Kitabı oku: «Tschapka», sayfa 5
Zeit der Massage
Die Hotelrechnung betrug hundertfünfunddreißig Mark und riss eine tiefe, klaffende Wunde in meine Haushaltskasse, die sich nicht irgendwo, sondern nach wie vor in meinem Geldbeutel befand. Mittlerweile hatte ich mir einen kunstledernen Geldsack zugelegt, in dem man Hartgeld deponiert, um es dann gefüllt zur Bank oder in einem Garten an einem speziellen Ort, aus Sicherungsgründen, unter die Erde bringt. Letzteres mit einer kleinen Markierung, um den eigenen Schatz auch bloß wiederfinden zu können. Beispielsweise mit einer toten Krähe oder einer alten Socke. Ich hatte mich am Stadtrand von Hannover bei einer älteren Dame eingemietet, die mir ein kleines möbliertes Zimmer im Erdgeschoß ihres Spitzdachhauses, mit Blick nach hinten in ihren mit Liebe gepflegten Garten, überließ. Meine Vermieterin war zirka fünfundsiebzig bis achtzig Jahre alt – zweifelsfrei älter als siebzig – und stets darauf bedacht jünger zu wirken, was ihr auch tatsächlich gelang. Sie war eine recht große, schlanke, braun gebrannte Dame mit blondweißer, kecker Kurzhaarfrisur. Dazu gesellte sich ihr spezieller Gang mit leichtem Hüftschwung, was ihre junggebliebene Anmutung zusätzlich unterstrich. Sie erwähnte mir gegenüber einmal, dass sie jahrzehntelang überzeugte FKKlerin gewesen sei, gemeinsam mit ihrem Mann, als dieser noch lebte. Eine nackte Lebensfreude, die ich mir gut bei ihr vorstellen konnte. Es gab für mich keinen Mietvertrag oder ähnlich komplizierte Vereinbarungen für meine Zeit dort, ich war nur eine Art Durchgangsgast, der wöchentlich etwas zahlte. Zu jedem Wochenbeginn fragte sie nach, wie lange ich gedenke noch zu bleiben und im monotonen Takt ihrer Fragen, war meine Antwort stets – noch ein paar Tage. Kam ich nachmittags von irgendwoher zurück in ihr Haus – alt, aber in Schuss wie sie selbst –, traf ich sie entweder schaukelnd auf ihrer Hollywoodschaukel an, oder, bei festarretiertem Zustand des Freizeitgerätes, spielte sie Halma oder Mühle mit sich selbst. Nach nur drei Wochen war ich ein ganz passabler Halma-Spieler, ließ jedoch meine Vermieterin durch gewisse Unachtsamkeiten immer gewinnen. „Wissen Sie, Herr Luschke, ich spiele seit fünfzig Jahren Halma, da ist es kein Wunder, dass Sie immer verlieren. Machen Sie sich nichts draus, kommt irgendwann noch.“
Abends schauten wir zusammen Spielshows im Fernsehen. In den ersten Tagen sah sie noch für sich allein auf die Mattscheibe, doch als ich einmal auf dem Weg zur Küche an der Türschwelle zur Stube Halt machte, war es um mich geschehen. Ich vernahm in diesem Moment die Frage des Quizmasters, suchte in meinem Kopf kurz nach der richtigen Antwort, und während die drei Kandidaten im Fernsehstudio noch grübelten, schoss es nur so aus mir heraus: „Rüsselameise, es ist die Rüsselameise, ganz bestimmt!“ Seit diesem Abend sahen wir täglich vom Nachmittag bis spät in die Nacht sämtliche Spielshows, die vom deutschen Fernsehen angeboten wurden. Währenddessen aßen wir Käse- und Wurstbrote und ich durfte immer wieder und immer mehr aus ihrer Hausbar trinken, die ihr verstorbener Mann ihr und nun auch mir zurückließ. Es war ein buntes Sammelsurium aus Schnäpsen, Weinbränden und Likören, welche sie mir, ohne jegliche Fragen oder Ankündigungen, einfach ein- und nachschenkte. Lobte ich ein Gläschen aus ihrer Spezialitätensammlung, wurde von ihr unverzüglich in die kleinen Schnapsgläser nachgegossen.
