Kitabı oku: «Allergien revolutionär», sayfa 3
Den Beschwerden ist das egal
Im Laufe der jahrzehntelangen Diskussionen, was nun als Allergie gelten darf, haben sich die Symptome kaum verändert. Die Beschwerden kümmert es ziemlich wenig, ob sie in ein Diagnoseschema passen oder nicht. Viele körperliche Störungen werden aber aufgrund der vorherrschenden Definition der Allergien oft nicht mit allergischen Reaktionen in Verbindung gebracht. Das erschwert vielen Betroffenen nicht nur die richtige Diagnosestellung, sondern hält sie auch von der richtigen Behandlung ab.
Folgende Symptome können auf eine Allergie oder Unverträglichkeit zurückzuführen sein:
Ekzeme, Hautausschlag, Juckreiz, Schuppenflechte, Akne
Blähungen, Durchfall, Verstopfung, Bauchkrämpfe
Reizblase
Reizdarm-Syndrom
Sodbrennen, Reflux
Kopfschmerzen, Migräne
Abgeschlagenheit, Müdigkeit
Schlafprobleme (Schläfrigkeit, aber auch Schlaflosigkeit, unruhiger Schlaf)
Rinnende oder verstopfte Nase
Geschwollene Augen, Augenjucken, Augenringe
Atembeschwerden
Konzentrationsprobleme, Vergesslichkeit
Muskel- bzw. Gelenksschmerzen
Gewichtsprobleme (Schwierigkeiten abzunehmen, aber auch zuzunehmen)
Angstzustände
depressive Verstimmung
Reizbarkeit, Unruhe
Haarausfall
Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, soll aber einen Eindruck vermitteln, wie vielschichtig sich Allergien oder Unverträglichkeiten auswirken können. Dr. Leo Galland prägte den Ausspruch, dass Allergien sich in Gestalt anderer Erkrankungen zeigen [15]: „Allergies mimic other diseases.“ Das liegt an einer systemischen Entzündung, die sich in vielen Bereichen erkennbar machen kann. Gerade bei chronischen Beschwerden, bei denen trotz vieler Behandlungsversuche keine Besserung eintreten will, könnte eine Allergie die Ursache sein. Durch die offizielle, einschränkende Sichtweise einer Allergie gerät dies aber oft aus dem Blick.
Fallbeispiel: Unerkannte Allergie, langwieriges Leiden
Alex, zwölf Jahre alt, für sein Alter recht groß gewachsen, kommt aufgrund einer längeren Leidensgeschichte zu mir. Seit Jahren hat er schwere Müdigkeitserscheinungen, er hat einfach keine Kraft aus dem Bett zu kommen. Ein regelmäßiger Schulbesuch ist ihm nicht möglich. Er wurde sogar auf der psychiatrischen Abteilung im Krankenhaus stationär aufgenommen und es wurde damals juvenile Depression diagnostiziert. Die Medikamente brachten aber keine Besserung und wurden wieder abgesetzt, Alex wohnt wieder zuhause.
Er ist etwas schüchtern, macht aber einen stabilen Eindruck. Er würde ja gern in die Schule gehen, meint er, aber es ginge einfach nicht. Was wie eine Teenager-Ausrede klingen mag, erweist sich in Wirklichkeit als ein massives Stoffwechselproblem. In der kinesiologischen Testung reagiert er energetisch vor allem auf Weizen und auf eine hohe Toxinbelastung. Deshalb bitte ich die Mutter nochmals mit dem Arzt zu sprechen und zur Absicherung auch einen Allergietest zu veranlassen. Bisher musste er sich zwar allen möglichen Tests und sogar psychologischen Gutachten unterziehen, aber in all den Jahren wurde kein Allergietest gemacht. Denn Alex leidet nicht an den „klassischen“ Allergiesymptomen und auf die Idee, dass es an einer Allergie liegen könnte, ist man nicht gekommen.
