Kitabı oku: «Das Neue Testament - jüdisch erklärt», sayfa 2

Yazı tipi:

Vorworte zur Originalausgabe
Zur ersten Auflage

„… für meine Brüder, die meine Stammverwandten sind nach dem Fleisch. Sie sind Israeliten, denen die Kindschaft gehört und die Herrlichkeit und die Bundesschlüsse und das Gesetz und der Gottesdienst und die Verheißungen, denen auch die Väter gehören und aus denen Christus herkommt nach dem Fleisch. Gott, der da ist über allem, sei gelobt in Ewigkeit … denn Gottes Gaben und Berufung können ihn nicht gereuen.“

Saulus (Paulus) von Tarsus, Brief an die Gemeinde in Rom (9,3-5; 11,29)

Vor fast zwei Jahrtausenden entstanden die frühesten Texte, die dann später Teil des Neuen Testaments wurden. Diese Zeitspanne war geprägt von einer größtenteils schmerzlichen Beziehung zwischen Juden und Christen. Auch wenn sich die jüdische Wahrnehmung von Christen und die christliche Wahrnehmung von Juden in den letzten Jahrzehnten merklich gebessert haben, missverstehen beide immer noch viele Texte und Traditionen der jeweils anderen. Die Veröffentlichung dieses Buchs zeugt von dieser wesentlichen Verbesserung. Unser Ideal wäre erreicht, wenn das Werk dazu dienen kann, unser Wissen sowohl über unsere gemeinsame Geschichte als auch über die Gründe unserer Trennung zu vertiefen.

Das Wort „Jewish“ im Titel The Jewish Annotated New Testament erfüllt mehrere Funktionen: Erstens verweisen die Erläuterungen und Essays in diesem Band auf Aspekte des Judentums im ersten und zweiten Jahrhundert, die das Verständnis des Neuen Testaments vertiefen: Bräuche, Literatur sowie die Art und Weise der Auslegung biblischer Texte. Wir halten es für wichtig, dass sowohl Juden als auch Nichtjuden begreifen, wie sehr bedeutende Teile des Neuen Testaments in vielerlei Hinsicht den jüdischen Bräuchen und Überzeugungen ähneln, die in den Schriftrollen vom Toten Meer, den Werken von Philo und Josephus, der pseudepigraphischen und deuterokanonischen Literatur, den Targumim (Übersetzungen der Bibel ins Aramäische) sowie – etwas später – der rabbinischen Literatur zu finden sind, und dass viele Stellen des Neuen Testaments auf jüdische Ursprünge zurückgehen. Jesus war Jude, ebenso Paulus; die uns als Matthäus und Johannes bekannten Autoren waren wahrscheinlich Juden, ebenfalls die Autoren des Jakobusbriefs und der Offenbarung. Als sie ihre Schriften verfassten, hatten sich die Wege des Judentums und des Christentums noch nicht getrennt. Weitere Autoren wie etwa der des Lukasevangeliums und der Apostelgeschichte waren, obwohl wahrscheinlich nicht selber Juden, zutiefst beeinflusst vom jüdischen Denken des ersten und zweiten Jahrhunderts wie auch von der jüdischen Übersetzung des Tanach ins Griechische, der Septuaginta. Kenntnisse der vielfältigen jüdischen Gemeinschaften, die überall im Römischen Reich lebten, – ihrer Sitten und Bräuche, ihrer religiösen Praktiken – sind unerlässlich für das Verständnis der neutestamentlichen Schriften, ebenso wie eine grundsätzliche Vertrautheit mit der altrömischen Welt. Die Vertrautheit mit dem Neuen Testament hilft uns Jüdinnen und Juden wiederum, etwas von unserer eigenen Geschichte wiederzuerlangen.