„Wenn Ihnen das mundet, dann müssen sie mal diesen probieren, den hat mein Mann auch immer so gern getrunken.“
„Dieser Likör schmeckt vorzüglich, genauso gut wie alle anderen auch“, erwiderte ich genüsslich und ließ dabei meine Zunge über die Lippen lecken. Es war wie eine allabendliche Spirituosenverkostung, während ich meine Antworten auf jegliche Fragen der Quizmaster wie Torpedos abschoss.
Allmorgendlich bekam ich von ihr Käse- und Wurstbrote geschmiert. Eigentlich aßen wir beide nichts anderes. Ich fand es erstaunlich, dass allein Käse- und Wurstbrote einen Menschen ganz alt werden lassen können. Die Einseitigkeit ihrer Kost wurde für mich nur durch die Flaschen aus der Hausbar ergänzt, und jedes Leeren der kleinen Gläschen betrachtete ich als sinnvolle Nahrungsergänzung. Wir teilten uns nicht nur ihr Wohnzimmer und die Küche, auch ihr Badezimmer wurde von mir wie selbstverständlich benutzt. Nicht wie Gäste es tun, sondern wie jemand, dem man anbot, sich wie zuhause zu fühlen und sich dementsprechend auch zu benehmen. Verschwand ich im Bad, gehörte es zum guten Ton des Hauses, nicht die Tür abzuschließen, da sie es nie tat. Die offenen Türen hielt ich für ein Überbleibsel aus guten alten FKK-Tagen, niemand musste sich wegschließen, nur weil sie oder ich die Hose herunterließ. Der alles entscheidende Grund für die stets angelehnte Badezimmertür war jedoch – so erklärte sie es mir –, dass sie so, schnell vor einem möglichen Ertrinken in der Wanne gerettet werden könnte. Ein unglaublich großer Boiler hing über der Badewanne, der unglaublich viel kochend heißes Wasser produzierte. Und vor der Wanne stand ein Tritt, damit meine alte Dame gefahrlos ins wohlige Schaumbad hineinsteigen konnte. Es gab keine Dusche und ich zuckte innerlich förmlich zusammen, wenn ich jedes Mal daran dachte, in diese Wanne, in der seit Jahren nur sie ihr Bad nahm, und zu Lebzeiten auch ihr Mann, selbst abzutauchen. Es lag daran, dass ich mir einbildete, kleine Hautreste von ihr könnten sich über die Jahre an der Innenwand eingenistet haben und sie würden sich von dort ablösen und, nun ja. Wobei die Sache mit den kleinen Hautpartikeln die harmloseste Variante meiner Vorstellungen war. Und so wusch ich mich am Handwaschbecken, so gut es ging. Freitags war Großwaschtag und dies bezog sich nicht nur auf unsere Kleidung, sondern auch auf meine Vermieterin. Es war ihr Badetag. Was meine Kleidung anging, war schon nach kurzer Zeit alles, also, das wenige alles, einmal durchgewaschen, was für eine lange Zeit des Abtragens der Frischwäsche reichte. Jede weitere Aufforderung meiner Vermieterin, neue verdreckte Wäsche nachzulegen, erwiderte ich mit etwas Enttäuschung in der Stimme: „Es tut mir leid, ich würde gern nachlegen, aber es gibt einfach nicht mehr Kleidungsstücke.“
Anders war es mit unseren Körpern. Bot sie mir an, ihre Wanne zu benutzen, was sie jeden Freitag tat, floh ich auf die Veranda und begann unaufhörlich auf der Hollywoodschaukel zu schaukeln. Bis zum Abend und am Abend war das Thema ausgestanden. Nur am Tage durfte die körperliche Tiefenreinigung zu Wasser stattfinden. Ich lebte bereits einige Wochen in ihrem Haus, als sie sich eines Freitags, wie üblich am frühen Nachmittag, in ihr Bad begab. Sie lehnte die Tür nur leicht an, war einen Fingerbreit auf, und ich ertappte mich dabei, wie ich einen Moment vor der angelehnten Tür stehen blieb.
