Kitabı oku: «Soad und das Militär», sayfa 5
Dank der Zuarbeit dieser alten ägyptischen Militärs erwarb sich der junge Simon Syros, der in seiner Energie und Neugier keinen Deut nachließ und keine Langeweile kannte, mit seinen Besuchen im Café El Horryia schon nach drei Monaten eine Fülle an Informationen. Er brauchte die Männer nur an vergangene Zeiten zu erinnern, schon begannen sie begeistert zu erzählen.
Binnen kurzem war Simons Name im Café in aller Munde: »Der Amerikaner, der fließend Arabisch spricht, sogar ägyptischen Dialekt, und die Erinnerungen des Cafés aufschreibt«, so nannte man ihn dort. Manch einer war sogar, noch ehe Simon sich an ihn gewandt hatte, von sich aus auf ihn zugekommen und hatte ihm Vorwürfe gemacht: Warum er sich nicht zuerst an ihn gewandt habe? Er habe einen ganzen Vorrat an Geschichten, Simon hätte viel zu verlieren, wenn er nichts davon erführe! Damit hatte Simon nicht gerechnet. Einer der Gäste des Cafés, ein Mann, der auf den ersten Blick wie Anfang dreißig wirkte, tatsächlich aber, wie Simon später herausfand, Mitte, Ende vierzig gewesen sein musste – er war allemal eine elegante Erscheinung und trug eine dunkle Sonnenbrille –, saß immer allein in einer Ecke und beobachtete Simon bei allem, was er tat. Simon, dem dies aufgefallen war, entschied zu warten, ob nicht auch dieser Mann sich ihm eines Tages vorstellen würde.
Es musste am ersten März gewesen sein, einem relativ milden Tag – allerdings war gerade der Chamsin-Wind aufgekommen und hatte Sand und Staub mit sich geführt. Simon konnte sich noch so gut an jenen Tag erinnern, da er nicht wie üblich am Eingang des Cafés gesessen, sondern einen Platz in einer weiter hinten liegenden Ecke eingenommen hatte, genau an jener Stelle, die er nun auch für unser Gespräch gewählt hatte. Plötzlich war der elegante Mann auf ihn zugekommen und hatte sich ihm als Salim Adli vorgestellt. Simon musste immer lachen, wenn er an diesen Namen dachte, ausgerechnet Salim in Kombination mit Adli, war doch dieser Mann alles andere als salim – untadelig – oder adil – gerecht. Bis er den wirklichen Namen des Mannes erfuhr, sollte noch viel Zeit vergehen, in der die beiden einander mehrmals sahen, was am Ende zu einer gewissen Vertrautheit zwischen ihnen führte. An jenem Tag im März jedoch hatte er nicht einen Moment an dem Namen gezweifelt. Es war ja auch einerlei, ob er nun Salim oder Fathi hieß, Izzat oder Mahmud – lauter Namen, die ihm dieser Mann später genannt hatte, zum Spaß oder unter den heiligsten Schwüren, die Wahrheit zu sagen. Welche Namen auch immer Simon von ihm hörte, spielt letztlich keine Rolle: Der Mann blieb für ihn, selbst als sein richtiger Name und seine Identität ans Tageslicht gekommen waren, doch immer nur Salim Adli.
Er arbeitete, wie er Simon erklärte, in einem Filmunternehmen. Er sei auf Simon aufmerksam geworden und fragte sich, was dieser junge Amerikaner wohl von all den pensionierten Soldaten in Kairo wollte. Mit einem Augenzwinkern bat er Simon, nicht zu glauben, dass ihm sein Tun verdächtig vorkomme oder er ihn etwa der Spionage bezichtige, um Gottes willen, nein, schließlich sei Kairo, und darauf sei er stolz, ein Attraktionspunkt für Studierende von nah und fern. »Nehmen Sie sich allerdings in Acht!«, sagte Salim Adli noch und sah Simon dabei an, als wollte er die Wirkung seiner Worte auf dessen Mienenspiel studieren, während er ihn gleichzeitig am Arm packte und ihm versicherte: »Ich möchte Ihnen schließlich helfen!« Das allerdings nur, wenn er, Simon, seine Hilfe auch wirklich wünsche, fügte er gleich noch hinzu, ohne eine Antwort abzuwarten. Anschließend erklärte er, dass es ihm nur darum gehe, Simon mit einem bedeutenden Offizier bekannt zu machen, der damals etwa zweiundsechzig Jahre alt war und lange in der Armee gedient hatte, bis ihm das Schicksal einen Streich gespielt hatte. »Eine Prüfung Gottes«, sagte Salim Adli in einem deutlich bekümmerten Tonfall. »Denn der Herr ist krank.« Er sei ans Bett gefesselt, erfuhr Simon nun, weshalb er ihn auch nicht im Café antreffen könne. Salim Adli jedoch war bereit, ihn zu ihm bringen, und war sich sicher, dass der ehemalige Offizier Simon bei all seinen Forschungen nützlich sein könnte.
