Kitabı oku: «Das Neue Testament - jüdisch erklärt», sayfa 39

Yazı tipi:

Johannes 2

1 Und am dritten Tage war eine Hochzeit zu Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war da. 2 Jesus aber und seine Jünger waren auch zur Hochzeit geladen.

3 Und als der Wein ausging, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. 4 Jesus spricht zu ihr: Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. 5 Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut. 6 Es standen aber dort sechs steinerne Wasserkrüge für die Reinigung nach jüdischer Sitte, und in jeden gingen zwei oder drei Maß[*].

7 Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan. 8 Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt‘s dem Speisemeister! Und sie brachten‘s ihm. 9 Als aber der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser gewesen war, und nicht wusste, woher er kam – die Diener aber wussten‘s, die das Wasser geschöpft hatten –, ruft der Speisemeister den Bräutigam 10 und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein und, wenn sie trunken sind, den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten. 11 Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat. Es geschah zu Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.

12 Danach zog er hinab nach Kapernaum, er, seine Mutter, seine Brüder und seine Jünger, und sie blieben nur wenige Tage dort.

Joh 2,1–12 Jesu erstes Zeichen: Die Hochzeit zu Kana 2,1 Am dritten Tage, lässt die Auferstehung vorausahnen, ebenso wie auch die Hochzeit auf das messianische Festmahl anspielt. Kana, ein Dorf in Galiläa, ca. 15 km nördlich von Nazareth. Mutter Jesu, das Evangelium nennt Jesu Mutter nie bei ihrem Namen. 2,3 Ihre Aussage lässt vermuten, dass sie von Jesus erwartet, das Problem zu lösen, wenngleich der Grund ihrer Annahme nicht erklärt wird. 2,4 Frau, eine ungewöhnliche und unhöfliche Weise, seine eigene Mutter anzusprechen. An anderen Stellen leitet Jesus so Offenbarungen ein (Joh 4,21; 19,26; 20,13.15). Diese Form der Anrede lässt auf eine gewisse Distanz zwischen Jesus und seiner Mutter schließen, die im Kontrast zur hohen Bedeutung der Vater-Sohn Beziehung steht, die dieses Evangelium betont. Stunde, von Jesu Tod und Verherrlichung (Joh 13,1); vielleicht verweist diese Stelle auch auf die Zeit, in der Jesu wahre Bedeutung für die Menschheit vollkommen offenbar werden wird (wie in Joh 16,25). 2,6 Reinigung nach jüdischer Sitte, die rituelle Handwaschung vor der Mahlzeit (vgl. bBer 53b; bSchab 62b). 2,7 Füllt die Wasserkrüge, da sie wieder aufgefüllt werden mussten, hatte die Waschung wahrscheinlich schon stattgefunden. Das Fassungsvermögen der Krüge signalisiert eine große Zahl an Gästen. 2,9 Bräutigam, eine zweideutige Aussage, die sich auf den Bräutigam der Hochzeit beziehen oder auf Jesus als eschatologischen Bräutigam anspielen könnte. (vgl. Joh 3,29). 2,11 Das erste Zeichen, ein mögliches Indiz einer „Zeichenquelle“ (Joh 2,23; 3,2; 4,48.54; 6,14; 10,41; 12,18; 20,30). Herrlichkeit, vgl. Joh 1,14. 2,12 Kapernaum, eine Stadt am nordwestlichen Ufer des Galiläischen Meeres. Brüder, vgl. Joh 7,3, 20,17; 21,23; Mk 6,3.

13 Und das Passafest der Juden war nahe, und Jesus zog hinauf nach Jerusalem. 14 Und er fand im Tempel die Händler, die Rinder, Schafe und Tauben verkauften, und die Wechsler, die da saßen. 15 Und er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus samt den Schafen und Rindern und schüttete den Wechslern das Geld aus und stieß die Tische um 16 und sprach zu denen, die die Tauben verkauften: Tragt das weg und macht nicht meines Vaters Haus zum Kaufhaus! 17 Seine Jünger aber dachten daran, dass geschrieben steht (Psalm 69,10): »Der Eifer um dein Haus wird mich fressen.«

18 Da antworteten nun die Juden und sprachen zu ihm: Was zeigst du uns für ein Zeichen, dass du dies tun darfst? 19 Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Brecht diesen Tempel ab und in drei Tagen will ich ihn aufrichten. 20 Da sprachen die Juden: Dieser Tempel ist in sechsundvierzig Jahren erbaut worden, und du willst ihn in drei Tagen aufrichten? 21 Er aber redete von dem Tempel seines Leibes. 22 Als er nun auferstanden war von den Toten, dachten seine Jünger daran, dass er dies gesagt hatte, und glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesagt hatte.

