Kitabı oku: «Die Prätorianer», sayfa 5

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Lucius Aelius Seianus (14 – 31 n. Chr.) und die Verschwörung

Lucius Aelius Seianus wurde um 20 v. Chr. in Volsinii, Etrurien, geboren. Sextus Aelius Catus adoptierte ihn, wodurch, entsprechend der römischen Namenskonvention, aus seinem Geburtsnamen Seius der Beiname Seianus wurde. Verheiratet war er mit einer Frau namens Apicata, von der vermutet wird, sie sei eine Tochter des Marcus Gavius Apicius. Apicius ist als der Feinschmecker der Antike bekannt. Er verfasste das Buch über die römische Küche. Nach Tacitus soll er während seiner Jugend ein Freund von Augustus’ Enkel Caius Caesar gewesen sein, der sich nach dessen Tod bei Tiberius einschmeichelte.

Nach außen zeigte er sich bescheiden, innerlich beherrschte ihn ein hemmungsloser Ehrgeiz, der ihn manchmal zu Verschwendungssucht und Üppigkeit trieb, häufiger aber zu angespannter Tätigkeit und Wachsamkeit. Seianus wurde bei der Thronbesteigung des Kaisers Tiberius im Jahr 14 n. Chr. zum Prätorianerpräfekten neben seinem Vater Lucius Seius Strabo ernannt und war somit eine Zeit lang der einflussreichste Bürger Roms. Noch im gleichen Jahr wurde sein Vater Statthalter von Ägypten, wodurch er so zum alleinigen Prätorianerpräfekten wurde. Dies nutzte er zum Ausbau seiner Macht und brachte Tiberius sogar dazu, die Prätorianer in ein einziges Lager, die castra praetoria, zusammenzulegen. Er hatte ein gutes Verhältnis zu den Soldaten, suchte den Kontakt mit ihnen und kannte ihre Namen. Die Centurionen und Tribunen wählte er sich selbst aus. Er unterließ es auch nicht, sich bei den Senatoren in Gunst zu setzen und verschaffte seinen Klienten Ämter und Statthalterposten. Im selben Jahr brach unter den Legionen in Pannonien ein Aufstand aus, da diese mit den Dienstbedingungen nicht zufrieden waren und gegen ihre Führer revoltierten. Die Nachricht darüber brachte Tiberius dazu, seinen Sohn Drusus mit einigen hervorragenden Männern des Staates und zwei prätorischen Kohorten zu entsenden, um dort einzuschreiten.

„Die Kohorten waren durch ausgewählte Soldaten in ungewöhnlichem Maß verstärkt. Beigegeben waren noch ein großer Teil der Prätorianerreiterei und die Kerntruppen der Germanen, die damals dem Kaiser als Leibwache dienten. Ferner war der Gardepräfekt Aelius Seianus dabei, …; er sollte dem jungen Drusus als Berater dienen und seinen Begleitern vor Augen führen, wie man sich in Gefahren zu benehmen und welche Belohnungen man zu erwarten habe.“

(Tacitus, Annalen, Buch I, 24)

Drusus standen in Pannonien drei Legionen gegenüber. Trotz ihrer Übermacht und ihrem Unwillen wagten sie keine gewaltsame Auseinandersetzung. Nur langsam gaben sie ihren Widerstand auf und die Feldzeichen wurden wieder an ihren alten Platz gebracht. Bei Tagesanbruch berief Drusus eine Heeresversammlung ein und tadelte ihr früheres und lobte ihr jetziges Verhalten. Nur wenn sie zum Gehorsam zurückkehrten, würde er ihre Anliegen seinem Vater schreiben.

„Darauf wurden die schlimmsten Unruhestifter herausgesucht. Einige, die außerhalb des Lagers umherschweiften, wurden von den Hauptleuten oder den Soldaten der Prätorianerkohorten niedergemacht, andere von den Manipeln selbst zum Beweis ihrer Pflichttreue ausgeliefert …. Zuerst kehrte die achte, dann die 15. Legion zurück. Die Leute der neunten … fühlten sich vereinsamt und kamen dem drohenden Zwang durch freiwilligen Entschluß zuvor.“

(Tacitus, Annalen Buch I, 30)

Drusus kehrte, als die Ruhe wiederhergestellt war, nach Rom zurück.

