Sadece LitRes`te okuyun

Kitap dosya olarak indirilemez ancak uygulamamız üzerinden veya online olarak web sitemizden okunabilir.

Kitabı oku: «Das Schweigen der Prärie», sayfa 4

Yazı tipi:

V

Der Per Hansen kam spät am nächsten Nachmittag zurück und konnte sie und die Buben gar nicht genug loben, wie flink sie gewesen seien, während er fort war. Ihr wurde davon ganz wirr. Und jetzt war das wieder an ihm, das, vor dem alles andere weichen mußte: nach außen war er lauter Scherz und toller Mutwillen, aber dahinter stand ein Ernst, so kraftvoll, daß sie zitterte, wenn sie bloß daran rührte.

Und jetzt war er auch so gesprächig:

»Hier hast du den vorläufigen Ausweis über unser Königreich, Beretmütterlein — nimm ihn und heb ihn gut auf! — Geht es nicht sonderbarer zu als im Märchen, daß einem Manne so etwas geschenkt wird? — Hm, und obendrein Jahr und Tag, nachdem er die Prinzessin heimgeführt?« Er legte den Kopf auf die Seite: »Weißt, das ist so merkwürdig, daß ich‘s immer noch nicht recht glaube. Und du, Beretmütterlein ?«

Die Beret stand neben dem Wagenhaus, das sie zurechtgemacht, lächelte ihm mit feuchten Augen zu und vermochte nicht viel dazu zu sagen. Was hätte es ihr wohl geholfen, jetzt zu reden? Er war so ganz in seinen Plänen befangen, und sie und ihr Wünschen beachtete er nicht. Was hätte es also gefruchtet, hätte sie ihre Bekümmernisse und ihre Furcht vorgebracht? — und er war so fröhlich und lieb zu ihr, — oh, sie kannte den Per Hansen allzu gut!

»Was sagst du zu all der Herrlichkeit, du Beretmütterlein ?« Er umfaßte sie und schwenkte sie herum.

»Oh, — ich fürcht‘ mich nur so sehr vor dem hier draußen!« Sie lehnte sich an ihn, wollte sich verbergen. »Hier ist‘s so — so ungeschützt. — — Und keine Menschenseele bis ans End‘ der Welt!«

Da lachte der Per Hansen, und sie krümmte sich unter seiner innern Wucht: »Hierher kommen schon noch Leut genug, sollst sehen, Beretmutter!«

Jetzt kam ihm ein andrer Einfall; er führte sie feierlich zu der großen Lade, nötigte sie, sich darauf zu setzen, blieb selbst breitbeinig vor ihr stehen und sah sie groß an:

»Und jetzt hör bloß, worauf ich gestern verfallen bin, nachdem ich die Papiere bekommen hatte: ich habe zehn große Säcke Kartoffeln gekauft. Ach, ich bin so glücklich darüber! Ja, du weißt, was für uns Nordländer die Kartoffeln bedeuten,« lachte er. »Und wir gehen gar nicht zuerst an den Hausbau; die andern, die fangen es dumm an, will ich dir sagen,« — er sprach jetzt leise und eifrig — »am verkehrten Ende! — Jetzt gehe ich noch heute abend zum Hans Olsen und leihe mir seinen Pflug, und morgen zeitig fange ich an, Neuland aufzubrechen; denn, schau, die Kartoffeln, die müssen also sogleich in die Erde! Nein, ich baue erst hinterher, wenn ich Zeit dazu habe. — — O, du Beretmütterlein, — es wird noch alles gut, ja, du sollst sehen, wie ich uns unser Reich erbauen werde!« Er lachte, daß ihm die Augen schmal wurden: »Und kein alter, abgedankter Vater König mit Hängebauch und Hängehosen soll mir kommen und sagen dürfen, so soll es sein und so nicht!«

Und er fuhr fort, ihr alles auszumalen, — und über beide senkte sich erhaben die Nacht. — Aber er gewann sie dennoch nicht ganz für seine Pläne, nein, nicht ganz. Sie hatte selbst vergeblich nach einem Vogellaut gelauert, hatte selbst tagaus, tagein auf dem Querbrett gesessen und gesehen, wie es immer weiter von den Menschen wegging. Und blickte sie jetzt nicht mit ihren eigenen Augen in die grünblaue Stille, die weder eine Grenze hatte noch ein Herz? —

»Weißt du,« sagte sie still, stand auf und lehnte sich an ihn, »ich glaube, droben auf dem Hügel liegt ein Grab.«

»Nein, aber Beret! Bist du auch dort gewesen! Und hast dich gesorgt! — Hm, sollst sehen, der Bursche, der dort liegt, bringt uns nur Glück!«

»O gewiß, — aber es ist doch eigen, daß dicht vor unserer Schwelle ein Mensch in ungeweihter Erde liegt, — da muß es freilich still hier sein! Die Kinder fanden soviel Spielzeug, als wir gestern abend droben saßen; da ließ ich sie auch heute hin. Wir wollen sie jetzt holen. — Es ist schön dort oben.«

Sie seufzte und wandte sich zum Gehen.