23 Als er aber in Jerusalem war beim Passafest, glaubten viele an seinen Namen, da sie die Zeichen sahen, die er tat. 24 Aber Jesus vertraute sich ihnen nicht an; denn er kannte sie alle 25 und bedurfte nicht, dass jemand Zeugnis gäbe vom Menschen; denn er wusste, was im Menschen war.

Joh 2,13–25 Jesu Vollmacht über den Tempel Vgl. Mt 21,17; Mk 11,15–19; Lk 19,45–48. In den anderen Evangelien wird dieser Vorfall am Ende von Jesu Wirken erzählt. 2,13 Passafest, das einwöchige Pilgerfest im Frühjahr, das den Exodus aus Ägypten und die Gerstenernte feiert (Ex 12,1–18), steht in engem Zusammenhang mit Befreiung und Erlösung sowie der Vergangenheit und der Zukunft. Der Juden, eine Redundanz, aus der sich vermutlich schließen lässt, dass einigen aus der johanneischen Leserschaft grundlegende Kenntnisse des Judentums fehlen. 2,14 Rinder, Schafe und Tauben, am Tempel wurden Tiere ohne Makel, die damit für das Opfer freigegeben waren, verkauft. Wechsler, wechselten ausländische Währungen in den halben Schekel, der für die Tempelsteuer erforderlich war (Ex 30,11–16). 2,15 Geißel aus Stricken, die Erwähnung dieser Waffe findet sich nur bei Johannes. 2,16 Meines Vaters Haus, d.h. den Tempel. Es könnte sich um eine verschleierte Polemik gegen die Priester handeln, da Jesus seine Identität als Sohn Gottes geltend macht und sich damit als derjenige präsentiert, in dessen Zuständigkeitsbereich die Rechtsprechung in seines „Vaters Haus“ fällt. Kaufhaus, wörtl. ein „Haus des Markts“ als Gegensatz zu meines Vaters Haus. 2,17 Ps 69,10; bei Johannes wird das Verb des Zitats ins Futur gesetzt, was mit dem futurischen Verständnis der Jünger übereinstimmt; vgl. Joh 2,22. 2,18 Die Juden, könnte ein Beispiel eines generischen Plurals sein, der sich auf eine bestimmte Gruppe – etwa die Tempelelite – bezieht; die Parallelstellen der synoptischen Evangelien nennen explizit die Hohenpriester, Schriftgelehrten und Oberen (Mt 21,15; Mk 11,18; Lk 19,47). Was […] für ein Zeichen, eine Infragestellung der Vollmacht Jesu. 2,19 Brecht diesen Tempel ab […], spielt auf die Tradition der Tempelkritik an (Joh 4,21; vgl. auch Jer 7,1–15; 26,2–10; Ez 10,18–19; Apg 7,48) und führt das Motiv der Jurisdiktion Jesu über den Tempel fort. In drei Tagen will ich ihn aufrichten, ein proleptischer Verweis auf die Auferstehung. 2,20 Sechsundvierzig Jahre, Josephus berichtet, dass der Bau des Tempels im achtzehnten Jahre der Herrschaft von Herodes dem Großen begann (20/19 v.u.Z.; Ant. 15,380) und unter dem römischen Statthalter Albinus im Jahr 64 u.Z. vollendet wurde (Ant. 20,219). Da man annimmt, dass Jesus ungefähr dreißig Jahre früher gestorben war, stützt diese Zeitangabe die allgemeine Annahme, dass das Evangelium in die Zeit nach 70 u.Z. zu datieren ist. 2,21 Tempel seines Leibes, ein proleptischer Verweis auf die Kreuzigung und Auferstehung, als Zerstörung und Wiederherstellung von Jesu Körper. Zugleich klingt das johanneische Motiv an, dass Jesus selbst seit seiner Ankunft die Funktion des Tempels in Jerusalem ausfüllt, der bis dahin als Ort der direktesten Begegnung mit dem Göttlichen galt. 2,22 Schrift, vielleicht ein Verweis auf die Schrift allgemein, oder auf eine besondere Schriftstelle wie etwa Ps 69,10, der vorher zitiert wurde. Das Wort, das Evangelium behandelt die Prophezeiungen Jesu auf dieselbe Art, wie es auch die Zitate aus der Schrift behandelt, und spricht ihnen damit die gleiche Autorität zu. 2,23 Sein Name, Ausdruck seines wahren Wesens und seiner wahren Macht. Zeichen, ein allgemeiner Verweis auf Taten Jesu, die im Evangelium nicht aufgeführt werden (Joh 20,30 gibt zu verstehen, dass das Evangelium ein selektiver Bericht ist). 2,24 Vertraute sich ihnen nicht an, er verlässt sich nicht darauf, dass andere für seine Vollmacht bürgen. 2,25 Bedurfte nicht, dass jemand Zeugnis gäbe, die forensische Sprache, die sich auf das Zeugnis von Zeugen bezieht, erinnert an das Motiv von Gott als Richter. Er wusste, Jesu Vorauswissen (vgl. Joh 1,48; 4,17–18; 6,70).