Zweitens: Wir heben Verbindungen zwischen dem Neuen Testament und der späteren jüdischen (insbesondere rabbinischen) Literatur hervor, damit der Leser nachverfolgen kann, wie sich – sowohl ähnliche als auch abweichende – Ideen und Konzepte im Lauf der Zeit entwickelt haben. In der rabbinischen Literatur zum Beispiel wird der gesamte Psalter meistens David zugeschrieben, obwohl weniger als die Hälfte der Psalmen eine davidische Überschrift trägt und etliche ausdrücklich anderen Autoren, etwa Korach, zugeschrieben werden. Wie und wann kam es dazu, dass die Rabbiner alle Psalmen als davidisch (bBB 14b) ansahen? Apg 4,25 leitet ein Zitat aus Psalm 2 – einem Psalm ohne ausdrücklich davidische Überschrift – mit den Worten ein: „du hast durch den Mund unseres Vaters David, deines Knechtes, durch den Heiligen Geist gesagt“. Dieser Vers liefert einen wichtigen Beweis dafür, dass die Vorstellung einer davidischen Autorenschaft der Psalmen bereits im ersten oder im frühen zweiten Jahrhundert u.Z. existierte und keine rabbinische Neuerung war. Die asketischen Tendenzen und das Interesse an der Auferstehung, an Himmel und Hölle sowie die Schilderungen gefallener Engel und des satanisch Bösen in einigen neutestamentlichen Texten lassen die Leserinnen und Leser wiederum erkennen, dass solche Vorstellungen auch im frühen Judentum existierten.

Drittens: Dieses Werk spricht Probleme an, die möglicherweise insbesondere jüdische Leserinnen und Leser des Neuen Testaments beschäftigen. Das gilt vor allem für Textstellen, die dazu dienten, Antijudaismus und antijüdische Stereotype aufrechtzuerhalten, welche nichtjüdische Leserinnen und Leser manchmal in die Texte hineinlesen. Zusätzlich zur Betonung des jüdischen Hintergrunds – oder besser: des jüdischen Kontexts – des Neuen Testaments richten wir ein besonderes Augenmerk auf solche Stellen, die über Juden oder über jüdische Gruppen wie etwa die Pharisäer oder „die Juden“ im Johannesevangelium in negativen Stereotypen sprechen. Allzu lange wurden die Juden bezichtigt, „Christusmörder“ zu sein (s. 1Thess 2,14b-16), mit Judas identifiziert oder als die korrupten Nachkommen der „Geldwechsler“ im Tempel angesehen (Mt 21,12; Mk 11,15; Joh 2,14-15, vgl. Lk 16,14). Die Autorinnen und Autoren dieses Werks wollen keine Apologetik betreiben, indem sie behaupten, diese Aussagen seien harmlos. Vielmehr verorten sie diese in einen bestimmten Kontext und zeigen auf, dass sie zur polemischen Sprache der Debattenkultur des ersten Jahrhunderts gehören, oder merken an, dass die Aussagen durch die spätere christliche Tradition möglicherweise nicht immer richtig verstanden wurden. Ein besonders gutes Beispiel hierfür ist in den Erläuterungen zu Matthäus 27,25 zu lesen: „Da antwortete alles Volk und sprach: Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!“ (ein Vers, der nur im Matthäusevangelium vorkommt). Die Erläuterung führt an, dass sich dieser Vers möglicherweise auf die Zerstörung des Zweiten Tempels im Jahre 70 n.Chr. bezieht und dass die „Kinder“ speziell die Generation nach Jesus sein könnte, die diese Zerstörung noch erlebte, und nicht alle künftigen Juden. In ähnlicher Weise legen die Erläuterungen zur Offenbarung nahe, die Polemik gegen die „Versammlung des Satans, die sagen, sie seien Juden, und sind‘s nicht“ (Offb 3,9), richte sich keineswegs gegen die Juden, sondern gegen nichtjüdische Anhänger Jesu, die jüdische Praktiken förderten. Diese Erläuterungen können den Schaden zwar nicht wiedergutmachen, den solche Verse zwei Jahrtausende lang angerichtet haben; sie können aber uns allen zur Einsicht verhelfen, dass bestimmte böswillige Interpretationen des Neuen Testaments nicht, wie bisher angenommen, auf den Texten selbst fußen. Und in jedem Fall sollen die Erläuterungen und Essays christlichen Lehrern und Predigern dabei helfen, die „gute Nachricht“ (die eigentliche Bedeutung des griechischen euangelion, „Evangelium“) von Jesus in ihrer Verkündigung nicht durch antijüdische Stereotype zu beflecken.

