Kitabı oku: «Die Eucharistie als Opfer der Kirche», sayfa 3

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1.2 Opfer und Eucharistie in den ersten christlichen Jahrhunderten

Das NT kennt keinen fest umschriebenen Opferbegriff, so dass es zur Aufgabe der patristischen Zeit wird, die Aussagen der neutestamentlichen Schriften hinsichtlich dieser Frage zu bedenken. Mit der Reflexion der heilbringenden Passion Jesu Christi und der Eucharistie in den ersten christlichen Generationen der Gemeinden setzt eine Übertragung des Opferbegriffs auch auf die Eucharistie ein. Es ist der Opfercharakter des Todes des Herrn, der in den Gemeinden zur Übertragung des Opferverständnisses auf die Eucharistie selbst führt. Der 1. Korintherbrief (1 Kor 11,26) bereitet dieses Verständnis vor und bereitet den Boden für die Schlussfolgerung: In der Eucharistie wird Jesu Tod, sein Opfer, gegenwärtig gesetzt.25 Paulus konzentriert das Gedächtnis des Abendmahls auf den Tod Jesu, als das zentrale Heilsereignis, das den eigentlichen Sinn für die Teilnahme an den Mahlfeiern ausmacht. Von daher ist mit diesem Verständnis der Anamnese zugleich die Behauptung des Opfercharakters des Todes Jesu Christi (Gal 2,20; Eph 5,2; 1Kor 5,7) und des Abendmahles (1Kor 10,19ff) inklusive seines kultischen Nachvollzugs gegeben. Die Verknüpfung von Kelchwort mit alttestamentlichem Passah (Lk 22, 15 und 1Kor 5,7) und den Opfertermini, die Jesu Leiden und Sterben betreffen (Mk 10,45; Hebr 7, 27; 9,23-25; 10,10-14; 13,10; Joh 6,51; 19,34ff), prägen den neutestamentlichen Verstehenshorizont der ersten Christen. Die frühe Kirche überwindet ihre Abneigung gegen materialistisch-verdinglichte Opferdarbringung und versteht die Eucharistie als vollkommenes Opfer, das die alttestamentlichen Opfer, wie z.B. in Mal 1,11.14 beschrieben, erfüllt und zugleich überbietet.26 Davon berichtet die Didache (Did 14,1ff):

An jedem Herrentage, wenn ihr zusammenkommt, brecht das Brot und sagt Dank, nachdem ihr zuvor eure Verfehlungen bekannt habt, damit euer Opfer rein sei. Keiner aber, der Streit mit seinem Nächsten hat, soll mit euch zusammenkommen, bis sie sich versöhnt haben, damit euer Opfer nicht entweiht werde. Denn dies ist das vom Herrn gesprochene Wort: ‚An jeder Stelle und zu jeder Zeit mir ein reines Opfer darzubringen; denn ich bin ein großer König, spricht der Herr, und mein Name ist wunderbar unter den Völkern’ [Mal 1,11.14].

Die Vollzugsweise des Gedächtnisses, nämlich die Danksagung (die Eucharistie), wird dann in der Folgezeit zur Namensgeberin der ganzen Feier. Das Gedächtnisopfer ist in dieser Zeit wesentlich Dankopfer.27 Wir sehen, dass im Rückgriff auf Mal 1,11.14 zum ersten Mal in der frühchristlichen Literatur die Eucharistie als Opfer bezeichnet wird, womit die ganze Feier gemeint ist. Dabei wird die anabatische Seite des Opfergeschehens betont und in den Mittelpunkt gestellt. Mal 1,11.14 erhält damit eine christologische Implikation ohne Differenzierung, ohne aber vom einmaligen Opfer Jesu zu sprechen.28 Die apostolischen Väter, wie Clemens von Rom, verstehen den neutestamentlichen Kult als Spiegelbild des Alten Bundes, woraufhin eine unbefangene Rezeption opfertheologischer Termini einsetzt. Der Darbringung der Gaben wird allerdings ein anderer Sinn zugewiesen. Der christliche Gehalt des Opfers ist in die Geistigkeit des Darbringens gelegt, doch weiterhin bleibt die Einzigartigkeit des Opfers Christi im Hintergrund.29 Die Dimension der Eucharistie, wie sie in den Anfängen des Christentums etabliert wird, beinhaltet, und das muss hervorgehoben werden, als wesentliches Moment die intentionale Rückwendung und Rückgabe der Gabe an Gott, als deren Ursprung. Dadurch ist die Eucharistie Opfer. Philo erkennt dies (De spec. leg. I 297), wenn er das wahre Opfer nicht in den materiellen Dingen, sondern in den Hymnen, Lobsprüchen und Danksagungen verankert, und hierin den jungen Christengemeinden den weiteren Reflexionsweg weist.30