„Stehen Sie vor der Tür, Herr Luschke? Müssen Sie mal? Müssen Sie klein? Wenn ja, kommen Sie bitte, zieren Sie sich nicht.“
„Ja, ich stehe hier, aber ich muss nicht, ich gehe schon wieder.“
„Nein, gehen Sie nicht, kommen Sie doch bitte mal zu mir ins Bad!“
Normalerweise sage ich bei sich androhenden, merkwürdigen Situationen Sachen wie „Okay, ich fahr dann mal nach Hause“, aber das Blöde war, ich war zuhause.
„Macht es nicht mehr Sinn, ich bleibe hier vor der Tür stehen und Sie sagen mir, was Sie von mir wünschen? Soll ich den Fernsehapparat lauter stellen, dann können Sie die Quizshow besser verstehen. Ich könnte genauso gut die Fragen und Antworten für Sie wiederholen, ich verstehe aus meiner Position hier alles ziemlich gut. Ist es das, was Sie wünschen?“
„Reden Sie doch keinen Unsinn, bitte kommen Sie nun zu mir ins Bad, es ist wichtig!“
Ihr Bitten war ein forderndes Bitten, kein Flehen, kein Hilferuf, kein Notfall.
„Nun gut, dann komme ich jetzt zu Ihnen ins Bad. Ich werde jetzt die Tür aufstoßen, gleich bin ich bei Ihnen.“
„Herr Gott, machen Sie schon.“
Sollte sie sich noch nicht zu Wasser gelassen haben, wollte ich ihr etwas Zeit geben, um sich beispielsweise einen Bademantel überzulegen. Mir war klar, im schlimmsten Fall werde ich nun eine nackte Achtzigjährige in ihrem persönlichen Planschbecken oder sonst wo in ihrem kleinen Badeparadies sehen.
„Ich öffne jetzt die Tür, seien Sie bitte nicht überrascht, wenn ich gleich vor Ihnen stehen werde!“
„Himmel, was sind Sie ein verklemmter Mann. Sind alle in ihrem Alter so? Nun kommen Sie schon rein und helfen Sie mir!“
Was ich dann sah, war eine nur wenig schrumpelige, nackte alte Frau, die auf der zweiten und somit höchsten Stufe ihres Tritts stand, mit der einen Hand hielt sie sich am Duschvorhang fest, mit der anderen fuchtelte sie mir zu. Die Frage, die ich mir in diesem Moment stellte, war, wie diese Frau es denn bisher ohne mich und ohne ihren verstorbenen Mann jeden Freitag hinbekommen konnte, verletzungsfrei in die Wanne zu steigen.
„Fassen Sie mich von hinten an und geben Sie mir etwas Halt, heute sind meine Knochen wohl nicht so in Form.“
„Ja, ähem, ja, wenn es denn so sein soll, bitte. Wenn Sie es wünschen, schließe ich auch gern meine Augen.“
„Wenn Sie ihre Augen schließen, sind sie mir kaum eine Hilfe, und sowieso, jetzt haben Sie mich doch schon im Adamskostüm gesehen, also machen sie schon. Greifen Sie mir am besten um die Hüften und stützen mich beim Niederlassen ins Wasser.“
Meine Hände legte ich oberhalb ihrer deutlich hervorstehenden Beckenknochen, nicht fest, nur sanft, so als ob ich sie kaum berühren würde.
„Fester, greifen Sie ruhig etwas fester zu. Seien Sie nicht so zurückhaltend. Stellen Sie sich vor, sie würden in einem Altenheim arbeiten. Also bitte, etwas fester, Junge.“
Ich stand direkt hinter ihr und sah ihren Hintern und dachte daran, wie wohl mein Hinterteil mit achtzig Jahren aussehen würde. Ich griff etwas fester in ihre Mulden oberhalb der Hüftknochen, dann stakste sie mit einem, dann mit dem anderen Bein ins Wasser, so etwa wie beim Wassertreten. Als sie sich hineingleiten ließ, drehte ich mich ab und fummelte verlegen an den Knöpfen der Waschmaschine rum.
