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Die Inspiration der Existenzphilosophie

Der Existentialismus hat wesentlich zur Entwicklung der humanistischen Psychologie und Pädagogik beigetragen und spielte auch eine wichtige Rolle in der Gestaltpsychotherapie, deren Schöpfer - F. S. Perls (2002, S. 80) - fest stellte, dass die Essenz dieses Ansatzes das Bewusstsein der individuellen Person ist und dass die existentielle Phänomenologie der erste und unverzichtbare Schritt auf dem Weg zur Erkenntnis von allem ist, was es zu erkennen gibt. Ohne Zweifel ist diese Annahme der Gestaltpädagogik nahe. Die Existenzphilosophie übte einen signifikanten Einfluss auf die Geisteswissenschaften und die psychologischen Gedanken im 20. Jahrhundert. aus. Die Entstehung des existenziellen philosophischen Denkens verdanken wir Søren Kierkegaard (1988), der den abstrakten, in der Philosophie Georg Hegels enthaltenen Rationalismus kritisierte. S. Kierkegaard zeigte eine subjektive, persönliche Dimension des menschlichen Lebens auf als ein Gegengewicht zu dem Hegelschen Begriff des absoluten Geistes. Er verwendete das Konzept der existierenden Einheit, die wiederum Gabriel Marcel1 inspirierte, der philosophischen Richtung den Namen Existentialismus zu geben. Unter den führenden Existentialisten sind auch Karl Jaspers, Martin Heidegger, Martin Buber, Gabriel Marcel, Jean P. Sartre und Albert Camus erwähnenswert. Aber es ist bemerkenswert, dass die existentiellen Ideen schon in den Werken von Friedrich Nietzsche und Dostojewski enthalten waren. Auf die Vielfalt der existentiellen Gedanken wies Emmanuel Mounier (1964) in seiner Abhandlung "Eine Einführung in den Existentialismus" hin. Er betonte, dass der Existentialismus sich in zwei Hauptlinien entwickelte: der christlichen und der atheistischen. Ein Beispiel ist die Ablehnung des Dogmas und die Annahme eines eigenen, persönlichen Wegs zum Glauben -wie bei S. Kierkegaard oder wie bei J. P. Sartre -eine Negierung der absoluten Wahrheiten und allgemeingültigen Regeln sowie die Behauptung der Notwendigkeit jedes Menschen der Bestimmung der eigenen Rechte und des Beimessens der Bedeutung. In beiden Fällen sprechen wir über die grenzenlose Freiheit des Individuums beim Treffen seiner Entscheidungen.

Der Vielzahl der existentialistischen Strömungen mangelt es an einem einheitlichen begrifflichen Apparat. Die Vielfalt von Akzenten, die die Varianten des Existentialismus charakterisieren, kann die Illusion der terminologischen Verwirrung schaffen.

Aber ohne Zweifel ist der Existentialismus eine philosophische Strömung, die sich mit Phänomenen beschäftigt - zuständig für alles, was lebendig, menschlich, existierend ist. Laut Gerard L. Guteks (2003, S. 111) Definition kann der Existentialismus im Ganzen genommen verstanden werden „als eine Art philosophischer Spekulation, die auf einer Gegenüberstellung beruht von einer einzigartigen und freien Individualität und der Herde, der Menge oder Masse der Gesellschaft“.

„Der Existentialismus nimmt auch an, dass alle Menschen die volle Verantwortung für den Sinn ihrer Existenz und Selbstbestimmung tragen". Der Existentialismus weist die primäre Rolle der menschlichen Subjektivität nach und beschäftigt sich mit der philosophischen Reflexion über das Leben, deren grundlegendes Merkmal ein individueller, subjektiver Standpunkt jedes Menschen ist. Mit den Worten von M. Stras-Romanowska (1996, S. 19) nennen Philosophen Existenz „Erleben der Welt und sich selbst in der Welt, anders gesagt, ein bewusstes Dasein und die damit