Jesus und die jüdischen Feste

Jesus „zieht hinauf“ nach Jerusalem („hinaufziehen“ ist der übliche Ausdruck für eine Reise nach Jerusalem gleich aus welcher Richtung oder Höhe; s. Sach 14,16 und den späteren rabbinischen Ausdruck „Aufstieg zum Pilgerfest“) zu den Pilgerfesten des Pesach (Joh 2,13; 12,1) und des Laubhüttenfestes/Sukkot (Joh 7,10) sowie zu einem nicht näher benannten Pilgerfest, das viele für Schawuot/das Wochenfest halten (Joh 5,1). An einem Pesachfest (Joh 6,4) bleibt Jesus in Galiläa und speist Tausende mit nur wenigen Laiben Brot und Fischen. Diese Abweichung vom jüdischen Brauch und der bisherigen Praxis Jesu bedeutet eine teilweise Verwirklichung seiner Prophezeiung gegenüber der Samaritanerin in Joh 4,21, wonach die Stunde kommen werde, in der die wahre Verehrung des Vaters weder auf den Zion (den heiligen Berg der Juden) oder Garizim (den heiligen Berg der Samaritaner) begrenzt sein werde. Der ursprüngliche Adressatenkreises, der das Evangelium in den Jahrzehnten nach der Tempelzerstörung hörte, könnte diese Abweichung von der gängigen Praxis vor dem Hintergrund seiner Erfahrungen so verstanden haben, dass Jesus die jüdischen Pilgerfeste nicht nur vereinnahmt, sondern auch verdrängt habe.

„Wiedergeburt“ (joh 3,3–5)

Der griechische Begriff anōthen kann „wiederum“ oder „von oben“ bedeuten. In diesem Vers jedoch ist keine Entscheidung zwischen beiden Alternativen nötig, denn das Evangelium nutzt häufig Wortspiele als Stilmittel für Missverständnisse (auf Seiten der Jünger oder anderer Gesprächspartner), die (durch Jesus) korrigiert werden. Im Gegensatz zum Wortspiel in Joh 3,8, das sowohl im Griechischen als auch im Hebräischen/Aramäischen möglich ist (Geist/Wind), funktioniert dieses hier nur im Griechischen. In der Tat zeigt das Evangelium eine engere Vertrautheit mit dem Griechischen als mit dem Hebräischen oder Aramäischen. Auf die Vorstellung der Wiedergeburt von oben spielt auch der Prolog an, wenn er zwischen denen unterscheidet, die aus Blut, Fleisch und Willen geboren sind, und jenen, die aus Gott geboren sind. Manche moderne evangelikale Christen bezeichnen sich selbst als „wiedergeboren“, und zwar in eine persönliche Beziehung mit Christus hinein.


Johannes 3

1 Es war aber ein Mensch unter den Pharisäern mit Namen Nikodemus, ein Oberster der Juden. 2 Der kam zu Jesus bei Nacht und sprach zu ihm: Rabbi, wir wissen, dass du ein Lehrer bist, von Gott gekommen; denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm. 3 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von Neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.

4 Nikodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er denn wieder in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden? 5 Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht geboren wird aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. 6 Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; und was aus dem Geist geboren ist, das ist Geist. 7 Wundere dich nicht, dass ich dir gesagt habe: Ihr müsst von Neuem geboren werden. 8 Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist ein jeder, der aus dem Geist geboren ist.

9 Nikodemus antwortete und sprach zu ihm: Wie mag das zugehen? 10 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Du bist Israels Lehrer und weißt das nicht? 11 Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wir reden, was wir wissen, und bezeugen, was wir gesehen haben, und ihr nehmt unser Zeugnis nicht an. 12 Glaubt ihr nicht, wenn ich euch von irdischen Dingen sage, wie werdet ihr glauben, wenn ich euch von himmlischen Dingen sage? 13 Und niemand ist gen Himmel aufgefahren außer dem, der vom Himmel herabgekommen ist, nämlich der Menschensohn.

14 Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, 15 auf dass alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben. 16 Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. 17 Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde.

18 Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er hat nicht geglaubt an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes. 19 Das ist aber das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse. 20 Wer Böses tut, der hasst das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. 21 Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zu dem Licht, damit offenbar wird, dass seine Werke in Gott getan sind.

