Kitabı oku: «Heathens Ink: Meine Herzensbrecher», sayfa 4

Yazı tipi:

Kapitel 6

Owen

»Hier sind die Pflegehinweise für Zuhause und falls du irgendwelche Fragen hast, kannst du gern anrufen oder noch mal herkommen.«

Als mein Kunde mit einem Danke verschwindet, schlüpft Liam durch die sich schließende Tür.

»Hey, Kleiner«, begrüße ich ihn und Liam setzt eine finstere Miene auf. »Wenn du Royal besuchen willst, würde ich warten. Er und Nash sind im Moment verhindert.«

Liam rümpft die Nase und schüttelt den Kopf.

»Sie können nicht mal auf der Arbeit die Finger voneinander lassen?«

Ich lache leise und zucke mit den Schultern.

»Irgendwie ist es süß, dass sie auch nach fünf Jahren noch verrückt nacheinander sind.«

»Es ist süß, wenn du nicht die ganzen fünf Jahre durch die Wand mit anhören musstest, wie sie es miteinander treiben.«

»Gutes Argument.«

»Aber ich bin nicht wegen Royal oder Nash hier. Ich wollte dich um einen Gefallen bitten.« Liam zögert, beißt sich auf die Unterlippe und sieht sich im Raum um, damit er mich nicht ansehen muss.

»Spuck's aus, Kleiner«, ermutige ich ihn.

Innerhalb einer Sekunde verändert sich Liams Körpersprache von schüchtern zu angriffslustig, er hebt den Kopf und verengt die Augen.

»Ich bin kein Kind mehr.«

Ich schlucke und zwinge mich, meinen Blick weiterhin auf sein Gesicht zu richten, anstatt seinen sehr erwachsenen Körper zu mustern.

»Ich weiß.«

Liam wirkt einen Augenblick lang verblüfft und lächelt dann. »Ich möchte ein paar Fotos für eine Ausstellung in einer Galerie einreichen und hab sie größtenteils fertig, aber eins fehlt mir noch. Ich hab dieses perfekte Bild im Kopf und ich weiß, dass es atemberaubend sein wird, wenn ich es einfangen kann.«

»Wo komme ich ins Spiel?«

Er strafft die Schultern und hebt die Augenbraue, als würde er mich gleich herausfordern. »Ich muss dich fotografieren.«

»Ist in Ordnung«, stimme ich schulterzuckend zu. Ich verstehe nicht, warum das eine große Sache sein sollte; er hat uns über die Jahre hinweg alle fotografiert.

»Nackt«, fügt er hinzu. Ich starre ihn mit offenem Mund an und nicke nach ein paar Sekunden schwach. »In meinem Bett«, beendet er seine Ansage grinsend.

»Falls das eine Anmachstrategie ist… ist sie verdammt gut«, gestehe ich mit rauer Stimme.

»Wenn ich dich anmache, wirst du es wissen. Also, bist du immer noch dabei?«

»Hab ich doch gesagt«, stimme ich zu.

»Gut, sei am Samstag um vier bei mir. Und mach keinen Blödsinn, zum Beispiel, dich zu rasieren. Ich brauch diese ganze männliche Behaarung.«

Ich lache leise über seine unglaublich dreiste Herangehensweise. Es ist eine Seite an Liam, die ich noch nie gesehen habe. Und ich gebe nur ungern zu, dass sie mir verdammt gut gefällt.

»Du hast recht. Du bist nicht der Kleine, den ich seit fünf Jahren kenne. Ich muss vielleicht anfangen, dich Frechdachs zu nennen.«

»Hmm, Frechdachs, ich glaube, das gefällt mir.« Liam grinst und wendet sich zum Gehen.

Als er hinausschlendert, ist mein Schwanz stahlhart und meine Hoden sehnen sich nach Erlösung. Was zum Teufel ist los mit mir? Ich kann mich nicht für einen Aufriss erwärmen, bekomme aber gewaltige Ständer, wenn ich Royals kleinen Bruder sehe? Ich muss wirklich verkorkst sein, aber das ist ja nichts Neues.

