Kitabı oku: «Die neuesten Streiche der Schuldbürger», sayfa 6

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17. Februar

Ein enger Verwandter ist seit einem halben Jahr mit einer Zentralafrikanerin liiert, und vor kurzem verbrachte er seinen ersten längeren Urlaub im Lande der Liebsten. Nach der Heimkehr berichtete er, was so ziemlich alle Afrika-Reisenden zu berichten pflegen: Er schwärmte von der Großartigkeit der Landschaften, von der Natur überhaupt, von der Herzlichkeit und habituellen Grundfröhlichkeit der Menschen, aber zugleich beteuerte er, dass man diesen Kontinent wohl nicht zu Unrecht den verlorenen nenne; nichts funktioniere dort richtig, von der simpelsten häuslichen Technik bis zur Infrastruktur, doch niemand nehme daran Anstoß, geschweige dass sich jemand zur Beseitigung der Miseren und Kalamitäten aufraffte; die Sicherheitslage sei vielerorts prekär, so etwas wie eine res publica existiere nicht, die Vorstellungen von Recht und Eigentum, die Einstellung zur Arbeit, der herrschende Glaube an Voodoo, Hexerei usw., all das sei mit der europäischen Lebensweise wenig kompatibel. Die Eingeborenen dächten und empfänden in Familien oder Clans, Loyalitäten darüber hinaus seien eher unbekannt, das Verhältnis zu Terminen und Absprachen sei überaus elastisch, kurzum: man lebe dort einfach grundlegend anders als hierzulande.

Dergleichen aus empirischen Beobachtungen gewonnene Schlüsse sind weder repräsentativ noch falsifizierbar. Was den Blickwinkel des konkreten Beobachters betrifft, sind sie wahr, und je mehr konkrete Beobachter dieses »Narrativ« bestätigen, desto wahrer wird es. Die Feststellung, dass Afrikaner anders sind als Europäer, ist eine Binse.

Anders ist nun aber bekanntlich das neue schlimm, weshalb jeder Hinweis darauf, dass menschliche Großkollektive sich voneinander unterscheiden, womöglich sogar auf eine unvereinbare Art und Weise, von den Agenten des Globalismus als rassistisch weggebügelt wird. Tatsächliche Verschiedenheit ist unseren Buntheitsverkündern nämlich ein Greuel. Die Propagandisten eines radikal universalistischen Menschenbilds wollen jedes Individuum nur noch als Tabula rasa gelten lassen, als ein folgenlos umtopf- oder vermischbares Wesen ohne kulturelle Prägungen, ohne Traditionen, ohne ethnische oder – horribile dictu – genetische Unterschiede, das schließlich als gleichartiger und gleichberechtigter globaler Marktteilnehmer konfliktfrei mit anderen Gleichartigen aufeinandertrifft. Jeder weiß, dass es sich bei diesem Modell, wohlwollend formuliert, um eine Illusion handelt. Das Motto der gutmeinenden Nivellierer lautet deshalb: Friss es – oder sei Rassist.

Der »Fachverband Afrikanistik e.V.«, ein Hochschulwissenschaftlerverein, hat die Bundeskanzlerin in einem offenen Brief aufgefordert, den Afrika-Beauftragten der Bundesregierung, Günter Nooke, zu entlassen. Der CDU-Politiker, heißt es darin, habe sich mit »kolonialen Stereotypen und rassistischen Untertönen« für diesen Job unmöglich gemacht – Sie merken, geneigter Leser, das Deutsch der Kläger stammt vom Grabbeltisch, aber es sind ja auch Afrikanisten. (Nookes Äußerungen werden in den Acta-Notaten vom 25. und 30. Oktober 2018 behandelt.)

