Kitabı oku: «Pucki», sayfa 7

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7. Kapitel: Hochzeitsfeier und Lehmgrube

»Wenn du heute zu meiner Mutter kommst, musst du dich aber sehr fein machen, weil meine Mutter Geburtstag hat und weil wir auch fein angezogen werden, Pucki. Es kommen viele Leute, dann gibt es Torte mit Schlagsahne.«

»Ich mache mich ganz fein.« Das Kind freute sich auf den Nachmittag, auf den Geburtstag der guten Tante Niepel, auf die Torte und das lustige Spielen in Hof und Garten.

Frau Förster Sandler erlaubte es gern, dass Pucki am heutigen Nachmittag nach dem Gut fuhr, um mit den drei Niepelschen Kindern einen fröhlichen Nachmittag zu verbringen. Wenn auch Frau Niepel Gäste hatte, so würde Fräulein Irma, das Kinderfräulein, bei den Kleinen sein und sie beaufsichtigen.

Pucki, die sonst wenig Wert auf ihre Kleidung legte, war heute damit einverstanden, dass man ihr das weiße Kleidchen mit der blauen Schärpe anzog.

»Mutti, müssen mir nicht auch die Haare abgeschnitten werden, wie neulich den drei Jungen, ehe sie zum Jahrmarkt gingen? Onkel Niepel hat doch gesagt, die Jungen wären nicht hübsch, wenn sie solche Zottelhaare hätten.«

»Lass nur, Pucki, deine Haare sind in Ordnung.«

»Ich soll mich hübsch machen, hat der Fritz gesagt, weil es Torte und Schlagsahne gibt.«

Frau Sandler eilte nach der Küche, denn es gab dort zu tun. Pucki trat vor den Spiegel und betrachtete sich aufmerksam. Bald würde der Wagen mit dem lieben weißen Pferdchen kommen. Ob sie wohl dem Fritz gefiel? Um das Gesicht hingen die blonden Löckchen, krochen über die Ohren und zottelten um das Gesicht. Dem lieben Onkel Niepel würde das nicht gefallen, er würde auch zu ihr sagen: Erst zum Friseur. Kinder müssen ordentlich um den Kopf aussehen.«

Pucki zog mit den Fingern die Löckchen bis zur Nase herab.

»O pfui«, sagte sie, »da steht er, der garstige Struwwelpeter! Ich will kein Struwwelpeter sein! –«

Das Kind wusste, drüben im Wohnzimmer am Fenster stand Mutters Nähtisch. In dem obersten Schub lag die blitzende Schere, mit der die Mutti immer das neue Zeug kaputt schnitt.

»Die Zotteln, die mir ins Gesicht hängen, schneide ich ab, dann ist Onkel Niepel zufrieden.«

Pucki nahm die Schere. Es war ihr zwar verboten worden, aber die Mutti hatte gerade keine Zeit, sie würde sich gewiss freuen, wenn die Zotteln weg waren.

Schnipp – schnapp – die Stirnlöckchen fielen zur Erde. Pucki lachte fröhlich auf. »Nu sind sie weg, die Zotteln – nu sehe ich vorne aus wie der Fritz.«

Noch einmal fuhr das Kind mit der Schere in den Haaren herum, schnippte zu und schnitt die vorderen Locken mit kräftigem Schnitt ab.


»Mutti – Mutti –«, jubelte die Kleine und lief, die Schere in der Hand, hinaus in die Küche. »Guck mal, nu bin ich vorne wie die Jungen! Gucke nur!« Pucki strahlte vor Freude.

Als das Kind mit lachenden Augen so vor der Mutter stand, konnte Frau Sandler über diesen neuen Streich nicht böse sein. Dann aber sah sie, dass Pucki sich die blonden Locken über der Stirn kurz weggeschnitten hatte.

»Pucki, was hast du getan!« rief sie.

