Kitabı oku: «Die inneren Fesseln sprengen», sayfa 2

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Der Kern der Arbeit

Während einer Sitzung mit meiner Tochter, als wir gerade damit beginnen wollten, einige ihrer Fälle zu betrachten, wurde mir unerwartet der Kern oder das Kernthema dieses Buches präsentiert.

Sobald wir in die Ruhe gekommen waren und sie die Liste der Namen derjenigen, die um Hilfe gebeten hatten, verlesen hatte und wir in unserer Vorstellung das Dreieck zwischen uns errichtet hatten, sah ich sofort wie auf einem inneren Bildschirm eine Art Zoo oder Zirkus mit vielen Käfigen, in denen jeweils Tiere untergebracht waren. Bei der Betrachtung dieses inneren Bildes faszinierten mich die verschiedenen Formen, in denen die Tiere auf das Eingesperrt-Sein reagierten. Einige der großen Katzen rasten nervös von einer Seite des Käfigs zur anderen – anmutig, aber frustriert, einige Tiere warfen sich gegen die Stangen des Käfigs in offensichtlicher Wut und Rebellion, frenetisch und ängstlich in dem verzweifelten Versuch auszubrechen. Andere Tiere verzogen sich in den hinteren Teil des Käfigs und rollten sich zusammen wie ein Embryo – zurückgezogen von jeglicher Teilnahme am Leben. Manche begannen einen Hungerstreik und verweigerten die Nahrung, während andere, z. B. die Bären, begannen, eine Vorführung zu geben, kleine Tricks präsentierten, eine kleine Show für die Besucher inszenierten, um deren Aufmerksamkeit zu gewinnen und sich so von ihrer Langeweile abzulenken. Andere machten sich beliebt, erbettelten mit Purzelbäumen Futter von den Wärtern. Bei der Betrachtung dieser unterschiedlichen Reaktionen fragte ich mich, warum ich diese Bilder bekommen hatte, und bemerkte sofort, dass die Menschen, ebenso wie die Tiere, die ich gerade sah, in Käfigen gefangen sind – allerdings in von ihnen selbst angefertigten. Mit der gleichen inneren Bestimmtheit wusste ich aber auch, dass sie sich aus diesen Käfigen befreien können, sofern sie dies wollen.

Würde tatsächlich irgendjemand nicht frei sein wollen?, fragte ich mich. Als Antwort erschienen mir in meiner Vorstellung mehrere Menschen, die ich kannte, die in diese Kategorie passten. Als ich weitersuchte, stellte ich fest, dass viele Menschen jede Art von Veränderung ablehnen. Sie ziehen die Sicherheit einer gewohnten Situation oder Bedingung vor, wie schwierig oder unglücklich diese auch sein mag, um Unsicherheit gegenüber Unbekanntem oder Anderem zu vermeiden.

Es gibt auch solche, die protestieren und frei sein wollen, aber, sobald sie die Gelegenheit erhalten, sich aus ihren Gefängnissen zu befreien, feststellen, dass ihr Drang nach Freiheit nicht groß genug ist, um ihr Festhalten an Menschen, Besitztümern, Wünschen, Sicherheiten oder anderen Dingen, ohne die sie nicht leben können, aufzugeben. Menschen können größte Anstrengungen unternehmen, um ihre gehegten Wünsche und Träume zu schützen und wehren jeden Versuch ab, ihnen aufzuzeigen, dass diese der Grund für ihr Unglücklich-Sein sind.

Als nächstes wurde mir bewusst, dass wir – ebenso wie der Faden der Ariadne – den Prozess bis zu seinem Ursprung zurückverfolgen müssen, vorbei an dem Deckmantel aus Protest, die der Verstand aufgebaut hat, um den Schlüssel zu finden, der das Gefängnis jedes Einzelnen aufschließen kann; nur wenn die versteckten Gründe für die Symptome entdeckt werden, kann die Heilung nachhaltig sein. Das Ego mit seinem »ich will« und »ich will nicht« ist der tief sitzende Kern, der so heftig verteidigt wird wie eine Zitadelle – mit Wut, Angst und Verzweiflung, bevor die Kapitulation vor dem Höheren Selbst stattfindet.