Die Welt berichtet: »Am Mittwoch kam es im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Berlin zur Aussprache zwischen Nooke und den Afrikanisten. In der für Journalisten zugänglichen zweistündigen Debatte, die nicht immer frei war vom Anschein eines Tribunals und von gereizten Reaktionen, wollte Kramer wissen, ob Nooke weiterhin zu seinen Interviewaussagen stehe. Für ›erheblichen Unmut‹ – so steht es im Brief an Merkel – hatte der einstige DDR-Bürgerrechtler mit Hinweisen darauf gesorgt, dass die Gesellschaften in Afrika ›anders funktionieren‹, dass es ›Clanstrukturen‹ gebe und, auch wegen hoher Temperaturen und Luftfeuchtigkeit, ›die Arbeitsproduktivität auf dem Bau eine andere ist als hier‹. Nooke weiter: ›In Niger bekommen die Frauen im Schnitt 7,3 Kinder, die Männer hätten gern elf!‹«

Eine Professorin monierte zudem, Nooke habe ins Gästebuch im Opernhaus von Mali einen Satz geschrieben, den sie zwar nicht genau kenne, der aber »irgendwie so in der Art« lautete: »Afrika, so nah und doch so fern.« Mit dieser Bemerkung habe Nooke das Stereotyp verbreitet, Afrika sei »anders«. Also ein Stereotyp, das durch jede Afrika-Reise, jeden Dokumentarfilm von dort und neuerdings auch die Ausbreitung bizarrer afrikanischer Riten in Europa bezeugt wird. Manche Afrikanisten erblicken darin wohl eine Hintansetzung ihrer Klientel, was ich, wenn man mich früge, für latent rassistisch erklären würde, sofern ich mir diesen Plapperbegriff nicht generell verböte. Ich schweife ab – .

Was denn an seinen Aussagen falsch sei, begehrte Nooke von den Dementoren einer ähnlichkeitsbasierten Afrikanistik zu wissen. »Wir als Geisteswissenschaftler haben vielleicht einen anderen Faktenbegriff als Sie«, ließ sich der Hamburger Professor Jürgen Zimmerer mit der Replik nicht lumpen. Ob diese Version des soeben noch geschmähten Andersseins womöglich mit dem Forschungsgegenstand zu tun hat? Dass die meisten aktuellen westlichen Geisteswissenschaftler in ihrem konstruktivistischen Rausch Fakten nicht mehr von Thesen, Hypothesen, Parenthesen und Ansichten unterscheiden können, bezeugt bereits die Rede vom »Faktenbegriff«. O glücklich, wer noch hoffen kann, aus diesem Meer des Irrtums aufzutauchen!

Nooke, Jahrgang 1959, wie gesagt ein Ostdeutscher und als solcher im Einknicken, Distanzieren und Zerknirschungsheucheln noch immer von zonaler Ungeschmeidigkeit, nahm seine »umstrittenen« Äußerungen übrigens nicht zurück. Er ist wahrscheinlich einfach nicht in der BRD angekommen.


Zum Vorigen. Eine Handvoll mittelmäßiger Akademiker verlangt also von der Regierungschefin die Entlassung eines Politikers, weil der ausspricht, was jeder weiß und jeder sieht. Diese sinistren Figuren fühlen sich dazu bemüßigt, weil sie den Zeitgeist hinter sich wissen, wenn sie die totalitäre Doktrin des sogenannten Antirassismus gegen einen ehemaligen DDR-Bürgerrechtler wenden. Nooke seinerseits wird sich darüber im Klaren befinden, dass er es bloß mit der aktuellen Maske des Marxismus zu tun bekommt, nachdem er beim Herunterreißen der realsozialistischen Vorgängerin eine gewisse Rolle gespielt hat.