Im Laufe der folgenden Jahre wurde Seianus zu einem der wichtigsten Ratgeber des Kaisers, der ihn mit Ehrungen überhäufte. Tiberius zeigte sich willfährig und war ihm so geneigt, dass er ihn nicht nur im Gespräch, sondern auch im Senat und vor dem Volk als seinen Mitarbeiter pries und die Verehrung seiner Bildnisse in den Theatern, auf den Marktplätzen und an den Lagerhauptplätzen der Legionen zuließ. Durch Beseitigung ihm missliebiger Personen, darunter angeblich auch Tiberius’ Sohn Drusus im Jahr 23 n. Chr., festigte Seianus seine Macht über den Senat. Drusus hatte bei einem Streit die Hand gegen Seianus erhoben und ihn, als dieser auf ihn zutrat, ins Gesicht geschlagen. Seianus bekämpfte die Familie des Germanicus und versuchte im Jahr 25 n. Chr. vergeblich, Drusus Witwe Livilla zu heiraten, wodurch er Mitglied der kaiserlichen Familie geworden wäre. An Tiberius Rückzug auf die Insel Capri im Jahr 26 n. Chr. war Seianus angeblich maßgeblich beteiligt. Den von Tiberius seit langer Zeit geäußerten Wunsch nach Rückzug stärkte Seianus mit der Angst vor einer Verschwörung durch Agrippina, die in einer Verbannung endete. Dies stärkte Tiberius’ Vertrauen ihm gegenüber noch mehr, als er sich auf einem Landgut namens Spelunca aufhielt. Dort speiste man in einer natürlichen Grotte, als plötzlich Felstücke herabfielen und Seianus sich schützend über ihn warf. Im Jahr 28 n. Chr. gelang es ihm, seine Bande zur kaiserlichen Familie mit der Verheiratung seiner Adoptivschwester Aelia Paetina mit Tiberius Neffen Claudius zu festigen.

Durch die Abwesenheit des Kaisers wurde Seianus als dessen Stellvertreter in Rom faktisch zum mächtigsten Mann. So konnte er allein bestimmen, was Tiberius aus Rom erfuhr. Seinen eigenen Geburtstag ließ er zum römischen Feiertag erklären und sich durch das Aufstellen von Statuen mit seinem Konterfei öffentlich ehren, was beinahe der Verehrung um Kaiser Tiberius gleichkam. Als er dann im Jahr 31 n. Chr. Konsul geworden war, hielt Seianus seine Position für so unangreifbar, dass er womöglich damit begann, den Purpur für sich selbst zu reklamieren. Tiberius entdeckte das Vorhaben und handelte. Da Sejan bereits seit über 15 Jahren die Position des Prätorianerpräfekten ausübte, befürchtete der Kaiser, dass die Garde ihn bei etwaigen Maßnahmen protegieren könnte. Deshalb ernannte er heimlich Macro, den bisherigen Präfekten der Vigiles, im Jahr 31 n. Chr. zum Prätorianerpräfekten und sandte ihn nach Rom, um Seianus wegen dessen Ambitionen zu verhaften und zu verurteilen. So war es ihm möglich, die Prätorianer, die ihn und den Senat bewachen sollten, in ihr Heerlager zurückzuschicken. Seianus wurde mitsamt seinen Kindern vom Senat zum Tod verurteilt und am 18. Oktober 31 n. Chr. im Tullianum in Rom hingerichtet. Seianus fiel der damnatio memoriae anheim. Seine Statuen wurden zerschlagen. Über Seianus’ Sturz berichten mit äußerst negativer Tendenz Sueton in seiner Biografie des Tiberius und Tacitus in seinen Annalen. Ein positives Seianus-Bild gibt der Zeitgenosse Velleius Paterculus, dessen Werk allerdings entstand, als Seianus auf dem Höhepunkt seiner Macht war. Die Überlieferungen sind im Falle des Seinanus mit Vorsicht zu genießen, da alle Autoren recht parteiisch waren. Dass er nach der Herrschaft griff, ist sehr unwahrscheinlich, da er nur ritterlichen Standes war. Denn zur Zeit des Tiberius war es unmöglich, als Ritter und Nicht-Senator solch ein Amt zu bekleiden. Dies sollte erst 200 Jahre später gelingen. Auch die Verhaftung zeigt, dass seine Macht nur begrenzt war und er sich anscheinend nicht auf die Prätorianergarde verlassen konnte. Diese hielt treu ihren Eid zu Tiberius. Es ist eher daran zu denken, dass Tiberius Seianus nur als Werkzeug benutzte, um sich unbeliebter Konkurrenz zu entledigen.