Das Übergeben an die innere Weisheit ist der Schlüssel zu Gesundheit und Ganzheit und die wahre Bedeutung von »Dein Wille geschehe, nicht meiner«. »Dein Wille« bezieht sich auf den Willen unseres eigenen Höheren Selbst, das allein weiß, warum jeder Mensch in diesem Leben ist, während »mein Wille« der zwanghafte persönliche Wille des Egos ist, gebunden an eine Unzahl von Wünschen.

Ich realisierte, dass uns freier Wille gegeben wurde, aber es wurde sichtbar, wohin er uns für gewöhnlich bringt: in Käfige! Solange wir nicht lernen, dass wir nur frei sind, wenn wir dem Höheren Selbst vertrauen, können wir nicht wirklich ermessen, was Freiheit bedeutet. Das Prinzip »Lass das Vertrauen in diese Höhere Weisheit die umkämpfte Zitadelle des Kleinen Selbst erstürmen« kam mir plötzlich in den Sinn. Ich sah, dass alle psychologischen Probleme und das Unglücklich-Sein Zeichen auf dem Weg zu unseren inneren Konflikten sind, die uns, wenn sie richtig verstanden werden, zu den ursprünglichen Wurzeln führen können. Als ich mich umsah, bemerkte ich, dass alle Lebenden unter dem einen oder anderen Aspekt dieser »Krankheit der Trennung vom Höheren Selbst« leiden. Manche Menschen sind davon härter betroffen als andere, manche können es erfolgreicher tarnen oder verstecken, indem sie verschiedene Tricks anwenden, so wie beispielsweise ständige Beschäftigung, Drogen, Alkohol, Sex, Fernsehen, Bücher oder Essen. Wir sind alle wie die Tiere im Käfig! Dieses Bild machte mich ehrfürchtig.

Dann erinnerte ich mich an die östlichen Philosophien und deren Beharren auf Wunschlosigkeit und Loslassen und ich sah, dass uns in unserer Arbeit gezeigt wurde, wie wir die Bindungen zu Dingen, Menschen, Orten, Lebensarten, allem, was uns daran hindert, frei zu sein, lösen können. Darüber hinaus bemerkte ich, dass die Techniken, die uns im Laufe der jahrelangen Arbeit offenbart wurden, dazu dienen, uns aus den Käfigen zu befreien und auch anderen dazu zu verhelfen.

Ich durfte dann kurz erleben, wie sich diese Freiheit anfühlt, und erkannte, dass es sich um genau den Bewusstseinszustand handelte, den ich ab und zu während unserer Sitzungen erreichte und den ich den »Bildteppich-Zustand« nannte.

Bisweilen, wenn ich mich auf Bilder oder Gedanken, die mir kamen, fokussierte, wurde ich mir plötzlich einer gewaltigen Veränderung meiner Haltung bewusst. Ich fühlte mich, als würde ich frei im Raum in einem rosa Licht schweben, wie ein Vogel im Wind, während ich auf einen wunderschönen Bildteppich unter mir blickte. Ich genoss diese kurzen Zeiten in diesem Bewusstseinszustand sehr und fühlte mich, als würde mir eine Sichtweise über die Welt wie durch Gottes Auge gegeben, die nie aufhörte, mich zu erstaunen. Manchmal versuchte ich, diesen Zustand willentlich zu erreichen, schaffte es aber nie, denn das Erreichen dieses Zustandes scheint jenseits unserer bewussten Kontrollmöglichkeiten zu liegen. Zunächst war ich auch etwas erschrocken über meine Haltungsveränderung. Wenn ich sah, wie unmenschlich manche Menschen mit anderen umgingen, die Kriege, Morde, Vergewaltigungen und Sorgen, fühlte ich trotz des Grauens – wie Browning sagte: »Gott ist in Seinem Himmel, alles ist in Ordnung mit der Welt!« Einige Minuten vorher wäre ich beim Anblick dieser Weltszenen vor Depression zusammengesunken. In diesem anderen Zustand war ich jedoch für einen Moment befreit von der Welt und konnte alles aus anderer Perspektive beobachten, wissend, dass all das unvermeidlich ist für den so notwendigen Lernprozess, der nur dadurch möglich wird.