Damals, am ersten März jenes Jahres, war Simon mitnichten bewusst, dass er im Begriff war, einen enormen Fehler zu begehen, als er Salim Adlis Vorschlag, den kranken Offizier zu besuchen, annahm. Im Nachhinein betrachtet aber bewies jeder einzelne Augenblick jenes Tages, wie begriffsstutzig er doch gewesen war: zunächst der Augenblick, als er sich von seinem Platz erhob, dann derjenige, als er das Café verließ und schließlich der darauf folgende, als er »mit diesem Salim Adli« in einen großen Mercedes stieg. Und ebenso die Minuten, die er unterwegs mit diesem Mann verplauderte, der sich nicht scheute, sich nach einer so kurzen Bekanntschaft als sein neuer Freund zu bezeichnen; dann der Augenblick ihrer Ankunft vor dem Haus des kranken Offiziers, den kennenzulernen Simon so neugierig war, dann der danach, als Salim Adli, ohne zu läuten, vor Simon das Haus betrat, anschließend derjenige, als Simon Salim ins Haus folgte, und schließlich jener letzte Augenblick, als die Gattin des Offiziers, eine schöne, kräftig gebaute, hochgewachsene Frau mit blondem Haar, die beiden in einem nachthemdartigen Hauskleid und mit finsterem Gesichtsausdruck im Salon begrüßte. Iatidad lautete ihr Name, wie Simon sich erinnerte. Sie wirkte, als wäre sie schockiert, die beiden zu sehen, genauer, Salim Adli zu sehen. Denn kaum war ihr Blick auf Simon gefallen, der hinter dem größeren Salim Adli verdeckt gestanden hatte wie dessen Schatten oder Diener, hatte sie ihn angelächelt. Simon erinnerte sich noch, wie sie auf ihn zugekommen war und ihn zunächst auf Englisch willkommen geheißen hatte. »Sorry, excuse me!«, hatte sie dann noch gesagt. Als Simon ihr jedoch auf Arabisch antwortete, sprach sie in ägyptischem Dialekt weiter. Ihre Entschuldigung bezog sich auf die Hauskleidung, die sie trug. »Ihr Besuch kommt sehr überraschend«, hatte sie leicht irritiert gesagt und noch hinzugefügt, dass es mit Si Samahs Gesundheit – auf diese Weise hatte Simon auch den Namen des Offiziers erfahren – seit den frühen Morgenstunden immer weiter bergab gegangen sei. Eben erst habe sie den diensthabenden Militärarzt angerufen, damit er ihn ins Krankenhaus einweise oder herkomme, um ihn zu behandeln. Sie wisse nicht, ob Si Samah überhaupt zu einem Gespräch in der Lage sei. Jedenfalls erinnerte sich Simon, dass sich der Gesichtsausdruck dieser Frau sekündlich veränderte, sobald sie den anderen anblickte, der wiederum seinerseits keinerlei Mühe darauf verwendete, seine verächtlichen Blicke zu verhehlen. Warum war Simon nicht wenigstens in jenem Moment auf die Idee gekommen, dass da etwas nicht stimmte? Als sie schließlich – Salim und er, denn die Frau ging nicht mit hinein – zu dem kranken, bettlägerigen Offizier ins Zimmer traten und sich die Salontür hinter ihnen schloss, fand er sich einem vollkommen zusammengesunkenen Mann gegenüber, der kaum in der Lage war zu sprechen, einem Mann, der so hinfällig wirkte, als hätte er kürzlich erst eine Embolie, einen Schlaganfall, einen Herzinfarkt oder einen Nervenzusammenbruch erlitten und würde nur noch von seiner Neugier auf Simon Syros am Leben erhalten. Und das war es dann auch, was ihm Si Samah nun erklärte, der jedes einzelne Wort schwer atmend hervorpresste. Er habe Simons Kommen inständig herbeigesehnt, sagte er, und schließlich notgedrungen Salim Adli befohlen, ihn herzubringen. Dann also war es gar nicht so, wie Salim Adli es erzählte, dachte Simon damals im Stillen. Bei allem, was Salim Adli nun tat, wirkte er wie ein Untergebener Si Samahs, auch wenn man dies aus ihrem Äußeren nicht unbedingt schließen konnte: Si Samah hatte einen dunklen Teint, Salim dagegen war hellhäutig, Si Samah war klein, vielleicht nicht größer als einen Meter sechzig, und mager, während Salim groß und kräftig war. Trotzdem verhielt sich Salim, als wäre er Si Samah unterstellt und handele nur auf dessen Anweisung. Besser gesagt, es war eine sonderbare Beziehung, die über die Beziehung zwischen Vorgesetztem und Untergebenem, Herrn und Diener hinausging. Den Kopf stets gesenkt, den Blick auf Si Samah gerichtet, hatte Salim kein einziges Wort mehr gesagt, nachdem Si Samah zu sprechen begonnen hatte. Dieser redete, als hielte er eine lange Ansprache, sozusagen ein Abschiedswort an die Welt, als wüsste er, dass seine Tage gezählt seien. Er sagte sogar, er habe darauf bestanden, dass Simon Syros an jenem Tag zu ihm nach Hause kommen sollte, bevor es zu spät wäre. »Wie Sie sehen, schwinden meine Kräfte«, sagte er. »Und bevor sie mich gänzlich verlassen und ich nicht mehr sprechen kann, wollte ich Ihnen noch zu Ohren kommen lassen, was gesagt werden muss.« Er versank fast in dem dicken Sofa, auf dem er lag, und war mit einer Bettdecke zugedeckt, die die gleichen Streifen trug wie sein Pyjama, von dem nur der oberste Teil zu sehen war. Beides wirkte wie Requisiten aus einem Gefängnisfilm. Trotzdem bestand der Mann darauf, seine Rede zu halten.
