Kitabı oku: «Das Neue Testament - jüdisch erklärt», sayfa 9
Matthäus 6
1 Habt aber acht, dass ihr eure Gerechtigkeit nicht übt vor den Leuten, um von ihnen gesehen zu werden; ihr habt sonst keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel.
2 Wenn du nun Almosen gibst, sollst du es nicht vor dir ausposaunen, wie es die Heuchler tun in den Synagogen und auf den Gassen, damit sie von den Leuten gepriesen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. 3 Wenn du aber Almosen gibst, so lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut, 4 auf dass dein Almosen verborgen bleibe; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir‘s vergelten.
5 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die gern in den Synagogen und an den Straßenecken stehen und beten, um sich vor den Leuten zu zeigen. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. 6 Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir‘s vergelten.
7 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen. 8 Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen. Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet. 9 Darum sollt ihr so beten:
Mt 6,1–8 Frömmigkeit 6,1 Gerechtigkeit, gr. dikaiosynē, wörtl. „Rechtschaffenheit“, vgl. Anm. zu 1,19; Mt 3,15; 5,6.10.20; 6,33; 9,13; 21,32; 25,37.46; vgl. auch 1Sam 16,7; Röm 2,28–29. Von ihnen gesehen zu werden, zum Konzept „Gerechtigkeit im Privaten“, vgl. bSuk 49b: Die Tora ordnet an, dass man sich im Bereich des öffentlichen und privaten Gebets sowie bei rituellen Handlungen „demütig bewegt“. Lohn, vgl. mAv 1,3 („Seid nicht wie Knechte, die dem Herrn dienen, um dafür Lohn zu erhalten“). Vater im Himmel, vgl. Anm. zu 5,45. 6,2 Almosen, vgl. Dtn 14,28–29; 15,11; 24,19–22; Tob 4,7; 12,8; vgl. auch bGit 11b; das Geben von Almosen wurde zu einer zunehmend bedeutsameren Praxis im hellenistischen und rabbinischen Judentum. Ausposaunen, entgegen einer christlichen Unterstellung, wurde im Judentum eine Spende nicht durch Trompeten bekanntgeben. Heuchler, ursprünglich ein gr. Begriff für „Schauspieler“, der später diejenigen bezeichnete, die öffentliche Bewunderung suchen oder trügerisch sind; Matthäus bezieht den Terminus meist auf die Pharisäer (Mt 6,2.5.16; 7,5; 15,7; 22,18; 23 passim; vgl. Hab 2,5; Spr 21,24; 2Makk 6,25; mAv 1,3; bSan 103a; PsSal 4,1–6.20); die Rabbinen nutzten den Begriff, um auf eine der vier Menschengruppen hinzuweisen, die sich nicht in der Herrlichkeit der göttlichen Gegenwart (hebr. schechina) sonnen werden (neben den „Heuchlern“ auch die Lügner, Spötter und Verleumder). Diese Polemik spiegelt vermutlich Rivalitäten aus der Zeit des Verfassers des MtEv wider. Synagogen, vgl. Anm. zu 4,23. 6,4 Almosen verborgen bleibe[n], Maimonides, ein jüdischer Philosoph aus dem 12. Jh. u.Z., bewarb anonyme Almosen als zweithöchste seiner acht Stufen der zedaqa (übers. „Wohltätigkeit“; die höchste ist die Unterstützung eines anderen Juden durch finanzielle Mittel oder andere Arten des Beistands). Vgl. auch bSuk 49b, wo die Rabbinen erörtern, dass gemilut chasidim – übers. „Werke der liebevollen Zuwendung“ – Almosen überbieten kann. 6,5–6 Vgl. Lk 18,10–14. Wenn ihr betet, traditionell werden dreimal am Tag jüdische Gebete gesprochen: Morgens, am späten Nachmittag und am frühen Abend (vgl. Dan 6,11 und Apg 3,1; 10,2–3.30; Did 8,3; mBer 4,1; tBer 3,1; bBer 26a–b). Jesus verbietet das öffentliche Gebet nicht, sondern verurteilt diejenigen, die durch ihr Verhalten beim Gebet Aufmerksamkeit erheischen wollen (vgl. Mt 23,5–7; Jes 26,20). 6,7 Nicht viel plappern, bBer 55a verurteilt wortreiche Gebete. 6,8 Euer Vater weiß, der jüdische Philosoph Philo deutete an, dass Gott die Gründe für ein Gebet bereits kennt, sich aber trotzdem wünscht, um Hilfe gebeten zu werden, vgl. Mos. 2,217.
