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Kitabı oku: «Briefe an Ludwig Tieck 3», sayfa 15

Various
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II

? den 26ten Septemb. 1807.

Sehr werther und hochgeschäzter Freund; Sie verzeihn mir die verspätete Uebersendung Ihrer Sachen; ich glaube mich schon deshalb entschuldigt zu haben. So eben kehre ich von einer Reise zurück, die ich wünschte zum Theil mit Ihnen zurückgelegt zu haben. Mancherlei Veranlassungen reizten mich zu meiner letzten Ausflucht, und ich kann mein Geschick nur loben, das mich hinaustrieb, denn ich war in einer neuen Gefahr, der ich glaube entgangen zu sein. Ich bin, seit wir uns gesehn, mein Herr geworden, ein Gutsbesitzer, in Wohlhabenheit, in einem bequemen und luxuriösen Lande, welches Alles nichts zu sagen hätte, wäre ich nicht auf der einen Seite ziemlich empfänglich für das Vergnügen, und hätte ich nicht auf der andern einen angebornen Beruf, der sich immer wieder besinnt und laut wird, und mir Aergerniß macht, wenn ich ihn ein Mahl lange nicht vernehmen wollen. Endlich tödtet auch ein Leben, das von jeglicher Kunst entfremdet ist, wo die Gebildetsten nur manchmal mit einer halben Entzückung vom Faust, einer Sonate oder Oper zu reden wissen, in mir alle Lust allmählich ab. Um mir eine Gegend zu machen, hatte ich angefangen, mir einen englischen Garten anzulegen, gegen meine soliden Grundsätze, von denen wir uns bisweilen unterhalten haben. Um die Leere in mir auszufüllen, zugleich meine tiefe, verzehrende Betrübniß – in sofern ich äußerlich und zeitlich bin – zu betäuben, ergriff ich durch Veranlassung jener Brockenkenntniß und allgemeinen Vorstellungen, die oft der Gegenstand Ihres gütigen Spottes gewesen, von neuem das historische Studium. Daß ich bis jetzt noch nichts habe thun können, als mir eine Uebersicht der weitläuftigen und verworrenen Quellen und Quell-Sammlungen zu verschaffen, die z. B. blos die Geschichten der german. Völker, ihrer innern und äußern Verhältnisse betreffen, verstehn Sie so wohl, als die geringe Vorbereitung, mit der ich dies wichtige Geschäft angetreten. Daß ich die Kunst überall ansehe, und bestimmt weiß und bald bestimmter wissen werde, wie sie historisch eins ist, und eigentlich das wichtigste Document sowohl der meisten bedeutenden Thatsachen, als vorzüglich der Bedeutung der Völker in dem (nach meiner Ueberzeugung) ganz organischen Leben des Menschengeschlechts: wird mir eine Bahn brechen, auf der ich nach dem Willen Gottes und meinem besten Vermögen wandeln werde. Ins Griechische suche ich mich diesen Winter zu arbeiten, und mit der Zeit werde ich suchen, mir die Bahn zu den orientalischen, in unsrer Geschichte so bedeutenden Sprachen zu öffnen.