Die Denunziation Nookes ist Bestandteil einer Strategie, die ich an dieser Stelle schon mehrfach thematisiert habe und deren Ziel die Herrschaft erwünschter Illusionen ist. Die neuen Tabula rasa-Menschen sollen nicht länger an die Unterschiede glauben, die sie sehen und erleben, sondern diese Differenzen ignorieren, bestreiten, leugnen, egal welchen Preis sie dafür zahlen müssen. Sie sollen sich im Reich der Lüge einrichten, weil es dort angenehmer ist als in der Wirklichkeit, wo man sie Rassisten nennen, ächten und strafverfolgen wird, wenn sie sagen, was sie gesehen und erlebt haben. Das Reich der Lüge ist natürlich nur ein Zwischenreich, ein Purgatorium, das so lange währt, bis die Völker abgeschafft sind, bis die Wölfe neben den Schafen weiden, bis die ökologisch-soziale Weltregierung und die Weltökumene errichtet sind. Aber, mit Gehlens wahrscheinlich ewiggültigen Worten:

»Teuflisch ist, wer das Reich der Lüge aufrichtet und andere Menschen zwingt, in ihm zu leben. (…) Der Teufel ist nicht der Töter, er ist Diabolos, der Verleumder, ist der Gott, in dem die Lüge nicht Feigheit ist, wie im Menschen, sondern Herrschaft. Er verschüttet den letzten Ausweg der Verzweiflung, die Erkenntnis, er stiftet das Reich der Verrücktheit, denn es ist Wahnsinn, sich in der Lüge einzurichten.«


Einen weiteren Langen Marsch ins Reich der Lüge hat die ARD gestartet, freilich dermaßen unraffiniert, dass es wohl als Holzweg enden wird. Es geht, na klar doch, um das »Political Framing«-Papier, das die »Sprach- und Kognitionswissenschaftlerin« Elisabeth Wehling verzapft hat. Die wonnige Maid beabsichtigt damit nicht weniger als »in Worte zu fassen und dauerhaft eine Sprache zu verwenden, die im Denken der Mitbürger kräftig wirkt und sie von der Notwendigkeit eines gemeinsamen, freien Rundfunks ARD überzeugt«.

Das Papier wimmelt von zitierenswerten Passagen. Zum Beispiel hat auch Frau Wehling einen Faktenbegriff. Fakten, statuiert sie, »werden in einer öffentlichen Auseinandersetzung erst zu guter Munition, wo ihre moralische Dringlichkeit kommuniziert wird«. Die ARD setze sich »für bestimmte Dinge ein, weil sie von ihrer moralischen Notwendigkeit für das gesellschaftliche Miteinander überzeugt ist«. Das ist eine postfaktische Neudefinition von Journalismus im fulminanten Geiste H. Prantls und G. Restles! Und umgekehrt!

Wikipedia belehrt uns, dass Frau Wehling sich im Rahmen ihrer Studien auch oder vorzugsweise mit der NS-Propaganda beschäftigt hat. »Nutzen Sie nie, aber auch wirklich nie, den Frame Ihrer Gegner, und nutzen Sie diejenigen Frames, die Ihre moralische Perspektive auf die Sachverhalte deutlich machen, immer und immer wieder – von Interview zu Interview, von Debatte zu Debatte, von Schriftsatz zu Schriftsatz«, ermuntert sie. »Und dann beim dritten, vierten, fünften Mal ergeben sich EinschleifProzesse im Gehirn und ein Wiedererkennungseffekt – egal, ob die Sache wahrhaft ist oder eine Lüge. Und dann sagt das Gehirn irgendwann: ›Ist mir viel zu anstrengend, das ist für mich jetzt eine Wahrheit.‹«

Das hat unser kleiner Doktor genauso gesehen und vor allem praktiziert. (Also ich meine jetzt nicht den kleinen Doktor vom Süddeutschen Beobachter, der auch jahrein jahraus, immer und immer wieder, Leitartikel auf Kommentar dasselbe behauptet, damit im Oberstübchen seiner wohl meist etwas in die Jahre gekommenen Fans gewisse Einschleif- und Wiedererkennungsprozesse als Wahrheiten »sitzen«; ich spreche schon vom Original.)

