Kitabı oku: «Das Neue Testament - jüdisch erklärt», sayfa 41
Johannes 7
1 Danach zog Jesus umher in Galiläa; denn er wollte nicht in Judäa umherziehen, weil ihm die Juden nach dem Leben trachteten. 2 Es war aber nahe das Laubhüttenfest der Juden. 3 Da sprachen seine Brüder zu ihm: Mach dich auf von hier und geh nach Judäa, auf dass auch deine Jünger die Werke sehen, die du tust. 4 Denn niemand tut etwas im Verborgenen und will doch öffentlich bekannt sein. Willst du das, so offenbare dich vor der Welt. 5 Denn auch seine Brüder glaubten nicht an ihn.
6 Da spricht Jesus zu ihnen: Meine Zeit ist noch nicht da, eure Zeit aber ist immer da. 7 Die Welt kann euch nicht hassen. Mich aber hasst sie, denn ich bezeuge von ihr, dass ihre Werke böse sind. 8 Geht ihr hinauf zum Fest! Ich will nicht hinaufgehen zu diesem Fest, denn meine Zeit ist noch nicht erfüllt. 9 Das sagte er und blieb in Galiläa.
10 Als aber seine Brüder hinaufgegangen waren zum Fest, da ging auch er hinauf, nicht offen, sondern heimlich. 11 Da suchten ihn die Juden auf dem Fest und fragten: Wo ist er? 12 Und es war ein großes Gemurmel über ihn im Volk. Einige sprachen: Er ist gut; andere aber sprachen: Nein, sondern er verführt das Volk. 13 Niemand aber redete offen über ihn aus Furcht vor den Juden.
14 Aber mitten im Fest ging Jesus hinauf in den Tempel und lehrte. 15 Und die Juden verwunderten sich und sprachen: Wie kennt dieser die Schrift, wenn er es doch nicht gelernt hat? 16 Jesus antwortete ihnen und sprach: Meine Lehre ist nicht von mir, sondern von dem, der mich gesandt hat. 17 Wenn jemand dessen Willen tun will, wird er innewerden, ob diese Lehre von Gott ist oder ob ich aus mir selbst rede. 18 Wer aus sich selbst redet, der sucht seine eigene Ehre; wer aber die Ehre dessen sucht, der ihn gesandt hat, der ist wahrhaftig, und keine Ungerechtigkeit ist in ihm.
19 Hat euch nicht Mose das Gesetz gegeben? Und niemand unter euch tut das Gesetz. Warum sucht ihr mich zu töten? 20 Das Volk antwortete: Du bist von einem Dämon besessen; wer sucht dich zu töten? 21 Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Ein einziges Werk habe ich getan und es wundert euch alle. 22 Darum hat Mose euch die Beschneidung gegeben – nicht dass sie von Mose kommt, sondern von den Vätern –, und ihr beschneidet einen Menschen auch am Sabbat. 23 Wenn ein Mensch am Sabbat die Beschneidung empfängt, damit nicht das Gesetz des Mose gebrochen werde, was zürnt ihr dann mir, weil ich am Sabbat den ganzen Menschen gesund gemacht habe? 24 Richtet nicht nach dem, was vor Augen ist, sondern richtet gerecht.
25 Da sprachen einige aus Jerusalem: Ist das nicht der, den sie zu töten suchen? 26 Und siehe, er redet frei und offen, und sie sagen ihm nichts. Sollten unsere Oberen wahrhaftig erkannt haben, dass er der Christus ist? 27 Doch wir wissen, woher dieser ist; wenn aber der Christus kommt, so weiß niemand, woher er ist. 28 Da rief Jesus im Tempel und lehrte: Ja, ihr kennt mich und wisst, woher ich bin. Aber nicht von mir selbst aus bin ich gekommen, sondern von dem, der wahrhaftig ist, der mich gesandt hat, den ihr nicht kennt. 29 Ich aber kenne ihn; denn ich bin von ihm, und er hat mich gesandt. 30 Da suchten sie ihn zu ergreifen; aber niemand legte Hand an ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen. 31 Aber viele aus dem Volk glaubten an ihn und sprachen: Wenn der Christus kommen wird, wird er etwa mehr Zeichen tun, als dieser getan hat?