Nachdem er Simon begrüßt hatte, erklärte er, er wisse alles über ihn. Anders als Simon selbst von sich oder andere von ihm behaupteten, sei er mitnichten ein Amerikaner, der die Geschichte des Cafés El Horryia niederschreibe. »Blödsinn! Lassen Sie doch diesen Quatsch! Damit Sie wissen, wie viel ich über Sie weiß, werde ich Ihnen von der Universität berichten, an der Sie studiert haben, und von Ihrer Stadt Ann Arbor. Sie sind ein Absolvent der University of Michigan in Ann Arbor, mein Freund!« Und damit zog er mehrere Papiere unter seinem Kopfkissen hervor, darunter offenbar einen Bericht mit den Informationen, die er über Simon gesammelt hatte, und bat Salim Adli vorzulesen, was darin geschrieben stand. »Ann Arbor ist eine Stadt im US-Bundesstaat Michigan. Gegründet wurde sie im Jahr 1824. Eine Theorie besagt, dass sie sehr wahrscheinlich nach den Ehefrauen der beiden Stadtgründer John Allen und Elisha Walker Rumsey benannt wurde. Was die University of Michigan betrifft, so wurde sie 1824 von Detroit nach Ann Arbor verlegt. Damit setzte im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert ein Wachstum der Stadt ein. Während der Siebziger- bis zu Beginn der Neunzigerjahre unserer heutigen Zeit gewann die Stadt große Popularität durch linke Aktivitäten, denn sie war ein Zentrum liberaler Politik und wurde schließlich wegen ihrer aktiven Rolle im Civil Rights Movement und der Studentenbewegung zu einem Kristallisationspunkt politischer Aktivitäten im Westen …« Bevor Salim Adli mit dem Verlesen des gut fünfseitigen Berichts, der wie eine Akte über Simon Syros begann, fortfahren konnte, wurde er von Si Samah unterbrochen. »Das reicht«, sagte er. Anschließend richtete er sich auf und sah Salim Adli an. »Mit diesem Bericht wollte ich unserem amerikanischen Freund nur einen Eindruck davon vermitteln, dass ich alles über ihn, seine Stadt und seine Universität weiß. Es genügt, dass sie ein Zentrum des Liberalismus ist, dieses Gifts, das uns nichts als Probleme und Zerstörung gebracht hat. Jemand wie er, ein Absolvent dieser linken oder liberalen Universität – denn das ist das Gleiche, Liberalismus und linke Politik sind Zwillinge, und für beide ist in unseren Regionen kein Platz – ist mit einem ganz anderen Ziel hergekommen, nämlich diese destruktiven Ideen hier zu verbreiten.« Nun richtete er seine Worte direkt an Simon. »Haben Sie mich verstanden?« Zur Erklärung fügte er mit derselben schwachen, aber entschlossen klingenden Stimme hinzu: »Sie sind Absolvent der University of Michigan, Institute of Advanced Studies, Branch of Middle Eastern Studies. Einigen wir uns also zunächst einmal darauf, dass Sie mit Ihrem Besuch etwas anderes bezwecken, als eine Studie über das Café El Horryia zu schreiben. Ist das richtig?« Dann schwieg er, möglicherweise, weil er auf eine Antwort von Simon wartete, vielleicht aber war die Sache für Si Samah damit, dass sie sich geeinigt hatten, auch einfach erledigt.
Erst als Simon mir die Geschichte im Café El Horryia erzählte, fiel ihm ein, dass die Art und Weise, wie der kranke Offizier den Namen des Cafés, Horryia – Freiheit –, ausgesprochen hatte, nicht der Ironie entbehrte. Damals jedoch, vor dem auf dem breiten Sofa hingestreckten Körper, hatte Simon sich ganz den Gepflogenheiten entsprechend verhalten, er hatte den Gruß des Offiziers höflich erwidert und dabei nicht einmal vergessen, sich ägyptischer Ausdrücke zu befleißigen. »Sie sprechen Arabisch wie ein Ägypter?«, hatte der Offizier ihn daraufhin gefragt, eine Frage, die eher einer Bestätigung glich. »Ja, mein Herr«, hatte Simons Antwort gelautet.