Den frühen christlichen Theologen geht es bei der Betonung der spiritualisierten Opferauffassung um die Abwehr des heidnischen Vorwurfs, Christen seien gottlos, weil sie eine opferlose Gottesverehrung praktizieren. Das innerkirchliche Leben rückt nicht ins Blickfeld der Literatur in der apologetischen Zeit, und so bleibt letztlich die Verhältnisfrage von Opfer und Eucharistie unreflektiert.31

Mit Justin († um 165) richtet sich der Blick auf die Inkarnation als Gegenstand der Erinnerung bei der Eucharistie. Dabei ist dies kein Gegensatz zur Opfertradition der Eucharistie, sondern Entfaltung und Ausdeutung des johanneischen Ansatzes, der den Blick auf eine Entfaltung bzw. Erfüllung des Opfers lenkt.32 Bei Justin (Apol I 66,2) lesen wir:

„Nicht als gemeinsames Brot und gemeinsamen Trank nehmen wir sie [die Eucharistie]. Vielmehr auf die gleiche Weise, wie der durch den Logos Gottes Fleisch gewordene Jesus Christus, unser Erlöser, um unserer Erlösung willen sowohl Fleisch als auch Blut (angenommen) hatte, so ist … auch die Speise, die durch ein Gebet um den von ihm stammenden Logos zur Eucharistie geworden ist, eben jenes Fleisch gewordenen Jesus Fleisch und Blut, wie denn Fleisch und Blut (überhaupt) aus Speise auf Grund der (Nahrungs-)Umwandlung gebildet werden.“

Nach Justin werden durch Gebet um den Logos Brot und Wein durch eben diesen Logos selbst zur Eucharistie. Damit ist die Analogie von Inkarnation und Eucharistie hergestellt und er ordnet damit die Inkarnation unter die Opferidee ein, da Jesus die Menschwerdung um der Erlösung der Menschen willen auf sich genommen habe. Die Inkarnationsanamnese fügt sich unter die umgreifende Idee der Anamnese des Opfertodes Christi ein. Justin entwickelt ein eucharistisches Inkarnationsprinzip, dass zugleich der Schlüssel zur Abendmahlstradition der griechischen Väter ist. Es handelt es sich dabei um die Logosepiklese durch Gebet über die eucharistischen Gaben.33

Das eucharistische Inkarnationsprinzip findet sich ebenfalls bei Irenäus von Lyon († 202).

„Die Epiklese bringt eine Funktion der Eucharistia, des Danksagungsgebetes, zum Ausdruck und fällt mit diesem letztlich zusammen. Ihr Sinngehalt deckt sich mit dem des Dankes und des Opfers. Dank und Opfer leiten eine Gabe von Gott her und auf ihn zurück. Dieses Geschehen nimmt die Epiklese auf: sie ruft den Logos auf die Gaben herab, um sie zu konsekrieren und dann mittels dieser die Menschen zu Gott zurückzuführen.“34

Irenäus stellt „die Bindung des Gedächtnisses an das ‚Brot u[nd] den Kelch der Danksagung’ (Dial. 41,1ff) sowie den Opfercharakter der Eucharistie“ heraus.35 Bei ihm schreitet der Reflexionsprozess deutlich voran. Sein Augenmerk liegt auf der Abgrenzung der Eucharistielehre von Irrlehren, wie z.B. der Gnosis. Dabei fällt sein Augenmerk auf die Materialität der Gaben, die Zeichen der Einheit von Gott dem Schöpfer und Gott dem Erlöser sein sollen und AT und NT innerlich einigen sollen. Er gelangt zu der Erkenntnis, dass zwar Genus „Opfer“ im Alten und Neuen Bund gleich, aber die Species verändert ist. Der gleiche Grund wird aber von den Kindern der Freiheit, d.h. den Christen, anders gehandhabt als bei den Kindern der Knechtschaft, d.h. dem Volk Israel. Die Geistigkeit des liturgischen Handelns bei gleichzeitiger materieller Gabendarbringung wird von Irenäus konsequent unterstrichen.36

