Kitabı oku: «Exil und Heimatferne in der Literatur des Humanismus von Petrarca bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts», sayfa 14

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Literaturverzeichnis

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Wesche, Markus: Formosissimus puer. Gedichte auf den Tod des Pagen Alessandro Cinuzzi 1474, Hamburg 2009 (Bibliothek rosa Winkel, Bd. 50).

Plutarchus exilium nostrum solatus est

Angelo Barbatos lateinische Übersetzung von Plutarchs Περὶ φυγῆς (1516)

Boris Dunsch (Marburg)

Am 12. Juni 1516 erschien in Rom bei Giacomo Mazzocchi die erste uns bekannte lateinische Übersetzung von Plutarchs De exilio (Περὶ φυγῆς). Ihr Übersetzer war Angelo Barbato,1 ein aus Padua2 stammender, heute nur wenig bekannter Humanist geistlichen Standes, als dessen Wirkungszeit sich grob das letzte Jahrzehnt des 15. und die ersten drei des 16. Jahrhunderts bestimmen lassen.3 Er widmete sein Werk Papst Leo X., dem vormaligen Kardinal Giovanni de’ Medici, der sich im dritten Jahr seines Pontifikats befand. Im vorliegenden Aufsatz sollen die Intentionen untersucht werden, die Barbato mit der Anfertigung dieser Übersetzung verfolgt haben könnte; in diesem Kontext werden die soziale Funktion, ein Patronageverhältnis zu den Medici zu etablieren oder auszubauen, und die Selbstdarstellung Barbatos als Gelehrter in den Blick kommen, nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass er selbst möglicherweise von Exil oder zumindest unfreiwilliger Heimatferne betroffen war und er die Exilthematik im Widmungsschreiben an den Papst direkt anspricht. Schließlich soll der lateinische Text der Übersetzung anhand einiger ausgesuchter Beispiele vorgestellt und kurz charakterisiert werden.

Barbatos Erfolg im Kontext der Plutarchrezeption im 16. Jahrhundert

Schon bald nach ihrer Erstpublikation erfreute sich Barbatos Übersetzung einer schnellen und nachhaltigen Popularität. Bereits 1517 wurde sie in Paris von Gilles de Gourmont und in Nürnberg von Friedrich Peypus erneut gedruckt. Ein Jahr später erschien sie in Basel bei Johann Froben in einer Auswahl lateinischer Übersetzungen aus den Moralia, die unter anderem von so illustren Gelehrten wie Erasmus, Melanchthon und Pirckheimer verfasst worden waren. Auch danach findet sie sich in wichtigen Anthologien lateinischer Plutarch-Übersetzungen, so z.B. in zwei Sammlungen aus Basel, gedruckt von Andreas Cratander (1530) bzw. Michael Isingrin (1541), im ersten Band der Anthologie von Sebastian Greyff (Lyon 1542), in einer von Michel de Vascosan gedruckten Pariser Anthologie (1544), in einer Auswahl von Johan Haynpol, die ebenfalls bei Isengrin erschien (1553–1555), schließlich in der zweisprachigen Genfer Plutarch-Gesamtausgabe von Henri Estienne (1572).1 Neue lateinische Übersetzungen von Περὶ φυγῆς legten 1570 Wilhelm Holtzmann (Xylander) und 1573 Hermann Crüser (Cruserius) vor.2 Auch ohne hier den Details der facettenreichen Rezeptionsgeschichte von Barbatos Übersetzung nachgehen zu können, lässt sich konstatieren, dass sie eine bemerkenswerte Karriere gemacht hat. So nimmt es nicht wunder, dass sich eine direkte Rezeption seiner Übersetzung z.B. bei Philipp Melanchthon,3 Konrad Peutinger,4 Johannes Castelius5 und Jacques Amyot6 nachweisen lässt.