“Na, Sie sind mir so einer, noch nie eine alte nackte Frau gesehen? Haben Sie noch nie Hängetitten und eine alte Möse gesehen?“
Mein Gott, neben ihrer freizügigen Nacktheit schmiss sie nun auch noch mit Vulgärsprache um sich. Was mich wunderte, es wirkte keineswegs abstoßend oder unpassend, geradezu authentisch war sie in ihrer aufkommenden Art von Verruchtheit. So war es, Verruchtheit waberte in ihrem Badezimmer und dies nicht zu knapp, wobei ihre Anzüglichkeiten mich mehr und mehr in Beschlag nahmen. Vollkommen frei und schonungslos, wem es nicht gefällt, der kann ja gehen. Ich blieb. Ich saß auf dem vor der Wanne stehenden Tritt und schaute ihr beim Baden zu. Doch meine Art sie anzuschauen gefiel ihr nicht. Es war wohl mein staunender Blick wie auf etwas Fremdartiges, der ihr missfiel.
„Waren Sie denn noch nie an einem FKK-Strand, oder in einem FKK-Club? So wie Sie mich anschauen, wohl eher nicht. Die Nacktheit von Menschen ist das Natürlichste was es gibt auf der Welt. Auch im Alter mein junger Freund. Ich habe es immer sehr genossen, mich nackt zu bewegen. Auf einem großen FKK-Gelände, nackt unter Nackten. Wir frühstückten nackt, spielten nackt Federball, gingen nackt in den Supermarkt, alles taten wir, ohne auch nur ein Kleidungsstück an uns zu haben. Ich glaube, Sie entkleiden sich nur für den Sex, nicht wahr?“
Ich schwieg und stellte mir vor, nackte Hinterteile sitzen auf Campingplastikstühlen, immer wechselnd und immer wieder würden schwitzende Hintern von Neuankömmlingen an den Plastikstühlen festkleben, den ganzen lieben langen Tag lang. Am schlimmsten war die Vorstellung, ich würde mich nackt auf einem Plastikstuhl niederlassen, auf dem vorher schon ein halbes Dutzend nackter Männer saß. Im nächsten Moment griff sie sich ein Stück Seife, schäumte sie in ihren Händen auf und sagte: „Ich werde mir jetzt meine Muschi säubern. Was glauben Sie, wie wir uns in den Gemeinschaftsduschen immer schön gegenseitig eingeseift haben. Haben Sie eine Ahnung!“
Ich hatte keine, jedoch die Vorstellung, wie sich eine gemischte Gruppe von zwanzig Nackten gegenseitig einschäumen würde, was mir zumindest besser gefiel, als der Zehnte auf einem Campingstuhl sein zu müssen. Meine kleine Szene im Kopf wurde abrupt von ihr beendet.
„Bitte gehen Sie jetzt, ich rufe Sie, wenn ich Sie wieder brauchen sollte, und ich werde Sie noch brauchen. Lassen Sie die Tür bitte offen, ich möchte, dass Sie mir die Quizfragen zurufen, und bitte nicht gleich die Antwort hinterher!“
Wer weiß, was meine Vermieterin außer Quizfragen noch mit mir vorhatte. Ich für meinen Teil wollte mich nur noch durch ein Ratespiel von alldem ablenken lassen und begann, jede Frage ihr ins Badezimmer hinüber zurufen. Sie genoss ihr Bad, ich hörte sie Melodien und alte Schlager summen, stets dann, wenn eine Quizrunde beendet wurde. Als ich bei der Frage „Wie viele gezählte Füße der Tausendfüßer mit den meisten Füßen hat?“, beide Seiten des Tieres hoch und runterrechnete, hörte ich leises Tapsen hinter mir, als wenn sich jemand barfuß auf weichem Teppichboden bewegt. Meine Vermieterin – sie hatte sich offensichtlich allein aus der Wanne ziehen können – stand nackt im Raum und hielt ein kleines Fläschchen in der Hand. Ich dachte zuerst an einen Likör, den sie mir anbieten wollte, doch ich lag falsch. Auch wenn ich nunmehr von ihrem Hang zur Nacktheit wusste, den sie die ersten drei Wochen vor mir im Verborgenen hielt, bot sich mir nun – abgesehen von der grünen Flasche in ihrer Hand – ein Bild, was sehr verstörend auf mich wirkte. Nackt in einer gefüllten Wanne, okay, halbwegs logisch, aber meine Vermieterin splitterfasernackt im Wohnzimmer hinter mir erblicken zu müssen, ließ mich fast in ein Sofakissen beißen. Ich versuchte in ihr Gesicht zu starren, ohne auch nur einen Moment meinen Blick nach unten schweifen zu lassen. Wie unter Hypnose saß ich kerzengerade, mit eng anliegenden Beinen und meinen Händen auf den Knien, auf dem Sofa, wie ein braver Internatsschüler in der Religionsstunde.