Von oben gesehen war der Bildteppich immer wunderschön mit brillierenden Farben, hell und dunkel, alle kunstvoll harmonisch verwoben, ein komplexes Muster bildend; alles war an seinem richtigen Platz. Allerdings sah der gleiche Bildteppich von unten, von unserer begrenzten, bewussten Perspektive aus betrachtet, ganz anders aus: Das Muster war unscharf, undeutlich, denn viele Knoten und lose Fäden verdeckten das wunderschöne Design, das ich von oben gesehen hatte, und alle Farben schienen einfach zusammenzulaufen. Es wurde mir klar, dass das wahre Muster von der Perspektive des Höheren Selbst aus erkennbar ist.

Unsere Leben sind mit denen anderer verflochten, damit alle lernen können, und wir ziehen solche Menschen und Erfahrungen auf uns, die uns das lehren, was wir lernen müssen. Da wir nicht über unsere begrenzte Sichtweise hinaus sehen können, erscheint das Muster hässlich und unsauber und somit falsch. Aber von oben betrachtet, wo das Design klar erkennbar ist, ist alles, wie es ist, wie es sein muss – so, wie wir es gewoben haben. Sogar die negativen Anteile sind unverzichtbarer Teil des Ganzen.

Dann erkannte ich, dass sogar »die Knoten richtig sind«; diesen Ausdruck benutzten wir oft, um vermeintlich negative Erfahrungen zu beschreiben, die aber oft genau diejenigen sind, die uns dazu bewegen, unsere Spur zu verlassen, uns zwingen, zu wachsen. Die meisten Menschen haben eine starke Tendenz, ein entspanntes und leichtes Leben zu führen, wenn die Dinge zu gut laufen. Das führt zu einer Stagnation und verhindert Wachstum. Dies liegt nur daran, dass wir das wunderschöne Muster, das wir alle zu weben wünschen, nicht erkennen können und lediglich die schlecht aussehende Unterseite sehen, die wir fälschlicherweise beurteilen.

Als ich dieses Bild einer jungen Frau mitteilte, die zu mir kam, während sie noch um den Tod einer geliebten Person trauerte, fragte sie mich gequält: »Würden wir nicht alle indifferent und sorglos werden, wenn wir die Sichtweise hätten, die Du beschreibst?«

Ich verstand genau, was sie meinte, weil es zunächst auch meine Befürchtung gewesen war, aber die Erfahrung zeigt etwas anderes. Es bewirkt, ganz im Gegenteil, mehr Einfühlungsvermögen und größeres Verständnis und es vermindert die Kritik an anderen. Nur mit solchen inneren Haltungen kann Hilfe angeboten werden.

Ein junger Mann, mit dem ich arbeitete, hatte eine andere Reaktion, als er die Bildteppich-Perspektive erreichte. Er wollte diese nicht mehr verlassen, um nicht in das »gewöhnliche, düstere Bewusstsein des täglichen Lebens zurückzukehren«, wie er es ausdrückte. Ebenso wenig wollen diejenigen, die Drogen nehmen, um Langeweile und Stumpfheit, Angst und Hässlichkeit in ihren Leben zu entgehen, die Drogen absetzen.

Wir wurden immer und immer wieder gewarnt, dass wir nur durch ein Leben in einem Körper und in dieser profanen Welt an uns arbeiten können, um das Ziel der Freiheit zu erreichen, in welcher der Bildteppich einen kleinen Einblick gewährt. Wir müssen arbeiten, um das Recht zu erhalten, dort dauerhaft zu verweilen. Jeder Rückzug aus diesem Leben verzögert den Prozess nur.

