Kitabı oku: «Das Neue Testament - jüdisch erklärt», sayfa 40
43 Aber nach den zwei Tagen zog er von dort nach Galiläa. 44 Denn er selber, Jesus, bezeugte, dass ein Prophet in seiner Vaterstadt nichts gilt. 45 Als er nun nach Galiläa kam, nahmen ihn die Galiläer auf, die alles gesehen hatten, was er in Jerusalem auf dem Fest getan hatte; denn sie waren auch zum Fest gekommen.
46 Und Jesus kam abermals nach Kana in Galiläa, wo er das Wasser zu Wein gemacht hatte. Und es war ein Mann im Dienst des Königs; dessen Sohn lag krank in Kapernaum. 47 Dieser hörte, dass Jesus aus Judäa nach Galiläa gekommen war, und ging hin zu ihm und bat ihn, herabzukommen und seinen Sohn zu heilen; denn der war todkrank. 48 Da sprach Jesus zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht.
49 Der königliche Beamte sprach zu ihm: Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt! 50 Jesus spricht zu ihm: Geh hin, dein Sohn lebt! Der Mann glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte, und ging hin. 51 Und während er noch hinabging, begegneten ihm seine Knechte und sagten: Dein Kind lebt. 52 Da fragte er sie nach der Stunde, in der es besser mit ihm geworden war. Und sie antworteten ihm: Gestern um die siebente Stunde verließ ihn das Fieber. 53 Da merkte der Vater, dass es zu der Stunde war, in der Jesus zu ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebt. Und er glaubte mit seinem ganzen Hause.
54 Das ist nun das zweite Zeichen, das Jesus tat, als er aus Judäa nach Galiläa kam.
Joh 4,43–54 Das zweite Zeichen: Die Heilung des Sohnes eines Beamten (Mt 8,5–13; Lk 7,1–10) 4,44 Vgl. Mk 6,4; Lk 4,24. Ein Prophet [gilt] nichts, vgl. Mt 13,53–58; Mk 6,1–6; Lk 4,22–24 und EvThom 31); im johanneischen Kontext stellt das Sprichwort die grundsätzlich freundliche Aufnahme Jesu in Galiläa dem Misstrauen gegenüber, das sein Wirken in Judäa erweckt. 4,45 Galiläer, eine geographische Angabe; da sie zum Fest in Jerusalem gekommen waren, sind auch sie Juden. 4,46 Kana, vgl. Joh 2,1–11. Im Dienst des Königs, er diente vermutlich Herodes Antipas, dem Tetrarchen von Galiläa von 4 v.u.Z.–39 u.Z. 4,48 Zeichen und Wunder, wenn „Zeichen“ nur Ehrfurcht, aber keinen Glauben auslösen, erfüllen sie ihren Zweck nicht. 4,50 Dein Sohn lebt, vgl. 1Kön 17,23 (Elia) und 2Kön 8,10 (Elisa). 4,54 Zweites Zeichen, bezieht sich entweder auf das zweite einer Reihe von Zeichen, die vielleicht aus einer ursprünglichen Zeichenquelle stammen (vgl. Einleitung), oder auf das zweite Zeichen, das in Kana stattgefunden hat. Die Verwandlung von Wasser zu Wein war demnach das erste Zeichen (Joh 2,1–11).
Johannes 5
1 Danach war ein Fest der Juden, und Jesus zog hinauf nach Jerusalem. 2 Es ist aber in Jerusalem beim Schaftor ein Teich, der heißt auf Hebräisch Betesda. Dort sind fünf Hallen; 3 in denen lagen viele Kranke, Blinde, Lahme, Ausgezehrte.[*]
5 Es war aber dort ein Mensch, der war seit achtunddreißig Jahren krank. 6 Als Jesus ihn liegen sah und vernahm, dass er schon so lange krank war, spricht er zu ihm: Willst du gesund werden? 7 Der Kranke antwortete ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, der mich in den Teich bringt, wenn das Wasser sich bewegt; wenn ich aber hinkomme, so steigt ein anderer vor mir hinein. 8 Jesus spricht zu ihm: Steh auf, nimm dein Bett und geh hin! 9 Und sogleich wurde der Mensch gesund und nahm sein Bett und ging hin.