verbundenen freien Wahlmöglichkeiten“. Daher ist mit dem Existentialismus untrennbar die Annahme verbunden, dass im internen emotionalen Aspekt ein Mensch immer frei ist. Der Mensch ist somit das von der Definition her freie Wesen. Die existentielle Haltung eines Menschen basiert auf seiner persönlichen Selbst-Reflexion über den Sinn seiner Existenz, über Gefühle, Ereignisse, etc. (G. L. Gutek - 2003, S. 117). Da die Existentialisten es ablehnen, die Existenz von externen Kriterien, Wahrheit und Lüge, Gut und Böse überprüfen zu lassen, so ist ein Bezugspunkt für alle gleich - der Mensch selber. Und so machen Existentialisten auch im Denken über Bildung aufmerksam auf die Bildung einer voll authentischen Person, im Bewusstsein ihrer Freiheit und dass jede Wahl ein Akt der Schaffung eines einzigartigen Wertes ist. Die Folge dieses Denkens über die Freiheit des Individuums ist der Charakter der Beziehung des Individuums zu dem sozialen Umfeld und den anderen Menschen. Ein Existentialist soll vor allem Menschen und ihre Erfahrung ernst nehmen. Einer der grundlegenden Aspekte des existentialistischen Denkens ist die Bedeutung des Individuums, weil diese als ein Individuum existierende Person für S. Kierkegaard ein grundlegendes existentiales Problem ist. Und man kann hier wichtige Grundlagen der existentiellen Gedanken angeben: die Erste ist die Bedeutung von Freiheit und Selbstbewusstsein, die Zweite - aufgrund der ersten - ist die Tatsache, dass die Verantwortung ein Ergebnis der Freiheit ist, und jeder Mensch frei und gleichzeitig verantwortlich für seine Wahl, sein Handeln und deren Authentizität ist. Es ist nämlich jeder verantwortlich für seine eigene Existenz.

Zu den wichtigsten Annahmen des Existentialismus gehört die Formel: dass der Existenz die Essenz vorausgehe. Das ist so zu verstehen, dass wir uns selbst als das Einzelne bilden. Zum Beispiel verkörpert Heideggers Denken die Behauptung, dass „(…) für jeden sein Dasein, sein Wesen (Essenz), die Art und Weise, auf welche er sein Leben prägt, seine Art ist zu existieren“; in der Formulierung von Sartre hingegen heißt es: "wir selbst >> entscheiden <<, was wir sind" (siehe T. Honderich - 1998, S. 174).

Heideggers Existenzphilosophie wird als metaphysisch bezeichnet, weil darin - im Gegensatz zur traditionellen Erkenntnistheorie - die menschliche Wahrnehmung von Realität und ihrer Existenz rein subjektiv ist.

M. Heidegger nach sind alle Aspekte des Lebens jedes Menschen das Objekt seiner Wahl. Unser Wissen über die Welt ist nicht wichtig, sondern unser Dasein, unser Leben - anders gesagt - unsere Existenz. Unsere persönliche Existenz ist das, über das wir uns am meisten direkt und klar bewusst sind. Wir nehmen die Welt nicht von außen wahr, sondern wir sind in ihr. Hinzu kommt, dass wir nicht in der Welt als isolierte Individuen leben, sondern mit anderen in Verbindung treten, nach einem individuellen und unwiederholbaren Stil der Existenz suchend und ihn findend (siehe T. Honderich - 1998, S. 322-327, B. Magge - 2000, S. 211-213). M. Heidegger geht davon aus, dass die menschliche Existenz eine Existenz in der Zeit ist – so hat das Dasein eine dreifache Struktur, deren Elemente der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft entsprechen. Allzu oft aber sind die Menschen von ihrer ursprünglichen, ganzheitlichen Natur entfremdet. Die Rückkehr zur ihr stellt - wie M. Heidegger definiert – „die Erlaubnis zur Existenz" dar. Dies bedeutet nichts anderes als die Öffnung zu sich selbst. Diese Existenz muss in der Ganzheitlichkeit verstanden werden, was auch bedeutet unter Berücksichtigung des Endes dieser Zeit oder des Todes. Die Akzeptanz dieser Wahrheit verleiht dem Leben individuellen Sinn und die Zeit der Existenz bekommt dann Inhalte. Davon überzeugt unter anderem die Arbeit von Agnieszka Widera-Wysoczańska (2000), die den theoretischen und empirischen Aspekten des Lebens und des Todes gewidmet ist. Ihre Annahmen beruhen auf den Ansichten der Humanistischen und Existenziellen Psychologen, die eine ganzheitliche Sicht des Menschen unterstreichen und auch die Bedeutung des Endes des Lebens betonen - als eine bedeutende existentielle Tatsache. Ein Mensch ist also eine Person, die ein unteilbares Ganzes bildet und alle Fakten seiner eigenen Existenz durchmacht (überlebt). A. Camus (1993) betont wiederum in seinem existenziellen Denken, von Rebellion und einem Sinn für das Absurde markiert, den Relativismus, der paradoxerweise eine Art von Vertrauen der Existenz des Menschen in der Welt sein soll. Ein Lebensweg ist die Akzeptanz des Individuums, der eigenen Menschlichkeit, so wie sie ist, d. h. fragmentarisch und an seinem Dasein leidend (siehe Glossar der philosophischen Werke - 2001, S. 31). Dies legt Gedanken über die Auswirkungen der Werke von M. Proust und Nietzsches auf die Ansichten von A. Camus nahe.