Einige Wochen darauf meldet sich die Mutter mit dem Ergebnis: Der IgE-Wert, ein Allergiemarker im Blut, ist viel zu hoch. Durch die anschließende Ernährungsumstellung und Entgiftung bessert sich sein Zustand und von Woche zu Woche steigt sein Wohlbefinden. Ein paar Monate später bekomme ich von der glücklichen Mutter ein SMS: „Danke für deine Unterstützung! Alex geht ganz normal in die Schule und unternimmt jetzt auch wieder etwas mit uns. Wir waren sogar wandern. Endlich habe ich meinen Sohn zurück!“
Wissenschaftlich erwiesen…und irregeführt
Ich denke bei „Statistik“ an den Jäger, der bei einem Hasen das erste Mal knapp links danebenschoss, und beim zweiten Mal knapp rechts vorbei. Im statistischen Durchschnitt gäbe es einen toten Hasen.
(Franz Steinkühler)
Seit Jahrzehnten wird scheinbar emsig zu Allergien und Unverträglichkeiten geforscht. Vieles sollte schon klar und gelöst sein. Doch irgendwie scheint es trotz der Ansammlung von Informationen keine Lösungen zu geben. Wir wissen zwar immer mehr darüber, trotzdem nehmen Allergien und Unverträglichkeiten stetig zu. Offensichtlich läuft irgendetwas falsch. Grund genug sich darüber Gedanken zu machen, warum das so ist, bevor wir uns der Ursachenforschung widmen.
Ob am Joghurtbecher, auf dem Tiegel der teuren Creme oder in diversen Zeitungsartikeln: Die Formulierungen „wissenschaftlich erwiesen“ oder „Studien zufolge“ verleihen fast jeder Aussage einen erhabenen Hauch von Glaubwürdigkeit und Seriosität. Wir wiegen uns in Sicherheit, schließlich haben Wissenschaftler diese Fakten wohl in objektiven Untersuchungen ermittelt. Mit Gedanken wie „Es wird schon stimmen“ oder „Das haben die Behörden sicher überprüft“ können wir uns mit ruhigem Gewissen dem Alltag zuwenden.
Das Problem dabei: Kaum jemand liest sich wissenschaftliche Studien genau durch, abgesehen von den Autoren und ihren Kollegen sowie einer kleinen Runde von interessierten Nerds. Es ist auch kein besonders einfaches Unterfangen, denn der tatsächliche Inhalt wird in vielen Fällen erst zugänglich, wenn man sich durch ein sprachliches Labyrinth aus komplizierten Formulierungen und langwierigen Definitionen durchgearbeitet hat. In einige dieser Irrgärten kann man sich nur mit einem gehörigen Espressovorrat oder unbändiger Neugier wagen, um nicht sehr bald von Sekundenschlaf übermannt zu werden. Es scheint eine unausgesprochene Regel zu sein, dass Erkenntnisse nicht in einfachen Worten preisgegeben werden dürfen. Interessanterweise finden sich in den Zusammenfassungen recht allgemeine, beschwichtigende Formulierungen, während im Inhaltsteil des Öfteren schärfere Töne angeschlagen werden. Sogar die Autoren gehen anscheinend davon aus, dass die breite Masse (oder der Auftraggeber) sowieso nur den Abstract liest.
Das Wort „Studie“ wird für alles Mögliche verwendet, auch wenn die Qualitätsunterschiede zwischen den Publikationen enorm sein können. Man muss kein Medienexperte sein, um den Unterschied zwischen einem Artikel aus der Bild-Zeitung und einer Analyse aus dem britischen Guardian zu erahnen. Doch bei wissenschaftlichen Studien ist es nicht mehr so einfach zu erkennen, wie seriös die Publikation und wie plausibel die Forschungsresultate tatsächlich sind.
Oft erfährt man erst Jahre später, dass die Ergebnisse mit der Realität nichts gemeinsam haben und für die Auftraggeber geschönt wurden. Das betrifft keineswegs nur kleinere Institute, die ums Überleben kämpfen müssen. So wurden in den 1960er Jahren an der renommierten Harvard Universität Publikationen veröffentlicht, die die Aufregung um Zucker relativierten: Übermäßiger Zuckerkonsum wäre bei koronaren Herzerkrankungen kein Problem, die Patienten sollten eher auf Fette und Cholesterin achten. Gleich zwei unterschiedliche Studien kamen fast gleichzeitig zu diesem Ergebnis und werteten sich gegenseitig in ihrer Glaubwürdigkeit auf. Schließlich waren die Autoren damals in der Forscherszene recht berühmt und das damalige New England Journal of Medicine verlangte keine Offenlegung von Sponsoren oder eventuell bestehenden Interessenskonflikten. Erst nach dem Tod dieser zwei Forscher stellte sich heraus, dass die Zuckerindustrie den beiden Zigtausende Dollar gezahlt hatte [16]. Doch das wurde erst 2016 bekannt, da war das Geld wahrscheinlich schon längst ausgegeben. Die Forschungen nach den tatsächlichen Gefahren des hohen Zuckerkonsums wurden aber effizient um ein paar Jahrzehnte lahmgelegt. Denn niemand wollte sich mit den Koryphäen auf diesem Gebiet anlegen.