Unser Vater im Himmel!
Dein Name werde geheiligt.
10 Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe
wie im Himmel so auf Erden.
11 Unser tägliches Brot[*] gib uns heute.
12 Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.[*]
13 Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
[Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.][*]
14 Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. 15 Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.
Mt 6,9–15 Das „Vaterunser“ oder „Herrengebet“ (Lk 11,2–4) 6,9 Vater im Himmel, vgl. Anm. zu 5,45. Dein Name werde geheiligt, vgl. Ps 105,3 („Rühmet seinen heiligen Namen“); das aramäische Kaddisch Gebet (aus dem hebr. qadosch, übers. „heilig“, z.B. Jes 6,3, die Quelle des Gebetes), das in talmudischer Zeit gebräuchlicher wurde (bJev 79a; bSota 49a; SifDev 32,3; MTeh 25,13), setzt ein mit „Verherrlicht und geheiligt werde Gottes großer Name“ (vgl. Lev 22,32; Jes 29,23; Ez 36,23; Ps 113,2 sowie Dtn 32,3; Joh 17; Did 8,2; 9,2–4; 1QM 11,15). 6,10 Dein Wille geschehe, die Rabbinen betonen den Gehorsam gegenüber dem göttlichen Willen (mAv 1,11; tBer 3,7; bBer 29b; bMeg 29b; bJom 53b; 86b). Wie im Himmel, Engel haben keine eigene, unabhängige Macht (vgl. z.B. Hiob 1–2). 6,11 Tägliches Brot, vermutlich die Wiedergabe einer aramäischen Vorlage, möglicherweise lechema machar, was „Brot für morgen“ oder das eschatologische Festmahl bedeutet. 6,12 Schuld, Sünden wurden als „Schuld[en]“ angesehen (Dtn 15,1–2; vgl. auch BerR 85,2; 92,9; ShemR 25,6; 31,1; PesR 11,23; 51,8). Vgl. Lk 11,4, wo das Wort „Sünde“ verwendet wird. Vgl. Anm. zu 18,23–35. 6,13 Versuchung, oder „Zeit der Prüfung“, vgl. 2Thess 3,3; Jak 1,13. Dem Bösen, Satan; bBer 60b überliefert Beispiele von ähnlichen Gebeten. 6,14 Euch euer himmlischer Vater auch vergeben, Gott vergibt denen, die anderen vergeben (Mt 5,21–48; 18,35; vgl. auch Sir 28,1–8).
16 Wenn ihr fastet, sollt ihr nicht sauer dreinsehen wie die Heuchler; denn sie verstellen ihr Gesicht, um sich vor den Leuten zu zeigen mit ihrem Fasten. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. 17 Wenn du aber fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht, 18 damit du dich nicht vor den Leuten zeigst mit deinem Fasten, sondern vor deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir‘s vergelten.
Mt 6,16–18 Vom Fasten Eine Form der jüdischen Frömmigkeit, die mit Trauer, Buße und Selbstzucht verbunden ist (vgl. Lev 16,31; Num 29,7–11; 2Sam 12,22–23; 1Kön 21,27–29; Jes 58,3–7; Jer 14,11–12; Joel 1,14; 2,15; Jona 3,5; Sach 8,19; Dan 9,3; Jdt 8,5; 1Makk 3,47; Jos.Bell. 3,47; tTaan 2,4). Auch Jesus hat gefastet (Mt 4,1; vgl. auch Mt 9,14–17).