„Nachdem er ihn (Sejan) aus dem Weg geräumt hatte, zeigte er sich grausam wie noch nie. Daraus dürfte doch ganz klar hervorgehen, dass es nicht Sejan war, der ihn immer und immer wieder zu solchem Verhalten getrieben hat, …“

(Sueton, Tiberius, 61)

Trotz der Treue seiner Prätorianer ging Tiberius mit aller Härte gegen seine eigenen Bewacher vor, wie folgendes Zitat belegt:

„Einen Soldaten der Leibgarde bestrafte er mit dem Tode, weil er aus seinem Garten einen Pfau gestohlen hatte.“

(Sueton, Tiberius, 60)

Idistaviso und der Angrivarierwall

In der Schlacht bei Idistaviso im Jahr 16 n. Chr. trat Germanicus mit folgender Ordnung an: die gallischen und germanischen Hilfstruppen an der Spitze, hinter ihnen die Bogenschützen zu Fuß. Darauf folgten vier Legionen und der caesar mit zwei prätorischen Kohorten und auserlesenen Reitern, dann die vier anderen Legionen, die Leichtbewaffneten mit den berittenen Bogenschützen und die übrigen bundesgenössischen Kohorten. Sein Gegner Arminius, der einige Jahre zuvor die Römer unter Varus vernichtend geschlagen hatte, wurde nun seinerseits von den Römern besiegt. Von der fünften Stunde des Tages bis zum Anbruch der Dunkelheit wurden die Feinde niedergemetzelt. Arminius entkam durch eine List, indem er sich sein Gesicht mit Blut beschmierte und sich so unkenntlich machte. Trotzdem gaben die Germanen nicht auf; sie überfielen Germanicus’ Heereszug am Angrivarierwall und brachten ihn in Unordnung. Dieser Wall bildete die Grenze zwischen den Angrivariern zu den Cheruskern. Germanicus, dem nichts verborgen blieb und der die Lage richtig einschätzte, ließ mit Schleuderern und Wurfschützen den Wall bekämpfen. Nachdem der Wall genommen war, führte Germanicus mit den prätorischen Kohorten zuerst einen Angriff auf die Wälder. Hier wurde Mann gegen Mann gekämpft. Die Germanen konnten ihre Schnelligkeit nicht ausnutzen und so wurden sie von den Prätorianern, den Schild dicht an die Brust gepresst, die Hand fest am Schwertgriff, niedergemacht. Die Angrivarier unterwarfen sich anschließend bedingungslos. Aufgrund des Sieges ließ Germanicus einen Waffenhügel mit folgenderInschrift errichten: „Nach Niederwerfung der Stämme zwischen Rhein und Elbe habe das Heer des Tiberius dem Mars Ultor und dem Augustus dieses Denkmal geweiht.“

Die Germanen waren geschlagen.

Am Ende des Jahres wurde in der Nähe des Saturntempels ein Triumphbogen geweiht und im darauffolgenden Jahr, am 26. Mai, hielt Germanicus seinen Triumph über die Cherusker, Chatten, Angrivarier und alle Volkstämme, die diesseits der Elbe wohnten. Man nahm an, dass der Krieg wirklich beendet sei.

„Die Cherusker und die übrigen aufrührerischen Stämme könne man jetzt, wo genug für Roms Rache geschehen sei, ihren inneren Zwistigkeiten überlassen“.

(Tacitus, Annalen Buch II, 26)

Die castra praetoria (praefectura praetorio)

Der politisch folgenreichste Schritt war die Kasernierung der Garde in Rom unter Tiberius. Dies bedeutete, dass 4.500 bestausgebildete, streng disziplinierte und bestens besoldete Soldaten dem Kaiser konzentriert und jederzeit zur Verfügung standen. Augustus stationierte nie mehr als drei Kohorten in der Stadt und auch diese nicht in einer Kaserne. Die restlichen pflegte er in die Umgebung der benachbarten Städte zu verlegen. Die einzige Stadt, die man in diesem Zusammenhang nachweisen kann, ist Ostia. Durch die ständige Präsenz dieser Truppen wurde der Anblick von Soldaten im täglichen Stadtbild zu etwas völlig Normalem.