Ich suche seit ein Paar Monaten einige geschickte Zeichner für ein Unternehmen zu gewinnen, das vorzüglich beabsichtigt, die bisher noch unbeleuchteten (also fast alle) Werke der Baukunst in Deutschland ohne Aufwand, aber genau, abzubilden, und sie mit einer historischen Untersuchung, oder vielmehr einem schlichten Bericht dessen, was sich mit Sicherheit über die Entstehung und das Alter der einzelnen Theile, wie des Ganzen sagen läßt, zu begleiten. Was den Gang der sogen. Goth. Architectur in dem westl. Theile von Europa betrifft, haben die Engl. bereits sehr gründliche Beiträge geliefert. Würde über Deutschland, den scandin. Norden, einen Theil von Frankreich und Italien (auch Polen, Ungarn und Rußland) eben so gründlich oder noch besser gearbeitet: so würde man den Gang dieser großen Richtung genauer bestimmen können. Aus den Abbildungen in Duchardins Reisen in Persien nimmt man wahr, wie sehr viel weniger Engländer und Spanier das orientalische (ich möchte sagen muhammedanische, denn welch ein Unterschied zwischen den wenigen aus Indien überkommnen Daten und dem was zwischen Ispahan und Sevilla nach Muhammed geschehn!) – das orient. Motiv mystificirt haben, als Erwin. Dieser seltne Mann hat auf das letzte und noch übrige in der Kunst gedeutet, welches nicht lange mehr kann mißverstanden werden. (Ich denke mir ihn nämlich identisch mit dem ganzen Bestreben, das nur in ihm verständlich wird.) – Der unerträgliche Gedanke, der sich in Rom so oft aufdrängt, als wenn Malerei und Plastik die Trümmer einer auf ewig untergegangenen Welt seien, und der doch recht sein mag, insofern sie sich schon zu sehr verstanden haben, um mit gleicher Unbesonnenheit ohne Gefährten wieder allein in eine widersprechende, ihnen ungleichartige Welt zu gehn: löset sich in die herrlichste Hoffnung auf, wenn man selbst das Münster Erwins als eine angedeutete Bestrebung ansieht, die Baukunst als den Griff in den Accord – Form, Farbe und Ton zu setzen. – Denken Sie daran, daß die Alten nur in der Erfindung der Principien der Baukunst so merkwürdig sind, und ihr Studium darum so gründlich macht, weil ihre Werke recht eigentlich nur ihre Grundsätze aussprechen; daß die besten Werke antiker Plastik übel angebracht waren – wie der Jupiter Olymp.; – daß die göttlichsten Werke der Maler an ganz schlechten Gebäuden haften, – wie vorzüglich Correggios Werke in Parma, dann selbst Michael Angelo und Raphael im Vatican, gar in der Chiesa della Pace – welches alles man freilich in der Betrachtung der Maler nicht wahrnimmt, aber doch im Ansehn ihrer Werke schmerzlich empfindet. Wie merkwürdig ist es endlich, daß die einzigen eigentlich plastischen Versuche neuer Zeit mit der Architectur schon eins werden wollten, wie Seebalds Monument von Fischer, die Thüren des Ghiberti, die für ihre Zeit merkwürdigen Reliefs an König Heinrich II. Kirche zu Bamberg. – Helfen Sie mir, es ist mir jetzt Ernst. Muntern Sie unter andern Schwarz und Moller auf, an meiner nächsten Unternehmung Theil zu nehmen.

Nach meiner letzten Reise bin ich entschlossen, mehrere Jahre in München zuzubringen. Es was Anfangs sogar meine Absicht, dort eine Art von Anstellung zu haben. Ich habe mich indessen eines Bessern besonnen, da ich immer auch als Privatmann dort sein und arbeiten kann. Nach dem was ich bereits aufgeschrieben, brauche ich Ihnen keine Gründe mehr zu sagen, da Sie wissen, wie viel München gelegner sowohl für liter. Studien, als auch für die Herausgabe jener monum. ined. ist. Die Nähe so liebenswürdiger und gegen mich gütig gesinnter Männer, als Baader und Schelling, veranlaßt mich auch meinen Plan schnell auszuführen, und vor Ostern nächsten Jahres meine Abreise zu bestimmen. Schellings, die mich viel bei sich gelitten haben, und mit denen ich seit lange die schönsten Tage gelebt, da wir beständig von Kunst gesprochen und viel mit einander gesehn – haben mit Leid erwähnt, daß so viele sonst befreundete Menschen nicht mehr zusammenleben. Sie arbeiten an Steffens Berufung nach München; wolle Gott, daß es gelingen möge, damit er aus seiner Spannung kommt, die nun durch das Schicksal der Dänen entsetzlich geworden ist. Ich hoffe, wenn er einmal dort festen Fuß gefaßt hat, wird er sich durch geognostische Reisen und Entdeckungen der Regierung wichtig machen. Wenn nur möglich wäre, diesem edlen, geistvollen Menschen nur Ruhe zu bringen, damit er sich nicht in Zeitlichkeiten verzehrt. Schließlich frage ich noch an, ob Sie Lust haben, mich in München zu besuchen oder gar mit mir dahinzugehn, da Sie in der That viel Ursach in Ihrem vorliegenden Studium haben. Ich werde dort mäßig und wie ein Gelehrter leben, um endlich einmal etwas ganz zu sein.

