Kitabı oku: «Das verlorene Seelenheil», sayfa 3

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„Komm schon rein! Eigentlich hätte ich dich schon früher erwartet“, raunte der leise und Brac sah ihn verblüfft an.

„Wie denn? Er hatte sich doch noch gar nich öffentlich gezeigt und die Holzköpfe vor seiner Tür ham mich nicht zu ihm gelassen“, entschuldigte er sich brummend.

Henry stand vor dem Kamin und blickte argwöhnisch zu ihnen. „Macht ihr endlich die Tür zu? Was willst du noch?!“

„Boaah, hier isses ja noch kälter, als draußen! Gleich wachsen noch die Eiszapfen von der Decke“, erwiderte Brac auf Henrys unterkühlten Tonfall hin und marschierte erst einmal auf Wilhelm zu. „Du, äh, Eure Gnaden, tut mir echt leid, mit deinem Kleinen, wie packst du`s denn so?“, fragte er auf seine etwas tollpatschige und rüde Art und legte ihm mitfühlend eine seiner Riesenpranken auf die Schulter.

Wilhelm hätte beinahe gelacht, doch dann konnte er sich gerade noch zurücknehmen. „Vielen Dank für deine Anteilnahme“, antwortete er, ohne ihn anzusehen.

„Echt blöde Frage, grad von mir, ´tschuldige! Muss dir echt Scheiße gehen und Hilde sicher erst recht“, meinte Brac, der Wilhelms gesenktes Haupt als Trauer deutete und der zwang sich zu nicken.

„Genug!“, fauchte Henry plötzlich. „Du hast jetzt deine Sprüche zum Besten gegeben, also herzlichen Dank und auf Wiedersehen!“

Brac drehte sich zu ihm um und starrte ihn mit offenem Mund an. „War das `n Rauswurf? Wenn ja, dann bin ich auch gleich wieder weg, aber eins möchte ich dich noch fragen, was is`n mit Amanoue los? Und wieso hast`n den unter Bewachung gestellt? Und nur von Ulrichs Leuten? Keiner von uns weiß was über ihn und von denen sagt uns auch keiner was! Nur Richard war neulich bei mir drüben und hat `ne komische Andeutung gemacht, dass du ihn eingesperrt hättest und ich mal mit dir reden soll! Also, hier bin ich und ich gehe nicht eher, bis ich eine ordentliche Antwort von dir erhalten habe“, meinte er entschlossen.

Henry warf seinem Onkel einen bitterbösen Blick zu, sah dann wieder zu Brac und verschränkte die Arme. „Das geht dich nichts an und jetzt raus, bevor ich die Wachen rufe!“, drohte er und der riesige Mann stellte sich entspannt hin.

„Da musst du schon ein ganzes Bataillon aufbieten! Die paar Hansel da draußen machen mir keine Angst“, erwiderte er trocken. „Wenn du mich loshaben willst, dann gib mir eine vernünftige Antwort. Was zum Geier, ist hier los?!“

Richard und Wilhelm sahen sich fragend unschlüssig an und dann zu Henry hin. „Sagst du´s ihm?“, fragte sein Onkel vorsichtig. „Also, ich meine, es ist Brac und er gehört ja schon fast zur Familie, zumindest ist er dein bester Freund, aber es liegt bei dir“, meinte er, die Hände abwehrend hebend.

„Ja, was denn?“, warf Brac noch verwirrter dazwischen.

„Wieviel hast du ihm schon verraten, hm?“, bellte Henry seinen Onkel an.

„Eigentlich nichts! Ich sagte ihm lediglich, dass du mal wieder einen heftigen Streit mit Amanoue hattest und du ihn deshalb eingesperrt hättest und ja, ich bat ihn, mit dir zu sprechen!“, gab Richard achselzuckend zu und Henry schnaubte mal wieder zynisch.