19 Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo Motten und Rost sie fressen und wo Diebe einbrechen und stehlen. 20 Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motten noch Rost sie fressen und wo Diebe nicht einbrechen und stehlen. 21 Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.
22 Das Auge ist das Licht des Leibes. Wenn dein Auge lauter ist, so wird dein ganzer Leib licht sein. 23 Wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein!
24 Niemand kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.
25 Darum sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung? 26 Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel kostbarer als sie? 27 Wer ist aber unter euch, der seiner Länge[*] eine Elle zusetzen könnte, wie sehr er sich auch darum sorgt?
28 Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. 29 Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen. 30 Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: Sollte er das nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen? 31 Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? 32 Nach dem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft.
33 Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen. 34 Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.
Mt 6,19–34 Reichtum (Mk 4,21–23; Lk 12,33–34; 11,33–34; 16,13; 12,22–31) 6,19–20 Schätze sammeln auf Erden, in der jüdischen Tradition wird teilweise das hemmungslose Streben nach materiellem Reichtum verurteilt (Spr 11,4; Sir 31,8–11; Jos.Bell. 2,50; jPea 1,1/15a–16b; äthHen63,10; 94,8; 96,4; 97,8; 1QS 10,18–19; 11,2; CD 4,17; 8,7). Schätze im Himmel (Lk 12,19–21), eine eschatologische Belohnung, die durch rechtes Handeln angesammelt wird (vgl. syrBar 24,1; TestHiob 33; bBB 11a). 6,21 Vgl. Anm. zu 5,8. 6,22 Dein ganzer Leib licht sein, vgl. Mt 5,6; Lk 16,8. Jüdische Quellen verbinden Licht mit geistlicher Güte (Jes 60,20; Hab 3,3–4; Ps 56,14; 104,2; Spr 15,30; Dan 2,22; Tob 10,5; 11,14). 6,24 Mammon, gr. mamonas, Umschrift des aram. mamona. Das Wort wurde von aman, übers. „Vertrauen, das sich Stützen auf“ (i.S. dessen, „worauf man [von Gott abgesehen] sein Vertrauen setzt“) abgeleitet und nahm die Bedeutung „Reichtümer“ an; vgl. Lk 16,9.11.13. 6,25Lk 10,41; 12,11; Phil 4,6. Das Versprechen erinnert an Dtn 28,1–14. 6,26 Vögel […] Seid ihr denn nicht viel kostbarer, bQid 82b überliefert ein ähnliches Argument: Wenn Tiere (geschaffen wurden um) der Menschheit ohne Beschwerden (zu) dienen, um wieviel mehr sollten Menschen Gott ohne Beschwerden dienen. Bezüglich der rabbinischen „qal wa-chomer“ (übers. „leicht und schwer“) Argumentation, vgl. mQid 4,14; bPes 66a; bSan 17a; BerR 92,7. Vgl. auch Mt 10,24; 12,10–12; 20,26–28. 6,29 Salomo, der Sohn Davids (Mt 1,6–7). 6,30 Kleingläubige, eine häufig wiederkehrende Anschuldigung gegen die Jünger (Mt 8,26; 14,31; 16,8; 17,20). 6,33 Vgl. Anm. zu 1,19; Mk 10,29–30; Lk 18,29–30. 6,34 Jeder Tag [hat] seine eigene Plage, vgl. bJev 63b: „Gräme dich nicht über das morgige Unglück“.
Matthäus 7
1 Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. 2 Denn wie ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden.
3 Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge? 4 Oder wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen! – und siehe, ein Balken ist in deinem Auge? 5 Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; danach kannst du sehen und den Splitter aus deines Bruders Auge ziehen.