Bisweilen müssen Leserinnen und Leser mit diesen Texten des Neuen Testaments ringen (und dasselbe gilt nach unserer Überzeugung auch für die gemeinsamen Schriften – den Tanach der Synagoge und das Alte Testament der Kirche), da sie oft Vorstellungen ausdrücken, die uns mindestens unbequem sind. Beim Studium solcher Texte geht es nicht darum, sie zu rechtfertigen, sondern sie in ihrem historischen Kontext zu verstehen und anzuerkennen, dass ihre Erben sie unterschiedlich interpretieren. Einige Texte des Neuen Testaments scheinen zum Beispiel eine Enterbungstheologie oder auch Sub­stitutionstheologie zu vertreten. Diese behauptet in ihrer schärfsten Ausprägung, dass die Juden, indem sie Jesus erst abwiesen und dann töteten, ihren Status als Gottes Bundesvolk verloren hätten und die Verheißungen an Abraham nunmehr ausschließlich den Anhängern Jesu gälten. Nach dieser Sichtweise wurden die Juden und das Judentum also durch die Christen und das Christentum abgelöst bzw. ersetzt. Am offensichtlichsten tritt diese Theologie in Hebr 8,13 zutage: „Indem er sagt: ‚einen neuen Bund’ [Jer 31,31-34], hat er den ersten zu einem alten gemacht. Was aber alt wird und betagt ist, das ist dem Ende nahe.“ Genaueres Hinsehen führt zu tieferer Erkenntnis und folglich zu einem tieferen Verständnis dafür, wie sich solche unterschiedlichen Überzeugungen bzw. Traditionen entwickeln konnten.

Und tatsächlich hat das Studium des Neuen Testaments viele Juden – auch die Herausgeber dieses Buchs – zu besseren, umfassender informierten Juden gemacht. Die Vertrautheit mit dem Neuen Testament hilft dabei zu erkennen, welche verschiedenen Optionen für Juden im ersten Jahrhundert möglich waren (Jesus oder Johannes dem Täufer zu folgen; sich der Gemeinde am Toten Meer anzuschließen oder sich die pharisäische Lehre anzueignen; sich auf Seiten Roms oder der Aufständischen zu schlagen usw.). So hilft es auch dabei, besser zu verstehen, weshalb die meisten Menschen im jüdischen Volk Jesus bzw. der sich in seinem Namen entwickelnden Bewegung nicht folgten. Bisweilen stellen wir fest, dass viele der neutestamentlichen Texte fundamentale jüdische Werte auf vorzügliche Weise wiedergeben: die Liebe zu Gott und zu seinem Nächsten (Lk 10,25-28, Dtn 6,5 zitierend; Lev 19,18; Jos 22,5; zur Liebe zu Gott s. ARN 48 [67a]; zum Primat von Lev 19,18 s. R. Aqiva in jNed 9,4/41c, der anmerkt, dies sei „ein Hauptprinzip der Tora“); Zedaqa (die in Wohltätigkeit ausgedrückte Rechtschaffenheit; Mk 10,21; Mt 25,34–40; s. Jer 22,3; Spr 21,3; zu ihrem Primat in rabbinischen Texten s. bBB 9a; bSukk 49b); die Sehnsucht nach dem Königreich bzw. der Herrschaft Gottes (Mt 16,24–26) und der Verbesserung der Welt (Offb 21,1–4); vgl. das Alenu-Gebet: „die Welt durch die Herrschaft des Allmächtigen zu verbessern“. Es ist Nichtchristen durchaus möglich, einen Großteil der (sehr jüdischen) Botschaft des Neuen Testaments wertzuschätzen, ohne dabei den Boten zu verehren.