„Einen heftigen Streit“, raunte er voller Hohn und nickte vor sich hin. „So kann man es auch nennen!“

„Kann mir endlich mal einer sagen, was hier los ist?“, mischte sich Brac wieder ein, „ich kapier nämlich gar nix! Wilhelms Trauermiene kann ich ja verstehen, aber bei dir? Du hättest doch allen Grund dich zu freuen und feiernd durch die Gegend zu tanzen! Mensch, du hast endlich deinen Erben und ziehst ein Gesicht, als wäre morgen deine eigene Beerdigung! Was`n los mit dir, spuck`s endlich aus! Oder is was mit dem Kleinen, also Amanoue, meine ich“, fragte er schließlich, schon das Schlimmste befürchtend.

Wieder kam nur ein Schnauben von Henry und Richard sah ihn auffordernd an. „Du solltest es ihm sagen“, meinte er leise.

„Das Kind war nicht von mir!“, platzte es plötzlich aus Henry heraus. „Es war von ihm!“

„Von wem?“, kam es vollkommen überrascht von Brac und er blickte unwillkürlich zu Wilhelm hin, woraufhin der sofort verdutzt eine Augenbraue hob und geradezu empört den Kopf schüttelte.

„Nein! Es war von“, begann Richard sich windend, „ach Scheiße!“

„Amanoue!“, brüllte Henry heraus. „Er hat mich betrogen! Mit Sybilla!“

Brac stand da als hätte man ihm gerade einen schlechten Witz erzählt, dessen Pointe er nicht verstand und sein Gesicht nahm einen so ungläubigen Ausdruck an, dass es schon mitleiderregend wirkte. „Quatsch“, brabbelte er nur und blinzelte sie an.

Richard schnaufte tief durch. „Es ist wahr, leider und dies ist auch der Grund, weshalb er ihn einsperrt. Es geht Amanoue den Umständen entsprechend gut, aber…“

„Was, aber?“, brüllte Henry ihn an, „er hat mich betrogen und belogen, wie schon seit je her! Von Anfang an, hat er mich immer nur hintergangen, erst mit Ravio und mit wem weiß ich noch und nun hat er dem Ganzen die Krone aufgesetzt! Jetzt ist mir auch klar, warum er so wütend auf mich war, er war tatsächlich eifersüchtig! Aber nicht auf Sybilla, sondern auf mich, weil ich bei ihr sein konnte und nicht er! Ich will ihn nie wiedersehen! Und es ist mir gleich, was mit ihm geschieht! Von mir aus, nimm ihn mit, ich will ihn nicht länger hier im Schloss haben!“, schrie er verbittert, wobei sich seine Stimme fast überschlug, vor Schmerz. „Ich kann ihn nicht länger in meiner Nähe ertragen“, kam es schließlich nur noch schluchzend aus seinem Mund. Sein Kopf sackte herab und er verbarg sein Gesicht hinter seinen zitternden Händen.

„Scheiße, Mann“, murmelte Brac fassungslos entsetzt. „Entschuldigt, aber das is jetzt echt kein Witz? Das, das, kann doch nicht wahr sein!“ Sein Blick glitt über jeden einzelnen von ihnen und blieb an Henry hängen.

„Mir ist es eh ein Rätsel, dass du ihn bisher am Leben gelassen hast“, sagte Wilhelm plötzlich und die beiden anderen sahen ihn erschrocken an. „Was? Er sollte ihm den Kopf abschlagen lassen, dafür! Dann käme er endlich zur Ruhe!“

„Hast du `ne Meise?! Der Kleine hat uns alle gerettet!“, entfuhr es Brac wütend.

„Ich kann es langsam nicht mehr hören“, murmelte Wilhelm genervt. „Gut, er hat euch allen das Leben gerettet! Aber schau ihn dir an!“, brummte er, auf Henry deutend. „Mein Bruder ist völlig am Ende und lieber ein Ende mit Schrecken, als dieses endlose Drama! Du hast Sybilla verurteilt und schickst sie in die Verbannung! Also beende es endlich und fälle auch ein Urteil über ihn! Du musst endlich wieder zur Vernunft kommen und das kannst du nur, wenn du einen Abschluss findest! Und zwar jetzt gleich!“, sagte er aufgebracht.