32 Die Pharisäer hörten, dass es im Volk solches Gemurmel über ihn gab. Da sandten die Hohenpriester und die Pharisäer Knechte aus, dass sie ihn ergriffen. 33 Da sprach Jesus: Ich bin noch eine kleine Zeit bei euch, und dann gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat. 34 Ihr werdet mich suchen und nicht finden; und wo ich bin, könnt ihr nicht hinkommen. 35 Da sprachen die Juden untereinander: Wo will dieser hingehen, dass wir ihn nicht finden könnten? Will er etwa zu denen gehen, die in der Zerstreuung unter den Griechen wohnen, und die Griechen lehren? 36 Was ist das für ein Wort, das er sagte: Ihr werdet mich suchen und nicht finden; und wo ich bin, da könnt ihr nicht hinkommen?
37 Aber am letzten, dem höchsten Tag des Festes trat Jesus auf und rief: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! 38 Wer an mich glaubt, von dessen Leib werden, wie die Schrift sagt, Ströme lebendigen Wassers fließen. 39 Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da; denn Jesus war noch nicht verherrlicht.
40 Etliche nun aus dem Volk, die diese Worte hörten, sprachen: Dieser ist wahrhaftig der Prophet. 41 Andere sprachen: Er ist der Christus. Wieder andere sprachen: Soll der Christus etwa aus Galiläa kommen? 42 Sagt nicht die Schrift: Aus dem Geschlecht Davids und aus dem Ort Bethlehem, wo David war, kommt der Christus? 43 So entstand seinetwegen Zwietracht im Volk. 44 Einige von ihnen wollten ihn ergreifen; aber niemand legte Hand an ihn.
45 Da kamen die Knechte zu den Hohenpriestern und Pharisäern; und die fragten sie: Warum habt ihr ihn nicht gebracht? 46 Die Knechte antworteten: Noch nie hat ein Mensch so gesprochen. 47 Da antworteten ihnen die Pharisäer: Seid ihr auch verführt worden? 48 Glaubt denn einer von den Oberen oder von den Pharisäern an ihn? 49 Nur das Volk tut‘s, das nichts vom Gesetz weiß; verflucht ist es. 50 Spricht zu ihnen Nikodemus, der vormals zu ihm gekommen war und der einer von ihnen war: 51 Richtet denn unser Gesetz einen Menschen, ehe man ihn angehört und erkannt hat, was er tut? 52 Sie antworteten und sprachen zu ihm: Bist du auch aus Galiläa? Forsche und sieh: Aus Galiläa steht kein Prophet auf. 53 [Und sie gingen fort, ein jeder in sein Haus.