Zwei Zitate habe ich noch:

»Nur in einem Land mit einer stabilen gemeinsamen Rundfunkinfrastruktur kann man frei und erfolgreich leben und seinen Geschäften nachgehen.«

»Unsere demokratische Rundfunkinfrastruktur ARD ist also zugleich Schutz und Befähigung. Die ARD ist ein freier und unabhängiger Beobachter, da sie demokratisch kontrolliert und gemeinschaftlich finanziert ist. So kann sie jenseits wirtschaftlicher und politischer Druckausübung im Sinne aller agieren. Und sie bietet Freiheit vor Übergriffen auf unser Denken, unsere Daten und unsere Würde.«

Die Gute trägt freilich dermaßen dick auf, dass man sie für ein Schülerin Bernd Zellers halten könnte. Die Welt kommentiert denn heute auch, ihre Ausführungen klängen »ein bisschen so, als hätten die Verfasser von ›Aus dem Wörterbuch des Unmenschen‹, die nach 1945 die Nazisprache analysierten, anschließend ein ›Wörterbuch für Gutmenschen‹ geschrieben, in dem sie lehrten, wie man Goebbels’ Methoden nun für die Demokratie nutzbar machen könne.«

Damit er mit seiner Kritik nicht übers Ziel schieße, schrieb der Qualitätsjournalist noch dies: »Wehling und die ARD bestätigen damit ungewollt die rechtspopulistische Paranoia vom ›Neusprech‹, mit dem Linke und Grüne – wie in George Orwells Roman ›1984‹ – angeblich unsagbar machen wollen, was ihnen nicht in den Kram passt.« Die bestätigte Paranoia, was es nicht alles gibt, aber, Hochbegabte bei Springer und anderswo, ist das denn noch eine?


Wenn einem Menschen wirklich nur die Wahl bliebe zwischen Hetze und Lüge, müsste der Ärmste wohl die Hetze als das kleinere Übel wählen.

19. Februar

»Und heute verstehe ich den Standpunkt Christi, seinen wiederkehrenden Ärger über die Verhärtung der Herzen: Da sind all die Zeichen, und sie erkennen sie nicht. Muss ich wirklich zusätzlich noch mein Leben für diese Erbärmlichen geben? Muss man wirklich so deutlich werden?

Offenbar ja.«

Mit diesen Worten endet Michel Houellebecqs neuer Roman Serotonin. Welcher deutsche Autor brächte dergleichen zu Papier?


Gestern sah ich – Gott weiß, dass es ein Zufall war – die Rede von Bundesjustizministerin Katarina Barley bei irgendeiner Karnevalsveranstaltung, ich glaube, es war in Aachen. Frau Barley trat als amerikanische Freiheitsstatue auf und bat um Asyl in Deutschland, weil der aktuelle US-Präsident sie vertrieben habe. Als gefinkeltes Mitglied einer Partei, die sich mitsamt dem übrigen westdeutschen Juste milieu in der mauerbewehrten Zweistaatlichkeit behaglich eingerichtet hatte und deren Vertreter bereits den Begriff Wiedervereinigung als revanchistisch denunzierten, wuchtete die Ministerin eine verschwiemelte historische Ineinssetzung aus der Bütt ins Publikum: Sie beschied dem schlimmen Grenzzaunzieher Trump, er sei ein Feind der Freiheit, und stellte ihm Ronald Reagan gegenüber (das war, zur Erinnerung, der US-Präsident, den die SPD vor Trump am meisten hasste), welcher vor dreißig Jahren zu Berlin gesagt hatte: »Mister Gorbatschow, tear down this wall.« Die aktuell oberste deutsche Rechtswahrerin ist also der Ansicht, eine Grenze, mit welcher die realsozialistischen Diktatoren ihre Untertanen einmauerten, damit sie ihnen nicht davonlaufen, sei ungefähr dasselbe wie die Grenzsicherungsmaßnahmen eines in freien Wahlen gekürten Präsidenten, der die illegale Einwanderung in das von ihm regierte Hoheitsgebiet eindämmen will. Wie gesagt, die Maid ist keine protestantische Pastorin, sondern Justizministerin, aber sie erfüllt die Grundvoraussetzung, um in Deutschland eine politische Karriere machen zu können: Sie kann oder will nicht politisch denken, sondern seimt lieber in prangender Unverantwortlichkeit Hypermoral.