In Heidelberg bin ich gewesen, aber das Nest war ausgeflogen. Das hätte mich geschmerzt, hätte ich nicht grade frisch vorher Feuer gefangen. Bettine, die mit mir sehr liebenswürdig gewesen, hat mit mir correspondiren wollen und mir einen schönen Brief geschrieben, auf den ich recht wahnhaft geantwortet, weil ich nicht anders konnte. Ich bin ihr gut, und bewundre ihre Gabe und Leichtigkeit. Aber ihre Schwester liebe ich mehr. Aber verrückt verliebt und unglücklich, das ist einmal mein Schicksal. Es muß doch so recht sein, weil es mir immer wiederkommt. Leben Sie wohl.

C. F. Rumohr.

Grüßen Sie Burgsdorf, empfehlen Sie mich Ihrer Gattin und den Gräfinnen. Ist Genelli noch da, so fragen Sie ihn, ob er in eine Verbindung von Alterthumsforschern in weitläuftigerm Sinne eingehn wolle.

III

Antworten Sie mir ja bald, wenn auch nur in wenigen Zeilen.

Krempeldorf, d. 12ten Jänner 1808.

Mein geliebter und verehrter Freund, wie gern höre ich Sie in dem väterlichen Tone zu mir reden, der durch Ihren lieben Brief mir wiederklingt. Freilich habe ich diesen selben Ton in manchen Augenblicken mißverstanden, in denen sich ein Fremder und Aeußerer in unsre Bekanntschaft drängte; aber vielleicht mußte ich durch so bittere Täuschungen geläutert werden, um auch nur auf den Standpunkt eines zuversichtlichen Muthes zu gelangen, aus welchem ich mit Ruhe meine Zukunft überschaue. Wohl verdiene ich Ihre Strafe, Ihnen meine Reise nicht angezeigt zu haben. Aber Sie wissen wie ungelehrt ich bin, mich lange auf Reisen zu besinnen, und Alles in Erwägung zu ziehn, was sich damit in Verbindung setzen ließe. Was mich forttrieb, weiß ich so eigentlich nicht, ich glaube selbst, es war ein Anflug von Heirathslustigkeit. Jedoch ist diese ganze Hitze verflogen oder vielleicht verwintert. Sorgen Sie nicht für mich. Wenn ich liebe, werde ich so bis zur Verzückung ergriffen, daß ich grader gehe, wie es die Mädchen lieben; und meinem Stern kann ich nicht entfliehen. Wenn ich in ruhigen Augenblicken den Abgrund von bürgerlicher Besorglichkeit betrachte, der die Familien zerdrückt, und das Elend, das aus dem kleinsten Geschäfte über mich kommt, so wünsche ich mich in das nächste Land, wo ich keine Familie und keinen Besitz habe, und wahrlich, da mir die Jugend fast ohne die freie, frische Vegetation vergangen ist, auf welche ich wohl die Ansprüche machen könnte, will ich mir eine andre Jugend selbst machen und bilden. Ich glaube nun auch mein letztes Fegefeuer überstanden zu haben, nämlich den Besitz, worin vielleicht der ärgste aller Teufel steckt! Wenn ich erst von hier weg bin, und die Franzosen lassen mir einigen Genuß davon, daß mir die Freiheit bleibt, und ich ein Herr mehrerer Städte und Länder werde, wie ich mir vorgenommen, so ist es möglich, daß mir das Haben nicht so gräulich mehr erscheint, wie in diesem Augenblicke. Es ist wohl wahr, was Sie sagen; eigentlich hat einen das Geld, und man heckt auf dem Schatz wie ein verdammter Geist, und streitet mit dem Satan, der ihn rauben will, und wimmert ihm nach, wenn er der Stärkere ist. So geht es hier uns nördlichen Kornjuden, denen man bald mehr nimmt, als sie in guten Wucherjahren zu erschwingen im Stande sind. Diesen vom Fette erstickten nördl. Deutschen schadet der Aderlaß nicht: im Gegentheile werden sie sichtlich gehoben. Ein großes Unglück vernichtet nicht; ein schwerer Druck ist oft die Erscheinung einer großen Geburt.