Sie wanderten Hand in Hand hinauf.

In ihrer kummervollen Güte heute abend war etwas, womit er nicht fertig wurde. Er hätte jetzt am liebsten zugleich gesungen und geweint. — — — Aber er war ihr so gut, so gut. Seltsam, daß er sie niemals dazu brachte, das ganz zu verstehen! — — O nein, es war wohl so mit ihr, daß sie nicht mit dem Glück zu ringen vermochte, — war wohl zu zart gebaut dazu! — — — Nun, — er wußte einen, der es an ihrer Stelle wagte!

Der Per Hansen hatte so viel zu überdenken und zurechtzulegen, daß er des Nachts lange wach lag. Und jetzt, wo er die Beret so ruhig neben sich schlafen fühlte, hatte er dazu auch die beste Gelegenheit; es hieß die Zeit gut ausnutzen; sonderlich müde war er auch nicht.

Siebenunddreißig Dollar waren sein ganzer Geldbesitz, und wenn er jetzt überlegte, was unentbehrlich war für die nächste Zukunft, dann wurde daraus eine Liste so lang wie der Weg, den er hierher zurückgelegt. — Da waren zunächst Haus und Stall, zu denen Fenster und Türen gehörten. Und Eßwaren und Tabak; und Kleider und Schuh; und Geräte, — ja, Geräte! Hätte er doch Geräte und Pferde! Dann sollte das ganze Landstück bald wie ein Garten daliegen! — Mit den Pferden wurde es vorläufig nichts. Aber mindestens eine Kuh noch mußte er bis zum Herbst angeschafft haben. Das war klar und somit erledigt. — Und Ferkel, — natürlich mußte er sehen, zum Winter Ferkel herzukriegen. Bekam er die Kartoffeln rechtzeitig in die Erde, dann gab es zum Winter auch Futter genug für die Ferkel. — Und Hühner! Die will er besorgen, sobald er an Menschen gelangte. — Es wird die Beret freuen, für all das Viehzeug zu sorgen. — Nein, es war nicht abzusehen, was er alles nötig brauchte — — — Und dann auch der Strich durch die Rechnung, daß die Beret wieder ein Kleines haben sollte! War übrigens ein rechter Gottessegen; nur daß es sie beide sehr aufhielt. — Ja, damit mußte sie nun freilich allein fertig werden, wenn‘s soweit war. — Ein ausnehmend tüchtiges und prächtiges Weib, das war sie wahrhaftig, und ein merkwürdig scharfsinniger und guter Mensch, mit dem man akkurat so umgehen konnte, wie mit dem besten Kameraden.

Der Per Hansen nahm das Bild seines Weibes mit in die Zukunftsgesichte, die jetzt kamen, — gut und willig kamen: Das ganze Land war wohlbestellt und gab seinen Reichtum her; eine große Herde lebte darauf, Pferde und Rinder, jung und alt. Wo er jetzt die Gamme bauen wollte, stand später ein großes Wohnhaus. — Weiß sollte es sein, das Haus; es leuchtete so schmuck in der Sonne; aber die Windbretter an den Hausecken, Per Hansen denkt sich die in Norwegen allgemein üblichen Holzhäuser. die mußten grün sein! — — —

Das erstemal, daß der Per Hansen das Haus vor sich sah, war es weiß mit grünen Windbrettern, und seither behielt es diese Farben. Aber der Kuhstall wie auch der Pferdestall und die andern Nebengebäude, die waren rot gestrichen mit weißen Windbrettern; denn das nahm sich ungemein prächtig aus! — — Oh, die Beret sollte auf einem Königshof wohnen mitsamt ihren Prinzen!

