Kitabı oku: «Gottes Angebote», sayfa 3

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1.3.2. Vergeben

Dieser biblische Auftrag25 ist eigentlich ein göttliches Angebot. Dass wir vergeben, ist für uns selber so unverzichtbar wichtig, dass Gott daraus ein Gebot gemacht hat. Wenn Gott uns einen Auftrag gibt, gilt immer: „Dieu donne ce qu‘il ordonne.“26 Er will uns also helfen, diesen Schritt, wie schwierig er auch sein mag, tun zu können.

Weil er die zerstörerischen Folgen des Unversöhntseins kennt, verlangt Gott aus Liebe zu uns, dass wir vergeben sollen. Das Unvergebene zerfrisst den Menschen wie eine Säure; Unversöhntheit macht lebensunfähig. Wer nicht vergibt, hält seinen Schmerz fest, und seine Seele kann nicht gesunden; Vergebung ist der Schlüssel zur inneren Heilung. Wer Menschen nicht aus ihrer Schuld entlässt, lebt in seinem Lebenshaus unaufhörlich mit ihnen zusammen. Deshalb schafft Vergebung eine große Befreiung: Wer andere Menschen entlässt27, kann in seinem Lebenshaus wieder Ruhe und Frieden finden.

Juristisch gesehen, ist Vergebung ein einfacher Willensakt. „Ich vergebe meinem Vater alles, was er mir Ungutes getan hat“, würde genügen; diese Vergebung hat Gültigkeit. Aber Gott geht es um mehr. Der Schritt der Vergebung soll in unserer Person Frieden schaffen. Dafür genügt der Willensakt nicht. Um ans Ziel zu gelangen, muss unsere Seele einen Weg gehen können. Als Seelsorger müssen wir diesen Weg kennen und die Seele des Klienten führen können. Wir sollten aber auch verstehen, worum es beim Vergeben eigentlich geht: Es geht dabei nicht um die Frage der Wahrheit und der Gerechtigkeit – die ist allein Gottes Sache –, sondern um das Ausräumen der Vorwürfe. Überall, wo eine innere Anklage ist – sie möge gerechtfertigt sein oder nicht28 –, braucht es Vergebung. Übersicht 4 zeigt die wichtigsten Etappen auf dem Weg des Vergebens auf (gegebenenfalls sind nicht alle nötig; es gilt, sich von Gott leiten zu lassen).


Übersicht 4
Vergeben – die Seele einen Weg führen:
Das Herz ausschütten; Schmerz, Wut, Scham usw. aussprechen und zu Gott hin abfließen lassen (vgl. Ps 62,9).
Sich der inneren Vorwürfe bewusst werden, die Anklage formulieren; der Helfer fragt nach und ermutigt, bis alles klar beim Namen genannt auf dem Tisch liegt.
Eintreten in Jesu Vergebungsbereitschaft.
Im lauten Gebet Punkt um Punkt im Namen Jesu vergeben; der Helfer kann nachfragen und gewisse wichtige Vergebungsschritte im Gebet bestätigen.
Ist die Bereitschaft zur „2. Meile“ (vgl. unten) vorhanden? Dazu ermutigen.
Wenn Beziehungen noch weiter bestehen: Annahme des anderen in seinem So-Sein; in die vergebende Grundhaltung gemäß Römer 15,7 eintreten.
Bitte um innere Heilung, Wiederherstellung, Wiederaufrichtung der Würde usw.; falls nötig auch um Löschung quälender Erinnerungen.
Von nun an gilt über dem Vergebenen Römer 8,28: alles muss denen, die Gott lieben, zum Guten mitwirken – es gibt keine Ausnahmen. Diese Verheißung im Glauben anzunehmen und an der gewährten Vergebung festzuhalten, bewahrt das Herz im Frieden.

Gewisse Etappen des Weges, den unsere Seele gehen muss, um zu Gottes Ziel zu kommen, fallen uns manchmal schwer. Zu diesen gehört die Notwendigkeit, uns die inneren Anklagen ehrlich einzugestehen. Hierzu ein Beispiel (Beispiel 2):

Als die Diakonisse bei der Bearbeitung ihrer Mutterbeziehung zum Ausdruck brachte, sie möchte ihrer Mutter vergeben, erklärte ich ihr, welchen Weg wir miteinander gehen würden. Da rief sie aus: „Sie anklagen, das werde ich nie tun; das darf man doch nicht!“ Ich erklärte ihr, dass es ja nur darum gehe, die Anklagen, die sie seit Langem in ihrem Herzen trage, klar zu formulieren. Sie blieb bei ihrer Weigerung; und ich beharrte darauf, die Anklage müsse formuliert werden.