„Halt die Fresse!“, herrschte Brac ihn an und machte einen drohenden Schritt auf ihn zu. „Dem Kleinen krümmt keiner ein Haar, kapiert?! Henry! Hör bloß nicht auf den, der weiß doch gar nicht was Sache ist! Amanoue hat dir mehrmals den Arsch gerettet! Und was ist mit seiner letzten Vorhersage, hm? Hast du`s schon wieder vergessen? Er riet dir Wasser und Kornspeicher anzulegen! Was, wenn er recht hatte, hm? Und das hat er! Du weißt es! Wir alle, wissen es! Bis auf diesen ignoranten Idioten, da drüben! Es ist noch keine einzige Schneeflocke vom Himmel gerieselt! Es ist zwar saukalt aber furztrocken!“

„Hört auf!“, schrie Henry verzweifelt und plötzlich nickte er. „Wilhelm hat recht, ich muss es zu Ende bringen! Holt ihn aus seinem Gemach und macht mit ihm was ihr wollt, ich möchte ihn nie wiedersehen! Sein Leben kann ich ihm nicht nehmen, das ist alles, was ich noch dazu sage“, fuhr er immer leiser werdend fort.

„Ich halte mich da raus und werde nichts dergleichen tun! Nicht dass du es mir später dann doch noch irgendwann zum Vorwurf machst, dass ich den Retter Austriens den Kopf abschlagen ließ!“, erwiderte Wilhelm äußerst zynisch. „Also Brac, du hast ihn gehört! Nimm ihn mit und sieh bloß zu, dass er ihm nie wieder über den Weg läuft!“

„Mit deiner Erlaubnis, könnte ich ihn auch einstweilen auf meine Burg bringen lassen“, schlug Richard vor.

„Es ist saukalt! Viel zu kalt, für eine mehrtägige Reise, keiner kann jetzt auch nur eine Nacht draußen verbringen und der Kleine erst recht nicht!“, widersprach ihm Brac allerdings sofort verständnislos.

„Es ist mir gleich!“, schrie Henry wieder. „Ich will nichts mehr hören!“, gellte seine Stimme durch den Raum und er drehte sich die Ohren zuhaltend, um.

„Also bleibt vorerst nur eines“, brummte Brac, einen missmutigen Blick auf seinen König werfend, „ich nehme ihn mit rüber, bis es wärmer wird und dann sehen wir weiter, einverstanden?“

Richard nickte und Wilhelm zuckte desinteressiert mit den Schultern. „Hauptsache, er ist erstmal weg und sollte er hier nochmals auftauchen, mache ich ihn persönlich kalt“, murmelte er genervt, während Richard ein kurzes Schriftstück aufsetzte und damit zu Henry ging.

„Du musst es unterzeichnen“, sagte er sanft und Henry unterschrieb ohne einen weiteren Blick auf die geschriebenen Worte zu werfen. „Danke“, meinte Richard leise und klopfte ihm die Schulter. „Vielleicht ist es wirklich besser so“, raunte er belegt, das Pergament an Brac weiterreichend und der große Mann nahm es nickend entgegen.

„Und damit wäre es wieder einer mehr“, murmelte Wilhelm wieder, die Augen verdrehend.

„Brac, ich muss dir nicht sagen, dass dies hier unter uns bleibt, ja?“, sagte Richard daraufhin eindringlich.

„Warum tust du`s dann trotzdem? Denkst du echt, ich würde es sofort draußen herum posaunen?“, erwiderte Brac fast beleidigt. Er wartete noch einen Moment unschlüssig und als von Henry nichts mehr kam, deutete er schließlich eine Verbeugung an. „Es tut mir wirklich leid, Henry“, sagte er noch und machte sich auf den Weg.

***

Allerdings marschierte er völlig ungehemmt durch die königlichen Gemächer und auch der vollkommen überrumpelte Kai konnte ihn nicht aufhalten. Mürrisch blieb Brac erst wieder vor den beiden Wachen stehen und hielt einem davon das Pergament unter die Nase. „Ich bin hier, um den Kleinen mitzunehmen!“, sagte er unumwunden.

„Was soll das heißen, Ihr nehmt ihn mit?“, fragte die Wache überrascht.

„Na lies es doch selbst, Mann!“, herrschte Brac ihn ungeduldig an und der Gardist zog ein belämmertes Gesicht.