Joh 7,1–52 Das Laubhüttenfest 7,2 Laubhütten, vom hebr. Pl. für „Hütte“ (hebr. Sukkot), ein einwöchiges Pilgerfest im Herbst, das die Ernte feiert und des Aufenthalts Israels in der Wüste nach dem Exodus gedenkt. Es war allen Männern vorgeschrieben, an diesem Fest teilzunehmen (Lev 23,42; Dtn 16,16, wo Pesach, Schawuot und Sukkot als obligatorische Feste beschrieben werden). Jesu anfänglicher Weigerung (V. 8) folgt seine geheime Teilnahme (V. 10), was zeigt, dass er sich an die Vorschrift hält, auch wenn er nicht in Begleitung seiner Brüder hinzieht. 7,3 Seine Brüder, vermutlich seine biologischen Brüder und nicht seine Jünger (bzgl. der Jünger als „Brüder“ vgl. Joh 20,17). 7,6–7 Jesu Brüder (Joh 6,3.5.10) repräsentieren wie die Juden die feindselige Welt. 7,8 Jesus versucht sein Vorhaben zu verbergen. Trotz der anderslautenden Aussage geht er heimlich nach Jerusalem (V. 10). 7,11 Die Juden, hier die jüdischen Menschenmengen in Jerusalem. 7,13 Die Juden, hier die Oberen. 7,14–18 Jesus lehrt öffentlich im Tempel (vgl. Anm. zu 8,20), was er später bei der Befragung durch Hannas erwähnt (Joh 18,20). 7,15 Die Juden, offensichtlich hier die Menge, die Jesus zuhört. 7,18 Eine implizite Kritik an den jüdischen Oberen als Menschen, die sich selbst verherrlichen (vgl. Mt 23,5–7). 7,21–24 Jesus bezieht sich auf die Heilung des Gelähmten am Sabbat (Kap. 5). Mose, Jesus beruft sich auf die Tora (Gen 17,10; Lev 12,3), einschließlich der Patriarchen, also auf Traditionen, die in die Zeit vor Mose zurückreichen. 7,25 Einige aus Jerusalem, sie kennen die negative Haltung gegenüber Jesus (im Gegensatz zur Menge von V. 20). Johannes unterscheidet hier zwischen dem Volk und den Oberen; hoi Ioudaioi (die Juden) wird für keine der beiden Gruppen in V.25–26 verwendet. 7,27–28 So weiß niemand […], möglicherweise eine Anspielung auf den „verborgenen Messias“, eine der vielen Spielarten von Messiaserwartungen im ersten Jahrhundert, die mit der Vorstellung verbunden ist, dass ein präexistenter Messias zu einer bestimmten Zeit offenbart wird (vgl. äthHen 52,2–5). Rabbinische Quellen zählen manchmal den Namen des Messias zu den Dingen, die am sechsten Tag der Schöpfung erschaffen wurden, was eine Präexistenz impliziert und damit die mögliche Offenbarung eines verborgenen Messias (z.B. bPes 54a). Obwohl die Menge behauptet zu wissen, woher Jesus kommt – vielleicht eine Anspielung auf Nazareth (vgl. Joh 1,45; 6,42) –, beteuert Jesus, dass sie nicht weiß, woher er wirklich kommt – von Gott. Damit erfüllt er die Vorstellung vom „verborgenen Messias“. 7,30 Sie, vielleicht die Menschen aus Jerusalem (V. 25), aber der Hinweis auf deren Versuch, ihn gefangen zu nehmen, deutet eher darauf, dass die Oberen gemeint sind. 7,31 Das Volk bleibt weiterhin gespalten, und manche glauben, dass Jesus messianische Kriterien erfüllt, etwa indem er Zeichen tut. Zwar drücken Dtn 13,1–5; 18,15–19 oder Jos.Ant. 20,168 ihre Vorbehalte gegenüber dem Glauben an einen dem Mose gleichen Propheten (Dtn) oder einen Messias (Josephus) aus, der Zeichen und Wunder vollbringen wird. Johannes legt aber nahe, dass es sich dabei um einen fest etablierten Glauben handelte. 