der Fabrik nutzen. Aber er bestand auf meiner Anreise. Es sollte eine Reise mit Hindernissen werden. Natürlich hatte der D-Zug reichlich Verspätung, sodass ich viel zu spät ankam. Beim Hochlaufen ins Beratungszimmer stieß ich auf der Treppe fast mit dem herunterstürmenden S. zusammen, denn seinen Zug wollte er meinetwegen nicht verpassen. Ich erklärte kurz den Grund meines Zuspätkommens – was sollte er gegen höhere Gewalt auch sagen –, und er schlug vor, zusammen in der Straßenbahn zum Bahnhof zu fahren und dabei das Protokoll anzufertigen.

Gesagt, getan, ab ging es im Sturmschritt zur Straßenbahn, rein kommen wir gerade noch mit hängender Zunge, nur sein rechter Arm mit Koffer daran nicht mehr, weil sich inzwischen die Tür geschlossen hatte. Als ich schließlich erkannte, warum er mit schmerzverzerrtem Blick sich krümmte, zog ich die Notbremse. Laut kreischend gab es einen heftigen Ruck und die Bahn stand. Alles flog nach vorne und schrie. Als sich das Chaos legte, erforschte der Straßenbahnfahrer die Ursache. Ich kam nicht umhin, mich zu melden. Meine Personalien wurden notiert und natürlich die von S., der als Verursacher der Notbremsung eingestuft wurde, weil er nach Ertönen des Abfahrsignals noch eingestiegen sei, sonst hätte er nicht eingeklemmt sein können. Die Schuldfrage war endlich geklärt, und die Bahn setzte ihre Fahrt fort, die Strafe sollte auf dem Postweg zugestellt werden. An einen vernünftigen Rapport war nun nicht mehr zu denken, sondern S. fragte nur noch entnervt, Probleme habt ihr in S. doch nicht, und wenn dir etwas einfällt, rufst du mich morgen an, ich mache dann das Protokoll fertig. Die Straßenbahn hielt vor dem Bahnhof, jeder rannte zu seinem Zug, S. sah während der Fahrt seinem Strafmandat entgegen, ich fluchte auf der langen Rückfahrt vor mich hin über diese sinnlose Fahrt und wurde erst wieder froh, als ich mir vorstellte, dass nach diesem Erlebnis auch dem hartgesottensten Bürokraten vorerst die Lust auf derlei Abfragespielchen vergangen sein und ich bis zur nächsten Reise wohl eine längere Pause haben würde. Dennoch, die nächste „wichtige Dienstreise“ kam planmäßig.

Gedanken eines Schichtarbeiters

Du hast es gut!

Liegst lieblich im Bett.

Mich packt die Wut,

G’rad’ jetzt muss ich weg!

Die Straßen ganz leer

Man fühlt sich allein,

Und weit ist’s nicht mehr:

Hier muss ich hinein.

Geblendet vom Licht

Hellwach durch den Lärm,

Das ist meine Schicht,

Wie bist du mir fern!

Ich geh durch die Räume

Vergleich’ Parameter,

Verblichen die Träume

Verschoben auf später.

Es dampft und es brodelt,

Es riecht, es ist heiss,

Die Maschine laut jodelt,

Der Zucker schneeweiß.

Jetzt endlich die Pause,

Man sitzt und man lacht

Und denkt an zu Hause,

An die Liebste bei Nacht.

Doch bald naht der Morgen

Die Schicht ist vorbei,

Weg sind alle Sorgen,

Die Seele ist frei.

Allein dann im Bette

Du längst aus dem Haus,

Es gilt jede Wette,

Du kommst, ich muss raus.

Wie schön wär das Leben

Könnt nur frönen der Lust,

Zum Glück naht der Schlaf

Und befreit mich vom Frust.

Und im Traum wird vollbracht

Wozu sonst keine Zeit,

Bis du weckst mich ganz sacht:

Es ist wieder so weit!

So vergeht Woche für Woche

Unwiederbringlich die Zeit,

Und wofür ich maloche

Ist von mir ganz weit.

Tatsache

Selbst die allergrößte Mauer

Hält langfristig und auf Dauer

Die Eingesperrten nicht auf,

Zu ändern ihres Lebens Lauf!

Wirklich auf das falsche Pferd gesetzt?

Deutschlands Zukunft liegt im Osten,

Darum scheuet keine Kosten!

Wie aus „unserem großen Bruder“ wieder „ein Russe“ wurde

Immer, wenn die in der Volkswerft für „den großen Bruder“ gebauten Supertrawler zu ihrer Garantiereparatur in der Werft lagen, versuchte die Besatzung, sich etwas Geld dazu zu verdienen. So einfach war das gar nicht, aber über einen sogenannten „Freundschaftsvertrag“ war manches möglich.

Natürlich hatten wir auch einen Freundschaftsvertrag mit einem Fischdampfer.

In der Hochsaison arbeiteten nun einige „Freunde“ im Lager und stapelten die schweren Säcke. Meistens sonnabends und sonntags in ihrer Freizeit.

Bei unserem morgendlichen Rapport berichtete ich nun über den vergangenen Arbeitstag vor dem Direktor und sagte u. a., dass die „Russen“ so und so viele Waggons beladen hätten.

Böse funkelte mich daraufhin der Direktor an und korrigierte mich energisch: „Das sind keine Russen, sondern unsere sowjetischen Freunde.“

Auf den Kopf gefallen war ich nicht gerade und erwiderte unbeeindruckt: „Doch, das waren Russen aus Leningrad.“

„Walter der Erste“ hatte seinerzeit lauthals in seinem unverwechselbaren Dialekt verkündet, dass der Sozialismus „siechen“ wird, was sich planmäßig 1989 bestätigte.

Die „Partei hatte also wieder einmal Recht!“

Vom „großen Bruder“ war schlagartig nichts mehr zu hören und bald auch nichts mehr zu sehen. Der Vielvölkerstaat Sowjetunion hatte aufgehört zu existieren, und stolz erhoben nun wieder Russen, Weißrussen, Ukrainer und all die anderen Völker ihr Haupt. Aber das war auch alles. Aus einem mächtigen Staat wurden über Nacht viele arme Länder.

Und was wurde aus der DDR, dem treuesten Bruder des einst so mächtigen Staates?

Unsere richtigen Brüder aus der BRD nahmen sich aufopferungsvoll und in deutscher Gründlichkeit ihrer „armen Brüder und Schwestern im Osten“ an.

Total! Keinen Widerspruch duldend.

Alles wurde anders.

Auch das, was nicht unbedingt anders werden musste.

Und nun haben wir keinen „großen Bruder“ mehr als Klotz am Bein, dafür aber einen „reichen Bruder“ als Zugmaschine für den „Aufschwung Ost.“ Weil wir aber so undankbar und aufmüpfig sind, droht er uns ganz unbrüderlich, den Geldhahn zuzudrehen.

Soll so etwa ein zweites Mal eine Bruderliebe enden?

Einen dritten Bruder können wir allerdings beim besten Willen nicht mehr verkraften!

Akt

Am Ufer ausgestreckt,

Nur von der Sonne genommen,

Stockte mein Blut,

Von ihrer Schönheit benommen,

Und auch mein Schritt,

Unsicher und leise,

Wollte nicht stören

Ihre zeitlose Reise.

Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.