„Sie können mir jetzt bitte mit dem Franzbranntwein den Rücken und die Schultern einreiben. Das tut mir gut, ist alles verspannt und morsch, und ich brauche bei der Hitze sowieso etwas Erfrischung auf der Haut. Gehen Sie ins Bad und holen Sie bitte noch ein Handtuch.“
Ein Handtuch? Mein Gott, sie fragt nach einem Handtuch? Wie stellt sie sich denn jetzt das alles vor? Wenn es zur Sache gehen soll, dann braucht man ein Handtuch für danach, aber doch nicht im Hier und Jetzt, nicht in dieser bereits für mich verirrten Situation.
„Nun, was ist jetzt, ich möchte mich nicht mit meinem nassen Po irgendwo hinsetzen. Schon mal was von Hygiene gehört?“
„Sie haben recht, natürlich, ich hole es sofort.“ Jetzt verstand ich. Jetzt verstand ich auch die Nackten damals vor ihren Zelten. Sie saßen also nicht mit ihren nackten Hintern auf Campingstühlen, sondern sie benutzten aus Hygienegründen sinnvollerweise Handtücher. Sehr schön, sie möchte sich auf das Handtuch setzen. Sie hätte sich natürlich auch vernünftig anziehen und Rücken und Schultern freilegen können, aber nein, sie musste ja unbedingt nackt sein. Auf dem Weg zum Bad ging mir ihre Sprache durch den Kopf. In all den Wochen zuvor ist nicht ein einziges vulgäres Wort von ihr gefallen und heute, an ihrem Badetag, hatte ich das Gefühl, sie müsste all das an unausgesprochener Vulgärsprache an einem Tag nachholen. Vielleicht spricht sie einfach so, wenn sie keine Klamotten trägt, vielleicht bestärkt es sie in ihrem natürlichen, offen Umgang mit ihrem Körper. Ich schnappte mir das erstbeste Handtuch und ging zurück zu ihr in die Stube.
„Legen Sie es bitte da auf den Stuhl, dann setzte ich mich mit meiner Muschi drauf.“ Ja, natürlich, sicherlich auch damit. Immerhin sagte sie wieder Muschi, nicht Möse. Dass sie ihre Muschi beim Hinsetzten mitnehmen musste, sollte doch klar sein und musste von ihr nicht unbedingt erwähnt werden, es sei denn, sie fühlte sich bei den ständigen Anzüglichkeiten sehr, sehr wohl. Was ist mit dieser Frau bloß los? Beginnt nun ein haarsträubender Akt einer zügellosen Verführung? Ich, der willenlose Untermieter und ihr persönlicher Altenpfleger, sie die lechzende, gierige alte Dame, die an diesem Tag nichts lieber tat, als mir alles zu zeigen, was ihr Körper noch hergab?