„Die prätorischen Kohorten, die bisher in den nächstliegenden Landstädten oder über Rom zerstreut einquartiert waren, zog Tiberius in einem Lager bei der Stadt zusammen, in dem sie kaserniert wurden. Er nannte es praefectura oder mit einem Zusatz praefectura praetorio, denn die übrigen Schutzwachen und Befehlshaberstellen hatte Augustus eingerichtet.“

(Sextus Aurelius Victor, Epit.2)

Castro Pretorio war der XVIII. Stadtteil von Rom. Er lag im Osten der Stadt in dem Gebiet, in welchem sich die Diokletiansthermen erstreckten. Das Stadtviertel hat seinen Namen von der Kaserne der Prätorianer, der castra praetoria, die ab 23 n. Chr. hier errichtet wurde. Der Beschluss zum Bau erfolgte bereits im Jahr 21 n. Chr. auf Initiative des Prätorianerpräfekten Seianus. Das Wappen dieses Stadtteils stellt ein Feldzeichen der Prätorianergarde dar. Im antiken Rom lag die castra praetoria in der Regio VI auf dem campus Viminalis ca. 400 m von der servianischen Mauer entfernt. Dieser war der campus praetoriarum (Exerzierplatz) vorgelagert.


Abb. 26: Blick von der Viale del Policlinico auf die Nordmauer der castra praetoria.

Von einer Inschrift aus Rom wissen wir, dass diesem Exerzierplatz besonderer Verehrung zukam:

„Der heiligen Nemesis des Exerzierplatzes, zu Ehren unserer kaiserlichen Herrscher. Publius Aelius Pacatus, in die Tribus Aelia eingeschrieben, aus Scupi (Stadt in Moesien, heute Uskub) stammend, durch einen Traum veranlasst, hat reinen Herzens diese Widmung aufstellen lassen, die er gelobt hatte, als er Doktor der Kohorte war, jetzt da er Doktor des Exerzierplatzes ist in der gottesfürchtigen und rächenden I. Prätorianerkohorte.“

„Die Macht des Präfekten, die bisher nicht bedeutend war, hob er (Tiberius) dadurch, dass er die an verschiedenen Stellen der Stadt verstreuten Kohorten in ein einziges Lager zusammenzog. Sie sollten die Befehle gleichzeitig erhalten und durch Zahl, Stärke und enges Zusammenleben mehr Vertrauen zu sich selbst gewinnen und anderen mehr Furcht einflößen. Er schützte vor, der Soldat lasse sich, wenn er vereinzelt sei, leicht gehen; breche eine Gefahr herein, so könne man durch gleichzeitiges Eingreifen mehr Hilfe leisten; auch würden sie selbst strengere Zucht halten, wenn sie fern von den Lockungen der Stadt ein geschlossenes Lager bezögen.“

(Tacitus, Annalen Buch IV, 2)

„Über ganz Italien verteilt stationierte er in größerer Zahl als bisher üblich Soldaten. In Rom ließ er eine Kaserne bauen, in die die Prätorianerkohorten, die zuvor ohne festes Quartier über die Stadt verteilt untergebracht gewesen waren, geschlossen stationiert wurden.“

(Sueton, Tiberius, 37)

Wir wissen zwar, wo die castra praetoria lag, doch was sich im Inneren befunden hat, ist kaum bekannt. Das castrum in Rom umfasste ein Areal von mindestens 15,7 und höchstens 16,72 ha, was ungefähr zwei Dritteln eines normalen Legionslagers entspricht. Allerdings waren entlang der Innenmauern zusätzliche Räume vorhanden und die Kasernengebäude mindestens zweistöckig.

Die antiken Texte berichten von einem Bad, einem Tribunal, einer Waffenkammer, von Gebäuden und Altären, einer Lehrstätte, von einem Fahnenheiligtum, einer Unterbringungsmöglichkeit für Sklaven sowie einem Marstempel. Verehrt wurden aber auch andere Götter. So war Apollo bei den aus Illyrien und Thrakien stammenden Prätorianern der am meisten verehrte Gott. Die schola wurde laut der Inschrift CILVI 215 : 30717 von Vexillarius L. Locerius Costitutus und dem Centurio C. Iulius Priminus restauriert und eine Ädikula von diesen mit Marmor ausgestattet.