Viele Jüdinnen und Juden sind mit dem Neuen Testament nicht vertraut oder fürchten sich sogar, es zu lesen. Sein Inhalt und seine Erzählformen sind ihnen fremd, und sie brauchen erläuternde Notizen. Andere wiederum halten die neutestamentlichen Schriften für irrelevant für ihr Leben oder argwöhnen, jegliches kommentierte Neue Testament ziele auf Überredung oder gar Bekehrung. Dieser Band, zumal von jüdischen Gelehrten herausgegeben und geschrieben, soll diesen Verdacht nicht erwecken. Es ist nicht unsere Absicht, jemanden zur Konversion zu bewegen – weder Juden zum Christentum noch Christen von ihren eigenen Kirchen fort. Vielmehr will dieses Buch allen Leserinnen und Lesern dabei helfen, die Bedeutung der neutestamentlichen Schriften innerhalb ihres je eigenen sozialen, historischen und religiösen Kontexts zu verstehen; einige der Essays beschreiben den Einfluss, den das Neue Testament auf jüdisch-christliche Beziehungen geübt hat. Ferner sind wir überzeugt, dass Juden die christliche Bibel – das, was aus christlicher Perspektive Altes und Neues Testament genannt wird – verstehen sollten, denn in dieser Form ist sie für die meisten englischsprachigen Menschen die Heilige Schrift: Es ist für Juden schwierig, ihre Mitmenschen zu verstehen oder die breite Gesellschaft, zu der jüdische Staatsbürger auch gehören, ohne mit dem Neuen Testament vertraut zu sein. Genauso, wie wir uns als Juden wünschen, dass unsere Mitmenschen unsere Texte, Überzeugungen und Praktiken verstehen, so sollten wir mit den Grundlagen des Christentums ebenfalls vertraut sein.

Es gibt weitere Gründe für eine jüdische Vertrautheit mit diesen Texten. Das Neue Testament ist eine wichtige Quelle für die Literatur, Kunst und Musik in der westlichen Kultur. Um die Meisterwerke Bachs umfassend zu würdigen, ist es sinnvoll, die Texte zu kennen, die ihnen zugrunde liegen. Die Vertrautheit mit den Schilderungen der frühen Kindheit Jesu im Matthäus- und Lukasevangelium hilft dabei, die großartigen Porträts der Madonna mit Kind zu schätzen; Kenntnisse des Neuen Testaments liefern den notwendigen Hintergrund, um zu verstehen, wie die Kulturen Jesus und Judas, Maria Magdalena und Petrus über die Jahrhunderte dargestellt haben. Das Neue Testament ist nicht nur ein religiös bedeutsames Buch, es ist ebenfalls ein Buch kultureller Bedeutung.

Das Wort Jewish im Titel erfüllt noch eine letzte, wichtige Funktion: Es spiegelt die Empfindungen der Mitwirkenden wider. Nicht nur jüdische Gelehrte verfügen über die Kompetenz zum Verfassen dieser Erläuterungen, die vielerlei Kenntnisse zu den Themen Hebräisch, Tanach, Zweiter Tempel und rabbinische Texte voraussetzen. Es ist überall ersichtlich, wie viel die Mitwirkenden der Gelehrsamkeit von Forscherinnen und Forschern jeglichen religiösen Hintergrunds verdanken. Dank der zunehmenden Anzahl jüdischer Gelehrter mit Sachkenntnis auf diesem Gebiet war es zugleich möglich, eine ausreichende Zahl an Mitwirkenden ausfindig zu machen, was die Offenheit gegenüber dem Studium religiöser Texte belegt und auch die wachsende Kooperation zwischen jüdischer und christlicher Forschung hervorhebt, wenn es darum geht, sowohl die Unterschiede als auch die Gemeinsamkeiten zwischen dem frühen Christentum und dem Judentum jener Ära zu verstehen.