Heutzutage müssen Interessenskonflikte bei Publikationen angegeben werden, was allerdings nicht immer geschieht. Manchmal wird im Stress des wissenschaftlichen Alltags zufällig darauf vergessen oder die Nähe zu einem Konzern als nicht erwähnenswert angesehen. Nicht selten werden Mitarbeiter von Konzernen als Co-Autoren der Artikel genannt, was den Hauptverfassern vor Jahren noch die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätte. Mittlerweile regt sich niemand mehr darüber auf.
Trotz der Pflicht zur Offenlegung hat sich an den Praktiken nicht viel geändert. Erst 2015 erschien in der Online-Version der New York Times ein Bericht, wie Coca-Cola mit Forschern „zusammenarbeitet“ um die Fettleibigkeitsepidemie nicht der Ernährungsweise, sondern mangelnder Bewegung in die Schuhe zu schieben [17]. Die Idee ist eigentlich genial. Mithilfe der Wissenschaft sollen die Menschen vom Kalorienzählen zum Klimmzügezählen gebracht werden, denn nach dem Training können sie ja noch mehr Softdrinks konsumieren. Allein die Werbesujets dieser Kampagne sind kabarettreif: „Coca-Cola. Helping families get fit“. Der Wahrheit ein wenig näher wäre wohl „get fat“ gewesen.
Entscheidende Finanzierung
Der Großteil der wissenschaftlichen Publikationen wird heutzutage zur Gänze oder zumindest teilweise von der Industrie finanziert. Natürlich nicht immer direkt, sondern beispielsweise über Stiftungen, die man (selbstverständlich völlig uneigennützig) unterstützt. Jene Einrichtungen, die über die Vergabe der Forschungsgelder entscheiden, haben es auch in der Hand, welche Studien durchgeführt werden und welche nicht. Unangenehme Themen verstauben so in der Schublade. Neue Ansatzpunkte müssen sich erst den Weg über Generationen von Wissenschaftlern suchen, bis sie sich durchsetzen. Manche dieser bahnbrechenden Entdeckungen werden erst Jahre oder Jahrzehnte später mit großer Anerkennung bedacht und sogar mit dem Nobelpreis belohnt. Einigen Wissenschaftlern wird die große Ehre oft gar nicht mehr zeitlebens zuteil, wie bei der Vergabe des Nobelpreises immer wieder zu beobachten ist. Der durchschnittliche Zeitraum zwischen einer Entdeckung und der Verleihung des prestigeträchtigen Preises beträgt übrigens zwanzig Jahre, Tendenz steigend [18]. Der Russe Witali Ginsburg beispielsweise erhielt 2003 den Nobelpreis – für seine revolutionären Forschungen aus dem Jahre 1950.
Oft werden Entdeckungen zunächst nicht ernst genommen oder sogar geächtet, wenn sie dem derzeitigen, offiziellen Wissenstand widersprechen. Und nicht immer werden jene ausgezeichnet, die die besten Ideen haben. Manch geniale Entdeckung wird nur nebenbei in ein Notizbuch gekritzelt und Jahre später bekommt jemand anderes den Nobelpreis dafür, weil er schneller publiziert hat und möglicherweise nicht ganz korrekt bei der Informationsbesorgung vorgegangen war. Das war beispielsweise bei der in den 1960er Jahren prämierten Erkenntnis, dass es sich bei der DNA um eine Doppel-Helix handelt, der Fall. So ruhig und besonnen, wie man sich einen Wissenschaftler vorstellt, der in aller Ruhe seinen Forschungen im Labor nachgehen kann, ist die Realität eines Forschers heutzutage nicht. Der Konkurrenzdruck ist hoch, die Arbeitszeiten lang und die Forschungsgelder knapp.