»Gib mir mal das Album, Mahmud!«, hatte Si Samah daraufhin Salim Adli befohlen, und das Fotoalbum auf dem Tischchen gemeint, das sich nun zwischen den beiden Männern und Simon befand, da sich Salim Adli, kaum hatte er dem Kranken das Album gereicht, auf den Rand des Sofas gesetzt hatte. Simon wusste nicht, ob er darüber lachen sollte, dass sein Begleiter mit einem Mal Mahmud hieß. Warum bloß hatte er sich in jenem Moment nicht entschuldigt, war aufgestanden und hatte gesagt, dass er gehen müsse? Reichte es ihm nicht, Salim Adlis neuen Namen zu hören? Welcher normale Mann ließ sich denn am selben Tag mit zwei verschiedenen Namen anreden? Warum hatte er dies Salim Adli damals nicht einfach ins Gesicht gesagt? Er wusste es nicht. Alles, was er wusste und woran er sich noch erinnerte, war, dass er wie betäubt auf seinem Platz sitzen geblieben war und sich den zweiten Teil von Si Samahs Rede angehört hatte. Oder auch nur einen Teil dieses Teils, denn kaum hatte Si Samah wieder das Wort ergriffen, bemerkte Simon, wie sich die Salontür ihm gegenüber leise öffnete und Iatidad in deren Rahmen erschien. Zuerst drückten nur ihre Fingerspitzen die Tür einen kleinen Spaltbreit auf, dann aber sah er, wie sie ihren Körper zur Hälfte in den Schlitz schob und ein Stück Pappe in die Höhe hielt, auf dem geschrieben stand: »Glauben Sie diesen Lügnern nicht!« Gleich darauf war sie wieder verschwunden. Simon musste grinsen. Das Ganze hatte kaum ein paar Sekunden gedauert, doch der seltsame Anblick hatte ausgereicht, ihn von dem abzulenken, was Si Samah von sich gab. Nur Fragmente, Bruchstücke, Satzfetzen, die er sich erst wieder zusammensetzen musste, waren ihm im Gedächtnis geblieben. So erfuhr er beispielsweise, dass Si Samah einer der ersten Offiziere gewesen war, die sich an dem Umsturz gegen König Faruk beteiligt hatten; dass er das Bataillon Nummer 13 angeführt hatte, dessen Kameraden größtenteils den sogenannten Freien Offizieren angehörten, welche die Bewegung vom 23. Juli 1952 ins Leben gerufen und die Monarchie abgeschafft hatten. Ein Jahr später hatte Si Samah die Leitung des Geheimdienstes übernommen. Ein Jahrzehnt lang war er dessen Chef gewesen. Für den Aufbau des ägyptischen Geheimdienstes hatte man gewaltige Finanzmittel und Erfahrungen anzapfen müssen. Noch notwendiger aber war die Bereitstellung qualifizierter Kräfte gewesen. Ihre Ausbildung war das schwierigste Problem, vor dem der neu zu erschaffende Apparat gestanden hatte. Doch Si Samahs direkte Kontakte zu den Geheimdienstchefs verschiedener Länder in aller Welt waren ihm, so sagte er stolz, eine große Hilfe gewesen.
Das Finanzierungsproblem hatte er gelöst, indem er mit einem Grundkapital von 300.000 Ägyptischen Pfund eine Transportfirma gründete, die ihre Gewinne an den Geheimdienstapparat überwies. Als er dem Staatspräsidenten von dieser Firma berichtete, forderte dieser ihn auf, das Kapital zu erhöhen, und kam mit ihm darin überein, sich selbst mit 100.000 Pfund vom Präsidentenkonto zu beteiligen, und zwar unter der Maßgabe, dass die Armee eine weitere Summe einzahlte und die Gewinne der Gesellschaft auf alle drei Beteiligten aufgeteilt wurden.
