Kitabı oku: «Neue Theorien des Rechts», sayfa 9
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[Zum Inhalt]
|85|Zweiter Teil: Rechtsverständnisse
|87|SprachphilosophieSprachphilosophie: Davidson und Brandom
Jochen Bung und Markus Abraham
Theorien des Rechts sind kaum möglich ohne SprachphilosophieSprachphilosophie. Denn was Recht ist, lässt sich schwerlich bestimmen, ohne auf Sprache Bezug zu nehmen, und was Sprache ist schwerlich unabhängig von einer Bezugnahme auf die Bedeutung jener Ausdrücke, deren Gesamtheit wir unter den Begriff einer Sprache fassen[340]. Sprachphilosophie ist allerdings ein weites Feld, das hier nur fragmentarisch dargestellt werden kann. Wir haben uns für eine Darstellung der Theorien Donald DavidsonsDavidson, Donald und Robert Brandoms entschieden, nicht nur, weil sie zu den einflussreichsten Theorien der Sprachphilosophie gehören, sondern auch, weil sie über die Grenzen des fachphilosophischen Diskurses hinaus Beachtung gefunden haben.
A. InterpretationInterpretation – Donald Davidson
Die Relevanz einer Theorie für die Rechtstheorie kann sich daraus ergeben, dass diese Theorie selbst schon Rechtstheorie ist oder daraus, dass sie für die Rechtstheorie fruchtbar gemacht werden kann. Donald DavidsonDavidson, Donalds Theorie der InterpretationInterpretation ist von der zweiten Art. Niemand hat die Frage nach dem Wesen sprachlicher Bedeutung so radikal gestellt wie Davidson, und niemand hat sie so voraussetzungslos entfaltet. Dabei hat er kein bündiges Werk vorgelegt, sondern eine Reihe von Aufsätzen geschrieben, die unter dem Titel »Inquiries into Truth and Interpretation« 1984 in Buchform erschienen sind; die deutsche Übersetzung folgte 1986 unter dem Titel »Wahrheit und Interpretation«[341]. Die Lektüre der Texte lohnt sich schon deswegen, weil es sich um sehr gut geschriebene Philosophie handelt. Das ist nicht nebensächlich, weil es in der Philosophie nicht darum geht, Probleme zu lösen, sondern sie im Lichte neuer Darstellungen verändert aufscheinen zu lassen. Die Rezeption von Philosophie in der Rechtswissenschaft wird nicht selten von dem Missverständnis begleitet, hier sei ein Zugriff auf besonders sicheres Wissen möglich, das einem bei der juristischen Arbeit hilft. Das ist nicht der Fall. In der Philosophie gibt es nur unsicheres Wissen und der Sinn einer Beschäftigung mit Philosophie liegt gerade in der Verunsicherung.
Ein wichtiges stilistisches Mittel in diesem Zusammenhang ist das, was man mit Bertolt Brecht als Verfremdungseffekt bezeichnen kann. Dieser Effekt besteht, |88|Brecht zufolge, darin, dass das Ding, das zum Verständnis gebracht, auf welches das Augenmerk gelenkt werden soll, aus einem gewöhnlichen, bekannten, unmittelbar vorliegenden Ding zu einem besonderen, auffälligen, unerwarteten Ding gemacht wird. »Das Selbstverständliche wird in gewisser Weise unverständlich gemacht, das geschieht aber nur, um es dann umso verständlicher zu machen«[342]. Das beschreibt sehr gut die philosophische Methode DavidsonDavidson, Donalds. Auch Davidson möchte das Vertraute verfremden, das Selbstverständliche unverständlich machen, um es gerade dadurch besser oder gar überhaupt erst zu verstehen. Dabei ist sein Gegenstand nichts Geringeres als das Verstehen selbst: die Frage nach der sprachlichen Bedeutung – in DavidsonDavidson, Donalds Worten: »Was heißt es, dass Wörter bedeuten, was sie nun einmal bedeuten?«[343]
