Kitabı oku: «Schnittstellen», sayfa 7
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Elfriede Jelineks Experiment tut etwas, das Literatur nicht oft tut. Literatur erzählt eher das Besondere, weniger das Allgemeine. Das Besondere in Jelineks Text ist bereits das Allgemeine. Ihr approach ist weder induktiv noch deduktiv. Sie tut damit etwas, das »Wissenschaft« nicht tut, die in einem Experiment nach einem exakten Ergebnis einer kausal nachvollziehbaren Reaktion in einer bestimmten Versuchsanordnung sucht. Wenn Jelinek also experimentiert, widerspricht sie schon durch das Setting den Definitionen und Regeln von Experimenten. Das Jelineksche Feldexperiment mit Brigitte und Paula hat mehrere unabhängige Variablen, ist allen möglichen Störungen ausgesetzt und hat – in der Logik eines Anti/Experiments – dennoch eine hohe externe Validität: indem notwendig eintritt, was die narrative Struktur herstellt. Jelineks ErzählerIn ist ein/e strenge/r VersuchsleiterIn, die/der ihre/seine Objekte – und das sind alle Figuren – nicht von der Leine lässt und sie unerbittlich zu Ende exerzieren lässt, was die Hypothese schon längst vorausgewusst hat. Es ist, als stünde Galileo auf dem Turm zu Pisa und ließe eine Kugel fallen, um festzustellen, ob sie hinunterfällt. Wäre es ihm nur darum gegangen, er hätte sich das Treppensteigen erspart. Nicht so Jelinek: Sie schreibt ein Buch, um zu beweisen, dass die »Schwerkraft der Verhältnisse«6 in unserem gesellschaftlichen Bezugssystem immer wirkt. Die Provokation ihrer »Studie« (und deren Apriori) ist, dass sie sich ganz entgegen allen wissenschaftlichen Regeln und Denkerlaubnissen um die Details nicht schert, nicht darum kümmert, welche Körper welcher Masse und Form welche Beschleunigung unter welchen Bedingungen erfahren, sondern, dass – um im Bild zu bleiben – der weibliche Körper grundsätzlich fällt, und zwar schneller als der männliche, der auch fallen kann. Für weibliche Körper gilt eine besondere Schwerkraft. Das kann jeder sehen, jede spüren und trotzdem ist es nicht möglich, dieses Resultat für wahr zu halten – es ist ja zu undifferenziert. Was nicht falsifizierbar ist, kann schon gar nicht verifiziert werden, und daher lassen Jelinek und ihr/e ErzählerIn es gleich bleiben und sagen, was ist. Das zu tun und es so zu sagen, gehört zu den »Potenzialen«, zu den Freiheiten, zum Wissen der Literatur.
wir müssen das schicksal von paula und brigitte an dieser stelle ein wenig abrupt abreißen
Wenn Literatur nicht nur etwas sagt, sondern auch tut, liegt das an ihrem performativen Charakter, durch den sie sich als Handlung oder als Ereignis erweist. Literatur besteht – laut Jonathan Culler – eben nicht aus »leichtfertig dahingesagten Pseudo-Behauptungen, sondern sie ist vielmehr Teil all jener Sprechakte, die die Welt verändern, indem sie die Dinge, die sie benennen, überhaupt erst ins Leben rufen« (Culler 2002, S. 141). In diesem Sinne trifft Literatur auch keine konstativen Äußerungen, die als wahr oder falsch zu klassifizieren sind, sondern performative, die entweder glücken, oder auch nicht. Literatur erweist sich demnach immer schon als Experiment, das gelingen, aber auch misslingen kann. Literatur wird gleichsam zum Experimentierfeld für die verschiedensten Möglichkeiten, Wissen zu konstruieren:
Als experimentelles Durchspielen von Wissensmöglichkeiten kann sie Konsequenzen beobachtbar machen, ohne sie lebenswirklich umsetzen zu müssen. Auf diese Weise vermag die Poetik dem Wissen (seine) Möglichkeiten vor Augen zu halten. (Pethes 2004, S. 371)
Literarische Texte sind demnach Versuchsanordnungen, an denen abgelesen werden kann, was möglich ist. Den (ultimativen) Beweis, wie es wirklich ist, vermögen sie offensichtlich nicht zu liefern.7 Dem Fiktiven scheint das Unwahre eingeschrieben, denn die Texte sind letztendlich erfunden; erdacht und erdichtet erweisen sie sich schon immer als Konstruktionen, die schließlich daran gemessen werden können, wie glaubhaft sie erscheinen. Doch das Potenzial von Literatur liegt nicht allein darin, Alternativen zu lebenswirklichen Wissensmöglichkeiten bereitzustellen, wie es auch Hörisch vorschlägt, wenn er die Literatur, der er eine andere epistemische Grundorientierung als der Wissenschaft zuweist, mit Ausdauer und delektierender Lust ein Spiel spielen lässt, das heißt: Ich seh etwas, was du nicht siehst (Hörisch 2007, S. 34). Das Potenzial von Literatur liegt vielmehr darin, dass es die Grenzen der Wirklichkeit offenlegt, diese in ihrer sprachlichen Verfasstheit durchschaut und dadurch selbst als Konstruktion entlarvt. Literatur wie auch Wissenschaft bedienen sich gleichermaßen der Sprache als Organisationsmedium für die Begegnung mit der Wirklichkeit. Auch wenn die Aussagen, die dabei getroffen werden, behaupten, die Dinge so wiederzugeben, wie sie sind, rufen sie zugleich auch Dinge erst ins Leben, schreiben so an der Wirklichkeit weiter und erschaffen dadurch eine (neue) Welt. Die Grenzen von Fiktion und Realität, von Möglichem und Wirklichem, vom Versuch und Beweis scheinen sich im Gestus des Performativen aufzulösen. Wenn hier nun mit der Literatur auch das Fiktive im Bereich der Wissensvermittlung aufgewertet werden soll, dann im Sinne der »doppelten Gebärde« der Dekonstruktion, einer Gebärde der Umordnung von Ordnungen (polarer Oppositionen) und Verschiebung von Systemen (Derrida 1999, S. 350). Demnach wollen wir hier auch nicht fragen, was MÖGLICH IST mit Jelineks Liebhaberinnen, sondern wie ES WIRKLICH IST oder WIRKLICH WAR.
die HOCHZEIT
Zentrales Kapitel in Jelineks Liebhaberinnen ist die Hochzeit, in der nicht nur ein Zustand beschrieben, sondern auch eine Handlung vollzogen wird. Als performativer Akt gilt die Hochzeit an sich und wird als solcher auch immer wieder exemplarisch herbeizitiert (vgl. Austin 1998): Es wird ein Versprechen gegeben, Treue geschworen (in guten wie in schlechten Tagen) und auch Ja gesagt, als Bestätigung dessen, was performativ verhandelt worden ist. Dieses Ja kann weder wahr, noch falsch sein, sondern nur im Sprechakt glücken oder missglücken. Im Falle von Paula und Brigitte ist es geglückt, die Unglücksfälle bleiben bei der Hochzeit aus, beide Frauen sind »sehr glücklich« (L 137) und haben »es geschafft« (L 137). Wenn auch der Akt gelungen ist, steht das Glück den beiden nicht unbedingt günstig. Denn »zufällig hat paula pech gehabt und wird einen schlimmen untergang erleiden. / zufällig hat brigitte glück gehabt und wird einen kometenhaften aufstieg erleben« (L 138f.). Obwohl wir auf der Hochzeit von Paula und Erich sowie Brigitte und Heinz noch unbeschwert tanzen können, werden dort schon die Tatsachen geschaffen, die für die Zukunft der Figuren folgenreich sein werden.
Die Hochzeit in Jelineks Roman kann deswegen gelingen, weil sie als iterierbares Modell erkannt, weil sie als wiederholbares Zitat identifiziert werden kann. Und Jelineks Hochzeit greift nicht nur die Konventionen, die im herkömmlichen Sinne zum Heiraten notwendig sind, auf, sondern doppelt diese, gleichsam als Doppelhochzeit, in der Verschränkung der beiden Geschichten um Paula und Brigitte, indem einzelne Abläufe (mit kleinen und dadurch umso bedeutungsschwangereren Abweichungen) Satz für Satz wiederholt werden. Der performative Charakter der Ereignisse wird zudem noch dadurch unterstrichen, dass diese – scheinbar parallel – im Präsens ablaufen: »heut ist endlich der lang ersehnte tag gekommen« (L 136), beginnt das Kapitel und verlagert die Handlung in die Gegenwart, die den Vollzug erst möglich macht und immer wieder aufs Neue zur Aufführung bringt.
Die Rahmenbedingungen für die beiden Hochzeiten, die allesamt für einen glücklichen Vollzug der Handlung sprechen, sind dann auch dieselben: Das Wetter ist »stahlendblau«, die Bräutigame tragen ihren »schwarzen anzug«, die Bräute ihr »bodenlanges weißes kleid« und »ein bukett aus weißen rosen im arm« (L 136), viele Verwandte sind gekommen, beide Hochzeiten sind »sehr ergreifend und feierlich« (L 137). Das Ereignis, das hier gedoppelt in Szene gesetzt wird, zementiert den Gemeinplatz ein, der fürs Heiraten vorrätig ist, und schreibt aufs Neue die Konventionen fest, die zu einer Hochzeit gehören. Im Eheversprechen wird auch das Schicksal, das der Mann hat und die Frau bekommt, besiegelt und die Abhängigkeit zwischen den Eheleuten, oder besser der Ehefrau vom Ehemann, festgelegt. Jelinek fasst die Perspektive der Frauen so zusammen: »brigitte hat endlich eine wirkliche ergänzung zu ihrem leben gefunden: einen partner in freude und leide. / paula hat endlich eine wirkliche ergänzung zu ihrem leben gefunden: einen partner in freude und leide.« (L 136) Für die Männer hat die Hochzeit folgende Konsequenzen: »heinz ist jetzt der herr im hause, wie er launig sagt. / erich ist jetzt der herr im hause, wie er nicht formulieren kann, wie ihm aber die andren einsagen.« (L 137) Die Analogien der Szenarien geben dem Verfahren auch Recht, die Differenzen erweisen sich als zu minimal, als dass sie aus dem Rahmen fallen würden und als Unglücksfälle den Vollzug stören könnten. Sie sind vielmehr als Markierungen zu werten, die in die Zukunft weisen. Als Anzeichen sind sie handlungsweisend dafür, welches Glück bzw. Unglück die Figuren zu erwarten haben. Und das bei aller Zufälligkeit, aber immer schon voraussagbar.
nur die liebe läßt uns leben!
Dem Wunsch der Umordnung ist es weder um einen Code »wahr/falsch« noch um geglückte oder nicht geglückte Äußerungen zu tun. Mehr noch: Das, was John Austin »unglückliche« Äußerungen nennt, ist, wenn man weiter in Binaritäten denken möchte, das Glück der Literatur. Statt also von Gelingen oder Scheitern zu sprechen, »ernste« von »unernsten« Sprechakten zu unterscheiden oder gar eine parasitäre Ausnutzung von »gewöhnlichen« Äußerungen bekämpfen zu wollen (Austin 1998, S. 44), können wir mit Jacques Derrida die »Iteration« als infinite Rezitierbarkeit annehmen (Derrida 1999, S. 346f.). Diese Zitierbarkeit der Zeichen und Syntagmen, die Möglichkeit der unendlichen Rekontextualisierung ist ein Modell, mit dem sich beschreiben lässt, was Elfriede Jelinek in ihrem Anti/Experiment Die Liebhaberinnen vollzieht.
Derrida kritisiert Austins Auffassung, der einen ernsthaften Gebrauch der Sprache unter gewöhnlichen Umständen im Unterschied zu unernsten Sprechakten unter »nicht-gewöhnlichen« Umständen postuliert (Austin 1998, S. 43). Er unterscheidet diese Sprechakte nicht, sondern erkennt ihre Gemeinsamkeit: das Zitat und die Wiederholung, die Sprechakte überhaupt erst ermöglichen.
Gewöhnliche Umstände – das wäre etwa die Situation, wenn ein Mann und eine Frau (soviel steht fest) vor einer Standesbeamtin und anderen ZeugInnen allen Ernstes »Ja« sagen. Damit Mann und Frau diesen Schritt tun, setzt voraus, dass sie eine »Liebe« haben. Sie werden ja nicht aus Hass heiraten – nicht wahr? Wir sehen schon, wohin das führt. Bei Jelinek geht es um Liebe und es geht um Hass. Da ist nichts dazwischen oder eigentlich: Es gibt keinen Unterschied. Das intensive Gefühl des Ekels etwa, das Brigitte Heinz gegenüber empfindet, beweist ihr die Liebe, die sie für ihn hat. Haben muss.
auch ekelt sich brigitte vor heinz und seinem fetten weißen elektrikerkörper, der auch heinz heißt. trotzdem ist sie auch wieder froh, so froh, todfroh, daß sie ihn hat, weil er ihre zukunft ist. […] brigitte traut ihrer muskelkraft nicht zu, daß sie ihr einen beruf aufbauen könnte, brigitte schafft gerade nur die liebe. (L 32f.)
Liebe ist etwas, das hergestellt wird. Hass ist das, was bereits hergestellt wurde. Brigitte ist gleichsam im Besitz des Hasses. »brigitte haßt heinz« (L 72), der rasch »von der liebe zur ernsten pflicht geworden« (L 36) ist. Aber auch Heinz findet Brigitte ekelhaft – das wird gleich am Anfang klargestellt (L 9). Der Unterschied ist, dass er einen Beruf hat, während Brigitte nur die »Liebe« hat, die Heinz später auch haben soll.
Jelineks These ist unmissverständlich: Liebe ist (sexuelle) Arbeit. In der Versuchsanordnung der Liebhaberinnen leisten die Frauen diese Arbeit, wenngleich auch die männlichen Figuren wissen, dass sie dieser Arbeit nicht entgehen. Schließlich heiraten sie und das hat nichts mit ihren Wünschen oder Gefühlen (Erich: ein Auto; Heinz: Susi) zu tun.
»Liebe« bedeutet einen bestimmten Aufwand, eine »anstrengende, widersprüchliche und bedrohliche, aber auch viel versprechende, individuell unmöglich zu lösende Praxis« (Lorenz/Kuster 2007, S. 15). Was als »Mythenzertrümmerung« (Brunner 1997, Heberger 2000) in Jelineks Werk analysiert wurde, geht aber tatsächlich weiter, als dass es sich bloß um triviale Erzählmuster in den entsprechenden literarischen und anderen medialen Produktionen handelte. Die Anrufung der »Liebe« in dem gewöhnlichen Sprechakt, der im Jelinekschen OEuvre immer zugleich der nicht-gewöhnliche Sprechakt ist, nämlich das Zitat in der Performance des Alltags, stellt die »Liebe« her. Das gilt nicht nur für bestimmte Genres und Kontexte, sondern generell. Das Zeichen »Liebe« ist rekontextualisierbar – hier zum Beispiel in der Konfrontation mit dem Gegensatzbegriff »Hass«, der auf dieselbe Weise generiert wird. In Jelineks Text ist das dominante Gefühlsparadigma der »wahre Hass«, dessen sich die Charaktere versichern können und genau so naturalisiert behauptet wird, wie das sonst für die Liebe stattfindet. »Liebe« ist immer ein Konzept, nicht nur eines, das »Trivialmedien entnommen« (Heberger 2002, S. 89) wird. Man möchte hinzufügen: Liebe ist immer ein triviales Konzept.
Elfriede Jelineks ErzählerIn adressiert die LeserInnen dabei als ZeugInnen. Wie Kosofsky und Parker deutlich machen, besteht der Sprechakt im berühmten Hochzeitsbeispiel ja keineswegs allein aus einer Person, die spricht. John L. Austin ignoriert manche wichtige Bedingungen dieses Sprechaktes (Austin 1998, S. 28). Das Subjekt des »Ja« oder »Ich will« ist nur insofern ein »Ich«, als er oder sie einwilligt, Teil eines sanktionierten, gegengeschlechtlichen »Wir« zu werden, konstituiert in der Anwesenheit eines »sie«. Und das »Ich« gewinnt Handlungsmacht (agency) in dieser Angelegenheit nur durch die rituelle Mystifizierung seiner Überidentifizierung mit der Macht von Staat und Kirche (Parker/Kosofsky 1995, S. 10). Die bei der Hochzeit anwesenden Personen sind nicht nur ZwangszeugInnen im Sinne, dass man sich nicht entfernen darf, sondern in der viel umfassenderen Bedeutung von »ZeugIn«, die in dieser prototypischen Performance aktiviert wird (Parker/Kosofsky 1995, S. 10).
Unsere Rolle als ZeugInnen in der Konstitutierung des Raumes des Sprechaktes: Das führt unweigerlich zum Thema von Ehe als Theater, also der vermeintlich »nicht-gewöhnlichen« Redesituation. Ehe ist nicht immer die Hölle, meinen Parker und Kosofsky, aber: Die Ehe, das sind immer die anderen:Wie in einem Theaterstück existiert demnach Ehe in und für die Augen der anderen (Parker/Kosofsky 1995, S. 11). Dasselbe lässt sich feststellen für »Liebe« oder »Familie«, und zwar in ihren privilegierten, heteronormativen Formen. Jelineks Roman Die Liebhaberinnen ist kein Experiment mit literarischen Figuren, sondern eine Versuchsanordnung mit den LeserInnen als ZeugInnen von Sprechakten, die Entscheidungen darüber treffen können, ob und wie sie den Raum des Sprechaktes – seine Bedingungen – gestalten. Die Affirmation durch Schweigen, die aktive Zustimmung, die Negation oder die Zurückweisung der ZeugInnenrolle selbst zählen zu den gegebenen Handlungsmöglichkeiten.
da ist es
Doch was hat das alles mit Wissen zu tun, und noch dazu mit Wissensvermittlung? Sehr viel, wie wir meinen: Die LeserInnen werden ZeugInnen ihrer eigenen ZeugInnenschaft, sie sind und werden MitwisserInnen, die handeln, indem sie reden oder nicht; die intervenieren, schweigen, widersprechen oder zustimmen. Die Gestaltung der Bedingungen von Sprechakten verantworten nicht nur die RednerInnen, sondern wesentlich die ZeugInnen, die physisch an- oder abwesend sind. Was also in einem Redeakt als Wissen (re)produziert wird, ist in gewisser Weise ein Akt der Verständigung, oder besser des Einverständnisses mit Dritten. Das Wissen, das sich etwa in Redewendungen so banal und böse materialisieren kann (»das nähen an sich liegt den frauen schon im blut«, L 6) oder das den Sprechakt des »Ich will« bei einer Hochzeit »gelingen« lässt, ist hier ebenso gemeint, wie das Wissen, das als wissenschaftliches und daher »objektives« Wissen produziert wird.8
Das Wissen, das nun Jelineks Text sowohl hat wie auch herstellt, liegt in der Reflexion dieser Entstehung des Wissens und dem Inter-Agieren, das der Text mit den LeserInnen als ZeugInnen provoziert. Ob die Lektüre (als Experiment) glückt oder nicht, das hängt nicht allein davon ab, welche Anschlusskommunikation zwischen Text und LeserInnen möglich ist, sondern vor allem davon, wie sich die LeserInnen als ZeugInnen verhalten und welche Entscheidungen sie bei der Gestaltung des Raumes treffen, den die literarischen Texte entwerfen, ja performativ verhandeln.
NACHWORT:
So prägnant und plausibel der Titel unseres Aufsatzes auch klingt, so verweisen die hier zunächst so unbekümmert verwendeten Begriffe nicht nur auf komplexe Diskurse, sondern es werden ein Zusammenhang und Positionen suggeriert, die man infrage stellen, wenn nicht gleich zurückweisen muss. Wir müssen nicht nur fragen, was »Literatur« bedeutet, was »Wissen« meint und wie »Vermittlung« gedacht wird, sondern uns mehr noch dem berechtigten Vorwurf stellen, dass die inhärenten Annahmen, wie etwa jene von der Literatur, die kein Wissen ist oder hat, sondern nur eines vermitteln kann, und zwar eines, mag man weiter assoziieren, das in erster Linie wissenschaftlich gewonnen werden kann, so nicht stimmen:
Literatur
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