Es war aber Sabbat an diesem Tag. 10 Da sprachen die Juden zu dem, der geheilt worden war: Heute ist Sabbat, es ist dir nicht erlaubt, dein Bett zu tragen. 11 Er aber antwortete ihnen: Der mich gesund gemacht hat, sprach zu mir: Nimm dein Bett und geh hin! 12 Sie fragten ihn: Wer ist der Mensch, der zu dir gesagt hat: Nimm dein Bett und geh hin? 13 Der aber geheilt worden war, wusste nicht, wer es war; denn Jesus war fortgegangen, da so viel Volk an dem Ort war.
14 Danach fand ihn Jesus im Tempel und sprach zu ihm: Siehe, du bist gesund geworden; sündige nicht mehr, dass dir nicht etwas Schlimmeres widerfahre. 15 Der Mensch ging hin und berichtete den Juden, es sei Jesus, der ihn gesund gemacht habe. 16 Darum verfolgten die Juden Jesus, weil er dies am Sabbat getan hatte. 17 Jesus aber antwortete ihnen: Mein Vater wirkt bis auf diesen Tag, und ich wirke auch. 18 Darum trachteten die Juden noch mehr danach, ihn zu töten, weil er nicht allein den Sabbat brach, sondern auch sagte, Gott sei sein Vater, und machte sich selbst Gott gleich.
19 Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut in gleicher Weise auch der Sohn. 20 Denn der Vater hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er tut, und wird ihm noch größere Werke zeigen, sodass ihr euch verwundern werdet. 21 Denn wie der Vater die Toten auferweckt und macht sie lebendig, so macht auch der Sohn lebendig, welche er will. 22 Denn der Vater richtet niemand, sondern hat alles Gericht dem Sohn übergeben, 23 damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat.
24 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen. 25 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, dass die Toten hören werden die Stimme des Sohnes Gottes, und die sie hören, die werden leben. 26 Denn wie der Vater das Leben hat in sich selber, so hat er auch dem Sohn gegeben, das Leben zu haben in sich selber; 27 und er hat ihm Vollmacht gegeben, das Gericht zu halten, weil er der Menschensohn ist. 28 Wundert euch darüber nicht. Es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören werden, 29 und es werden hervorgehen, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts.
30 Ich kann nichts von mir aus tun. Wie ich höre, so richte ich, und mein Gericht ist gerecht; denn ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.
31 Wenn ich von mir selbst zeuge, so ist mein Zeugnis nicht wahr. 32 Ein anderer ist‘s, der von mir zeugt; und ich weiß, dass das Zeugnis wahr ist, das er von mir gibt. 33 Ihr habt zu Johannes geschickt, und er hat die Wahrheit bezeugt. 34 Ich aber nehme nicht von einem Menschen Zeugnis an; sondern ich sage das, damit ihr selig werdet. 35 Er war ein brennendes und strahlendes Licht; ihr aber wolltet eine kleine Weile fröhlich sein in seinem Licht. 36 Ich aber habe ein größeres Zeugnis als das des Johannes; denn die Werke, die mir der Vater gegeben hat, damit ich sie vollende, ebendiese Werke, die ich tue, zeugen von mir, dass mich der Vater gesandt hat. 37 Und der Vater, der mich gesandt hat, hat von mir Zeugnis gegeben.
Ihr habt niemals seine Stimme gehört noch seine Gestalt gesehen 38 und sein Wort habt ihr nicht in euch wohnen; denn ihr glaubt dem nicht, den er gesandt hat. 39 Ihr sucht in den Schriften, denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darin; und sie sind‘s, die von mir zeugen; 40 aber ihr wollt nicht zu mir kommen, dass ihr das Leben hättet.
41 Ich nehme nicht Ehre von Menschen an; 42 aber ich kenne euch, dass ihr nicht Gottes Liebe in euch habt. 43 Ich bin gekommen in meines Vaters Namen, und ihr nehmt mich nicht an. Wenn ein anderer kommen wird in seinem eigenen Namen, den werdet ihr annehmen. 44 Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre voneinander annehmt, und die Ehre, die von dem alleinigen Gott ist, sucht ihr nicht?