Scheiße, wahrscheinlich war es eine beschissene Idee, zuzustimmen, mich nackt fotografieren zu lassen, wenn ich plötzlich nicht verhindern kann, in Liams Gegenwart hart zu werden. Tja, was geschehen ist, ist geschehen. Ich werde einfach an Baseball denken müssen und hoffen, dass ich mich nicht blamiere.

Warum fotografiert der süße kleine Liam überhaupt nackte Männer? Vielleicht hätte ich fragen sollen, worum es bei diesem Fotoprojekt überhaupt geht. Welche Galerie hängt Bilder von nackten Kerlen auf? Wenn das üblich ist, sollte ich häufiger in Kunstgalerien gehen.

Ein paar Stunden und zwei Kunden später verlasse ich mit dem Handy am Ohr das Heathens Ink.

»Hey, Kumpel, was gibt's?«, höre ich Finns Stimme nach dem zweiten Klingeln.

»Ich bin heute total durch den Wind. Ich hab nicht geschlafen und bin total hibbelig. Kommst du ins Fitnessstudio?«, frage ich und weiß bereits, dass Finn die Bitte niemals abschlagen würde. Er ist der Einzige der gesehen hat, wie dunkel die Schatten in mir werden können. Wir haben uns im Gefängnis kennengelernt und ein paar Jahre, nachdem wir beide entlassen wurden, hat er nach mir gesucht und wir haben wieder Kontakt aufgenommen. Finn ist der Einzige der weiß, was in meiner Vergangenheit passiert ist und der meine Dämonen versteht.

»Natürlich. In zwanzig Minuten?«

»Perfekt. Danke.« Ich seufze erleichtert auf, schiebe das Handy in die Hosentasche und mache mich auf den Weg zum Fitnessstudio.

Ich winke dem Typen hinter dem Empfang freundlich zu, setze ein Lächeln auf, und gehe direkt zur Umkleide, um mich umzuziehen. Ich habe immer saubere Sportklamotten im Auto, nur für den Fall. Und in letzter Zeit scheint nur für den Fall immer häufiger vorzukommen. Um diese Jahreszeit ist es immer so.

Finn taucht auf, als ich mich gerade fertig umgezogen habe.

»Hey.« Er klopft mir auf den Rücken und zieht sich das Shirt über den Kopf. »Alles in Ordnung?«

»Mir geht's gut. Ich muss nur auf etwas einschlagen«, brumme ich, balle die Fäuste und rolle die Schultern.

Finn schlüpft in eine kurze Hose und zieht sich dann die Turnschuhe an.

»Dann suchen wir dir mal was zum Draufhauen.«

»Du trainierst heute nicht mit mir?«, necke ich ihn. »Ich hab dir letztes Mal eine Auszeit gegönnt. Das ist jetzt das zweite Mal in Folge. Ich glaube langsam, dass es dir nicht mehr gefällt, mit mir zu boxen.«

»Ich bin nicht so blöd, mit dir zu boxen, wenn du so aufgewühlt bist. Ich hab in den letzten paar Jahren meine Lektion gelernt«, antwortet er.

»Dagegen kann ich nichts sagen«, stimme ich zu.

Ich tape meine Hände, während wir gehen, und als wir die Sandsäcke erreichen, sind meine Muskeln angespannt und bereit für etwas Action. Die Freisetzung dieser rohen Kraft, wenn meine Fäuste auf den Sandsack treffen, ist mit nichts zu vergleichen. Ich wechsle zwischen linken und rechten Haken und halte mich nicht zurück. Ich verliere mich in einem Nebel aus Kraft und Schweiß, während ich meine Dämonen austreibe. Mein Atem dröhnt rau in meinen Ohren und meine Muskeln brennen. In meinen Gedanken verwandelt sich der Sandsack, und das Gesicht, das ich sehe, lässt mich noch härter zuschlagen.

»Owen«, schneidet Finns Stimme durch den Nebel und schließlich ziehe ich mich zurück und stütze mich an dem schweren Sack ab. »Himmel, und du fragst dich, warum ich nicht mit dir boxen wollte?« Die Leichtigkeit in seiner Stimme wirkt gezwungen und kann seine offensichtliche Sorge nicht überdecken.