Obwohl die Publikations- und Rezeptionsgeschichte der Übersetzung Barbatos sicherlich als Zeichen dafür gedeutet werden darf, dass man die Qualitäten seiner lateinischen Prosa zu schätzen wusste, ist ihre weite Verbreitung damit allein nicht erklärt. Vielmehr kann man spätestens seit Beginn des 16. Jahrhunderts allgemein einen weiteren Aufschwung des schon seit längerer Zeit bestehenden7 Interesses an Plutarch (zunächst vor allem an den Vitae) in Italien und, mit kurzer Verzögerung, auch in anderen Ländern wie Frankreich und Deutschland feststellen. Dieses Interesse manifestierte sich nicht zuletzt in einer Vielzahl lateinischer Übersetzungen einzelner Viten, aber auch einiger Traktate aus den Moralia.8 Übersetzungen dieser Art wurden zum einen als Hilfsmittel für den Unterricht im Griechischen verwandt,9 dienten aber zum anderen wegen ihrer mit zeitgenössischer Ethik weitgehend kompatiblen, gleichsam salonfähigen Inhalte10 auch als beliebte moralpädagogische Lektüren für den Nachwuchs der höheren Stände.11 Von dieser Entwicklung hat Barbatos Übersetzung profitiert. Sie war, so kann man sagen, zur rechten Zeit und am rechten Ort publiziert worden.

Im Laufe der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts hatten bereits Plutarchs Vitae, meist in lateinischen Übertragungen, die Aufmerksamkeit einer vergleichsweise großen Leserschaft gefunden,12 was nicht zuletzt den Bemühungen des florentinischen Kanzlers Coluccio Salutati (1331–1406) zu verdanken war.13 Ebenfalls in Florenz wurden einige Jahrzehnte nach Salutatis Zeit eine Reihe einzelner Biographien Plutarchs ins Lateinische übersetzt und verschiedenen Mitgliedern der Medici-Familie gewidmet. Im Laufe des 15. Jahrhunderts wurden auch Übersetzungen einzelner Traktate aus den Moralia angefertigt, so z.B. um 1440 eine des Septem sapientium convivium durch Giovanni Aurispa.14 In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wird die Beschäftigung mit den Moralia intensiver, was sich vor allem an der Zahl der ins Lateinische übertragenen Abhandlungen ablesen lässt.15

Mit der im Jahr 1509 bei Aldus Manutius gedruckten, von Demetrios Dukas16 besorgten Editio princeps17 der Moralia erfuhr diese Entwicklung weiteren Auftrieb. Mit der Publikation der Aldina lag der griechische Text in einer Gesamtausgabe vor, die in der Folgezeit viele Gelehrte zur Anfertigung lateinischer Übersetzungen einzelner Traktate aus den Moralia inspirierte. So hat z.B., den Trend der Zeit erkennend, Erasmus 1513–1526 bei Johann Froben lateinische Übersetzungen von elf Traktaten vorgelegt.18 Trotz beachtlicher Aktivitäten wie dieser war es, wie es scheint, vor 1516 zu keiner Publikation einer lateinischen Übertragung von Περὶ φυγῆς gekommen. Die Gelegenheit, eine solche zu publizieren und sich auf diese Weise in den zeitgenössischen gelehrten Diskurs einzuschreiben war also günstig. Barbato hat sie erkannt und ergriffen. Im Folgenden sollen zunächst die Intentionen, die Barbato mit der Anfertigung der Übersetzung und ihrer Zueignung an den Papst verfolgt hat, näher untersucht werden.

Barbatos Intentionen – Eine Untersuchung des Widmungsschreibens an Leo X.