45 Meint nicht, dass ich euch vor dem Vater verklagen werde; der euch verklagt, ist Mose, auf den ihr hofft. 46 Wenn ihr Mose glaubtet, so glaubtet ihr auch mir; denn er hat von mir geschrieben. 47 Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie werdet ihr meinen Worten glauben?
Joh 5,1–47 Das Dritte Zeichen: Die Heilung des lahmen Mannes 5,1 Fest der Juden, um welches Fest es sich handelte, wird nicht angegeben. 5,2 Schaftor, das Tor zum Tempelbezirk (Neh 3,1). In der Nähe der St.-Anna-Kirche in Jerusalem wurden die Reste eines Heilungsheiligtums (Asklepeion) und ein Becken mit fünf Portikus entdeckt. 5,7 Wenn das Wasser sich bewegt, manche Handschriften (z.B. der Codex Alexandrinus) fügen einen Vers hinzu, der von einer Legende berichtet, dass ein Engel kommen und das Wasser bewegen würde. Dies würde erklären, warum das Wasserbecken Menschen anzog, die einer Heilung bedürfen. 5,8 Steh auf, in Mk 2,11 ein Beleg für Jesu Vollmacht, Sünden zu vergeben (vgl. aber unten, V. 14). 5,9–10 Sabbat […] nicht erlaubt, die Heilungserzählung wird zu einem Sabbatkonflikt: Es war verboten, irgendetwas außerhalb des eigenen Haushalts umherzutragen (Jer 17,21–22). In der Mischna (Er) und im babylonischen Talmud (Er; Schab) sind die Gesetze, welche Gegenstände am Sabbat getragen werden dürfen, zwar bis ins Detail ausgearbeitet, aber es ist unklar, in welchem Umfang diese Traktate das jüdische Recht bzw. die Praxis im ersten Jahrhundert widerspiegeln. Das rabbinische Recht, das später als das Johannesevangelium anzusetzen ist, erlaubt und verpflichtet sogar zur Heilung eines lebensbedrohlichen Leidens, aber eine chronische Krankheit durfte nicht therapiert werden, da die Behandlung problemlos auch vor oder nach dem Sabbat stattfinden konnte (vgl. bJom 84b). 5,14 Sündige nicht mehr, Jesus deutet an, dass Krankheit eine Strafe für Sünde ist; vgl. Joh 9,2–3 (vgl. auch Num 12,9–10). 5,16 Verfolgten, es wird nicht von einer bestimmten Verfolgung berichtet (Mt 5,10; Apg 9,4). 5,17 Wirkt bis auf diesen Tag, Gen 2,2–3 berichtet, dass Gott am siebten Tag ruhte. Philo (Cher 86–90; leg.all. 1,5–6) räumte ein, dass Gott an den folgenden Sabbatot nicht ruhte, da ja die Pflanzenwelt weiterwuchs, Kinder geboren wurden und alle natürlichen Prozesse andauerten. Jesus bezeichnet seine Kindesbeziehung zu und Nachahmung von Gott als schöpferische Kraft (Joh 1,1–4); es gibt keine explizite Aussage im Evangelium, die die Sabbatobservanz abschafft (Mk 2,27). 5,18 Ihn zu töten, Ex 31,14–15; 35,2 bestimmen, dass die Verletzung des Sabbats den Tod nach sich zieht. In Num 15,32–36 wird von der Todesstrafe für einen Mann berichtet, der am Sabbat Holz auflas. Die Historizität dieses Berichtes wird häufig angezweifelt und es gibt keinen Beleg dafür, dass diese Strafe für die Entweihung des Sabbats jemals angewendet wurde. Machte sich selbst Gott gleich, indem er erklärt, genau wie Gott zu wirken, distanziert sich Jesus von der Menschheit, für die die Sabbatobversanz verpflichtend ist, und ordnet sich der Gottheit zu. Das bedeutet, er ist zumindest in dem Sinne Gott gleich, dass die Sabbatgesetze hinsichtlich der Heilung nicht für ihn gelten. Sonst stellt Jesus klar, dass seine Vollmacht von Gott stammt und deshalb von ihm abhängig ist, was eine hierarchische Beziehung andeutet, in der er Gott untergeordnet ist (Joh 5,30). 5,19 Das tut in gleicher Weise auch der Sohn, Jesu Wirken entspricht dem, was der Vater tut, aber nicht im Sinne einer sklavischen Nachahmung, sondern eher so, dass er in besonderer Weise in Übereinstimmung mit dem göttlichen Willen handelt. 5,21 Macht lebendig, was sich fast wie ein Vorgriff auf die Auferstehung von Christinnen und Christen liest, soll tatsächlich die Spannung im Johannesevangelium zwischen der gegenwärtigen (präsentische Eschatologie, vgl. Anm. zu 5,24) und der zukünftigen Erlösung (futurische Eschatologie) zum Ausdruck bringen. Dem dient die Formulierung im Präsens. Im Evangelium wird diese Spannung nicht explizit aufgelöst, sondern der Eindruck erweckt, dass Gläubige beides erfahren. 5,22 Richtet niemand, in apokalyptischen Schriften wie äthHen und syrBar wird der Glaube an ein letztes Gericht nach dem messianischen Zeitalter ausgedrückt, d.h. nach der Ankunft einer Messiasgestalt; vgl. äthHen 22; syrBar 27–30; auch in der rabbinischen Literatur gibt es diese Ansicht, z.B. in mEd 2,10, wo die Länge der Strafe von bestimmten Gruppen nach dem Gericht aufgelistet werden (vgl. „Auferstehung und Jenseitsvorstellungen“). 5,24 Der hat das ewige Leben, die Absichten Gottes, die in Jesu Wirken ausgedrückt werden, sind bereits verwirklicht („präsentische Eschatologie“, d.h. der Zustand der „letzten Tage“ [gr. eschata] ist schon jetzt gegenwärtig [präsent]). 5,25 Die Toten hören, Jesu Stimme erreicht die Toten, die zum letzten Gericht gerufen werden (vgl. Joh 11,1–44; vgl. auch Dan 12,1–3; 1Thess 4,13–18). 5,29 Auferstehung des Lebens […] des Gerichts, bezieht sich auf das ewige Leben bzw. den ewigen Tod. Die Sprache ähnelt Dan 12,2. 5,31–47 In Dtn 17,6 wird festgehalten, dass bei Kapitalstrafverfahren zwei oder drei Zeugen notwendig sind. Das rechtliche Motiv wird fortgeführt, indem Jesus als sein eigener Anwalt auftritt und Johannes den Täufer (V. 33), seine Werke und die Werke Gottes (V. 36), des Vaters (V.37) sowie die Schriften (V. 39–47) als seine Zeugen aufruft. Damit wirft er seinen jüdischen Gegnern vor, ihre Schriften falsch zu verstehen und sich von Gott abzuwenden. Wie andere Stellen, die beschreiben, dass Jesus das Werk Gottes vollbringt (Joh 5,20; 7,21; 9,3; 10,32.37; 14,10–12; 15,24), verweist auch diese Perikope auf die Überzeugung, dass Jesus der Prophet wie Mose ist (Dtn 18,15), den sowohl Juden als auch Samaritaner erwarteten. 5,39 Ihr habt das ewige Leben darin, das Evangelium behauptet, dass Jüdinnen und Juden Erlösung in den Schriften suchen. Spr 3,18 bezieht sich auf die Tora als „Baum des Lebens allen, die sie ergreifen“, und erklärt, dass die „glücklich sind, die sie festhalten“. Dies scheint allerdings nicht in eschatologischem Sinn gemeint zu sein; die Vorstellung, dass im Judentum das ewige Leben in den Schriften gesucht wurde, wird nicht durch Quellen aus der Zeit des Johannesevangeliums gestützt. 5,41 Ehre von Menschen, Jesus strebt keine Bestätigung von anderen Menschen an, da er seine Ehre von Gott erhält. Vgl. Joh 8,54; 11,4; 12,16.23; 13,31; 16,14; 17,1.4.10. 5,45 Der euch verklagt, ist Mose, ein Verweis auf die Schriften, die Jesu Identität als Messias und Gottes Sohn bezeugen – wie das Evangelium beteuert; wer die Schrift nicht in diesem Sinn auslegt, ist des Missverstehens der eigenen Schriften angeklagt – darauf besteht das Evangelium. 5,46 Er hat von mir geschrieben, eine inclusio mit V. 39, die sich auf die christologische Auslegung der Tora als einer Prophezeiung der Ankunft Jesu bezieht. Hier sind viele Perikopen im Blick, etwa Gen 18 und die Erscheinung des Herrn (Gen 18,1) oder der drei Engel (Gen 18,2) vor Abraham, auf die in Joh 8,37–47 angespielt wird, oder die Gabe des Manna in Ex 16, die in Joh 6,25–65 diskutiert wird.
Johannes 6
1 Danach ging Jesus weg ans andre Ufer des Galiläischen Meeres, das auch See von Tiberias heißt. 2 Und es zog ihm viel Volk nach, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat. 3 Jesus aber ging hinauf auf einen Berg und setzte sich dort mit seinen Jüngern. 4 Es war aber kurz vor dem Passa, dem Fest der Juden.
5 Da hob Jesus seine Augen auf und sieht, dass viel Volk zu ihm kommt, und spricht zu Philippus: Wo kaufen wir Brot, damit diese zu essen haben? 6 Das sagte er aber, um ihn zu prüfen; denn er wusste wohl, was er tun wollte. 7 Philippus antwortete ihm: Für zweihundert Silbergroschen Brot ist nicht genug für sie, dass jeder auch nur ein wenig bekomme. 8 Spricht zu ihm einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus: 9 Es ist ein Knabe hier, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische. Aber was ist das für so viele? 10 Jesus aber sprach: Lasst die Leute sich lagern. Es war aber viel Gras an dem Ort. Da lagerten sich etwa fünftausend Männer.
11 Jesus aber nahm die Brote, dankte und gab sie denen, die sich gelagert hatten; desgleichen auch von den Fischen, so viel sie wollten. 12 Als sie aber satt waren, spricht er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrigen Brocken, damit nichts umkommt. 13 Da sammelten sie und füllten zwölf Körbe mit Brocken von den fünf Gerstenbroten, die denen übrig blieben, die gespeist worden waren.
14 Als nun die Menschen das Zeichen sahen, das Jesus tat, sprachen sie: Das ist wahrlich der Prophet, der in die Welt kommen soll. 15 Da Jesus nun merkte, dass sie kommen würden und ihn ergreifen, um ihn zum König zu machen, entwich er wieder auf den Berg, er allein.
Joh 6,1–15 Das vierte Zeichen: Die Speisung der Menge (Mt 14,13–21; Mk 6,32–44; Lk 9,10–17) 6,1 Ans andere Ufer, das östliche Ufer des Galiläischen Meeres. 6,3 Auf einen Berg, vgl. Mt 5–7. Berge galten in besonderer Weise als Orte, an denen nach dem Wort Gottes gesucht wurde (Mose in Ex 19,3; Elia in 1Kön 19,11). 6,4 Passa, entgegen seiner üblichen Praxis pilgert Jesus nicht nach Jerusalem, sondern bleibt in Galiläa, wo die Menschen zu ihm und nicht in den Tempel strömen. Diese Szene erfüllt seine Prophezeiung gegenüber der samaritanischen Frau in Joh 4,21 und könnte eine Perspektive aus der Zeit nach 70 widerspiegeln, als Gottesdienste im Tempel nicht mehr möglich und – nach Johannes‘ Überzeugung – auch nicht mehr nötig waren. 6,6 Prüfen, vermutlich ihr Vertrauen auf Jesu Fähigkeiten. 6,11 Dankte, entspricht der jüdischen Praxis des Brotsegens vor einer Mahlzeit. Vielleicht soll die Verwendung von eucharistein (gr. für „danken“) auf die Eucharistie anspielen (Mk 14,22–25; 1Kor 11,23–26; vgl. „Taufe und Eucharistie“). 6,12 Sammelt die übrigen Brocken, vgl. Mk 6,43. Die Generation des Exodus wurde mit Manna, das sie sammelte, versorgt, einschließlich einer doppelten Lese für zwei Tage, um Arbeit am Sabbat zu vermeiden (Ex 16,14–26). 6,13 Zwölf Körbe, entspricht entweder der Zahl der Zwölf Stämme Israels oder der Anzahl der Apostel Jesu, die jeweils für das Volk Gottes stehen. 6,14 Prophet, vielleicht eine Anspielung auf das Motiv „Jesus als Prophet wie Mose“, der an seinen Werken erkannt wird (vgl. Dtn 18,15–22). 6,15 Zum König zu machen, jeder, der zum König erklärt wurde, riskierte eine römische Anklage des Verrats und damit die Kreuzigung.
16 Am Abend aber gingen seine Jünger hinab an das Meer, 17 stiegen in ein Boot und fuhren über das Meer nach Kapernaum. Und es war schon finster geworden und Jesus war noch nicht zu ihnen gekommen. 18 Und das Meer wurde aufgewühlt von einem starken Wind. 19 Als sie nun etwa fünfundzwanzig oder dreißig Stadien gerudert waren, sahen sie Jesus auf dem Meer gehen und nahe an das Boot kommen; und sie fürchteten sich. 20 Er aber spricht zu ihnen: Ich bin‘s; fürchtet euch nicht! 21 Da wollten sie ihn ins Boot nehmen; und sogleich war das Boot am Land, wohin sie fahren wollten.
Joh 6,16–21 Der Gang auf dem Wasser Jesus beweist seine Macht über die Natur (Mt 14,22–27; Mk 6,45–51). Auf ähnliche Weise lässt Elisa eine Axt auf dem Wasser treiben (2Kön 6,4–7). 6,20 Ich bin‘s, Gott stillt Wellen (Ps 89,10).
Rabbi (joh 1,38.49; 3,2.26; 4,31; 6,25; 9,2; 11,8)
Dieser Titel bezeichnet im Judentum zur Zeit des Zweiten Tempels keinen religiösen Funktionär, sondern eine Person, der man respektvoll Autorität zuspricht. „Lehrer“ trifft die damalige Bedeutung gut. Innerhalb der hebräischen Quellen taucht „Rabbi“ nicht vor der Mischna auf, obwohl Matthäus (z.B. Mt 26,25), Markus (z.B. Mk 9,5) und Johannes den Begriff als Anrede für Jesus verwenden. Mt 3,7–8 bezieht sich allgemeiner auf „Rabbinen“ und könnte der älteste Beleg dafür sein, dass man mit diesem Titel einzelne Gelehrte bezeichnete. „Rabbi“ wurde später zu einer Bezeichnung für Personen, die befähigt waren, zu Angelegenheiten des jüdischen Gesetzes und jüdischer Praxis Stellung zu nehmen.
22 Am nächsten Tag sah das Volk, das am andern Ufer des Meeres stand, dass kein anderes Boot da war als das eine und dass Jesus nicht mit seinen Jüngern in das Boot gestiegen war, sondern seine Jünger waren allein weggefahren. 23 Es kamen aber andere Boote von Tiberias nahe zu der Stätte, wo sie das Brot gegessen hatten, nachdem der Herr die Danksagung gesprochen hatte. 24 Als nun das Volk sah, dass Jesus nicht da war und seine Jünger auch nicht, stiegen sie in die Boote und kamen nach Kapernaum und suchten Jesus. 25 Und als sie ihn fanden am andern Ufer des Meeres, fragten sie ihn: Rabbi, wann bist du hergekommen? 26 Jesus antwortete ihnen und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von dem Brot gegessen habt und satt geworden seid. 27 Müht euch nicht um Speise, die vergänglich ist, sondern um Speise, die da bleibt zum ewigen Leben. Die wird euch der Menschensohn geben; denn auf ihm ist das Siegel Gottes des Vaters.
28 Da fragten sie ihn: Was sollen wir tun, dass wir Gottes Werke wirken? 29 Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Das ist Gottes Werk, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat. 30 Da sprachen sie zu ihm: Was tust du für ein Zeichen, auf dass wir sehen und dir glauben? Was wirkst du? 31 Unsre Väter haben Manna gegessen in der Wüste, wie geschrieben steht (Psalm 78,24): »Brot vom Himmel gab er ihnen zu essen.« 32 Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel. 33 Denn dies ist das Brot Gottes, das vom Himmel kommt und gibt der Welt das Leben. 34 Da sprachen sie zu ihm: Herr, gib uns allezeit solches Brot.
35 Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten. 36 Aber ich habe euch gesagt: Ihr habt mich gesehen und glaubt doch nicht. 37 Alles, was mir der Vater gibt, das kommt zu mir; und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen. 38 Denn ich bin vom Himmel gekommen, nicht damit ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. 39 Das ist aber der Wille dessen, der mich gesandt hat, dass ich nichts verliere von allem, was er mir gegeben hat, sondern dass ich‘s auferwecke am Jüngsten Tage. 40 Denn das ist der Wille meines Vaters, dass, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, das ewige Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage.