Sie breitete sorgfältig das Handtuch auf dem Sitz von einem der Esszimmerstühle aus und setzte sich hin. Ich durfte mich hinter ihr stellen und sie gab mir die Flasche Franzbranntwein in die Hand. Fingertippen von ihr auf die Stellen, die ich einzureiben hatte. Letztlich war es ihr kompletter Rücken und beide Schultern, die das Gebiet der anstehenden Einreibung darstellen sollten. Menthol Geruch machte sich unverzüglich im Raum breit, als ich mir eine ordentliche Pfütze in den Handflächen verrieb. Dann begann der medizinische Teil des Nachmittages. Es machte es für mich um einiges einfacher, mir vorzustellen, bei der Prozedur würde es sich um eine rein medizinische Behandlung zum Wohle des Patienten wie in einer Krankenhausstation handeln. Schon bei meiner ersten Einreibung spürte ich, wie erstaunlich weich sich ihre Haut anfühlte. Hätte ich die Augen geschlossen und mich jemand gefragt, ich hätte auf eine junge Frau getippt. Wohlig zog sie immer wieder ihre Schulterblätter nach oben, verdrehte ihren Kopf in alle Richtungen und summte dabei ihre alten Melodien. Während alldem blieb die Flimmerkiste stumm und aus und kein dusseliger Quizmoderator konnte ihre Glückseligkeit, erzeugt durch meine vom Branntwein nassen Hände, stören. Als ich ihre untere Rückenpartie nicht erreichen konnte, da die Stuhllehne ein Vordringen bis zu ihrem Gesäß nicht zuließ, schlug ich ihr vor, im Stehen weiterzumachen. Sie stellte sich nackt vor mir auf, nur für meine Rückenbehandlung leider verkehrt rum. „Ich möchte doch gern mit ihrem Rücken fortfahren, dafür wäre es besser, sie drehen sich wieder um.“
Es war eine kleine Provokation ihrerseits, sie lächelte, als sie bemerkte, wie mein Blick für einen kurzen Moment zu ihren Brüsten nach unten wanderte.
„Finden Sie, dass meine Brüste wie hängende Flaschen aussehen, oder nach was sehen sie aus?“
Ich überlegte, und wenn ein Mann lange überlegen muss, nach was die Brüste einer Frau aussehen, die nackt vor einem steht, dann kann irgendetwas nicht stimmen. Möglicherweise wurde ich zu selten in meinem Leben mit einer derartigen Frage konfrontiert und hatte keinen passenden Vergleich oder eine treffende Beschreibung zur Hand. Dann fiel es mir etwas ein. Ich sah einmal eine Dokumentation über einen afrikanischen Stamm und die Frauen dort aus dem Stamm trugen längliche hölzerne Trinkgefäße, einen halben Meter lang, und sie trugen sie, wie man Umhängetaschen trägt. Und genau das war der Punkt. Die Brüste meiner Vermieterin hatten genau dieselbe Form wie die Trinkgefäße, welche die afrikanischen Frauen mit sich trugen. Und das soll ich ihr so erklären?
„Sie überlegen jetzt ernsthaft schon eine Minute, und können mir nichts dazu sagen? Sagen Sie, stimmt mit Ihnen etwas nicht?“
„Ich finde, bei Ihnen ist alles in Ordnung und es sieht wunderschön aus.“
Sie fühlte sich sehr geschmeichelt und drehte genüsslich ein paar Mal mit ihren Hüften im Kreis. So wie bei einer Gymnastikstunde zum Aufwärmen. Jetzt war die hintere untere Partie dran. Ich war nicht mehr sonderlich sparsam mit der heilenden Flüssigkeit und ließ einen kleinen Bach von ihren Schultern in Richtung Hintern nach unten fließen. Von beiden Schulterseiten fast gleichzeitig und kurz oberhalb ihrer Pobacken kamen die beiden Rinnsale zu einem größeren zusammen. Ich rieb wie der Teufel, nur um zu vermeiden, dass zu viel vom Franzbranntwein dort seinen Weg fand, wo er nun am wenigsten hingehört.
„Passen Sie doch auf, nicht in die Po-Ritze, Mensch!“
„Ja, ich pass schon auf. Auf keinen Fall in die Po-Ritze.“
Dann stockte ich für einen Augenblick. Nicht weil meine Hand versuchte, etwas verirrte Flüssigkeit umzulenken, sondern weil ich etwas Merkwürdiges an ihr spürte. Ich fühlte einen Knubbel, eine Verhärtung unterhalb der linken Hüfte und dachte sofort: Tumor. Ich strich anfangs zart über den Buckel, dann mit etwas mehr Druck, um zu sehen, wie sie reagieren wird. Sie reagierte mit einem kurzen Zucken, da sie einen Schmerz verspürt haben musste.