VI

In Per Hansens Wesen sprangen Schleusen auf, von denen er früher nicht gewußt; seine Kräfte wären unerschöpflich. Er begann mit einem Arbeitstag von vierzehn Stunden, kam bald dahinter, daß das für jemanden, dem noch so vieles ungetan lag, wenig Sinn hatte, dehnte also den Tag auf sechzehn Stunden aus, legte sicherheitshalber noch eine Stunde zu und überlegte, ob es nicht anginge, sich im Sommer bei dem guten Wetter mit nur fünf Stunden Schlaf zu begnügen.

Die freundlichen Bilder hatten ihn in jener Nacht sanft in Schlummer gewiegt; er öffnete bei Tagesgrauen die Augen, bekam sofort Licht hinein — es tagte bereits; und er fuhr aus dem Bett.

Da hätte er es fast verschlafen, — hatte man schon so was erlebt! Er aß zum Morgenimbiß ein wenig kalten Brei, sputete sich hinaus, spannte die Ochsen ins Joch und ging mit ihnen stracks zum Hans Olsen wegen des Pfluges. — Bei denen rührte sich noch nichts. Hm, — die hatten‘s vielleicht dazu, den Morgen zu verschlafen; aber er war fünf Tage später angekommen, hatte noch zwei dazu verloren, er mußte sich regen! — Er leitete die Ochsen am Halfter, um möglichst wenig Lärm zu machen.

Er führte ein Stück die Höhe hinauf, hielt und sah sich um. Gewiß, hier mußte er anfangen, die Schollen aufzubrechen! Er setzte den Pflug ein und herrschte die Ochsen an: »Los mit euch, Lumpengesindel!« Aber die Freude, daß er zum erstenmal im Leben den Pflug in eigenen Boden stieß, milderte das Barsche der Stimme; er mußte zu immer kräftigeren Ermunterungen schreiten und dennoch wollten die Ochsen sich zu so früher Morgenstunde nicht kräftig in die Sielen legen. Sie trotteten träge dahin.

Wäre jetzt der Ole zum Antreiben dagewesen, so daß er nur auf den Pflug zu achten gehabt hätte! Nun — davon war nicht die Rede! Der Bub brauchte mindestens noch eine Stunde Schlaf. Das Tagewerk wurde ohnehin schon lang genug für den. Junge Stiere haben mürbe Sehnen, — obwohl der Ole für sein Alter gewiß ein ungemein flinker Bursch war!

Per Hansens erste Furche, die lief nicht nach der Schnur. Und zu lang zog er sie auch. Als er meinte, jetzt sei sie lang genug, und die Ochsen anhielt, da buchtete sich die Furche hinter ihm her wie eine Schlange. Jetzt lenkte er nach Westen und legte eine zweite in entgegengesetzter Richtung daneben. — Nun, schlechter geriet die jedenfalls nicht! — — — Nach der nächsten Runde ließ er die Ochsen verschnaufen, griff zum Spaten und begann an der andern Seite die Grasnarbe auszustechen, — das Baumaterial! So legte er auf der einen Seite die Schollen um und schnitt an der andern die Grasnarbe zum Bau, — o, der Per Hansen hatte sich alles vorher gut zurechtgelegt! —

Zur Frühstückszeit lag ein Haufe Rasenstücke aufgeschichtet. Und kaum hatte er den letzten Bissen geschluckt, da kommandierte er die beiden Buben hinaus, spannte die Ochsen vor den selbstgefertigten Wagen, und fort ging es. »Koch‘ heut zu Mittag eine volle Schüssel Mus,« rief er zurück, »wir werden Futter brauchen, sag‘ ich dir!«

Und jetzt machte sich der Per Hansen ernstlich ans Werk. Er und der Große-Hans und die Ochsen brachen Neuland auf; der Ole arbeitete mit der Hacke, aber es wollte dem armen Burschen nicht recht von der Hand! Die Grasnarbe, die dort in unzähligen Herrgottsjahren ungestört geschlummert hatte, die war widerspenstig und zähhäutig, wenn sie sich kehren sollte. Aber sie mußte sich trotz allem Stück für Stück wenden lassen; schwarzbraun und lecker war sie anzusehen, und wenn sich die Morgensonne darüberlegte, dann schien und glänzte es auf ihr. — Wenn der Per Hansen jeweils nach einigen Umgängen die Ochsen verschnaufen ließ, zeigte er dem Ole, wie er‘s geschickter anfangen könne. »So sollst du‘s machen! Da schau her, so!« Und dann hackte er, daß die Klumpen flogen.