Erst im übernächsten Gespräch war sie dazu bereit. Als sie ihre Vorwürfe dann laut auszudrücken begann, verstand ich, weshalb sie sich geweigert hatte: „Mutter, ich hätte dich umbringen können!“, brach es aus ihr heraus. Sie erschrak selber über die Tiefe ihrer Wut. Ich half ihr, so gut ich konnte, formulierte gewisse Anklagen klarer, fragte nach, bis alles ausgeräumt war: „Gibt es nicht noch mehr? Ist das alles? Ist der Sack ganz leer?“ Mitten in der Anklage wurden ihr ihre eigenen Fehler so stark bewusst, dass sie gleich auch ihre eigene Schuld vor Gott bringen wollte. Sie war dann aber einverstanden, den Weg des Vergebens zuerst zu Ende zu gehen, bevor wir ihre Schuld vor Gott brachten.

Und wenn der Schmerz und das Leiden zu groß sind und die Seele es nicht schafft zu vergeben? Wie kommt Gott diesen Menschen dann zu Hilfe? Dieser Frage bin ich in meiner Arbeit immer wieder begegnet. Ich verstand jeweils so gut, dass sich in der Seele des Opfers alles dagegen sträubte und es ihm menschenunmöglich schien zu vergeben. Andererseits wusste ich zu gut, dass es für die betroffene Person lebenswichtig war, es zu tun. Der erste Schritt bestand oft in der Einsicht, dass sie um ihrer selbst willen vergeben müsste; und so bewirkte Gott dann das Wollen. Aber der Schritt zum Vollbringen war auch dann oft noch groß. Deshalb beteten wir manchmal um die innere Bereitschaft und die Kraft dafür. Und wenn es auch dann zu keinem Durchbruch kam? Durch die unten geschilderte Erfahrung wurde mir zum ersten Mal klar, dass auch Vergeben-Können ein göttliches Angebot ist: Wir dürfen Gott unsere Unfähigkeit bekennen und in die Vergebungsbereitschaft Jesu eintreten. So wird auch das Vergeben zu einem von Gott vorbereiteten Werk. Dies wird hier deutlich (Beispiel 3):

Im ersten Ehejahr hatte das junge Paar eine hilfsbedürftige junge Frau bei sich aufgenommen. Nach Jahren hatte meine Klientin dann erfahren, dass Ihr Mann sie während fünf Jahren mit der jungen Frau betrogen hatte. Nun war die Ehe am Ende, und wir arbeiteten die verletzenden Erfahrungen auf. Heute war schon das dritte Gespräch, in dem die Frau versuchte, ihrem Mann zu vergeben. Und wieder sagte sie unter Tränen: „Ich schaffe es nicht!“ Was konnten wir tun? Ich schlug eine Zeit des hörenden Gebets vor: „Herr, wie möchtest du Frau B. zu Hilfe kommen?“ Ich hatte einen bildhaften Eindruck: Jesus stand Herrn B. gegenüber und schaute ihn mit seiner ganzen Barmherzigkeit und Liebe an; die von ihm ausgehende Gnade war wie ein Lichtkegel. Ich verstand, dass Jesus Frau B. einlud, sich vor ihn hinzustellen und so in seine Vergebungsbereitschaft einzutreten. Dazu war sie bereit. Im Gebet stellte sie sich vor Jesus hin; so stand sie auch selber im Lichtkegel der Gnade. Als sie ihren Mann dann mit dem Blick der Barmherzigkeit Jesu ansah, brach sie in Tränen aus und sagte: „Der arme Kerl!“ Nun war das Tor für sie offen, den Weg des Vergebens zu gehen.

Zuletzt noch etwas zum Geheimnis der „zweiten Meile“29: Die „erste Meile“ des Vergebens ist unverzichtbar, die zweite ist freiwillig. Sie besteht in dem, was Jesus bei der Kreuzigung und Stephanus bei seiner Steinigung getan haben30: Sie haben das Maß an Barmherzigkeit und Gnade vollkommen gemacht, indem sie Gott nun auch noch darum baten, ihren Mördern zu vergeben. Ich habe immer wieder erlebt, dass Menschen nach der „ersten Meile“ die zweite gerne tun, wenn wir sie auf diese Möglichkeit hinweisen. Und etwas ist mir dabei aufgefallen: Wer zur „zweiten Meile“ bereit ist, in dessen Herz kommt das göttliche Angebot des Vergebens wirklich vollkommen zum Ziel: der Friede Gottes kehrt ein in seine Seele.

1.3.3. Erlösung aus dem unguten Erbe

Gott kennt das Gesetz der Perpetuierung31 und weiß, dass jeder Mensch bei seiner Zeugung in die beiden elterlichen Erblinien mit ihren Anteilen an Segen und an Fluch eintritt. Dieses Erbe hat nicht nur eine körperliche Dimension, sondern auch eine seelische und eine geistliche. Nach der Geburt beginnt dann die Prägung durch die elterlichen Lebensweisen: Wir lernen von ihnen, indem wir Reaktionsmuster abgucken und Grundeinstellungen übernehmen – hilfreiche und wenig hilfreiche, denn das kindliche Modelllernen ist nicht selektiv. Gottes Angebot in 1. Petrus 1,1832 besteht nun darin, dass Jesus uns durch seinen Tod aus der unguten Erblinie und den unbrauchbaren Prägungen „losgekauft“ hat.33 Dies bedeutet, dass wir aus diesen belastenden Mustern austreten und in die zur Neuschöpfung gehörenden eintreten können. Sätze wie: „Das muss ich einfach tun!“ oder „Ich bin eben so!“ haben dann keine Gültigkeit mehr. Gott bietet uns eine Reinigung der Erblinie an, sodass wir aus den problematischen Bereichen unseres menschlichen Erbes austreten und in das Erbe unserer Gotteskindschaft eintreten können, damit der Segensfluss aus „tausend Generationen“34 ungehindert durch unser Leben fließen kann.

Aber auch hier stellt sich die Frage, ob der Klient Gottes Angebot wirklich annehmen und eigenverantwortlich werden will, oder ob er sein Verhalten weiterhin mit diesen Prägungen entschuldigen möchte. Dieses Angebot kann in fünf Schritten angenommen werden:

 Die Person bekennt die unguten Reaktionsweisen oder Muster vor Gott als Schuld und bittet dafür um Vergebung.

 Sie legt die unguten Prägungen ab und nimmt Gottes Angebot des Loskaufs für sich in Anspruch; der Seelsorger bestätigt die Gültigkeit von Gottes Zusage und setzt die abgelegten Muster außer Kraft.

 Die Person zieht die neuen, gottgemäßen Haltungen und Lebensweisen an; sie tritt in diesem Bereich in das ihr als Gotteskind zustehende Erbe ein. Der Helfer kann diesen Schritt bestätigen (Zeugengebet35).

 Fürbitte für die Menschen, die bisher durch diese unguten Reaktionen betroffen worden sind, Gott möge es gemäß Römer 8,28 an ihnen gut machen.

 Falls die Person Kinder hat: Gebet, dass dieser ungute Strang der Erb­linie auch für kommende Generationen durchtrennt sein möge.1.3.4. Sorgen abwerfen

Auch hier ist Gottes liebevolle Absicht wieder klar spürbar. Wenn wir es ihm überlassen, möchte er für uns sorgen; und wenn wir uns keine Sorgen um morgen machen müssen, können wir ganz und voll im Heute leben und Gott zur Verfügung stehen. Das wünscht sich Gott.36 Deshalb schreibt Petrus:

All eure Sorge werft auf ihn,

denn er kümmert sich um euch (1Ptr 5,7 EÜ).

Wenn wir eine bedrängende Sorge los werden wollen, so sollten wir Gottes Angebot wörtlich ernst nehmen. Solange wir bitten: „Nimm mir meine Sorgen doch ab!“, wird wohl kaum etwas geschehen. In 1. Petrus 5,7 steht: „… werft auf ihn!“ Dies ist eine bewusste, aktive Handlung, hinter der ein klarer Entschluss steht. Um diesen Schritt im Gebet mit Entschiedenheit zu vollziehen, kann man ihn mit einer symbolischen Handlung begleiten. Immer wieder habe ich Klienten ermutigt, sich Zeit zu nehmen, um ihre Sorgen klar zu formulieren und auf ein Blatt Papier zu schreiben. Wenn sie dann bereit waren, sie loszulassen, nahmen sie mit einem letzten Blick auf das Blatt Abschied von ihnen, zerrissen das Blatt dann betend, und ich entsorgte die Fetzen im Papierkorb. Hier die Entdeckung eines Klienten (Beispiel 4):