Von diesem Moment an waren Geheimdienst und Armee Verbündete. Der Fortbestand des einen entschied über den Fortbestand der anderen, die Macht des einen über die der anderen. Sämtliche Versuche, die beiden auseinanderzudividieren, waren gescheitert, erklärte Si Samah und erinnerte Simon zugleich daran, wer dies alles bereits versucht hatte: Israel, die Sowjets, Deutschland. Doch sie waren samt und sonders gescheitert. »Diese Lektion sollten Sie sich hinter die Ohren schreiben!«, sagte er. Ungefähr gegen Ende dieses Satzes konzentrierte sich Simon wieder stärker auf seinen Gesprächspartner. Ihm blieb auch nichts anderes übrig, denn angesichts dessen, was der Mann nun von ihm forderte, saß er plötzlich wie angewurzelt da, als wäre er mit einem Mal gelähmt. Der alte Mann sagte geradeheraus, er sei wirklich froh, Simon getroffen zu haben, und verlange von ihm nicht mehr, als das, was er ihm nun anvertrauen werde, an seine Untergebenen im amerikanischen Geheimdienst, dem CIA, weiterzuleiten. Liberalismus sei Unsinn, sollte er ihnen sagen, die Armee und die Geheimdienste in Ägypten seien die einzigen Garanten für regionale und weltweite Stabilität. Falls sie Zweifel daran hätten, sollten sie ihn nur baldmöglichst kontaktieren, dann würde er ihnen den Gedanken einer Zusammenarbeit mit dem CIA erläutern, welche die Gründung eines globalen Geheimdienstapparates mit Zentren an verschiedenen Orten der Welt beinhalte, von denen sich eines in Kairo befinden müsse. Leider habe seine Krankheit ihn arbeitsunfähig gemacht und gezwungen, sich von den Zentren der Macht fernzuhalten. Trotzdem habe er nach wie vor Männer im Apparat, die ihm vertrauten und eher für ihn als für die neue Führung arbeiteten. Ihre Loyalität ihm gegenüber bestehe seit geraumer Zeit, was auch kein Wunder sei, da er selbst sie geschult habe, und nicht nur sie, sondern auch ihre Ehefrauen. Nur gemeinsam mit ihm, erklärte er, könne der amerikanische Nachrichtendienst erfolgreich arbeiten. Diese Botschaft müsse Simon übermitteln. »Haben Sie mich verstanden?«, fragte Si Samah, eher zur Bekräftigung seiner Worte, als um sich zu erkundigen. Die Sache war erledigt, Simon Syros war ein Agent des CIA, der sich nur als Forscher ausgab.
Simon kam dies alles ausgesprochen grotesk vor, er musste über diese verrückte, beinahe schon paranoide Vorstellung beinahe lachen. Okay, der Typ mag verrückt sein, dachte er sich dann, aber vielleicht ist er auch gefährlich.
Auf diese Weise verlief der Abschied zwischen Simon und dem kranken Mann, der, kaum hatte er seinen Satz beendet, in tiefen Schlaf sank. Und so war es Salim Adli, der Simon dann bat, doch aufzustehen, damit sie die Villa verlassen konnten, ohne allerdings zu wissen, dass die Rede, die Si Samah eben gehalten hatte, auch seine letzte war. Am selben Tag noch wurde er ins Kairoer Militärkrankenhaus transportiert. Um seine Gesundheit war es tatsächlich äußerst schlecht bestellt. Seit gut fünfzehn Jahren hatte er, nachdem den damals erst Neunundvierzigjährigen eine Koronarembolie niedergestreckt hatte, unter dieser Krankheit gelitten. Diesmal sollten ihm nur noch vier Tage bleiben. Am fünften des Monats verstarb er.
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DRITTES HEFT
Soad im Griff des Militärs Viele Superlative. Etwas weniger Mond
ES GAB KAUM EINEN BEDEUTENDEN ANLASS, der mit dem Militär zu tun hatte, zu dem man nicht Soad um einen Auftritt gebeten hätte. Seit sie mit ihrem Lied Gott erhalte Deine Armee, geliebtes Ägypten! berühmt geworden war, war sie eine der gefragtesten Sängerinnen des Militärs. Ob zu einer kleineren oder größeren Feier im Offiziersclub der Streitkräfte oder zu welcher Gelegenheit auch immer, Soad hatte in ihrer ganzen Pracht zu erscheinen. Ihre Mutter sparte keine Mühe, sondern tat alles ihr erdenklich Mögliche, damit das Mädchen tatsächlich »wie der Mond« strahlte. Und für die Soldaten war sie tatsächlich der Abglanz des leuchtenden Mondes. In jenen Jahren waren Soad und das Militär zwei so eng miteinander verbundene Wesen, dass die eine nicht ohne das andere vorstellbar war. Selbst als die Militärs, genauer, die Mitglieder des sogenannten Revolutionären Kommandorats, sich entzweiten und infolgedessen im Frühjahr des Jahres 1954 die wohl befremdlichsten Demonstrationen der ägyptischen Geschichte auf Kairos Straßen die Abschaffung von Demokratie und Parteiensystem und die reaktionären Kräfte feierten, als es zu riesigen Volksaufläufen vor dem Parlament, dem Präsidentenpalast und dem Staatsrat kam, während derer eine äußerst groteske Mischung von Rufen skandiert wurde, Rufe wie: »Fort mit der Demokratie, fort mit der Freiheit!