7,32 Pharisäer […] Hohenpriester, Johannes lässt diese zwei Gruppen oft zusammen auftretet, was den Schluss nahelegt, dass er sich – anders als die anderen Evangelisten – der Unterschiede zwischen den Pharisäern und Sadduzäern (die priesterliche Klasse; vgl. z.B. Mt 22,23; Mk 12,18-27; Apg 23,8) nicht bewusst war. Vgl. „Strömungen innerhalb des Judentums in neutestamentlicher Zeit“. Knechte, Wächter, die am Tempel für Ordnung sorgten (vgl. Apg 5,22.26; Jos.Bell. 4,293). 7,34–35 Ein weiteres Missverständnis. Die Juden nehmen an, Jesus spräche über die Zerstreuung (die Diaspora), obwohl die Leserinnen und Leser wissen, dass Jesus auf seinen Tod anspielt. Griechen, eher Nichtjuden als Diasporajuden. 7,37–39 Nach rabbinischen Quellen (z.B. mSuk 4,9–10) brachte man an Sukkot Wasser in goldenen Krügen von der Siloaquelle in den Tempel. Die Rabbinen heben die Freude hervor, die mit diesem Ritual einherging: „Wer die Freude des ‚Ortes des Wasserschöpfens’ nicht gesehen hat, hat sein Leben lang keine Freude gesehen.“ Am letzten, dem höchsten Tag des Festes, Hoschana Rabba, das große Hosianna und der Höhepunkt der Gebete (bSuk 53a). 7,38 Wie die Schrift sagt […], dies entspricht keinen bestimmten Bibelvers, besteht aber aus Anspielungen auf Spr 18,4; Jes 44,3; 58,11. Diese Art der Einarbeitung der Schrift könnte darauf verweisen, dass der Autor aus dem Kopf und nicht aus einem niedergeschriebenen Text zitiert hat. 7,39 Geist, dies dürfte der Heilige Geist sein, der in Joh 14,26; 20,22 angekündigt wird; vgl. auch Joh 15,26. Verherrlicht, Jesu Tod und Auferstehung (Joh 13,31). 7,40–42 Mutmaßungen, dass der Messias in Bethlehem in Judäa, nicht in Galiläa, geboren (Mi 5,1; Mt 2,1; Lk 2,1–7) und von König David abstammen würde (vgl. 2Sam 7,16). Bethlehem, Davids Heimatstadt (1Sam 17,12). 7,49 Das Volk […], das nichts vom Gesetz weiß, normal gebildete Juden sind keine Experten in rechtlichen Fragen. 7,50 Nikodemus, vgl. Joh 3,1. 7,51 Anhören, in Dtn 19,15–21 wird ein Zeugnis der Ankläger und Zeugen gefordert.[
Johannes 8
1 Jesus aber ging zum Ölberg.
2 Frühmorgens aber kam Jesus wieder in den Tempel, und alles Volk kam zu ihm, und er setzte sich und lehrte sie. 3 Da brachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer eine Frau, beim Ehebruch ergriffen, und stellten sie in die Mitte 4 und sprachen zu ihm: Meister, diese Frau ist auf frischer Tat beim Ehebruch ergriffen worden. 5 Mose hat uns im Gesetz geboten, solche Frauen zu steinigen. Was sagst du? 6 Das sagten sie aber, um ihn zu versuchen, auf dass sie etwas hätten, ihn zu verklagen. Aber Jesus bückte sich nieder und schrieb mit dem Finger auf die Erde. 7 Als sie ihn nun beharrlich so fragten, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie. 8 Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde. 9 Als sie das hörten, gingen sie hinaus, einer nach dem andern, die Ältesten zuerst; und Jesus blieb allein mit der Frau, die in der Mitte stand.