„Ich kann nicht lesen, du vielleicht?“, fragte er seinen Kameraden und der schüttelte ratlos den Kopf.

„Oh Mann, Jesus!“, brummte Brac nur und las genervt vor:

„Hiermit erteile ich Baron de Brac die Erlaubnis, den Gefangenen mit sich zu nehmen, unterzeichnet von seiner Majestät, König Heinrich von Austrien! Zufrieden?“, blaffte er sie an und die beiden tauschten die Blicke.

„Das kann ja jeder behaupten!“, meinte der andere schnippisch und sein Kamerad nickte bestätigend.

Brac wandte sich halb um, packte Kai am Kragen und zog ihn vor sich. „Was steht da? Hab ich recht? Na los, sag`s ihnen!“, verlangte er barsch und Kai überflog die Zeilen.

„Ja, es stimmt“, sagte er kleinlaut und Brac ließ ihn los.

„Also, siehste! Der da ist mein Zeuge und jetzt macht ihr zwei die Fliege!“, fuhr der gigantische Mann sie an.

„Ist ja schon gut, beruhige dich“, wiegelte der erste Gardist mulmig ab und wollte ihn schon durchlassen.

„Nee, nee“, schüttelte der andere den Kopf, „nicht mit mir! Wir dürfen niemanden da reinlassen, außer Marius! So lautet die Order!“

„Ich geb dir gleich `ne Order, du Hampelmann!“, schnauzte Brac ihn an und beugte sich bedrohlich über ihn. Der Soldat war mindestens anderthalb Köpfe kleiner als er und nur halb so breit und so trat er eingeschüchtert zur Seite.

„Gut, aber du bestätigst es wirklich!“, piepste er zu Kai hin und der nickte rasch.

„Macht `n Abgang! Aber schnell, oder meine Faust überlegt sich`s doch noch“, donnerte Brac die beiden an und die verzogen sich umgehend. „Und du? Gehst du mit rein?“, fragte er Kai und der seufzte unschlüssig.

„Ich weiß nicht, ich darf eigentlich nicht und es ist mir echt schleierhaft, wie du das geschafft hast! Ist das Schriftstück wirklich echt? Es ist jedenfalls nicht von Henry selbst geschrieben, das erkenne ich nämlich“, antwortete er.

„Klar ist es echt, du Holzkopf! Hat zwar Herzog Richard aufgesetzt, aber der Alte hat`s unterschrieben! Und jetzt lass mich da rein, wenn du schon nicht genug Mumm dazu hast! Ich werde Amanoue auf alle Fälle mitnehmen!“, sagte Brac entschlossen und zog den Riegel zurück. „Was jetzt?“

Kai holte tief Luft und nickte. „Ich hoffe nur, dass er auch mitgehen kann“, grummelte er vor sich hin und folgte Brac in den düsteren Raum.

Ein starker Veilchenduft wehte ihnen sofort entgegen und Brac konnte sich ein tiefes Seufzen nicht verkneifen. „Jedes Mal, wenn ich hier reinkomme, ist es das gleiche! Jedenfalls riecht`s immer gleich“, murmelte er und beide blieben kurz stehen.

Marius saß am Bett und sah sie genauso überrascht an, wie sie ihn. „Wie kommt ihr beiden denn hier rein?“, fragte er und blickte zur Tür als würde er gleich noch die Wachen erwarten.

„Egal!“, winkte Brac ab und kam rasch heran. „Wie geht’s ihm? He, Kleiner!“

Amanoue schien zu schlafen, doch dann erkannte er, dass dessen Augen offenstanden und starr nach oben blickten. „Jesus! Er ist doch nicht etwa tot?!“, rief Brac erschrocken aus und fasste sich ans Herz.

„Nein, er liegt oft so da und starrt dort hinauf“, antwortete Marius und deutete auf den Baldachin. „Wochenlang schon, allerdings ging es ihm die letzten Tage besser und er konnte sogar schon wieder gehen, aber seit gestern Abend ist er wieder in diesem Zustand“, meinte er seufzend.