»Hab mich etwas mitreißen lassen.«

»Willst du drüber reden?«

»Es gibt nichts, womit ich dir nicht schon 1000-mal die Ohren vollgeheult hab«, murmle ich.

»Owen, Kumpel, ich hab dich noch nie heulen sehen. Holen wir uns was zu trinken und dann kannst du mir sagen, warum du so aufgewühlt bist.«

Ich wische mir mit dem Shirt den Schweiß vom Gesicht und nicke zustimmend. Zumindest was das Wasser angeht, bin ich einverstanden. Es ist nichts passiert, was Finn nicht schon gehört hat und er kann mir keine neuen Erkenntnisse bieten. Es sind meine Geister, gegen die ich kämpfen muss, und sie sind nicht das Problem anderer.

Ich dehne die Arme und will unbedingt eine zweite Runde starten, sobald Finn überzeugt ist, dass ich mental in Ordnung bin. Er nimmt meine Wasserflasche von der uns am nächsten stehenden Bank, auf der ich sie beim Reinkommen deponiert habe, und hält sie mir mit einem erwartungsvollen Gesichtsausdruck entgegen.

Ich nehme sie ihm ab und trinke sie zur Hälfte aus, bevor ich ihn ansehe.

»Ich hab's doch gesagt, es gibt nichts Neues zu erzählen. Man sollte meinen, dass ich diesen Mist mittlerweile hinter mir gelassen hab«, sage ich mit einem selbstironischen Lachen und schüttle den Kopf. »Du hast Scheiße durchgemacht und ihn hinter dir gelassen. Verdammt, alle haben Scheiße, mit dem sie klarkommen müssen – Nox ist fast von seinem Ex getötet worden, Gage hat seinen Freund verloren, als der Selbstmord begangen hat, Madden hat eine Schießerei überlebt und Liam…« Ich schüttle den Kopf und trinke noch einen Schluck Wasser. »Alle kommen mit ihrem Mist klar. Ich verstehe nicht, warum ich es nicht kann.«

»Es hilft nicht, wenn du dich mit anderen vergleichst. Was du durchgemacht hast, würde jedem übel mitspielen.«

»Ja«, grummle ich. »Zweite Runde?«, schlage ich vor, stelle mein Wasser ab und warte Finns Antwort nicht ab, ehe ich wieder zu den Sandsäcken gehe, um mich so auszupowern, dass ich heute Nacht zur Abwechslung einmal schlafen kann.

Wyatt

Ich spüle die Teller vom Abendessen ab und stelle sie in das Abtropfgitter neben der Spüle. Dann sehe ich mich in der Küche um, ob noch etwas anderes erledigt werden muss, nicht, weil ich ein pingeliger Sauberkeitsfanatiker bin, sondern weil mir langweilig ist und ich etwas brauche, um meine Gedanken ein paar Minuten zu beschäftigen.

Ich seufze, als mir klar wird, dass ich in der letzten Stunde bereits alles sauber gemacht habe. Ich bin nach dem Gespräch mit Maggie immer noch neben der Spur, und das hat dazu geführt, dass meine Wohnung so sauber ist, wie seit meinem Einzug nicht mehr. Ich bin nicht sicher, warum mich ihre Geschichte so belastet, weil sie in allen wichtigen Punkten nicht dem entspricht, was ich durchgemacht habe. Wir haben nur eines gemeinsam, und das habe ich schon vor langer Zeit hinter mir gelassen. Wenn mich meine Familie nicht will, dann will ich sie auch nicht. Wenn diese stechende Einsamkeit in meiner Brust verschwinden würde, wäre alles perfekt.

Mein Handy klingelt in meiner Tasche und ich gehe schnell ran, denn ich bin dankbar für die Ablenkung. Jace' Name leuchtet auf dem Display auf.

»Hey«, begrüße ich ihn mit einem Lächeln, gehe ins Wohnzimmer und lasse mich auf die Couch fallen. »Wie ist das Leben als Rockstar?«

Mein bester Freund schnaubt am anderen Ende der Leitung. »Ich bin ein absoluter Rockstar, stecke bis zu den Ellbogen in Bakterienkulturen und bin auf dem Weg in meine Zweizimmerwohnung.«

»Alter, du weißt, dass Linc dir ein Haus oder eine Wohnung in jeder Größe gekauft hätte, die du dir gewünscht hättest. Du hast die Wohnung ausgesucht.«

»Ich weiß und ich liebe die Wohnung. Ich würde es nur nicht Rockstar-Leben nennen.«

»Umso besser, wenn du mich fragst. Wie geht's Linc?«

»Prima. Er ist jetzt seit über einem Monat auf Tour und ich bin mehr als bereit dafür, dass er wieder nach Hause kommt«, seufzt Jace.