»Ich habe mich frisiert!«

»Was fällt dir nur ein! Habe ich dir nicht streng verboten, die Schere zu nehmen?«

Die Kleine streckte beide Arme zärtlich nach der Mutter aus. »Weil Onkel Niepel immer so gut ist, wollte Pucki ihm eine Freude machen. – Mutti, gefalle ich dir nicht?«

Was war nun zu tun? Geradezu abscheulich sah das Kind aus. Es würde nichts anderes übrig bleiben, als auch die anderen Ringlein abzuschneiden.

»Eigentlich dürfte ich dich heute nicht zu Tante Niepel lassen. Dich gehen deine Haare gar nichts an, darum hast du dich nicht zu kümmern, du ungezogenes kleines Mädchen!«

»Aber Mutti, das sind doch meine Haare. Meine Hände muss ich auch immerzu waschen. – Na, dann wasch' ich mich in Zukunft nicht mehr.«

»Pucki, wenn du ungezogen bist, telephoniere ich sofort an Tante Niepel, dass sie den Wagen nicht erst schickt.«

»Mutti, Mutti«, jubelte die Kleine, »es rollt draußen! Ätsch, Mutti, das weiße Pferdchen ist schon da!«

Die Kleine stürmte davon. – Richtig, vor dem Forsthaus stand der Wagen mit dem weißen Pferd. Der alte Kutscher nickte dem Kinde freundlich zu.

»Heb mich schnell 'rein und fahr ganz fix ab.«

»Warum denn heute so schnell, kleines Ding?«

»Weil sie nicht will, dass ich hinkomme. – Bitte, heb' mich in den Wagen.«

»Da will ich zuerst mal hören, was los ist«, meinte der alte treue Kutscher lachend.

Schon trat Frau Sandler aus der Haustür. Pucki sah sorgenvoll auf die Mutter, hielt beide Händchen über den Kopf und sagte zärtlich:

»Mutti, wenn ich so mache, sieht man es nicht. – Nu können wir fahren!«

»Gut, Pucki, so wirst du mit dem abgeschnittenen Haar fahren. Mögen sie dich bei Niepels auslachen. Dort wird man dir sagen, wie unartig du warst.«

»Mutti, sie lachen nicht, sie freuen sich.«

»Wolltest du Tante Niepel nicht aus dem Garten ein paar Blumen mitnehmen? Du weißt, sie hat heute Geburtstag.«

»Darf ich die Blumen abpflücken?«

»Das darfst du, ich werde mitkommen und dir sagen, was du nehmen kannst.«

Es wurde ein schöner Strauß Tulpen für Frau Niepel abgeschnitten. Dann bestieg Pucki den Wagen, nachdem sie das Pferdchen geliebkost hatte. Jubelnd ging es dem Niepelschen Gutshause entgegen.

»Fahre ein bisschen fix, sonst essen mir die Jungen alle Torte und Schlagsahne weg, und ich freue mich doch so darauf.«

»Es gibt nicht eher etwas, als bis du da bist.«

Pucki hüpfte vergnügt auf dem Sitz hin und her. »Ich ess ganz doll, bis ich nicht mehr kann.«

Die drei Knaben empfingen Pucki mit lautem Geschrei. Paul, der noch nicht ganz sicher auf den Füßen war, doch immerhin schon wieder leidlich laufen konnte, blies mehrfach auf der Trompete, zum Zeichen, dass Pucki eingetroffen war.

»Die dummen großen Leute sind noch nicht da, doch wir bekommen schon vorher zu essen.«

Pucki sprang mit den Knaben davon.

»He – holla, Hedi«, rief der Kutscher.

»Was willste denn schon wieder?«

»Im Wagen liegen die Tulpen, was soll damit geschehen?«

»Ach so, die habe ich vergessen.«

»Was hast du denn mit den Haaren gemacht?« forschte Walter, »du stehst ja so ulkig aus?«

»Schön bist du nicht«, meinte Paul.

Pucki war recht enttäuscht. Und als Fritz sogar über die abgeschnittenen Haare laut lachte, verzog sie das Gesicht.

Nun ging es zuerst zu Tante Niepel, um ihr zu gratulieren und ihr die Tulpen zu überreichen. Auch Frau Niepel war über das Aussehen des Kindes entsetzt.