Joh 6,22–40 Der Diskurs über das Brot des Lebens Die Körper- und Blutmetaphorik wird ausgebaut, wobei die Verbindung zum Ritual der Eucharistie unsicher bleibt. 6,23 Nachdem der Herr die Danksagung gesprochen hatte, da dieser Satz in einigen Handschriften fehlt, könnte er nicht ursprünglich sein. 6,25 Rabbi, vgl. oben „Rabbi“. 6,26 Wahrlich, wahrlich, vgl. Anm. zu 1,51. 6,27 Vergänglich […] bleibt, das Manna verdarb nach einer Nacht. Ewiges Leben, kann nur vom „Brot des Lebens“ (V. 35), also von Jesus kommen. Siegel, ein Symbol für Macht (Apk 5,2). 6,28–29 Gottes Werke […] an den glaubt, den er [Gott] gesandt hat, es besteht ein Unterschied zwischen dem „Bemühen“ um Speise (V. 27) und der Teilhabe an Gottes Leben (V. 33). 6,31 Manna, das Zitat stammt aus Ps 78,24; vgl. auch Ex 16,4.15; Num 11,8. Wie Nikodemus und die samaritanische Frau versteht es auch die Menge falsch (vgl. Joh 3,5; 4,15). Brot vom Himmel, vgl. Ex 16,4, wo das Manna als „Brot vom Himmel“ bezeichnet wird. 6,33 Brot Gottes, ein Brot, das ähnlich wie Manna von Gott gegeben wird. 6,35 Ich bin, drückt Göttlichkeit aus und deutet die Einheit Jesu mit Gott an (Joh 1,1–3; 6,20; 8,58; Ex 3,14). 6,38 Nicht damit ich meinen Willen tue, Jesus ist nicht mit Gott identisch, sondern sein Gesandter. 6,39–40 Ich‘s auferwecke […] ihn auferwecken am Jüngsten Tage, das gr. anasteso […] te eschate hemera, wörtl.: „Ich erwecke den Tag am Ende der Zeit“ ist eine hebr./aram. Wendung, wie in Dan 12,13.
41 Da murrten die Juden über ihn, weil er sagte: Ich bin das Brot, das vom Himmel gekommen ist, 42 und sprachen: Ist dieser nicht Jesus, Josefs Sohn, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wie kann er jetzt sagen: Ich bin vom Himmel gekommen? 43 Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Murrt nicht untereinander. 44 Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, ihn ziehe der Vater, der mich gesandt hat, und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage. 45 Es steht geschrieben in den Propheten (Jesaja 54,13): »Sie werden alle von Gott gelehrt sein.« Wer es vom Vater hört und lernt, der kommt zu mir. 46 Nicht dass jemand den Vater gesehen hätte; nur der, der von Gott ist, der hat den Vater gesehen. 47 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, der hat das ewige Leben.
48 Ich bin das Brot des Lebens. 49 Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. 50 Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, damit, wer davon isst, nicht sterbe. 51 Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit. Und das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch – für das Leben der Welt.
Joh 6,41–51 Konsequenzen der Abhandlung 6,41 Da murrten die Juden, Jesu Behauptung, vom Himmel zu sein, ist anstößig, da sie seine Abstammung kennen. 6,42 Josefs Sohn, das Evangelium beschreibt Jesus hauptsächlich als Sohn Gottes, enthält aber keinen Bericht, der die Vaterschaft des Josef ausdrücklich leugnet. 6,44 Es sei denn, ihn ziehe der Vater, vgl. Anm. zu 3,27. 6,45 Propheten, vgl. Jes 54,13. 6,51 Fleisch, die Wortwahl lässt zunächst an Kannibalismus denken und erzeugt „Schockwirkung“, jedoch ist die Aussage metaphorisch gemeint. In der Forschung wird die Möglichkeit diskutiert, dass in den Formulierungen „Trinken des Bluts“ und „Essen des Fleisches“ (V. 53) die Eucharistie anklingt. Im Gegensatz zu den Synoptikern (Mt 26,26–29; Mk 14,22–24; Lk 22,19–20) berichtet Johannes nicht von ihrer Einsetzung beim letzten Abendmahl.