Barbato widmete seine Übersetzung Papst Leo X. Dass er mit dieser Zueignung weiter gehende Zwecke verband, macht bereits der Titel der Dedikation deutlich, in dem er von seiner seiner Mittellosigkeit spricht und den Text geradewegs als supplicatio bezeichnet: AD LEONEM DECIMVM PONTIFICEM / maximum Angeli barbati pro inopia sua inplu-[sic]/tarchi exilium supplicatio.1 Gleich in den ersten Sätzen der Widmung nimmt er einen möglichen Einwand vorweg, den man gegen die Zueignung an den Papst anführen könnte: Etsi hoc Plutarchi de exilio opusculum, summe Pontifex, minime ad te pertinere videtur, quem deus optimus maximus in patriam restituit et in terris principem locum tenere voluit, id tamen non minus iure quam necessitate tibi potissimum nuncupamus. Es könnte scheinen, heißt es, dass dieses kleine Werk Plutarchs über das Exil sich in keiner Weise zur Person des Papstes in Beziehung setzen lasse. Schließlich habe der allmächtige Gott ihn nicht nur in sein Vaterland zurückkehren lassen, sondern ihn mit der Berufung ins Papstamt an die bedeutendste Position der Welt gestellt. Hier spielt Barbato auf das Exil an, in dem sich die aus Florenz geflohenen Medici von 1494 bis 1512 befunden hatten.2 Wie sehr das Exil-Thema auch zu dieser Zeit noch in der Familie der Medici aktuell war, belegt zum einen die 1522 erfolgende Publikation des Medices Legatus de exsilio des Petrus Alcyonius,3 zum anderen ein von Leo X. in Auftrag gegebenes Fresko Franciabigios, das die Rückkehr Cosimos des Älteren nach Florenz darstellt, nachdem dieser 1433–1434 ins Exil in Venedig gezwungen worden war.4 Barbato verwahrt sich auf diese Weise indirekt dagegen, dass er mit der Bezugnahme auf das Exil Kapital schlagen möchte. Im Gegenteil, so behauptet er, erfolge die Widmung der Schrift an Leo mit gutem Recht, iure, und nicht bloß wegen einer persönlichen Zwangslage, necessitate, des Autors.

Dann führt er den ersten Aspekt aus und begründet, weshalb die Widmung an den Papst zu Recht erfolge:

Iure etenim Medicum familiae praeclarissimae debetur quicquid litterarum Graecarum adhuc extat. Quarum nullum vestigium reliquum esset, nisi Laurentius pater tuus, vir nunquam satis laudatus, non privati civis, sed summi optimique imperatoris opus executus, eas e Turcarum manibus vendicasset, grandi proposita pecunia, ut boni authores, qui impiissimae gentis armis oppressi, inter cadavera urbium quasi sepulti iacerent, prodirent in lucem et Florentiae urbis Italiae florentissimae et per totam Italiam et, quam late Christianorum imperium patet, semina illa omnium liberalium artium omniumque virtutum propagarentur, quando in Graecia, ubi diu floruerant, tanto Christiani nominis hostium incendio devastata et ad sterilem quendam litterarum squalorem deducta, amplius germinare non possent.

Die Existenz aller griechischen Schriften, die es überhaupt gebe, sei mit Recht den Medici geschuldet, so der hyperbolische Auftakt. Denn der Vater des Papstes, Lorenzo il Magnifico (1449–1492), habe nicht mit den normalen Kräften eines Privatmanns, sondern mit denen eines mächtigen und tugendhaften Herrschers diese wertvollen Schriften unter Aufwendung großer Finanzmittel aus den Händen der Türken gerettet. Hiermit meint Barbato vor allem die Missionen, auf die Lorenzo den griechischen Humanisten Janos Laskaris (1445–1534) in den Jahren 1490 und 1491 geschickt hatte, um mit Sultan Bayezid II. (1447/48–1512) und anderen, z.B. den Mönchen auf dem Athos, über Ankäufe griechischer Handschriften zu verhandeln.5 Diese Missionen waren in der Tat sehr erfolgreich gewesen. Dennoch ist es eine übersteigerte Artigkeit, wenn Barbato sagt, es sei ausschließlich Lorenzo de’ Medici zu verdanken, dass die Saat der guten Autoren und aller Artes liberales, die in den Trümmern der eroberten Städte des byzantinischen Reiches gleichsam beerdigt gelegen habe, jetzt in Florenz, in Italien und in allen Ländern der Christenheit wieder ans Licht gelange, da sie in Griechenland, wo sie so lange in Blüte gestanden habe, nicht mehr weiter fruchtbar sein könne.