Joh 3,1–21 Nikodemus 3,1 Pharisäer, Pharisäer fungieren normalerweise als Gegner Jesu (vgl. aber Joh 12,42). Nikodemus, ein gr. Name, der unter Juden als Naqdimon (bTaan 20a) gebräuchlich war. Oberster, die genaue Führungsrolle des Nikodemus wird nicht angegeben (vgl. Lk 14,1). 3,2 Bei Nacht, heimlich. Nacht und Dunkelheit werden mit denen in Verbindung gebracht, die Jesus nicht als den göttlichen Sohn erkennen können – etwa mit der jüdischen Obrigkeit (Joh 9,39–41). 3,3 Wahrlich, wahrlich, vgl. Anm. zu 1,51. Reich Gottes, wird bei Johannes nur in Joh 3,3.5 verwendet, in den anderen Evangelien aber häufiger. Ein Verweis auf den göttlichen Herrschaftsbereich in der Zukunft, der entweder in „dieser Welt“ (Mk 9,1) liegt oder an einem anderen Ort, an dem die „Gerechten“ wohnen werden (Lk 13,29), oder auch ein Verweis auf einen veränderten Zustand in der Gegenwart (Lk 17,21). Von Neuem geboren, der Ursprung der Bezeichnung „wiedergeborene Christen“. 3,4 Wortspiele und Doppeldeutigkeiten tauchen bei Johannes häufig auf, ebenso im Tanach (z.B. Dan 5,25–28), in der klassisch-griechischen Literatur (z.B. Ov.met.) und natürlich in zahlreichen Texten aus allen Kulturen. 3,5 Wasser und Geist, deutet auf die Taufe (vgl. „Taufe und Eucharistie“) als Wiedergeburt, die es erlaubt, das Königreich zu betreten oder zu sehen (V. 3). Diese Kombination könnte sowohl auf die Taufe als auch auf die Geistgabe verweisen (Apg 1,5). 3,6 Aus dem Geist geboren, vgl. Joh 8,12–59: Johannes weist zurück, dass die Kindschaft Gottes mithilfe eines biologischen Stammbaumes ausgewiesen werden kann. 3,8 Wind, gr. pneuma bezeichnet wie das hebr. ruach den Wind und Atem, aber auch den Geist. Alle drei sind unberechenbar und können weder gesehen noch ergriffen werden, sind jedoch zum Leben unerlässlich und können große Macht entfalten. 3,11 Wir […] ihr, Nikodemus erscheint hier als Repräsentant der Gegner Jesu. Das Griechische wechselt während des gesamten Dialogs zwischen dem Singular „du“ und dem Plural „ihr“, was andeutet, dass Jesus Nikodemus sowohl als Individuum als auch als Teil derer anspricht, die ihn nicht verstehen. 3,13 Aufgefahren […] herabgekommen, Anspielungen auf Joh 1,51 und Gen 28 (Jakobsleiter). Diese Aussage übersieht Henoch (Gen 5,22.24) und Elia (2Kön 2,11), die beide anstelle ihres Todes in den Himmel entrückt wurden. 3,14 Erhöht, eine zweideutige Anspielung auf die Erhöhung der Schlange in Num 21,4–9 und die Kreuzigung. Schlange, wurde von Mose aufgerichtet, um Israel vor einer Schlangenplage zu retten (Num 21,4–9; vgl. auch 2Kön 18,4). 3,15 Ewiges Leben, zum ersten Mal wird in diesem Evangelium eine Wendung gebraucht, die ein Hinweis auf die Erlösung durch den Glauben an Jesus als den Messias und Sohn Gottes und alle seine positiven Folgen ist – unabhängig von ihrer genauen Bedeutung. 3,16–21 Da griechische Handschriften ohne Interpunktion geschrieben wurden, kann man in langen Dialogen die Sprecher nur schwer zuzuordnen. Diese Verse werden häufig dem Erzähler und nicht Jesus zugeschrieben. 3,16 Jesus ist der Sohn Gottes; sein Tod bezeugt die Liebe Gottes für die Welt und ist notwendig für die Erlösung. Verloren werden […] ewiges Leben, die Gegenüberstellung deutet an, dass das ewige Leben nicht intrinsisch besteht, sondern einem Menschen aufgrund seiner oder ihrer Beziehung zum Sohn bzw. zu Gott geschenkt oder vorenthalten wird. 3,17 Durch ihn gerettet, um ewiges Leben durch den Glauben an Jesus als Messias und Sohn Gottes zu erhalten. 3,19–20 Böse, trotz des Verweises auf die „Werke“ bezieht sich das „Tun“ auf das „Glauben“ aus Joh 3,18. Deshalb sind „gut“ und „böse“ hier eher moralische als theologische Kategorien.