»Besser als zehn Jahre«, stelle ich klar und meine damit die lange Trennung von seinem jetzigen Ehemann, als Linc ihn verlassen hatte, um ein berühmter Musiker zu werden.

»Ja, nur über meine Leiche wird es je wieder so lange sein«, stimmt Jace zu. »Wie geht's dir? Ich hab das Gefühl, dass du in letzter Zeit so beschäftigt bist, dass ich dich seit einer Ewigkeit nicht gesehen hab.«

»Ich bin vor zwei Wochen zum Abendessen bei dir gewesen«, erinnere ich ihn lachend.

»Hm, kommt mir länger vor.«

»Ja, aber es gibt nicht viel Neues. Ich arbeite, helfe im Rainbow House aus, hänge mit Liam rum, das Übliche.« Ich zucke mit den Schultern.

»Ah, ja, Liam. Wie kann es sein, dass ich diesen Kerl in den drei Jahren, in denen du ständig über ihn sprichst, noch nie getroffen hab?«

»Ich spreche nicht ständig über Liam«, protestiere ich.

»Ähm, doch, tust du. Ich vergesse es immer, warum gehst du nicht mit ihm aus?« Jace' Frage klingt beiläufig, setzt aber einen Schwarm wild flatternder Schmetterlinge in meinem Bauch frei.

»Er sieht mich nicht so. Ich bin wie sein großer Bruder oder so.«

»Ah, also liegt es nicht daran, dass du nicht auf ihn stehst?«

»Was? Nein, ich stehe nicht auf ihn«, widerspreche ich schwach. »Er ist erst 21.«

»Ja, aber wie oft hast du davon gesprochen, wie reif er für sein Alter ist?«

»Nie«, antworte ich unsicher. Es fällt mir schwer, mich daran zu erinnern, was ich Jace über die Jahre über Liam erzählt habe.

»Netter Versuch. Erst letzte Woche hast du mir fünfundvierzig Minuten einen Vortrag darüber gehalten, wie beeindruckt du bist, dass Liam in seinem Alter ein erfolgreiches Fotoatelier führt.«

»Auf keinen Fall waren es fünfundvierzig Minuten.«

»Es hat eine ganze Folge von Wettlauf mit dem Tod gedauert.«

Ich klappe den Mund zu, denn mir fehlen die Argumente. »Hast du nur angerufen, um mir den Arsch aufzureißen?«, frage ich schließlich.

»Nein, ich hab angerufen, weil ich dich fragen wollte, ob wir uns bald mal treffen wollen? Vielleicht können wir nächstes Wochenende zusammen abendessen, wenn Linc wieder zurück ist?«

»Klingt gut. Ruf mich an, wenn du es geschafft hast, dich wieder von deinem Mann loszureißen, und dann machen wir was aus, okay?«

»Prima, bis dann.«

»Bye.«

Ich lege auf und was er über Liam gesagt hat, geht mir immer noch im Kopf herum. Bin ich ein wenig in Liam verknallt? Wahrscheinlich. Es ist nicht so, als würde jemals etwas daraus werden, also gibt es keinen Grund, diese Gefühle zu pflegen. Wir sind Freunde und das ist genug.

Kapitel 7

Liam

Nach einem langen Arbeitstag schlurfe ich erschöpft die Stufen zu meiner Wohnung hinauf. Ich bin nicht sicher, was ich mir dabei gedacht habe, als ich drei Kleinkind-Shootings auf denselben Tag gelegt habe. Versteht mich nicht falsch, ich liebe Kinder… Na ja, ich liebe Maddens und Thanes Kinder und ich bin sicher, dass auch andere Kinder in Ordnung sind, aber es ist nicht wirklich lustig, sie zu fotografieren. Es ist beinahe unmöglich, sie dazu zu bringen, für zehn Sekunden stillzusitzen und ich habe mir das an einem Tag dreimal hintereinander angetan. Immerhin habe ich morgen ein Verlobungsshooting; die machen immer Spaß.