10 Da richtete Jesus sich auf und sprach zu ihr: Wo sind sie, Frau? Hat dich niemand verdammt? 11 Sie aber sprach: Niemand, Herr. Jesus aber sprach: So verdamme ich dich auch nicht; geh hin und sündige hinfort nicht mehr.][*]
Joh 7,53–8,11 Die Ehebrecherin] Diese Perikope ist nicht Teil des ursprünglichen Evangeliums und findet sich in manchen Handschriften von anderen Evangelien, oft nach Lk 21,38, wo sie besser in den Handlungsablauf passt. Hier führt die Schlussfolgerung (V. 11) nicht zu V. 12. 8,1 Ölberg, ein Gebirgskamm gegenüber vom Jerusalemer Tempel; er wurde traditionell als wichtige Stätte der eschatologischen Zeit gesehen (Sach 14,4) und als Ort, von dem aus der Messias am Ende der Tage Jerusalem betreten wird und die Auferstehung beginnt (z.B. Targum zu Hld 8,5: „Wenn die Toten auferstehen werden, wird sich der Ölberg spalten und alle Toten Israels werden dort aufsteigen“), weshalb er ein beliebter Bestattungsort wurde. In allen Versionen des triumphalen Einzugs wird er erwähnt, um auf die messianische Bedeutung des Geschehens anzuspielen (vgl. Mt 21,1–11; Mk 11,1–11; Lk 19,28–44). 8,3 Schriftgelehrte und Pharisäer, keine johanneische Wendung (Johannes benutzt „Pharisäer“, nicht aber „Schriftgelehrte“), aber oft bei Lukas belegt. Schriftgelehrte, der einzige Beleg im JohEv; die Synoptiker bringen die Schriftgelehrten in einen engen Zusammenhang mit den Hohenpriestern (z.B. Mt 2,4; Mk 8,31; Lk 20,19) und den Pharisäern (Mt 23,2; Mk 2,16; Lk 6,7). 8,5 Lev 20,10 erklärt: „Wenn jemand die Ehe bricht mit der Frau seines Nächsten, so sollen beide des Todes sterben, Ehebrecher und Ehebrecherin“; das römische Recht erlaubte keine Hinrichtung aufgrund von Ehebruch. Die Gegner Jesu haben vielleicht versucht, seine Toratreue auf die Probe zu stellen. 8,6 Schrieb, was Jesus schrieb, ist nicht bekannt, es könnte sich aber um eine Anspielung auf Jer 17,13 handeln.
12 Da redete Jesus abermals zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben. 13 Da sprachen die Pharisäer zu ihm: Du gibst Zeugnis von dir selbst; dein Zeugnis ist nicht wahr. 14 Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Auch wenn ich von mir selbst zeuge, ist mein Zeugnis wahr; denn ich weiß, woher ich gekommen bin und wohin ich gehe; ihr aber wisst nicht, woher ich komme oder wohin ich gehe. 15 Ihr richtet nach dem Fleisch, ich richte niemand. 16 Wenn ich aber richte, so ist mein Richten wahr, denn ich bin‘s nicht allein, sondern ich und der Vater, der mich gesandt hat. 17 Auch steht in eurem Gesetz geschrieben, dass zweier Menschen Zeugnis wahr sei. 18 Ich bin‘s, der von sich selbst zeugt; und der Vater, der mich gesandt hat, zeugt auch von mir. 19 Da sprachen sie zu ihm: Wo ist dein Vater? Jesus antwortete: Ihr kennt weder mich noch meinen Vater; wenn ihr mich kenntet, so kenntet ihr auch meinen Vater. 20 Diese Worte redete Jesus an dem Gotteskasten[*], als er lehrte im Tempel; und niemand ergriff ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen.
21 Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Ich gehe hinweg, und ihr werdet mich suchen und in eurer Sünde sterben. Wo ich hingehe, da könnt ihr nicht hinkommen. 22 Da sprachen die Juden: Will er sich denn selbst töten, dass er sagt: Wohin ich gehe, da könnt ihr nicht hinkommen? 23 Und er sprach zu ihnen: Ihr seid von unten her, ich bin von oben her; ihr seid von dieser Welt, ich bin nicht von dieser Welt. 24 So habe ich euch gesagt, dass ihr sterben werdet in euren Sünden; denn wenn ihr nicht glaubt, dass ich es bin, werdet ihr sterben in euren Sünden.