In der Mitte des Geländes befanden sich lange Reihen von Gebäuden mit Obergeschoss. Des Weiteren wissen wir von einem großen Bogen aus Marmor an der Westseite des Lagers. Bei Grabungen an der Nordseite des castrum konnte man keine der für andere Lager und Kasernen üblichen Gräben nachweisen.

„Ebenso ließ er Lepidas Sklaven, die im Prätorianerlager untergebracht waren, in den Gewahrsam der Konsuln bringen …“

(Tacitus Annalen, Buch III, 22)

Die Mauern bestanden aus großen Blöcken, die mit Ziegeln verkleidet waren. Jedoch war der Grundriss ein anderer als heute im Allgemeinen angenommen wird. Der heutige Verlauf der Mauer zeigt neben den ursprünglichen auch die in Mittelalter und Renaissance durchgeführten Restaurierungsarbeiten. Hierbei wurden ganze Abschnitte komplett neu errichtet, was sich in den in die Mauer eingearbeiteten päpstlichen Wappen widerspiegelt. Kaum verändert wurde die Nordseite des Prätorianerlagers (Abb. 26).

Wie bei vielen Gebäuden gab es auch hier verschiedene Bauphasen. Durch Erhöhung und Umgestaltung veränderte sich das Erscheinungsbild der castra im Laufe der Jahrhunderte zu einer Wehranlage, die ihren Höhepunkt erreichte, als Kaiser Aurelian sie in seine neue Stadtmauer miteinbezog.


Abb. 27: Gesamtplan der Baubefunde im Bereich der castra praetoria nach Alexandra W. Busch.

1. Bauphase:

Aufgrund der beschriebenen Erbauung des Lagers datiert diese Phase in die Jahre 21 – 23 n. Chr. Die Mauer des Lagers wurde als Schalenmauer mit Gusskern errichtet, für die außen eine Ziegelbauweise (opus latericium) gewählt wurde und innen Retikulat (opus reticulatum), welches gleichzeitig die Rückwand für die Räume bildete, die sich entlang der gesamten Innenmauer zogen und auf denen der Wehrgang verlief (Abb. 27). Diese Räume waren ca. 6 m tief, 3,60 m breit und wurden von einem Tonnengewölbe in 3 m Höhe abgeschlossen. Wandmalereien, Mosaikfußböden und Stuckdekor weisen auf Wohnräume hin. Die Ausstattung und die Größe des Gebäudes suchen im militärischen Bereich des Römischen Reichs ihresgleichen. Selbst in einem Marschlager genoss eine Prätorianerkohorte größere Annehmlichkeiten und erhielt nach Pseudo-Hygin den doppelten Raum einer Legionskohorte. Auch wenn sich, wie in diesem Fall, die Kohorte den Raum mit den primipilares und den evocati teilen musste. Durch größere Zelte hatten sie es als Elitetruppe etwas komfortabler. Wenn man diese Räume für die gesamte innere Umwehrung zusammenrechnet, so kommt man auf 348 bis 366 Räume. Bei einer Belegung von acht Mann, was einem contubernium der römischen Armee entspricht, hätten nur diese Räume allein schon Platz für mindestens 2.784 Soldaten geboten. Die gesamte Außenmauer war nach heutigen Erkenntnissen nicht verputzt.

In 3,30 m Höhe folgte ein ca. 20 cm hohes Gesims, worauf sich die 60 cm hohe Wehrmauer erhob, auf der im Abstand von ca. 2,30 m die Zinnen saßen. Die Zinnen hatten eine Höhe von 70 cm und eine Tiefe von 60 cm. Dahinter verlief der Wehrgang. Von den vier Ecktürmen und den vermutlich acht Türmen der Seitenmauern sind heute noch ein Eckturm und zwei Seitentürme erhalten, die lediglich 20 bis 30 cm hervorstehen (Abb. 28). Ein Ziegelbau in dieser Größe mit diesem Ausstattungsluxus und an dieser exponierten Stelle muss auf die Zeitgenossen eine ungeheure Wirkung gehabt haben.


Abb. 28: Eckturm zwischen Nord- und Ostmauer.