Es ist auch Simone de Beauvoir erwähnenswert2 , die seit vielen Jahren in der persönlichen Beziehung mit dem mehr als sie selber bekannten J. P. Sartre einen bedeutenden Einfluss auf seine Ideen und Kreativität ausübte (T. Honderich - 1998, S. 136-137). Obwohl sie selbst unterstreicht, dass sie seine Schülerin sei, kann man eher über ihre kreative Zusammenarbeit mit J.P. Sartre sprechen, der immer ihr als erster seine Werke zur Kritik und Debatte präsentierte.

Am meisten ist sie als eine Sprecherin für den Feminismus bekannt geworden, präsentierend eine existenzielle Sicht über die Situation von Frauen, wonach die von Männern regierte Welt den Frauen den Status der Anderen zuwies und Frauen in der Tat selbst für diese Situation verantwortlich waren, weil sie „statt Selbstüberschreitung Sicherheit wählten". In ihren späteren, reifen Werken folgerte sie, dass jeder Mensch - unabhängig vom Geschlecht - in seinen Entscheidungen weitgehend von den sozialen Bedingungen abhängig ist.

Im Ausblick auf das Problem der Freiheit des Individuums, blieb sie in Opposition zu J. P. Sartre, der behauptete, dass „ein Sklave in Ketten so frei wie sein Herr ist", während ihrer Meinung nach, in diesem Sinne - uneingeschränkte Freiheit - weder eine Gefangene, noch eine Konkubine in einem Harem haben. Sie unterschied zwischen zwei Arten von Freiheit: Die erste - die Fähigkeit bestehende Verhältnisse zu ändern - und die andere - die Fähigkeit, sie richtig zu nutzen.

Die Essenz dieser Übersicht enthalten ihre Worte: „Der Mensch ist der einzige und souveräne Meister seines Schicksals, wenn er nur will, so behauptet es der Existentialismus; darin liegt wohl Optimismus." (S. de Beauvoir - 1998, S. 179). Es wird angenommen, dass J. P. Sartre gerade von S. de Beauvoir inspiriert wurde, ein wichtiges existentielles Argument über die subjektiv wahrgenommene persönliche Freiheit des Einzelnen zu formulieren, die zwangsläufig mit der Freiheit der anderen Menschen verbunden ist.

Philosophisches Denken des Existentialismus basiert also auf der Phänomenologie und betont ihre Bedeutung als primäre Grundlage für das Verständnis der einzigartigen Erfahrung des einzelnen Menschen. Daher sieht man auf die Ereignisse, die analysiert werden, auf die Realität eher aus der Perspektive der Bedeutung, welche sie für eine bestimmte Person haben, als im Sinne der objektiven Erkenntnis, einer wissenschaftlich fundierte Definition oder der Bestätigung der hypothetischen Urteile. Schlüsselhaft sind für den Existentialismus die individuelle, persönliche Art der Erfahrung der Wirklichkeit und das Sinngeben jedem erlebten Phänomen.3

Der Existentialismus wurde eine wichtige philosophische Inspiration für humanistisch orientierte Psychologie und Pädagogik4. Solche Begriffe wie Bewusstsein eigener Existenz und Subjektivität erwarben neue Bedeutungen. Die Person ist in existentieller Hinsicht ein freies, offenes, intelligentes, kreatives und reflexionsfähiges Wesen, fähig, sich selbst zu bilden. Sie erlebt sowohl Glück, als auch dass sie existenzielle Krisen und Probleme durchmacht.