Außer jenen Personen, die für die Reviews in wissenschaftlichen Zeitschriften zuständig sind, macht sich zudem kaum jemand die Mühe, die Quellen auch wirklich zu überprüfen und die Methodik Schritt für Schritt durchzudenken. Die Entscheidungsträger tun das jedenfalls nicht, sondern verlassen sich auf das, was ihnen vor- oder nahegelegt wird. Es wird ja immer mit wissenschaftlichen Studien untermauert. Doch oft wird etwas als wissenschaftliche Studie zitiert, obwohl es diese ehrenhafte Bezeichnung nicht verdient, was klar ersichtlich wird, sobald man hinter das wunderschön vorbereitete Deckblatt schaut. Konzerne bewerben ihre Produkte häufig mit dem Verweis auf wissenschaftliche Publikationen, auch wenn diese den branchenüblichen Standards der Wissenschaftsszene überhaupt nicht genügen. Medikamente werden auf den Markt geworfen, obwohl sie kaum besser als ein Placebo wirken und mit erheblichen Nebenwirkungen zu rechnen ist. Impfstoffe können sogar zugelassen werden, obwohl die entsprechende Zulassungsstudie ohne echte Placebo-Gruppe durchgeführt wurde und der wissenschaftliche Goldstandard nicht erfüllt ist. Beim Freigabeprozess verlässt man sich auf die vom Produzenten gelieferten Daten. In unseren Nahrungsmitteln können Toxine vorkommen, denen von scheinbar unabhängiger Stelle Ungefährlichkeit attestiert wurde. Auch wenn sich diese Unabhängigkeit bei genauerem Hinsehen als blanker Betrug herausstellt.
Doch wen kümmert das? Wer bemerkt tatsächlich, wenn die Behauptungen der Industrie nicht stimmen? Wer liest sich die Studien Punkt für Punkt durch und überprüft die Daten? Und selbst wenn: Eine Heerschar von Anwälten ist auf etwaige Klagen bestens vorbereitet und etwaige Kritik tut dem Umsatz ohnehin keinen Abbruch. Die Methodenmängel bestimmter Studien schaffen es nicht in die Schlagzeilen und werden auch nicht zu trending topics auf Twitter. Im Hauptabendprogramm ist nun mal kein Platz für derlei Informationen, auch wenn sie das Leben vieler Menschen grundlegend ändern könnten.
Mangelhafte Arbeiten, die vor falschen Annahmen und Manipulationen strotzen, werden zwar in einschlägigen Journals kritisiert und unter Wissenschaftlern diskutiert. Doch diese Diskussionen finden im Verborgenen statt und Entscheidungsträger in der Politik scheinen diese anstrengende Lektüre zu meiden. Sie verlassen sich auf ihre Berater, die es doch wissen werden. So wird jahrelang mit denselben Zutaten gekocht, obwohl es bereits frischere, gesündere Alternativen gäbe. Schon längst fordern Wissenschaftler, bestimmten Dingen nachzugehen, Substanzen auf ihre Sicherheit genauer zu überprüfen oder aus dem Verkehr zu ziehen. Diese Forderungen zeigen in der gut geölten Medizinmaschinerie jedoch keine Wirkung, da man über jede Kritik erhaben ist, solange nicht mit wirtschaftlichen Einbußen zu rechnen ist. Auch hochinteressante Entdeckungen bleiben in vielen Fällen der Öffentlichkeit verborgen, obwohl sie theoretisch für jeden, der über einen Internetanschluss verfügt, zugänglich wären.
Wenn es um neue Therapien geht, sind wirtschaftliche Faktoren oft wichtiger als der Einsatz des besten Produktes. Viele natürliche Heilmethoden, Kräuter und Extrakte sind schon seit Jahrzehnten bekannt und ihre Wirksamkeit ist in vielen Fällen nicht nur durch Erfahrungswerte, sondern auch durch wissenschaftliche Studien, die den Namen auch verdienen, belegt. Sie haben jedoch alle einen entscheidenden Nachteil: Sie sind nicht patentierbar. Und somit werden sie für die Pharmariesen vollkommen uninteressant, weil damit nicht viel Umsatz generiert werden kann. Mit einer patentierten Allergieimpfung oder einem Medikament gegen Heuschnupfen aber schon. Natürlich versuchen Konzerne heute bereits, Patente auf Gemüsearten wie Brokkoli oder diverse Heilkräuter juristisch durchzuringen. Doch solange das Patent noch nicht bewilligt ist, werden sie als kaum wirksam betrachtet. Sobald die Patentierung unter Dach und Fach ist, steigt die Wirksamkeit erstaunlicherweise auf einmal in ungeahnte Höhen.