»Aber Pucki, so etwas darfst du doch nicht machen!«

»Ich wollte doch dem Onkel Niepel gefallen.«

Aber dem Onkel gefiel sie auch nicht. Er lachte schallend, als er den halb abgeschorenen Kopf sah.

»Na, setze dir nur den Hut auf, dann sieht man es nicht«, scherzte er.

Pucki war sehr niedergeschlagen, griff im Flur nach einer der Kindermützen und zog sie über die Ohren. Zwar wurde sie anfangs von den Knaben kräftig ausgelacht, als es dann aber zum Essen ging, als wirklich eine schöne Torte und Schlagsahne vorgesetzt wurde, waren Puckis Haare vergessen.

Es schmeckte den Kindern herrlich.

»Aber Hedi«, mahnte das Kinderfräulein, »du wirst ja krank, wenn du so viel ißt. Dein Bäuchlein muss doch schon ganz voll sein.«

»Ich hab' mir heute 'nen zweiten Bauch mitgebracht, in den kann ich noch viel stopfen.«

Endlich ging es wirklich nicht mehr.

»Jetzt sitzt es bis hier ganz oben«, meint das Kind und zeigte nach dem Hals. »Schade, es ist noch so viel da.«

»Ich denke, wir gehen nun hinaus in den Garten und spielen zusammen.«

»Aber dich brauchen wir nicht«, meinte Paul. »Ohne dich, Fräulein Irma, spielt es sich viel schöner.«

»Ich wollte so gerne mitmachen.«

»Na, dann lasst sie nur«, sagte Pucki, »wir spielen jetzt Jahrmarkt. Ich bin der Affe, du der Mann mit dem Leierkasten und du – Fräulein, du bist die Frau, die mir immerzu den Zucker reicht.«

»Ich will der Affe sein«, rief Walter.

»Zucker bekommst du doch nicht«, ereiferte sich Paul.

»Ich bin der Affe«, beharrte Pucki energisch, setzte sich auf einen Gartenstuhl und streckte die Hand aus.

»Ich weiß etwas besseres«, sagte das Kinderfräulein. »Wir wollen ein Kreisspiel machen oder Verstecken spielen.«

»Nein, wir wollen Hochzeit spielen«, meinte Hedi, »wie auf dem Bild zu Hause, das ich gesehen habe. Die Frau mit 'nem weißen Kleid und 'nem Schleier und der Mann mit einem Hut.«

»Ach ja, wir wollen Hochzeit spielen«, jubelten die drei.

»Ich muss aber einen Schleier haben«, meinte Hedi.

Erst überlegten die Kinder, dann rief Paul, indem er davoneilte: »Ich hole einen!«

Vor zwei Tagen war bei Niepels Wäsche gewesen, Paul hatte gesehen, dass die Gardinen geplättet wurden. Das war ein feiner Schleier. Oben in der Kammer lag ein großer Stoß solcher durchsichtigen Dinger. Davon konnte er einen holen.

In der Kammer zerrte er aus dem Stoß eine Gardine heraus. Sie war viel zu lang als Schleier. Er nahm eine zweite, eine dritte, warf sie achtlos auf den Fußboden und fand schließlich eine Scheibengardine, die sich vorzüglich eignete. Strahlend kehrte er damit zurück.

Das Kinderfräulein betrachtete die Gardine forschend.

»Wer hat dir das gegeben?«

»Es ist alles in Ordnung, du brauchst nicht immerzu dazwischen zu reden, Fräulein Irma.«

Die Gardine wurde Pucki über das Gesicht gehängt.

»Jetzt heirate ich«, sagte sie. »Komm, Fritz!«

»Zum Heiraten gehören zwei«, lachte das Kinderfräulein, »erst muss –«.

»Na, dann heirate ich dich auch noch, Walter, dann sind es zwei.«

»Ich will auch geheiratet werden«, schrie Paul.

»Nein, dich heirate ich nicht.«

»Ich will aber geheiratet werden«, grollte der Knabe und riss Pucki den Schleier vom Kopf.

»Gehste weg!« Walter versetzte dem Bruder einen kräftigen Puff.