Der Schlüssel, der das Tor des Käfigs öffnet, in dem wir gefangen sind, kann nur in dem Käfig gefunden werden, der wiederum selbst in der Welt, in der wir leben, eingeschlossen ist. Der Weg, um diesen Schlüssel zu finden, besteht darin, tief in uns hineinzuschauen, um zu erkennen, wo wir uns an dessen Gitterstäben festhalten und somit an Dinge, Menschen oder Glaubenssätze gebunden sind.

Sobald ich die Bedeutung der Szene des im Käfig gefangenen Tieres verstanden hatte, realisierte ich auch, dass die Anleitungen und Instrumente, die wir über die Jahre bekommen hatten, perfekt entworfen waren, um uns zu helfen, frei von falschen Sicherheiten zu werden und loslassen zu können von dem, was uns im Käfig hält.

Die Szene des im Käfig gefangenen Tieres ist tatsächlich der Kern der Arbeit und gibt uns das zentrale Thema, worum sie sich dreht. Um ganz frei zu sein, müssen wir uns von allem und allen loslösen, was uns bindet oder beherrscht bzw. in dem wir unsere Sicherheit zu finden glauben, anstatt in dem Höheren Selbst in jedem von uns.

Ich erinnerte mich an Jesus, der einem wohlhabenden Mann riet, seine Eltern, seine Frau und sein Zuhause zu verlassen und ihm zu folgen. Ich verstand nun, dass es hierbei nicht unbedingt darum ging, sie wortwörtlich physisch zu verlassen, indem sie vernachlässigt wurden oder angenommene Verantwortung einfach abgelegt wurde. Eher scheint es, als ob es sich auf das Ablösen von familiären Abhängigkeiten bezieht, die ja oft hinderlich sind bei der Hingabe an das Höhere Selbst und der Freiheit, dessen Führung und Willen zu folgen, anstatt dem Willen unseres Egos oder dem anderer Personen.

Ein wichtiger Teil unserer Arbeit besteht darin, diejenigen Bindungen oder Fesseln zu lösen, die uns an jemand oder etwas binden, worin wir unser Vertrauen setzen und die somit zu Göttern für uns werden. Da diese niedrigeren Götter vergänglich sind und uns weggenommen werden können, sind sie als Quelle für unsere Sicherheit unzuverlässig. Es ist hierbei nicht wichtig, ob diese Verbindungen aus Liebe, Bedürftigkeit, Mitleid, Angst, Hass oder irgendeiner anderen Emotion entstanden sind. Wichtig daran ist, dass sie die Macht besitzen, uns in Abhängigkeit zu halten und an Dinge zu binden anstatt an das Höhere Selbst.

Über die Jahre entstand ein Muster oder eine Sequenz an Schritten, die zu einer Methode geführt hat, die von zwei Menschen in Partnerarbeit angewendet werden kann, sodass beide sich befreien und innerlich wachsen können. Die Methode bietet auch ein System, das von professionellen Therapeuten mit deren Klienten genutzt werden kann, denn das Integrieren des Höheren Selbst in die Arbeit eröffnet eine Dimension, die den Heilungsprozess sehr stark beschleunigen kann.

Wenn ein menschliches Wesen gewillt ist, sein Bewusstsein anzuheben und den Kontakt zu der uns innewohnenden Weisheit und Heilkraft aufzunehmen, wird die Arbeit, welcher Natur sie auch sein mag, verfeinert und bestärkt, da sie jenseits der Dominanz durch das Ego liegt. Es ist sowohl für den Klienten als auch für den Therapeuten wichtig, das Höhere Selbst um Führung zu bitten, da Hilfe leichter gefunden werden kann, wenn beide bereit sind, die Unterstützung des gemeinsamen Höheren Selbst zu suchen.