— — — Als sie Mittagspause machten, zogen sich viele Furchen über die Höhe und guckten in die Sonne. Und die drei Mannsleut kamen mit einem mächtigen Haufen Baumaterial nach Hause; die nächste Fuhre brachten sie zur Vesper heim und am Abend noch einmal eine. Da war das Abendessen noch nicht ganz bereit, und deshalb holte Per Hansen geschwind abermals eine, — es sei das beste, die Zeit gut zu nutzen, meinte er.

VII

Noch am gleichen Abend begann der Per Hansen mit dem Hausbau.

»Nein, ruh‘ dich jetzt ein wenig, Per Hansen!« bat die Beret, »nimm doch Vernunft an!« »Freilich ruh‘ ich jetzt aus — das will ich ja gerad! — Komm du jetzt mit, du kannst dir nicht denken, wie kurzweilig es wird, — neues Haus auf eigenem Grund und Boden! — Aber nicht als ob du mit arbeiten sollst! Doch dabei sein mußt du, und zusehen, wie der Königshof aus der Erde wächst.«

Alle kamen mit. Und es war so ausnehmend lustig, daß sie erst aufhörten, als sie nicht mehr genug sehen konnten. Da sagte der Per Hansen stopp; jetzt hätten sie ein gutes Tagewerk hinter sich gebracht, und damit sei es für heute genug; reichlich Lohn bekämen sie alle, nur wollte er im Augenblick nicht die Zeit mit dem Auszahlen vertrödeln!

An dem Abend schlief er vor Müdigkeit sofort und ohne Zukunftsphantasien ein. —

Von da ab baute der Per Hansen jeden Morgen vorm Frühmahl und jeden Abend, sobald sie mit dem Essen fertig waren. Alle taten mit und hatten ihre helle Freude dran.

Für den Hans Olsen wie für Tönset‘n nahm es sich aus, als wären Trolle in des Per Hansen Grund und Boden gefahren; obgleich der mitsamt der ganzen Familie tagsüber den Acker bestellte, wuchs dort aus der Erde eine ungeheuerliche Gamme.

Der Per Hansen pflügte und eggte und hackte, und er baute, und er fand alles miteinander so überaus kurzweilig, daß er nicht auch nur die geringste Zeit mit Schlafen vergeuden konnte. Als er aber am vierten Morgen die Decken abwarf und in die blaue Dämmerung hinauswollte, da lag die Beret wach und paßte ihm auf. Kaum daß er sich regte, nahm sie ihn fest in die Arme: Er müsse liegenbleiben; das gehe keinesfalls so weiter, auch er sei nur ein Mensch! Und so sanft und freundlich redete sie ihm zu, daß er nachgab und liegenblieb. — Aber Ruhe fanden seine Gedanken darum doch nicht. — Die Beret meinte es zwar gut; sie verstand nur nicht, mit wievielerlei er sich zu tragen hatte, — Plänen, die er zusehen mußte, auf der Stelle auszuführen! — Ja, die Beret! Nicht glaubte er, daß es ihresgleichen gab; wie hatte sie sich in den beiden letzten Tagen mit der Hausarbeit beeilt! War dann mit dem Gössel an der Hand zu ihnen auf den Acker gekommen, hatte dort das Kind im Grase spielen lassen und den Mannsleut geholfen und hatte dabei volle Arbeit geleistet, ganz wie ein Mann. Und alles bloß, um es ihm zu erleichtern, — und jetzt wachte sie hier und paßte auf ihn auf! — Und als sie so viel geeggt und zerhackt hatten, daß sich das Pflanzen lohnte, da hatte die Beret aus ihren verschiedenen Fächern und Behältern alle Saatsorten der Welt hervorgesucht, von denen er nicht wußte, wo oder wann sie sie erwischt hatte. Kohlrabi und Möhren, und sowohl Zwiebeln wie auch Tomaten, und wahrhaftig, hatte sie nicht sogar auch Melonen mitgebracht! Ja, so ein Weib! Er konnte ihr gern die Liebe tun, noch ein wenig liegenzubleiben, wenn sie so schön darum bat! — —

Ob es nun mit rechten Dingen zuging oder nicht, jedenfalls war beim Per Hansen ein stattlicher Acker bereits umgepflügt und eine große Hütte wartete auf ihr Dach, als der Hans Olsen und die Solumbuben ihre Behausungen kaum erst gedeckt und mit dem eigentlichen Pflügen gerad erst begonnen hatten. — Tönset‘n war jedoch schon erheblich weiter — der Per Hansen mußte das ja zugeben — und war jetzt schon dabei, Kartoffeln zu setzen. Aber der hatte ja auch nicht soviel im Kopfe gehabt; als der im Frühjahr herkam, war sein Haus bereits instand gewesen, so daß er bloß einzuziehen gehabt, — der winzige Stall, den er sich jetzt dazu gebaut, der war nicht mehr als eine gute Tagesleistung —, und Pferde hatte er auch; nein, für den war‘s keine Sache, vorwärts zu kommen!