6 Ihr sollt das Heilige nicht den Hunden geben, und eure Perlen sollt ihr nicht vor die Säue werfen, damit die sie nicht zertreten mit ihren Füßen und sich umwenden und euch zerreißen.
Mt 7,1–6 Das Richten Anderer (Mk 4,24–25; Lk 6,37–42; vgl. Röm 14,10) 7,1–2 Vgl. Ps 18,25–26. Richtet nicht, rabbinische Quellen diskutieren die Bedeutung von gerechtem Urteilen (mAv 2,4–5; 4,8; mSota 1,7; bTaan 8a; bSchab 127b: „Wer seinen nächsten günstig beurteilt, über dem urteilt man ebenfals günstig“). 7,3 Splitter, in einer ähnlichen Dikussion in bBB 15b wird ebenfalls dazu aufgefordert: „Nimm den Balken von zwischen deinen Augen“. 7,6 Säue, eine allgemeine – nicht ethnische – Beleidigung.
7 Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. 8 Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.
9 Oder ist ein Mensch unter euch, der seinem Sohn, wenn er ihn bittet um Brot, einen Stein biete? 10 Oder der ihm, wenn er ihn bittet um einen Fisch, eine Schlange biete? 11 Wenn nun ihr, die ihr doch böse seid, dennoch euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten!
12 Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch! Das ist das Gesetz und die Propheten.
13 Geht hinein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und viele sind‘s, die auf ihm hineingehen. 14 Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind‘s, die ihn finden!
15 Seht euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe. 16 An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man denn Trauben lesen von den Dornen oder Feigen von den Disteln? 17 So bringt jeder gute Baum gute Früchte; aber ein fauler Baum bringt schlechte Früchte. 18 Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte bringen und ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen. 19 Jeder Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. 20 Darum, an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.
Mt 7,7–15 Ethische Leitfäden 7,7 Klopfet an, so wird euch aufgetan, vgl. Mt 21,22; Joh 15,7; 16,23–24. Gott zeigt sich gegenüber wachsamem Gebet erkenntlich (2Kön 1,10.12–15; Jes 55,6; Ps 37,4; Spr 8,17; bBech 44b; vgl. bMeg 6b). 7,9Lk 11,11 (vgl. WarR 34,14). 7,11 Wie viel mehr, vgl. Anm. zu 6,26. Vater im Himmel, vgl. Anm. zu 5,45. 7,12 Das tut ihr ihnen auch, vgl. „Der ‚Nächste’ in der jüdischen und christlichen Ethik“; Lev 19,18; vgl. Tob 4,15; bSchab 31a. Das Gesetz und die Propheten, vgl. Anm. zu 5,17; Mt 22,34–40. Matthäus sieht in der „Goldenen Regel“ eine Anleitung, wie alle Gesetze interpretiert werden sollen; die Regel ersetzt den Rest der Tora nicht. 7,13–14 (Lk 13,23–24). Die Metaphorik der zwei Wege erscheint auch in jüdischen Quellen (vgl. Dtn 30,15; Ps 1,1; syrBar 85,13; mAv 2,9; TestAss 1,3.5). 7,15 Vgl. Mk 13,22. Falsche Propheten, Betrüger, die behaupten, wahre Boten zu sein (Dtn 13,1–5; 18,15–22; Jer 5,6.31; 6,13–14; 8,11; 23,2; Ez 22,27–28; Mi 3,5–8; Sach 13,2; Joh 10,12; Apg 20,29; Did 16,3–4). Jos.Ant. 6,285–88 vermutet, dass falsche Propheten einen Anteil an der Bedrängnis und am Tod vieler Juden während des Jüdischen Kriegs hatten (vgl. „Messianische Bewegungen“).
21 Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel. 22 Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Haben wir nicht in deinem Namen Dämonen ausgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Machttaten getan? 23 Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch nie gekannt; weicht von mir, die ihr das Gesetz übertretet!