22 Danach kam Jesus mit seinen Jüngern in das Land Judäa und blieb dort eine Weile mit ihnen und taufte. 23 Aber auch Johannes taufte in Änon, nahe bei Salim, denn es war da viel Wasser; und sie kamen und ließen sich taufen. 24 Johannes war ja noch nicht ins Gefängnis geworfen.

25 Da erhob sich ein Streit zwischen den Jüngern des Johannes und einem Juden über die Reinigung. 26 Und sie kamen zu Johannes und sprachen zu ihm: Rabbi, der bei dir war jenseits des Jordans, von dem du Zeugnis gegeben hast, siehe, der tauft, und alle kommen zu ihm. 27 Johannes antwortete und sprach: Ein Mensch kann nichts nehmen, wenn es ihm nicht vom Himmel gegeben ist. 28 Ihr selbst seid meine Zeugen, dass ich gesagt habe: Ich bin nicht der Christus, sondern ich bin vor ihm her gesandt. 29 Wer die Braut hat, der ist der Bräutigam; der Freund des Bräutigams aber, der dabeisteht und ihm zuhört, freut sich sehr über die Stimme des Bräutigams. Diese meine Freude ist nun erfüllt. 30 Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.

31 Der von oben her kommt, ist über allen. Wer von der Erde ist, der ist von der Erde und redet von der Erde. Der vom Himmel kommt, ist über allen. 32 Was er gesehen und gehört hat, das bezeugt er; und sein Zeugnis nimmt niemand an. 33 Wer aber sein Zeugnis annimmt, der besiegelt, dass Gott wahrhaftig ist. 34 Denn der, den Gott gesandt hat, redet Gottes Worte; denn Gott gibt den Geist ohne Maß. 35 Der Vater hat den Sohn lieb und hat ihm alles in seine Hand gegeben. 36 Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehorsam ist, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm.

Joh 3,22–36 Tauftätigkeit 3,22 Taufte, die Synoptiker erwähnen nicht, dass Jesus taufte. 3,23 Änon, abgeleitet vom aram. Wort für „Quelle“ im Plural. Salim, von der semitischen Wurzel für „Frieden“ abgeleitet. Traditionell wird dieses Ereignis in Transjordanien, im nördlichen Jordantal und in Samarien lokalisiert. Im Gegensatz zu den synoptischen Evangelien, wo das eigentliche Wirken Jesu nach der Gefangennahme des Johannes stattfindet, geht das JohEv davon aus, dass sich die öffentliche Wirksamkeit beider zeitlich überschneidet. 3,24 Gefängnis, das Evangelium setzt die Gefangennahme von Johannes voraus, berichtet aber nicht davon (vgl. Mk 6,14–29). 3,25 Reinigung, ein Hinweis darauf, dass die Taufe eher mit jüdischen rituellen Reinigungsriten in Verbindung gebracht wurde (vgl. z.B. Lev 14,8) als mit der „christlichen Taufe“. 3,27 Nehmen, wenn es [nicht] gegeben ist, an etlichen Stellen vertritt das Evangelium die Vorstellung, dass die Gläubigen aufgrund des göttlichen Willens zu Jesus kommen. Dies verweist weniger auf eine Vorherbestimmung, wer gerettet werden wird und wer nicht, sondern vielmehr darauf, dass Einzelpersonen ihre Verbundenheit mit dem göttlichen Willen durch die Entscheidung zu glauben unter Beweis stellen. Im Gegensatz dazu zeigen diejenigen, die sich entscheiden nicht zu glauben, ihre Verbundenheit mit dem Teufel (Joh 8,42–44). 3,29 Freund des Bräutigams, das ist Johannes. Vgl. Joh 2,9, wo der Speisemeister offenbar den Bräutigam mit dem verwechselt, der den Wein bereitgestellt hat, aber gleichzeitig Jesus symbolisch als den Bräutigam identifiziert. Bräutigam, Bild für einen, der sich freut (Jes 62,5; Jer 16,9); in den anderen Evangelien ist der Bräutigam die Metapher für denjenigen, der nach dem Beginn des Festes ankommen wird (Mt 25,1–13), oder den, in dessen Anwesenheit Jubel sein wird (Mt 9,15; Mk 2,19; Lk 5,34). In Apk 18,23 ist er das Symbol des Messias, der mit dem Volk Gottes vereint am eschatologischen Hochzeitsmahl teilnimmt. Dieser Ausspruch (vgl. Joh 2,1–11) könnte auf die jüdische Vorstellung eines eschatologischen Festmahls als Metapher für die Freude und den Überfluss im messianischen Zeitalter anspielen (Jes 25,6–8; Ez 34,17–30; vgl. auch 4Q521 2.ii.5–13; bSan 96–99). 3,30 Wachsen […] abnehmen, Johannes der Täufer spielt seine eigene Bedeutung herab. Der Vers könnte einen historischen Konkurrenzkampf zwischen Nachfolgern Jesu und des Täufers sowie die Überlegenheit der Jesusgruppe widerspiegeln. 3,32–33 Nimmt niemand an […] wer aber […] annimmt, diese widersprüchliche Formulierung deutet an, dass die Ablehnung des Zeugnisses nicht nur ein Zweifel an demjenigen ist, der das Zeugnis weitergibt, sondern auch an Gottes Vertrauenswürdigkeit selbst. 3,34–35 Geist […] alles in seine Hand, die Vollmacht, die der Sohn von Gott erhalten hat, schließt die Gabe des Gottesgeistes ein (vgl. Joh 3,5–6). 3,36 Vgl. Anm. zu 3,16.