«, oder der berühmt gewordene Appell: »Keine Parteien, kein Parlament mehr!« – selbst an jenem Tag erschienen mehrere uniformierte Männer in Begleitung von Soads Vater bei ihr zu Hause und forderten sie auf mitzukommen. Sie ließen sie in einer eleganten Limousine Platz nehmen, und vor lauter Freude über die weichen Ledersitze fiel Soad gar nicht auf, dass der Streik der Beschäftigten des Verkehrswesens jede Bewegung in der Stadt zum Stillstand gebracht hatte. Irritierend fand sie nur, dass sie nicht wie üblich vor einem aus Militärs bestehenden Publikum oder in einem Studio singen sollte, wie man es sonst immer für sie angemietet hatte, nein, nun sollte sie unter freiem Himmel auftreten, auf dem Platz vor dem Parlamentsgebäude vor einer riesigen, ausschließlich aus Zivilisten bestehenden Menschenmenge. Aber sie nahm das in Kauf, ging es ihr doch in erster Linie darum, singen zu dürfen, zu singen war ihr einziges Glück. Auch jetzt sollte sie ihr bekanntes Lied Gott erhalte Deine Armee, geliebtes Ägypten! vortragen, was ihr nicht weiter wichtig war, wichtig war ihr allein, dass sie, dass ihr Vater, ihre Mutter, die Menschen glücklich waren. Dass auch Scharif über ihren programmatischen Auftritt glücklich war, und sogar so glücklich, dass man es ihm förmlich vom Gesicht ablesen konnte, bedeutete ihr dagegen kaum etwas. Ihm gegenüber erfüllte sie eine Pflicht, und genau darin bestand ihre Beziehung zu ihm: in reiner Pflichterfüllung. Und so, wie sie diese Beziehung als reine Pflichterfüllung wahrnahm, schien auch er dies zu tun, als hätte ihn jemand beauftragt, sich um sie zu kümmern, stets in ihrer Nähe zu bleiben, regelrecht an ihr zu kleben und sie unter keinen Umständen alleinzulassen – selbst wenn seine Kameraden ihn aufgrund dieses Verhaltens, das ihnen wohl übertrieben erschienen sein musste, immer wieder einmal kritisiert hatten. Und kritisiert hatten sie ihn auch an jenem sonnigen Frühlingstag: »Der Befehl lautet«, sagten sie zu Scharif, »dass wir uns von der Demonstration fernhalten sollen. Niemand soll Zweifel daran hegen, dass dieser Protest aus der Mitte des Volkes kommt, eines Volkes, das gegen den Beschluss des Parlaments, den Revolutionären Kommandorat aufzulösen und demokratische Wahlen zu veranlassen, Sturm läuft. Wenn wir Uniformierte da auftauchen, wäre dies ein unübersehbarer Hinweis darauf, dass hinter den Demonstrationen Offiziere stecken. Lass doch das Mädchen allein aufs Podium steigen und vor den Demonstranten singen, was schadet das? Warum sorgst du dich so sehr um sie? Ihr wird gewiss nichts geschehen.« So redeten sie auf ihn ein, weil sie der Meinung waren, Scharifs Verhalten entspringe einer wirklichen Sorge um Soad. Ihre Bemühungen, ihn zu überzeugen, blieben jedoch vergeblich. Er wich Soad nicht von der Seite, achtete allerdings darauf, sich hinter ein paar Leuten zu verbergen, die gemeinsam mit ihr auf der Bühne standen. Wer ihn jedoch hätte sehen wollen, hätte ihn sehen können.
Soad, anders als die Kameraden vom Militär, war weder an jenem Tag noch sonst irgendwann der Meinung, dass der »Herr Offizier Scharif«, wie sie ihn gern nannte, irgendwie übertrieb. Dieser fesche Offizier preschte in seiner schicken Uniform, wann immer die Soldaten, ob nun mit oder ohne Soads Vater, zu ihr nach Hause kamen, einfach vor, manches Mal sogar noch vor ihrem Vater, ganz so, als wolle er dessen Platz einnehmen. Stets war er es, der an der Tür läutete und auch als Erster das Wort an Soad richtete – an Soad oder ihre Mutter, falls diese geöffnet hatte. Bei solchen Gelegenheiten, etlichen in jener Zeit, vor allem aber im Jahr 1954, war er stets voller Elan bei der Sache. Soad war das mehrfach aufgefallen, an der Art etwa, wie er aus dem Auto sprang, oder auch am Klang seiner Stimme, wenn er seinen Untergebenen Befehle erteilte. Selbst Soads Mutter hegte ein gewisses Wohlwollen für ihn, und wäre da nicht ein deutlicher Altersunterschied gewesen, sie hätte ihn bestimmt als möglichen Bräutigam für Soad in Erwägung gezogen. Vielleicht tat sie dies sogar insgeheim