24 Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute. 25 Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, fiel es doch nicht ein; denn es war auf Fels gegründet.
26 Und wer diese meine Rede hört und tut sie nicht, der gleicht einem törichten Mann, der sein Haus auf Sand baute. 27 Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, da fiel es ein und sein Fall war groß.
28 Und es begab sich, als Jesus diese Rede vollendet hatte, dass sich das Volk entsetzte über seine Lehre; 29 denn er lehrte sie mit Vollmacht und nicht wie ihre Schriftgelehrten.
Mt 5,1–7,29 Die Bergpredigt Vgl. die „Feldrede“ im Lukasevangelium (Lk 6,17–7,1).
Mt 7,16–29 Ethische Warnungen (Lk 6,43–45) Früchte, ihre Taten (1Sam 24,14; Spr 11,30). Um dies zu betonen, wird der Satz mehrfach wiederholt (V. 20; vgl. auch Mt 3,10; 7,22; 12,33–37; 24,5.24). 7,19 Jeder Baum, vgl. Dtn 20,20; Lk 13,6–9; Jak 3,12; EvThom 45. Ins Feuer geworfen, eine eschatologische Warnung. 7,21 Vgl. Ps 6,9. Wille […] meines Vaters, vgl. Anm. zu 6,10. Jesus fordert angemessenes Handeln mehr als religiöse Bekenntnisse. 7,22 An jenem Tage, vgl. Mt 24,22.29.36.38; 26,29; der Tag des Gerichts (Jes 2,12.17.20; Hos 1,5; Joel 1,15; 4,18). Vgl. jRHSch 1,3/57a–b; bSan 108a). Es werden viele zu mir sagen, Jesus als eschatologischer Richter (vgl. Mt 16,27; 19,28; 24,29–31; 25,31–46; 26,64; 28,18; Röm 2,16; 2Kor 5,10). Haben wir nicht […] viele Machttaten getan, rechtschaffenes Handeln, nicht Wunder ermöglichen Erlösung (Jer 14,14; Lk 10,20; 1Kor 12–14). 7,23 Vgl. Ps 6,9. 7,24–27 (Lk 6,47–49). Vgl. mAv 1,4: „Dein Haus sei ein Lehrhaus für die Gelehrten“. 7,28–29 Als Jesus diese Rede vollendet hatte, die übliche Formulierung am Ende der Reden Jesu (Mt 11,1; 13,53; 19,1; 26,1; vgl. Ex 34,33; syrBar 87,1). Ihre Schriftgelehrten, vgl. Anm. zu 13,52. Jesus wird als eine Person dargestellt, die aus eigener Autorität lehrt, während sich die Schriftgelehrten als religiöse Experten (Mt 9,3) üblicherweise auf Präzedenzfälle beriefen.
Matthäus 8
1 Als er aber vom Berge herabging, folgte ihm eine große Menge. 2 Und siehe, ein Aussätziger kam heran und fiel vor ihm nieder und sprach: Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen. 3 Und Jesus streckte die Hand aus, rührte ihn an und sprach: Ich will‘s tun; sei rein! Und sogleich wurde er von seinem Aussatz rein. 4 Und Jesus sprach zu ihm: Sieh zu, sage es niemandem, sondern geh hin und zeige dich dem Priester und opfere die Gabe, die Mose befohlen hat, ihnen zum Zeugnis.