Überdies spekuliert Frau Barley auf die Dummheit des Publikums, indem sie unterstellt, es glaube ihr Propagandamärchen, Trump sei der Vater des US-Zauns zu Mexico. Die ersten umfänglichen Maßnahmen zur Eindämmung der Migrantenströme aus dem Süden unternahm die Regierung Clinton (»Operation Gatekeeper«). Am 30. September 1996 verabschiedete der Kongress den »Illegal Immigration Reform and Immigrant Responsibility Act«, der die Errichtung von Grenzsperren einleitete. Unter jedem auf Clinton folgenden Präsidenten wurden die Grenzanlagen weiter ausgebaut, auch unter dem temporären Erlöser Barack Obama, der übrigens bereits als Senator von Illinois anno 2006 erklärte, dass »bessere Zäune und bessere Sicherheit an unseren Grenzen« dazu beitrügen, »die Flut der illegalen Einwanderung« zu stoppen. Obama sprach damals zum »Secure Fence Act«, der eine Barriere entlang der Südgrenze erlaubte und von diversen demokratischen Senatoren unterstützt wurde, darunter Hillary Clinton.

Trump setzt Clintons und Obamas Sicherheitsregime heute fort. Da der Migrationsdruck zunimmt, wird der Zaun größer, stärker, teurer – und vor allem: notwendiger. Müssen die Deutschen noch lernen. Aber man kann guter Dinge sein: Der Verein von Frau Barley liegt in vielen Bundesländern bereits hinter der einzigen Oppositionspartei, was durchaus als Lernerfolg gewertet werden darf.


Die u.a. von mir – und von mir besonders innig! – vertretene These, dass viele Medienschaffende der zweiten deutschen Noch-Republik auch in der zweiten deutschen Diktatur einen guten Job gemacht hätten, konnten die Interessierten unter den verbliebenen Medienkonsumenten anhand der Berichterstattung über den Auftritt der Sonnenkanzlerin auf der Münchner Sicherheitskonferenz einmal mehr verifizieren.

»In München blitzt auf, wie die Welt sein könnte: Angela Merkels engagierter Aufruf zur Zusammenarbeit wird gefeiert«, akklamierte blitzgescheit die Zeit. »Fast so etwas wie ein Vermächtnis«, erspürte der Süddeutsche Beobachter: »Die Kanzlerin spricht Klartext. Die Amerikaner kriegen ihr Fett weg, die Russen, aber auch die Chinesen. So geschieht das, was vergleichsweise selten geschieht. Die Gäste im Bayerischen Hof erleben Geschichte.« (Der Autor schiebt noch ein verdruckstes »jedenfalls Konferenzgeschichte« nach; man muss ja an die Zukunft denken.)

»Es war ein diplomatischer Befreiungsschlag in doppeltem Sinne. Zum einen zeigt sie den USA deutliche Grenzen auf. Zum anderen holt sie Deutschland aus seinem diplomatischen Tiefschlaf und gibt Leitlinien vor«, ließ das Akademikerportal Focus-online auch diese Gelegenheit nicht aus, intellektuelle Satisfaktionsfähigkeit zu demonstrieren. »Merkels Rede war unerschrocken und deutlich, sie war machtvoll und befreit von der Last des CDU-Vorsitzes. Die mutige Klartext-Kanzlerin scheute die Konfrontation nicht und machte der Welt damit klar: An Deutschland führt kein Weg vorbei, und sie zementierte damit auch den deutschen Führungsanspruch in der Welt.«