Brac näherte sich vorsichtig und setzte sich auf die Bettkante. Unter seinem Gewicht sank die Matratze auf seiner Seite derart ein, dass Amanoues Körper beträchtlich in Schieflage geriet und zu ihm kippen zu drohte. „Kleiner?“, fragte der Riese sanft und Amanoue sah ihn tatsächlich an.

Mit einem überraschten „Huch“ rollte er seitwärts in die tiefe Mulde um Bracs breiten Hintern herum und klebte für einen Moment förmlich an dem, bis er sich mit allen Vieren strampelnd wieder aus dem Loch befreien konnte. „Brac!“, rief er freudig aus und warf sich in dessen Arme. „Was machst du denn hier?“

„Na hör mal, haste echt gedacht, ich würde dich hier drin verrotten lassen? Ich bin hier um dich hier rauszuholen!“, antwortete Brac und drückte ihn fest. „Mann, alles wieder weg! Bist wieder Mager wie eh und je“, brummte er ihm ins Ohr und Amanoue schluchzte leise. Er hielt ihn noch einen Moment fest und schob ihn dann sachte von sich. „Komm, Kleiner, lass uns von hier abhauen, bevor sich`s der Alte noch anders überlegt!“

„Er lässt misch gehen?“, fragte Amanoue ungläubig und Brac nickte mit verzogenem Mund.

„Naja, ehrlich gesagt, möchte er dich nie wiedersehen und das gleicht wohl dann eher einem Rausschmiss als einem Gehenlassen“, meinte er verhalten. „Oh Mann, Kleiner, da hast du dieses Mal echt den Bock abgeschossen! Auf alle Fälle hast du damit deinen Wunsch erfüllt, als du sagtest, dass du ihm richtig wehtun möchtest. Da wäre es mir echt lieber gewesen, wenn du dir doch wieder einen von meinen Jungs ausgesucht hättest! Aber Sybilla? Das wird er dir nie verzeihen“, brummte er vorwurfsvoll.

Amanoue biss sich auf die Unterlippe und ließ den Kopf hängen. „Das habe isch doch nischd gewollt“, schniefte er tief bekümmert.

Brac seufzte laut. „Jetzt ist halt so und wir können nichts mehr daran ändern, das Kind ist schon in den Brunnen gefallen, das kann man nicht mehr ungeschehen machen und jetzt lass uns gehen, zieh dich an“, raunte er und Amanoues Kopf ruckte wieder hoch.

„Die Kind ist in eine Brunnen gefallen?!“, rief er erschrocken und klatschte vor Entsetzen seine Hände gegen seine Wangen.

„Nee! Das war eine Redewendung! Herrgott nochmal! Dem Kind, deinem Kind“, verbesserte er schnaubend, „geht’s gut! Hoffe ich zumindest…“

Marius und Kai warfen sich mulmige Blicke zu und beide schnauften so schwer durch, dass sie unweigerlich ihre Aufmerksamkeit auf sich zogen. „Oh, Kai, du bist ja auch da, schön disch su sehen“, sagte Amanoue, noch immer etwas verwirrt erscheinend.

„Äh, ja, hallo“, war alles was der junge Diener im Moment herausbrachte.

„Wieso gut?“, murmelte da Marius verständnislos. „Das Kind ist doch gestorben!“

Kai trat ihm dermaßen gegen das Schienbein, dass Marius aufheulte wie ein getretener Hund. „Halt die Klappe, du Idiot!“

„Hast du sie noch alle?!“, schimpfte Marius empört zurück und Brac blickte argwöhnisch zwischen ihnen hin und her.

„Is mir hier irgendwas entgangen? Das Kind lebt gar nicht mehr?“, fragte er ungläubig und die drei senkten wie auf Kommando ihre Augen. „Heiliger Bimbam!“, entfuhr es Brac entsetzt, „aber, also, was ist das dann, also, das ganze Getue um einen Thronfolger, ER, hat gar keinen?!“

„Na toll, bravo, gut gemacht!“, zischte Kai Marius an und der zog eine verlegene Schnute.

„Die Kind ist gleisch nach die Geburt gestorben, Sybilla `at es getötet“, flüsterte Amanoue und alle fuhren zu ihm herum.

