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Kitabı oku: «Florens Abentheuer in Afrika, und ihre Heimkehr nach Paris. Zweiter Band», sayfa 8

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Siebentes Kapitel.
Erläuterungen

Wie kam aber Gigi, die Gefangene, zu Freiheit und Heeresmacht? Das sind wir bereit zu erzählen.

Der Leser entsinnt sich, daß der dankbare Imar zugesagt hatte, des Franken Edelthat zu lohnen. Er sah wohl ein, daß es nur durch Gigi geschehn konnte, und verlor sie nicht aus dem Gesicht. Ihr heldenmüthiger Charakter griff kräftig in die Begebenheit, da er sie durch die Flucht befreit hatte, und ihre alle Beduinen bezaubernde Schönheit, gab ihr die Gewalt über die Herzen und den Herrscherstab in die Hand. Denn die wilden unstäten Krieger hatten das Weib nur verhüllt, schwach und ängstlich gekannt, die alles für sich gewinnenden Reize, die kühne unternehmende Natur der trefflichen Spanierin, durch die viel eingewebte Romantik ihres Schicksals entwickelt, kamen ihnen wie etwas Zauberisches vor, und sie erblickten eine Seherin, eine Prophetin in ihr. So viel vermögen Schönheit, Kraft, Verstand!

Da sie nun ihre Plane zur Kultur des eroberten Landstrichs entwarf, die freilich poetischer empfunden, als genau auf die mögliche Ausführbarkeit berechnet waren, sollte Imar ihr auch den Vater und Geliebten zur Stelle schaffen. Daher seine Reise nach Egypten. Doch war ihm strenge untersagt, ihren europäischen Namen kund zu thun, sie wollte eine Szene des unerwarteten Erkennens vorbereiten, ob sie schon nicht glaubte, die Verkettung würde dahin gedeihn, daß sie noch einst dem Geliebten im Zweikampf gegenüberstände. Dies war auch so ein romantischer Sinn. Wir wissen nun, warum Imar jederzeit ein Geheimniß barg, selbst mußte er Isabellens Tod behaupten, so prüften sich auch Treue und Anhänglichkeit.

Uebrigens zog er häufige Nachrichten von den beiden Lieben ein, war auch selbst im innern Darkulla, wenn es schon, wie wir wissen, nimmer gelingen wollte, sie zu den Beduinen zu bringen. Imars Vater starb unterdessen.

Da nun endlich die Unterhandlung mit Perotti angeknüpft, und die Schlacht verloren war, sollte dieser bekanntlich die Gefangene an Floren liefern. Imar aber sammelte von den zerstreuten Beduinen einige Tausend Mann, und zog mit diesen in einiger Entfernung neben Perotti her, der auf seinem Wege genau beobachtet wurde. Jener hatte sich auch eine Unterredung mit Musa möglich gemacht, und weil dieser sich unerkannt unter Perottis Gefolge mischte, gegen den er seinen alten Haß trug, so empfing Imar von des Italieners Beginnen jede Nacht Kunde. Der veränderte Weg, und die trotzig rohe Sprache desselben entgingen ihm also ebenfalls nicht.

Als er nun an jenem Tage, wo er sich seiner ganz werth betragen, den Marsch vollendet hatte, und die Zelter aufgeschlagen waren, ließ er Isabellen zu sich bringen, hohnlachte: Du bist, wenn du schon einem Volke gebotest, meine Sklavin, und endlich will ich afrikanische Rechte an dir gültig machen. Die Arme wollte verzweifeln, daß sie sich nicht den Tod geben konnte. Er spottete frech. Eben ging es so weit mit dem ruchlosen Beginnen, als Waffenlärm und Mordgeschrei draußen ertönten. Der Himmel erbarmt sich, sendet mir Rettung, rief Isabelle. Rettung erwiederte Imar, der eben mit Musa ins Zelt stürzte. Die Beduinen hatten die Neger überfallen, und sich zu Meistern der Dinge gemacht.