„Irenäus begründet die Existenz des Opfers der Eucharistie, indem er auf zwei Sachverhalte zurückgreift. Hierbei nimmt der Bezug auf die Einsetzung des Abendmahls den hervorgehobenen Rang ein … Die Neuheit des geschlossenen Bundes [im NT] zieht die Neuheit eines Opfers nach sich [in Abhebung, aber nicht in Widerspruch zum AT]. Ihre Stiftung fällt mit der Einsetzung der Eucharistie zusammen. Jesus Christus, der Stifter des Neuen Bundes, hat dieses Opfer selbst eingeführt. Brot und Wein, die aus der Schöpfung genommen sind, bilden die Materie des Opfers; diese werden in das Fleisch und Blut Jesu Christi verwandelt … Die Kirche handelt so, wie Christus einst gehandelt und nachzutun befohlen hat.“37

Für Irenäus ist der Grundgedanke, dass der Zugang Gottes zu den Menschen auf die danksagende Antwort der Menschen wartet. Diese wird durch die Vermittlung Jesu Christi in der Eucharistie Wirklichkeit. In Jesus Christus selbst, als dem Stifter des Neuen Bundes, wurzelt bei Irenäus der Opfergedanke der Eucharistie.38 Ein wichtiger Aspekt, den Irenäus aufzeigt, ist die Bedürfnislosigkeit Gottes. Gott hat kein Bedürfnis nach den menschlichen Gaben, sondern die Menschen haben das Bedürfnis, Gott etwas zu opfern. Die Gaben von Brot und Wein sind jene, welche Christus hernahm. Sie bezeichnen die Schöpfertätigkeit Gottes. Sie werden dargebracht, damit an ihnen die Dankbarkeit erwiesen wird. So können wir bei Irenäus festhalten, dass das Opfer des Neuen Bundes aus den Elementen Brot und Wein besteht, die den Dank ausdrücken, der dem Vater dargebracht wird. Sie sind aber zugleich darauf ausgelegt, Fleisch und Blut des Erlösers zu werden. Leib und Blut Christi bilden somit die wahre Gabe, die Gott dargebracht wird. Die Kirche opfert sich unter den sakramentalen Symbolen selbst, unter denen Christus gegenwärtig geglaubt wird. Dabei wird die Kirche in das Opfer des Christus passus hineingenommen und von Gott in diesem Akt definiert, wie sie sich in ihm zugleich selbst definiert. Die Kirche vollzieht den Auftrag des Stifters, indem sie in seinem Namen und seiner Vollmacht handelt. Dabei bleibt die Kirche nicht beim Christus passus stehen, sondern sie opfert sich im eucharistischen Opfer unter den natürlich sichtbaren Symbolen von Brot und Wein als Hingabe an Gott.39 Der Beitrag von Irenäus zum Verständnis des Abendmahls besteht in der Zusammenführung von verschiedenen Traditionen. Es kommt zur umfassenderen Betrachtung der Eucharistie zugleich als Opfer der Kirche und als an die Heilsereignisse erinnerndes Opfer Jesu Christi.

1.3 Ausblick

Wir können somit festhalten, dass sich in der frühen Kirche ein zweifacher Aspekt der Opferthematik der Eucharistie herausgebildet hat, der jedoch nicht philosophisch reflektiert ist. Die althergebrachten Opfertermini werden teilweise undifferenziert verwendet und dennoch in neue Zusammenhänge gestellt. Die umfassende Erinnerung an das Opfer Jesu Christi und die Eucharistie als Opfer der Kirche stehen nebeneinander. Ihr innerer Bezug ist zu diesem Zeitpunkt nicht ausreichend reflektiert. Wir müssen daher im folgenden Punkt nachfragen, welche theologischen und philosophischen Gedankengänge und Reflexionen in der Folgezeit in das christliche Opferdenken aufgenommen werden.