Zwei der insgesamt vier Tore des Lagers sind an der Nord- und Südmauer (Abb. 29) erhalten. Auch sie wurden in Ziegelbauweise errichtet. Durch spätere Bebauung wurden die Innenseiten der erhaltenen Tore zerstört. Die Tore wurden zu beiden Seiten von Türmen flankiert, die nur ca. 30 cm vorspringen und eine Breite von 4,13 m haben. Diese Türme haben in Höhe der Mauerzinnen zwei kleine Fenster, deren obere Einfassung einen Bogen bildet. Das heute nicht mehr erhaltene Westtor, welches zur Stadtseite lag, unterschied sich jedoch durch eine prunkvollere Außengestaltung. In der Nähe des vermuteten Tores fand man zwei Pilasterkapitelle, die auf einen marmornen Baudekor schließen lassen, außerdem eine Bauplastik in Form eines Reliefs mit einer geflügelten Victoria. Eine Kombination aus Ziegelmauerwerk und Marmor wäre daher denkbar.


Abb. 29: Nordtor der castra praetoria.

Ferner wurden noch vier Räume mit Tonnengewölben entdeckt, die ca. 7 × 3,5 m groß waren und von denen einige Treppenhäuser aufwiesen, was auf mindestens ein weiteres Obergeschoss schließen lässt. Dass keine Mosaiken oder Wandmalereien gefunden wurden, spricht gegen eine Nutzung als Wohnraum. Vielleicht ist aber eine Kombination von Unterkunft und Pferdestall möglich. Da den einzelnen Prätorianerkohorten Reiter zugeordnet waren, müssen im Lager auch Ställe zur Unterbringung von Pferden vorhanden gewesen sein. Weiter südlich wurde ein zweiflügliges Gebäude entdeckt, dessen Flügel durch einen Hof getrennt war. Im Westflügel kam ein Raum mit Bodenmosaik zutage. Auch ein horreum wurde im Südosten des Lagers aufgedeckt. Dieses Gebäude war über eine Rampe von Süden her zugänglich. Von dort gelangte man in einen 40 m langen, unterirdischen Korridor, von dem acht gleichgroße Räume abgingen, die etwa 40 m2 maßen.

2. Bauphase:

In der zweiten Bauphase entfernte man einige Zinnen und die oberste Ziegellage der Wehrmauer. Dabei wurden die Zwischenräume der Zinnen mit gelblichen sowie rotbraunen Ziegeln aufgefüllt. Eine zeitliche Zuordnung ist nur schwer möglich, die Bauphase könnte aber mit dem Bürgerkrieg des Jahres 69 n. Chr. zusammenhängen, wo sich die Prätorianer des Vitellius gegen die Truppen des Vespasians verschanzten.

3. Bauphase:

Die dritte Bauphase war eine größere bauliche Veränderung, bei der die Mauer um ca. 2 m erhöht wurde. Auch diese Mauer war wieder mit Zinnen bekrönt. Die hierbei verwendete Mauertechnik erinnert an die Ziegelfassade der Caracallathermen und der Mannschaftsunterkünfte der castra nova equitum singularium, welche in den Jahren 193 – 196 n. Chr. errichtet wurden und somit in die servische Zeit datiert werden können.

4. Bauphase:

In der vierten Bauphase wurde der Bereich am Nordtor überhalb des Architravs durch opus mixtum ersetzt. In dieses Tor, welches zuvor mit Zinnen besetzt war, wurden drei große Fenster mit Rundbögen eingesetzt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass an den übrigen Toren ähnliche Veränderungen vorgenommen wurden. Da sich die opus mixtum-Strukturen von der nachfolgenden Bauphase deutlich unterscheiden, muss die vierte Phase vor der Einbeziehung in die Aurelianische Stadtmauer vollzogen worden sein. Die Zinnen der Tore wurden verbreitert. In dieser Phase errichtete man an der Nordmauer zwei niedrige und breite Türme, die den Türmen des Nordtores entsprachen. Diese wurden ebenfalls mit opus mixtum verblendet. Diese Türme traten nicht hervor, sondern schlossen bündig ab (Abb. 30).


Abb. 30: Nordmauer mit deutlich erkennbaren Zinnen eine früheren Baupase.