Man trug Sorge für die schwer Geängstete, aber Perotti kam diesmal nicht mit so gelinder Strafe davon, wie er es bei anderen Unthaten gewohnt war. Der Araber behandelte ihn im Geschmack des Landes. Die böse Lust soll dir vertilgt werden, rief er. Eine Art Chirurgus begleitete ihn, der auf dem Fleck, und mit rascher Geschicklichkeit eine Operation an dem Italiener vollzog, wie man sie in seinem Vaterlande zum Behuf der Musik, und in den muselmännischen Reichen, der Haremssicherheit wegen kennt. Es versteht sich aber, daß Isabelle damals das Zelt schon verlassen hatte.

Ihr alter Muth kehrte ihr bald zurück, und der Rath, sich nach dem innern Darkulla zu wenden, fand Gehör. Musa wußte, daß Sultan Kukus Leichnam durch den Felsenweg würde gebracht werden, und Imar baute darauf den listigen Anschlag, mit hineinzudringen.

Der Bote, den Perotti abgeschickt hatte, war unterwegs von Beduinen aufgefangen worden, und langte darum nicht bei Floren an, wenn seine Briefe schon destomehr Licht über des Italieners Vorsatz warfen.

Isabelle hätte nach dem inneren Darkulla eilen müssen, auch, wenn sie das Herz nicht dahin zog, denn Uebermacht hatte schon die Beduinen ausgemittelt, und verfolgte sie. Doch einmal durch den Weg, zog man die Brücken auf, und wachte so sorgsam, daß nichts weiter zu befürchten stand. Das Uebrige wissen wir.

Achtes Kapitel.
Die neuen Freundinnen

Isabelle bat Floren jetzt dringend um Vergebung, daß sie mit listiger Gewalt in ihr Reich gedrungen war.

Diese lehnte die Höflichkeit auf das artigste ab, entschuldigte den Schritt durch den Zug des Herzens und den Drang der Umstände.

Isabelle machte das Kompliment: Wie Flore nur befehlen sollte, und sie wäre bereit, gleich wieder hinauszuziehn.

Flore machte das Gegenkompliment: wie sie ihr unendlich vielen Dank zu sagen hätte, denn ihre Ankunft gewähre ihr das Glück, einer lange sehnlich gewünschten Bekanntschaft.

Isabelle dankte für ihre Güte, und sprach: wenn ich bleiben darf, werde ich mich und meine Beduinen ganz unter eure Befehle stellen. Ihr seid Herrin!

Flore antwortete: Seid es mit mir! Wohnplätze giebt es genug, und die reizendsten von der Welt. Noch um eine zwiefache Zahl kann das innre Darkulla bevölkert werden, seitdem die letzten Kriege so viel Leben raubten. Nun blühe der Oelzweig immer. Tragen wir nur Sorge, daß Harmonie unter den beiden Nationen besteht. Ist irgendwo der schöne Traum des Abt St. Pierre zu verwirklichen, so laden die Dinge hier dazu ein.

Diese sinnigen Gegenartigkeiten führten zum Wechselvertrauen, und dies bald zu großmüthiger feuriger Freundschaft. Flore redete davon, wie sie es bald bei den schwarzen Machthabern im äußeren Darkulla dahin bringen wolle, daß alle Beduinenhaufen, welche noch zerstreut umherschwärmten, ungehindert in das Felsenland gelassen würden, wie auch die Weiber und Kinder in den noch übrigen Lägern. Das erweckte allgemeine Freude unter den Arabern. Dann schlug sie vor, bald nach der anmuthigen Hauptstadt zu eilen, womit Isabelle sehr zufrieden war. Von dort, sprach Flore, leitet sich alles wegen der Ansiedlungen am besten, ich kann euch auch anständiger bewirthen, und dann – vor allen Dingen – ein Geschäft, bei welchem ich auch die Sorge mit Niemand theilen werde – vor allen Dingen muß ich Anstalt zu einem hohen zärtlichen Feste treffen, das doch wohl bald gefeiert werden wird. Nicht wahr, schöne Isabelle?

Isabelle lächelte hoch erröthend. Coutances schlug die Augen nieder, eine Bewegung, welche ein Franzos nicht leicht macht, er müßte denn wahrhaft verliebt seyn.