Johannes 4

1 Als nun Jesus erfuhr, dass den Pharisäern zu Ohren gekommen war, dass Jesus mehr zu Jüngern machte und taufte als Johannes – 2 obwohl Jesus nicht selber taufte, sondern seine Jünger –, 3 verließ er Judäa und zog wieder nach Galiläa. 4 Er musste aber durch Samarien reisen.

5 Da kam er in eine Stadt Samariens, die heißt Sychar, nahe bei dem Feld, das Jakob seinem Sohn Josef gegeben hatte. 6 Es war aber dort Jakobs Brunnen. Weil nun Jesus müde war von der Reise, setzte er sich an den Brunnen; es war um die sechste Stunde. 7 Da kommt eine Frau aus Samarien, um Wasser zu schöpfen. Jesus spricht zu ihr: Gib mir zu trinken! 8 Denn seine Jünger waren in die Stadt gegangen, um Speise zu kaufen. 9 Da spricht die samaritische Frau zu ihm: Wie, du, ein Jude, erbittest etwas zu trinken von mir, einer samaritischen Frau? Denn die Juden haben keine Gemeinschaft mit den Samaritern. – 10 Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du erkenntest die Gabe Gottes und wer der ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, du bätest ihn, und er gäbe dir lebendiges Wasser.

11 Spricht zu ihm die Frau: Herr, du hast doch nichts, womit du schöpfen könntest, und der Brunnen ist tief; woher hast du denn lebendiges Wasser? 12 Bist du etwa mehr als unser Vater Jakob, der uns diesen Brunnen gegeben hat? Und er hat daraus getrunken und seine Söhne und sein Vieh. 13 Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wer von diesem Wasser trinkt, den wird wieder dürsten; 14 wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.

15 Spricht die Frau zu ihm: Herr, gib mir dieses Wasser, damit mich nicht dürstet und ich nicht herkommen muss, um zu schöpfen! 16 Spricht er zu ihr: Geh hin, ruf deinen Mann und komm wieder her! 17 Die Frau antwortete und sprach zu ihm: Ich habe keinen Mann. Jesus spricht zu ihr: Du hast richtig gesagt: »Ich habe keinen Mann.« 18 Denn fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann; das hast du recht gesagt.

19 Die Frau spricht zu ihm: Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist. 20 Unsere Väter haben auf diesem Berge angebetet, und ihr sagt, in Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten soll. 21 Jesus spricht zu ihr: Glaube mir, Frau, es kommt die Zeit, dass ihr weder auf diesem Berge noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. 22 Ihr betet an, was ihr nicht kennt; wir beten an, was wir kennen; denn das Heil kommt von den Juden. 23 Aber es kommt die Stunde und ist schon jetzt, dass die wahren Anbeter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn auch der Vater will solche Anbeter haben. 24 Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten. 25 Spricht die Frau zu ihm: Ich weiß, dass der Messias kommt, der da Christus heißt. Wenn dieser kommt, wird er uns alles verkündigen. 26 Jesus spricht zu ihr: Ich bin‘s, der mit dir redet.

27 Unterdessen kamen seine Jünger, und sie wunderten sich, dass er mit einer Frau redete; doch sagte niemand: Was willst du?, oder: Was redest du mit ihr? 28 Da ließ die Frau ihren Krug stehen und ging hin in die Stadt und spricht zu den Leuten: 29 Kommt, seht einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe, ob er nicht der Christus sei! 30 Da gingen sie aus der Stadt heraus und kamen zu ihm.