Das Wesen des menschlichen Daseins ist das Bewusstsein seines eigenen Schicksals, das eine Person als Subjekt definiert.

Eine Manifestation dafür ist die Fähigkeit des Individuums zum Bewusstsein und zum Erleben der eigenen Existenz, das Fühlen seiner Besonderheit, Kontinuität, Konsistenz und Intimität.

Es ist äußerst wichtig aus der Sicht des Gestaltansatzes und in den von mir unternommenen Forschungen, das Konzept des Überlebens zu klären, als einen umfassenden, hoch komplexen Prozess des Stellungsnehmens des Menschen zu den Tatsachen der Welt um ihn herum.

Der Mensch wird als eine Gesamtheit von psychischen und menschlichen biophysikalischen Phänomenen gesehen, bestehend sowohl aus den Inhalten und den Handlungen - traditionell zu kognitiven Prozessen (z.B. Wahrnehmung, Gedächtnis, Gedanken) gezählten - als auch emotionalen Erlebnissen, körperlichen Empfindungen, Absichten und allen anderen darin eingestuften Erscheinungen (siehe A. Widera-Wysoczańska - 2000, S. 58-59). Spuren dieser Erfahrungen verschwinden nicht, sondern bleiben irgendwie in der menschlichen Psyche und Körperlichkeit eingeschrieben - und diese sind das Thema meines Forschungsinteresses. Die persönlichen Bedeutungen, die das Individuum unter dem Einflusse der individuellen Erfahrung sich selbst und der umgebenden Welt gibt, bilden ein subjektives Kriterium der Wahrnehmung und Interpretation der eigenen menschlichen Erfahrungen und der den Menschen umgebenden Wirklichkeit. Dieses Wissen benutzte A. Widera-Wysoczańska (2000) in ihrer hermeneutischen Analyse des Phänomens des Übergangs und des Endes des Lebens. Die Autorin wies darauf hin, dass viele Psychologen den persönlichen, durch die Sprache der Metapher ausgedrückten Symbolen große Bedeutung geben. Denn sie sind Vermittler zwischen persönlichen Erfahrungen und Bedeutungen des Subjekts und der außersubjektiven Realität. Daher bildet die Auffassung, dass die Inhalte der menschlichen Erfahrung symbolisiert werden, nicht nur eine philosophische Behauptung, sondern sie ist auch eine wichtige Säule der Gestaltpädagogik.

Zusammenfassend lässt sich sagen: es scheint, dass wir uns für ein volles Verständnis der Gestaltpädagogik auf die Ideen des Buddhismus, der Ganzheitlichkeit und des Existentialismus beziehen müssen. Zu einem philosophischen Leitfaden wird das Nachdenken über das gesamte Verständnis der Welt und eine Reflexion über das Leben, dem jeder Mensch einen einzigartigen Sinn gibt5.

Ivica Kolečáni Lenčová (SK)
Gestaltpädagogik und Fremdsprachenlernen
Einführung in die Problematik

Die derzeitige dynamische Entwicklung der Gesellschaft, historische Veränderungen und laufende Innovationen verlangen die Vertiefung von demokratischen Beziehungen, eine Zivilisation, in der die Meinungspluralität akzeptiert wird, Vielfältigkeit von Kulturen, Vielgestaltigkeit der Welt, die nicht ohne Toleranz, Empathie und Kulturbewusstheit zu realisieren sind (Lenčová, 2010).