Da das innre schöne Darkulla von vielen Teichen und kleinen Seen durchschnitten war, die durch Ströme und Kanäle verbunden wurden, so bediente sich das Sultanshaus zu Reisen, die eben keine Eile hatten, einer schwimmenden Insel, wie es deren auf den Gewässern viele gab. Sie waren nicht, wie in China, künstlich verfertigt worden, sondern die Natur selbst hatte Stücken Torfmoor vom Lande getrennt, durch Winde war nach und nach mehr Erde hinauf geweht, wie auch Saamenpflanzungen. Wer sich ein so liebliches Eiland zugeeignet hatte, machte es durch schattige Bäume, edle Früchte, Lauben von Blumen und Trauben noch lieblicher. Eine inländische Gattung von Schwänen, sehr empfänglich für Unterricht, wurde erzogen, diese kleine Inseln, an die man sie mit Guirlanden von Lotosranken band, gemächlich fortzurudern.

Nichts entzückender wie so eine Reise. Man schifft sich ohne alle Sorge für Unterhalt ein, von Bäumen aller Farbe, mit Blumenduft jeder Art bewillkommt. Am Fuße dieser Bäume verflechten sich erquickende Melonen, Bignonias, saftige Trauben ranken von Zweig zu Zweig hinauf, und bieten dem Pilger freundliche Labe dar. Grotten, Wölbungen und Hallen, bildeten Gesträuche mit Blumengewölken überhangen. An den Zweigen, die sich liebkosend zu den Wellen beugen, zieht man köstliche Meerspinnen, Austern, und andre buntfarbige Schaalthiere hinauf, in dem dichteren Geflechte fanden die Reisenden ohne Mühe die erlesensten Gattungen der Fische. Auf den balsamhauchenden Wipfeln der Bäume setzt sich Geflügel aller Art, das der Gefahren nicht gewohnt, kaum nachlässig weghüpft, wenn eine menschliche Hand ihm naht, man würde also auch thierische Nahrung nach Bedarf finden. Allein die ganze Empfindung ist den Wanderern zu harmlos gestimmt, als daß sie tödten könnten. Frommen Braminen gleich, dienen nur Früchte zu ihrer Nahrung, und so gewürzhaft, so in Fülle des reinsten Nahrungsstoffes, wie diese sind, würde auch ein Lukull, wenn er von den Schatten wiederkehrte, hier vergnügt sein, für seine Pfauenzungenragouts entschädigte ihn eine Cocosnuß mit einem Gemisch aller öhligten balsamischen Fruchtkerne und edler Würzen, das hier sogleich anzufertigen ist, und seinen Falerner, unter Consul Torquat gepreßt, würde er vergessen, wenn er hier eine nektarische Traube in eine Muschel drückte.

Das Eiland, welches Flore hier zur Reise bestimmte, glich ungefähr an Umfang und Gestalt der Remusinsel in Rheinsberg, nur daß die südlichen Früchte dort prangten. Wer also zu Rheinsberg war, kann sich ein desto vollkommneres Bild von jener entwerfen, und urtheile, ob Flore, Isabelle, Alonzo, Coutances, und die treuen Diener bequemen Platz darauf fanden. Der Untreue sollte im Anfange nicht mit, fand aber hernach Milde, wie der Verfolg darthun wird.

Ende des sechsten Buches

Potpourri.
Glossen über eine Weisung des Jesuiten Balthasar Gracian

„Elegante Gelahrtheit, diese vor allen Dingen suche der ächte Weltmann sich anzueignen. Kunde von den Gegenständen der Zeit, Witz im gültigen Augenblick, angenehme Wendungen; sie vollenden, zeichnen aus vor der Menge, Alltagsform. Bisweilen bringt eine hingeworfene Deutung, eine leichte feine Geberde mehr Eindruck zu Wege, als der tiefe Unterricht weiser Lehre. Die Kunst der Unterhaltung wucherte Vielen reichlicher, wie die gesammte Ausbeute der sieben freien Künste.