„Ich fühle etwas Merkwürdiges an ihrem Rücken, wie eine kleine Beule. Ich bin der Meinung, es gehört dort nicht hin. Tasten Sie bitte selbst mal die Stelle ab.“
Ich führte ihre Hand an die Stelle mit der Beule, wobei es mehr als nur eine Beule war, eher ein kleines Ei unter der Haut. Unsere Momente des Genießens meiner wohligen Behandlung waren schlagartig vorbei.
„Zum Teufel, da ist tatsächlich etwas, verdammt, jetzt mach ich mir auch noch darüber Gedanken und kann ihre Einreibung nicht länger genießen, verdammt. Ich ziehe mir was an und dann fahren wir sofort zum Arzt.“
„Fahren? Womit?“, fragte ich.
Sie vergaß wohl für einen Moment, dass ich nicht im Besitz eines Automobils war und so gingen wir zu Fuß die Straßen zu ihrem Hausarzt. Die Untersuchung ergab eine Gewebeprobe, die ihr eine Woche später in einem zweiten Termin im Ergebnis verkündet wurde. Das kleine Ei war tatsächlich ein Tumor, jedoch gutartig und wurde in einer folgenden Operation herausgeschnitten und großflächig mit einem Verband verklebt. Sie lag nur wenige Tage im nächstgelegenen Krankenhaus. Dreimal täglich besuchte ich sie an jedem dieser vier Tage, und ich sah außer mir keinen anderen Menschen, der an ihrem Bett war. Das Ei unter ihrer Haut war ein Problem, aber dass niemand zu ihr kam, das fast noch Größere. Egal ob morgens, mittags oder gegen Abend, ich saß neben ihr auf einem Hocker und wir inhalierten jede Quizshow tief in uns hinein. Laut, feixend und glücklich. Am Abend ihrer Rückkehr saß sie wieder nackt vor mir auf ihrem Esszimmerstuhl und behutsam rieb ich ihren Rücken ein. Es war anders als beim ersten Mal. Ihre Nacktheit hatte den Reiz des Neuartigen verloren, fast schon alltäglich und nahezu belanglos war ihr Anblick. Während dieser Behandlung machte sie noch wohligere Bewegungen von Kopf und Oberkörper als bisher.
„Wissen Sie, was ich kurz vor der Diagnose gedacht hatte? Ich dachte daran, für den Fall, es würde sich um einen bösartigen, unheilbaren Tumor handeln, hätte ich mir noch einmal Sex gewünscht. Mit Ihnen wohlgemerkt. Und wissen Sie, was ich jetzt denke? Ich denke, egal, ob gutartig oder bösartig, es würde mir in jedem Fall gefallen. Wir warten noch ein paar Tage, bis die Wunde gut verheilt ist und ich mich dann besser bewegen kann. Was meinen Sie?“
Wie schnell doch mein Gefühl von Normalität und Belanglosigkeit wieder verflog. Meine Synapsen begannen förmlich zu zucken, nur leider nicht vor Freude. In ein paar Tagen, sagte sie. Ein paar Tage können schnell vorübergehen. Auch wenn ich sie mittlerweile wirklich mochte, wollte ich von ihr einfach nicht verführt werden. Ich dachte daran, in mein Zimmer zu laufen, meinen Wäschesack zu packen, aus dem Fenster zu hechten und zum Bahnhof zu rennen. Nur daran dachte ich in diesem Moment. Nicht an Sex mit meiner Vermieterin, sicher adrett, neuerdings oft nackt, aber doch im Greisenalter lebend.