Als ich mich der Wohnung nähere, höre ich Fritz hinter der Tür schnüffeln und das bringt mich zum Lächeln. Er weiß immer ganz genau, wann ich vor der Tür stehe. Hunde sind die Besten.

Ich öffne die Tür und Fritz begrüßt mich, indem er sich auf den Hintern setzt und die Zunge seitlich aus dem Maul hängen lässt. Das perfekte Hundegrinsen.

»Hey, Kumpel.« Ich tätschle seinen Kopf und drücke ihm einen Kuss auf die Schnauze, bevor ich Kyle zuwinke, der auf der Couch liegt.

»Wie lief die Jobsuche?«, frage ich, als ich mir die Schuhe ausziehe.

»Toll, ich hab etwas gefunden, das perfekt sein könnte. Es ist dieser coole kleine Hipsterladen Cowboys and Astronauts; sie verkaufen hauptsächlich Klamotten und Modeschmuck, aber der Typ braucht ernsthaft Hilfe beim Marketing, also hat er mir eine Stelle als Verkäufer angeboten und bezahlt mich zusätzlich dafür, dass ich meine Magie wirke und mehr Kunden reinbringe.«

»Super.« Ich lasse mich auf den Sessel neben der Couch fallen. »Der Besitzer scheint in Ordnung zu sein?«, frage ich nach. Es würde nicht helfen, wenn er wieder in derselben Situation landet, in der er gerade steckt.

Eine leichte Röte breitet sich auf Kyles Wangen aus und weckt mein Interesse.

»Er ist in Ordnung«, antwortet er hastig.

»Mhm«, murmle ich, sehe meinen Freund aus schmalen Augen an und versuche, ihn zu durchschauen. »Er ist heiß, nicht wahr?«

»Pfft«, ist alles, was Kyle dazu sagt und ich weiß, dass ich recht habe.

»Na ja, solange er nicht homophob oder ein Arschloch ist, ist es gut.«

»Ich bin zu 90 Prozent sicher, dass er schwul ist… und verheiratet.«

»Oh, na dann.«

»Ja«, murmelt er wenig überzeugend. »Hey, wollen wir einen Filmabend machen? Wir machen Popcorn, essen Junkfood und sehen uns Filme an, von denen wir Albträume bekommen?«

»Auf jeden Fall«, stimme ich zu. »Oh Scheiße, nein, ich wollte was mit Wyatt machen.«

»Lad ihn ein. Er mag Filmabende.«

»Gute Idee.«

Liam: Kyle und ich wollen heute einen Filmabend machen, hast du Lust?

Wyatt: Solange es nicht wieder ein seltsamer Indie-Film ist, bei dem das Ende keinen Sinn ergibt

Liam: Nur weil du das Ende nicht verstanden hast, heißt es nicht, dass es keinen Sinn ergibt

Wyatt: Okay, was bedeutete das Ende in dem letzten Film?

Liam: Keine Ahnung, die Tussi hat sich in einen Schmetterling verwandelt; es war verdammt schräg

Wyatt: Lol, schön, dass wir das geklärt haben. Ich komme

Liam: Großartig, bis gleich

»Er ist auf dem Weg.«

»Cool. Ich bestell Pizza.«

Wyatt taucht zwanzig Minuten später mit ein paar ausgefallenen Cream sodas auf.

»Das ist so idiotisch und irgendwie hinreißend«, sage ich, als ich ihm die Getränke abnehme.

»Ich glaube nicht, dass du mich hinreißend nennen kannst. Ich bin ein Jahrzehnt älter als du.«

»Ich kann dich absolut hinreißend nennen, wenn du hinreißend bist«, widerspreche ich.

Wyatt verdreht die Augen und lässt sich auf die Couch fallen, die Kyle nicht länger allein für sich beansprucht. Ich geselle mich zu ihm und lasse ein paar Zentimeter Platz zwischen uns, aber trotzdem spüre ich seine Körperwärme, die mich lockt.