Uns wurden viele verschiedene Arten von Bindungen und Fesseln aufgezeigt, die wir in den nächsten Kapiteln besprechen möchten. Es werden auch Anweisungen dazu gegeben, wie diese abgelöst werden können, was häufig ein Wiederbeleben alter Pubertätsrituale beinhaltet, die in unserer Zeit leider außer Gebrauch geraten sind.

Die ersten Bindungen werden in unserer Kindheit geformt – zu Eltern, Erziehenden, engen Verwandten, Geschwistern, Lehrern, Freunden und anderen Menschen, all diejenigen, die an der Prägung und Programmierung von Kindern beteiligt sind. Später bilden sich Bindungen zu Freunden, Liebhabern, Ehepartnern, anderen Familienmitgliedern, Kindern und Menschen, die für Sicherheit stehen, seien sie lebend oder tot. Es gibt durchaus auch subtilere Bindungen an persönliche Eigenarten oder Meinungen oder auch an starke Emotionen wie Wut, Eifersucht, Angst und Stolz. Bindungen können auch aus Verlangen nach Dingen entstehen wie Nahrung, Alkohol, Drogen, Geld, Juwelen, Kleidung, Häuser, Autos, Macht, sozialer Status, Ausbildung, Erfolg, um nur einige zu nennen. Letztendlich gibt es auch noch die Bindung an das Leben selbst, was viele Menschen solche Angst vor dem Tod haben lässt.

Bei Menschen, die, während sie noch in dieser Welt lebten, Loslösungen praktiziert hatten, haben wir oft erlebt, dass der Tod ein einfaches und in keiner Weise erschreckendes Ereignis war. Indem sterbende Menschen vom physischen Körper loslassen, sind sie frei dafür, in eine andere Bewusstseinsdimension zu gehen, ohne in Versuchung zu geraten, zu nah an den Bindungen der Erdenszene zu verhaften oder in den Bann des emotionalen Drucks derjenigen zu geraten, die nun ihrer physischen Gegenwart beraubt sind.

Es ist also offensichtlich, dass die Arbeit ein fortlaufender Prozess ist, wobei jede Person beim Entfernen der Bindungen so weit gehen kann wie gewünscht. Wenn der Weg bis zum Ende gegangen wird, kann dies zur kompletten Befreiung von Wünschen und letztendlich auch vom Rad der Wiedergeburt führen. Wie dem auch sei, es erreichen nur sehr wenige Menschen dieses Ziel in einem einzigen Leben und nicht alle Menschen wünschen dies; aber es sollte niemanden davon abhalten, die Methode zu benutzen, um sich zu befreien und so besser mit Problemen umgehen zu können, ihre Beziehungen zu anderen Menschen zu verbessern und ein erfüllteres Leben zu führen.

Vorbereitung für die erste innere Arbeit
Bindungen zu den Eltern

Wenn wir das erste Mal mit einer Person arbeiten, dann versuchen wir zunächst herauszufinden, warum sie diese Art der Hilfe sucht. Menschen erfahren von dieser Arbeit von anderen, denen diese Methode geholfen hat, und sind sich daher in gewisser Weise bewusst, was auf sie zukommt. Sobald wir die Art des Problems zu erkennen beginnen, erläutern wir, dass die Person zunächst auf ihre eigenen Einstellungen achten soll, da ihr geholfen werden kann, die Kontrolle über diese zu erlangen, was oft schon genügt, um die Situation zu verbessern.

Wir erklären dann, dass die meisten Probleme durch meist unbewusste Reaktionen auf frühkindliche Erziehung entstehen, und wir beginnen dann immer damit, daran zu arbeiten, indem wir helfen, die Loslösung von den Eltern zu vollziehen; wir tun dies, indem wir die sogenannten »Pubertätsriten« oder das »Lösen der bindenden Schnüre« anwenden. Das befreit nicht nur von ungesunden Abhängigkeiten, sondern auch von oft negativen Programmierungen durch die Eltern, die noch immer tief im Unterbewusstsein wirken und verhindern, dass Menschen sich selbst erkennen. Diese erste Sitzung gibt der Person die Möglichkeit, den Bewusstseinszustand kennenzulernen, den wir als »Wachtraum« oder »Reverie« bezeichnen, und gibt der Person, die die Sitzung anleitet, gleichzeitig eine gute Vorstellung davon, wie weit sich die hilfesuchende Person in diese Art der Arbeit einzubringen bereit ist.