Durch die gesellschaftlich-ökonomischen Veränderungen wurden in der Slowakei neue Bedingungen für eine neue „Philosophie der Schule“ geschaffen - die traditionelle, auf die Leistungen orientierte Zielsetzung wird durch die humanistische Orientierung ersetzt, in der Erziehungswerte, Erlebnissphäre des Lernenden und Attraktivität des Unterrichts einen festen Platz haben. In der pädagogischen Praxis spielen Aktivität, Selbstständigkeit, Selbstverantwortung und Kreativität der Lernenden eine wichtige Rolle. Diese werden von den Arbeitsformen und Methoden des Lehrenden mit bestimmt und sind sehr eng an seine Persönlichkeit gebunden. Funktionen des Lehrenden als Wissensvermittler oder Kontrolleur werden durch andere wichtige Funktionen als Partner, Berater und Helfer ergänzt. Das transmissive edukative Modell wird durch das kommunikative interaktive Modell ersetzt (vgl. Homolová 2004). Neben der Fachkompetenz tritt die psychodidaktische Kompetenz in den Vordergrund (geeignete Bedingungen für den Lernenden zu schaffen, sein kreatives Denken zu aktivieren,…), die kommunikative Kompetenz gegenüber den Lernenden und Kollegen, die Kompetenz der Selbstreflexion (auf Grund der Selbstreflexion zu Schlussfolgerungen zu kommen, seine Arbeit innovieren, modifizieren zu können). Nur das Ausführen von Funktionen, Kompetenzen oder Kriterien selbst reicht nicht, wichtiger ist ihre Applikation in den konkreten pädagogischen Situationen als Ausdruck von neuen Beziehungen zwischen dem Lehrenden und dem Lernenden in Form der humanistischen Unterrichtsverfahren und Interaktionen. Dominierend sind die Lernenden mit ihren Interessen, Fähigkeiten und Wünschen unter der Bedingung des gegenseitigen Verständnisses und des Respekts zwischen ihnen und dem Lehrenden.

Die Vision der Schule der Zukunft ist die kreative Schule, in der „das Gedächtnisparadigma durch das Paradigma des kreativen Denkens und des verantwortlichen Tuns - mit dem Akzent auf der emotionalen und moralischen Entfaltung der Schülerpersönlichkeit - ersetzt wird. Statt des Enzyklopädismus werden Kreativität, Humanismus und Freude am Lernen präferiert“ (Petlák 2000, S. 105).

Die heutige Philosophie und fachliche Überzeugung über die Sinnhaftigkeit der neuen Orientierung ist nach Kosová (2006, S. 10) dadurch charakterisiert, dass der Akzent gelegt wird „auf die Aktivität, die Freiheit der Persönlichkeit und ihre Kraft, ihre eigene progressive, kreative Lebensweise für das Leben im neuen Jahrtausend zu entwickeln“.

Im Jahre 2002 wurde durch den Nationalrat und die Regierung der Slowakischen Republik Das Nationalprogramm der Erziehung und Bildung in der Slowakischen Republik für die nächsten 15 – 20 Jahre, Projekt Milénium genannt, eingeführt. In diesem Projekt wurden neue Wege und Ziele der Schule angeführt - im Einklang mit der Humanistischen Pädagogik unter der Berücksichtigung der transformativen und zukünftigen Aufgaben unseres Schulwesens und der neuen Trends im Bereich Bildung und Erziehung. Die Leitidee ist die Humanisierung der Schule, die die gleichzeitige Verwirklichung im ganzen Schulsystem und in der Arbeit der Lehrkräfte konkret voraussetzt. Im Teil Allgemeine Ziele und Prinzipien des Projekts Milénium wird dargelegt, dass man neue Methoden, u.a. Methoden der Entwicklung der emotionalen Intelligenz, Metamotivation, Prosozialisation, Kreativität und der hohen ethischen Verantwortung anwenden sollte.

Fremdsprachenlernen und gestaltpädagogische Ansätze

Die aktuellen pädagogischen Fragen und didaktisch-methodischen Fragen der Fremdsprachendidaktik, die zusammenhängen, knüpfen an die Umgestaltung der Bildung und der Erziehung in Richtung Humanisierung und Förderung der Kreativität und Emotionalität an. Die Fremdsprachendidaktik spiegelt in jeder Zeit die gesellschaftlich-politischen Forderungen wider, die die Gesellschaft in den legislativen Dokumenten zum Ausdruck bringt. Sie steht in enger Verbindung mit Bezugsdisziplinen wie Neurowissenschaften, Psycholinguistik und kognitive Psychologie, deren neueste Erkenntnisse in die edukative Realität einzubauen sind. Theoretische Konsequenzen sollen in ihrer transformierten Form (als methodisch-didaktische Implikationen) in die schulische Praxis zurückwirken. Das Ideal, dem im modernen Fremdsprachenlernen gefolgt wird, ist die ganzheitliche Entwicklung der Schülerpersönlichkeit, die ausgeglichene Entfaltung der informativ-bildenden und der formativ-entwickelnden Sphären. „Eine der Aufgaben des Lehrers der humanistisch orientierten Schule ist es, offen gegenüber den Schülerbedürfnissen zu sein und die Schüler möglichst zur Orientierung an den höheren Bedürfnissen anzuregen“ (Lenčová 2006, S. 51). In einem so orientierten Unterricht fällt den künstlerischen Medien (Literatur, bildende Kunst etc.) dank ihres Reichtums an Werten, die die einfache Darstellung der Realität überschreiten, eine spezifische Funktion zu. Kunstwerke mit ihren Botschaften und Signalen geben dem Lehrenden ein wirkungsvolles Medium in die Hand, den Lernenden zu aktivieren, seine emotionalen Sphären zu fördern und dadurch den Unterricht um die Qualitäten der kreativ-humanistischen Pädagogik zu bereichern (Lenčová 2006).