und wollte geduldig die nächsten vier, fünf Jahre abwarten, bis ihre Tochter reifer geworden wäre. Gewiss dachte sie auch, dass es Soad nicht schaden würde, mit sechzehn einen Mann zu ehelichen, der älter war als sie. Und die Mutter war möglicherweise nicht die Einzige, die Scharif als Bräutigam für Soad in Erwägung zog, ihr Vater dachte vielleicht ebenso darüber nach. Die Ära der Militärs hatte gerade begonnen, da konnten Eltern ohne Weiteres froh darüber sein, ihre Tochter mit einem Mann verheiratet zu sehen, der als Soldat auch noch der Regierungsspitze nahestand. Hatte ihr Vater nicht mit eigenen Augen gesehen, wie glücklich Scharif der Anblick seiner Tochter machte? Soad selbst bemerkte auch, wie froh der »Herr Offizier Scharif« war, wenn er sie zu Hause antraf. Wenn sie dann ins Auto stiegen, um zur Aufnahme eines neuen »patriotischen« Liedes zu fahren, wie Scharif all diese Stücke nannte, selbst wenn es sich nur um Kinderlieder handelte, bestand er stets darauf, dass sie neben ihm Platz nahm. »Setzen Sie sich meinetwegen nach vorn!«, sagte er dann zu ihrem Vater. Seine drei oder vier Offizierskameraden, mit denen er meist auftauchte, saßen in einem zweiten Wagen, und wenn sie dann alle losfuhren, sang oder summte Scharif leise vor sich hin. Manchmal sprach er auch, sagte zum Beispiel, wie glücklich er sei, dass sie ein neues Lied singen werde, und nahm ihre Hände zwischen die seinen, wobei er ihr versicherte, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauche, dass der Komponist im Studio auf sie warte, und er selbst die Verse des Liedes bei sich habe. »Der Text ist nicht schwer, du wirst ihn rasch auswendig können.« Im Studio blieb er dann eng an ihrer Seite, stets darum bemüht, alles so einzurichten, dass sie das Lied innerhalb kürzester Zeit aufnehmen konnten. Wer ihn bei all dem beobachtete, musste den Eindruck gewinnen, Scharif, und nicht ihr Vater, der meist in einem anderen Raum zu warten hatte, sei für Soad verantwortlich. Wollten einige seiner Kameraden das kleine Mädchen, das in Armeekreisen bis hinunter zur Militärakademie inzwischen recht berühmt war, mit eigenen Augen sehen oder vielleicht sogar mit ihr sprechen, so wurde sie Zeugin, wie er mit ihnen umging. Alles musste über ihn laufen. Nicht einmal dem Toningenieur gestattete Scharif, mit Soad direkt zu sprechen. Heutzutage ist jeder Künstler froh, wenn er solch einen Menschen zum Manager hat, damals aber konnte man die Manager für Künstler an den Fingern einer Hand abzählen. Das Beste, was ein externer Beobachter über Scharif hätte sagen können, hätte sich in der Aussage, dass er Soads Talent förderte, zusammenfassen lassen. Als sei sie eine seltene Perle, die er, ganz im Sinne ihrer Kariere, zur Schau stellte.
Soads Vater hörte gar nicht auf zu unterstreichen, dass Scharif für seine Familie eine Gnade Gottes sei. Die wahren Umstände, die zur ersten Begegnung zwischen Scharif und ihrem Vater geführt hatten, hielt er aber vor Soad geheim. Die Details dieses Treffens erzählte Scharif ihr selbst Jahre später, als Soad eine erwachsene Frau war und er sicher sein konnte, dass sie ihm nicht davonlaufen würde, wenn sie hörte, was sich bei jenem Treffen zwischen Scharif und ihrem Vater abgespielt hatte.
Sie reagierte perplex, aber ruhig, als sie von Scharif erfuhr, dass er ihren Vater bereits am zweiten Tag der Revolution, einen Tag vor der Absetzung und Exilierung des Königs durch das Militär, persönlich aufgesucht hatte. Er hatte salutiert, sich vorgestellt und erklärt, er wolle nicht viele Worte machen, sondern direkt zur Sache kommen. Und damit hatte er einen kleinen Aktenordner vor Soads Vater ausgebreitet und schlicht gesagt: »Nehmen Sie sich in Acht, mein Herr! All diese Klagen hier hat Ihre Frau gegen Sie eingereicht.« Soads Vater wusste von diesen Klagen, seine Frau hatte sie schließlich nicht vor ihm geheim gehalten. Vielmehr hatte sie ihn mehrfach an seinem Arbeitsplatz aufgesucht und gezetert, er solle endlich die eintausend Pfund herausrücken, die ihrer gemeinsamen Tochter zustanden. Doch obwohl er nicht einen Moment gezweifelt hatte, dass sie ihre Drohungen wahr machen und ihn verklagen würde, hätte er nie damit gerechnet, dass jemand die Klage einer Frau ernst nehmen würde. All dies war für ihn wirklich merkwürdig und neu, wahrscheinlich hatte es mit der neuen Zeit zu tun. Sein Gast gestattete ihm jedoch nicht, länger nachzudenken, sondern sagte, indem er mit der Hand auf die Akte wies, »die Zeiten, in denen der Mann die Frau unterdrückte, sind vorbei«. Die Revolution könne vor seinen Verfehlungen gegenüber seiner Frau und seiner Tochter nicht länger die Augen verschließen. Unrecht, erklärte er ihm lapidar, werde nicht mehr geduldet. »Wir leben in einer Zeit der Revolution, die Probleme des Volkes sind unsere Probleme. Seien Sie auf der Hut, mein Herr!