Natürlicherweise entstehen die ersten Bindungen zu den Eltern, da sie der Kanal sind, durch den wir geboren werden. Eine frühe, enge Verbindung zu ihnen ist in den ersten Lebensjahren, in denen das Kind diese Sicherheit als Basis für die eigene Entwicklung braucht, sehr wichtig.

Heutzutage wird ein Brauch wiederbelebt, der sich »bonding« nennt und in dem diese Bindungen kurz nach der Geburt verstärkt werden. Es wurde herausgefunden, dass die Neugeborenen unmittelbar nach der Geburt für ca. 20 Minuten völlig bewusst sind, ihre Augen öffnen und den Blick fokussieren können. Mit den unterschiedlichen Methoden für natürliche Geburtsvorgänge, die heutzutage angewandt werden, wo beide Elternteile anwesend sind und die Mutter völlig wach ist, wird das Baby mit beiden Elternteilen durch direkten Augenkontakt so früh als möglich verbunden.

Üblicherweise wurden diese frühen Bindungen zu den Eltern jedoch bei Eintritt in die Pubertät, wenn die jungen Menschen kurz vor dem Eintritt in die Erwachsenenwelt standen, getrennt, so dass sie frei waren, sich als unabhängige Menschen zu entwickeln. Leider werden viele dieser alten Bräuche und Rituale in unserer gegenwärtigen Gesellschaft nicht mehr durchgeführt. Das trifft insbesondere auf die Pubertäts- und die Totenrituale zu. Wenn sie noch existieren, dann meist so verwässert und oberflächlich, dass sie für die praktische Umsetzung nutzlos sind. Sie werden als leere Hülse empfunden, ohne die ursprüngliche symbolische Bedeutung, und somit auf eine rein soziale Funktion reduziert.

Wir erklären jeder Person, die neu zu uns kommt, wie dieses Ritual vonstattengeht und weisen darauf hin, dass es jederzeit, unabhängig vom Alter, durchgeführt werden kann, da es in den seltensten Fällen zu Beginn der Pubertät durchgeführt wurde. Wir beziehen uns hierbei auf Rituale und Gebräuche, die noch in einigen sogenannten primitiven Kulturen praktiziert werden, da sie noch enger an den ursprünglichen Formen sind. Wir betonen hierbei besonders, wie wichtig es ist, dass junge Menschen, die kurz vor dem Erwachsensein stehen, von den Eltern und der Welt ihrer Kindheit gelöst und in das soziale Leben als Erwachsene eingeführt werden.

Wenn diese Bindungen jenseits der Pubertät ungetrennt bleiben, entsteht oft eine ungesunde Situation, wenn das Kind, in welchem Alter auch immer, entweder zu sehr abhängig von einem oder beiden Elternteilen ist und somit unfähig, seine eigene, wahre Persönlichkeit zum Ausdruck zu bringen, oder schwer rebelliert und sich von den Eltern lossagt, was auf beiden Seiten zu verhärteten Gefühlen führt. Die letztere Situation kann sogar besonders negative Bindungen hervorbringen, die noch stärker einschränken als die ursprünglichen positiven Bindungen.