52 Da stritten die Juden untereinander und sprachen: Wie kann dieser uns sein Fleisch zu essen geben? 53 Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht esst das Fleisch des Menschensohns und trinkt sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch. 54 Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken. 55 Denn mein Fleisch ist die wahre Speise, und mein Blut ist der wahre Trank. 56 Wer mein Fleisch isst und trinkt mein Blut, der bleibt in mir und ich in ihm. 57 Wie mich gesandt hat der lebendige Vater und ich lebe um des Vaters willen, so wird auch, wer mich isst, leben um meinetwillen. 58 Dies ist das Brot, das vom Himmel gekommen ist. Es ist nicht wie bei den Vätern, die gegessen haben und gestorben sind. Wer dies Brot isst, der wird leben in Ewigkeit.
59 Das sagte er in der Synagoge, als er in Kapernaum lehrte.
60 Viele nun seiner Jünger, die das hörten, sprachen: Das ist eine harte Rede; wer kann sie hören? 61 Da Jesus aber bei sich selbst merkte, dass seine Jünger darüber murrten, sprach er zu ihnen: Nehmt ihr daran Anstoß? 62 Wie, wenn ihr nun sehen werdet den Menschensohn auffahren dahin, wo er zuvor war? 63 Der Geist ist‘s, der da lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist und sind Leben. 64 Aber es sind etliche unter euch, die glauben nicht. Denn Jesus wusste von Anfang an, wer die waren, die nicht glaubten, und wer ihn verraten würde. 65 Und er sprach: Darum habe ich euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, es sei ihm denn vom Vater gegeben.
66 Von da an wandten sich viele seiner Jünger ab und gingen hinfort nicht mehr mit ihm. 67 Da sprach Jesus zu den Zwölfen: Wollt ihr auch weggehen? 68 Da antwortete ihm Simon Petrus: Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens; 69 und wir haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes.
70 Jesus antwortete ihnen: Habe ich nicht euch Zwölf erwählt? Und einer von euch ist ein Teufel. 71 Er redete aber von Judas, dem Sohn des Simon Iskariot. Der verriet ihn hernach und war einer der Zwölf.
Joh 6,52–71 Der Streit über die Aussagen Im Gegensatz zu den synoptischen Evangelien fehlt zwar im JohEv ein Bericht über die Einsetzung des Abendmahls, aber Jesus spielt auf seinen Tod und seine Auferstehung an, indem er Fleisch wurde (Joh 1,14), sich selbst Gott dargeboten hat und so sein Leben für das Leben der Welt hingab. 6,53 Fleisch […] Blut, die wörtliche Bedeutung ist anstößig, da im Judentum kein Blut zu sich genommen werden darf (Gen 9,4; Lev 7,26–27; 17,14). Der Abschnitt deutet die Praxis der Theophagie (wörtl.: „Verzehren von Gott“) an, die mit griechisch-römischen Mysterienkulten wie etwa dem Demeter- oder dem Dionysuskult verbunden ist. Die Anspielung lässt erkennen, dass dem Autor des Evangeliums solche Kulte bekannt waren, und stützt die Hypothese, dass die Leserschaft auch Nichtjuden einschloss. 6,60 Viele derer, die Jesus nachfolgten, fühlten sich angegriffen, vermutlich aufgrund der kannibalistischen Untertöne dieser Rede (vgl. Anm. zu 6,53). 6,63 Fleisch […] nichts nütze, die Bedeutung dieser Begriffe variiert innerhalb des Evangeliums (vgl. auch die „Welt“ in Joh 3,16; 16,33; 17,14–16). 6,69 Der Heilige Gottes, dieser Hoheitstitel findet sich nirgends sonst im Vierten Evangelium. Vgl. Ps 106,16 (Aaron). 6,70 Euch Zwölf, die Gruppe der Jünger, die Jesus am nächsten standen. Teufel, vgl. Joh 13,2. Judas wird mit kosmischen Mächten in Verbindung gebracht, die Jesus feindselig gegenüberstehen. 6,71 Iskariot, ein Mann (hebr. isch) aus der (judäischen) Stadt Keriot.