»Was sehen wir uns heute Abend an?«, fragt Wyatt.

»Wir hatten an Horrorfilme gedacht: Blutgericht in Texas, Psycho und Freddy vs. Jason.«

»Keine schlechte Auswahl.« Er nickt zustimmend. »Wusstet ihr, dass Leatherface und Norman Bates auf derselben realen Person basieren?«

»Wirklich?«

»Ja, er hieß Ed Gein und lebte in Plainfield, Wisconsin. Er war ein echtes Muttersöhnchen und hat ihren Körper aufbewahrt, nachdem sie gestorben ist. Dann hat er ein paar Gräber ausgehoben und mindestens eine andere Frau mittleren Alters umgebracht und ihre Haut getragen. Er hat Lampenschirme und andere Sachen aus den Leichen gemacht, die er ausgebuddelt hat. Er hat sogar einen Gürtel aus Nippeln angefertigt.«

»Das ist verstörend. Und die Freude auf deinem Gesicht, während du das sagst, ist noch beunruhigender. Ein Psychologe sollte nicht so viel Interesse an Morden haben.«

»Bitte, Serienmörder waren der Grund, warum ich mich überhaupt für Psychologie interessiert hab. Ich wollte forensischer Psychologe werden und all die Psychopathen befragen. Als ich dann auf dem College war, habe ich bei ein paar LGBTQ-Organisationen mitgemacht und hatte dann mehr Interesse daran, Teenagern zu helfen, als die Verdorbenen mit Fragen zu löchern.«

»Gott sei Dank.«

»Aw, denkst du daran, wie traurig du wärst, wenn du mich nicht kennengelernt hättest?« Wyatt stößt mich spielerisch mit dem Ellbogen an und ich lache leise, als ich ihn zurück schubse.

»Seid ihr beiden fertig mit dem Gefummel, damit wir mit dem Film anfangen können?«, fragt Kyle mit einem frechen Grinsen. Ich zeige ihm den Mittelfinger und öffne den Pizzakarton auf dem Couchtisch.

Wyatt und ich haben nicht geflirtet. Oder, falls doch, war es harmlos. Er sieht mich nicht auf diese Art. So war es in meinem Leben schon immer.

Nach der Hälfte des zweiten Films holt mich mein langer Tag wieder ein und ich sinke immer weiter in Wyatts Richtung, bis mein Kopf auf seiner Schulter liegt und ich Schwierigkeiten habe, die Augen offen zu halten.

Er macht keine Anstalten wegzurutschen oder mich von seiner Schulter zu schieben. Er legt einfach den Arm um mich, damit ich es bequemer habe. Trotz der Morde und der Verstümmelungen im Fernseher gleiten meine schläfrigen Gedanken in eine glückliche Fantasie ab, in der Wyatt und Owen beide an mir interessiert sind… und an einander.

Owen

Ich öffne die vertraute grüne Tür, die in das Haus führt, in dem ich aufgewachsen bin. Eine gespenstische Stille hängt in der Luft und sorgt dafür, dass sich meine Nackenhaare aufstellen.

»Mom?«, rufe ich mit zitternder Stimme. Mein Herz hämmert in meiner Brust, während mir ein Szenario nach dem anderen durch den Kopf schießt, was mein Vater getan haben und wie er ihr dieses Mal wehgetan haben könnte. »Mom?«, rufe ich erneut.

Ich höre leises Schluchzen und meine Knie zittern so heftig, dass ich kaum weitergehen kann. Ich folge dem Schluchzen zum Schlafzimmer meiner Eltern. Das Geräusch wird von der Tür und wahrscheinlich die Hände meiner Mutter gedämpft, während sie verzweifelt versucht, sich zu sammeln, damit sie so tun kann, als wäre alles in Ordnung. Solange ich mich erinnern kann, war nichts in Ordnung.

Ich klopfe leise an die Tür und sie schwingt knarrend auf. »Mom?«

»Oh, ich hab dich nicht kommen hören. Was machst du hier, Baby?«, fragt sie und wendet mir den Rücken zu.

»Was ist los? Was hat er gemacht?«

»Tsk, niemand hat etwas gemacht.«

»Dann dreh dich um und lass es mich sehen«, fordere ich sie heraus.

Ihre Schultern sacken hinunter, aber sie dreht sich langsam um und mir bietet sich ein entsetzlicher Anblick. Ihr Gesicht ist blutüberströmt, ihre Stirn eingedrückt und ihre Augen sind tot.

Keuchend setze ich mich im Bett auf und Galle steigt in meiner Kehle hoch, während ich die Bilder aus dem Albtraum noch immer vor Augen habe.

»Verdammte Scheiße«, murmle ich, lege eine Hand über mein rasendes Herz und trete die Decken von mir.

Ich weiß nicht, welche Albträume schlimmer sind, die, in denen mein Dad hinter mir her ist, oder die, die meine Erinnerungen an meine Mom verdrehen und sie sogar noch entsetzlicher machen, als sie schon sind.

Ich werfe einen Blick auf mein Handy, um herauszufinden, wie spät es ist. Zwei Uhr morgens. Auf keinen Fall werde ich jetzt noch mal einschlafen, also stehe ich auf, schnappe mir eine Jogginghose und gehe ins Wohnzimmer.

Diese frühe Stunde ist mir nicht unbekannt und ich finde mich schnell in einer vertrauten Position wieder – eingerollt auf der Couch, während eine alte Sitcom im Fernsehen läuft. Das Lachen aus der Konserve und die witzigen Bemerkungen verlangsamen meinen rasenden Puls, können aber nichts gegen die Bilder tun, die noch immer hinter meinen Augenlidern brennen. Ich bin nicht sicher, ob es irgendetwas gibt, das sie auslöschen kann. An diesem Punkt ist es schwierig, die realen von den übertriebenen zu unterscheiden.

Ich ziehe die Beine an die Brust und lege den Kopf auf die Armlehne der Couch. In Momenten wie diesen wünschte ich, jemanden zu haben, mit dem ich reden kann, der mich hält und mich glauben lässt, dass alles in Ordnung ist. Mein Gehirn lässt Liam ganz von selbst diese Position einnehmen, wie er sich an mich schmiegt, mit den Fingern durch meine Haare streicht und beruhigende Worte flüstert, während er sanfte Küsse auf meinen Wangen und meinem Nacken verteilt. Mein Herz geht bei dieser Vorstellung auf und mein Schwanz wird hart. Super, als hätte ich nicht schon genug Probleme.

So schön es auch wäre, jemanden zu haben, der mitten in der Nacht die Dunkelheit vertreibt, ist es nicht fair, das irgendjemand anderem aufzuladen. Meine Dämonen muss ich selbst bekämpfen.

Ich bleibe so liegen, schalte gedanklich vor dem Fernseher ab, bis das graue Licht des Morgens durch die Fenster kriecht und ich zu dem Schluss komme, dass jetzt eine vernünftige Zeit für Kaffee und Frühstück ist. Dann kann ich laufen und vielleicht eine Weile ins Fitnessstudio gehen, bevor ich gegen Mittag ins Heathens muss.

***

Das rhythmische Trommeln meiner Füße auf dem Asphalt ist beinahe hypnotisch. Jeder Schlag und jedes Schlurfen hallt in meinen Ohren wider.

Es ist eine Woche her, seit ich zugestimmt habe, mich von Liam für seine Ausstellung fotografieren zu lassen und ich habe hin und her überlegt, ob ich versuchen soll, aus der Nummer rauszukommen. Einerseits ist er Profi und hat einen Freund um einen Gefallen gebeten. Andererseits mache ich mir ernsthaft Sorgen, dass ich einen Ständer bekommen könnte, wenn ich nackt in seinem Schlafzimmer bin.

Er ist jung, aber würde mich meine neu entdeckte Anziehung so sehr stören, wenn Liam nicht Royals kleiner Bruder wäre? Ich bin nicht sicher. Normalerweise stehe ich nicht auf jüngere Männer, aber Liam hat eine Reife an sich, die viele selbst in meinem Alter nicht haben. Nicht, dass ich wirklich alt bin. Mit 30 versuchen die meisten Männer, die ich kennenlerne, noch immer, ihr Leben auf die Reihe zu bekommen und manche wohnen immer noch bei ihren Eltern, während sie versuchen, ihre riesigen Studienkredite abzubezahlen. Liam hat ein Geschäft und eine eigene Wohnung. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass er viel Lebenserfahrung hat oder oft mit jemandem ausgeht.