Wenn Menschen diese Information erhalten, reagieren sie sehr unterschiedlich, je nachdem, wie ihre Erfahrungen und Hintergründe sind. Manche protestieren und sagen, dass sie sich bereits losgesagt und ihre Unabhängigkeit erreicht haben, wobei sie oft die drastischen Maßnahmen beschreiben, die dazu geführt haben. Allerdings haben wir immer wieder festgestellt, dass sie nur in den seltensten Fällen frei sind und dass Entfremdung, Distanz und sogar der Tod der Eltern sie nicht notwendigerweise befreien. Tatsächlich sind diese Menschen oft noch enger angebunden, auch wenn sie vom Gegenteil überzeugt sind. Andere reagieren ganz anders, wenn sie hören, dass es notwendig ist, die Bindungen zu lösen, und drücken große Erleichterung aus, wenn sie erfahren, dass es nie zu spät ist, sich zu befreien, wie alt sie auch sein mögen. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an eine junge Frau in ihren 40ern, deren Mutter eine besonders kontrollierende Matriarchin war; aus ihr brach heraus: »Wenn Sie mir helfen können, mich von meiner Mutter loszulösen, werden sich die meisten meiner Probleme lösen.« Ein junger Mann reagierte so: »Ich bin 3.000 Meilen weit weggezogen, um meinem Vater zu entgehen, aber ohne Erfolg; ich spüre seine Kritik über Tausende von Meilen hinweg.«

Wieder andere schrecken vor der Vorstellung einer Trennung zurück, da sie glauben, dass familiäre Bindungen heilig sind, trotz ihrer oft lähmenden und erstickenden Wirkung auf die einzelnen Mitglieder einer familiären Gemeinschaft. Dann gibt es auch solche Menschen, die den Gedanken hassen, aus dem Nest gestoßen zu werden, und die vermittelte Sicherheit der Unabhängigkeit und dem Alleinsein in der Welt vorziehen.

Manchmal werden Kinder auch von Verwandten, Freunden oder Pflegeeltern oder Einrichtungen großgezogen. In solchen Fällen führt dies oft zu einem tiefen, unbewussten Unmut gegenüber den wahren Eltern und ein Gefühl des Zurückgewiesen-Seins beeinträchtigt ihr Leben. Diese Menschen müssen eine Ablösung von ihren wahren Eltern machen, aber auch von denjenigen, die sie aufgezogen haben.

Es ist für Eltern unmöglich, für alle ihre Kinder perfekt zu sein, und selbst die allerbesten müssen ihre Nachkommen loslassen, damit diese unabhängige Erwachsene werden können. Selbst wenn nur minimale Reibungen bestehen, ist es weise, die Trennung der inneren Bindungen vorzunehmen, da dies unweigerlich zu einer Verbesserung der Beziehungen führt, indem sie freier und fließender werden.

Ebenso wie in den alten Bräuchen, müssen auch wir Vorbereitungen treffen, bevor die tatsächliche Durchtrennung der Bindungen vollzogen werden kann. Wir haben dazu eine vorbereitende Übung erhalten. Diese Übung muss für beide Elternteile regelmäßig täglich für nicht weniger als zwei Wochen praktiziert werden. Wir nennen diese Übung die »Figur Acht«, da sie so wie die Zahl 8 aussieht. Sie wird benutzt, um jede Person in einer engen Beziehung in ihren eigenen Raum oder ihr eigenes Territorium zu holen und ist eines unserer nützlichsten Symbole geworden.

Wenn zwei Menschen eine enge Beziehung haben, projizieren sie unweigerlich einen Teil ihrer selbst auf den anderen, so dass keiner von beiden eine klar abgegrenzte, eigene Individualität besitzt. Sollten die Bindungen gelöst werden, ohne dass sich beide vorher jeweils in ihrem Raum oder Territorium jeweils eingefunden haben, würde das Ergebnis verwirrend sein, denn beide Personen würden weiterhin die Projektionen der jeweils anderen Person quasi als Überlagerung ihres Selbst mit sich tragen. Um dem abzuhelfen, erhielten wir die Übung der Figur Acht, die ich hier so beschreibe, wie ich sie jemandem, der zum ersten Mal kommt, beschreiben würden.

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285 s. 10 illüstrasyon
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9783948177973
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