Die Gewalt der Unbedeutendheit habe ich, wie die Nation, in mir selbst erlebt, und sehe mit Dankbarkeit in die qualvollen Mißverständnisse ganzer Jahre zurück, deren fast unerträgliche Schmerzen mein Dasein gehärtet haben. Mit großer Ruhe, und ohne mich den Fantasmen zu überlassen, denen ich sehr geneigt bin, sehe ich der weiteren Zukunft entgegen, ohne in die übersprudelnde nahe Hoffnung mancher eingehn zu können, die sich in Ungeduld und Verzweiflung zu endigen pflegt. Bestimmt weiß ich, daß es ein kühner und sichrer Schritt ist, von der Begebenheit wie unberührt, sein ursprüngliches Bestreben durchzuführen. So ist dem Einen beschieden die Trümmer auszugraben, sie dem Volke kenntlich zu machen, die Vergangenheit der Zukunft anzuknüpfen, dem Andern auf seichtem Grunde den unverwüstlichen Bau zu begründen; wie jener Erwin, der seinen Felsenwald zu gründen, den Moder überwand. Ja wohl hätte ich so vieles mit Ihnen zu besprechen, und schöner wäre es, wenn wir gleich zusammen reisen könnten. Aber ich gehe sobald als möglich, vielleicht in einigen Monaten. Sind Sie schon dann im Stande zu reisen? Fürchten Sie nicht den Winter? Zum Theil sind es ökonomische Gründe, das theure, genußlose Leben dieses Landes, die mich forttreiben; zum Theil das dringende Gefühl der höchsten Nothwendigkeit einer ganz anhaltenden und unausgesetzten Arbeit, die bei meinem Bestreben nicht ohne die Hülfe einer großen Bibliothek bestehen kann. Ich habe mich diesen Winter hindurch beholfen, und das getrieben, was ich grade treiben konnte; allein das bringt nicht genug fort. Die Poesie liegt sehr bei mir darnieder, meine sämmtlichen Werke in der Asche, und zu einigen Dingen, die ich schreiben möchte, fehlt mir Ihr Rath. Können Sie mich lassen, so hätte ich Lust, auf einige Wochen zu Ihnen zu kommen, wenn Sie etwa durchaus nicht so früh reisen können, als ich. Denn ohne Scheu denke ich nicht an eine neue Unterbrechung, wie jener Besuch bei Ihnen, die Menge der bedeutenden Gestalten, und Ihre Schönheit endlich in mir veranlassen würden. Nach Würzburg gehe ich gern; Friedr. Schlegel grade wünschte ich zu sprechen; er wird mir vieles aufschließen können, da er so lebendig in einem Theile dessen ist, was ich mir als Lebensarbeit vorgesetzt habe. Kürzlich ist Aug. W. Schl. in München gewesen. In München haben wir nun auch so viel mehr Anknüpfungspunkte. Gelingt es Schelling gar Steffens nach München fördern, und dazu ist einige Aussicht, so wird sich dort ein Kreis runden, wie er jetzt nur in wenigen deutschen Städten sein mag. Der Jacobi ist der lächerlichste Präsident und Philos., der je seidne Strümpfe zu tragen pflegte. Aber grade das macht den Aufenthalt in M. um so schöner und mannigfaltiger. Diese Art von Maske, abgelegte Gelehrtenwürde, fehlte dem guten M. bisher ganz. Im Sommer ist ein Lipperl zu M., der zu den besten Schauspielern gehört, die mir vorgekommen. Das Volk hat doch einen recht ordentlichen Sinn, und sich wahrlich durchaus nicht verändert. Die liebenswürdige Frömmigkeit desselben hat eher noch in dem Verluste eines leisen Anstriches von Bigotterie gewonnen, da nunmehr die eigenthümliche Liebe mehr hervorgetreten ist. Von Steffens schreibe ich Ihnen nichts, da er Ihnen selbst schreibt. Wir haben einander zärtlich lieb. Er hat viel Kummer und ich viel Verdruß; so kommt es bisweilen, daß wir gegen einander zu streiten scheinen, aber wir gehn von einander als Freunde, wenn wir den Irrthum erkannt haben. Er hat einen schönen Aufsatz geschrieben. Auch Runge ist mir näher getreten. Ich kann doch auf einen schönen Kreis geliebter, herrlicher Menschen sehn, und mir einbilden, sie wären alle für mich allein da. Um so mehr kommt mir der Lermen in Rom nichtswürdig und verächtlich vor. Ich bin entschlossen, von demselben keine weitere Notiz zu nehmen, und schrieb schon vor einiger Zeit Ihrem Bruder, wie wenig das unmittelbare Leben in der Geschichte, mein will’s Gott rechtliches Bestreben, mit dem beschämenden Andenken an meine Unbesonnenheiten verträglich sein will. Im Falle die Angelegenheit vor Humb. gerichtlich könnte geworden sein, wie ich fast aus Ihres Hrn. Bruders Briefe schließen mußte, schrieb ich an Humboldt, und verlangte einen kurzen Bericht des Vorganges. Ich habe die Antwort von ihm, worin er bestimmt läugnet, denselben erstatten zu können, als von einem Dinge, was er weder Zeit noch Lust gehabt zu erforschen und worin er nur Vermittler habe sein wollen. Ein Geklätsch über Schick, das ich als Beispiel Ihrem Bruder geschrieben, um ihn wegen des unter uns vorgefallenen zu beruhigen, und das er die Unvorsichtigkeit gehabt, Hrn. v. Humb. vorzulesen, ist das Einzige, was mich in der That, wo meine gute Meinung nicht verstanden werden kann, in ein übles Licht als Klätscher setzen muß. Aber auch dies weitläufiger zu belegen, verschmähe ich gänzlich; vorzüglich um gegen die R. nicht rachsüchtig zu erscheinen. Ich sehe sie in der That als in mein Schicksal verflochten an, und kann sie wohl verachten, aber nicht hassen, nachdem sich mein erster Unwillen gelegt.