Eines Nachmittags spät waren beim Per Hansen alle Kartoffeln, die er aus Sioux Falls mitgebracht hatte, in die Erde gelegt. »Nur ein Auge für jedes Loch, das ist genug bei solchem Boden!« hatte er die Beret ermahnt, die die Knollen zerschnitt. Auch aller Same, den sie so vorbedacht gewesen mitzunehmen, war gepflanzt. — — Der Acker sah größer aus, als er in Wirklichkeit war. Er hob sich von all dem Grün rundum scharf ab; aus der Entfernung machte es einen Eindruck, als hätte jemand einen schwarzen Flicken auf ein unendlich großes grünes Tuch genäht. Für den Per Hansen, der sich jetzt das fertige Werk anschaute, nahm sich der Flicken sehr gut aus. Vor nicht langer Zeit war er hergekommen und hatte doch schon mehr in die Erde gebracht als jemals, seit die Beret und er selbständig zu wirtschaften begonnen. Und wie würde das erst nächstes Frühjahr werden!

»Heute abend gönnen wir uns ein richtiges Festmus, Beretmutter,« sagte er zu ihr, »um damit zu segnen, was in die Erde gekommen ist!« Er stand noch immer an seinem Acker und sah darüber hin; und seine Augen leuchteten.

Die Beret war müd von der Arbeit; der Rücken schmerzte, daß sie meinte, er werde ihr brechen; auch sie sah über die bestellte Flur; aber sie konnte daran keine Freude gewinnen. — Es ist gut, daß wenigstens er sich so freut, dachte sie traurig. Auch mit mir wird es mit der Zeit besser werden. — Sie sprach es nicht aus. Sie nahm das Kind bei der Hand und ging heim. Hier maß sie die Hälfte von dem, was Buntscheck heute morgen gegeben, ab, goß Wasser dazu, bis sie genug hatte, holte Grütze aus einem Beutel und bereitete das Mus. Ehe sie es auftrug, tat sie in jede Schüssel ein kleines Butterauge, — ein Äuglein, das sich gerade noch offenzuhalten vermochte, und streute darauf ein paar Krümel Zucker; das war so üppig angerichtet, wie sie es bieten konnte, und sogar eher mehr. Aber als sie die Freude der Buben sah und all die Lobworte des Per Hansen hörte, da wurde auch ihr ein wenig leichter ums Herz, da nahm sie noch Zucker aus der Tüte und streute ihn oben drauf. — Und dann lächelte sie und war froh, daß sie nichts von dem schmerzenden Rücken gesagt! —

VIII

Die Hütte des Per Hansen wurde wirklich beinahe groß wie ein Königshof! Und das veranlaßte Tönset‘n, als er zu Besuch kam, zu folgendem Ausbruch:

»Kannst du mir sagen, Per Hansen, soll das hier eine Hütte vorstellen? Oder gar am Ende gleich Kirche und Pfarrhof unter demselben Dach? — Ich mein‘, du bist nicht recht gescheit, Mann! Im Leben kriegst du kein Dach zustande über diesem Ungetüm! Schon für die Hälfte gäbe es hier herum nicht genug Weidengerten! — Mach du dich bloß bald dahinter, es wieder abzutragen, Gevatter!«

»Hast freilich recht,« schmunzelte der Per Hansen. »Aber jetzt steht es einmal da. Ich meinte halt, ich könnt‘ gerad so gut gleich auch für meine Söhne bauen; die müssen dann jeweils, wenn sie heiraten, erst ein Stück des Daches decken. Und Dachrasen gibt‘s doch von hier bis zur Küste des Stillen Ozeans!«

Aber Tönset‘n ließ sich in seinem tiefen Ernst nicht erschüttern:

»Das da hat gar keinen Sinn, Per Hansen, — fang du bloß an, wieder abzutragen!«

»Ja, dann muß ich halt wohl!« antwortete der Per Hansen trocken.