«, hatte Scharif gesagt, mit besonderem Nachdruck auf das Wort Revolution. »Wir hegen die Absicht, sämtliche Akten, die, aus welchen Gründen auch immer, unerledigt liegengeblieben sind, einer Revision zu unterziehen.« Er könne, so hatte er weitergesprochen, in keiner Weise nachvollziehen, dass ein Mann wie er so lange habe in Freiheit leben können, ohne auch nur mit Ermittlungen konfrontiert worden zu sein, von einer gerechten Strafe ganz zu schweigen. Nun gut, die alte Zeit sei nun einmal gewesen wie sie war, ihm falle keine andere Erklärung für das Geschehene ein als Bestechung. Aber wie auch immer, jetzt seien den Männern der Revolution sämtliche Akten in die Hände gefallen, und jedes Unrecht werde bestraft. So überraschend die Worte des Offiziers auch klangen, Soads Vater hörte Scharifs Stimme doch an, dass dieser etwas im Schilde führte, auch wenn er selbst vor Furcht zitterte, man könnte von ihm verlangen, die Summe zurückzuzahlen. Ihm aber blieb gar keine Zeit, seinen Mutmaßungen nachzuhängen, da dieser merkwürdige Offizier – der er ja bis zu jenem Zeitpunkt für den Vater war – unvermittelt erklärte, er, der Vater, könne von Glück reden, dass Scharif selbst zu ihm gekommen sei und nicht etwa Captain Samah persönlich. »Mit Samah ist nicht zu spaßen, nehmen Sie sich vor dem in Acht!« Und dann fuhr Scharif, etwas milder im Ton, mit einigen Erklärungen fort, dass etwa ein Mann wie Samah keinerlei Milde gegenüber den Feinden der Revolution kenne, dass er, Scharif, hingegen ihm, dem Vater, von Herzen zugetan sei, und fest daran glaube, Menschen, die einen Fehler begangen hätten, müssten auch die Chance erhalten, diesen wieder gutzumachen. Schließlich handelten manche ganz unbewusst. »Haben Sie Sigmund Freud gelesen?«, fragte er selbstsicher, um sogleich, ohne etwa die Entgegnung des Vaters abzuwarten, der »Nein, mein Herr, von diesem Mann habe ich noch nie gehört«, hatte sagen wollen, seine Frage selbst zu beantworten: »Dieser Sigmund Freud, der aus der österreichischen Hauptstadt Wien stammte, hat sich viel mit dem Unbewussten beschäftigt. Er behauptet, es allein bestimme das Verhalten des Menschen.« Daraufhin schwieg Scharif eine Weile und sah den Vater an, als wolle er dessen Reaktion überprüfen, bevor er in einem nun noch liebenswürdigeren Tonfall weitersprach: »Deshalb handeln die meisten Menschen, ohne zu wissen, wer sie überhaupt sind.« Und da dieser Grundsatz ihm, Scharif, doch sehr einleuchte, setze er sich nun mit aller Kraft für die Rettung dieser fehlgeleiteten Sorte Mensch ein. Manchmal habe er zwar den Eindruck, ihr fehlerhaftes Verhalten nicht nachvollziehen zu können, doch er vertraue darauf, dass sie ihre Ausrutscher korrigierten. Und noch bevor der Vater ihn fragen konnte: »Wie denn das?«, erklärte er ihm schon, dies sei ganz einfach. »Genau dafür«, sprach er voller Güte, »gibt es die Revolution, sie bietet den Bürgern Gelegenheit, sich wieder richtig zu verhalten. An oberster Stelle steht die Treue zur Revolution, das ist die erste Prüfung, der sich jeder Bürger zu unterziehen hat!« Und damit waren sie also auf den Zweck seines Besuchs zu sprechen gekommen. »Sehen Sie das hier?«, fragte Scharif und blätterte in der Akte, auf deren Umschlag die Namen von Soad und ihrem Vater prangten. Um ihn zu beruhigen, sagte er, werde er diese Akte vor seinen eigenen Augen zerreißen und in den Müll werfen. »Sehen Sie?«, sagte er noch einmal und setzte in die Tat um, was er angekündigt hatte. Er zerriss die Akte und warf sie anschließend in den Müll. »Und jetzt, jetzt nehmen wir das Problem in Angriff!«, erklärte er daraufhin und sah den Vater aufmerksam an. »Ja, Sie haben richtig gehört!« Er wusste, wie er an den Nerven seines Gegenübers zerren konnte. Soads Vater starrte Scharif an und wusste nicht, was er sagen sollte.
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