Der Ihrige.
C. F. Rumohr.

IV

Rothenhaus, d. 17ten Sept. 1827.

Wie sehr bedauere ich, werther und hochgeehrter Freund, daß Ihr Unwohlsein mir so spät das lebhafte Vergnügen vergönnt hat, Ihre mir so erfreuliche Antwort auf mein letztes zu empfangen und zu lesen. Wie leicht hätte es seyn können, daß Ihr Brief zu spät gekommen wäre; denn ich rüste mich zu einer nahen, obwohl noch nicht so ganz fest bestimmten Abreise. Nun bin ich noch im Stande, Ihnen die 12 verlangten Bände span. Poesieen zu senden, welche in meiner Abwesenheit keine Seele aufgefunden hätte; wahrscheinlich werden Sie diese Zeilen um einige Tage früher empfangen, als die Bücher selbst. Mir ist es besser ergangen, das Packet kam zugleich mit dem Briefe und wohlbehalten an und machte mir um so mehr Freude, als ich dessen Inhalt meiner Schwester überliefern konnte, welche Ihre Schriften besonders liebt und deren Besitz längst wünschte. Ich danke Ihnen auch für die Auswahl; sie ist auf lauter hier nicht vorhandene Werke getroffen, wie ich denn überhaupt an der Literatur sehr arm bin. Ihr altenglisches Theater habe ich noch nicht durchaus gelesen und habe mir diesen Boccone so recht behaglich zurecht gelegt. Ich halte mich für sehr angenehm entschädigt. Wollen Sie mir indeß den Pony zurecht legen, so werde ichs mit Dank als ein agio annehmen. Baudissins können ihn gelegentlich mit in unsre Gegend hinübernehmen. Vielleicht werde ich ihn doch nie benutzen können, denn, will’s Gott, komme ich nie wieder in die Alpen zurück.