25 Da fragten sie ihn: Wer bist du denn? Und Jesus sprach zu ihnen: Was soll ich euch zuerst sagen? 26 Ich habe viel über euch zu reden und zu richten. Aber der mich gesandt hat, ist wahrhaftig, und was ich von ihm gehört habe, das rede ich zu der Welt. 27 Sie erkannten aber nicht, dass er zu ihnen vom Vater sprach. 28 Da sprach Jesus zu ihnen: Wenn ihr den Menschensohn erhöhen werdet, dann werdet ihr erkennen, dass ich es bin und nichts von mir aus tue, sondern, wie mich der Vater gelehrt hat, so rede ich. 29 Und der mich gesandt hat, ist mit mir. Er lässt mich nicht allein; denn ich tue allezeit, was ihm gefällt. 30 Als er das sagte, glaubten viele an ihn.
Joh 8,12–29 Konfrontation mit den Juden 8,12 Abermals, offensichtlich als Anschluss zu Joh 7,52. Licht der Welt, vgl. Joh 1,5.8.9. 8,13 Dein Zeugnis ist nicht wahr, vgl. Anm. zu 5,31–47. 8,14 Nach dem Fleisch, d.h. nach dem äußerlichen Anschein und nicht wie Gott (und Jesus, der mit Gott verbunden ist,) richten würde. 8,17 In eurem Gesetz, Jesus distanziert sich selbst von der Tora (vgl. Joh 10,34). Dies, zusammen mit dem nahezu vollständigen Fehlen der Beschreibung Jesu als Jude (gr. Ioudaios), ist Teil der rhetorischen Strategie des Evangeliums, die Leserschaft zu ermuntern, sich von den Juden zu distanzieren. Dtn 19,15 fordert die Aussagen von zwei Zeugen bei der Ahndung von Kapitaldelikten. 8,18 Die zwei Zeugen sind Jesus und Gott (V. 16). Der Vater (Gott) und Jesus (der Mensch) sind getrennt; das Trinitätsdogma war zu der Zeit, als das Evangelium geschrieben wurde, noch nicht entwickelt. 8,19 Ein weiteres Missverständnis: Die Juden fragen nach Jesu (biologischem) Vater, während Jesus behauptet, er habe Gott zum Vater. 8,20 Gotteskasten, Behältnisse für Opfergaben (Mk 12,41), die sowohl Frauen als auch Männern zugänglich waren. Jesus merkt später an, dass er öffentlich im Tempel gepredigt hatte (Joh 18,20). 8,21 Ich gehe hinweg, d.h. in den Tod und dann zum ewigen Leben mit dem Vater. 8,22 Selbst töten […], wie in Kap 7 missverstehen ihn die Juden: Jesus begeht keinen Suizid, sondern geht wissentlich auf seinen eigenen Tod zu (vgl. Joh 3,16). 8,24.28 Dass ich es bin, ein göttlicher Anspruch, der auf die Theophanie von Ex 3,14 anspielt. 8,24 Fortführung des Motivs einer Gerichtsverhandlung; Jesus richtet die Juden und verurteilt sie aufgrund ihrer Weigerung zu glauben. 8,28 Erhöhen werdet, d.h. bei der Kreuzigung (Joh 12,32); das JohEv gestaltet die Kreuzigung von einer schändlichen Todesart zum Akt der Erhöhung und Verherrlichung Jesu um.
31 Da sprach nun Jesus zu den Juden, die an ihn glaubten: Wenn ihr bleiben werdet an meinem Wort, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger 32 und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen. 33 Da antworteten sie ihm: Wir sind Abrahams Nachkommen und sind niemals jemandes Knecht gewesen. Wie sprichst du dann: Ihr sollt frei werden? 34 Jesus antwortete ihnen und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht. 35 Der Knecht aber bleibt nicht ewig im Haus; der Sohn bleibt ewig. 36 Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei.
37 Ich weiß wohl, dass ihr Abrahams Nachkommen seid; aber ihr sucht mich zu töten, denn mein Wort findet bei euch keinen Raum. 38 Ich rede, was ich von meinem Vater gesehen habe; und ihr tut, was ihr von eurem Vater gehört habt. 39 Sie antworteten und sprachen zu ihm: Abraham ist unser Vater. Spricht Jesus zu ihnen: Wenn ihr Abrahams Kinder wärt, so tätet ihr Abrahams Werke. 40 Nun aber sucht ihr mich zu töten, einen Menschen, der ich euch die Wahrheit gesagt habe, die ich von Gott gehört habe. Das hat Abraham nicht getan. 41 Ihr tut eures Vaters Werke.