„Was?“, kam es gleichzeitig aus ihren Mündern und Amanoue nickte traurig.

„Isch `abe es gesehen, sie `at unsere Kind einfach an sisch gedrückt, bis es tot war“, schluchzte er los. „Sie `at es erstickt, nur weil es meine Kind war und isch fühlte es, `ier“, heulte er, sich ans Herz fassend.

„Heilige Scheiße“, murmelte Brac fassungslos. „Das wird ja immer schlimmer! Kein Wunder, dass Henry so drauf is! Das haut echt den Stärksten um!“

„Das darfst du niemandem sagen! Hörst du! Oder er lässt uns alle einen Kopf kürzer machen und nur wegen dir Idiot!“, schnauzte Kai und stieß Marius wieder grob an.

„Keine Angst, ich verrate bestimmt nichts“, brummte Brac zu ihnen hin und wandte sich wieder um. „Komm jetzt, Kleiner! Aber zieh dich warm an, is saukalt draußen!“

„`at es geschneit?“, schniefte Amanoue und wischte sich die Augen trocken.

„Nee, leider noch nicht. Wir haben Ostwind und der bringt nur trockene Kälte! Damit`s schneien kann, müsste der Wind drehen und von Westen kommen, vom Meer her. Der würde dann mildere und feuchtere Luft mitbringen, verstehst du?“, erklärte Brac und Amanoue nickte.

`Du kannst die Elemente beeinflussen´, hörte er in seinem Kopf und zwinkerte verstört.

„Ich weiß nicht, ob er schon so weit laufen kann“, warf Marius währenddessen skeptisch ein. „Er ist noch ziemlich schwach und ihr solltet lieber den langen Weg nehmen, über die Treppe“, meinte er, mit dem Finger die ungefähre Richtung anzeigend.

„Klar, oder denkst du echt, ich latsche mit ihm munter durch Henrys Heiligtum?“, erwiderte Brac mürrisch. „Ich werde den Kleinen halt tragen, das macht doch nix, hm, du Fliegengewicht?“, wandte er sich um einiges freundlicher an Amanoue und der rutschte endlich zur Bettkante. „Ähm, Kai, würdest du ihm seine Sachen einpacken?“

„Sicher!“, antwortete der Diener nickend und wollte sich schon umdrehen.

„Nein!“, widersprach Amanoue jedoch und senkte den Blick. „Isch möschte nischds von ihm mitnehmen“, hauchte er leiser.

„Kleiner! Da draußen ist es saukalt und du kannst wohl schlecht nur mit deinem Hemd am Leibe da rausgehen! Was Warmes solltest du dir schon anziehen!“, riet ihm Brac eindringlich, doch Amanoue schüttelte wieder den Kopf.

„Es wäre nischd richtig, es würde sich nischd richtig anfühlen, für misch und isch würde mir wie eine Dieb vorkommen. Er hat mir all diese schöne Sachen geschenkt, aber isch kann sie jedsd nischd mehr annehmen, lieber gehe isch nackt…“

„Das würdest du ziemlich schnell bereuen, glaub mir!“, brummte der große Mann. „Zieh dir wenigstens das Nötigste an oder willste dir wieder den Arsch abfrieren, wie in Averna? Und das war noch gar nix gegen die Kälte, die wir grad haben!“

Amanoue sah ihn dermaßen erschrocken an, dass Brac unwillkürlich lachen musste. „Oje, oje, nein, dass, will isch dann doch nischd“, brabbelte er entsetzt.

„Siehste! Also dann doch lieber ein paar warme Klamotten mopsen und glaube mir, Henry wird’s scheißegal sein“, meinte Brac, etwas betreten die überbreiten Schultern hebend.

„Aber mitnehmen werde isch sonst nischds! Nur eine warme Gewand, mehr nischds“, bekräftigte Amanoue nochmals und schob plötzlich seinen rechten Ärmel hoch. Nachdenklich betrachtete er das Sklavenarmband. „Er möschte misch wirklisch nie wieder, sehen?“, fragte er bangend aber auch ein wenig hoffnungsvoll, während seine Augen wieder feucht wurden und Brac nickte seufzend.