31 Unterdessen mahnten ihn die Jünger und sprachen: Rabbi, iss! 32 Er aber sprach zu ihnen: Ich habe eine Speise zu essen, von der ihr nicht wisst. 33 Da sprachen die Jünger untereinander: Hat ihm jemand zu essen gebracht? 34 Jesus spricht zu ihnen: Meine Speise ist die, dass ich tue den Willen dessen, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk. 35 Sagt ihr nicht selber: Es sind noch vier Monate, dann kommt die Ernte? Siehe, ich sage euch: Hebt eure Augen auf und seht auf die Felder: sie sind schon reif zur Ernte. 36 Wer erntet, empfängt Lohn und sammelt Frucht zum ewigen Leben, auf dass sich miteinander freuen, der da sät und der da erntet. 37 Denn hier ist der Spruch wahr: Der eine sät, der andere erntet. 38 Ich habe euch gesandt zu ernten, wo ihr nicht gearbeitet habt; andere haben gearbeitet, und ihr seid in ihre Arbeit eingetreten.

39 Es glaubten aber an ihn viele der Samariter aus dieser Stadt um des Wortes der Frau willen, die bezeugte: Er hat mir alles gesagt, was ich getan habe. 40 Als nun die Samariter zu ihm kamen, baten sie ihn, dass er bei ihnen bleibe; und er blieb dort zwei Tage. 41 Und noch viel mehr glaubten um seines Wortes willen. 42 Und sie sprachen zu der Frau: Nun glauben wir nicht mehr um deiner Rede willen; denn wir haben selber gehört und erkannt: Dieser ist wahrlich der Welt Heiland.