Bemerkenswert ist, dass Barbato in diesem Kontext zwar auf die Missionen von Laskaris Bezug nimmt, ihn aber nicht nennt, obwohl dieser schon 1513 vom neu gewählten Papst nach Rom berufen worden war und dort, wie z.B. auch Pietro Bembo, zum inneren Zirkel der Humanisten um Leo gehörte. Er nahm eine bedeutende Position in dessen Bildungs- und Kulturpolitik ein, gerade auch im Zusammenhang mit dem vom Papst gegründeten Collegium Graecum ad Caballinum Montem.6 Diese Leerstelle im Text fällt auf; sie mag darauf hindeuten, dass Barbato zu Laskaris keine (oder wenigstens keine enge) Beziehung besaß. Man könnte zwar auf den Gedanken kommen, das Schweigen über Laskaris als Ausdruck einer Konkurrenz zwischen ihm und Barbato zu deuten; dies will aber angesichts der deutlich weniger prominenten Rolle Barbatos nicht recht einleuchten. Darüber hinaus würde eine Nennung von Laskaris natürlich Lorenzos eigenes Verdienst schmälern; auch das konnte nicht im Interesse Barbatos liegen.

Völlig zu Recht also, so fasst Barbato diesen blumig-panegyrisch formulierten Teil seiner Widmung zusammen, solle das, was ohnehin sein sei (in diesem Fall also die Schrift De exilio, von der hier stillschweigend – und unzutreffend – angenommen wird, sie sei erst mit Laskaris nach Italien gelangt), vom Namen des Papstes schon in der Überschrift geschützt publiziert werden, wenn auch eigentlich als eine zu geringe Gabe für den allergrößten Pontifex. Aber, so führt Barbato die Bescheidenheitstopik weiter, auch Gott selbst nehme ja von denen, die Gold und Silber nicht aufbringen könnten, die Gabe von Weihrauch und Kerzen an, und er erhöre die Bitten der einen nicht weniger als die der anderen, ohne einen Unterschied zwischen der Größe ihrer Gaben zu machen:

Quare iure optimo, rei Christianae praesul sanctissimae, quod tuum est, in prima statim fronte tuo nomine munitum exire debet, parum id quidem Pontifici maximo; sed et deo, cuius vicarium geris, qui aurum vel argentum offerre nequeunt, thus aut ceram offerunt, nec minus quam ceteri exaudiuntur.

Hier greift Barbato seine bereits in der Überschrift thematisierte inopia auf und verbucht sie im christlichen Sinne als positives Argument auf seiner Seite.7 Zugleich beeilt er sich anzufügen, dass er weitere kleine Werke in Arbeit habe, de iustitia, de pluto und de symposiis. Dies sei nichts von der Art, was andere dem Papst zum Geschenk machen könnten, aber eben jene Art von Gabe, die literarisch Gebildete machten, die nichts anderes besäßen, was sie geben könnten:

Paramus tamen et alia quaedam, opusculum de iustitia, de pluto, de symposiis, quae munuscula si et ipsa non id genus sunt, qualia offeruntur ab aliis, ignoscas quaeso, quando litterarum studiosis nihil aliud est, quod offerant.