»Du hast mich nicht zu puffen. Ich bin beinahe ein armer Hinkeldei, und der Vater hat euch gesagt, ihr sollt mich schonen.«

»Und die Mutter hat gesagt, ich bin der Schwächste von euch«, rief Fritz.

»Was bin ich denn?« heulte Walter los. »Ich bin gar nichts! Ich will dich aber heiraten!«

»Seid doch vernünftig, Kinder«, mahnte Fräulein Irma.

»Ich heirate den Fritz«, sagte Pucki, »weil er so schwach ist, und du, Walter, bist unser Kindchen und der Paul ist der Großvater.«

»Ich will kein Kindchen sein, ich will heiraten«, rief Walter und stampfte mit dem Fuss auf.

Paul, der noch immer den Schleier in der Hand hielt, hing ihn sich selber über und wollte damit davongehen; er wurde von Pucki eingeholt, die ihm den Brautstaat aus der Hand zerren wollte. Ehe es das Kinderfräulein verhindern konnte, war die Gardine mittendurch gerissen.

»Schämt ihr euch nicht, bei der Hochzeit so unartig zu sein?«

»Wir schämen uns gar nicht«, sagte Pucki mit blitzenden Augen, »wir heiraten. – Nu komm, Kleiner.«

Sie schob ihren Arm durch den Fritzens und stolzierte mit ihm den Kiesweg entlang.

»Nu machst du bim–bam–bim, und ich singe ein Lied.«

Während sich Paul und Walter prügelten, schritt das Brautpaar durch den Garten. Pucki sang:

»Ihr Kinderlein kommet, o kommet doch all!«

Fritz schwenkte die Hand wie eine Glocke und sagte unentwegt mit dumpfem Tonfall: »Bim–bam – bim–bam.«

Das Kinderfräulein musste schließlich die beiden Kampfhähne trennen. Die Knaben hatten Tränen in den Augen, denn jeder hatte kräftig zugeschlagen.

»Geht lieber zum Brautpaar und bringt ihm Blumen, wie man das bei einer Hochzeit macht.«

»Ich bringe ihr nichts«, meinte Walter, »sie hat mich nicht geheiratet. Ich soll nur ihr Kindchen sein, und ich will nicht Kindchen sein.«

Pauls Gesicht hellte sich ganz plötzlich auf. »Au – fein, ich bin der Großpapa, der hat mich mal mit 'nem Stock geschlagen. – Jetzt kriegt sie Prügel!«

Abermals lief er ins Haus und kehrte mit des Vaters Spazierstock zurück.

»Ich bin der Großpapa – na warte!«

»Paul, was soll das?«

Der stürmte, so schnell er mit seinem Bein laufen konnte, dem Brautpaar nach. Fräulein Irma eilte neben ihm her und wollte ihm den Stock entwinden. Dabei kam es zu einer erregten Szene.

»Immer musst du uns unser Vergnügen kaputt machen. – Wenn wir doch so schön spielen!«

Der Stock war Paul fortgenommen. Als Paul aber das Brautpaar erreicht hatte, versetzte er Braut und Bräutigam heftige Schläge.

»Was fällt dir ein!«

»Ich bin der Großpapa, der darf hauen!«

Wieder musste Fräulein Irma die Erregten trennen. Paul griff rasch etwas Erde auf und bewarf Pucki damit, so dass das Kind über und über beschmutzt war.

»Komm mit«, sagte das Kinderfräulein, »ich werde dich in meinem Zimmer säubern. Doch dann werdet ihr vernünftig spielen, sonst sage ich es dem Vater, und dann gibt es nachher keine Obstspeise.«

Fritz folgte seiner Braut. Die beiden Kinder gingen in Fräulein Irmas Zimmer. Dort wurde Pucki gesäubert. Als Fräulein Irma gerade das Gesicht des Kindes abtrocknete, ertönte im Flur lautes Schreien. Rasch eilte sie hinaus, um die beiden Knaben, die sich erneut in die Haare gefahren waren, zu beruhigen. Wie unangenehm, denn im Wohnzimmer waren bereits die Geburtstagsgäste versammelt.