Mt 8,1–4 Die Heilung des Mannes mit Aussatz (Mk 1,40–45; Lk 5,12–16) 8,1 Als er aber vom Berge herabging, wie Mose steigt auch Jesus herab (Ex 34,29; vgl. auch Anm. zu 5,1–2). Mose erhielt göttliche Gebote und Jesu legt sie aus. 8,2 Ein Aussätziger, eine Person mit einer schuppigen Hautkrankheit (nicht Morbus Hansen, die heute Lepra genannt wird), die zu schwerer ritueller Unreinheit führte (Lev 5,2–6; 13–14; Num 12; bSan 47a; bHor 10a; b Ned 64b; die Rabbinen betrachteten eine an Aussatz erkrankte Person als jemanden, der sich in einem dem Tod gleichen Zustand befindet). Die Heilung von Aussatz deutet auf eine prophetische Rolle (2Kön 5,8) sowie missionarische Arbeit (Mt 10,8) hin und ist ein eschatologisches Zeichen (Mt 11,5). 8,3 [Jesus] rührte ihn an, rabbinische Quellen erwähnen Heilung durch Berührung (z.B. bBer 5b). Kein Gesetz verbietet es, Menschen mit Aussatz zu berühren. 8,4 Sage es niemandem, das Messiasgeheimnis; vgl. die Einleitung zum Markusevangelium. Zeige dich dem Priester, um für rein erklärt zu werden. Gabe, die Mose befohlen hat, Lev 14,2–9. Ihnen zum Zeugnis, den Priestern.
5 Als aber Jesus nach Kapernaum hineinging, trat ein Hauptmann zu ihm; der bat ihn 6 und sprach: Herr, mein Knecht[*] liegt zu Hause und ist gelähmt und leidet große Qualen. 7 Jesus sprach zu ihm: Ich will kommen und ihn gesund machen.[*] 8 Der Hauptmann antwortete und sprach: Herr, ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach gehst, sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund. 9 Denn auch ich bin ein Mensch, der einer Obrigkeit untersteht, und habe Soldaten unter mir; und wenn ich zu einem sage: Geh hin!, so geht er; und zu einem andern: Komm her!, so kommt er; und zu meinem Knecht: Tu das!, so tut er‘s.
10 Als das Jesus hörte, wunderte er sich und sprach zu denen, die ihm nachfolgten: Wahrlich, ich sage euch: Solchen Glauben habe ich in Israel bei keinem gefunden! 11 Aber ich sage euch: Viele werden kommen von Osten und von Westen und mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen; 12 aber die Kinder des Reichs werden hinausgestoßen in die äußerste Finsternis; da wird sein Heulen und Zähneklappern.
13 Und Jesus sprach zu dem Hauptmann: Geh hin; dir geschehe, wie du geglaubt hast. Und sein Knecht wurde gesund zu derselben Stunde.
Mt 8,5–13 Die Heilung des Dieners des Hauptmannes (Lk 7,1–10; vgl. Joh 4,46–54) 8,5 Kapernaum, Anm. zu 4,13. 8,5 Hauptmann, römischer (nichtjüdischer) Heeresoffizier. Da Rom in den 20er–30er Jahren keine Truppen in Galiläa stationiert hatte, könnte es sich bei dem Hauptmann um einen Offizier „außer Dienst“ handeln. 8,7 Ich will kommen und ihn gesund machen, man könnte den Satz auch als Frage lesen, die Jesu Zögern zum Ausdruck bringt, eine Heilung für einen Repräsentanten Roms durchzuführen. 8,8 Ich bin nicht wert, der Zenturio hatte zwar eine gesellschaftlich höhere Stellung als Jesus, erkennt aber dennoch dessen Überlegenheit an. 8,10 Glaube, ein Vorgriff auf die Völkermission (vgl. auch Mt 9,2.20–22.27; 11,6.25; 12,46–50; 15,28; 18,6; 21,21; 24,13–14; 28,19). 8,11Lk 13,28–30. Von Osten und von Westen, erinnert an die eschatologische Hoffnung der Wiederherstellung der Exilierten (Ps 107,3). Himmelreich, vgl. Anm. zu 3,2. 8,12 Äußerste Finsternis, eschatologische Strafe. Zähneklappern, deutet Wut oder Frustration an (Mt 13,42; 22,13; 24,51; 25,30; vgl. Ps 112,10; Apg 7,54). 8,13 Wie du geglaubt hast, vgl. Mt 15,28.