Da sprachen sie zu ihm: Wir sind nicht aus Hurerei geboren; wir haben einen Vater: Gott. 42 Jesus sprach zu ihnen: Wäre Gott euer Vater, so liebtet ihr mich; denn ich bin von Gott ausgegangen und komme von ihm; denn ich bin nicht von mir selber gekommen, sondern er hat mich gesandt. 43 Warum versteht ihr meine Rede nicht? Weil ihr mein Wort nicht hören könnt! 44 Ihr habt den Teufel zum Vater, und nach eures Vaters Begierden wollt ihr tun. Der ist ein Mörder von Anfang an und steht nicht in der Wahrheit, denn die Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus dem Eigenen; denn er ist ein Lügner und der Vater der Lüge. 45 Weil ich aber die Wahrheit sage, glaubt ihr mir nicht.
46 Wer unter euch kann mich einer Sünde überführen? Wenn ich die Wahrheit sage, warum glaubt ihr mir nicht? 47 Wer von Gott ist, der hört Gottes Worte; ihr hört darum nicht, weil ihr nicht von Gott seid.
48 Da antworteten die Juden und sprachen zu ihm: Sagen wir nicht mit Recht, dass du ein Samariter bist und von einem Dämon besessen bist? 49 Jesus antwortete: Ich bin nicht besessen, sondern ich ehre meinen Vater, aber ihr nehmt mir die Ehre. 50 Ich suche nicht meine Ehre; es ist aber einer, der sie sucht und richtet. 51 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hält, der wird den Tod nicht sehen in Ewigkeit.
52 Da sprachen die Juden zu ihm: Nun erkennen wir, dass du von einem Dämon besessen bist. Abraham ist gestorben und die Propheten, und du sprichst: Wer mein Wort hält, der wird den Tod nicht schmecken in Ewigkeit. 53 Bist du mehr als unser Vater Abraham, der gestorben ist? Und die Propheten sind gestorben. Was machst du aus dir selbst? 54 Jesus antwortete: Wenn ich mich selber ehre, so ist meine Ehre nichts. Es ist aber mein Vater, der mich ehrt, von dem ihr sagt: Er ist unser Gott. 55 Und ihr kennt ihn nicht, ich aber kenne ihn. Und wenn ich sagen würde: Ich kenne ihn nicht, wäre ich ein Lügner wie ihr. Aber ich kenne ihn und halte sein Wort. 56 Abraham, euer Vater, wurde froh, dass er meinen Tag sehen sollte, und er sah ihn und freute sich. 57 Da sprachen die Juden zu ihm: Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt und hast Abraham gesehen? 58 Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham wurde, bin ich. 59 Da hoben sie Steine auf, um sie auf ihn zu werfen. Aber Jesus verbarg sich und ging zum Tempel hinaus.