„Ich denke … ich bin mir nicht sicher … ich bin leidlich unerfahren auf diesem Gebiet, sicher kein guter Liebhaber für Sie, vielleicht belassen wir es ganz einfach bei Quizsendungen und Einreibungen.“
„Kein Problem mein Junge, ich werde es Ihnen zeigen, ist zwar schon eine Weile her, mein letzter Sex, aber das wird schon noch gut funktionieren, Muschi wird noch nass.“
Nass war mein Stichwort. Ich brach die Behandlung ab, trank eine halbe Flasche Likör und riet mit den Kandidaten wie wild um die Wette. Ich war mir sicher, sobald ihre Wunde einigermaßen verheilt sein wird, würde sie auf ihr Angebot - im schlimmsten Fall würde aus dem Angebot eine Forderung werden – zurückkommen. Womöglich würde sie nachts ihre Chance ergreifen und sich einfach zu mir ins Bett legen, um dann unter der Decke mit dem Fummeln zu beginnen. Ich fand es ja vollkommen in Ordnung, dass eine ältere Frau sich gern wieder sexuellen Gelüsten hingeben möchte, doch warum ausgerechnet mit mir? Die Antwort war einfach – weil ich nun einmal da war und mit ihr unter einem Dach zusammenlebte.
Drei Tage später war sie dann soweit. Das handgroße Pflaster war ab und ihre Beweglichkeit wieder da. Ich lief zur Apotheke rüber und holte frischen Franzbranntwein. Dieses wohlriechende Zeug wird mir ewig im Hirn haften und mich mein Leben lang an diese Frau erinnern dürfen. Meine wenigen Siebensachen waren bereits gepackt und ich verpasste ihr meine letzte Einreibung. Sie wusste weder das eine, noch ahnte sie das andere. Am nächsten Morgen saßen wir zusammen in der Küche und aßen unsere Brote. Zur Feier des Tages – ich ging davon aus, dass sie genau diesen Tag für ihr wollüstiges Attentat auf mich auserkoren hatte – bekam ich obendrein noch ein hart gekochtes Ei und Radieschen dazu. Das Ei klebte nur so an meinem Gaumen und mir gegenüber saß eine alte Frau, die lediglich in einem BH obenrum frühstückte. Natürlich gab es, insbesondere morgendliche Zeiten, in denen sie etwas oder auch etwas mehr an Kleidung trug, nur an diesem speziellen Morgen nicht. Wenn das kein klares Signal war.
„Ich muss Ihnen etwas sagen. Ich werde heute schon abreisen. Ich weiß, es kommt etwas überraschend für Sie, aber es lässt sich nicht ändern. Ich muss weiter. Es war eine schöne Zeit hier bei Ihnen. Danke vielmals, dass Sie mich für die Wochen bei sich beherbergt haben.“
„Wieviel Zeit haben wir noch?“, fragte sie mit reichlich Enttäuschung in ihrem Gesicht.
„Ich möchte gleich abreisen und bitte haben Sie Verständnis dafür, dass ich jetzt nicht Sex mit Ihnen haben möchte, außerdem kämpfe ich noch mit dem Ei im Mund. Sie sind eine wunderschöne reife Dame, nur geht es nicht mit mir, sie werden sicher noch einen passenden Liebhaber für ihre Muschi finden. Und für den Rest sicherlich auch.“
Ich verließ die Küche, warf mir den Wäschesack um und ging in ihren Garten. An einer der hinteren Rabatten, hinter einem kniehohen Busch, grub ich mein kleines Geldsäckchen aus und sah währenddessen wie meine Vermieterin, auf der Veranda im BH und nun in Haus-Hose stehend, mich dabei beobachte. Ich rieb die angetrocknete Erde vom Geldsäckchen und ging ein letztes Mal die paar Schritte empor, dorthin, wo sie neben ihrer Hollywoodschaukel mit verschränkten Armen stand. Sie fragte mich, was ich dort in ihrem Garten tat.
„Ich hatte dort etwas vergraben, nichts von Bedeutung. Danke für ihre Gastfreundschaft, hier noch etwas Geld für die letzte Woche.“
„Mir wäre etwas anderes als Geld jetzt viel lieber.“
„Ich weiß Frau Tannhäuser, ich weiß.“
„Wenn Sie mal wieder in der Gegend sind, da schneien Sie doch einfach bei mir mal rein.“
„Das werde ich machen Frau Tannhäuser, gewiss.“
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