Die Werke, von denen hier die Rede ist, lassen sich nicht eindeutig identifizieren.8 Sollten weitere lateinische Plutarch-Übersetzungen gemeint sein, so wäre bei de iustitia an περὶ δικαιοσύνης πρὸς Χρύσιππον zu denken, eine Abhandlung, von der sich allerdings kaum etwas erhalten hat. Mit de pluto könnte Plutarchs κατὰ πλούτου gemeint sein, aber auch dieses Werk ist nur in spärlichen Fragmenten überliefert. Vielleicht ist eher an die Schrift περὶ φιλοπλουτίας (mor. 523 C bis 528 C) zu denken. Dem Titel de symposiis ließen sich verschiedene Schriften Plutarchs zuordnen, z.B. die umfangreichen Συμποσιακὰ προβλήματα, die aber in keiner Weise als opusculum zu bezeichnen wären, oder aber das Τῶν ἑπτὰ σοφῶν συμπόσιον (mor. 146 B bis 164 E).9

Nun wendet sich Barbato dem zweiten Aspekt zu, der necessitas, die ihn zwinge, sein Werk Leo zu widmen. Hier macht er zwei interessante autobiographische Aussagen. Er erwähnt sein eigenes Exil, in das er nicht aufgrund eines von ihm begangenen Verbrechens, sondern wegen eines Mangels an finanziellen Mitteln und einer durch Kriege verursachten Unruhe geraten sei. Beide Umstände werden in einem Zuge genannt, so dass der Eindruck entsteht, dass letzterer Ursache für ersteren ist:

Nam et necessitas, quae ad hoc de exilio opusculum tibi dedicandum nos impulit, ea fuit, ut exilium nostrum non ullo scelere, sed rerum penuria et bellorum tumultu, quod Plutarchus, dum a me, quoad fieri potuit, Latine loqui docetur, verbis solatus est.

Mit dem tumultus bellorum meint Barbato sicherlich den erbitterten Kampf um Padua, das im September 1509 von den Kräften der Liga von Cambrai unter Führung Maximilians I. im Kampf um die terra ferma Venedigs belagert wurde. Im Zuge dieser Belagerung musste auch das Studium Patavinum schließen, und der Lehrbetrieb kam zum Erliegen. Infolgedessen verließen nicht wenige Gelehrte die Stadt, so z.B. Marcus Musurus (ca. 1470–1517), der nach Venedig ging, um dort mit Aldus Manutius zusammenzuarbeiten, und schließlich 1516 nach Rom kam.10 Mir scheint im übrigen einiges dafür zu sprechen, dass Barbato ein paralleles Schicksal gehabt haben und dieselben Stationen von Padua über Venedig nach Rom durchlaufen haben könnte wie Musurus.11 Die Auseinandersetzungen zwischen dem Reich und Italien zogen sich jedenfalls bis 1516 hin. Tatsächlich lässt sich also sagen, dass sich Barbato, wenn man seinen Angaben glauben will, in Rom in einer Art Exil und in einer nicht von ihm selbst verschuldeten Notlage befand.