Welche Kraft in einer symbolischen Handlung liegt, hat ein Klient, mit dem ich über seine Sorgen und die Jakobus-Stelle gesprochen hatte, von sich aus intuitiv erfasst. Beim nächsten Termin berichtete er mir, was er anschließend an unser Gespräch aus eigener Initiative getan hatte: Er hatte sich am Fluss, an dessen Ufer die Christliche Beratungsstelle lag, einen flachen Stein ausgesucht, seine Sorgen darauf geschrieben und diesen dann betend in den Fluss geworfen. Wie befreiend war es, die Sorgenlast versinken zu sehen!

Dieses Angebot anzunehmen ist für manche Menschen gar nicht so einfach. Einige scheinen durch ihre Erziehung einen inneren „Sorgen-Auftrag“ empfangen zu haben, sodass ihr Gewissen sie dazu drängt. Andere besitzen so etwas wie einen gewohnheitsmäßigen „Sorgen-Rucksack“, den sie immer wieder zu füllen wissen. Für andere sind die Sorgen der Fluchtweg aus den schwierigen Fragen des Heute, Ausdruck ihrer Unfähigkeit, im Heute zu leben. Wenn es in der Seelsorge um das Ablegen der Grundhaltung des unguten Sorgens geht, können wir Gott bitten, er möge uns in einer Zeit des gemeinsamen Hörens37 den nächsten Schritt zeigen; er wird uns gewiss antworten.

Wie wir oben angedeutet haben, geht es Gott immer um unsere ganze Person. Deshalb hat er auch Angebote für unseren Geist und für die Heilung unseres Körpers. So kann es in der Finalen Seelsorge auch dazu kommen, dass Gott den Geist eines Menschen heilen, stärken und für seine Aufgabe innerhalb der Person zurüsten will. Ich habe es auch mehrfach erlebt, dass das Gebet für körperliche Heilung Teil meines seelsorgerlichen Auftrages war.38

1.3.5. Gottes individuelle Angebote

Mein Staunen gilt aber nicht nur den für alle Menschen gültigen, biblischen Angeboten Gottes, sondern noch mehr seinen individuellen Angeboten, Wegen und Lösungen, die er für die einzelne Person bereithält. Es ist beeindruckend, die Kreativität Gottes zu entdecken und zu sehen, mit wie viel wohlwollendem Entgegenkommen, Gnade, Weisheit und Feinheit er auf die einzelne Person in ihrer einmaligen Wesensart und Situation eingeht. Hier ein Beispiel dafür aus meiner seelsorgerlichen Praxis (Beispiel 5):

Der Mann stand zum vierten Mal in einer außerehelichen Beziehung und lebte getrennt von seiner Frau. Nun wollte er aus dem inneren Hin-und-her-gerissen-Sein herauskommen. Die Gefühle zogen ihn zur Geliebten, die Treue seiner Frau und die Erwartungen der Kinder zogen ihn zurück nach Hause. Gegen Ende eines Gesprächs sagte er: „Wenn ich nur wüsste, was Gott mir raten würde!“ Ich war überrascht – das war doch klar. Ich hätte ihn an Maleachi 2,15–16 erinnern können. Aber die innere Stimme hielt mich zurück, ihm eine Antwort zu geben. So fragte ich nur: „Wollen Sie es wirklich wissen?“ „Ja“, sagte er. „Dann bitten wir jetzt Gott, dass er es Ihnen bis zum nächsten Gespräch zeigt.“ Als wir das getan hatten, entließ ich ihn. Was würde nun geschehen?

Er war ganz beglückt, als er das nächste Mal kam: „Er hat es mir wirklich gezeigt, es ist ganz klar: Ich kehre zu meiner Frau und meiner Familie zurück.“ „Wie hat er es Ihnen gezeigt?“, fragte ich ihn. „Er hat mir die Liebe zu meiner Frau wieder geschenkt.“ Welch liebevolle, gnädige Antwort von Gott! Darauf wäre ich nie gekommen.