Als professionelle Geisteswissenschaftler bringen die Autorinnen und Autoren der Erläuterungen und Essays dem Text die gebührende Achtung entgegen, die alle religiösen Texte verdienen. Ein genaues Verständnis des Griechischen, in dem das Neue Testament verfasst wurde, sowie fundierte Kenntnisse der griechischen wie römischen literarischen Konventionen, die es beeinflusst haben, sind für ein richtiges Verständnis des Neuen Testaments unerlässlich – genauso wie Kenntnisse nahöstlicher Kultur und der Sprachen des Altertums notwendig sind, um die gemeinsamen Schriften der Juden und der Christen zu verstehen. Die Erläuterungen legen nicht nur besonderen Wert auf das, was aus einer jüdischen Perspektive von besonderem Interesse sein könnte, sondern sie liefern auch Informationen zu geschichtlichen Hintergründen, sprachlichen Details und zeigen Bezüge zu früheren biblischen Texten, wie sie jede kommentierte Bibel bietet. Die Erläuterungen wollen und können auch nicht ein letztes Urteil über die Bedeutung der Texte sprechen, weder im Altertum noch heute: Neue Entdeckungen und neue Theorien werden unser Wissen ständig erweitern. Außerdem sind die, die an diesem Band mitgearbeitet haben, in einigen Fällen untereinander uneins, und in weiteren Fällen waren Herausgeberin und Herausgeber anderer Meinung als die Mitarbeitenden. Dies liegt in der Natur biblischer Studien. Wir sind der Meinung, dass die in diesem Werk enthaltenen Diskussionen der Kategorie von Debatten entsprechen, die im Namen des Dienstes an Gott geführt werden, wie mAv 5,17 schreibt:

„Jeder Streit, der im Namen des Himmels [geführt wird], hat endlich dauernden Erfolg; aber [jeder Streit,] der nicht im Namen des Himmels [geführt wird], hat endlich keinen dauernden Erfolg. Was ist ein Streit, der im Namen des Himmels [geführt wurde]? Das ist der Streit zwischen Hillel und Schammaj; und [was ist ein Streit,] der nicht im Namen des Himmels [geführt wurde]? Das ist der Streit des Korach und seiner ganzen Rotte.“

Solche Studien können auch zu einem noch viel größeren Ergebnis führen. Der verstorbene Krister Stendahl, lutherischer Neutestamentler, emeritierter Bischof von Stockholm und ehemaliger Professor und Dekan der Harvard Divinity School, prägte den Ausdruck „heiliger Neid“, um auszudrücken, dass eine andere religiöse Tradition als die eigene schöne und bedeutsame Vorstellungen hervorrufen könnte. Keine Religion enthält die allumfassende, vollkommen ausgedrückte Weisheit, und Vieles im Neuen Testament finden wir sowohl schön als auch bedeutsam. So ist Paulus‘ Beschreibung der Liebe in 1Kor 13,4–7 etwa außerordentlich faszinierend: „Die Liebe ist langmütig und freundlich, … sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, … sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit, sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.“

Genauso wie wir durch die gemeinsame Arbeit an diesem wegweisenden Projekt – das erste Mal, dass jüdische Gelehrte Erläuterungen und Essays zum gesamten Neuen Testament verfasst haben – viel gelernt haben, so hoffen und erwarten wir gleichermaßen, dass alle, die diese Erläuterungen und Essays lesen, ein tieferes Verständnis für dieses zentrale religiöse Werk gewinnen. Wir hoffen, dass nichtjüdische Leserinnen und Leser anerkennen können, dass wesentliche Teile des Neuen Testaments dem Herzen des Judentums entstammen. Wir hoffen ebenso, sie in die Lage zu versetzen, diese Texte zu verstehen, ohne falsche Vorstellungen über die Zeugnisse Jesu und seiner frühesten Anhänger in sie hineinzuinterpretieren. Und wir hoffen schließlich, dass jüdische Leserinnen und Leser durch dieses Werk offener für das Neue Testament werden (viele von ihnen sind mit seinem Inhalt nicht vertraut), dass diese neuen Leserinnen und Leser vertrauter mit den Traditionen ihrer Mitmenschen werden und dass das Lesen sogar „heiligen Neid“ in ihnen erwecken möge.