Es war durchaus nicht sonderbar, daß Tönset‘n beim Anblick dieses Bauwerks stutzte; es war gänzlich unähnlich dem, was er selber gebaut, und jedem andern, das er bisher gesehen; ob überhaupt in ganz Amerika noch ein zweites so albernes Haus zu finden war! Tönset‘ns eigenes war vierzehn Fuß breit und sechzehn lang; das der Solumbuben war nur vierzehn im Geviert; der Hans Olsen war großartig gewesen und hatte das seine achtzehn Fuß lang und sechzehn Fuß breit angelegt. Aber Per Hansens Hütte, — die war achtzehn Fuß breit und dreißig Fuß lang! Und sie hatte zwei Räume — einen achtzehn zu achtzehn, den anderen zwölf zu achtzehn — durch eine Wand getrennt; des einen Tür ging nach Süden, des andern nach Osten. Zwei Türen in einer Rasenhütte, — du großer Gott, welcher Wahnsinn! Und in dem kleineren Raum hatte er die Erde ausgestochen, so daß hier der Fußboden einen Fuß tiefer lag als in dem andern! — — — Du erlebst es noch, dachte Tönset‘n bei sich, daß der Mann in seiner Verdrehtheit gleich auch einen Turm anbaut!

Tönset‘n mißbilligte! Erstlich war das von dem Per Hansen schiere Großmannssucht — denn es handelte sich doch nur um eine vorläufige Rasenhütte. Sodann aber war es unmöglich! Denn wenn der auch bei Tag mit der Laterne suchte, fand er nie im Leben genug Weidengerten für das Dach; das brauchte ja fast ein ganzes Himmelsgewölbe über sich! Tönset‘n trabte schnurstracks zum Hans Olsen und bat ihn, sofort mit dem Manne ein Wörtlein Vernunft zu reden. — Nein, meinte der, damit wolle er nichts zu tun haben. Der Per Hansen brauche für seine stattliche Familie, die sich vielleicht noch vergrößerte, wohl auch ein stattliches Haus; — übrigens wisse der Mann, was er tue.

»Nein, schau, das tut er eben nicht!« Und damit begab sich Tönset‘n zu den Solumbuben, die in Amerika sowohl geboren wie erzogen waren und wußten, was sich gehörte und sich nicht gehörte. Sie müßten also mit dem Per Hansen reden! Aber auch die wollten nicht heran: es sei des Per Hansen Sache, wie er sich sein Haus bauen wolle. — Da mußte Tönset‘n es aufgeben. Aber es war doch gar zu ärgerlich mit anzusehen, wie ein braver Mann es so dumm anfing! — —

Der Per Hansen hatte schon, seit er die ersten Rasenhütten gesehen, hin und her überlegt, wie er sich mit dem Haus einrichten solle. Auf dem Wege heim von Sioux Falls war ihm ein Einfall gekommen, der ihm zuerst recht merkwürdig vorkam, dann aber immer mehr einleuchtete: Wie wäre es, wenn er Haus und Stall unter ein gemeinsames Dach stellte? Es war ja nur für den Übergang — nur so zum Spaß —, bis er sich einen großen Hof bauen konnte. Er sparte Zeit wie Arbeit, — und Haus und Stall würden wärmer! Und jetzt fiel ihm ein, daß er davon gehört, wie die Menschen der alten Zeiten das oft so gehalten hätten, sogar die Herrenleut! Es war nicht gerade schön, aber es war auch nicht gerade dumm.

Am übelsten werde es der Beret gefallen, dachte er, nahm allen Mut zusammen und erwähnte den Plan vor ihr.

»Stube und Stall im selben Haus?« — Mehr sagte sie nicht, blieb stehen und überlegte. Volk und Vieh unter einem Dach? Es war wohl unratsam, sich so einzurichten? Dann aber fiel ihr ein, wie öde und einsam es hier war, und was für ein lieber Kamerad Buntscheck an dunklen Abenden und in langen, langen Winternächten werden könne. Ihr graute, und sie sagte dem Manne, sie finde es allright, wie er auch baue, wenn es nur dicht und warm sei; aber sie äußerte nichts von dem, was sie dachte.

Da war der Per Hansen froh: »Du bist das verständigste Weib, von dem ich weiß, du Beretmutterl Freilich ist es das beste, auf die Weise zu bauen!«

Jetzt überholte er weiß Gott den Hans Olsen wie auch die Solumbuben; von denen konnte keiner vorläufig an den Stall auch nur denken, und er baute sich beides auf einen Schlag!