2. Der philosophische Denkansatz

Bei den Kirchenvätern setzt in der Folgezeit eine Reflektion über bestimmte Aspekte des christlichen Gottesdienstes ein. In erster Linie geht es um die Begrifflichkeiten von „Danksagung“, „Gedächtnis“ und „Opfer“. In der Traditio apostolica (um 220) erscheinen diese Begriffe als die Synthese der Eucharistieauffassung der ersten zwei Jahrhunderte. Demnach handelt es sich bei einem Gedächtnis, wie es die Traditio apostolica versteht, um die Vergegenwärtigung der erinnerten Heilstat im liturgischen Tun der Kirche, ganz im Sinne des alttestamentlichen Verständnisses.40 Doch die Theologen dieser Zeit erkennen alsbald, dass ein solches Verständnis unbedingt einer philosophischen Durchdringung der Thematik bedarf.

2.1 Das platonische Bilddenken

So tritt neben das biblische Vergegenwärtigungsverständnis nun das platonische Bilddenken. Die eucharistischen Gaben Brot und Wein werden in der Traditio apostolica 21 als Abbilder (‘αντίτυπος bzw. similitudo) des Leibes und Blutes Christi verstanden. Katabatisch ist das „Gedächtnis“ danksagendes Empfangen der von Gott geschenkten und in den eucharistischen Symbolen vergegenwärtigten Heilstat. Anabatisch entspricht dies der antwortenden Hingabe, dem Selbstopfer der Kirche. Beide Bewegungsrichtungen konstituieren in der frühen Theologenzeit gemeinsam das Opfer der Kirche. Johannes Chrysostomus († 407) betont später die Identität des Opfers der Kirche mit dem Kreuzesopfer Christi in Bezug auf Opfergabe und Opferhandlung. Die Eucharistieauffassung der (syrischen) Patristik lässt sich demnach mit Anamnese (άνάμμσνησις) beschreiben, im Sinne kommemorativer Aktualpräsenz der liturgischen Vergegenwärtigung des ganzen Heilswerkes Jesu Christi durch die Kirche.41 Das ursprüngliche Verständnis der in der Kirche immer wieder vollzogenen einen Stiftung Christi, geht mit Selbstverständlichkeit von der Gleichzeitigkeit des einzigen Opfers Christi und des jetzt opfernden Handelns der Kirche bei der Eucharistiefeier aus. Dieses Verständnis existiert bis zum Zeitalter der Reformation weiter.42 Die lateinischen Kirchenväter sprechen von „memoria“ als kultischer Vergegenwärtigung des einen und einzigen Opfers Jesu Christi. Die Begriffe „figura“, „similitudo“ und „sacramentum“ bringen das nunmehr wirksame platonische Bilddenken eindeutig zum Ausdruck.43

2.2 Der Beitrag von Ambrosius - Hieronymus - Augustinus

Bei Ambrosius von Mailand († 397), dem ersten der drei Kirchenlehrer, die wir befragen wollen, lesen wir zum Messopfer:

„Wenn Christus jetzt nicht zu opfern scheint, so wird er doch auf Erden geopfert, weil sein Leib geopfert wird; ja er selbst opfert offenkundig in uns, er, dessen Wort das dargebrachte Opfer heiligt.“44

Weiter schreibt er zur anamnetischen Seite des eucharistischen Tuns:

„Sooft das Opfer dargebracht wird, wird der Tod des Herrn, seine Auferstehung und seine Himmelfahrt versinnbildet (lat.: significetur) und die Vergebung der Sünden.“45

Ebenso befasst sich Hieronymus († 419) mit dem zentralen Geheimnis der Eucharistie. In zweifacher Weise möchte Hieronymus den Leib und das Blut Jesu Christi verstanden wissen. Einmal eucharistisch, d.h. geistlich und göttlich, und einmal historisch, d.h. die Kreuzigung bedenkend. Das Verhältnis der beiden Dimensionen wird jedoch nicht näher bestimmt, aber als Problem erkannt.46

Augustinus († 432) spricht schließlich davon, dass die Eucharistie als „similitudo“ des Opfers Christi und nur wegen dieser „similitudo“ die Benennung als „Opfer der Kirche“ zukommt.47 Er geht dabei so vor, dass das eucharistische Opfer sofort auf das Selbstopfer der Kirche bezogen ist, und somit auf das Opfer der Christen bzw. das Mitgeopfertwerden der Kirche mit Christus als seinem Leib.48