So blieben Pucki und Fritz im Zimmer des Kinderfräuleins allein zurück. Das kleine Mädchen betrachtete interessiert alle die Fläschchen, die umherstanden. In diesem Augenblick schlug die Kuckucksuhr fünfmal.

Hedi, die wohl den Kuckuck im Walde kannte, aber nichts von einer Kuckucksuhr wusste, starrte staunend zu der kleinen Uhr empor.

»Ein Kuckuck – ein Kuckuck ist in dem kleinen Loch drin!«

»Das ist doch 'ne Kuckucksuhr!«

»Da hat sie 'nen Kuckuck eingesperrt?«

»Der schreit nur, der ist aus Holz.«

»Holz kann nicht schreien.«

Auf der Treppe ging es recht lebhaft zu. Fritz war neugierig und lief aus dem Zimmer, um nachzusehen, was es gäbe.Hedi jedoch stand noch immer wie angewurzelt vor der Uhr, in die der Kuckuck zurückgekrochen war.

»Armer, kleiner Kuckuck muss in dem kleinen Loch sein.«

Einmal hatte der Vater ein Vöglein heimgebracht, ein Waldvöglein, das so durchnässt war, dass es nicht mehr fliegen konnte. Pucki wollte das Tierchen in den Bauer setzen, um es zu behalten. Sie wusste genau, dass es der Vater nicht duldete, er meinte, die Vöglein, die draußen im Walde wohnten, könnten in der Gefangenschaft nicht leben, man dürfe sie nicht behalten.

»Hat sie dich hier eingesperrt, kleiner, lieber Kuckuck – komm, ich lass dich 'raus!«

Hedi stieg auf einen Stuhl. Trotzdem konnte sie die Uhr nicht erreichen. Da schob sie das kleine Tischchen, das am Fenster stand, heran. Nun ging es.

»Komm, kleiner Kuckuck, komm – komm!«

Aber der Kuckuck kam nicht. Hedi drückte mit den Fingerchen hier und dort und öffnete schließlich das kleine Türchen, um abermals zu locken.

»Komm – Kuckuck – komm – komm!«

Als er wieder nicht kam, schob sie behutsam ein Fingerchen ins Loch, begann zu ziehen und zu reißen und bums – lag die kleine Kuckucksuhr am Boden. Die geschnitzten Verzierungen waren abgebrochen, auch ein Brettchen war losgegangen – doch vom eingesperrten Kuckuck war nichts zu sehen.

»Wo bist du denn; kleiner Kuckuck?«

Schließlich entdeckte das Kind den kleinen hölzernen Kuckuck, den es durchaus herausziehen wollte.

»Das ist doch kein Kuckuck, wie der Kuckuck im Walde! Olles dummes Ding!«

Der aus der Uhr gerissene Kuckuck wurde ins Zimmer geworfen, dann verließ Hedi zufrieden das Zimmer. Sie war glücklich darüber, dass kein richtiger Kuckuck in dem kleinen Kasten eingesperrt worden war.

Unten im Flur standen Paul und Walter mit finsteren Gesichtern. Fritz blieb etwas abseits und lauschte den beruhigenden Worten Fräulein Irmas. Als Hedi hinzukam, mahnte das Kinderfräulein erneut zum gemütlichen Spiel. Nur unwillig folgten ihr die Kinder hinaus in den Garten.

»Wir wollen jetzt recht artig sein; wir verstecken uns, und Hedi mag uns suchen. Dort der Baum ist der Anschlag.«

Das Versteckspiel begann, doch nicht lange, so war die Lust dazu vorüber. Walter war der erste, der erklärte, es sei nun genug.

»Nein«, mahnte Fräulein Irma, »wir spielen weiter.«

»Dann sollst du uns suchen«, rief Paul mit listigem Augenzwinkern.