Als Schöpfer-Gott mit unendlicher Kreativität fehlt es ihm nie an Lösungen und Wegen. Auch seine individuellen Angebote sind immer Ausdruck seiner Weisheit und seiner allparteilichen39 Liebe. Gottes Lösungen machen uns nie von anderen Menschen abhängig; er selber tritt in die Lücke und schenkt uns, was wir brauchen. Sie bewirken zudem den größtmöglichen Segen für alle Beteiligten. Auch dazu ein Beispiel aus der Praxis (Beispiel 6):

In einem Paargespräch ging es um das Chaos, das jeweils losbrach, wenn der Mann abends nach Hause kam und mit den Kindern noch etwas „Freude“ haben wollte. Seine Frau fürchtete sich oft vor seiner Heimkehr: In kurzer Zeit brach die sorgfältig bewahrte Atmosphäre von Frieden zusammen; es war häufig kaum mehr möglich, die Kinder vor dem Schlafengehen wieder zur Ruhe zu bringen. Beide waren frustriert: Der Mann, weil ihm seine Frau die Freude mit den Kindern anscheinend „nicht gönnte“, und die Frau, weil er die Bemühungen eines ganzen Tages jeweils „in kürzester Zeit zunichtemachte“40. Welches konnte hier Gottes Lösung sein? In einer Hör-Stille machte Gott dem Mann ein Angebot: „Ich hänge dir meine Freude an die Klinke der Haustüre. Wenn du heimkommst, kannst du sie anziehen, bevor du hinein gehst.“ Dies empfand auch die Frau als Geschenk für sie; sie verstand, dass Gottes Freude nicht Chaos stiftet, sondern den Frieden bewahrt.41

Gottes Lösungen und Angebote sind oft so überraschend und unerwartet, dass sie Erstaunen auslösen. Was mir dabei besonders aufgefallen ist, ist Gottes feiner Humor, der dem Klienten eine hilfreiche Distanz zu seinem Problem ermöglicht. So ist in meinen Gesprächen auch immer wieder ein herzhaftes Lachen ausgebrochen. Selbst mir gegenüber hat Gott seinen Humor schon oft eingesetzt (Beispiel 7):

In einer meiner ersten Gebetsseelsorge-Wochen, an der ich teilnahm, erzählte mir ein Seelsorger gegen Ende der Seelsorgezeit ein inneres Bild, das Gott ihm für mich geschenkt hatte: Ich lief kreuz und quer auf einem Hügel umher; über mir schwebte ein kleines Wölkchen, aus dem Segens-Regen auf mich fiel. Dazu kam einfach der Satz: „Könntest du es mir ein bisschen einfacher machen und weniger umher rennen?“ Wie liebe- und humorvoll Gott seinen Rat ausgedrückt hatte, brachte uns zum Lachen.

Das Bild sprach zu mir und prägte sich mir ein. Wenn ich dann später wieder in der Gefahr stand, überaktiv zu werden, hörte ich in mir nur: „Wölkchen!“ Und dann wusste ich, was Gott sich jetzt wünschte.

Impulse zur Vertiefung:

Wenn ich aus Gottes Angeboten leben will – mit welchem beginne ich?

Wie kann ich Gottes individuelle Angebote und Lösungen persönlich erfahren?

1.4. Gottes Wege

In Gottes Wort können wir nicht nur Angebote, sondern auch Wege entdecken, wie wir zum Ziel kommen können. In den Hinweisen zu den drei Angeboten Gottes habe ich einige wichtige Wege Gottes bereits angedeutet. Was ist aber mit dem Begriff der „göttlichen Wege“ gemeint? Darunter verstehe ich die Art, wie das Ziel der Neuschöpfung angestrebt werden kann.

Gottes Wege stehen oft im Gegensatz zu unseren menschlichen Theorien und Wegen, an denen wir trotz aller Misserfolge oft hartnäckig festhalten. Es soll genügen, an einige zu erinnern: „Wenn man etwas begriffen hat, kann man es auch tun“; „Man kann, wenn man will“; „Ohne Fleiß, kein Preis“ usw. In der Realität unseres Lebens bewähren sich diese Theorien aber nicht. Die menschlichen Wege haben viel mit Anstrengung, Mühsal und selbstverdientem Erfolg zu tun. Sie überschätzen die Möglichkeiten des Menschen und überfordern ihn.