Joh 4,1–42 Die samaritanische Frau 4,2 Obwohl Jesus nicht selber taufte, widerspricht Joh 3,22, wo festgehalten wird, dass Jesus getauft hat. Diese Spannung könnte ein Beleg für die komplexe Kompositionsgeschichte des Johannesevangeliums sein, bei der mehr als nur ein Autor mitgewirkt hat. 4,4 Er musste aber durch Samarien, zwischen Judäa und Galiläa. Die Hauptroute von Judäa nach Galiläa führte durch Samarien, allerdings gab es auch noch eine alternative Strecke durch das Jordantal. Die Samaritaner sind Nachkommen des Restes der zehn Stämme, die mit dem Nordreich Israels in Verbindung gebracht und nicht deportiert wurden, als 722 v.u.Z. das Königreich fiel und durch die assyrischen Besatzer Babylonier und Meder in dem Gebiet angesiedelt wurden (2Kön 17,24–41). Die Spannungen zwischen den Samaritanern und den Juden, die aus dem babyonischen Exil zurückkehrten, entstanden zum Teil durch den Widerstand der Samaritaner gegen den Wiederaufbau des Tempels. (Esra 4,6–24). 4,5 Sychar, die Stätte ist unbekannt; in manchen Kommentaren wird angenommen, dass auf Schechem verwiesen werden soll. Das Jakob […] Josef gegeben hatte, Jos 24,32. 4,6 Brunnen, in biblischen Erzählungen führen Begegnungen zwischen Männern und Frauen an Brunnen oft zu einer Hochzeit (Gen29,10–20; Ex 2,16–21). Sechste Stunde, schon die Uhrzeit stellt die Frau in besseres Licht als Nikodemus, der bei Nacht kam (Joh 3,2). 4,7 Gib mir zu trinken, vgl. Joh 19,28 bei der Kreuzigung, ebenfalls zur sechsten Stunde. 4,9 Keine Gemeinschaft, nach Ansicht des Autors des Evangeliums haben jüdische und samaritanische Menschen nicht gemeinsam gegessen. 4,10 Lebendiges Wasser, aus einer Quelle oder einem Fluss fließendes (Num 19,17) und erfrischendes Wasser (Jer 2,13; 17,13). 4,11 Wie Nikodemus (Joh 3,4) versteht auch die Frau Jesus wörtlich und missversteht ihn deshalb. 4,12 Mehr als […] Jakob, ironischer Weise und unbewusst formuliert die Frau in Form einer Frage eine grundlegende Überzeugung des Evangeliums, wonach Jesus größer als Jakob ist. 4,13 Wer von diesem Wasser trinkt, in Sir 24,21 verspricht die Weisheit, dass es den, der von ihr trinkt, nicht mehr dürsten würde. 4,18 Fünf Männer, dieses Detail scheint vor allem wichtig zu sein, um Jesu prophetische Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Symbolische Auslegungen (z.B. die fünf Männer als die fünf Bücher Mose) überzeugen nicht. 4,19 Prophet, niemand, der die Zukunft vorhersagt, sondern jemand mit gottgegebener Erkenntnis. 4,20 Auf diesem Berg, der Berg Garizim, die heilige Stätte der Samaritaner (vgl. 2Makk 6,2). 4,21 Noch in Jerusalem, Prophezeiung einer Zukunft, wenn (wie der Evangelist hofft) alle Anbetung auf Jesus als Sohn Gottes konzentriert sein wird. Im Kontext des Evangeliums handelt es sich dabei um ein Beispiel von Substitutionstheologie (Jesus ersetzt den Tempel); dieser Verweis ist ein weiterer Hinweis auf die Datierung des Evangeliums nach 70 u.Z. (vgl. Anm. zu 2,20; vgl. auch Joh 2,21). 4,22 Das Heil kommt von den Juden, die einzige eindeutig positive Stellungnahme gegenüber „den Juden“; obwohl Jesus später beschuldigt wird, ein Samaritaner zu sein, bestätigt er hier vielleicht indirekt seine jüdische Herkunft und legt dar, dass das Heil – das bedeutet er als Messias und Sohn Gottes – aus oder von den Juden kommt. Von, könnte „tritt auf unter“ oder „entspringen unter“ andeuten. 4,25 Messias, die Samaritaner glaubten an die Rückkehr eines Propheten wie Mose (Dtn 18,15) und bezeichneten ihn als den Taheb (Memar Marqa). 4,26 Ich bin‘s, der johanneische Jesus verwendet das betonte „Ich bin“ (gr. ego eimi) häufig in seinen Reden (Joh 4,26; 6,20.35.41.48.51; 8,12.18.23 (zwei Mal).24.28.58; 10,7.9.11.14; 11,25; 13,19; 14,6; 15,1.5; 18,5.6.8). In einigen Fällen (Joh 4,26; 6,20; 8,24.28.58; 13,19; 18,5.6.8) wird die Wendung absolut (ohne Prädikat) benutzt und erinnert an Gottes emphatische Selbstvorstellung vor Mose am brennenden Busch (Ex 3,14: „Ich werde sein, der ich sein werde. Und sprach: So sollst du zu den Israeliten sagen: ‚Ich werde sein’, der hat mich zu euch gesandt“). 4,27 Mit einer Frau redete, legt nahe, dass die Jünger nicht daran gewöhnt waren, Jesus mit einer Frau reden zu sehen. Obwohl manche Schriften aus der Zeit des Zweiten Tempels und rabbinische Texte davor warnen, mit einer Frau zu sprechen (Sir 9,1–9; mAv 1,5), lassen andere Quellen durchblicken, dass Männer – Lehrer eingeschlossen – dies taten (z.B. bEr 53b, wo R. Jose haGelili ein Gespräch mit einer gebildeten Frau namens Berurja beginnt). Der johanneische Jesus verhält sich also gemäß den jüdischen Normen seiner Zeit, wenn er mit einer Frau spricht. In Joh 11 verwundert es niemanden, dass Jesus mit Maria und Marta spricht. 4,29 Kommt, seht, die Frau wird als Apostelin dargestellt, die andere zu Jesus bringt (vgl. Joh 1,41.45). 4,32 Eine Speise zu essen, die Jünger haben Jesus Essen gebracht; er reagiert auf dieselbe Art wie im Gespräch mit der samaritanischen Frau, indem er den Gegenstand der Konversation von der gewöhnlichen Nahrung (Essen, Wasser), die sie ihm beschaffen könnten, auf die geistige Nahrung lenkt, die er ihnen anbieten kann. 4,35 Vielleicht ein Sprichwort; vgl. V. 37. Ernte, die Erntemetaphorik könnte auf die Begegnung mit den Samaritanern anspielen, die Glauben an Jesus hervorbrachte und von der in Joh 4,39–42 erneut berichtet wird. 4,36–38 Der da sät […] der da erntet, normalerweise säen und ernten dieselben Personen, aber hier profitieren diejenigen, die säen (vielleicht diejenigen, die das Evangelium verbreiten), ähnlich wie die Israeliten in Dtn 6,10–11 von der Arbeit ihrer Vorgänger bzw. von denjenigen, die sie vertrieben haben. Der Sämann ist Jesus und die Schnitter sind die Jünger, was vielleicht eine nachösterliche Perspektive widerspiegelt. Lohn, die Ernte der Gläubigen; vgl. Mt 9,37–38. 4,41 Sein Wort, seine persönliche Lehre, im Gegensatz zum Zeugnis der samaritanischen Frau. 4,42 Heiland, gr. soter, steht in der LXX für das hebr. jescha/jeschua, wovon sich der Eigenname Jeschua (Jesus) ableitet; vgl. Mt 1,21; der Begriff konnte „Retter“ (vor Feinden) bedeuten und war ein üblicher Titel für Herrscher. Die samaritanische Bezeichnung ist Taheb, was als „Wiederhersteller“, „Wiederkehrender“ oder „Umkehrender“ übersetzt wird.

₺1.703,92