Die Amtszeit des letzten deutschen Weltführungsbeanspruchers, von dem die deutsche Regierungspresse schreiben konnte, er habe den Amis die Grenzen gezeigt (auch wenn die Blödmänner sie bisweilen nicht erkannten und versehentlich die Schweiz bombardierten), liegt ja deprimierend weit zurück, da ist eine gewisse aggressive Nostalgie verständlich. Nebenbei, erfuhren wir, habe die Kanzlerin auch den Chinesen und den Russen die Koordinaten durchgestellt. Sollte sie das perfide Albion vergessen haben? Dann kommen die Briten wohl bei einer der nächsten Vermächtnis-Reden dran.

Nicht ganz so »dickhirnschalig« (Goethe) wie der Focus-Weltweise, aber demselben Fulminanzgebot folgend, frohlockte der Berliner Tagesspiegel: »Angela Merkel legt in München los wie die Weltfeuerwehr.« Weltfeuerwehr, Weltgeschichte, Weltzusammenarbeit, Weltführung, eine Ahnung der Welt, wie sie sein könnte, Weltesche, Weltenbrand – und mittendrin, nur durch einen dünnen Hosenanzug von der Welt getrennt, unsere Angela I.! »Donald Trumps Vorgänger Barack Obama hätte seine Freude gehabt«, notierte verzückt der Tagesspiegel.

Dieser Barack Obama sagte übrigens nach dem Ende seiner Amtszeit über seine kongeniale deutsche Partnerin: »Sie ist nun ganz allein.«

»Gott sei Dank.« (Alexander Wendt)

22. Februar

Die Grünen haben heute im Bundestag einen Antrag vorgestellt, der die Bundesregierung auf eine »feministische Außenpolitik« verpflichten will und zu den kuriosesten Dokumenten der deutschen Parlamentsgeschichte gehört. Er verlangt nicht nur, dass Deutschland seine Außenpolitik am Geschlechterverständnis der Grünen orientierten möge, was drollig genug wäre, sondern fordert zudem, dass die Bundesregierung aus der Welt einen Ort machen soll, an dem jeder Mensch glücklich ist: »Ziel einer feministischen Außenpolitik ist die Gleichheit und die Freiheit aller Menschen vor Not und vor Furcht.«

Freilich: Die Formulierung »Gleichheit vor Not und Furcht« beschreibt zum Beispiel die Situation von Schiffbrüchigen oder der meisten Einwohner Venezuelas; die Wendung »Freiheit vor Not und Furcht« wiederum ist semantischer Nonsens. Warum der Grünen-Antrag explizit die Europäer dafür anprangert, Frauen zu unterdrücken – »die Rechte von Frauen und marginalisierten Gruppen (sind) durch Populistinnen und Populisten, Autokratinnen und Autokraten und Rechtsstaatverächterinnen und -verächtern in Europa und überall auf der Welt unter Beschuss geraten« –, während Weltteile, in denen Frauen tatsächlich unterdrückt werden, keine Erwähnung finden, erzähle ich gleich. Dass den Grünen nicht der Sinn danach steht, Not und Furcht im eigenen Lande zu reduzieren, beispielsweise die Not der deutschen Obdachlosen oder die Furcht der Schichtarbeiterin auf dem abendlichen Heimweg in der Bahn, wenn Sie wissen schon wer zusteigt, hat damit zu tun, dass speziell die Klientel der Grünen eher notfrei und furchtlos lebt. Ein weiteres Kuriosum besteht darin, dass der Antrag die schwedische feministische Außenpolitik als Vorbild nennt, also die Außenpolitik eines Landes, das international nirgends eine Rolle spielt, ausgenommen in den Vergewaltigungsstatistiken, wo es inzwischen im internationalen Maßstab ganz weit vorn liegt; vielleicht sollten sich die Nordlichter besser um Innenpolitik kümmern.