5. Bauphase:

Nach zahlreichen Veränderungen kam es in der zweiten Hälfte des 3. Jhs. n. Chr. zum größten baulichen Eingriff, als die castra praetoria im Jahr 271 n. Chr. in die Aurelianische Mauer einbezogen wurde. Dabei wurden das Nordtor und das Osttor zugemauert. Die Mauern wurden erneut um ca. 2 bis 3 m erhöht und erreichten die Höhe der Türme aus der vierten Bauphase. Aufgrund von Zeichnungen Rossinis wissen wir, dass die Tortürme des Osttores ein zweites Geschoss bekamen und nun so hoch waren wie die neue Aurelianische Stadtmauer. Die Mauer war somit zwischen 7 und 9 m hoch. Die Höhe der Mauern schwankte je nach Bauphase und kann deshalb nicht exakt angegeben werden. Durch die schwere Belastung der Fundamente wurde die Mauer durch eingesetzte Pfeiler an der Innenseite der Umwehrung verstärkt. Es wurden darüber hinaus neue Türme in Ziegelbauweise errichtet, die im unteren vorderen Bereich durch einen dreieckigen Sporn verstärkt wurden, welcher stark an Brückenpfeiler erinnert und als Wellenbrecher bekannt ist. Die Türme hatten eine rechteckige Form und besaßen an den Seiten pro Etage ein Fenster in Bogenform.

6. Bauphase:

An der Außenverschalung der Mauer haben sich an verschiedenen Stellen Reste von opus listatum erhalten, was auf eine nötig gewordene Reparatur schließen lässt. Diese Reparaturen wurden auch an der Aurelianischen Stadtmauer festgestellt. Der Wechsel von Tuff- und Ziegellagen war besonders unter Maxentius beliebt und legt eine Datierung in seine Regierungszeit nahe.

Ob die Westflanke des Lagers nach der Schlacht an der Milvischen Brücke wirklich geschliffen wurde, wie es Zosimus überliefert, ist archäologisch nicht nachweisbar. Auch Konstantin musste seine Truppen in Rom unterbringen und überdies noch seine Herrschaft sichern, da er noch Licinius als Mitregent des Römischen Reiches zur Seite hatte. Noch auf Kupferstichen des 16. und 17. Jhs. erscheint die Umwehrung des Lagers und wird als castrum praetorium oder auch als castrum custodiae bezeichnet. Zumindestens drei Seiten bestanden als Teil der Aurelianischen Stadtmauer fort und wurden abermals erhöht. Die Gesamtstärke der Mauer wuchs hierbei auf 2,30 m an. Durch Restaurierungsarbeiten der 30er- und 60er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts ist von den Zinnen kaum noch etwas erhalten. Die Baumaßnahmen lassen sich auch an anderen Stellen der Stadtmauer nachweisen und können Kaiser Honorius (weströmischer Kaiser von 395 – 423 n. Chr.) zugewiesen werden. Die Südseite des Lagers muss im Laufe der Zeit entweder zerstört oder aufgrund von Baufälligkeit eingestürzt sein. Der heutige Verlauf stimmt nicht mit der Ausbuchtung und die bauliche Ausführung nicht mit dem antiken Bestand überein, sie stammen aus dem Mittelalter. Weshalb es im Mittelalter zu dieser Abweichung des Mauerverlaufs kam, ist nur zu mutmaßen. Der Grundriss der castra praetoria war in tiberischer Zeit ein Rechteck (Abb. 27) mit abgerundeten Ecken und besaß, da man die Südmauer nicht genau festlegen kann, die oben genannte Fläche von 15,7 bis 16,72 ha.