Im zweiten Teil der Periode schließt sich in hoher sprachlicher Verdichtung die andere bemerkenswerte Selbstaussage Barbatos an: In diesem Exil habe Plutarch ihn mit seinen Worten getröstet, exilium nostrum […], quod Plutarchus […] verbis solatus est, während er den Griechen, soweit er es vermochte, gelehrt habe, Latein zu sprechen. Zunächst behauptet Barbato hier, dass er sich mit der Abhandlung Plutarchs beschäftigt habe, um selbst aus ihr Trost zu schöpfen. Indem er auf diese Weise die Lektüre von De exilio zu seiner persönlichen Situation in Bezug setzt, vermittelt er auf geschickte, indirekte Art den Eindruck, dass ihre Auswahl für eine dem Papst zu dedizierende Übersetzung weder aus Kalkül geschah noch willkürlich war, sondern sich auf authentische und nachvollziehbare Weise aus seiner eigenen Lebenssituation ergab. Zugleich zeigt er sich dem Adressaten im Habitus eines Humanisten, der sich, um Trost zu empfangen, der Lektüre der Alten, besonders der Griechen, zuwendet. Die metonymisch realisierte fictio personae Plutarchs als jemandem, der Barbato unmittelbar tröstet, unterstreicht das auf diese Weise geradezu ins Präsentische gehobene Nahverhältnis zwischen beiden. In diesen Ausdruck inszenierter Emotionalität flicht Barbato einen Temporalsatz ein, dessen Inhalt eine ‚metatranslatorische‘ Bemerkung ist, die eine Art von Gleichrangigkeit zwischen dem tröstenden Griechen und dem ihn übersetzenden Italiener herstellt: Plutarch habe ihn getröstet, während er Plutarch gelehrt habe, Latein zu sprechen. Implizit erhebt Barbato hier, nicht ohne eine formelhafte Bekundung von Bescheidenheit, quoad fieri potuit, den Anspruch, ein fidus interpres zu sein.12 Seine Übersetzung von De exilio stellt sprachlich das dar, was Plutarch gesagt hätte, wenn er es auf Latein hätte sagen können. Diese Bemerkung Barbatos ist nicht ohne Pointe, da Plutarch in seiner Demosthenesvita von sich selbst sagt, er habe erst im fortgeschrittenen Alter begonnen, sich mit lateinischen Autoren zu beschäftigen, bei deren Lektüre er nicht so sehr aus den Worten den Sinn, sondern mittels des ihm bekanntes Sinnes die Worte erfasst habe. Für ein tieferes Eindringen in die lateinische Sprache fehlten ihm jedoch die Muße und Aufnahmefähigkeit der Jugend (Dem. 2, 2–3). Es ist möglich, dass Barbato diese Bemerkung kannte und hier auf sie anspielt. Mit seiner Aussage, er habe Plutarch gelehrt, sich lateinisch auszudrücken, erhebt Barbato en passant übrigens auch den Anspruch, ein kompetenter Sprachlehrer zu sein.

Indes, dieses Niveau einer rhetorisch gelungenen, sein eigentliches Anliegen geschickt couvrierenden Supplikation hält Barbato nicht weiter durch. Vielmehr wendet er sich nun direkt an Leo:

Tu, Pontifex sanctissime, re aliqua soleris et sacerdoti iam in omni rerum inopia consenescenti, tua in bonorum morum et litterarum studiosos liberalitas tantum ex tot tantisque ecclesiasticis bonis tribuat, quantum ad frigus diramque famem propellendam satis sit.

Der Papst möge ihm, den Plutarch mit Worten, verbis, getröstet hat, mit nennenswerter Sachhilfe Trost spenden, re aliqua soleris. Diese Anspielung auf das aus Rhetorik und Übersetzungstheorie seit der Antike bekannte Begriffspaar von res und verba13 mutet trotz ihrer Gelehrsamkeit etwas zu unvermittelt und fordernd an. Der Papst solle einem in die Jahre kommenden Priester, dem es an allem mangele, in seiner bekannten Freigebigkeit gegenüber denen, die sich um gute Sitten und kulturelle Bildung bemühen, wenigstens so viel aus dem großen Vermögen der Kirche zukommen lassen, dass Kälte und schrecklicher Hunger vertrieben werden könnten.

Schließlich aber, so lässt Barbato den letzten Teil seines Dedikationsschreibens mit einer seit der Antike belegen Schlussformel beginnen,14 sei der Prolog jetzt schon länger als das durch ihn eingeleitete Theaterstück,15 woraufhin er seinen Text mit einer Grußformel an den Adressaten ausklingen lässt, die eine Reihe floskelhafter Verherrlichungen des Papstes und der Medici als den größten Förderern aller Bildung enthält:

Sed quoniam iam prologus fabula longior, quam diutissime et felicissime valeas, Pater beatissime, litteratorum decus et praesidium, et vigeat semper et floreat Medicum nomen et gloria, quorum patrocinium iam pridem litterarum studia, ne pereant, fovet et alit.

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