»Gut«, sagte Fräulein Irma, »ich stelle mich an den Baum, halte mir die Augen zu, und wenn ich kommen kann, ruft ihr.«

Paul machte den Brüdern und Pucki ein Zeichen. Gemeinsam liefen die Kinder davon. Hinter einem Fliederbusch flüsterte er:

»Wir rufen sie nicht, wir rücken aus, wir spielen allein!«

»Sie wird uns aber im Garten finden.«

»Dann laufen wir aus dem Garten. – Au, ich weiß was! Ein Stückchen von hier ist die große Lehmgrube! – Dort ist es fein, dort glitscht man von oben bis unten 'runter.«

»Fein, fein, wir gehen zur Lehmgrube!«

Die vier schlichen aus dem Garten, überquerten die Straße und wanderten gemeinsam nach der Lehmgrube, die etwa eine Viertelstunde entfernt lag. Da es in den letzten Tagen stark geregnet hatte, sank man beim Betreten beträchtlich ein, doch gerade das machte den Kindern die größte Freude.


»Uff –« lachte Pucki, »die Grube hat meinen Schuh festgehalten! Guck mal, wie er klemmt!«

Sie stand mit dem weißen Strumpf im Lehm, neben dem Schuh. »Sieh mal mein Bein, das rutscht ganz tief in den Kleister!« Pucki beugte sich nieder und zog den Schuh heraus. »Schön sieht er nicht aus.«

»Wir wollen dort hinauf auf den Berg! – Au, das geht aber schwer«, sagte Walter, »wenn es so glatt ist wie heute, rutscht man immer wieder 'runter.«

Schon nach wenigen Minuten waren die Kinder derartig beschmutzt, dass sie von selber sorgenvoll dreinblickten.

»Wollen wir nach Hause gehen?« fragte Fritz, »bei mir ist alles dreckig.«

»Es klebt«, rief Walter, »sieh mal meine Hände!«

»Wisch sie ab«, rief Paul.

Walter wischte sie an den schönen blauen Anzug.

»Kommt schnell fort«, sagte Pucki und nahm Fritz an der Hand, »wir haben genug.«

Auf dem Rückweg wurden die vier sehr still. Eines sah das andere kummervoll an; die Kleider waren verschmutzt, und an den Füßen hingen dicke Lehmklumpen.

»Ich gehe barfuss«, flüsterte Pucki, »sonst schimpft Fräulein Irma.«

Vor dem Niepelschen Garten wurden Schuhe und Strümpfe ausgezogen und zum Trocknen ins Gras gelegt Die Kleinen hörten das Rufen des Kinderfräuleins.

»Still, still«, rief Paul, »sie darf uns nicht sehen, sonst macht sie Krach.«

Aber Fräulein Irma sah sie doch und war starr vor Entsetzen. Die guten blauen Sonntagsanzüge verschmutzt, Puckis weißes Kleidchen an vielen Stellen mit einer Lehmkruste überzogen.

Nun gab es harte Worte zu hören.

Nur Fritz, der kleinste und zierlichste der Drillinge, wagte eine Entgegnung.

»Wir wollten doch so schön spielen!«

»Sofort kommt ihr ins Haus! Ich ziehe euch die Spielkittel an, und wenn ihr von der Mutter gerufen werdet, um den Gästen guten Tag zu sagen, müßt ihr in den schlechten Kleidern kommen.«


»Und was ziehste mir an?« fragte Pucki vertrauensvoll.

»Kommt mit«, sagte das junge Mädchen verärgert.

Pucki bekam ein buntes Tuch, das ihr kunstvoll umgesteckt wurde. Dann streifte man ihr Strümpfe von Fritz über. Über die viel zu großen Schuhe lachte die Kleine belustigt.

»Ihr wolltet heute besonders artig sein, nun macht ihr den Eltern solchen Kummer. Was werden nur deine Eltern denken, wenn du so heimkommst, Pucki?«

»Die wissen, dass ich ein Pucki bin! Immer wenn ich artig sein möchte, kommt etwas dazwischen, und dann geht es schlimm aus. Ich bin doch eben ein Pucki.«

Durch die strenge Miene des Fräuleins waren die Kinder doch eingeschüchtert, so dass sie in der nächsten halben Stunde artig am Tisch saßen und spielten. Plötzlich legte Pucki die Hände auf das Bäuchlein und sagte:

»Kommt man auch in den Himmel, wenn man hungrig ist?«

»Hast du schon wieder Hunger?«

»Na, wenn wir doch soviel herumgerannt sind! Ich könnte wieder Speise essen.«

»Damit musst du noch warten.«

»Im Garten hängen lauter kleine Beeren an den Sträuchern. Wenn man da mal ein bisschen naschen könnte – –«

»Unreife Beeren dürft ihr nicht essen, dann werdet ihr krank.«

Pucki seufzte. »Kleine Kinder haben es schlimm – kleine Kinder dürfen gar nichts machen – und große dürfen alles machen. – Ich möchte bald groß sein.«

Schließlich rief Frau Niepel nach ihren Kindern. Sie sollten herüberkommen, um den Gästen guten Tag zu sagen.

Pucki war sogleich bereit, sie kam sich in dem bunten Tuch sehr schön vor. Doch die drei Knaben machten verlegene Gesichter.

»Ich geh' nicht 'rein«, meinte Paul, »ich habe hinten einen großen Flicken drauf.«

»Und ich kann durch die Tasche fassen«, sagte Walter. »Unten fällt alles 'raus, was ich oben 'reinstecke.«

»Geht nur«, mahnte Fräulein Irma, »die Mutter hat gerufen.«

Pucki war die erste, die ins Zimmer lief. Die drei Knaben blieben hinter der Tür stehen.

»Ihr seid wohl gerade beim Spielen«, lächelte Frau Niepel, als sie das aufgeputzte Mädchen sah.

»Ja, Tante Niepel, wir haben schön gespielt. Wir haben uns bei der Hochzeit mächtig gehauen, und dann waren wir bei der großen Lehmgrube.«

»Wo wart ihr?« fragte der Oberförster, der auch gekommen war, um Frau Niepel zu gratulieren.

Frau Niepel hatte ihre drei Buben hinter der Tür bemerkt und holte sie ins Zimmer.

»Warum habt ihr euch umgezogen?«

»Mutter – – wir haben heute wieder Dummheiten gemacht.«

»Was ist denn geschehen?« fragte Frau Niepel sorgenvoll.

»Es wird schon alles wieder gut werden«, flüsterte Fritz, »wir werden alle wieder trocken, und die Beine sind schon gewaschen.«

Unter einem Vorwand verschwand Frau Niepel und holte sich wegen der rätselhaften Worte der Kleinen Auskunft bei Fräulein Irma. Es war einfach unglaublich! Sie war schon manches von ihren dreien gewöhnt, so dass sie auch diesmal sich die Geburtstagsstimmung nicht verderben lassen wollte. Mochte der Vater am Abend seinen drei Söhnen klarmachen, dass man nach Regenwetter nicht in die Lehmgrube gehen durfte.

Fräulein Irma stand indessen in ihrem Zimmer und betrachtete die zerbrochene Kuckucksuhr. Sie war recht ärgerlich. Und noch viel ärgerlicher war sie, als sie in der Wäschekammer die durchwühlten Gardinen sah, die Paul achtlos auf den Boden geworfen hatte.

Pucki dagegen war wieder in bester Laune. Sie sprach der Speise tapfer zu, und als der Abend kam, als Frau Niepel mahnte, nun heimzufahren, sagte die Kleine bedauernd:

»Ich wäre gerne noch so'n bißchen hiergeblieben. Ich hab' in der Kammer schöne Brötchen mit dicker Wurst gesehen. Die hätte ich gerne essen mögen, weil – ich doch heute so artig war.«

»Artig nennst du das?« sagte Fräulein Irma streng und wies auf das unsaubere Kleid. Es war unmöglich, Pucki in diesem Auszug nach Hause zu schicken.

»Pucki war sehr artig!« – –

Die Eltern waren jedoch nicht derselben Meinung, als sie am Abend hörten, wie alles gekommen war.

»Schimpf mal nicht«, sagte Pucki und legte zärtlich beide Ärmchen um den Hals des Vaters.

Die Niepelschen Jungen dagegen bekamen noch am Abend eine gehörige Tracht Prügel und wurden ohne Abendessen zu Bett gebracht.

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