Joh 8,30–59 Der Konflikt verschärft sich Dieser Abschnitt scheint zunächst an die „Juden, die an ihn glaubten“, gerichtet zu sein, aber im Verlauf der Diskussion erzeugt Johannes den Eindruck, als spräche Jesus zu allen und über alle nicht-gläubigen Juden, nicht nur über diejenigen, die in der Vergangenheit geglaubt hatten. 8,32 Die Wahrheit wird euch frei machen, hebr. ’emet, übers. „Wahrheit“, impliziert Zuverlässigkeit und Standhaftigkeit. Bei Johannes kann Wahrheit nur Wissen um und Glaube an Jesu Identität als Messias und Sohn Gottes sein. Verknüpft mit dem Anspruch „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6) könnte Jesu Aussage also bedeuten: „Wer mich kennt, kennt die Wahrheit und ist deshalb frei“. Dieses Wort und der Abschnitt als ganzer spielt mit der Gegenüberstellung von Isaak und Ismael (vgl. Gal 4): Isaak als Sohn der freien Frau, Sara, und Ismael als Sohn der Magd, Hagar. Der Glaube an Jesus macht die Freiheit des Einzelnen deutlich und damit seine Identität als Sohn Isaaks und Erbe des abrahamitischen Bundes. 8,33–59 Die Juden berufen sich auf ihre Bundesbeziehung zu dem Einen Gott und stellen fest, Jesus verstoße gegen den Monotheismus, indem er göttliche Sohnschaft beansprucht. Jesus leugnet ihre Bundesbeziehung mit der Begründung, dass sie den Sohn Gottes ablehnten. 8,33 Die Juden bestehen darauf, dass sie Kinder Abrahams (vgl. Gen 12; Dtn 14,1) und nie versklavt worden seien. Dies wurde angesichts ihrer Knechtschaft in Ägypten (Ex 13,3) oft als Beweis dafür verstanden, dass die Juden lügen würden. Offensichtlich bezieht sich ihre Aussage aber auf Götzendienst, der manchmal als eine Unterjochung unter fremde Götter bezeichnet wird (Jer 2,10–14). 8,34–36 Knecht […] Sohn, die Unterscheidung betrifft die Frage nach der Erbschaft. Wie in Kap 2 beansprucht Jesus, der wahre Sohn zu sein, der den Tempel und alles, wofür er steht, erbt – im Gegensatz zu den Juden, die zwar darin dienen, aber nicht in den Genuss seines Erbes kommen. 8,39 Abrahams Kinder, meint die Nachkommen, die auch die Eigenschaften des Vaters aufweisen, und anders als in V. 37 nicht nur die physischen Nachfahren. Väterliche Abstammung zeigt sich also durch das Verhalten. 8,41–47 Weil sie versuchen, Jesus zu töten, decken die Juden auf, dass sie nicht die Kinder Gottes, sondern die des Teufels sind. 8,41 Nicht aus Hurerei geboren, vielleicht ein Reflex auf die Jesus unterstellte Illegitimität (Or.Cels. 1,28) und eine mögliche Anspielung auf Mal 2,10: „Haben wir nicht alle einen Vater?“ 8,44 Den Teufel zum Vater, dieser Vers ist der Ursprung der Assoziation der Juden mit dem Satan, die in der antisemitischen Sprachwelt verbreitet ist (vgl. Einleitung). 8,48–52 Die Juden drücken ihre Unfähigkeit aus, den Worten Jesu zu glauben, besonders seiner Behauptung, der Glaube würde den Tod überwinden. 8,48 Samariter, diese Bemerkung wurde genau wie die Tatsache, dass Jesus sie nicht entkräftet, teilweise als Indiz dafür verstanden, dass Jesus ein Samaritaner gewesen sei; dies widerspricht aber Joh 4 und allem Wissen über den historischen Jesus. 8,51 Tod, hier weniger das Ende des Lebens, sondern der endgültige Tod als Gegenteil zum „ewigen Leben“. 8,52 Von einem Dämon besessen, die Juden kehren die Anklage Jesu in Joh 8,44 auf ähnliche Weise um wie die Synoptiker, die die jüdischen Anführer Jesus als Gesandten des Beelzebul bezeichnen lassen (Mt 12,22–32; Mk 3,22–30; Lk 11,14–23). 8,56–58 Abraham […] meinen Tag sehen sollte, in TestAbr lässt Gott Abraham durch die Himmel führen und verleiht ihm Wissen über das letzte Gericht vor seinem Tod. Bin ich, eine Anspielung auf die Offenbarung Gottes vor Mose im brennenden Dornbusch (Ex 3,14) und vielleicht auch eine Behauptung der Präexistenz Jesu (Joh 1,1–3).
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