Viele Hausmittel, naturheilkundliche Therapien und Kräuteranwendungen sind nicht deshalb in Vergessenheit geraten, weil sie plötzlich aufgehört haben, zu wirken. Die Sauerkraut- und Salbeilobby ist eben nicht besonders groß und ihre Werbeausgaben im Vergleich zu den Marketingetats der großen Firmen verschwindend gering. Mit Kräutern und Naturextrakten kann man sich keine goldene Nase verdienen. Die Herstellung ist langwierig und teuer, natürlichen Schwankungen unterworfen und die Gewinnmargen vergleichsweise klein. Eine gesunde Ernährungsweise ist aus Sicht der Konzerne noch schlimmer, denn dies läuft darauf hinaus, dass sie auf ihrer industriell verarbeiteten Nahrung sitzen bleiben, weil sich die Menschen regionalen und natürlichen Produkten zuwenden. Und dadurch auch noch gesünder werden!
Am Beispiel Wasser: Wie mit Dosierungen gespielt werden kann |
Gibt man sich Mühe, kann man eine Studie über Wasser generieren, die zu drei völlig unterschiedlichen Ergebnissen über dessen Rolle kommt – von lebensnotwendig bis toxisch. Nehmen wir einmal an, wir möchten untersuchen, ob Wasser auf das Wohlbefinden von Verdurstenden einen Einfluss hat. Es genügt, mit der Dosierung zu spielen, schon kommen drei völlig verschiedene Ergebnisse heraus: 1. Studie - Dosis: 1 Wassertropfen. Fazit: Wasser hat keinen Einfluss auf die Überlebensrate von Verdurstenden. 2. Studie - Dosis: 1 Liter Wasser. Fazit: Wasser rettet das Leben von Verdurstenden. 3. Studie - Dosis: 10 Liter Wasser. Fazit: Wasser ist hochtoxisch und kann zu Vergiftungen führen. Während es bei Wasser für jeden schnell erkennbar ist, sind andere Substanzen und Fragestellungen auf den ersten Blick nicht so leicht durchschaubar. Würden sich die Entscheidungsträger für den zweiten Blick überhaupt die Zeit nehmen, wäre das an sich auch kein Problem. |
Falsch, aber es macht nichts
Forschungsarbeiten sollten dazu dienen, die Welt begreifbarer zu machen und uns Informationen zu liefern. Anhand dieser Informationen wollen wir gute und richtige Entscheidungen treffen, wir wollen das Risiko minimieren, Fehler zu machen. Das Problem dabei ist: Die meisten der veröffentlichten Forschungsergebnisse sind falsch. Auch diese Aussage beruft sich auf einer Studie, „Why Most Published Research Findings Are False“ von John Ioannidis [19]. Dieser Mann weiß nicht nur, wie man sich unter Kollegen unbeliebt macht, sondern auch, wie man beweisen kann, dass die meisten publizierten wissenschaftlichen Artikel in Wirklichkeit bloß Makulatur sind.
Zugegebenermaßen ist es ein wenig absurd, wenn eine Studie sagt, Studien sind meistens falsch. Doch so seltsam ist es dann doch nicht, wenn man sich die großen Qualitätsunterschiede zwischen den Publikationen ansieht. Ioannidis kommt zu folgendem Schluss: Je größer finanzielle Interessen und vorgefertigte Meinungen sind, desto kleiner ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Resultate der Studie richtig sind. Viele Hypothesen werden später nicht überprüft und die Versuche nicht wiederholt. Wenn das aber doch geschieht, dann halten sie der neuerlichen Inspektion oft nicht Stand. Neuen Entdeckungen wird größerer Wert beigemessen, deshalb gilt es unter Wissenschaftlern irgendwie als uncool, bereits publizierte Ergebnisse nochmals zu wiederholen und zu kontrollieren. So halten sich falsche Hypothesen mitunter jahrelang.