Mein Reiseplan ist zunächst auf Berlin, wo ich noch zu thun habe, (Amsterdam habe ich der späten Jahreszeit willen aufgegeben), und, von dort, dachte ich allerdings darauf, nach Dresden zu gehn. Ich möchte wohl von Ihnen erfahren: ob von Berlin nach Dresden eine anständige Eilpost gehe, ferner ob man zu Dresden wohl Gelegenheit finde, einen guten, wenn auch gebrauchten Wiener Wagen zu billigen Preisen zu bekommen. Ich habe meine Wagen theils zerfahren, theils meiner Schwester verkauft und denke mich unterweges von Neuem zu montiren. Doch fragt es sich, ob Sie der Mann sind, mir über so erhebliche Dinge Auskunft zu geben. Zudem finde ich es bedenklich, in einem Augenblicke nach Dresden zu gehn, wo alle auf Kunst und Alterthum geruht habende ihre Federkiele spitzen, um mich auf irgend eine grausame Weise aus der Welt zu schaffen. Ein Dienstfertiger (irgend ein Tieckischer Charakter) hat mir vier Blätter der Literaturzeitung, welche ich sonst nicht lese, zugesandt, worin Quandt (ob unser lieber, guter, viel rauchschmauchender Quandt zu Dresden?) mir nicht ein Quäntchen Verdienst läßt. Die Absicht, mich mißzuverstehen, hat darin der Unfähigkeit, mich zu verstehen, so treulich die Hand geboten, daß wirklich Harmonie darin ist. Zu den unwillkührlichen Mißverständnissen, welche sich bis auf das Motto ausdehnen, kommt eine gute Zahl von ganz willkührlichen; die Verfälschungen schließen sogar den Buchstaben der Worte nicht aus, welche als von mir gesagt angeführt werden. Ich habe mich ganz entwöhnt, deutsche Recensionen zu lesen; sagen Sie, ist es in Deutschland dabey durchhin üblich, zu behaupten oder zu erzählen: Auctor sagt, meint, behauptet, verwechselt, dieß und das, ohne dabey ins Buch zu gucken? Den philos. Theil halte ich nicht für des braven Mannes Arbeit, wohl aber den hist. kritischen, welcher höchst lüderlich ist und bey großer Anmaßung viel Unkunde verräth.

Uebrigens ist meine eigene Arbeit im ersten Bande, dessen Sie mit so viel Nachsicht erwähnen, leider ebenfalls sehr lüderlich. Meine beiden Freunde, zu denen auch Waagen gehört, haben das Ms. mit zu vieler Nachsicht durchgesehn, und ich mich zu viel darauf verlassen. Ich erschrak nicht wenig, als ich mich 6 Monate später im Nachthemde auf offener Gasse wiederfand. Nicht etwa aus Auctorstolz; in dieser Beziehung bin ich schaamlos, sondern aus Liebe zur guten Sache hätte ich gewünscht, viel Uebelstehendes auszumerzen, viel Unbestimmtes besser zu bestimmen. Hätte mein Dr. Rec. nur ins Buch sehn wollen, so hätte er wohl mehr und richtiger zu tadeln gefunden, als so, wie er’s macht, die Dinge aus der Luft greifend und mit seinen eigenen Einbildungen hadernd. – Grüßen Sie mir Baudissins und die Ihrigen.

Ihr
ergebener
Rumohr.

In Bezug auf Göttingen haben Sie mich vielleicht mißverstanden. Ich selbst besitze dort nichts. Aber die Kön. Bibl. ist nicht arm an spanischen Büchern, worüber man Ihnen sicher willig Auskunft ertheilen dürfte.

Der Adelung ist leider für immer verloren. Wenn ich ihn vielleicht unter den Sachen gehabt hätte, so wäre er doch schon deßhalb längst fort, weil ich 1808 ganz rein Haus gemacht habe und alle Mobilien, Bücher &c., welche ich besitze, seit 1812 ganz neu wiedergekauft. Indeß weiß ich bestimmt, daß er mir früher nie in die Augen gefallen ist, und daß ich auf Ihre Anfrage zu Krempeldorf, meinem damaligen Sitze, vergebens danach gesucht habe.

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12+
Litres'teki yayın tarihi:
01 kasım 2017
Hacim:
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Public Domain
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