Bei Baumaßnahmen für die Kaserne der päpstlichen Truppen, der caserma macao, in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. wurde auch im Bereich der castra praetoria Erdreich ausgehoben. Man stieß dabei auf Räume an der Innenseite der Mauer, Straßenpflaster und Bleirohre, die die Frischwasserversorgung des Lagers belegen. Bei der Umstrukturierung des gesamten Stadtviertels um 1870 begann die großflächige Zerstörung und Bebauung des Lagers. Dabei wurden bis zu 40 m der Nordmauer abgerissen und die Türme und Räume zerstört. Weitere Räume fielen beim Bau der Mannschaftsunterkünfte der caserma macao zum Opfer. Sowohl die Hauptachsen des Lagers als auch die Umgehungsstraße innerhalb des Lagers, die an den an die Umwehrung gebauten Räumen verlief, waren gepflastert. Die 3 m breiten Gassen zwischen den Mannschaftsunterkünften waren nicht gepflastert. Vor den Mannschaftsunterkünften verlief eine Portikus, sodass der gesamte Abstand zwischen den Gebäuden 8,50 m betrug. Diese Mannschaftsunterkünfte waren Doppelbaracken mit einer Ausdehnung von 76,65 × 12 m. Die normalerweise vorgelagerten Räume des Wohnbereiches fehlten, ebenso wie die Kopfbauten für die Centurionen, die sich normalerweise am Ende einer Mannschaftsbaracke befinden. Dafür weisen Reste von Treppenaufgängen darauf hin, dass diese Bauten mindestens zweistöckig waren. Insgesamt wurden 26 Mosaikfußböden nachgewiesen, die in den Mannschaftsbaracken und den Räumen entlang der Umfassungsmauer verliefen, die zusätzlich noch mit Malereien ausgestattet waren und mit Stuck verzierte Seitenwände besaßen. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um Kompositionen aus schwarz-weißen tesserae mit geometrischem Muster. Man fand aber auch künstlerisch aufwendigere Mosaike, wie eines mit grünen und gelben tesserae, das von einem Mäanderfries umgeben ist und Gladiatoren und einen von Säulen flankierten Krater darstellt. Auch eine Schwarz-Weiß-Darstellung einer Tierhetze und ein Mosaik, welches aus gelben und grünen tessarae besteht und eine Weiheinschrift an den Genius castrorum trägt, wurde gefunden. Sie werden heute im Museo Nazionale Romano, Terme di Diocleziano, aufbewahrt. Aber auch Mosaike mit Vögeln und Fischen kamen in den Mannschaftsunterkünften zutage. Die Wandmalereien der Mannschaftsunterkünfte sind heute nicht mehr erhalten. Es muss aber laut einem Reisebericht aus dem Jahr 1833 eine Wandmalerei mit Aphroditedarstellung in einem der Räume an der Umfassungsmauer gegeben haben. Ein weiterer großer Bau, dessen erhaltene Räume Ausmaße von bis zu 55 m2 aufwiesen, wurde in der Nordwestecke nachgewiesen. In einem Raum befand sich ein aufwendiges Mosaik mit Ranken- und einer Art Schachbrettmuster. Wohnbauten für Offiziere konnten bisher nicht lokalisiert werden. Das gilt insbesondere für die Tribunen und Kommandeure, was die Frage aufwirft, ob diese überhaupt im Lager untergebracht waren oder nicht doch außerhalb in ihren Privathäusern lebten. Es muss allerdings ein Stabsgebäude vorhanden gewesen sein. Die komplette Verwaltung der Einheit wird wohl kaum von außerhalb geführt worden sein; zumal uns Herodian von einem im Stabsraum aufbewahrten Fahnenheiligtum berichtet (Herodian 4, 4, 5). Eine Art sakraler Bereich entwickelte sich im westlichen Vorlagerareal mit zahlreichen Altären und kleinen Heiligtümern. In diesem Areal gab es zuvor schon ein Heiligtum der Minerva, wie ein Fund aus dem 19. Jh. belegt. Auch ein am Rande des campus gelegenes sacellum der dea Naenia ist uns überliefert. Neben zahlreichen Skulpturfunden wurden auch Weihedenkmäler für Mithras entdeckt.

In der Nähe des Lagers fand man auch Skulptur- und Architekturfragmente, die zu einem Bogenmonument gehören könnten, welches aufgrund des Baudekors stilistisch in die flavische Zeit passt. Daneben kamen zahlreiche Relieffragmente mit Abbildungen von tropea, vexilla und Kampfszenen ans Tageslicht, deren Figuren lebensgroß dargestellt waren. Ein vielleicht dazugehöriges Pfeilerfundament wurde allerdings im inneren Areal des Lagers entdeckt. Dies lässt darauf schließen, dass mit der Zeit die Fragmente außerhalb des Lagers zusammengetragen wurden. Ob sie wirklich zusammengehörten, konnte bisher nicht nachgewiesen werden.

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Litres'teki yayın tarihi:
22 aralık 2023
Hacim:
357 s. 62 illüstrasyon
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9783943904529
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