Diese ernüchternden Ergebnisse sind sogar noch beschönigt, weil der Autor jene Publikationen herangezogen hat, die in peer-reviewed Journals abgedruckt werden. Das sind jene Artikel, die großen Qualitätsansprüchen genügen müssen, da sie von einer Schar von Experten vorher gelesen und auf ihre Plausibilität geprüft werden. Wenn sogar die besten wissenschaftlichen Publikationen häufig falsch sind, wie wird es dann erst bei Studien aussehen, die von Firmen in Auftrag gegeben werden, um ein Medikament, einen Impfstoff oder einen Zusatzstoff für Nahrungsmittel auf den Markt zu bringen? Da ist ja nicht die Publikation selbst und die wissenschaftliche Ehre das Ziel, sondern nur das positive Abschließen des Zulassungsverfahrens bei den Behörden.
Wie es Brian Nosek von der Universität West Virginia formuliert: „Es ist nicht wichtig, ob es falsch ist. Es ist wichtig, dass es publiziert wird.“ [20] Demnach kann man ohne Bedenken etwas publizieren und sollte es sich als falsch herausstellen, dann wird eben geschwiegen. Sich bei den Behörden zu melden und zuzugeben, dass das untersuchte Nahrungsmittel oder Medikament besser vom Markt genommen werden sollte? Auf diese Idee wird keiner kommen, der seinen Job behalten will.
Wenn wir schon beim Job sind: Das meiste erfährt man in der Branche oft von Menschen, denen an ihrem Arbeitsplatz nichts mehr liegt oder die schon pensioniert sind. Beispielsweise von Richard Smith, der 25 Jahre lang Herausgeber des British Medical Journal war und danach ein Buch über seine Erfahrungen geschrieben hat. Es heißt „The Trouble with Medical Journals“ und beschreibt, wie die Pharmaindustrie auch diese scheinbar unabhängigen Zeitschriften kontrolliert. Im Grunde genommen geht das recht einfach, denn eine Zeitschrift kann mit einem positiven Bericht über eine klinische Studie zu einem Medikament locker eine halbe Million Dollar verdienen. Und zwar dann, wenn die Industrie Reprints bestellt, also Nachdrucke. Negative oder neutrale Berichterstattung bringt im Gegensatz dazu keinen zusätzlichen Cent. Die Verlage, die hinter den Zeitschriften stehen, sind keineswegs Kleinbetriebe mit dem Fokus auf öffentlicher Bildung und Forschung. Allein Reed Elsevier kontrolliert fast zweitausend wissenschaftliche Zeitschriften und hat im Jahr 2005 Gewinne von zwei Milliarden Dollar eingefahren. Die Marge im Medizinsektor betrug dabei über 35 Prozent, da werden sogar Giganten wie Apple, Facebook oder Amazon eifersüchtig [21].
Jemand, der wissenschaftlichen Publikationen blind vertraut, erfährt durch die genannte Lektüre einen ähnlichen Schock wie ein Kind, das gerade erfahren musste, dass es kein Christkind gibt. Das Kind kann sich immerhin damit trösten, dass es trotzdem Geschenke geben wird und dass es ja im guten Glauben angeschwindelt wurde. Im Falle der medizinischen Wissenschaft wird uns schmerzhaft bewusst, dass es nur ums Geld geht, dass es stattdessen zahlreiche, nicht abzuschätzende Nebenwirkungen gibt und dass vieles anders ist, als man uns einreden will.
Auf der einen Seite haben wir in der Wissenschaft das Problem, dass mit Zahlen gespielt wird wie in einem Kindergarten mit Legosteinen. Andererseits werden qualitativ hochwertige Studien, die unangenehme Fakten zu Tage bringen, auch nicht gerne gesehen. Die Vorgehensweise ist hier relativ einfach: Am besten ignorieren. Es kann zwar sein, dass ein paar hochrangige Wissenschaftler sich in offenen Briefen um Details streiten, doch die Allgemeinheit und die medizinische Alltagswelt bekommen davon herzlich wenig mit. Bestimmte Gefahren oder Alternativen sind schon seit Jahren oder Jahrzehnten bekannt, die Therapievorschläge bleiben aber gleich. Denn sie haben sich ja wunderbar bewährt – in wirtschaftlicher Hinsicht.