Es gibt aber auch christlich-religiöse Handlungsanweisungen, welche an der Realität des Menschen vorbeigehen und ihn überfordern, indem sie das Ziel durch eigene Leistung und Anstrengung erreichen wollen: „Man muss nur tun, was die Bibel sagt“, verbunden mit der Aufforderung zu einem Willensakt, bei dem die Seele nicht mitkommt.42 „Man muss nur richtig beten, dann …“, verbunden mit einem Gebets-Programm, durch welches der Erfolg garantiert werden soll.43 „Reiß dich ein bisschen zusammen; den Rest, den du nicht tun kannst, den tut Gott dann schon“, als ob Jesus nicht alles für uns vollbracht hätte. Gottes Wege verlangen ganz andere innere Haltungen: Das ehrliche Eingeständnis des Unvermögens, Demut, bitten können, ein unverdientes Geschenk annehmen und Dankbarkeit. Sie sind Ausdruck von Gottes Gnade, seinem stellvertretenden Handeln und seiner Barmherzigkeit.

Auf Gottes Wegen können wir seine Angebote in Besitz nehmen und durch seine Kraft von innen heraus verändert werden. Sie führen alle auf’s Ziel der Neuschöpfung zu. Wenn wir uns im Gespräch von ihm führen lassen, wird Gott uns zeigen, auf welchen seiner Wege er diese Person jetzt führen will.

Hier nun ein Überblick über die Wege, die Gott uns anbietet:


Übersicht 5
Gottes Wege
Eine nach vorne gerichtete, durch den Glauben geprägte, finale Haltung: Jes 43,18–19; Phil 3,12–14
Sich nach dem neuen Herzen ausstrecken: Spr 23,12.26; Hes 36,26–27; Gal 4,6;
Bitten – empfangen: Jak 4,2–3; Mt 7,7–11; Joh 15,16; Mt 18,19–20
Sein Verhalten wie ein altes Kleid ausziehen – das von Gott bereit­gestellte neue anziehen: Gal 3,27; Eph 4,22–24; Kol 3,7–10
In der von Gott geschenkten „Neuheit des Lebens“, im Licht und in den vorbereiteten Werken „wandeln“: Röm 6,4; 1. Joh 1,7; Eph 2,10
Gott Raum geben, damit seine Frucht in uns wächst: Joh 15,1–8.16; Gal 5,22
Mit Dankbarkeit begießen, was Gott in unserem Leben pflanzt: Ps 50,23; 1Thess 5,18; Phil 4,6; Kol 3,15

Auch hier soll ein Beispiel wieder Klärung bringen (Beispiel 8):

Das Ergänzungsmuster dieses Paares war sehr herausfordernd: Er war aufgrund seiner Herkunft und seiner Kindheit ein intellektueller Chaot; sie entstammte einer wohlgeordneten, kleinbürgerlichen Familie; beide standen im Glauben. Die Frau hatte lange versucht, sich immer wieder neu auf die sprunghaften, für sie unverständlichen und verletzenden Entscheidungen ihres Mannes einzulassen; sie hatten ihr und den Kindern viel Unsicherheit beschert. Diese unvermittelten Kurswechsel hatte sie als Treubruch erlebt und mit der Zeit begonnen, auf Distanz zu gehen und ihm sein ungutes Verhalten bei jeder Gelegenheit vorzuwerfen. In unseren Paargesprächen machte er klare Schritte der Veränderung; sie aber fuhr fort, ihn durch Liebesentzug zu bestrafen.

Eines Tages stießen wir auf folgenden Satz von Paulus: „Lasst alle Menschen eure Freundlichkeit spüren.“44 Wir sprachen darüber, dass diese Freundlichkeit eigentlich zur „Grundausstattung“ des neuen Menschen gehöre. Ich fragte die Frau: „Spüren Sie, dass Gott diese Freundlichkeit in Sie hineingelegt hat?“ „Ja.“ „Auch Ihrem Mann gegenüber?“ Sie schaute mich verschmitzt an: „Ja, auch ihm gegenüber.“ „Wollen Sie sie ihn nicht von Zeit zu Zeit spüren lassen?“45 „Nein, das möchte ich nicht.“ „Nun“, sagte ich, „das ist Ihre freie Entscheidung. Wichtig ist, dass Sie spüren, dass die Freundlichkeit in Ihnen da wäre.“

Sie tat es dann im Nachhinein doch, sogar immer häufiger. Der Zeitpunkt aber, wo sie bereit war, den anderen göttlichen Weg bewusst zu beschreiten, „sein Verhalten wie ein altes Kleid ausziehen – das von Gott bereitgestellte neue anziehen“, kam erst nach einigen Gesprächen.

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