I. Verfremdung des Verstehens
Es ist ganz natürlich, wenn man Schwierigkeiten damit hat, in dieser Frage gleich das Problem zu erkennen. Die Frage der Bedeutung kommt im Allgemeinen gar nicht erst auf, weil wir permanent schon verstehen und uns darüber gar nicht wundern. Wir hören jemanden sagen »es regnet« und wissen normalerweise ohne weiteres, dass damit zu verstehen gegeben wurde, dass es regnet. Und zu verstehen geben, dass es regnet, heißt ohne weiteres: bedeuten, dass es regnet. Eine Theorie der Bedeutung können wir uns demzufolge so denken, dass man ihr für alle sinnvollen Sätze einer bestimmten Sprache Interpretationen der Form »s bedeutet, dass p« entnehmen kann, womit der Gedanke nahe liegt, dass sich alle Fragen der Bedeutung schließlich durch eine Art Übersetzungsmanual lösen lassen. Aber schon auf den zweiten Blick erscheint die Idee einer solchen Theorie fragwürdig, wenn man ihren Anspruch beim Wort nimmt, wirklich eine Theorie der Bedeutung zu sein, denn sie erklärt den Begriff der Bedeutung keineswegs. Nach DavidsonDavidson, Donald ist es daher »zu verhindern, dass in die Grundlagen der Theorie Begriffe eingeschmuggelt werden, die zu eng mit dem Begriff der Bedeutung verbunden sind«[344].
Dass wir ständig ohne weiteres verstehen, ist darüber hinaus auch nur die halbe Wahrheit. »Du verstehst mich nicht« ist ein häufig erhobener und nicht selten berechtigter Vorwurf im Rahmen typischer zwischenmenschlicher Konflikte, der zuweilen auch in der dramatischen Fassung vorkommt, dass einen niemand verstehen kann. Wörtlich genommen ist die dramatisierende Behauptung freilich falsch, wie WittgensteinWittgenstein, Ludwig gezeigt hat, denn wenn nur ich mich verstehen kann, dann geht der Unterschied verloren zwischen dem, was Bedeutung und dem, was |89|nur vermeintlich Bedeutung hat[345]. Was auch immer mir etwas bedeutet, es muss etwas sein, zu dem auch andere Zugang haben; und das ist der Grund, warum eine Theorie der Bedeutung als Theorie der InterpretationInterpretation konzipiert werden muss.
In der Jurisprudenz ist üblicherweise nicht von InterpretationInterpretation, sondern von AuslegungAuslegung die Rede, möglicherweise, weil es hier zumeist um die Interpretation von verschriftlichten Sprachäußerungen geht. Im klassischen Quartett der Canones der Auslegung kommt eine bemerkenswerte Vollständigkeit des Bewusstseins darüber zum Ausdruck, inwiefern Bedeutung zum Problem werden kann. Initiale oder Prima-facie-Bedeutungen (»Wortlaut«) verändern sich, wenn man ihre sprachlichen Kontexte einbezieht (»Systematik«) und sie auf außersprachliche Gesichtspunkte (»historische legislative Intentionen«, »Teleologie«) bezieht. Bereits das Verhältnis von Wortlaut und Kontext wirft ganz erhebliche Probleme auf. So richtig und so sehr Binsenweisheit es ist, dass sich Bedeutungen »aus dem Zusammenhang ergeben«, so gefährlich und verführerisch ist das Argument, weil es Theorien vortäuscht, die es gar nicht liefert. Zu sagen, dass es auf den Kontext ankommt, bringt nur dann etwas, wenn man sagen kann, was den Kontext ausmacht. In der juristischen Methodenlehre ist das übrigens anerkannt, wenn das Kontextargument auf den Gedanken der systematischen Auslegung gebracht wird. Nur wenn Kontexte systematisierungsfähig sind, können sie als Gegenstände triftiger Theoriebildung begriffen werden[346].