Alcid errang mehr Triumphe durch sein Betragen, wie durch den Heldenmuth. Der Kraft, welche seinen Lippen entfloh, wich jene, womit er die furchtbare Keule schwang. Hier tilgte er rohe Ungeheuer, dort schlug er edle Geister in Banden. Es giebt eine gewisse freundliche Hofmanier, eine gewisse trauliche glückliche Kennerschaft, welche allenthalben beliebt, allenthalben gesucht machen. Doch nicht das Buch, nicht die Schule erziehen dir diese Bildung. Sie muß im Tempel des guten Geschmacks, auf der Bühne des höheren verfeinerten Lebens geärndtet werden. Ihre lieblichen Geistesblüthen sind – Allgemeine Vertrautheit mit den Weltereignissen – mit dem Ton des Tages – die Gabe fein zu beobachten, bei den Großthaten der Fürsten, den seltsamen Verkettungen des Geschicks, dem Unbegreiflichen in der Natur. Ein Register sammelt sie von der reinsten Poesie in den Dichtungen, des Antheilwürdigsten im Neuen, des Gedachtesten in der Philosophie, des Treffendsten in der Satyre. Sie kennt die moralische Angeln, um welche sich das Leben dreht, die Tiefen der Vernunft, der Leidenschaften Gewalt und Schwäche des Willens, am gründlichsten aber die Individualität derjenigen, welche eben in dem Trauerlustspiele der Welt die Hauptrollen geben. Jeden ihrer Charakterzüge verzeichnet ihr aufmerksamer Fleiß. So unterrichtet sie sich von der räthselhaften Eigenheit dieses Monarchen, von dem befremdenden Widerspruch, in welchem jener Große mit sich selbst steht, von Schwäche des andern; mittelst dieser prüfenden seelenkundigen Zergliederung, lernt sie den Schleier von der Wahrheit, und ihr Urtheil über die Dinge heben. Ganz besonders aber halte sie ein Kabinet von kernhaften Aussprüchen, sinnigen Anekdoten, schneidenden Einfällen, Witz, Scherz und Laune. Man kann sich das alles, man kann sich die Sentenzen eines Philipp II, die Apophthegmen eines Carl V, so haushälterisch einspeichern, daß die Geistesgegenwart jede Unterhaltung kräftig zu würzen vermag. Doch bei dem Gebrauch des fremden Geistes wache Vorsicht. Nicht immer gefällt noch, was einst gefiel. Die Ansichten sind verrückt, oder auch die Grazie ging in der Zeit unter. Dem Reize der Neuheit seine Huldigung. Wer alt Silber losschlägt, muß den Arbeitslohn einbüssen. Nicht genug, daß der Diamant strahle, die Mode darf auch nichts gegen seine Fassung einwenden. Pedanten und Orbile bemächtigen sich der verjährten Schöngeisterei.“

So weit Gracian. Man fühlt wohl, daß er ein Ideal zeichnet, denn wirklich dürfte ihm kein Künstler im Weltton vorgekommen sein, der diese Forderungen sämmtlich erfüllt hätte. Ueberhaupt bedienen sie alles oder nichts. Mehr wie ein Menschenleben, das anhaltendste Zeitopfer, gänzliche Abgeschiedenheit mögten nöthig sein, ihnen im vollen Sinn nachzukommen. Und wo bliebe denn die Praktik des Umgangs, wo wäre anzuwenden, was der Forscher erbeutet hätte. Aber einen, da – wo die Kritik nicht fühlbar ist – glänzenden Schimmer ins Leben zu rufen, wird hier eher gelehrt. Geschieht alles so obenhin, daß der Glaube für sich gewonnen wird, so ist die ganze Weisung auch das Reskript zu einem ächten Ex omnibus aliquid, ex toto nihil.

Und so ist es gewiß von Hundert Weltmännern gebraucht, und mit Erfolg gebraucht worden. Gracian wurde besonders in Frankreich oft aufgelegt und beliebt, denn in Spanien mogte die Zeit, für welche solche Regeln taugen, ziemlich vorüber sein. In Frankreich waren sie aber unter Ludwig XIV, dem Regenten, und Ludwig XV. recht an ihrer Stelle.