Der direkte Kontakt mit Kunst findet in Form des interkulturellen Dialogs als lebendige Begegnung des Lernenden mit dem Kunstwerk statt, die an die Wahrnehmung und das Erlebnis als Grundbedingungen der Selbstreflexion und -identifikation des Lernenden anknüpft und ihm die authentische Erfahrung auf dem Such- und Entdeckungsweg gewährleistet. Durch den Kontakt mit Kunst werden Wertprozesse, kreatives Denken, non-kognitive Charakteristiken der Persönlichkeit (Gefühle, Motivation, progressive Affinität zu den Werten) unterstützt. In diesem Kontext scheinen uns gestaltpädagogische Arbeitsformen und Methoden geeignet zu sein, dem Lernenden viele Möglichkeiten für den Selbstausdruck und die Identitätsdarstellung zu bieten (Lenčová 2008).

Die Gestaltpädagogik als eines der humanistischen reformpädagogischen Konzepte verbindet die persönlichkeitsfördernden Ansätze und Methoden der Humanistischen Pädagogik und Psychologie, der Gestalttherapie, des Psychodramas und der Gruppendynamik. Mit ihrem Blick auf den Lehrenden, seine persönliche Entwicklung und berufliche Identität, seine Fähigkeit zur kritischen Selbstreflexion ermöglicht die Gestaltpädagogik ihm und dem Lernenden, die Begegnung mit Lerninhalten als Prozess „persönlich bedeutsamen Lernens“ erfahren zu lassen, außerschulische individuelle Erfahrungen aus den Lebensgeschichten in den Unterricht einzubeziehen, möglichst multiplex Sinnesebenen zu berücksichtigen, das aktive Zuhören, Kritik und Selbstkritik einzuüben. Durch die Verwendung von Spielen, Identifikationsübungen, „gelenkten Erinnerungen“ (Phantasiereisen) und kreativem Experimentieren wird eine positive lernanregende Atmosphäre aufgebaut. Das Nonverbale wird mit dem Verbalen eng verbunden.

Zu den wichtigen Methoden der Gestaltpädagogik gehört die Identifikation - man geht von der Voraussetzung aus, dass prinzipiell alles (Informationen, Probleme etc.) eine persönliche Bedeutsamkeit für ein Individuum gewinnen kann. Ein solches Lernen durch Identifizierung mit Personen, Gegenständen oder Bildern kann in vielen thematischen Bereichen ermöglicht werden und fördert Motivation und Gedächtnisleistung. Der Lernende kann aus einem neuen Blickwinkel das ihn Umgebende wahrnehmen und reflektieren. Phantasieübungen oder gelenkte Erinnerungen ermöglichen den Lernenden zusammen mit ihrem Lehrer Begegnungen zu erleben, bei denen die affektive Seite des Lernens betont wird, wobei das Erlebte durch szenische Darstellungen ergänzt und bereichert werden kann. Die Lernenden können sich gegenseitig besser kennen lernen, sind aktiv und die Leistungsschwächeren fühlen sich nicht diskriminiert. Im sprachlichen Bereich werden besonders stark die sprachliche Interaktion, Argumentationsfähigkeit und die Fähigkeit, eigene Gefühle in differenziertem Wortschatz zu äußern, geübt. Nicht zuletzt werden bei den Lernenden kreatives Vorstellungsvermögen, Imaginationskraft und Erfindungsreichtum gefördert. Die Methode des Körperkontakts und der Bewegung tragen dazu bei, dass in den Fachunterricht die körperliche Dimension einbezogen wird und dadurch das Körperbewusstsein beim Lernenden gefördert wird (Lenčová 2007, 2008).

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