14 Und Jesus kam in das Haus des Petrus und sah, dass dessen Schwiegermutter zu Bett lag und hatte das Fieber. 15 Da berührte er ihre Hand und das Fieber verließ sie. Und sie stand auf und diente ihm.
16 Am Abend aber brachten sie viele Besessene zu ihm; und er trieb die Geister aus durch sein Wort und machte alle Kranken gesund, 17 auf dass erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten Jesaja, der da spricht (Jesaja 53,4): »Er hat unsre Schwachheit auf sich genommen, und unsre Krankheiten hat er getragen.«
Mt 8,1–17 Jesu Autorität als Heiler
Mt 8,14–17 Heilung der Kranken und Besessenen (Mk 1,29–34; Lk 4,38–41) 8,14 Vgl. Joh 4,52; Apg 28,8. 8,15 [Er] berührte ihre Hand, eine typische Heilungsgeste. Jesus verletzt weder ein rituelles Gesetz noch eine gesellschaftliche Norm. Diente, gr. diakonein, weshalb die Bezeichnung „Diakon“ einen geistlichen Dienst bezeichnet. 8,16Mt 8,28–34. Besessene […] Geister, vgl. Lev 16,8.10.26; Jes 13,21; 34,14; Tob 6,7–8.16–17; 8,2–3; 1QM 13,11–12; bGit 70a; bBer 6a; Jos.Ant. 8,45-49; Jub 10,10–13. 8,17 Jes 53,4. Das Motiv des „leidenden Gottesknechts“ wird sonst mit der Erlösung von Sünde verbunden (vgl. Anm. zu 5,4; 1Petr 2,18–25); in bBer 5a scheinen die Rabbinen anzudeuten, dass Israel der leidende Knecht ist, den Gott – vermutlich im messianischen Zeitalter – erlösen wird; vgl. auch bSan 98a.
18 Als aber Jesus die Menge um sich sah, befahl er, hinüber ans andre Ufer zu fahren. 19 Und es trat ein Schriftgelehrter herzu und sprach zu ihm: Meister, ich will dir folgen, wohin du gehst. 20 Jesus sagt zu ihm: Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege.
21 Ein anderer aber, einer seiner Jünger, sprach zu ihm: Herr, erlaube mir, dass ich zuvor hingehe und meinen Vater begrabe. 22 Aber Jesus spricht zu ihm: Folge mir nach und lass die Toten ihre Toten begraben!
23 Und er stieg in das Boot und seine Jünger folgten ihm. 24 Und siehe, da geschah ein großes Beben im Meer, sodass das Boot von den Wellen bedeckt wurde. Er aber schlief. 25 Und sie traten zu ihm, weckten ihn auf und sprachen: Herr, hilf, wir verderben! 26 Da sagt er zu ihnen: Ihr Kleingläubigen, warum seid ihr so furchtsam?, und stand auf und bedrohte den Wind und das Meer; und es ward eine große Stille.
27 Die Menschen aber verwunderten sich und sprachen: Was ist das für ein Mann, dass ihm Wind und Meer gehorsam sind?
28 Und er kam ans andre Ufer in die Gegend der Gadarener. Da liefen ihm entgegen zwei Besessene; die kamen aus den Grabhöhlen und waren sehr gefährlich, sodass niemand diese Straße gehen konnte. 29 Und siehe, sie schrien: Was haben wir mit dir zu schaffen, du Sohn Gottes? Bist du hergekommen, uns zu quälen, ehe es Zeit ist?
30 Es war aber fern von ihnen eine große Herde Säue auf der Weide. 31 Da baten ihn die Dämonen und sprachen: Willst du uns austreiben, so schick uns in die Herde Säue. 32 Und er sprach: Weg mit euch! Da fuhren sie aus und fuhren in die Säue. Und siehe, die ganze Herde stürmte den Abhang hinunter ins Meer, und sie ersoffen im Wasser.