Doch mit Ludwig XVI. veränderte sich die Szene. Das Hofleben, und der Ton der französischen Residenz, nahmen, bis auf wenigen geheimen Intriguengeist, einen einfacheren Charakter an. Die ernsthafter gewordene Literatur trug das ihrige dazu reichlich bei. Wie die Montesquieu, J. J. Rousseau, Rainal gelesen wurden, galt das Wissen bei Männern, nicht mehr sein Schein, so wie um diese Zeit der flatterhafte Stutzer in den solideren Elegant überging. Es ist merkwürdig, daß Mercier in dem alten Gemälde von Paris, über die letzte Anwesenheit Voltair’s in der Hauptstadt sagt: Er hätte während der dreißig Jahre, wo er Paris nicht gesehn, den Ton der Gesellschaft verlernt, die Sucht: de paroître ingenieux à chaque instant habe Befremdung erregt. Allerdings hatte sich die Würdigung des Menschen gewaltig verändert, und eine so armselige Weisheit konnte nicht mehr gefallen. Und Voltaire hatte sie selbst kräftig verdrängt.

In der Revolution schrie die Noth um Kraft, und fand sie. Ihr Impuls zum schnellen bedachten Handeln, zur Selbstbeherrschung, zur Ergebung in die Nothwendigkeit, zum eiligen epikurischen Erfassen der Freude, wenn sie sich einmal darbeut, und zur stoischen Geduld im Leiden, ist sichtbar auf jeden Franzosen abgeprägt, er ist durchaus der Mann der That geworden, der Mann des Schimmers kann nicht mehr gedeihn, er hat wahrlich mehr Melancholie im Charakter aufgenommen, wie der Britte, und jene angenehm faselnden mit Epigrammen glänzenden Marquis, mit der bunten Außenseite einer Erudition, wie Gracian sie will, finden sich schon lange nicht mehr in Frankreich.

Aber der Deutsche, gern und verspätet den Nachbarn jenseit des Rheines nachäffend, hat manches von jenem alten Ideal gerettet, da es dort schon untergegangen war. An deutschen Höfen sahe man genug, wenn gleich verunglückte Kopieen jenes Originals, und da mit dem Haß der französischen Staatsumwälzung, dort und hie Deutschheit affektirt wurde, zeigte man Vorliebe für vaterländische Geisteswerke, und das Zeichen der Vielbelesenheit kam in Gebrauch. Elegants und Damen mußten gelehrt scheinen, wenn sie Anspruch auf den Ton des Geschmacks machen wollten. So haben wir denn nun den Schimmer des Wortes von den Franzosen eingetauscht, und die That von Ehedem dafür hingegeben.

Aphorismen

Wo Geniemangel fühlbar wird – es gilt von Fürsten, Völkern, Individuen – suche man dagegen Wahrheit zu erkennen. Nur auf diesem Wege ist einiger Ersatz für die Entbehrung zu finden.

* * *

In der Familie lieben Eltern die Kinder ohne Ursach, diese, welche Ursach hätten, jene wenig. Umgekehrt lieben im Staatsverein die Kinder das Vaterland, und werden nicht geliebt.

Der Großstädter, den sein Luxus ermüdete, kann das Köstliche im Landleben nicht mehr umarmen, seine Kraft ist dahin, so wie der Landmann, der spät in die Residenz kömmt, seine Kraft nicht mehr so zerstören kann, bis er diejenigen Freuden der Verfeinerung, deren Genuß Schwäche bedingt, in sich aufzunehmen vermögte.

* * *

Liebe für alte Gewohnheiten, ist meistens nur Trägheit, sich in neue zu fügen.

* * *

Den Beinamen: Groß, verdient ein König, der mit einem Volke von geringen Fähigkeiten kühne Unternehmungen vollbringt; er kömmt einem Volke zu, wenn trotz der Mittelmäßigkeit seines Regenten die Angelegenheiten vortheilhaft gehn.

* * *

Willst du Ehre – ehre!