Am Beispiel Krebs: Hat man nach einer Krebstherapie keinen Krebs mehr, so würde man als Durchschnittsbürger diese Behandlungsmethode als erfolgreich einstufen. In der Welt der Statistik wird eine Krebstherapie aber dann als erfolgreich bewertet, wenn der Patient fünf Jahre nach der Diagnose noch lebt, egal ob mit Krebs oder nicht. Stirbt dieser zwei Tage nach Ablauf dieser Frist, zählt er immer noch zu den erfolgreich Behandelten. Nebenwirkungen, weitere Leiden oder therapiebedingte Folgeerkrankungen werden nicht erwähnt, obwohl der Großteil der Krebspatienten daran leidet. In vielen Krebsstudien werden bewusst bestimmte aggressive Krebsarten ausgeklammert, weil davon auszugehen ist, dass bei diesen die Todesrate relativ hoch sein wird. Sucht man sich für seine Forschungen einen vergleichsweise „ungefährlichen“ Krebs, eventuell sogar eine ganz frühe Krebsvorstufe, dann stehen die Chancen weitaus besser, einen Erfolg präsentieren zu können.
Im Journal of Oncology erschien schon vor über zehn Jahren eine groß angelegte Studie mit über 150.000 Krebspatienten über einen Zeitraum von 14 Jahren aus Australien und den USA [22]. Untersucht wurden dabei 22 verschiedene Krebsarten und der Erfolg einer Chemotherapie. Dabei musste man leider feststellen, dass eine Chemotherapie bei dem Fünfjahresüberlebensplan gerade bei 2,1 Prozent der Patienten einen positiven Unterschied ausgemacht hat (das ist allerdings ein Durchschnittswert, bei Hodenkrebs ist die Chemotherapie in 41,8 Prozent der Fälle effektiv, bedingt durch andere, schwierigere Krebsarten kommt aber der ernüchternde Durchschnittswert heraus). Und wie gesagt, diese Patienten mussten nach Ablauf der fünf Jahre gar nicht krebsfrei sein, sondern einfach (noch) nicht tot. Insgesamt waren es von den 150.000 Patienten nur ungefähr 3.000, bei denen der doch trügerische Behandlungserfolg auf die Chemotherapie zurückzuführen war. Eigentlich wäre das längst Grund genug, bei der Behandlung von Krebs umzudenken und andere Methoden zu verwenden. Diese Studie wurde von vielen Onkologen scharf kritisiert und es wurden methodische Mängel unterstellt, wie zum Beispiel jener, dass keine Gewichtung der Krebsarten vorgenommen wurde. Denn einige Krebserkrankungen sind gefährlicher als andere. Ohne die angesprochenen Mängel, so die Kritiker, wäre die Wirksamkeit der Chemotherapie von den knapp über zwei auf sechs Prozent gestiegen. Das ist aber auch nicht berauschend, zieht man die Kosten und auch die Nebenwirkungen einer Chemotherapie in Betracht.
Wenn selbst bei einer lebensgefährlichen Erkrankung wie Krebs derart wenig geändert wird, obwohl vieles dafür spricht, im Behandlungskonzept umzudenken, wie verhält es sich dann erst bei Allergien und Unverträglichkeiten? Allergien sind meist nicht lebensgefährlich, nur im Ausnahmefall könnte durch einen anaphylaktischen Schock ein Menschenleben in Gefahr sein. In den meisten Fällen sind Allergien nur beschwerlich und einschränkend. Und ein gutes Geschäft dazu. Denn ein Allergiker kann sein ganzes Leben lang Patient bleiben, dabei auf Cortison und Antihistaminika angewiesen sein und beim Auftreten der Beschwerden trotzdem zur Arbeit kommen.
Wie wir sehen werden, gibt es auch zum Thema Allergien und Unverträglichkeiten viele wissenschaftliche Erkenntnisse, die für eine ganz andere Herangehensweise an dieses Thema sprechen. Doch dazu müsste man in vielen Bereichen Dinge offenlegen, die man lieber verschweigen möchte.