Aber gut, die Grünen reden von Außenpolitik und behaupten, es gäbe nur dann einen »stabilen Frieden und eine nachhaltig erfolgreiche soziale und wirtschaftliche Entwicklung (…), wenn die Belange von Frauen, Mädchen und marginalisierten Gruppen« zu deren »Leitbild« werden. Die deutsche Außenpolitik soll also nicht deutsche Interessen vertreten, sondern, erstens, die Interessen deutscher »Frauen, Mädchen und marginalisierter Gruppen« und, zweitens, die Interessen von »Frauen, Mädchen und marginalisierten Gruppen« überall in der Welt. Da keine der genannten Gruppen in irgendeiner Weise über spezielle Gremiem verfügt, die deren Bedürfnisse überhaupt artikulieren, dürfen wir davon ausgehen, dass die grüne Bundestagsfraktion dieses Gremium ist. Der Zweck der Außenpolitik ist also die internationale Frauenförderung im Sinne der damit vom Weltgeist beauftragten deutschen Grünen.

Eine Vision, wie die künftige feministische Außenpolitik ausschauen könnte, hat die Bundestagsvizepräsidentin bei ihren Iranbesuchen vermittelt, wo Frau Roth stets mit einem kleidsamen Kopftuch auftrat, das ihr eine dominante Position gegenüber ihren barhäuptigen Gesprächspartnern verlieh, denen sie wahrscheinlich von der strukturellen Unterdrückung der Weiber in Europa erzählte. Zwar haben iranische Frauen gegen Frau Roths Auftritte mit dem angeblich patriarchalischen Unterdrückungssymbol protestiert, aber was verstehen die schon von moderner Außenpolitik; die kennen ja nicht mal »Ton Steine Scherben«.

Nach dem Willen der Grünen soll sich die Bundesregierung überdies dafür einsetzen, »dass Konstruktionen von Geschlechterrollen in militärischen Kontexten reflektiert werden«. Sie haben leider nicht dazugeschrieben, ob vor oder nach dem Gefecht. Der Grünen-Antrag fordert außerdem mehr weibliche Einsatzkräfte in internationalen Friedensmissionen, weil deren Anwesenheit beispielsweise in Mali oder Afghanistan die häusliche Gewalt reduziere. Wie wäre es denn, wenn die emanzipierteste aller Parteien hienieden als Testlauf die Bundesregierung auffordert, mindestens 50 Prozent weibliche Bodyguards zu beschäftigen? Um die 50 Prozent geht es den Grünen letztlich, und im zweiten Teil ihres Papiers werden sie dann deutlich und fordern: eine 50-Prozent-Quote für Frauen im höheren Auswärtigen Dienst sowie die paritätische Besetzung aller Botschafterposten.

Was uns zur angekündigten Antwort auf die Frage führt, warum in dem Grünen-Antrag weder die Länder genannt werden, in denen die Gleichberechtigung der Frauen bislang nur gegenüber Nutztieren gilt, noch jene Religion, in welcher das eine soziale Konstrukt vom anderen bis zu Stücker vier besitzen und zweifelsfalls hauen darf, aber die patriarchalischen Europäer denn doch. Den Grünen sind die Frauen in diesen Ländern völlig schnuppe. Ihnen sind ja sogar die Konstruktsgenossinnen in Deutschland schnuppe, sofern sie zum falschen Milieu gehören. Unter dem Vorwand, sie wollten Frauen im Ausland helfen, wollen die Grünen grüne Frauen im Inland privilegieren. Das ist der einzige Zweck des ganzen Gedöns.


Eines Tages, ich würde tippen irgendwann Mitte der 90er Jahre, gab es endlich mehr Propagandafilme über NS-Propagandafilme als NS-Propagandafilme.

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Hacim:
552 s. 5 illüstrasyon
ISBN:
9783948075880
Telif hakkı:
Bookwire
İndirme biçimi:
Metin
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Metin
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