Die Frage der Systematisierungsfähigkeit von Kontexten hängt eng zusammen mit sog. »sprachpragmatischen« Ansätzen, die häufig auf dem Gedanken beruhen, dass Bedeutungen etwas Konventionelles sind[347]. Der zugrunde liegende Gedanke ist, dass die erforderliche Systematisierung von Kontexten im Sinne einer Typologie generalisierter Verwendungssituationen zu bewerkstelligen ist. Man unterscheidet etwa die Sprechakte des Versprechens und des Behauptens und stützt diese Unterscheidung mit dem Argument, dass die betreffenden Akte aufgrund von Konventionen als diejenigen Sprechhandlungen aufgefasst werden, als welche sie schließlich auch fungieren. Aber diese Idee ist zweifelhaft. Mit der Äußerung von »es regnet« kann – wenn der Kontext passt – jemand zu verstehen geben, dass die Sonne scheint. Es spricht daher vieles dafür, den Begriff der Konvention nicht zum bedeutungstheoretischen Grundbegriff zu machen[348], was im Übrigen auch den Vorteil hat, dass abweichende Sprechweisen genauso behandelt werden wie der herrschende Sprachgebrauch.
Dass das Abstellen auf Intentionen keine bedeutungstheoretische Alternative darstellt, bedarf keiner langen Erläuterung, denn der Begriff der Konvention |90|sollte ja gerade dem Umstand abhelfen, dass Sprecherabsichten im Hinblick auf Bedeutungen nicht systematisierungsfähig sind. Ich kann mit »es regnet« zu verstehen geben, dass du das Fenster schließen sollst oder dass Onkel Dagobert heute Nachmittag zum Tee vorbeikommt. Intentionen tragen sicherlich zur Bedeutung sprachlicher Äußerungen bei, aber über ihren Beitrag wird sich keine auch nur halbwegs verallgemeinerungsfähige Auskunft geben lassen. Daher vermutet DavidsonDavidson, Donald, dass wir nur »mit einer völlig neu ansetzenden InterpretationInterpretation […] – mit der radikalen Interpretation« zu einer Theorie der Bedeutung kommen.
»Radikale InterpretationInterpretation« ist das, was man als DavidsonDavidson, Donalds Verfremdungseffekt bezeichnen kann: Verstehen wird verfremdet, um es besser verstehen zu können. Der Begriff geht zurück auf ein berühmtes Gedankenexperiment von DavidsonsDavidson, Donald philosophischem Lehrer W.V.O. Quine, der eine hypothetische linguistische Feldforscherin mit der Aufgabe »radikaler Übersetzung« betraut hatte, nämlich der Übersetzung einer bislang völlig unbekannten Sprache, ohne Möglichkeit, auf Dolmetscher oder ähnliche Hilfsmittel zurückzugreifen[349]. DavidsonDavidson, Donald hat die Rekonstruktion dieses Experiments um die Entwicklung der Vorstellung darüber bereichert, welche Rolle hierbei der Begriff der Wahrheit spielt:
»Anstelle der Äußerungen von Ausdrücken möchte ich eine bestimmte Einstellung zu Ausdrücken betrachten, eine Einstellung, die bei tatsächlichen Äußerungen vielleicht […] zum Ausdruck gebracht wird. Dabei handelt es sich um die auf Zeitpunkte relativierte Einstellung des Führwahrhaltens. […] Ein typisches Beispiel für die verfügbare Art von Belegmaterial wäre demnach das folgende: Ein Sprecher hält ›It is snowing‹ dann und nur dann für wahr, wenn es schneit«[350].
II. HolismusHolismus, Unbestimmtheit und charity
Die Annäherung an das Phänomen »Bedeutung« über Sätze, die zum Ausdruck bringen, was der Sprecher für wahr hält – das ist das wesentliche Ergebnis von DavidsonDavidson, Donalds Verfremdung der Kommunikation. Eine wichtige Einsicht ist dabei, dass der radikale Interpret nicht nur davon auszugehen hat, dass der Sprecher etwas für wahr hält, sondern darüber hinaus auch noch unterstellen muss, dass das in diesem Zusammenhang Gesagte auch tatsächlich – oder wenigstens in der weitaus überwiegenden Anzahl von Fällen – die Wahrheit ist. Für die Annahme des Gegenteils gibt es nämlich in der Situation des radikalen Interpreten schlichtweg keinen Anhaltspunkt. Er wäre gar nicht in der Lage anzugeben, in Bezug auf was der Sprecher irren könnte. Diese Wahrheitsunterstellung des radikalen Interpreten (in Verbindung mit einer generellen Rationalitätsunterstellung des Inhalts, dass der Sprecher eine Person ist, die weiß, was sie tut[351]), bringt DavidsonDavidson, Donald auf den |91|Begriff des Prinzips der Nachsicht (principle of charity): »Die Nachsichtigkeit ist uns aufgezwungen; wenn wir andere verstehen wollen, müssen wir ihnen in den meisten Dingen recht geben, ob wir das mögen oder nicht«[352].
Das Prinzip der Nachsicht enthält noch einen anderen wichtigen Gesichtspunkt, der vielleicht besser anhand des eben verwendeten Begriffs der Wahrheitsunterstellung verdeutlicht werden kann: Der radikale Interpret beginnt, wie gezeigt, mit Sätzen, denn nur Sätze können wahr oder falsch sein. Die veritative Signifikanz eines Satzes beurteilen wir aber nicht nur so, dass wir ihn auf ein außersprachliches Ereignis, sondern manchmal oder in vielen Fällen auch so, dass wir ihn auf einen anderen Satz beziehen, von dessen Wahrheit wir überzeugt sind bzw. dessen Wahrheit wir im Rahmen interpretatorischer Nachsicht unterstellen. Die Wahrheitsbedingungen eines Satzes werden sich daher in vielen Fällen nicht isoliert angeben lassen, sondern nur im Zusammenhang dessen, was WittgensteinWittgenstein, Ludwig ein »Nest von Sätzen«[353] nennt. Wir glauben, so WittgensteinWittgenstein, Ludwig an anderer Stelle, »nicht einen einzelnen Satz, sondern ein ganzes System von Sätzen«[354], woraus für die Theorie der InterpretationInterpretation »eine gewisse holistische Auffassung der Bedeutung«[355] folgt. Aus dem semantischen HolismusHolismus wiederum folgt die Unbestimmtheit der Bedeutung, weil es immer mehrere Interpretationen einer sprachlichen Äußerung geben wird, die mit allen verfügbaren empirischen Belegen gleichermaßen in Einklang stehen, und sich doch wechselseitig ausschließen (weil sie unterschiedlichen Satzsystemen zugeordnet sind)[356]. Allerdings wirkt das Prinzip der Nachsicht dieser Unbestimmtheit entgegen[357]. Wir gehen davon aus, dass die Sprecherin im Großen und Ganzen so gestrickt ist wie wir. Wenn sie »Fasan« sagt, will sie vermutlich über Fasane sprechen und nicht über Fasanstadien. Und selbst wenn sie über Fasanstadien spricht, werden wir sie zunächst (oder auch fortwährend) so verstehen, dass sie über Fasane spricht – und es wird dem Gelingen unserer Kommunikation keinen Abbruch tun.
Das Thema des semantischen HolismusHolismus ist durch den Umstand begrenzt, dass es eine bestimmbare Ganzheit von Sätzen oder gar Sprache als etwas Ganzes nicht gibt[358]Holismus. Aber wenn schon nicht alles mit allem zusammenhängt, ist es gleichwohl wahr, dass vieles mit vielem zusammenhängt. Deswegen führt der |92|bedeutungstheoretische Holismus schließlich notwendig über sich hinaus, um zu zeigen, »wie die InterpretationInterpretation der gesprochenen Sprache Hand in Hand gehen muss mit der Interpretation des Handelns im allgemeinen, und daher auch mit der Zuschreibung von Wünschen und Überzeugungen«[359]. »Jede Interpretation und Zuschreibung einer Einstellung«, schreibt DavidsonDavidson, Donald, »ist ein Schritt im Rahmen einer holistischen Theorie, einer Theorie, die notwendig durch das Interesse an Widerspruchsfreiheit und allgemeiner Kohärenz mit der Wahrheit bestimmt ist«[360].
III. Autonomie der Bedeutung
Die Bedingungen, unter denen ein Satz wahr ist, bestimmen die Form seiner InterpretationInterpretation. Die Interpretation, heißt das, wird durch ein Schema ausgedrückt, das von anderer Form ist, als das oben betrachtete Schema »s bedeutet, dass p« – es hat die Form »s ist wahr, wenn p« oder – in der Fassung des von DavidsonDavidson, Donald im Rekurs auf wahrheitstheoretische Überlegungen des polnischen Logikers Alfred Tarski favorisierten Bikonditionals: »s ist wahr genau dann, wenn p«[361]. Der Rückgriff auf das Tarski-Modell des sogenannten semantischen Wahrheitsbegriffs[362] wirft logisch-technische Fragen auf, die hier nur angedeutet werden können[363]. Die Hauptschwierigkeit ist folgende: Wahrheitsbedingungen interpretieren Sätze. Die (potentielle) Anzahl der zu interpretierenden Sätze ist aber unendlich. Also führt kein Weg daran vorbei, unter dem Gesichtspunkt der Zusammensetzung der Sätze eine endliche Anzahl von Regeln zur Verknüpfung dieser Merkmale zu identifizieren plus eine Anzahl von Regeln zur Verknüpfung dieser Merkmale, deren wiederholte Anwendung gestattet, eben jener potentiellen Unausschöpflichkeit dessen entgegen zu kommen, was sinnvoll gesagt werden kann. Dabei ist das geringste Problem die Analyse komplexer Sätze unter dem Gesichtspunkt ihrer sogenannten »wahrheitsfunktionalen« Zusammensetzung: »Sokrates und Aristoteles sind weise« ist wahr genau dann, wenn Sokrates weise ist und Aristoteles weise ist. Schwierig wird es, wenn wir bei den elementaren Sätzen und ihren Bestandteilen angelangt sind, denn Ausdrücke der Art »Sokrates« und »ist weise« haben keine Wahrheitsbedingungen. DavidsonsDavidson, Donald Vorschlag ist, dass man sich mit ihrer Nicht-Interpretierbarkeit abfindet und semantische Axiome formuliert[364]. Dabei bringen semantische Axiome für singuläre Termini dieselben mit |93|Gegenständen in Verbindung und die semantischen Axiome für Prädikate dieselben mit Klassen von Gegenständen. Die Axiome sind Setzungen, die sich nur im Hinblick auf die Möglichkeit rechtfertigen lassen, für jeden Satz der Objektsprache eine Interpretation abzuleiten, d.h. die Wahrheitsbedingungen für den betreffenden Satz zu spezifizieren. Das klingt sehr technisch, aber der Grundgedanke ist einfach: Unsere Bedeutungstheorie sei ein Tisch. Die Ebene der Wahrheitsbedingungen ist die Tischplatte, auf der wir arbeiten. Vielleicht interessiert es uns nicht, ob der Tisch auf drei, vier oder fünf Beinen steht, solange er nicht wackelt oder gar in sich zusammenfällt. Die Theorie der semantischen Axiome lässt sich mit dem Interesse vergleichen, unter den Tisch zu schauen.
Dass Sätze dadurch etwas besagen, dass man sie über Bedingungen interpretieren kann, unter denen sie wahr sind, schließt auch die Einsicht ein, dass nicht alles »kontextuell« und »implizit« ist. Die Form des Satzes garantiert die Universalität seiner Bedeutung, weil die Bedingungen, unter denen er wahr ist, unter allen Bedingungen dieselben Bedingungen sind. DavidsonDavidson, Donald bringt diesen Gedanken auf den Begriff der »Autonomie der Bedeutung«. Autonomie der Bedeutung heißt, »dass es kein zufälliges Merkmal der Sprache ist, dass der weiterrechende Zweck einer Äußerung und ihre buchstäbliche Bedeutung unabhängig sind in dem Sinne, dass die letztere nicht aus der ersteren abgeleitet werden kann«[365].