Amy-Jill Levine

Marc Zvi Brettler

28. Siwan 5771 / 30. Juni 2011

Zur zweiten Auflage

Wir freuen uns, diese vollständig überarbeitete und erheblich erweiterte zweite Auflage des Jewish Annotated New Testament vorlegen zu können. Die 2011 veröffentlichte erste Auflage wurde von zahlreichen christlichen Gruppen und einzelnen Christinnen und Christen aus dem gesamten kirchlichen Spektrum – Katholiken und Orthodoxen, landeskirchlichen Protestanten und konservativen Evangelikalen – als dringend benötigt und wegweisend gefeiert. Jüdinnen und Juden, sowohl orthodox als auch säkular, würdigten das Werk ebenfalls als sehr wertvoll. Mit dem Jewish Annotated New Testament verfasste zum ersten Mal eine Gruppe von jüdischen Gelehrten einen vollständigen Kommentar zum Neuen Testament. Das Werk erreichte ein breites jüdisches wie christliches Publikum und trug dazu bei, sowohl die jüdische Vertrautheit mit dem Neuen Testament als auch das christliche Bewusstsein für den jüdischen Kontext des Neuen Testaments zu fördern. Es findet bei Akademien, an Universitäten und theologischen Seminaren sowohl bei jüdischen und christlichen als auch gemeinschaftlichen jüdisch-christlichen Studiengruppen breite Verwendung. Viele christliche Geistliche und Religionspädagogen aus verschiedenen Konfessionen und Einrichtungen haben uns mitgeteilt, dass sie die Erkenntnisse aus diesem Buch in ihre Predigten und Andachten einfließen ließen. Dieser Band hat bewirkt, so wurde uns vielfach gesagt, dass Predigten korrigiert und antijüdische Lehren vermieden wurden und dass Christen in den Kirchen, Schulen und Bibelgruppen mehr über Jesus und seine Anhänger gelernt haben. Jüdische Leserinnen und Leser haben uns gesagt, dieses Werk habe sie ermutigt, zum ersten Mal das Neue Testament zu lesen, über die komplexe Beziehung zwischen Judentum und Christentum nachzudenken und zu einem besseren Verständnis sowohl ihrer christlichen Brüder und Schwestern als auch ihrer eigenen jüdischen Geschichte zu gelangen. Viele haben auch konstruktive Kritik geäußert – und uns dazu motiviert, diese überarbeitete und erweiterte zweite Auflage herauszugeben. Wir haben alle Erläuterungen zu den biblischen Büchern ergänzt; dort, wo die erste Auflage oft jüdische Quellenangaben aufführte, kommen in der zweiten Auflage weitere Zitate aus jüdischen Primärquellen hinzu (z.B. Philo, Josephus, die Schriftrollen vom Toten Meer, pseudepigraphische Schriften, rabbinische Literatur, Targumim). Wir haben auch allgemeine Einführungen zu jedem kanonischen Bereich des Neuen Testaments hinzugefügt, um Orientierungshilfen zu den Gattungen der Evangelien, der Apostelgeschichte, der Briefe und der Offenbarung zu geben, sodass diese zweite Auflage auch als Einführung ins Neue Testament dienen kann.

Die größte Änderung betrifft die Essays. Alle dreißig Essays der ersten Auflage wurden überarbeitet und oft beträchtlich erweitert. (Geza Vermes, Autor von „Jewish Miracle Workers in the Late Second Temple Period“, verstarb 2013; sein Essay wurde von Gideon Bohak überarbeitet.) Auf Bitten seitens der Leserschaft hat sich die Anzahl der Essays auf vierundfünfzig beinahe verdoppelt, da wir viele neue Beiträge beauftragt hatten, zum Beispiel Mary in Jewish Tradition (Maria in der jüdischen Tradition), Scripture Fulfillment (Schriftverheißung und Erfüllung) oder The New Testament and Jewish-Christian Relations (Das Neue Testament und die jüdisch-christlichen Beziehungen).