„Wenn ihr Leib Christi und seine Glieder seid, ist euer Mysterium (das Mysterium, das ihr seid) auf dem Tisch des Herrn niedergelegt: ihr empfangt euer Mysterium. Auf das, was ihr seid, antwortet ihr: Amen.“49

Augustinus knüpft bewusst das Band zwischen Eucharistie und dem Bild des mystischen Leibes Christi, der Kirche. Die Stellung Jesu Christi im Messgeschehen gibt Augustinus mit „ipse offerens, ipse et oblatio“ an.50 Augustinus geht es in seinem theologischen Denken weniger um die Realpräsenz des Leibes und Blutes Christi und betont vielmehr den Opfercharakter der Eucharistie (vgl. De civ. Dei X, 6 bzw. X, 20). Er macht die res sacramenti vom menschlichen Bemühen abhängig. Daher ist ihm jedes Werk, welches der Gottgemeinschaft dient, alles Tun für Gott und Mitmenschen und das äußere Opfer sacramentum des inneren Opfers, d.h. die Kirche bringt in dem, was sie darbringt, sich selbst dar. Zugleich besteht der wesentliche Bezug der eucharistischen oblatio zum einmaligen Kreuzesopfer Jesu darin, dass dessen memoria, dessen sacramentum vor Augen gestellt wird. Somit bewirkt nach Augustinus die liturgische memoria die Aktualpräsenz der einzigen damaligen Heilstat. Die Heilstat des Hauptes des Leibes setzt sich in dieser augustinischen Auffassung in den Gliedern, im Tun der Kirche als Leib Christi, fort.51

Die Opferhaftigkeit betonen nach Augustinus später auch die Päpste Leo der Große († 461) und Gregor der Große († 604). Gregor tituliert mit Vorliebe die Eucharistie als Opfer, das für Lebende und Verstorbene heilsam und nützlich sei. Papst Gregor betont zudem die Aktualpräsenz des Opfertodes Jesu, wenn er sagt, dass im Mysterium Jesus wieder für die Menschen leidet. So stellen sich zu diesem Zeitpunkt zwei Punkte des abendländischen Eucharistieverständnisses heraus: Durch die Aktualpräsenz der Opfertat Christi im anamnetischen Opfer der Kirche, kommt es im Mysterium zum „Heute“ der vergangenen Heilstat. Zugleich ereignet sich ebenfalls die Realpräsenz des Leibes und Blutes Christi.52

2.3 Standpunkt und Ausblick

Wir haben gesehen, dass sich eine Entwicklung im Eucharistieverständnis vollzieht, doch noch sind nicht die Tiefen des Geschehens durchdrungen und gerade das Opferverständnis innerhalb des eucharistischen Handelns bedarf zu diesem Zeitpunkt innerhalb der Theologiegeschichte weiterer Durchdringung. Doch leider kehren sich die Interessen der Theologie von diesem Thema zu Gunsten anderer theologischer Brennpunkte ab. Schwerwiegend wirkt sich der Verlust des gerade errungenen platonisch-augustinischen Bildbegriffs aus. Ein theologischer Rückschritt, der zwangsläufig zu Auseinandersetzungen führen muss. Dieser weiteren Entwicklung wollen wir uns im Hinblick auf das Opferverständnis nun zuwenden.

3. Der Verlust des platonisch-augustinischen Bildbegriffs
3.1 Erste Streitigkeiten um die Eucharistie

Das 9. Jahrhundert bringt mit der Veränderung des philosophischen Denkhorizontes den Verlust des realen Gehaltes des platonisch-augustinischen Bildbegriffs mit sich. Die Repraesentatio, die bloße äußere Wiedergabe, tritt an die Stelle des real verstandenen Bildbegriffs. Damit brechen zwangsläufig eucharistische Streitigkeiten los. Wichtig für die vorliegende Untersuchung ist, dass durch den Umbruch der Opfercharakter der Messe nicht mehr primär als liturgisch-kultische Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers gesehen wird, sondern nun vom Opferakt der Kirche ausgegangen wird, wobei die Opferdarbringung von Leib und Blut Christi nicht als selbständiger Akt der Kirche verstanden wird. Die Identität von Kreuzesopfer und Opfer der Kirche wird durch die Identität Christi als Opfergabe und Opferpriester festgesetzt. Die Differenz verortet man in der Andersartigkeit des Opferaktes.53 Das unbestrittene Hauptthema bleibt jedoch während dieser ganzen Zeit die Realpräsenz, d.h. die wirkliche Gegenwart Jesu Christi in den gewandelten Gaben von Brot und Wein.54