Ich laufe schneller und versuche, dem gefährlichen Gedankengang davonzurennen, der mir auf den Fersen zu bleiben scheint.

Nach meinem Lauf entscheide ich mich gegen das Fitnessstudio. Stattdessen springe ich unter die Dusche und hole mir einen runter – definitiv ohne dabei an Liam zu denken – und mache dann noch ein kleines Nickerchen, während ich im Hintergrund laut eine Sitcom laufen lasse, um die Albträume in Schach zu halten. Anschließend gehe ich zur Arbeit.

»Hey, Mann, du siehst scheiße aus«, begrüßt mich Adam besorgt.

»Aww, danke, du weißt, wie man einem Kerl schmeichelt.«

»Du weißt, was ich meine. Ist alles in Ordnung?«

»Ja, hab letzte Nacht nur schlecht geschlafen. Mir geht's gut«, versichere ich ihm. Es ist nichts Neues. Ich hatte fast mein gesamtes Leben lang Albträume und sie wurden nur schlimmer, als ich aus dem Gefängnis entlassen wurde.

»Wenn du mal reden willst, weißt du, dass ich da bin, ja?«

»Natürlich. Danke.«

Ich dachte, Adams Bedürfnis, den Helden zu spielen, hätte nachgelassen, nachdem er vor ein paar Jahren mit Nox zusammengekommen ist, aber dieser Impuls scheint so stark zu sein wie immer. Vielleicht sollten die beiden über Kinder nachdenken; das würde Adam etwas zu tun geben.

Ich öffne den Mund, um den Vorschlag zu äußern, doch dann erklingt die Glocke über der Tür und lenkt meine Aufmerksamkeit ab.

Mein Herz macht einen Sprung, als Liam mit einer Papphalterung mit Bechern voller Eiskaffee in der Hand und seiner Kamera um den Hals durch die Tür kommt.

Sofort beschwört mein Kopf die Bilder herauf, die ich unter der Dusche nicht genossen habe. Liam, nass und anschmiegsam in meinen Armen. Mein Schwanz wird hart. Verdammte Scheiße.

»Hey, Kleiner«, begrüße ich ihn mit rauer Stimme. Er ist ein Kind, er ist ein Kind, er ist ein Kind.

Liam sieht mich aus schmalen Augen an und ich muss unwillkürlich lächeln, während sich Wärme in meiner Brust ausbreitet.

»Wir haben das doch schon letztes Mal besprochen; zwing mich nicht dazu, deinen Kaffee zu behalten, um dir eine Lektion zu erteilen.«

»Das ist eine ernsthafte Drohung, Frechdachs.« Ich greife nach dem Becher mit meinem Namen drauf, bevor er wirklich versuchen kann, ihn mir vorzuenthalten.

»Was bringt dich heute Morgen hierher?«, fragt Adam. »Nicht, dass ich mich beschwere.«

»Ich hab in zehn Minuten ein Verlobungsshooting im Park die Straße runter. Ich dachte, ich bin mal nett und bringe euch auf dem Weg dorthin Kaffee vorbei.«

»Aw, danke, Mann.« Adam wuschelt Liam durch die Haare und nimmt seinen und Nox' Kaffee aus der Halterung.

»Ich wollte auch noch mal nachfragen, ob das Shooting morgen noch steht?«, fragt mich Liam.

»Ja«, antworte ich schroff. »Wann soll ich vorbeikommen?«

»Kurz vor vier? Dann hab ich das beste Licht in meinem Schlafzimmer und ich würde das gern ausnutzen.«

»Ich werde da sein«, stimme ich zu.

»Toll, bis dann.« Liam schenkt mir erneut ein Lächeln, bei dem mir ganz warm wird, bevor er sich umdreht und geht.

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Hacim:
342 s. 4 illüstrasyon
ISBN:
9783958238701
Tercüman:
Yayıncı:
Telif hakkı:
Bookwire
İndirme biçimi:

Bu kitabı okuyanlar şunları da okudu