Siebentes Buch

Erstes Kapitel.
Beginn der Reise

Schon am Ende des sechsten Buches war die Rede von dem schwimmenden Reiseeiland, das unsre Europäer in Afrika tragen sollte. Sie begaben sich nach dem Ufer, da saß Perotti bleich und matt, er war bereits vorangegangen. Flore und Isabelle, da sie an ihm vorüber schritten, errötheten und sahen weg, Coutances warf einen Blick des höchsten Zornes auf ihn, und Alonzo fragte finster: was er da wolle?

Mich mit einschiffen, gab er zur Antwort. Das Gefolge legt den Weg auf Eseln zurück. Mein Zustand fordert Bequemlichkeit.

Wie frech seid ihr aber, euch hier noch vor den Fürstinnen zu zeigen. Zu viel Mitleid und Großmuth, daß sie nicht die Todesstrafe über euch verhängten. Verbergt euch, daß man euch gar nicht bemerkt, der Gedanke an immerwährenden Kerker dürfte doch ganz nahe liegen.

„Man kann mich nicht ungehört verdammen. Wir treiben hier alle Abentheurerei. Das Geschick erhebt, wie es eben fällt. Den Mangel an Recht muß die Klugheit ersetzen, und klug handelte ich immer, nur nicht mit dem Glücke im Bund. Nach dem Recht ist Isabelle meine Sklavin, ich fordere Todesstrafe für Imar und Musa wegen der Gewaltthat, und gewiß vergebens, denn es wird jenen freundlich geschmeichelt. So ungerecht ist man, und will mir Haß aufbürden. Flore hat mir für alles, was sie wurde, Verbindlichkeiten. Wenn ich sie damals von Musa nicht loskaufte, war es nur eine billige Rache für ihren leichtsinnigen empfindlich verwundenden Spott. Dadurch bestieg sie den Thron. Ich rettete ihr Leben, und wurde meines Amtes entsetzt. Wars nicht recht, daß ich ohne sie nach Europa entfliehen wollte?“

Coutances fing an Mitleid zu fühlen, Flore hatte etwas von seiner Rechtfertigung gehört, Imar und Musa baten vor, man war überall heiter gestimmt, und so durfte er denn das Eiland mit besteigen, und die Männer sorgten für seine Pflege.

Coutances sprach: Dankt dem Himmel für das, was Imar an euch thut. Nun ist mein Zorn entwaffnet, sonst hättet ihr den Dolch längst im Busen gefühlt.

Hm – erwiederte Perotti – es ist damit auch so gar übel nicht. Wem die Liebe entrissen wird, dem geht ein Kelch vorüber, der oben mit holdem Nektar, unten mit dem herbesten Gallentrank gefüllt ist. Wer unter euch berühmt sich, nicht eine Rechnung mit Amor schließen zu können, wo Wonne und Verdruß rein aufgehen. Und die sind noch die Glücklichsten, viele haben für eine Minute der Extase, Jahre von Pein und Reue zu zählen.

Alonzo, Imar und Musa schwiegen, aber der feurige hoffende Coutances übernahm sehr beredt Amors Vertheidigung. Eine reine, treue Liebe, triumphirend in Hymens Tempelhallen, wird doch mit Entzücken schwer die Waage heben.

Ha ha ha ha! lachte der Italiener, als ob sich das nicht auch berechnen ließ. Tausend Meilen hoch in den Aether hinauf, reiche die Leiter, auf deren höchsten Stufe du jetzt stehst, so wirst du doch nach Tausend Genüssen, wenn nicht ehe, wieder auf der platten breiten Erde stehn. Also hast du jeden Genuß mit einer Meile schmerzlichem Verlust bezahlt. Erfahre, erfahre nur zuvor!

Nun, sagte Alonzo, so haben wir dir mindestens eben so viel Glück zu wünschen, als wie dich beklagen, und solltest du nicht minder Minister werden, ist dein Anspruch auf die Oberhauptstelle der Eunuchen vollkommen gerecht.

Yaş sınırı:
12+
Litres'teki yayın tarihi:
30 haziran 2018
Hacim:
260 s. 1 illüstrasyon
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Metin
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