Um das Jahr 860 beginnt Ratramnus von Corbie seine Schrift De Corpore et sanguine Domini liber mit der Frage, ob das, was in der Eucharistie geschehe, in mysterio geschehe oder in veritate. Ein Sakramentenverständnis tritt ans Licht, das symbolisch und real als Gegensätze versteht, und die Einheit von sakramentaler figura und bezeichneter veritas aufspaltet.55

Das Lehramt muss sich im 11. Jh. wiederum mit einer eucharistischen Thematik beschäftigen, als nämlich Berengar von Tours († 1088) die wirkliche Gegenwart Christi in der Eucharistie leugnet. In differenzierter Begrifflichkeit legt die römische Synode 1079 eine Bekenntnisformel (DH 700) Berengar zur Annahme vor. Im Streit geht es darum, ob nach der Konsekration Jesu Leib und Blut zeichenhaft oder realpräsent gegenwärtig sind. Auf dem IV. Laterankonzil (1215) findet schließlich zum ersten Mal der Begriff Transsubstantiation Verwendung.56 In der Frage der Eucharistie votiert man zu dieser Zeit noch für das realistische Verständnis bei den Alternativen Bild/ Sakrament / figura bzw. Sache / Wirklichkeit / veritas.57

Was das Verständnis des Opfercharakters angeht, kann man dieser Periode des theologischen Reflektierens nur ein abnehmendes Interesse an der Auslotung dieser theologischen Dimension attestieren. Einige Beispiel wollen wir uns im nächsten Schritt vor Augen führen.

3.2 Die Opferthematik – eine überkommene Fragestellung?

Schauen wir in die Sentenzen des Petrus Lombardus († 1160). Hier finden sich sozusagen die Fragen bezüglich der Eucharistie seiner Zeit gebündelt. Auch zum Opfercharakter nimmt er Stellung und sagt, dass

„das, was auf dem Altar geschieht, Opfer ist und genannt wird, und dass Christus nur einmal dargebracht wurde und doch täglich geopfert wird; freilich anders damals, anders heute. Und auch wird gezeigt, welche Kraft das Sakrament hat: Es gibt Nachlass der lässlichen Sünden und Vollendung der Tugendkraft.“58

Papst Innozenz III. († 1216) schreibt in seinen allegorischen Messerklärungen einen wichtigen Satz über den Opfercharakter der Messe:

„Nicht nur die Priester bringen dar, sondern auch alle Gläubigen. Denn was in besonderer Weise erfüllt wird durch den Dienst der Priester, das wird ganz allgemein getan durch die Gesinnung [lat. votum] der Gläubigen.“59

Die Tendenz dieser Zeit begnügt sich zumeist mit der schlichten Wieder- und Weitergabe der überlieferten Väterworte zum Opfercharakter der Eucharistie. So kommt es, dass der Opfercharakter bei den Überlegungen zur Eucharistie schlichtweg mitgedacht wird, ohne dabei immer ausgesprochen zu werden. Schließlich tritt die Opferthematik gegenüber anderen Fragen ganz in den Hintergrund.60

Zweifellos gibt es in dieser Zeit viele verschiedene theologische Fragestellungen, deren Wichtigkeit nicht bestritten werden kann. Doch erscheint die Opferproblematik keine überkommene Fragestellung zu sein, die von den Theologen dieser Epoche als abgehandelt zur Seite gelegt worden ist. Sie erscheint vielmehr als verdrängte, aber doch noch mitgedachte theologische Prämisse, deren schon einmal errungene Verständnismöglichkeit mit dem Verlust des Bildverständnisses verschwunden ist und so in der Folgezeit zu neuen Problemen führt. Daher richten wir nun den Blick auf die heraufziehende Reformationszeit. Sie nötigte dazu, die Opferthematik neu zu bedenken.

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