33 Und die Hirten flohen und gingen hin in die Stadt und berichteten das alles und wie es den Besessenen ergangen war. 34 Und siehe, da ging die ganze Stadt hinaus Jesus entgegen. Und als sie ihn sahen, baten sie ihn, dass er ihr Gebiet verlasse.
Mt 8,18–34 Die Stillung des Sturms und Dämonenaustreibungen 8,19 Schriftgelehrter, vgl. Anm. zu 7,28–29. 8,20 Menschensohn, rabbinische Quellen benutzen den Ausdruck – ausgehend von Dan 7,13–14 – in eschatologischem Sinne und in Verbindung mit dem Messias (bSan 98a: „Wie ein Menschensohn kam er mit den Wolken des Himmels heran“; vgl. Anm. zu 10,23; vgl. Mt 16,27 sowie Ps 62,13; Spr 24,12; Röm 2,6; 1Joh 2,28; Offb 2,23; 22,12). Vgl. „Übernatürliche Wesen“. 8,21–22Lk 9,57–62. Meinen Vater begrabe, vgl. 1Kön 19,19–21. Im Judentum gilt eine siebentägige Trauerzeit (hebr. schiva, übers. „sieben“; Jdt 16,24; Sir 22,12; ApkMos 43,3; bSan 47b). Lass die Toten ihre Toten begraben, jüdische Quellen betonen, dass es von größter Bedeutung ist, einen Leichnam zur Bestattung zu begleiten (bBer 18a, wo Spr 17,5 zitiert wird); Gen 25,9 bekundet, dass Abraham von seinen Söhnen begraben wird; Tob 6,13–15 enthält eine Erzählung über einen Sohn, der sich darum sorgt, dass im Falle seines Todes niemand seine Eltern bestatten könne. 8,23–27Mk 4,35–41; Lk 8,22–25. 8,24 Großes Beben, gr. seismos, sonst auch als „Sturm“ übersetzt; ein apokalyptisches Bild (vgl. Mt 24,7; 27,51; 28,2). Er aber schlief, das Entspannen in einer Notlage signalisiert Glauben (Lev 26,6; Ps 3,6–7; 4,9; Spr 3,24–26; Hiob 11,18–19; Apg 12,6). 8,26 [Er] bedrohte den Wind, Matthäus stellt Jesus – wie Gott – als Herrn über die Natur dar, wodurch er Jona übertrifft. 8,28–34Mk 5,1–20; Lk 8,26–39. 8,28 Gadarener, Menschen aus Gadara, einer Stadt 10 km südöstlich des Galiläischen Meeres (in Mk 5,1 wird die Stadt Gerasa genannt; vgl. Jos.Vit. 42). Matthäus hat gegenüber Markus den Namen des Schauplatzes abgeändert, vermutlich damit er zu den geographischen Details der Erzählung passt. 8,29 Ehe es Zeit ist, das Jüngste Gericht (äthHen 16,1; Jub 10,7–10). 8,31 Säue, Schweine sind nicht koscher (Lev 11,7; Dtn 14,8; Jes 65,4; 66,3.17; 1Makk 1,47; 2Makk 6,18–23); Gadara ist nichtjüdisches Gebiet. 8,32 Weg mit euch, die rabbinische Tradition überliefert eine Begebenheit, bei der R. Simeon b. Jochai mit diesem Befehl einen Exorzismus durchführt (bMeil 17b). Die ganze Herde […] ersoff im Wasser, die Erzählung veranschaulicht Jesu Macht über böse Geister; Schweine können schwimmen. 8,34 Baten sie ihn, dass er ihr Gebiet verlasse, ökonomische Interessen scheinen bei den Gadarenern stärker ins Gewicht zu fallen als Heilungswunder.