Wie in der ersten Auflage sind alle, die an diesem Werk mitgearbeitet haben, Jüdinnen und Juden und repräsentieren ein breites religiöses Spektrum. Sie sind in Nord- und Südamerika, Europa, Australien oder Israel aufgewachsen und lehren dort. Einige Leser werden es vielleicht einfacher finden, anhand dieser Essays in die Welt des Neuen Testaments einzutauchen, während andere lieber mit den Texten des Neuen Testaments selbst beginnen wollen. Wie die erste Auflage so ist auch diese zweite Auflage von The Jewish Annotated New Testament Ergebnis einer weitreichenden Zusammenarbeit auf vielen Ebenen. Beide, Herausgeberin und Herausgeber, haben jedes Wort in jeder Erläuterung und jedem Essay überprüft und mit den Autorinnen und Autoren über viele Monate einen intensiven Schriftwechsel geführt. Wir arbeiteten auch eng zusammen mit Donald Kraus, dem Herausgeber der Bibelausgaben von Oxford University Press, und mit Steve Wiggins, Herausgeber der Sparte Bibles and Biblical Studies von Oxford University Press. Die Sorgfalt, die Don und Steve diesem Projekt widmeten, ist auf jeder Seite offensichtlich. Wir bedanken uns auch bei Claudia Dukeshire, Production Editor; Lisa Grzan, Production Manager; Theresa Stockton, Team Leader; und Erina Zadra, Manufacturing Controller, allesamt Mitarbeiterinnen von Oxford University Press, welche die umfangreiche Detailarbeit auf sich nahmen, die mit jeder Veröffentlichung dieser Art verbunden ist. Die Peachtree Editorial Services bereiteten das Manuskript für die Produktion vor und lasen alle Seiten mit ihrer gewohnten Sorgfalt und Aufmerksamkeit Korrektur. 2Krogh Typesetters aus Dänemark erstellten das Design und setzten das Buch ins Layout. Allen drücken wir an dieser Stelle unsere Dankbarkeit aus.

Die Bibelausgaben von Oxford University Press tragen traditionsgemäß keine Widmungsseiten. Dennoch wollen wir uns bei unseren Familien bedanken, die zwei Auflagen dieses Projekts durchlebt und dabei oft mehr über das Neue Testament und seinen jüdischen Hintergrund gelernt haben, als sie erwarteten oder auch wollten: Jay, Sarah Elizabeth und Alexander David Geller; Tova Hartman, Talya und Ezra Brettler. Wegen Eurer Unterstützung, Eurer Liebe und Eures Verständnisses können wir solche Projekte realisieren.

Es ist unser Wunsch, dass diese zweite Auflage dieselbe Wirkung wie die erste haben möge: dass alle Leserinnen und Leser zu einem besseren Verständnis des Neuen Testaments gelangen und die Mitglieder verschiedener religiöser Gemeinschaften zu einer tieferen Einsicht in unsere Gemeinsamkeiten wie unsere Unterschiede – und dass wir erkennen, wie wir trotz unserer Unterschiede besser zusammenleben können. Wir sind davon überzeugt, dass ein besseres Verständnis der heiligen Schriften einer jeden Religion in dieser globalen Gesellschaft unerlässlich ist, und wir glauben, dass dieses Buch einen kleinen Beitrag dazu leisten kann, die Art von Verständnis und Kooperation zu fördern, die so dringend notwendig ist, während wir versuchen, uns im einundzwanzigsten Jahrhundert zurechtzufinden.

Amy-Jill Levine

Marc Zvi Brettler

24. Tischri 5777 / 26. Oktober 2016

₺2.020,13

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Hacim:
2700 s. 17 illüstrasyon
ISBN:
9783438072467
Telif hakkı:
Bookwire
İndirme biçimi: