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Die Aufgaben der Prätorianer

Die Hauptaufgabe der Prätorianer war die Bewachung des Kaisers, seiner Familie und des kaiserlichen Palastes. Für die Bewachung des kaiserlichen Palastes wurde täglich eine ganze Kohorte zum Wachdienst abgestellt.

„Nero trat, begleitet von Burrus, heraus und vor die Kohorte, die nach militärischer Sitte die Wache bildete.“

(Tacitus, 12, 69)

„Doch dem stand entgegen, dass man auf die Kohorte Rücksicht nehmen musste, die zu diesem Zeitpunkt Dienst tat; sie sollte nicht noch mehr Haß zu tragen haben, weil sie es auch gewesen war, die damals auf Posten gestanden hatte, als Caius getötet und Nero im Stich gelassen worden war.“

(Sueton, Otho, 6, 1)

Auf dem Palatin wurde die Unterkunft der Prätorianer an der Südseite der Domus Tiberiana, nahe der Casa di Livia, lokalisiert. An den Wänden fanden sich Grafitti, die mit den Soldaten in Verbindung gebracht wurden.

Sie begleiteten die kaiserliche Familie nicht nur im Alltag, sondern auch auf Reisen, zogen mit dem Kaiser in den Krieg und nahmen daran aktiv teil. Unter Nero fuhren die Prätorianer den Nil hinauf und kamen laut Seneca sogar bis Meroe. Durch die Reisetätigkeit Hadrians quer durch die Provinzen kamen sie fast durchs gesamte Imperium. Zudem übten sie eine Art Polizeidienst aus.

„ … wurde der Auftrag (für Ruhe und Ordnung zu sorgen) an die Brüder Scribonius abgetreten (zwei kaiserliche Legaten Neros). Diesen wurde eine prätorische Kohorte zur Verfügung gestellt. Die Angst vor ihr und einige Hinrichtungen stellten die Eintracht unter der Einwohnerschaft wieder her.“

(Tacitus, 13, 48)

„Als einmal die Volksmasse von Pollentia den Leichenzug für einen Primipilar nicht eher vom Marktplatz hatte sich in Gang setzen lassen, bis sie den Erben durch die Androhung von Gewalt die Veranstaltung eines Gladiatorenspiels abgetrotzt hatte, ließ er eine Kohorte von Rom aus, eine weitere aus dem Königreich des Cottius losmarschieren, ohne mit dem Grund für den Marsch herauszurücken; plötzlich zeigten sie sich in voller Bewaffnung und die Signale zum Angriff ertönten, da ließ er sie in die Stadt einrücken; ein Großteil der Volksmasse und der Gemeinderäte ließ er lebenslänglich ins Gefängnis werfen.“

(Sueton, Tiberius, 37)

„Als aber nun das Volk Agrippina zum ersten Male ohne Begleitung der Prätorianer sah, da hütete sich die Mehrzahl, auch nur zufällig mit ihr zusammenzutreffen, und wenn irgendeiner ihr dennoch unbeabsichtigt begegnete, dann pflegte er hastig und ohne ein Wort zu verlieren, aus dem Wege zu gehen.“

(Sueton, Buch 61, 8, 6)

Auch für die Bekämpfung von Aufständen wurden die Prätorianer eingesetzt. In Tiberius Regierungszeit drohte in Italien ein Sklavenaufstand, der durch den Prätorianertribunen Staius und seiner starken Garde im Keim erstickt wurde. Sie scheinen auch die Gladiatoren in der Umgebung von Rom bewacht zu haben. Im Sommer 64 n. Chr. unternahmen die Gladiatoren der Stadt Praeneste (Palestrina), ca. 38 km südöstlich von Rom gelegen, einen Ausbruchsversuch aus ihrer Kaserne. Während das Volk schon von Spartacus und den alten Sklavenaufständen sprach, wurden die Gladiatoren jedoch durch die dort stationierten Prätorianerabteilungen unter Kontrolle gebracht. Die Soldaten wurden außerdem bei Zeremonien eingesetzt, wie uns Tacitus berichtet. Unter Kaisern wie Caligula verrichteten sie zudem Dienste als Henker, Folterknechte, Steuereintreiber und – allseits gefürchtet – als geheime Staatspolizei.

„Neue unerhörte Steuern ließ er zuerst durch Steuerpächter, dann, weil diese zu hohe Gewinne machten, durch die Centurionen und Tribunen der Prätorianerkohorten eintreiben.“

(Sueton, Caligula, 40)

Kaiser Caracalla ließ die Garde sogar gegen das Volk vorgehen:

„Als er nämlich einmal dem Wettrennen zuschaute, verspottete das Volk einen Wagenlenker, auf den er große Stücke hielt. Dies nahm er als eine persönliche Beleidigung auf, und gab der Leibgarde den Befehl, in das Volk zu fallen, es auseinander zu jagen, und diejenigen, welche auf den Wagenlenker geschimpft hatten, niederzuhauen. Die Soldaten ergriffen begierig diese Gelegenheit zu Vergewaltigung und Raub, und ohne zu untersuchen, wer die vorlauten Schreier gewesen, ergriffen sie schonungslos jeden, der ihnen in die Hände fiel, schleppten sie fort und töteten sie, oder schenkten ihnen erst, nachdem sie ihnen alles, was sie hatten, als Lösegeld abgenommen hatten, das Leben.“

(Herodian, IV, 6)

Allerdings führten die Prätorianer nicht alle ihnen aufgetragenen Aufgaben aus, wie folgendes Zitat beschreibt:

„Burrus erwiderte, die Prätorianer hätten dem ganzen Haus der Caesaren den Treueid geleistet und würden in der Erinnerung an Germanicus dessen Tochter keinesfalls ein Leid antun: Anicetus solle das zu Ende führen, was er versprochen habe.“

(Tacitus, Buch XIV, 7)

Organisation

Im Feld waren die Prätorianer jeder Einheit der römischen Armee gleichgestellt. Vom ersten Kaiser nur selten eingesetzt, waren sie ab der Regierungszeit des Tiberius (14 – 37 n. Chr.) häufiger in Schlachten aktiv. Sie kämpften am Angrivarierwall erfolgreich gegen Arminius und in der ersten Schlacht von Bedriacum für Otho, unter Domitian und Traian in Dakien und Mesopotamien, während sie unter Marcus Aurelius Jahre an der Donaufront verbrachten. Obwohl die Prätorianer Ähnlichkeiten mit den Legionstruppen aufwiesen, gab es doch einige Unterschiede. Ihre Kohorten waren ab Septimius Severus größer, der Sold und die zusätzlichen Leistungen waren besser und auf ihr militärisches Geschick war Verlass und sie erhielten höhere Geldgeschenke (donativa) von den Kaisern als die regulären Truppen. Wie bei den anderen Legionen war aber auch bei den Prätorianern nur ein kleiner Teil im Fall von Kriegshandlungen sofort einsetzbar.

Der Aufbau der Truppe

Die Legionen der damaligen Zeit bestanden aus über 6.000 Soldaten zu zehn Kohorten à 500 Mann; lediglich die erste Kohorte war doppelt so stark. Hinzu kamen der gesamte Offiziersstab mit seinen Bediensteten und die Mannschaft, die für den Tross zuständig war. Ob auch die erste Kohorte der Prätorianer größer war, kann nur gemutmaßt werden. Demnach bestanden unter Augustus die Kohorten der Prätorianer nach heutigem Forschungsstand aus mindestens 4.500 Mann, aufgegliedert zu neun Kohorten à 500 Mann. Auch hier müssen der Stab und die dazugehörige Mannschaft hinzugerechnet werden. Cassius Dio spricht von einer Stärke von 10.000 Mann. Septimius Severus hatte die Sollstärke der Prätorianer verdoppelt. Diese Prätorianerkohorten wurden equitatae genannt, sie bestanden also aus Reitern (equites praetoriani) und einer Mehrheit von Infanteristen (Abb. 3). Ob die Aufteilung wie bei den Hilfstruppen zu 3/​4 Infanterie und 1/​4 Kavallerie bestand, ist allerdings fraglich, da man sonst mit einer Gesamtstärke von ca. 1.400 Reitern rechnen müsste. Dementsprechend hätte in der castra praetoria auch Platz für die Stallungen der 1.400 Pferde bestehen müssen. Epigrafische und literarische Quellen bieten hierzu kaum ausreichende Informationen. Wir wissen aber, dass die Anzahl der Reiter weit höher war als die der Legion, in der gerade einmal 120 Reiter ihren Dienst absolvierten. Pseudo-Hygin gibt in seiner Marschlagerbeschreibung zumindest eine Stärke von 400 equites praetoriani an, was wiederum nur einen Teil ausmacht, da nicht die ganze Prätorianergarde vor Ort war. Diese equites cohortum praetoriarum ordnen sich in den laterculi, den Militärlisten, und auf den Grabsteinen jeweils einer centurie und keiner einzelnen turma zu.

Den Prätorianerkohorten waren zusätzlich noch Untereinheiten (speculatores augusti, statores und die evocati) beigegeben, die sich aus den Reihen der Prätorianer selbst rekrutierten bzw. ihnen beigeordnet waren. Befehligt wurden diese Kohorten von dem oder den beiden Prätorianerpräfekten; diese stammten aus dem Ritterstand. Jede Kohorte hatte einen Tribunen und sechs Centurionen als Offiziere. Die Letzteren waren untereinander gleich, mit Ausnahme des Trecenarius, der oberste von allen, dessen Name sich dadurch erklären lässt, dass er auch die 300 speculatores augusti leitete, und seines Adjutanten, des princeps castrorum. Kaiser Vitellius bildete im Jahr 69 n. Chr. aus den germanischen und Kaiser Septimius Severus im Jahr 193 n. Chr. aus den pannonischen Legionen eine neue Garde. Darüber hinaus stellte er einen Ersatz für die Ränge aus dem gesamten Reich zusammen. Tacitus berichtet, dass die Zahl der Kohorten im Jahr 47 n. Chr. von neun auf zwölf und im Jahr 69 n. Chr. kurzzeitig auf 16 aufgestockt wurde. Vespasian, der sich auf die Kohorten verließ, reduzierte ihre Zahl wieder auf neun, als er den Thron bestieg. Von Domitian wurden sie schließlich wieder auf zehn angehoben, sodass im Ergebnis mit den speculatores augusti eine Elitetruppe von mindestens 5.300 Mann und den 500 Mann der corporis custodes zur Verfügung stand. Mit der Eingliederung der equites singularis augusti wuchs diese Truppe sogar auf mindestens 6.800 Mann an. Sie wurden von Traian als zukünftigem Herrscher Roms aus seinen existierenden equites singulares gegründet, die ihm als Statthalter der Provinz Germania Superior zur Verfügung standen. Manche von ihnen gaben später auf ihren Grabsteinen in Rom an, dass sie aus der CCAA (Köln) stammten. Ab Septimius Severus, der den Sollbestand der Kohorten auf je 1.000 Mann erhöhte, wuchs die Truppe sogar auf 11.300 Elitekämpfer. Cassius Dio bestätigte die zehn Kohorten mit 10.000 Mann. Dem Kaiser standen aber auch noch andere militärische und paramilitärische Einheiten zur Verfügung, von denen zahlreiche Quellen berichten.


Abb. 3: Grabstele für Aurelius Saturninus (eques cohortis VIII praetoriae) Inschrift: D(is) M(anibus)/​Aur(elio) Saturnino eq(uiti) coh(ortis) VIII pr(aetoriae) |(centuria)/​Verissimi qui militavit in leg(ione) se/​cunda Italica tesserarius ann(os) VI/​qui vixit an(nos) XXVIII Aur(elius) Optatianus/​eq(ues) fratri bene merenti posuit. Malerei von Angi Delrey nach dem Original aus Rom, Musei Vaticani, Galleria Lapidaria.

speculatores augusti

Die 300 speculatores augusti waren im gleichen Lager wie die Prätorianer untergebracht und unterstanden dem Befehl des Präfekten. Ihre Aufgabe war es, nicht nur die Sicherheit und die Begleitung des Kaisers zu gewährleisten, sondern auch speziellere Aufgaben zu erfüllen, wie die Hinrichtung von Verurteilten, von der uns Seneca berichtet. Ihre enge Bindung an den Kaiser äußerte sich schon in ihrem Namen speculator augusti. Äußerlich waren sie durch einen besonders langen Speer gekennzeichnet, der auch auf der Traianssäule abgebildet ist. Da sie einen eigenen Reitlehrer besaßen, muss auch ihr Reitstil anders gewesen sein. Kommandiert wurden sie von einem centurio speculatorum.

evocati augusti

Bei den evocati augusti handelt es sich um ehemalige Angehörige der Prätorianergarde, welche nach ihrer offiziellen Dienstzeit weiterdienten. Sie waren nicht nur im Stab der Prätorianerpräfekten, sondern wechselten oft zu den Legionen und wurden dort in höherem Rang eingestellt, meist als Centurionen oder Ausbilder. Somit nahmen sie aufgrund ihrer militärischen Erfahrung und den Aufgaben, die sie in Rom innehatten, eine herausragende Stellung bei der Ausbildung der römischen Armee ein. Dies setzt voraus, dass die Ausbildung in der Garde des Kaisers besonders effektiv war, sonst hätte der Kaiser sie nicht als Ausbilder zu den Truppen an die Grenze entsandt. Als ehrenvolle Auszeichnung sollen ihnen ein Goldring und ein stilisierter Rebstock, wie der der Centurionen, verliehen worden sein und sie trugen ein besonderes Schuhwerk, wie uns Cassius Dio berichtet (Abb. 4). Sie waren zumeist Spezialisten, deren besonderes Wissen und besondere Erfahrung auch nach ihrer Entlasung für die Kaiser von Bedeutung waren. Auf der Via dell’Abbondanza in Pompeji befindet sich das Haus eines ehemaligen evocatus augusti: Lucius Satrius Rufus. Als einziges Haus in dieser Stadt verfügte es über ein Namensschild an einem der Flügel seiner Eingangstür. Die kleine Bronzetafel trägt die Inschrift:

„L. SATRI RVFI, EVOCATIAVG (VSTI)A COMMENTAR(IIS)“

„Lucius Satrius Rufus, Berufener des Erhabenen als Berichterstatter“.


Abb. 4: Prätorianer als evocatus bei der Legion (siehe auch www.cohors-praetoria.eu).

Der berühmteste evocati augusti war Caius Vedennius Moderatus aus Antium. Er hatte zehn Jahre in der 16. Gallischen Legion gedient, bevor er wohl im Jahr 69 n. Chr. durch Vitellius zu den Prätorianern versetzt wurde. Dort diente er acht weitere Jahre und wurde dann ehrenhaft entlassen. Vom Imperator zurückberufen, wurde er als evocatus augusti zum Baumeister in der Waffenwerkstatt des Kaisers (arcitectus armamentarii Imperatoris) ernannt. Als evocatus augusti diente er 23 weitere Jahre und wurde zweimal mit militärischen Auszeichnungen von Vespasian und von Domitian geehrt.

statores augusti

Man nimmt an, dass die statores augusti, wie die statores der Legionen, mit Botendiensten betraut waren.

cohortes urbanae – die städtischen Kohorten

Von Augustus ca. 13 v. Chr. nach demselben Muster wie die prätorischen Kohorten organisiert, erfüllten diese drei Kohorten Polizeiaufgaben. Sie sollten Unruhen und Tumulte eindämmen, Sicherheit und Ordnung garantieren und die Disziplin bei den Spielen aufrechterhalten. Ihre Nummerierung von X–XII schloss an die der Prätorianer an. Die Zahl der Kohorten mit einer Mannschaftsstärke von 500 wurde bis zum Ende der julisch-claudischen Dynastie auf neun erhöht, von denen drei nicht in Rom, sondern in anderen Städten (Ostia, Puteoli und Lugdunum) stationiert waren. Somit kommen wir auf eine Stärke von ca. 3.000 Mann innerhalb Roms. Auch diese wurden unter Septimius Severus verdoppelt und in vier Abteilungen gegliedert. Im Bürgerkrieg 68/​69 n. Chr. wurden die Städtischen Kohorten militärisch eingesetzt und dabei fast völlig aufgerieben. Kaiser Vespasian stellte vier neue Kohorten für Rom (X, XI, XII & XIX) sowie eine für Carthago mit der Nummer XIII auf. Befehligt wurden sie im 1. Jh. n. Chr. von einem adligen Stadtpräfekten senatorischen Ranges (praefectus urbi). So wurde dem Senat suggeriert, dass auch er eine Truppe zur Verfügung habe. Im 2. Jh. n. Chr. kamen sie dann aber unter den Befehl des Prätorianerpräfekten. In der Zeit von 20 – 23 n. Chr. wurden sie in demselben Lager wie die Prätorianer einquartiert, wo sie auch bis 270 n. Chr. blieben. Im Jahr 270 n. Chr. ließ ihnen Aurelian ein eigenes Lager bauen, die castra urbana am Forum Suarium in der Nähe des Marsfeldes. Ein Wechsel bzw. Aufstieg der Soldaten der städtischen Kohorten zu den Prätorianern war ein gängiges Verfahren. Die Einheiten blieben unverändert bis in konstantinische Zeit, wo sie durch das zivile officium des Stadtpräfekten ersetzt wurden.

cohortes vigilum – die Wachkohorten

Es bedurfte eines erneuten Großbrandes im Jahr 6 v. Chr., um Augustus die Problematik und die Notwendigkeit einer Umorganisation der Feuerwehren klar werden zu lassen. Augustus gründete nun die Organisation der vigiles (wörtlich „Wächter“), bestehend aus Freigelassenen, die zwei Funktionen ausübten: Nachtwache und ständige Feuerwehr. In Rom selbst befand sich mit den sieben Wachkohorten eine im Vergleich zu den Prätorianern und den cohortes urbanae erheblich weniger angesehene Truppe. Auch sie wurde unter Septimius Severus verdoppelt, sodass sie zu seiner Zeit eine Stärke von 7.000 Mann umfasste. Nach Cassius Dio stellten die vigiles auch Personal für die öffentlichen Thermen, die staatlichen Speicheranlagen und die Gefängnisse. Aus Trans Tiberim, dem heutigen Trastevere gibt es ein Graffito aus dem Wachraum der cohors VII. In den sieben stationes cohortium vigilum und 14 Wachlokalen (excubitoria) wurden diese Truppen über das gesamte Stadtgebiet verteilt untergebracht. Später wurden den Feuerwachen sogar eigene Kasernen zur Unterkunft bereitgestellt. Diese Truppe wurde ebenfalls militärisch organisiert. Das Oberkommando wurde einem aus dem Ritterstand stammenden praefectus vigilum übertragen. Nach Seneca (Epist. mor. 64, 1) patrouillierten die vigiles auch nachts durch ihre Bezirke, suchten nach möglichen Brandquellen und fahndeten nach Verstößen gegen die kaiserlichen Brandschutzvorschriften.

Aber auch die Prätorianer halfen aus, wie folgendes Zitat wiedergibt:

„Er (Drusus) wurde überdies ein solcher Trinker, dass er eines Nachts, als er zusammen mit den Prätorianern einigen Leuten, deren Besitz in Flammen stand, helfen musste …“

(Cassius Dio, Buch 57, 14, 10).

Später fielen den vigiles auch mehr und mehr polizeiliche Aufgaben zu. So konnte der römische Stadtpräfekt (praefectus urbi) sie bei Unruhen als Sicherheits- und im Notfall sogar als Kampftruppe einsetzen.

„In Puteoli und Ostia stationierte er je eine Kohorte, die die Aufgabe hatte, Feuersbrünste zu verhindern.“

(Sueton, Claudius, 25)

Die Peregrini

Die Peregrini bildeten keine feste Einheit, sondern waren Soldaten aus den verschiedenen Provinzen, die an einem Ort zusammengefasst waren. Diese wurden in der castra peregrina auf dem Caelius nahe dem kaiserlichen Palast stationiert. Das konnten abkommandierte Soldaten aus den Provinzen für einen speziellen Dienst in der Hauptstadt sein oder auch Flottensoldaten aus Misenum oder Ravenna. Die beiden größten Gruppen aber bildeten die speculatores legionis und die frumentarii. Die speculatores legionis zählten zum Stab des Statthalters und übermittelten Botschaften und Befehle zwischen den Provinzen und Rom. Sie waren mit einem besonderen Schuh, der speculatoria caliga, und einer besonderen Lanze (lanceae) ausgestattet, womit sie sich von den übrigen Soldaten des Heeres unterschieden. Wie diese genau aussahen, wird uns nicht überliefert. Befehligt wurden sie von einem princeps peregrinorum, seinem subprinceps und den centuriones peregrinorum.

Die Ausrüstung der Prätorianer

Der Annahme, die Prätorianer hätten antike, historisierende Waffen und Ausrüstung getragen, ist zu widersprechen. Man muss hier zwischen der Ausrüstung bei Zeremonien und der im Kampf getragenen unterscheiden. Die Prätorianer haben nach Quellen wie Herodian Waffen besessen, die reich mit Gold- und Silbereinlagen verziert waren. Über Farben der Tunika, des Helmschmuckes oder der Schilder haben wir allerdings kaum Kenntnisse. Es gibt lediglich eine kurze schriftliche Überlieferung eines Briefs von Kaiser Valerian an seinen Prätorianerpräfekten Mulvius Gallicanus mit der Bitte, den neuen Tribunen Probus mit zwei roten Tuniken auszustatten. Daraus ergibt sich, dass höhere Offiziere eine rote Tunika trugen und sich dadurch von den übrigen Chargen absetzten. Die Behauptung, dass Centurionen und gemeine Soldaten immer rot als Farbe trugen, ist demnach falsch. Auf kaum einem Relief oder Grabstein sind Farbreste erhalten. Hier müssen in Zukunft weitere wissenschaftliche Untersuchungen vorgenommen werden, um Farbreste zu belegen. Das einzige, was wir sagen können, ist, dass die Farben Purpur und Weiß nicht in Frage kommen. Es gibt zwar ein Mosaik, das sogenannte Nilmosaik von Palestrina (Abb. 5), auf dem zwei Soldaten gezeigt sind, die ein rechteckiges Schild mit sehr großem Skorpion, eine weiße Tunika und einen Helm mit weißem Busch tragen. Doch aufgrund der sie umgebenden Soldaten kann widerlegt werden, dass es sich um Prätorianer handelt. Die sie umgebenden Soldaten sind mit runden und ovalen Schilden ausgestattet. Sie tragen weiße, bläuliche und sandfarbene Tuniken und zum Teil phrygische Helme, die definitiv nicht römisch sind, sondern aus dem hellenistischen Raum stammen, zudem aus einer Zeit, als es die Prätorianergarde de facto noch nicht gab.


Abb. 5: Mosaik mit einer Nillandschaft. Teilausschnitt eines großen Mosaiks aus Palestrina mit einer kleinen Lagerszene unter einer Pergola am mittleren unteren Bildrand. Die Beschriftung des Mosaiks ist in griechischen Buchstaben gehalten. Museo Archeologico Nazionale (Palazzo Barberini).

Zudem wurden im alten Rom weiße Gewänder nur zu bestimmten Anlässen (Festlichkeiten, Opferungen usw.), aber auch von bestimmten Personen, denen ein besonderes Amt oblag, getragen. Kandidaten, die sich um ein Amt bewarben, trugen die sogenannte toga candita, eine speziell mit weißer Kreide behandeltete Toga, die so fast blütenweiß erschien.

„Weißen Gewandes steigt man hinauf zum tarpeischen Felsen. Denn für den festlichen Tag kleidet sich festlich das Volk! Neu ziehen die fasces voraus, neu schimmert der glänzende Purpur, neu ist die Last, die der Stuhl schimmernd zu tragen empfängt.“

(Ovid F.1, 79 ff. – Amtsantritt der Konsuln)

Die Farbe Weiß war also eine besondere Farbe für ein besonderes Gewand und einen bestimmten Anlass. Kaiser Gallienus (um 218 – 268 n. Chr.) hat, um die Soldaten auf seine Seite zu ziehen, das Recht, weißgekleidet zu defilieren auf die Mannschaften ausgeweitet. Diese albata decursio war seit Septimius Severus das Privileg der Centurionen. Somit wird ganz eindeutig darauf hingewiesen, dass eine weiße Bekleidung nicht nur für den gemeinen Soldaten, sondern auch für Centurionen nur zu bestimmten Anlässen getragen werden durfte. Ab wann weiße Kleidung nicht mehr als sakral angesehen wurde, ist nicht bekannt. So darf die Farbe Weiß für den einfachen Soldaten als auch für den Prätorianer bis zum Ende des 3. Jhs. n. Chr. ausgeschlossen werden. Die Darstellung von farbigen Tuniken obliegt also unserer modernen Vorstellung und ist reine Spekulation. Dass es eine spezielle Tracht für Prätorianer gab, zeigt uns eine Stelle bei Herodian (Buch 1, Kapitel 10), wo sich ein gewisser Maternus in der Tracht der Prätorianer unter dieselben mischen will, um Commodus bei einer Prozession zu ermorden.

Die Prätorianer hatten nach heutigen Erkenntnissen fünf verschiedene Uniformen:

das Friedensgewand (Toga) für den Wachdienst, das Festgewand, die Paradeuniform, den „Kleinen Dienstanzug“ und die Feldausrüstung.

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22 aralık 2023
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357 s. 62 illüstrasyon
ISBN:
9783943904529
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