„Das waren seine Worte, leider! Und dieses Mal denke ich, meint er es wirklich so! Wie konntest du auch so einen Bockmist bauen“, kam es sehr vorwurfsvoll von ihm zurück.

Amanoue nickte nur und hielt ihm den Arm hin. „Machst du es ab?“, fragte er bittend und unweigerlich kamen ihm die Tränen. „Isch `abe es gehasst und nun ist es, als würde isch mir eine Teil von meine Hers herausschneiden“, schluchzte er herzzerreißend.

„Hör mal, das Ding ist aus Gold, du solltest es vielleicht behalten, nur für alle Fälle, denn auf Dauer kannst du nicht bei uns drübenbleiben, das hat er mir ebenfalls klargemacht und zwar unmissverständlich! Wenn es nach Wilhelm gegangen wäre, stünde hier nämlich ein Henker, statt ich! Und Richard wollte dich eigentlich auf seine Burg schaffen lassen, aber bei der Kälte geht das im Moment nicht. So leid es mir auch tut, aber spätestens im Frühjahr wirst du uns wohl doch verlassen müssen“, gestand ihm Brac bestürzt.

„Mach es bitte ab“, flehte Amanoue dennoch und so nahm Brac ihm schweren Herzens das schön verzierte Armband ab.

„Hier“, sagte er, es ihm reichend.

Amanoue sah es geradezu zärtlich an, küsste es sanft und legte es aufs Kopfkissen, Henrys Kopfkissen. Er rutschte aus dem Bett, zog sich die warmen Wintersachen an und Kai hielt ihm den herrlichen Zobelfellmantel hin. „Lege ihn wieder weg, ich möchte ihn nischd“, sagte er und Kai nickte betroffen. „Danke Kai, für alles und vergib mir bitte“, hauchte er und Kai fiel ihm um den Hals.

„Du mir auch, verzeih mir bitte“, wimmerte er ebenso und beide umarmten sich schluchzend.

„He, Mann! Jetz langst aber!“, brummte Brac schniefend. „Noch isser ja nich weg! Kannst doch jederzeit rüberkommen!“

Kai nickte zwar, aber tief in seinem Inneren wusste er, dass er genau dies nicht tun würde. Er hatte seine Wahl getroffen und die war Henry. Sich mühsam zusammennehmend ließ er Amanoue los und trat einen Schritt zurück.

„Ich werde auf alle Fälle weiterhin für dich da sein und nach dir sehen“, sagte Marius, als ob er Kais Gedanken gelesen hätte und schnaufte ebenfalls tief durch. „Bis bald, ja?“

Amanoue konnte nur noch nicken. Er holte den alten Umhang, den Sebastian ihm einst mit Kaninchenfellen unterfüttert hatte und legte ihn sich um. Brac zog ihn sanft an sich, führte ihn zur Tür und Amanoue drehte sich noch einmal um. „Dies war für misch wie eine Kerker und doch fühle isch misch jedsd wie eine eingesperrte Vogel, der plödslisch die offene Käfigtüre erblickt und Angst davor hat, davonsufliegen“, raunte er.

„Komm, Kleiner, die Freiheit wartet auf dich und du brauchst nur die Flügel auszubreiten, auch wenn du dich jetzt davor fürchtest und du nicht weißt, was auf dich zukommt“, meinte Brac mitfühlend und schob ihn hinaus.

Als hätte der Himmel Bracs Worte gehört, drehte noch in derselben Nacht der Wind auf West und brachte den langersehnten Schnee. Und zwar gleich Haufenweise davon. Es schneite tagelang ohne Unterlass und bald lag über allem eine meterdicke, weiße Daunendecke. Damit fiel zu Henrys Erleichterung dessen Namenstagfeier endgültig aus und es fanden auch zwangsläufig keine weiteren Audienzen mehr statt, was eine fast gespenstische Ruhe zur Folge hatte.

Der König grübelte weiterhin still vor sich hin, Sybilla verblieb einstweilen weiterhin in ihren Gemächern und Amanoue zog in die Gardisten Unterkünfte ein.

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